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Ortsteile sind Heiligenbrunn, Deutsch Bieling, Hagensdorf, Luising und Reinersdorf

Heiligenbrunn

  • 1198 sacer fons
  • 1255 Szentkut
  • 1340 Zentkut
  • 1482 Zentkuth
  • 1697 Szentkut seu Hailigiprunt
  • 1773 Heilig Brun, Sz.Kuth
  • 1856 Heiligenbrunn
Eine deutsche Besiedlung schon in der Karolingerzeit wird vermutet. In der ältesten Urkunde von 1198 bestätigt König Emmerich den Zisterziensern von St. Gotthard Schenkungen, die schon unter König Bela III. gemacht worden waren, darunter auch Besitzungen in Heiligenbrunn: „…um denselben Heiligenbrunn, nämlich im Gebiet der neuen Burg (Burg Güssing) besitzen die Zisterzienser Weingärten, welche die oftgenannten Brüder mit Einwilligung unseres Vaters, des gleichen Königs Bela, teils von den unten angeführten Personen, teils als Almosen erhalten haben. Deren Namen sind: Petrus, der Priester Jakob,Eurhardus, Gerolt, Lipoldus, Wiker, Otto, Gerolt, Henrikus, Beroldus, Wlter (Wolfer), Tym.“

1255 verlieh König Bela IV. das ihm vom Raaber Domherrn Werenhart schon bei dessen Lebzeiten überlassene Gut Heiligenbrunn mit fünf Dörfern dessen Verwandten Herrand, Sohn des Dionysius, für seine Verdienste bei Kriegszügen in Österreich, Mähren und Steiermark.Herand stammte aus dem Geschlecht der Hedervary (Güssinger). Die fünf Dörfer waren Szentkut, Merharth, Sumbotfuloa, Wydolua und Pincua. Pater Gratian Leser glaubte in Dumbotfuloa Sumetendorf, in den anderen Reinersdorf, Bieling und Strem zu erkennen. Urkundlich erscheinen  Reinersdorf aber erst 1406 als Salmar, Dt. Bieling 1575 und Strem 1445 auf. Heiligenbrunn könnte das Zentrum des „Stremer Distrikts“ gewesen sein, der bis Anfang des 16. Jahrhunderts im Besitz der Hedervary blieb.

Auch die Herrschaft Eberau gelangte 1297 durch Tausch in den Besitz der Hdervary, wurde dann aber den Ellerbachern übertragen.

1339 verkauften Johannes und sein Vater Doroszlaus von Rum Besitzanteile an einem Weinberg in Heiligenbrunn an ihre Verwandten. Einen weiteren Weingarten behielten sie.

In der Baumkircherfehde stellte sich Berthold II. auf die Seite des Mattthias Corvinus und wurde dafür 1464 mit den Ärareinkünften der Gemeinden Körmend, Strem, Sumetendorf, Heiligenbrunn, Moschendorf, Dt. Bieling u.a. beschenkt. Der Distrikt Strem war über einige Jahre im Besitz der Ellerbacher. Die Söhne Bertholds II. verschenkten einen Teil ihres Besitzes, darunter auch Hagensdorf und Luising, an die umliegenden Klöster. 1482 übergaben sie die Kirche vom Hagensdorf den Paulinern mit der Hälfte des Gemeindegebietes und der Mühle an der Strem. 1496 befanden sich Güter der Hedervary, neben Strem und Moschendorf auch Heiligenbrunn, Deutsch Bieling und Reinesdorf als Pfand in den Händen der Ellerbacher. Reinersdorf wird als Zsálmán erstmals urkundlich erwähnt.

Mit dem Übergang der Herrschaft Eberau an die Erdödy 1496 kamen auch Teile von Hagensdorf und Luising an diese.

1500 verpfändete Franz Hedervary sämtliche Güter, darunter auch Heiligenbrunn, Reinersdorf, Deutsch Bieling u.a. um 20 000 Goldgulden an Stefan Rozgony. 1525 fielen nach einem Hochverratsprozess die Herrschaften der Hedervary an die Krone. Die Ansprüche der Katharina Roszgony wurden abgewiesen. 1524 schenkte König Ludwig II. die Güter seinem Getreuen Franz Batthyany. Einen Teil des Dorfes Heiligenbrunn, den die Ujlaky erworben hatten, erhielten die Batthyany als Schenkung.

Laut dem Urbar von 1576 gab es in Heiligenbrunn 10 ganze und 17 halbe Sessionen und 3 Söllner. Eine Frau Gyurkó Nemeth hate eine ganze freie Ansässigkeit.  1588 12 ganze und 11 halbe Sessionen und zwei Söllnerhäuser. Der Schaffer Menkli Smid hatte eine ganze freie Session. Diese Familie konnte ihre Freiheit bis zum Ende des 17. Jahrhunderts bewahren. Nach dem Urbar von 1634 wurden in Heiligenbrunn eine ganze, 9 halbe, 19 Viertel- drei ein Fünftel Sessionen – eine halbe und 7 Viertelsessionen waren verfallen – wohl noch eine Folge des Bocskai-Aufstandes. In Deutsch Bieling gab es 8 öde Häuser. 1648 wurden 43 Häuser, darunter zwei Halterhäuser, gezählt.

Bei der Teilung von 1662 kam Heiligenbrunn an Paul Batthyany von der jüngeren Linie- 1676 wurden 10 Dreiviertel- und Zweidrittelsessionen, zwei halbe Sessionen erfasst. Zwei Sessionen waren befreit und eine lag öde.

In der Zeit der Reformation waren in Heiligenbrunn evangelische Pfarrer tätig, etwa Christoph Summerauer 1619, und 1624  Ernhold Graul, mit dem es Probleme gab. Er wurde wegen Trunksucht verurteilt. Auf einer Synode in Papa 1629 wurde Heiligenbrunn noch als evangelische Gemeinde aufgezählt. 1634 wurde auf Befehl des zum Katholizismus konvertierten Adam Batthyany auch der evangelische Pfarrer von Heiligenbrunn vertrieben.

Die Belastungen stiegen im 18. Jahrhundert stark an, sowohl in den Dörfern der Batthyany wie auch in der Herrschaft Eberau. Nach dem Urbar von 1714 und 1717 waren für eine ganze Ansässigkeit 6 Gulden 25 Kreuzer zu leisten, bis zu 40 Fuhren zu absolvieren und dazu zahlreiche Naturalabgaben zu geben. Die Herrschaftsfelder in Heiligenbrunn mussten bearbeitet werden. 1744 gab es in Heiligenbrunn 25 Bauern und 5 Söllner, in Deutsch Bieling 11 Bauern und 2 Bauernwitwen. Dort war der Weinbau wichtig, wobei viele Weingartenbesitzer auch von auswärts kamen, besonders aus Hagensdorf und Luising. In Hagensdorf gab es 1744 39 Bauern und 5 Söllner, in Luising 34 Bauern und 3 Söllner, in Kroatisch Reinersdorf 11 Bauern, in Deutsch Reinersdorf 8 Bauern.

Angesichts der hohen Belastungen, besonders durch Robot und die gefürchteten „weiten Fuhren“, herrschte im gesamten Gebiet des heutigen Südburgenlandes eine explosive Stimmung mit Robot- und Abgabenverweigerung und offener Auflehnung. 1766 stellte der Stuhlrichter fest, dass in Heiligenbrunn, Hagensdorf, Reinersdorf und Deutsch Bieling unter den Bauern eine „höchst revolutionäre“ Stimmung herrschte. Nur Luising war „friedlich“.

Mit der Einführung des Maria-Theresianischen Urbars 1766 entspannte sich die Situation. Vor allem im Hinblick auf das Ausmaß der Robot war nun für die Bauern größere Rechtssicherheit gegeben. In Heiligenbrunn mussten zum Beispiel für eine halbe Ansässigkeit 24 Tage Zugrobot,der jährliche Zins von 1 Gulden, das Neuntel von 1 Gulden 80 Kreuzer geleistet werden. Dazu kamen an Abgaben ½ Klafter Brennholz, Schmalz, 1 Kapauner und 10 Eyer. Es gab nun mehr 1766 30 Bauern und 5 Söllner. Die meisten Bauern hatten eine halbe oder eine Viertelsession, es gab aber auch 3/10 – Ansässigkeiten.

Der Urbarialvergleich (Grundentlastung) fand in Heiligenbrunn 1863 statt. Bis 1869 mussten als Ablöse für Remanential-, Rottgründe, Holzlieferungen und Schankrecht sowie Bergrecht 12 522 Gulden 79 Kreuzer bezahlt werden.

Hagensdorf

  • 1221 Koracsony
  • 1369 Karachonfalua
  • 1618 Haderstorff vel Hagensdorf
  • 1697 Karáczfa seu Hagenstorff
  • 1773 Hagensdorf
  • 1907 Karácsfa
  • 1922 Hagersdorf
  • 1937 Hagensdorf

Das ungarische Karácsony bedeutet „Weihnachten“. Hagensdorf könnte von einem Familiennamen oder von Hag (Hecke, Umzäunung) abzuleiten sein.

In der Schenkungsurkunde Stefans aus dem Geschlecht der Wasserburger (Jak) bzw. in der Zustimmungserklärung König Andreas‘, in der die Herrschaft Pernau dem Kloster St. Gotthard übertragen wird, werden Hagensdorf, eine Brücke über die Pinka, die Kirche von Allerheiligen und das Dorf Kertes (Gaas) erwähnt. In der Grenzbeschreibung werden fünf Kirchen aufgezählt (Pernau, Deutsch Großdorf, Jak, Prostrum und Allerheiligen).

In der Güssinger Fehde wurde wahrscheinlich auch die kleine Wehranlage con Hagensdorf-Luising zerstört. Es war dies ein kleiner Hausberg mit einem Ringwall (60 x 45 m) mit einem erhöhten Mittelwerk.

Hagensdorf gehörte zur Herrschaft Eberau und zum Paulinerkloster. Der Anteil der Ellerbacher (Herrschaft Eberau) ging an die Erdödy über, 1484 wird in einer Urkunde festgestellt, dass Johannes und Stefan, die Söhne des Berthold von Ellerbach, ihren gesamten Besitz in Hagensdorf und eine Mühle an der Strem und zwei Weingärten  den Eremiten des Heil. Paul im Kloster Eberau schenkten. 1538 hatte Peter Erdödy in Hagensdorf 10 Gehöfte und 16 Arme. 1549 waren im Besitz des Klosters neun Pforten, 8 Inquilini, vier neue Häuser und drei öde Häuser verzeichnet. Mit Nikolaus Zrinyi als neuen Grundherrn wurden die Pauliner enteignet und verloren so auch ihren Besitz in Hagensdorf. Nikolaus Zrynyis Sohn Georg hatte 1570 in Hagensdorf sieben Gehöfte, zehn Arme und 10 öde Plätze. 1599 gab es insgesamt 29 Häuser. 1610 gab es zwei Freie, neun Sessionen lagen öde. 1615 kam die Herrschaft wieder an die katholischen Erdödy, die den Paulinern ihre Güter zurückgaben. Diese verzichteten auf eine Erneuerung des Klosters, verpachteten ihre Güter an die Erdödy und verkauften ihre Besitzungen schließlich nach langen Streitigkeiten 1656 um 15 000 rheinische Gulden  an die Erdödy.

Nach dem Maria Thersianischen Urbar 1766 hatten die beiden Besitzer Karl und Leopold Erdödy je 25 Ansässigkeiten. Es gab 5/8-  und 1/8 – Sessionen, wobei die größeren Sessionen 6 1/8 Joch Acker und 1 Tagwerk Wiesen hatten und 18 Tage Zugrobot leisteten, die kleinen Sessionen 3 Joch Acker und 1 Tagwerk Wiesen bei 8 Tagen Zugrobot bewirtschafteten.

Im April 1845 brach in Hagensdorf ein großer Brand aus, dem 70 Bauernhöfe und Söllnerhäuser, also nahezu das gesamte Dorf, zum Opfer fielen. Das Dorf wurde neu vermessen und gleich große Bauplatze entlang von drei Häuserzeilen zugeteilt.

Hagendorf zahlte im Zuge der Grundablöse für die Rottgründe an die Erdödy 11 229 Gulden 68 Kreuzer. Dazu kamen noch 3 624 Gulden 84 Kreuzer, die die Luisinger für Rottgründe auf Hagensdorfer Hotter zu zahlen hatten.

Deutsch Bieling

  • 1375, 1418  Bykus
  • 1425 Bikesd
  • 1538 Nymet Byx
  • 1539 Felsö Bükkos
  • 1697 Nimetbükös seu Taicz Peklin
  • 1559 Pieling
  • 1903 Nemetbüks
  • 1907 Nemetbükkös

Bükküs (ung.) bedeutet „Buchenort“, der deutsche Name ist von mhd. büchelin (Kleine Buche) abzuleiten.

In einer Urkunde von 1375 wird die Posessio Bykus et altera Bykus erwähnt, 1425 die Besitzung Bixy und die Familie von Bixy, eine Kleinadelsfamilie. 1548 hatte Franz Batthyany 2 Sessionen, zwei waren öde und drei „Arme“; 1555 7 ½ Sessionen, vier davon waren im Gefolge der Pest verödet. Auch im 16. Und 17. Jahrhundert gab es daneben noch kleinadelige Besitzer, einer davon war Ferenc Soos. 1538 hatte ein Jakob Byxi zwei Pforten und 3 Arme. Um 1540 werden Michael Goszhoni und Georg Tarrody erwähnt. Nach dem Güssinger Urbar von 1634 besaßen die Batthyany eine halbe, je eine Einfünftel- und Einviertelsession, 2 Eindrittel und 6 Einviertelsessionen Zwei ganze Sessionen, zwei halbe und 6 Viertelsessionen lagen öde. Als Besitzerin wird eine Jusztina Fennies angeführt, die ihren Besitz an Janos Gayer übergab. 1610 hatte ein Ferenc Bottyan eine Viertelpforte, weiters Inquilini mit drei Häusern, zusammen eine Viertelpforte, einen Freien und fünf öde Sessionen. Batthyany hatte auch in Heiligenbrunn kleinere Besitzungen.

1662 kam das Dorf bei der Teilung an Christoph von der älteren Linie der Batthyany. Der Batthyany- Anteil war an Kaspar Polány und 1675 an die Frau des Johann Enyedy verpfändet. 1691 war das Dorf an die Familie Polányi verpfändet. Mitte des 17. Jahrhunderts gab es 19 Häuser im Dorf.

Nach dem Maria Theresianischen Urbar 1766 gab es 17 Bauern, 8 Söllner und 2 Inwohner. Relativ viele Ansässigkeiten waren 1/10 Ansässigkeiten mit nur einem Joch Acker und zwei Tagwerk Wiesen. Auch diese extrem kleine Höfe hatten noch 5 Tage Zugrobot zu leisten.

Luising

  • 1337 Luazad
  • 1455 Louazad
  • 1562 Louasd
  • 1637 Lovaszad
  • 1697 Lovaszad seu Luizing, Loiszing
  • 1757 Luesing, Luissing
  • 1907 Lovászad

Der Ortsname wird von ung. Lovas (Reiter) oder slaw. Lovac (Jäger, Fischer) abgeleitet.

König Ladislaus V. erteilte 1457 Berthold II. von Ellerbach die Vollmacht, an die Abteien von Pernau und Jak die Einkünfte des Ärars in einigen Orten, darunter auch Luising, zu übertragen. Luising war ein kirchliches Gut der Pernauer und Jaker Abteien. Angeblich blieb ein Teil des Ortes bis in die Mitte des 19. Jahrhundrts im Besitz der Jaker Abtei. Teilweise war das Dorf im 16. Jahrhundert Teil der Herrschaft Eberau. 1538 hatte Peter Erdödy in Luising 9 Gehöfte und 12 Arme im Besitz. 1549 hatte die Abtei von Jak 8 Pforten, 6 Inquilini und 4 neue Häuser. Ein Haus war öde. Die Abtei betrieb eine Mühle, die aber Mitte des 17. Jahrhunderts schon öde lag.

Nach dem Maria Theresianischen Urbar 1766 gehörten zur Abtei Jak nur Viertelansässigkeiten mit 4 Joch Acker und 1 Tagwerk Wiesen. Sie leisteten 11 Tage Zugrobot. In jeder Viertelansässigkeit lebten meist zwei Familien.

Im Zuge der Grundablöse zahlten die Luisinger Bauern für 115 Joch Rottgründe je Joch 20 Gulden, zusammen 2314 Gulden 33 Kreuzer. Für Remanenzialgründe und Weideanteile mussten 3 685 Gulden 67 Kreuzer  bezahlt werden. Die Gesamtsumme von 6 000 Gulden wurde 1864 bis 1867 in sechs Raten bezahlt.

Reinersdorf

  • 1452 Salman
  • 1538  Samar
  • 1599 Szamar
  • 1618 Salmesdorf
  • 1634 Horvath Samar, Nemet Samar
  • 1697 Horvátsamand su Krobot Randersdorff
              Nemetsamand seu Taicz Ranersdorff
  • 1757 Reinersdorff
  • 1863 Zsámánd, Ranersdorf
  • 1873 Kroatisch-Reinersdorf, Deutsch- Teinersdorf

Salman ist vom mittelhochdt. Personennamen Salman abzuleiten, cavon im 16. Jh. Salmar, Samar, Salmesdorf. Reinersdorf von Reginhart,. Reinhart. Die Kroaten nannten den Ort Schamar.

1255 schenkte König Bela IV.den Ort dem Herrand (Hedervary).1524 erhielt Franz Batthyany einen Teil von Samar, ein anderer Teil wurde 1540 Peter Erdödy von Eberau zugeteilt. 1524 erhielten die Batthyany den Anteil der Ujlaki. 1544 erwarb Franz Batthyany den Teil des Ortes, der an die Ellerbach verpfändet war. 1548 wurden in Reinersdorf zwei Pforten, vier Arme, ein Freier und zwei neue Häuser erfasst. 1550 war Franz Batthyany Alleinbesitzer. 1598 bestanden 10 Häuser. 1631 erhielt Michael Tarody ein Gut.

Mitte des  16. Jahrhunderts wurden in Reinersdorf Kroaten angesiedelt. Davor gab es nur deutsche Einwohner.  In den Urbaren des 16. Jahrhunderts wird von einem “Ortsteil der Kroaten“ berichtet. Aus den beiden Ortsteilen entwickelten sich im 17. Jahrhundert zwei getrennte Dörfer. Die Teilung blieb bis 1860 aufrecht. 1662 wird erstmals von „Nemet- und Horvath Samand“ berichtet. Die beiden Orte gehörten verschiedenen Batthyany-Herrschaften an. In Krotish Reinersdorf bestanden 6 ¼ Sessionen, eine Dreiviertelsession war öde, in Deutsch Reinersdorf 3 ½ ganze und eine öde Session. 1639 verpfändete Adam Batthyany kroatisch Reinersdorf an Adam Hertelendy. Auch Deutsch Reinersdorf wurde verpfändet. 1666 teilten sich Andreas Natulyai und Johann Kelcz das Dorf. 1648 gab es in Kroatisch Reinersdorf 18 Häuser, in Deutsch Reinersdorf  15 Häuser.

Nach dem Maria – Thersianischen Urbar gab es In Deutsch Reinersdorf 8 Bauern und 4 Söllner. Die Bauern hatten halbe, 5/8  und 3/8 Sessionen.

Zur Zeit der Grundablöse hatte das Dorf vier Grundherrn: Karl Batthyany hatte in Deutsch Reinersdorf 42 und in Kroatisch Reinersdorf 8 Untertanenfamilien, Foperczer Karl aus Gostony 13 Familien in Kroatisch Reinersdorf,Boross aus Gostony 5 Familien in Kroatisch Reinersdorf und Sigmund Batthyany 13 Familien in Kroatisch Reinersdorf.

 

19. Jahrhundert

Während der napoleonischen Kriege waren die Dörfer durch die ständigen Ablieferungen von Lebensmittel und Futter, aber auch durch Transportleistungen schwer belastet. Im Jahr 1818 kam es zu einem Tumult, als Graf Karl Esterhazy, Grundherr von Pernau, den Luisingern und Hagensdorfern die auf Pikamindszenter Gebiet gelegenen Wiesen wegnahm. Die Bauern zogen bewaffnet aus, um ihre altverbrieften Rechte zu behaupten. Es kam zu einer Militärexekution mit einer großen Zahl von Soldaten, für deren Unterbringung die Dörfer aufzukommen hatten. Auch in vielen anderen Orten, in denen die Rottgründe vom Grundherrn eingezogen wurden, kam es zum Aufruhr. Die Dörfer konnten ihre Forderungen auf dem Prozessweg nicht durchsetzen, erhielten aber immerhin eine Großteil der hohen Kosten für die Milirärexekution zurück.

Das Notariat wurde zunächst von den Schulmeistern ausgeübt, ab 1863 vom Güssinger Bezirksnotar, ab 1860 gab es ein Kreisnotariat in Strem, zu dem auch Reinersdorf und Heiligenbrunn gehörten. 1923 wurde ein Kreisnotariat Heiligenbrunn eingerichtet, zu dem Luising, Hagensdorf, Deutsch Bieling und Reinersdorf gehörten.

 

Verkehrsverhältnisse und wirtschaftliche Entwicklung

1899 wurde die Eisenbahnlinie Güssing – Körmend eröffnet, mit einer Haltestelle in Strem. Zum Bahnhof wurden von den Dörfern Wege angelegt. Diese Bahnverbindung wurde 1945 eingestellt. Anfang der 1930er Jahre gab es eine Busverbindung der Südburg von Güssing nach Heiligfenbrunn. Durch die neue Grenzziehung waren die Dörfer, die zuvor stark nach Steinamanger und Körmend orientiert waren, abgeschnitten Die Straßenverhälnisse waren äußerst schlecht. Erst 1938 wurde mit dem Straßenbau Heiligenbrunn – Reinersdorf begonnen, 1939 die Bezirksstraße von Hagensdorf nach Luising gebaut. 1927 wurde eine erste Telefonleitung von Strem nach Hagensdorf gelegt. 1938 wurde Luising elektrifiziert, 1941 Reinersdorf angeschlossen.

Ein großes Problem war die Stremregulierung, da immer wieder Überschwemmungen drohten. 1932 bis 1936 wurde ein erster Abschnitt reguliert und 1950 bis 1955 fortgesetzt.  1956 wurde mit der Regulierung in Heiligenbrunn, Hagensdorf, Deutsch Bieling und Luising begonnen.

Das Handwerk beschränkte sich in allen Ortsteilen auf die lokalen Bedürfnisse. Aus den Matriken kann man einzelne Handwerker, die aber wohl meist nur zeitweise neben der Landwirtschaft arbeiteten, erschließen. In Heiligenbrunn gab es je einen Schmid, Töpfer, Maurer, Maler, Weber, Schuster und Zimmermann. Umfangreicher war die handwerkliche Tätigkeit in Hagensdorf. Dort gab es mehrere Schmiede, zwei Wagner, sieben Weber, mehrere Tischler, Schuster, Maurer, Auch in Luising sind Weber, Schmiede, ein Fassbinder bezeugt. Nach der Aufhebung der Zünfte 1871 waren vermehrt Handwerker offiziell tätig und von der Ödenburger Handels- und Gewerbekammer erfasst.  1876 etwa arbeiteten in Heiligenbrunn ein Zimmermann mit zwei Gehilfen, ein Tischler, drei Schuhmacher, ein Schmied, in Hagensdorf ein Tischler mit einem Gehilfen, zwei Wagner, drei Schuhmacher, ein Fleischhauer, ein Schmied und ein Greißler und zwei Weber, in Luising ein Schuhmacher, ein Schmid und ein Weber.

Alle Ortsteile waren bis zum Ersten Weltkrieg Bauerndörfer, mit 90 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft. Auch in der Zwischenkriegszeit änderte sich daran nicht viel. 1934 etwa lebten in Heiligenbrunn von 360 Personen noch 226 nur von der Landwirtschaft, in Hagensdorf von 355 Einwohnern 297 von der Landwirtschaft, in Deutsch Bieling von 179 Personen 162 in der Landwirtschaft, in Luising von 198 Personen 182 in der Landwirtschaft und in Reinersdorf von 499 Personen 402 in der Landwirtschaft. Erst Ende der 1950er Jahre begann der große Strukturwandel. Die ersten Traktoren wurden angeschafft, die Weidehaltung der Tiere wurde aufgegeben. Die Viehzucht und die Milchwirtschaft  waren die wichtigsten Einnahmequellen. Milchsammelstellen der Molkerei Güssing wurden eingerichtet. 1981 waren noch immer 30-40 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Die Entagrarisierung und die Aufnahme von Arbeit als Pendler nahm weiter zu. 1990 gab es in Heiligenbrunn aber noch immer 196 landwirtschaftliche Betriebe, aber nur mehr 27 waren Vollerwerbsbetriebe, 25 Zu- und schon 144 Nebenerwerbsbetriebe.

 

Weinbau und Kellerviertel

Der Weinbau war schon im Mittelalter von großer Bedeutung. 1651 wurden in Heiligenbrunn 419 Hauer bestellt, 1666 490 Hauer, 1651 in Deutsch Bieling 207, in Deutsch Reinersdorf 139, in Kroatisch Reinersdorf 159. Viele Weingärten waren im Besitz von Auswärtigen, auch von Klöstern und Adeligen. 1744 wurden in Heiligenbrunn nur 225 Hauer von der Ortsbevölkerung bewirtschaftet, von Ortsfremden, besonders aus Hagensdorf und Luising 754 Hauer. 250 Hauer gehörten Adeligen.

Seit dem 18. Jahrhundert entstend das Heiligenbrunner Kellerviertel oberhalb des Dorfes über etwa 1,5 km. Es waren dort keine Erdkeller sondern Holzblockbauten, meist aus drei Räumen (preßraum, Lagerraum und Stüberl), mit Stroh gedeckt. Das Balkenwerk wurde außen und innen mit Lehm verschmiert. Um 1950 waren bereits viele „Kellerstöckl“ im Verfall. Durch das Engagement einiger Personen konnte der Verfall gestoppt werden, ab 1964 gab es Subventionen vor allem für die Strohdächer.  Inzwischen sind viele der Bauten restauriert, auch mit Mitteln des Bundesdenkmalamtes und des Landes.  1969 wurde das Kellerviertel zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Neubauten sind am Rande des Altbestandes möglich. Die größte Herausforderung ist die vorsichtige Anpassung an eine moderne Kellerwirtschaft.  Der Weinbau wurde nach der Reblauskrise modernisiert. Eine Besonderheit war dabei, dass aus Kostengründen auch „Selbstträgersorten“ ausgepflanzt wurden. Der Wein daraus, für den man die Bezeichnung „Uhudler“ erfand, galt lange Zeit als gesundheitsschädlich, ist inzwischen aber seit 1992 rehabilitiert und gilt als Besonderheit der Region. Die „Freunde des Uhudlers“ sorgten dafür. Inzwischen ist Heiligenbrunn auch eine bedeutende Fremdenverkehrsgemeinde geworden. Mehrere Beherbergungsbetriebe und auch Privatquartiere entstanden. 1991 wurden bereits 16 442 Übernachtungen gezählt.

 

Bevölkerungsentwicklung

Ein besonders interessantes Detail ist die Ansiedlung schwäbischer Kolonisten im 18. Jahrhundert, vor allem in Hagensdorf und Luising. Hinweise auf diese Einsiedlung, die im Detail noch nicht ausreichend erforscht ist, finden sich im lokalen Dialekt der beiden Orte und in der mündlichen Üerlieferung.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl in allen Ortsteilen leicht an, in Heiligenbrunn etwa von 225 (1787) auf 289 (1830). Die meisten Einwohner hatte 1830 mit 487 Personen Hagensdorf. In Deutsch Reinersdorf verdoppelte sich die Bevölkerung auf 181 im Jahre 1830.  In der zweiten Jahrhunderthälfte sank die Einwohnerzahl bereits in allen Ortsteilen mit Ausnahme von Reinersdorf (bis 1890). In Hagensdorf etwa ging die Einwohnerzahl von 498 (1836) auf 328 (1920) zurück. Vereinzelte jüdische Familien gab es in Heiligenbrunn und Hagensdorf.

Die Amerikawanderung setzte verhältnismäßig spät ein. Der erste Auswanderer aus Heiligenbrunn ist im Jahre 1898 bezeugt. Eine erste Welle startete vor dem ersten Weltkrieg, erreichte in der wirtschaftlichen Not der Zwischenkriegszeit einen neuen Höhepunkt. In der Nachkriegszeit endete die Amerikawanderung in den 1950er Jahren. Die Auswanderung war stark in Reinersdorf (27 % der Bevölkerung), Deutsch Bieling und Heiligenbrunn. Bevorzugtes Ziel war New York. Schwächer war die Auswanderung in den „schwäbischen“ Dörfern Hagensdorf und Luising.

In den vergangenen Jahrzehnten trat an die Stelle der Auswanderung die Abwanderung in verkehrsmäßig günstiger gelegene Regionen des Südburgenlandes, vor allem in den Raum Güssing. Weniger stark als in vielen Teilen des Burgenlandes war und ist die Abwanderung in den Wiener und Grazer Raum. Auch in den Pinkatalgemeinden gibt es eine Tendenz, in den Heimatgemeinden einen Zweitwohnsitz oder Alterswohnsitz zu behalten. Der Zuzug von Auswärtigen ist geringer als etwa in Eberau.

Die Einwohnerzahl aller Ortsteile betrug 1951  1551 und 1961 1569 Personen. In den 1960er Jahren erfolgte ein starker Rückgang auf 1253 im Jahre 1971. 1981 wurden 1155 und 1991 1087 Einwohner gezählt.

Mitte des 19. Jahrhunderts waren alle Ortsteile noch vollständig von der Landwirtschaft abhängig. Neben den beiden Priestern in Heiligenbrunn und Hagensdorf lebten in den Ortsteilen nahezu ausschließlich Bauern mit wenigen lanswirtschaftlichen und insgesamt nur 5 gewerblichen Hilfskräften. Es gab nur einen Kaufmann in Deutsch Reinersdorf. Auch die Bildungsstruktur war katastrophal. Die Analphabetenquote war noch relativ hoch, z.B. in Heiligenbrunn konnten von den Männern 39 lesen, 19 lesen und schreiben und 97 weder lesen und schreiben. Von den Frauen konnten 61 lesen, 9 lesen und schreiben und 82 weder lesen noch schreiben. In den anderen Orten, etwa in Hagensdorf und Luising, war die Situation etwas günstiger. Dort konnten relativ viele Frauenlesen, in Hagensdorf konnten auch 48 Frauen schreiben.

 

Die Zeit der Anschlusskämpfe 1919-1923

Trotz der schweren wirtschaftlichen Nachteile, die die neue Grenzziehung für die Pinkatalgemeinden mit sich brachte, war die Stimmung proösterreichisch. Im Weinkeller von Thomas Pail in Heiligenbrunn wurde für den Anschluss an die Steiermark geworben – im Sinne des großdeutschen Mühlenbesitzers und Anschlusskämpfers Karl Wollinger. Die Zeit der Räteregierung trug natürlich auch im Pinkatal zur Entfremdung von Ungarn bei.  Die ungarischen Behörden gingen repressiv gegen alle Österreichfreunde vor. Der Druck war besonders in Luising, das zum Gemeindenotariat von Pinkamindszent gehörte und in Hagensdorf, das wie Luising zum Stuhlrichteramt Körmend gehörte, groß. Der Einmarsch der österreichischen Gendarmerie wurde zurückgeschlagen, die Freischärler („Banditen“) operierten von Oberwart, Pinkafeld, Allhau und Burgauberg aus. Unter den Freischärlerverbänden war auch die Gruppe des Grafen Erdödy.

Nach dem Venediger Protokoll konnte das österreichische Bundesheer bis zur vorgesehenen Grenze vorrücken und wurde in den Dörfern mit Freuden begrüßt. Luising blieb aber zunächst auf ungarischer Seite. Ungarn forderte von der Grenzfestsetzungskommission weiterhin das ganze Pinkatal einschließlich Heiligenbrunn und Reinersdorf.  Die Grenze zwischen Hagensdorf und Luising wurde nun zu einem Brennpunkt des Geschehens. Die beiden Dörfer waren durch Jahrhunderte miteinander verbunden, hatten wechselseitig Grundbesitz auf beiden Seiten der vorgesehenen Grenze. Die Luisinger hatten ihre Kirche und Schule in Hagensdorf.

Am 18. Und 19. Juli 1922 kam es im Raume Hagensdorf und Luising noch zu einem schweren Grenzzwischenfall. Hagensdorf wurde von königstreuen ungarischen Freischärlern, angeblich etwa 300 Mann, die Baron Sigray in seinen Meierhöfen als Landarbeiter getarnt, stationiert hatte, angegriffen. Sie konnten nach einem mehrstündigen Gefecht von der österreichischen Gendarmerie zurückgewiesen werden. Sie wurden von der ungarischen Gendarmerie verhaftet und gefangen gesetzt.

Die Gemeindevertretung entsandte eine Delegation zur Grenzregulierungskommission nach Ödenburg, die den Anschluss Luisings an Österreich verlangte. Der Gemeindenotär von Pinkamindszent tat alles, um das Auftreten der Kommission zu verhindern. Er ließ das Dorf von ungarischer Gendarmerie umzingeln. Die Luisinger weigerten sich aber, eine proungarische Erklärung zu unterschreiben. Der Kommission gegenüber deklarierten sie schließlich am 20. August 1922  ihren Willen, zu Österreich zu kommen, und dies, obwohl die magyarischen Behörden alles unternahm, um die Kommission zu täuschen, indem sie das Dorf nicht von der Ankunft der Kommission unterrichtete und vergeblich den Versuch unternahm, Luising als promagyarisch zu präsentieren. Die Kommission schlug schließlich vor, Luising an Österreich zu übergeben, im Zuge eines großen Tauschübereinkommens, das viele kroatische Gemeinden bei Ungarn beließ. Am 21. Oktober wurde der Vorschlag vom Völkerbundrat angenommen. Die endgültige Übergabe Luisings erfolgte aber erst am 10. Jänner 1925.

 

Zwischenkriegszeit

Die 1920er Jahre und die 1930er Jahre waren so wie im gesamten Südburgenland durch wirtschaftliche Not und geringe finanzielle Leistungskraft der Gemeinden geprägt. Nur wenige Investitionen in die Infrastruktur waren möglich. Sie beschränkten sich auf wenige Straßen- und Wegebauten, auf die Elektrifizierung. Die Selbstversorgerwirtschaft der meisten Familien verhinderten aber die schlimmsten Auswirkungen. In politischer Hinsicht dominierte die Christlichsoziale Partei. Es gab nur wenige offene Konflikte. Der Nationalsozialismus fand weniger Resonanz als etwa in weiten Teilen der Bezirke Jennersdorf und Oberwart, konnte aber 1938 aber doch einigen Rückhalt gewinnen. Leider ist die Ortsgeschichte dieser Zeit noch nicht aufgearbeitet und es gibt auch wenige erhalten gebliebene Dokumente.

Ab November 1944 begann auch hier der Ausbau des „Ostwalles“ durch einheimische Arbeitskräfte und durch Zwangsarbeiter. Am 12. April 1945 zogen sich die deutschen Truppen ab und noch in der Nacht darauf trafen die ersten russischen Truppen ein. Es kam zu häftigen Kämpfen, die 12 Tage andauerten und zur Zerstörung einiger Häuser, vor allem in Reinersdorf und Deutsch Bieling führten. Die Bevölkerung suchte im Wald Zuflucht. Die ersten Wochen der Besatzungszeit brachten auch hier die üblichen Plünderungen und Übergriffe. In den Dörfern wurden von den Russen Bürgermeister eingesetzt, die Bevölkerung zur Zwangsarbeit herangezogen.

 

Nachkriegszeit bis 1970

Die Jahre nach dem Krieg waren durch Wiederaufbau, Renovierungsarbeiten und notdürftige Infrastrukturmaßnahmen (Straßen, Wegebau, Brückenbau gekennzeichnet. Sie fanden ihre Grenzen in der geringen finanziellen Leistungskraft der Gemeinden. Die Landwirtschaft war noch immer auf Selbstversorgung ausgerichtet, Milchsammelstellen der Molkerei Güssing wurden eingerichtet. Wer keine Existenzmöglichkeit in der Landwirtschaft fand musste als Wochenpendler in die Zentralregionen gehen. Bemühungen, die Bahnstrecke zu erneuern, blieben vergeblich. Erst ab den späten 1960er Jahren begann der große Strukturwandel.

In Heiligenbrunn wurde 1955 der Neubau einer zweiklassigen Volksschule beschlossen. 1960 begann man mit der Bachverbauung Bis Hagensdorf und Luising. 1970 wurde die Ortkanalisation beschlossen. In Deutsch Bieling begann man 1960 mit dem Schulumbau und Adaptierungsarbeiten. Aber schon 1967 wurde die Volksschule aufgelassen. Ab 1968 begann die Arbeit an der Ortskanalisation, 1969 an der Straßenbeleuchtung. Ein Schwerpunkt war der Güterwegebau. In Hagensdorf wurde schon 1949 ein Schulhausneubau beschlossen. Wegebau und Wasserbaumaßnahmen waren am dringendsten – ab 1970 Kanalbau und Wasserversorgung. 1969 wurde auch hier die Straßenbeleuchtung installiert.  1970 wurde ein Landschaftsschutz- und Teilnaturschutzgebiet eingerichtet. In Luising musste der Kirchturm renoviert werden, mehrere Brücken  wurden gebaut, die Dorfstraße ausgebaut und die Volksschule renoviert. Milchsammelstelle und Tiefkühlgenossenschaft wurden eingerichtet, 1969 die Straßenbeleuchtung eingerichtet. So wie auch in den anderen Gemeinden war die Modernisierung des Feuerwehrwesens eine wichtige Aufgabe. Auch in Reinersdorf musste die Kirche renoviert werden. 1958 wurde die Straße nach Großmürbisch gebaut. 1968 wurde die Schule aufgelassen.

Der Ungarnaufstand von 1956 hatte auch im Pinkatal schwerwiegende Folgen. Die Öffnung des Eisernen Vorhanges im Verlauf des Sommers und Herbstes führte zunächst zu gegenseitigen Freundschaftsbesuchen beiderseits der Grenze. Mit Anfang November 1956 setzte dann nach der Niederschlagung des Aufstandes der Flüchtlingsstrom ein. In den Dörfern wurden Auffangstationen und provisorische Unterkünfte, etwa in den Schulen, eingerichtet. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war überwältigend. Zeitweise waren  bis April 1957 in den Dörfern mehr Flüchtlinge als Einwohner. Beim Gendarmerieposten Deutsch Bieling etwa wurden etwa 5000 Flüchtlinge registriert. Durch Hagensdorf kamen etwa 3500 Flüchtlinge. Am 4.November überschritt ein ungarische Leutnant  mit 59 Grenzsoldaten voll bewaffnet, mit zwei Pferdegespannen mit Lebensmitteln und einem Lastkraftwagen die Grenze.. Vom 4.11. bis 31.12. 1956 wurden im Gebiet von Luising und Hagensdorf insgesamt 6368 Flüchtlinge registriert und nach Güssing weitergeleitet. Ab Mai 1957 wurde der Eiserne Vorhang mit Stacheldraht, Minenfeldern und Wachtürmen wieder errichtet und zum Teil mit Sowjetsoldaten besetzt. Weitere Fluchtversuche endeten oft tragisch durch Verletzungen im Minengürtel oder durch Beschuss.

Mit 1.1.1971 erfolgte die Zusammenlegung der fünf Ortsteile zur Großgemeinde Heiligenbrunn.

 

Großgemeinde Heiligenbrunn ab 1971

Der neue Gemeinderat setzte sich aus 13 ÖVP – und 2 SPÖ – Vertretern zusammen. Bürgermeister war Johann Deutsch. Ab 1972 wurde das Gemeindeamt umgebaut und ein Grundstück für den Sportplatz erworben. 1972 wurde für die Ortsteile Deutsch Bieling, Hagensdorf und Heiligenbrunn eine gemeinsame Abwasserbeseitigungsanlage errichtet. 1974 wurde die Volksschule Reinersdorf aufgeköst und die Volksschule Hagensdorf in die Volksschule Heiligenbrunn eingegliedert. 1976 wurde das Zollhaus Luising gekauft und ein „Pflegenest“ der „Gesellschaft Rettet das Kind“ eingerichtet.

In der Gemeinderatswahl von 1977 erhielten die ÖVP 10, die SPÖ 2 und eine Heimatliste 3 Mandate. Deutsch blieb Bürgermeister. 1978 wurde die Einrichtung eines Kindergartens in Luising beschlossen. 1979 wurde Alexander Mensdorff – Pouilly Ortsvorsteher von Luising. 1980/81 wurde in Reinersdorf eine Aufbahrungshalle gebaut. 1981 wurde die Volksschule von Deutsch Bieling als Pfarrhof für den Pfarrverband Heiligenbrunn – Hagensdorf verkauft. 1985 wurde auch in Heiligenbrunn eine Aufbahrungshalle errichtet.

In den Gemeinderatswahlen von 1982 und 1987 erhielten jeweils die ÖVP 11 und die SPÖ 4 Mandate. Bürgermeister war Karl Partl. 1989 wurde das Kuratorium „Kellerviertel Heiligenbrunn“ gegründet und die Ortskanalisation in Reinersdorf gebaut, 1990 das Feuerwehr- und Kulturhaus in Heigenbrunn gebaut. 1995 wurde eine Abwassertransportleitung von Reinersdorf nach Heiligenbrunn errichtet, 1995 erfolget der Beitritt zum Wasserverband Unteres Lafnitztal. 1996 wurde ein gemeinsames Altstoffsammelzentrum errichtet.

1992 wurde Gerhard Schrantz Bürgermeister.

 

Kirchen und Schulen

Rttsteuer vermutet in Heiligenbrunn eine sehr alte Pfarre. 1618, 1624 und 1625 war Christoph Summerauer evangelischer Pfarrer von Heiligenbrunn. Mit der Konversion Adam Batthyanys wurde die Pfarre wieder katholisch und durch Jesuiten „missioniert“. 1674 ist ein Albert Simon als katholischer Pfarrer belegt.. In der Visitation in diesem Jahr wird die Klemenskirche in Heiligenbrunn als besonders schön beschrieben. Sie hatte einen Steinrurm mit Glocken. Zur Pfare gehörte damals auch Hagensdorf mit einer eigenen Kirche. Filialgemeinden ohne Kirche waren Strem, Sumetendorf, Deutsch Bieling , Deutsch und Kroatisch Reinersdorf und Luising. 1697 waren Hagensdorf und Luising wieder eine selbständige Pfarre, 1715 galten alle Einwohner mit einer Ausnahme als Katholiken. 1757 war Hagensdorf wieder mit Heiligenbrunn verbunden. Die Ulrichskapelle in Heiligenbrunn war aus Holz gebaut, unter dem Altar sprudelte die heilkräftige Quelle hervor. 1788 wurde Hagensdorf wieder selbständige Pfarre. In Reinersdorf besteht seit 1825 eine Kapelle, mit einem Holzturm und zwei Glocken. 1764 wurde die Kirche in Heiligenbrunn neu gebaut und 1795 renoviert. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche Schäden, 1947 setzte ein Blitzschlag den Turm in Brad. 1947 begann eine Generalsanierung. 1926 wurde die Ulrichskapelle neu gebaut. 1998 wurde auch in Deutsch Bieling eine Kapelle errichtet. 1923 wurde in Heiligenbrunn der dortige Pfarrer Vinzenz Mitnyek erschossen, Täter und Motiv der Tat blieben unaufgeklärt.

Die Kirche in Hagensdorf wird erst 1428 urkundlich erwähnt, war aber vermutlich viel älter. Die heutige Pfarrkirche wurde 1788/89 gebaut. Die alte Kirche stand am Friedhofshügel zwischen Pinka und Strem und war von einer Wehranlage umgeben. Sie ist vermutlich noch vor dem 13. Jahrhundert entstanden und wurde vielleicht in der Güssinger Fehde zerstört. Auch der Ortsname „Weihnacht“, vermutlich von einem Weihnachtsmarkt bei der Kirche, im Jahre 1221 spricht für ein sehr hohes Alter. In einer Visitation von 1697 war der Pfarrhof verfallen, 1757 war die Kirche fast eine Ruine. 1788 wurde sie abgerissen und im Dorf neu gebaut. 1878 wurde sie vergrößert. In der Filiale Luising gibt es seit 1932 ein kleines Kirchlein. 1788 wurde Hagensdorf/Luising in eine Ortskaplanei und 1807 in eine Pfarre umgewandelt.

In der Visitation von 1697/98 wird in Heiligenbrunn erstmals eine Schule erwähnt.. In Hagensdorf gab es damals noch keine Schule. 1917 war das Schulgebäude in einem schlechten Zustand. 1875/76 wurde eine neue Schule gebaut, 1925 scheiterte ein Versuch, die Pfarrschule in eine Gemeindeschule umzuwandeln. 1929 wurde die Schule renoviert. 1956 bis 1959 wurde der Neubau einer zweiklassigen Volksschule errichtet. 1966 wurde die einklassige Volksschule in Deutsch Bieling aufgelassen, 1968/69 auch die einklassige Volksschule in Reinersdorf. In Luising,das schon lange eine eigene Schule wünschte, scheiterten alle Bemühungen. Erst 1938 wurde die Genehmigung erteilt. 1940 wurde der Neubau fertiggestellt, bei Kriegsende aber verwüstet. Die Kinder mussten wieder die Schule in Hagensdorf besuchen. IM April 1946 wurde die Schule wieder eröffnet. 1966 wurde auch diese Schule geschlossen. IN Hagensdorf wurde 1950 eine neue Schule gebaut, ab 1959/60 zweiklassig geführt, 1982 aber ebenfalls geschlossen. In Reinesdorf gab es Bestrebungen, die Schule als zweisprachige Schule zu führen. 1968 wurde aber auch diese Schule aufgelassen.

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Quellen

  • Heiligenbrunn. Chronik zur 800 Jahrfeier 1198 – 1998- Heiligenbrunn 1998

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    Prickler Harald: Der Anschluss Luisings an Österreich vor 40 Jahren. Bgld. Heimatblätter 1963, Heft 2

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    Zimanyi Vera: Der Bauernstand der Herrschaft Güssing im 16. Und 17. Jahrhundert. Burgenländische Forschungen 46. Eisenstadt 1962