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  • 1221 Poszcitz
  • 1244 Poschen
  • 1349 Pesen
  • 1461 Pezen
  • 1532 Pottostarf
  • 1540 Battastorf, Pattensdorf
  • 1564 Pöszön
  • 1652 Padersdorf
  • 1773 Padersdorf, Pösöny
  • 1856 Badersdorf

Die Herkunft des Ortsnamens ist unklar. Die Erstnennung könnte slawischen Ursprungs sein, Poschen hingegen deutet auf deutschen Ursprung, abgeleitet vom Namen Bosch oder auch Botho.

Badersdorf wurde 1971 mit Kirchfidisch, Kohfidisch und Harmisch zur Gemeinde Kohfidisch zusamengeschlossen, trennte sich davon aber wieder 1993 und ist heute eine selbständige Gemeinde.

 

Urgeschichte

Badersdorf liegt im Bereich der ausgedehnten hallstattzeitlichen Hügelgräberfelder mit Schwerpunkt in Schandorf. Im Badersdorfer Urbarialwald wurden 30 Hügelgräber gezählt. 1925 wurden zwei Hügelgräber ausgegraben. Beide enthielten Grabkammern aus Trockensteinmauern und Keramikstücke. An der Grenze zu Kohfidisch liegen zahlreiche Pingen und Eisenschschmelzöfen. Eisenschlackenfunde sind schon seit 1875 bekannt.

Literatur: Kaus Karl, Lagerstätten und Produktionszentren des Ferrum Noricum. In: Burgenland – Archäologie und Landeskunde. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 114, Eisenstadt 2006

 

Mittelalter

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1221 in der Schenkungsurkunde des Stephan von Ják aus dem Geschlecht der Wasserburger an St. Gotthard – Pernau. In der Grenzbeschreibung der Schenkung wird „Poszitcz“genannt.

In einer Urkunde von 1455 schenkt König Ladislaus V. Burg und Herrschaft Burg (Ovár) dem Andreas Baumkircher. In der Aufzählung der zur Burg gehörenden Orte werden „utraque Pwsen“, also zwei Badersdorf, genannt. Über ein zweites Badersdorf, das anscheinend wüst fiel, ist sonst nichts bekannt. Es könnte eines der bekannten „Doppeldörfer“ – eine Siedlung der kleinadeligen Grenzwächter und eine Bauernsiedlung -  gewesen sein oder auch nur eine Kleinsiedlung um einen Meierhof.

Bela IV. übergab 1244 das Gebiet von Burg an die Csém. Unter den Besitzungen wurde auch „Poschen“, also Badersdorf, genannt. Zur Herrschaft Burg gehörte der Ort noch im 14. Jahrhundert. Nach dem Übergang an Andreas Baumkircher 1455 wurde die Herrschaft Burg der Herrschaft Schlaining eingegliedert.

 

Neuzeit

Im Urbar der Herrschaft Schlaining von 1532 werden in Pottostorff 9 bestiftete halbe Höfe und 3 öde Höfe aufgezählt. In einem Urbar des Longinus von Polheim wird bereits eine Mühle erwähnt.

1540 kam Badersdorf mit der Herrschaft Schlaining an die Batthyany. Graf Paul Batthyany überließ Andreas Enyedi, den Vormund für deine Kinder Franz und Siegmund, Badersdorf zur Nutznießung.  In den Batthyany - Urbaren von 1568 und 1648 zeigt sich eine deutliche Erhöhung der Einwohnerzahl auf 49 Familien. Die Einwohner waren Deutsche.

1720 gab es 46 deutsche Untertanen, 1744 41 Bauern, 7 Söllner, einen Hulden und einen Leinweber.

Laut Maria-Thersianischem Urbar von 1767 gab es 40 Bauern – 6 mit einer Halbe, 11 mit einer Dreiachtel-, 14 mit einer Viertel- und 9 mit einer Achtelsession, dazu 4 Söllner mit Haus und 6 Hulden.

Der Badersdorfer Urbarialprozess zur Grundablöse begann 1857 und wurde 1864 mit einem Vergleich abgeschlossen. Nach dem Urbarialvergleich gab es 41 Bauern, zumeist mit einer Viertelansässigkeit. Von den 368 Joch Rottgründen musste ein Drittel an den Grundherrn abgetreten werden.1877/78 wurde die Hutweide aufgeteilt.

Im Ersten Weltkrieg hatte das Dorf 17 Gefallene oder Vermisste zu beklagen, im Zweiten Weltkrieg waren es 31 Männer.

 

Zeitgeschichte

1938 schied das Dorf aus der Verwaltungsgemeinschaft Mischendorf aus und wurde mit Kohfidisch, Kirchfidisch und Harmisch zu einer neuen Verwaltungsgemeinschaft. 1939 stimmten alle Einwohner für den Anschluss an Deutschland. 1941 wurde erstmals die Dorfstraße aufgeschottert, 1945/46 wurde der Güterweg von Kotezicken nach Großpetersdorf gebaut, 1944/45 erfolgte die Elektrifizierung.

Vom 4. Bis 12. April 1945 lag das Dorf im Bereich der Front. 2 Gebäude wurden vollständig zerstört. 8 Wohn- bzw. Wirtschaftsgebäude schwer beschädigt. Während der Kämpfe wurde eine Person getötet, ein Mann wurde von einem Besatzungssoldaten so schwer verletzt, dass er daran starb. Drei Kinder wurdn durch Minenexplosionen getötet, drei schwer verletzt. Nach der Besetzung des Dorfes kam es zu den üblichen Plünderungen und Übergriffen, der Viehbestand wurde fast vollständig requiriert. Bis zum Abzug der Russen aus dem Dorf im Juni 1946 wurde die Bevölkerung weiter drangsaliert.

Im Wiederaufbau mussten zunächst die zerstörten Häuser renoviert werden. 1946 bis 1949 wurde ein Gemeindehaus gebaut und drei Brücken errichtet. 1952 wurde der Weg von Kotezicken nach Woppendorf als Landesstraße übernommen. 1958 erhielt die Straße einen Belag, 1961 wurde die Milchsammelstelle errichtet. 1963 begann der Kanalbau, 1966 der Bau der Ortswasserleitung. 1966 wurde die zweiklassige Volksschule aufgelassen.  In der Zwischenkriegszeit gab es noch einige Handwerksbetriebe, 3 Schuster, 1 Maurermeister, 1 Zimmerermeister, 1 Schmied, 1962 nur mehr zwei Gastwirte, einen Kaufmann, ein Taxiunternehmen und den Steinbruch. Die wirtschaftliche Situation war katastrophal, so dass  Aus- und Abwanderung wieder einsetzten.

Nach dem Zusammenschluss 1971 wurde der Güterweg nach Badersdorf asphaltiert. Ein wichtiger Arbeitgeber wurde die Saniped in Großpetersdorf. 1977 bis 1979 wurde die Leichenhalle gebaut und im Zuge der Kommassierung ein Sportplatz geschaffen.1991 wurde eine Pinkabrücke gebaut.

Ab 1.1.1993 war Badersdorf wieder selbständige Gemeinde. Bürgermeister wurde Franz Heiden von der ÖVP, die im Gemeinderat 7 Mandate erhielt. Die SPÖ bekam 4 Mandate. Die Infrastruktur wurde nun verstärkt ausgebaut, ab 1993 die Ortskanalisation. Das alte Gemeindehaus wurde umgebaut. 1996 trat das Dorf dem Wasserleitungsverband Süd bei. 1999 wurde mit dem Bau eines neuen Gemeindehauses begonnen, das 2001 eingeweiht wurde. 2003 wurde die Verwaltungsgemeinschaft mit Kohfidisch aufgelöst. Hohe finanzielle Mittel erforderte der Straßen- und Güterwegebau.

Die Siedlungsentwicklung weist eine Besonderheit auf. Abseits des Dorfes entstand ein völlig neuer Ortsteil, die „Feldhäuser“. 1886 bis 1899 entstanden dort erste neue Häuser. Die größte Ausdehnung der Einfamilienhaussiedlung wurde aber erst erreicht, nachdem das Dorf wieder selbständig geworden war. Die Gemeinde kaufte Baugrund auf und schuf 11, im Jahre 2000 weitere 11 Bauplätze. Heute stehen dort 34 Einfamilienhäuser und eine Wohnhausanlage. Ein Drittel der Ortsbevölkerung lebt in diesem Ortsteil.

 

Wirtschaft

Die sozialökonomische Entwicklung weist die für viele südburgenländische Gemeinden typische Entwicklung auf. Der Strukturwandel setzte in den 1950er Jahren ein und beschleunigte sich besonders in den 1970er und 1980er Jahren. Das Dorf wurde zum Pendlerdorf, wobei die meisten Männer als Wochenpendler in den Zentralräumen arbeiteten. Die Landwirtschaft verlor stark an Bedeutung. Viele Betriebe gaben auf. 2010 gab es nur mehr 4 Vollerwerbsbetriebe und 10 Zu- und Nebenerwerbsbetriebe. 1971 bis 1977 wurde der Ort kommassiert, die wenigen Vollerwerbsbetriebe versuchen durch Zupachtungen zu überleben. Der Weinbau spielte früher eine wichtige Rolle. Die Badersdorfer haben ihre Weingärten am Eisenberg und am Csaterberg. 2009 bewirtschafteten 17 Familien aus Badersdorf 12,76 ha. Nur zwei Betriebe haben größere Rebflächen. Seit 1978 bestehen große Fischteiche. Von einiger Bedeutung waren und sind die Steinbrüche. Aus dem Schotterverkauf zieht das Dorf einige Einnahmen. Schon im 19. Jahrhundert wurden für den Kirchenbau Steine gebrochen. Seit den 1930er Jahren erfolgte der gewerbsmäßige Abbau. 1942 wurde für den Straßenbau Schotter gewonnen. In den 1950er Jahren wurde der Abbau wieder aufgenommen, der rein händische Abbau modernisiert. Ende der 1970er Jahre wurden 100 000 t abgebaut, in den 1990er Jahren stieg der Abbau auf 300 000 – 400 000 t. Abgebaut werden hauptsächlich Serpentine und Grünschiefer. Die Steinbrüche sind reich an seltenen Mineralien und werden von Sammlern gerne aufgesucht. Das Dorf hatte unter Lärm- und Staubbelästigungen zu leiden, sodass eine neue Zufahrtstraße angelegt werden musste.

Seit dem 16. Jahrhundert ist eine Mühle bezeugt. Die Mühle war bis etwa 1950 im Besitz der Erdödx – Gutsverwaltung in Kohfidisch. Sie wurde als Elektrizitätswerk betrieben und lieferte den Strom für das Schloss und die Mühle in Kohfidisch. Im Jahre 1940 brannte die Mühle ab, ihr Betreiber kam dabei ums Leben. Sie wurde wieder aufgebaut und eine Dampfturbine installiert. Seit 1950 ist sie in Privatbesitz. Die Stromerzeugung wurde eingestellt.

Im Dorf bestanden früher die üblichen Kleingewerbebetriebe für die lokale Versorgung. Auffallend ist nur die größere Zahl von Steinbruchbetreibern; Greißlerei und ein Wirtshaus wurden stillgelegt. Es besteht noch ein Gasthaus. Landesweit bekannt ist die Konditorei der Aloisia Bischof (Aloisias Mehlspeiskuchl) die eine größere Zahl an Frauen beschäftigt.

Trotz der Kleinheit des Ortes besteht ein reges Vereinsleben: Feuerwehr, Sportverein, Kirchenchor, Kultur- und Heimatverein. In jüngster Zeit hofft man auf „sanften Tourismus“.

 

Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung von Badersdorf weist die für viele südburgenländische Gemeinden üblichen Merkmale auf: starker Anstieg der Einwohnerzahl bis zur Jahrhundertwende. Eine Höchstzahl an Einwohnern war 1900 mit 499 Personen erreicht. Damit war das Dorf mit seiner kleinstrukturierten Landwirtschaft stark überbevölkert. Seither ist die Bevölkerungszahl ständig im Absinken: 1923 447 Einwohner, 1934: 434, 1951: 395 und 1981 323 Einwohner. Für kurze Zeit gelang eine Stabilisierung, sank dann aber weiter ab auf 304 Einwohner 2010. Die Amerikawanderung setzte schon in den 1890er Jahren ein. Die große Auswanderungswelle kam 1922/23. Insgesamt haben mindestens 65 Personen das Dorf verlassen. Die Verbindung zur Heimat blieb aber vielfach aufrecht. 1906 etwa ließen die Auswanderer ein „Amerikanerkreuz“ errichten und leisteten auch Beiträge zum Kriegerdenkmal. Die sinkende Einwohnerzahl und die Überalterung ist heute das größte Problem des Ortes. Die Gemeinde versucht, mit neuen Bauplätzen und Wohnhäusern gegenzusteuern  Positiv wirken sich die intakten dörflichen sozialen Strukturen aus.

 

Politische Entwicklung

In der Zwischenkriegszeit dominierte die Christlichsoziale Partei. In der Nachkriegszeit erstarkte vorübergehend die Sozialdemokratie. In jüngster Zeit dominiert wieder die ÖVP, die mit Franz Heiden lange Zeit den Bürgermeister stellte. Im Gemeinderat hat die SPÖ zwischen zwei und drei Mandate, lediglich 2002 kam sie auf 4 Mandate. Bürgermeister ist seit 2017 Daniel Ziniel von der ÖVP.

 

Kirche und Schule

Badersdorf gehörte zur „Urpfarre“ Großpetersdorf, ab etwa 1520 wahrscheinlich zur Pfarre Mischendorf. 1797 wurden Kirchfidisch, Kohfidisch  und Badersdorf als Filiale von Mischendorf abgetrennt.

Die kirchliche Zugehörigkeit im ausgehenden 16. Und 17. Jahrhundert ist nicht ganz geklärt. Anscheindend war Badersdorf eine Filiale von Hannersdorf. Lutherische, zumeist aber reformierte Pfarrer gab es von 1570 bis 1659 in den benachbarten Orten Burg und Hannersdorf. Unter ihnen waren einige bemerkenswerte Persönlichkiten. Andreas Artner 1616 – 1619 war katholischer Pfarrer, der zum Kalvinismus übertrat. Auch Wilhelm Fromm  und Samuel Fronholz waren Kalviner. Matthias Müllner, von 1624 bis 1629 als Pfarrer bezeugt, war Schudirektor in Schlaining und später Senior in Güns. Als letzter Pfarrer in Hannersdorf ist 1652 Johann Fodran bezeugt. In Burg wirkte Johann Summerauer, zuvor Pastor von Pilgersdorf und Kukmirn. Martin Schwab war 1649/50 Prädikant, dann in Stoob, wo er 1671 von Graf Franz Kery vertrieben wurde.  Als letzte evangelischer Pfarrer ist Andreas Pinter bezeugt. Hannersdorf betreute er als Filiale.

1696 gehörte Peszen zu Potersdorf jedenfalls zur Pfarre Hannersdorf, wo auch die Schule für die Kinder bestand. In der großen Kirchengemeinde Hannersdorf  mit sechs Filialen gab es 729 Katholiken und  801 Protestanten. Auch nach der Konversion der Batthyany zum Katholizismus konnten sich die Evangelischen trotz der Vertreibung ihrer Pfarrer noch lange behaupten. Noch 1713 hieß es, die Pfarrkinder sind meist verderbte Häretiker, die ihrem Pfarrer gegenüber gewalttätig sind. Die Kirche ist kahl, öde und unsauber. Dass die Badersdorfer katholisch blieben oder nach Einsetzen der Gegenreformation sofort wieder katholisch wurden ist angesichts der Verhältnisse in Hannersdorf  zu bezweifeln.

1797 wurde Badersdorf der neuen Pfarre Kirchfidisch angeschlossen, 1779 ist erstmals eine strohgedeckte hölzerne Kapelle bezeugt, 1807 eine steinerne Kapelle. 1836 wird eine Kapelle aus Stein und Ziegeln erwähnt. 1852 wurde dann eine Kirche gebaut. Badersdorf wurde eine Expositur als Lokalseelsorgestelle. Ein neuer Pfarrhof wurde gebaut. Ab 1949 gab es einen Pfarrvikar mit Sitz in Badersdorf. Das Dorf gehört zum Pfarrverband Kirchfidisch – Mischendorf – Hannersdorf.

Laut der Visitation von 1836 errichtete in Badersdorf ein Lehrer, wahrscheinlich in einem eigenen Holzhaus. Die Liste der Lehrer ist seither belegt. Unbekannt ist, wann ein Schulhaus gebaut wurde. 1856 erfolgte jedenfalls eine Erweiterung. 1920 wurde ein neues Schulhaus gebaut. 1966 wurde die Volksschule aufgelassen, die Kinder besuchten nun die zweiklassige Volksschule in Kotezicken, ab 1872/73 wurde das Dorf in den Schulsprengel Kohfidisch eingegliedert.

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Quellen

  • 790 Jahre Badersdorf. Badersdorf 2011