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Im Zuge der Umsetzung des Gemeindestrukturverbesserungsgesetzes wurden 1971 die Gemeinden Kohfidisch, Kirchfidisch, Badersdorf und Harmisch zur Großgemeinde Kohfidisch zusammengelegt, wobei Badersdorf seit 1993 wieder eigenständig ist.

Kohfidisch

  • 1221 Füzes
  • 1291 Fyuzes
  • 1496 Gyepfuzes
  • 1557 Koffyzes
  • 1697 Kofidesch, Kofidis
  • 1773 Kho Fidisz, Kho Füzes
  • 1808 Kho-Fidisch, Gyepü-Füzes
  • 1907 Gyepüfüzes

Füzes bedeutet  „reich an Weidenbäumen“, Es wurde im Deutschen zu Fidisch. Das ungarische Gyepü bedeutet Hag, Hecke, Gehege; dem entspricht im Deutschen Kho, Koh = Gehage.

 

Archäologie

Aus der Jungsteinzeit wurde ein Flachbeil gefunden.Schmelzöfen und Grabhügel , der Melenstein und ein Steinsarkophag aus der Römerzeit bezeugen die frühe Besiedlung. Im Stiegenhaus des Schlosses ist ein römischer Meilenstein aus der Zeit Kaiser Hadrians aufgestellt. Aus dem Jahre 1532 stammen 29 Stück Silbermünzen, die 1931 in einem kleinen Tongefäß gefunden wurden.

 

Mittelalter

Das Dorf gehörte zur Herrschaft der Ják (Wasserburger), der Ellerbacher und schließlich ab 1496 der Erdödy.

In den 1570er Jahren war das „Obere Fidisch“ laut Steuerkonskription total niedergebrannt (wahrscheinlich nach einem Dorfbrand)

1592 gab es 8 ¼  bestiftete ganze Bauernsessionen, 7 ¼ ganze Sessionen waren öde. Nach dem Urbar des Thomas Erdödy von 1513 gab es 24 bestiftete und 16 öde Höfe. Die bestifteten Höfe sind meist Viertel-Sessionen, unter den öden Höfen gibt es Viertel- und ganze Sessionen. Unter den bestifteten Höfen gab es solche von einer bis zu drei Ansässigkeiten. Diese sind zumeist in den Händen von wahrscheinlich erst zugewanderten walachischen  oder kroatischen Bauern. Es gab zwei Freisassen Einige wlachischen Einwohner dürften bei den Abgaben bevorzugt gewesen sein. Die meisten Einwohner waren aber auch weiterhin Deutsche. Die Aufsiedlung durch die Walachen/Kroaten war wahrscheinlich durch die Verwüstungen des Bocskai-Aufstandes  1605  und im Bethlen – Krieg notwendig geworden.

1669 gab es 32 Hofstellen, 16 davon noch immer öde. Alle haben die Größe von einer halben Session. Nn liegen auch größere Höfe mit einer 2 ½ und 1 Session, die wahrscheinlich Wlachen gehörten, sind öde. Einer ist weggezogen, zwei sind in herrschaftliche Dienste getreten, einer von ihnen als Drabant im Schloss. Zuzügler haben eine ganze Ansässigkeit übernommen, mit einem Freibrief der Erdödy.

Kohfidisch gehörte zur Herrschaft Eberau der Erdödy. Nach der Teilung der Herrschaft  entstand das Schloss an Stelle eines Wohnkastells. Der Bau des Schlosses im 18. Jahrhundert schloss ältere Bauteile ein. Der ebenerdige östliche Flügel stammt aus dem 16. Jahrhundert, um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der westliche Trakt errichtet. Der Haupttrakt wurde um 1730 errichtet. Als Baumeister wird der in Preßburg tätige Hillenbrand vermutet. Die einheitliche Fassade des Haupttraktes stammt aus ca. 1800. Die Schlosskapelle wurde um 1860 umgebaut.

 

Kalkbrennerei

(nach dem Text auf der Gemeinde - Internetseite)

Die erste und größere und wahrscheinlich umfangreichste Brennerei bestand bis vor rund 70 Jahren auf dem Hohensteinmaißberg - der in Wirklichkeit „Hoher-Stein-Maißberg" heißen sollte; denn so wurde er früher von der Bevölkerung genannt und auch so in den alten Landkarten eingetragen. Hier können mindestens fünf Ofenplätze nachgewiesen werden.

In der romantischen-überschwenglichen Beschreibung der Erdödy´schen Gutsherrschaft heißt es u. a.: „Ein besonderes Benefiz ist der blaue Marmorbruch, welcher zum Kalkbrennen verwendet wird, und den besten, schönsten Kalk liefert. Welche große Quantitäten des weißesten und reinsten Kalkes hat diese Kalkbrennerei schon zu den großen Bauführungen dieser Herrschaft gegeben; es wurde aber auch viel von diesem Kalke verkauft. Zum Bau des Comitats-Hauses in Steinamanger im Jahre 1820 ließ der Graf 1000 Metzen Kalk als ein patriotisches Offert verabfolgen. Der Marmorberg ist von solcher Ergiebigkeit, dass diese Kalkbrennerei noch für die Nachkommen eine Quelle des Nutzens sein wird."

Eine weitere Kalkbrennerei war in Kohfidisch am rechten Eingang zum Georgshof. Durch die Größe der Abbaufläche kann auf einen vieljährigen Betrieb geschlossen werden. Die kroatischen Einwohner von Harmisch dürften sich noch frühzeitig nach ihrer Ansiedlung im Jahre 1680 vornehmlich mit der Kalk- und Holzkohlenbrennerei beschäftigt haben, da die Landwirtschaft völlig vernachlässigt wurde. In dem „Lexikon von Ungarn" aus dem Jahre 1786 heißt es bezüglich Harmisch: „Die Einwohner nähren sich meist von Kalkbrennen, den sie häufig nach Stein am Anger, Körmed und Rechnitz verführen.

Da der Kalkstein bei dem Harmischer „Alten Steinbruch" völlig abgebaut wurde, erlosch hier in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Kalkbrennerei.
Aus Unterlagen und Überlieferungen weiß man, dass die Harmischer Kalkbrenner ihren Kalk in östlich und die Kirchfidischer in westlich gelegene Gemeinden verkauften.
Dass die Kalkbrennerei hier schon in uralter Zeit betrieben worden ist, kann aus den mit Mörtelputz versehenen Grabkammern in frühgeschichtlichen Hügelgräbern von Kirchfidisch und Umgebung geschlossen werden“.

 

Kirchfidisch

  • 1221 Füzes
  • 1496 Egyhazasfyzes
  • 1557 Kyryfyzes
  • 1697 Füzes seu Kerfides
  • 1808 Kirch – Fidisch, Egyh´zas- Füzes
  • 1856 Kirch-Fidisch
  • 1907 Egyházasfüzes
  • Füzes bedeutet  „reich an Weidenbäumen“, Es wurde im Deutschen zu Fidisch. Kirchfidisch diente der Unterscheidung von Kohfidisch.

Der im Schlosspark gefundene und aus der Regierungszeit Kaiser Hadrians stammende Meilenstein trägt die (ergänzte) Inschrift: ( Imperatori) Caes(ari) Divi Traiani Parthic(i) fili(us) d(ivi)Nervae nep(os) (traiani)  -us Had®ianua , pontifex (ma)x(imus) trib(uniciae) pot(estatis) XVI p(ater) p(patriae) a Savar(ia) …m(ilia) p(assum).

Gräfin Jenny Palffy geb. Erdödy aus Kohfidisch ließ 1928 einen römischen Grabhügel öffnen. Gefunden wurde eine ausgemauerte Grabkammer, der Boden mit einer dünnen Mörtelschicht, an der Wand die Köpfe zweier weiblicher Figuren, Spinnwirtel, Öllampe, Gefäßbruchstücke, Glasgefäß, eine große Urne und Leichenbrand. In einem weiteren Hügel fand man ebenfalls eine 80 cm hohe gemauerte Kammer, einen Henkeltopf, Tonschüssel, Glasgefäße.

In der Grenzbeschreibung von 1221 heißt es, dass die Genze „super montem prope Füzes“, also über einen Bergin der Nähe des Ortes Fidisch verläuft.

1283 bestätigte König Ladislaus IV. den Wasserburgern (Jakern)  die Schenkung seines Großvaters Bela IV. von mehreren Dörfern, darunter auch Fidisch. 1297 tauschte König Andreas III. die Herrschaft mit Fisisch gegen Karlburg, Ragendorf und andere besitzungen der Hederiche (Hedervary) im Komitat Wieselburg. 1369 wurde Fidisch an Benedikt von Burg (Ovár) verpfändet, wahrscheinlich schon  von den Ellerbachern, den neuen Herrn von Eberau. 1496 werden in der Übertragungsurkunde von Eberau an Thomas Bakacs (Erdödy) die beiden Orte Kirchfidisch (Egyházasfüzes) und Kohfidisch (Gyepüfüzes) genannt.

Unter Georg Zrinyi hat wahrscheinlich auch die Reformation in Kirchfidisch Fuß gefasst. 1614 wurde der reformierte Pfarrer Andreas von Kirchfidisch von der kalvinistischen Synode in Köveskut wegen Trunkenheit, Ungehorsam und unehrbietigen Benehmens abgesetzt.

1592 gab es in Kirchfidisch 7  1/3 bestiftete Sessionen, 5 ¼ öde Sessionen, einen sehr großen Fischteich, eine aus Stein gebaute Kirche mit Turm, Weingärten am Tschaterberg und Kotzberg, mit 350 Eimern an Bergrechtseinnahmen für die Herrschaft, drei herrschaftliche Weingärten, eine Mautstelle und einen Meierhof. Um 1600 verpfändete Graf Georg Zrinyi die beiden Fidische gegen ein Darlehen von 3000 Gulden an den Adeligen Martin Rarrodi, um mit dem Geld Deutsch Schützen rücklösen zu können.

Nach dem Urbar des Grafen Thomas Erdödy von 1613 gab es 23 bestiftete und 18 öde Höfe. 22 Höfe hatten je eine Viertelsession , einer eine ¾ -Session. Die Familiennamen sind ausschließlich deutsch. . Zu  den Viertelansässigkeiten gehörten 2 Joch Acker, 1 ½ Joch Wiesen, 2 Joch Rodungsgründe und meist auch Weingärten am Tschaterberg.

Nach einem Urbar von 1669 gab es 17 bestiftete und 16 öde Höfe, eine Kirche und ein Pfarrhaus und eine Schule, aber keinen Pfarrer. Die Kirchengemeinde gehörte  zu Mischendorf.Im Ortsgebiet bestanden einige Kalköfen. 1688 bestanden 22 bestiftete und 19 öde Höfe. Die bestifteten Höfe waren Viertelsessionen. Die öden Höfe waren ¾  oder ganze Ansässigkeiten. In den 1690er Jahren gab es nur mehr 12 bestiftete und 30 öde Höfe mit je einer halben Ansässigkeit. Die Robotleistung war seit 1669 auf das Doppelte, von einem auf zwei Wochentage, erhöht worden.

Die Visitation von 1697 verzeichnete die Kirche auf einem Hügel außerhalb des Ortes. Die Pfarre war anscheinend seit der Gegenreformation aufgelassen. Sie gehörte damals zu Mischendorf. Im Ort bestand aber eine Schule. 1740 wurde die Kirche gründlich renoviert und offenbar vergrößert.

1744 gab es 31 Bauern, 12 Söllner und 5 Hulden. 1857 bestanden 12 ganze Sessionen  und 31 Häusler, Die Grundablöse scheint ohne Probleme vor sich gegangen zu sein.

1794 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut und 1797 wieder eine Pfarre eingerichtet. Kohfidisch und Badersdorf gehörten zur Pfarre. Die Schule wurde auch von den Kindern aus Kohfidisch besucht. 1800 brannte die Schule ab und es wurde eine neue Schule gebaut. 1908 wurde die Schule zweiklassig geführt.

 

Bevölkerungsentwicklung

  • 1833 hatte das Dorf 409 Einwohner;
  • 1843: 370
  • 1863: 458
  • 1880: 492
  • 1890: 514
  • 1900: 613
  • 1910: 571
  • 1923: 528
  • 1934: 519 – davon 254 in der Landwirtschaft, 170 in Gewerbe und Industrie.
  • 1951 wurden 485 Einwohner gezählt, davon 318 in der Landwirtschaft, 106 in Gewerbe und Industrie. 
  • 1961 waren noch 159 Personen der Landwirtschaft zuzuzählen, hingegen schon die Mehrheit von 224 Personen dem Gwerbe und der Industrie, Der große Strukturwandel begann auch in Kirchfidisch. Immer mehr Familien gaben die Landwirtschaft als Haupterwerbszweig aufzugeben, immer mehr Einwohner wurden zunächst Wochenpendler, mit zunehmender Verkehrserschließung Tagespendler in Dienstleistungsberufen.
  • Heute – 2023 – hat das Dorf 395 Einwohner.

Harmisch

Der deutsche Ortsname wird vom ungarischen Wort horminc  (Dreißigst – Zoll) abeleitet, der unagrische Name dürfte auf várda (Wache) zürückzuführen sein. Davon wurde das kroatische Vardes abgeleitet. (1773 Hovardos, Harmis; 1786 Owardosch, Harmisch).

Es könnte sein, daß das 1221 erwähnte Dorf Heborginji die Vorgängersiedlung war. Doch fehlen dafür urkundliche Belege. Noch im Spätmittelalter fiel das Dorf wüst. Erst 1592 taucht Howardos als zur Eberauer Herrschaft der Zrinyi gehörendes Dorf auf. Es wurde als kroatische Neusiedlung angelegt. 1592 hatte das Dorf 6 ½ Bauernsessionen und 3 öde Sessionen. Im Urbar von 1613 scheinen mit einer Ausnahme nur kroatische Familiennamen auf. Sie bewirtschafteten 18 halbe und 8 Viertelsessionen, zwei halbe und eine Viertelsession lagen öde.

Am westlich von Harmisch gelegenen Hohensteinmaißberg wurde bereits vor der Gründung des Ortes Kalkstein abgebaut, gebrannt und als Baustoff ins Umland geliefert.  1851 hatte Harmisch 194 Einwohner, im Jahre 1910 waren es 192.

 

Bevölkerungsentwicklung

1851 hatte das Dorf 194. 1910 192 Einwohner. Stark verändert hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts die ethnisch-sprachliche Situation Die Volkszählungen 1900 und 1920 weisen noch eine kroatische Mehrheit von 63,5 % bzw. 62,4 % aus. 1910 bezeichneten sich 59 von 192 Einwohner als Kroaten. 1923 waren 63 von 179 Einwohnern Kroaten. Im Jahr 1951 taucht  letztmals eine kroatische Minderheit in den Statistiken auf (1,5 %). Gemäß den Volkszählungen ab 1961 ist der kroatische Bevölkerungsanteil vollständig bzw. fast gänzlich assimiliert (2001: 0,7 %).

Die sozialökonomische Entwicklung zeigt in allen drei Ortsteilen die für viele südburgenländische Gemeinden typische Tendenz: Rückgang der Landwirtschaft auf nur wenige Vollerwerbsbetriebe, Abnahme auch der ZU- und Nebenerwerbsbetriebe und Aufnahme von Beschäftigungen zunächst im Baugewerbe als Wochenpendler und in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich in Dienstleistungsberufen, als Tagespendler vermehrt in das regionale Zentrum Oberwart.

 

Gesamtgemeinde

Bevölkerungsentwicklung

Die Gesamtgemeinde zeigt eine für südburgenländische Vehältnisse erstaunliche Kontinuität auf, was besonders auf den Hauptort Kohfidisch zutrifft. Zwar zeigt sich wie üblich um die Jahrhundertwende ein Höchststand von 1746 Einwohnern. Der Rückgang in der Zwischenkriegszeit war aber weniger ausgeprägt Eine leichte Zunahme in den 1960er und 1970er Jahren ist einer leichten Abnahme in den letzten Jahrzehnten gewichen.

 

Politische Entwicklung der Gesamtgemeinde

Nach den Wahlen von 1997 und 2002 hatte die SPÖ mit 11 Mandaten einen geringen Vorsprung vor der ÖVP mit 8 Mandaten, den sie 2007 und 2012 auf  11 bzw, 12 Mandate ausbauen konnte. 2017 erreichten beide Parteien je 9 Mandate. 2022 war der Mandatsstand wieder 11 . 8 zugunsten der ÖVP. Die FPÖ erreichte 2012 und 2017 je ein Mandat. 

Von 1989 bis 2007  war Willibald Gabriel von der SPÖ Bürgermeister.  2007 wurde Norbert Sulyok von der ÖVP  mit 58,68 %  der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Er konnte sich mit großer Mehrheit 2012 und mit knappem Abstand auch 2017 behaupten.

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Quellen

  • Loibersbeck, Josef: Von Badersdorf  Bis Oberdorf. In: Volk und Heimat 1964 (Fortsetzungen)

  • Loibersbecck Josef Kirch- und Kohfidisch. Volk und Heimat 1955, Nr.7 f.