Ortsteil von Pilgersdorf seit 1. Jänner 1971
- 1390 Gyerhard
- 1397 Geranth
- 1492 Gotharth
- 1506 Gothard
- 1558 Godhard aliter Geresdorff
- 1670 Geristorf
- 1697 Gerenstorff, Kerestorff
- 1773 Gyroth
- 1856 Deutsch – Gerisdorf
- 1903 Németgyrót
Der Ortsname ist vom Personennamen Gerhard abzuleiten.
Der Ort wurde urkundlich erstmals im Jahr 1390 als Gyerhard (Gerhard) erwähnt, als dieser und eine Reihe weiterer Dörfer mitsamt der Burg Lockenhaus vom ungarischen König Sigismund an die adelige Familie Kanizsai, an die Söhne Johann Kanizsays, Nikolaus I., Johann (Erzbischof von Gran) und Stephan II. übertragen wurde. Sie bekamen die Schenkung, die Herrschaften Lockenhaus und Sarvar, für ihre großen kriegerischen und staatsmännischen Dienste und auch, weil sie dem König Geld geborgt hatten. Bis 1532 war das Dorf als Teil der Herrschaft Lockenhaus im Besitz der Kanizsay, bis 1671 im Besitz der Nadasdy, für kurze Zeit bis 1676 der Draskovich und schließlich bis zur Aufhebung der Grundherrschaft im Besitz der Esterhazy.
Im Urbar des Georg Kanizsay von 1492 werden in Gotharth 8 Viertelsessionen erwähnt. 1519 gab es 21 Viertelsessionen, davon 4 befreit und 9 verlassen.1597 gab es neben 15 Viertelsessionen 2 Kleinhäusler und 2 Mühlen, 1639 13 Lehen- 27 Bauern und 2 Söllner, 1661 Viertelsessionen, 12 halbe und 2 Dreiviertelsessionen.
Die Abgaben wurden im Laufe der Zeit ständig erhöht, ebenso die Robotleistungen. 1639 etwa hatte jede Viertelsession im Herbst und Frühjahr 4 Tage zu ackern, 3 Tage Dünger fahren, 1 Tag mähen. Das ganze Dorf musste in der Ernte 4 Tage lang helfen. Anscheinend wurde ein Teil der Robot in Geld abgelöst. Im 17. Jahrhundert gab es noch einen Weinberg, für den Bergrecht bezahlt werden musste. Zusammen mit Bubendorf und Salmannsdorf musste man die Felder des Klosters Lockenhaus bearbeiten, zusammen mit Pilgersdorf die Hofau mähen und das Futter einbringen. Die beiden Mühlen des Dorfes wurden schon 1597 erwähnt. Und bestanden unter verschiedenen Besitzern bis ins 19. Und 20. Jahrhundert. Eine der Mühlen wurde erst 1988 abgerissen.
Das Dorf erlitt im Türkenjahr 1532 und dann wieder im Bocskai-Aufstand 1605 schwere Schäden. Im Urbar von 1608 wird erwähnt, dass nur ein Bauer nicht abgebrannt war und erst zwei mit dem Neubau begonnen hatten. Am 14, Juli 1882 brannte der größte Teil des Dorfes ab. In den Folgejahren stieg die Abwanderung stark an.
1649 bis 1675 war Deutsch Gerisdorf zusammen mit Bubendorf und Salmannsdorf an die Familie Speidl verpfändet. Frau Speidl forderte von diesen drei Dörfern 442 Gulden 79 2/3 Denare. Auch Kogl, Lebenbrunn und Steinbach waren verpfändet.
Im Rahmen der Grundentlastung wurde die Gemeinde 1867 kommassiert, die Hutweide wurde 1878 aufgeteilt, die umfangreichen Reutäcker wurden abgelöst. Nach der Grundentlastung kam es auch in Deutsch Gerisdorf zu Erbteilungen der ohnehin kleinen Besitzungen. Diese konnten die wachsende Bevölkerungszahl nicht mehr ernähren. So mussten im Sommer landwirtschaftliche Saisonarbeiten angenommen werden. Aber auch die Auswanderung nach Amerika und nach Slawonien nahm stark zu. Beschäftigung fand die Bevölkerung in den Herrschaftswäldern der Umgebung, auch als Holzfuhrleute. Im Winter wurden von den Kleinbauern Holzwaren hergestellt (Körbe, Leitern, Rechen, Besen …) Eine Möglichkeit, Geld außerhalb der Landwirtschaft zu verdienen bestand in der Loden- und Tuchfabrik Popp& Co in Lockenhaus.
1860 richtete ein Graf Strachwitz neben der Straße nach Lockenhaus einen Schmelzofen ein. Schwefelige Kupfererze aus Glashütten bei Schlaining und Redlschlag wurden mit Kohle aus Bubendorf geschmolzen. 25 Arbeiter und zahlreiche Fuhrleute fanden eine gut bezahlte Beschäftigung. Der Ofen musste jedoch schon 1875 wieder aufgelassen werden. Um 1898 errichtete Josef Aumüller einen Ziegelofen ein, der bis 1959 in Betrieb war. Ein weiterer Ziegelofen wurde ab 1870 von Josef Schermann betrieben.
Das Gewerbe arbeitete mit Ausnahme eines Zimmereibetriebes für den lokalen Bedarf. Es gab eine Schmiede, mehrere Schneider und Schuster, zwei Tischlereien. Neben dem Gemeindwirtshaus bestanden zwei Greislereien, von denen eine von einem Juden betrieben wurde.
In der Zeit der Räteregierung fanden sich in Pilgersdorf und Deutsch Gerisdorf keine geeigneten Kandidaten für die Ortsräte. Da sich Ortsbewohner an der voreiligen Entwaffnung der Roten Garden in Lockenhaus, Steinbach und Redlschlag beteiligt hatten rückte die Rote Garde in Dt. Gerisdorf ein. Einige Personen mussten nach Österreich fliehen, andere wurden gefangen gesetzt und misshandelt. Das Dorf musste als „Strafe“ 15 Rinder und andere Lebensmittel abliefern …Am 28. August 1921 waren 85 österreichische Gendarmen in Dt. Gerisdorf untergebracht. Nach ihrem Abzug rückten wieder die Freischärler in das Dorf ein und es kam erneut zu Requirierungen.
Am 16. Oktober 1944 warfen feindliche Flugzeuge Bomben über dem Gemeindewald ab, am 27. Dezember 1944 wurden fünf deutsche Soldaten durch eine Bombe getötet. Nach dem Einmarsch der Russen am Karsamstag 1945 wurde geplündert, auch durch ehemalige Ostarbeiter. Eine Frau und ein deutscher Soldat wurden getötet. Die Bevölkerung wurde zur Zwangsarbeit verpflichtet. Vorübergehend waren Kosaken im Dorf stationiert.
Der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit ging nur langsam vor sich. 1951 wurde das elektrische Licht eingeleitet. 1953 begann man mit dem Bau der Ortskanalisation, die aber erst 1977 abgeschlossen wurde. 1960 wurde eine Betonbrücke über den Zöbernbach errichtet, 1963 wurde der von Esterhazy gepachtete Weidegrund (34 ha) abgelöst und auf die Bauern aufgeteilt. 1963 begann man mit dem Bau der Gemeinschaftswasserleitung Pilgersdorf – Bubendorf – Deutsch Gerisdorf. 1965 und 1966 wurde der Ort von Hochwässern heimgesucht. 1969 wurde der Bach reguliert. 1976 wurde die Ortsdurchfahrt befestigt und die Straßenbeleuchtung installiert, 1980 die Dorfstraße asphaltiert. 1984 konnte der neue Sportplatz eröffnet werden. 1977 wurde die Leichenhalle fertiggestellt, 1988 das jetzige Feuerwehr- und Gerätehaus errichtet.
Die Bevölkerungsentwicklung ist durch Stagnation gekennzeichnet. Erste Auswanderer gab es angeblich schon 1858. Vor allem nach dem großen Dorfbrand nahm die Auswanderung zu und erreichte in der Zwischenkriegszeit einen neuen Höhepunkt. Zielländer waren die USA, Kanada, früher auch Slowenien. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, dem wirtschaftlichen Aufschwung und der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse wurde die Auswanderung durch Binnenwanderung und durch das Pendlerwesen abgelöst. Die Einwohnerzahl ging aber auch weiter zurück.
- 1780 hatte das Dorf 368 Einwohner
- 1815. 446
- 1836: 465
- 1880: 427
- 1900: 354
- 1910: 343
- 1923: 347
- 1934: 332
- 1951: 286
- 1971: 252
- 1990: 248.
In politischer Hinsicht war Deutsch Gerisdorf stets konservativ, in ungarischer Zeit für die Regierungspartei, in der Zwischenkriegszeit christlichsozial. In der Gemeinderatswahl von 1967 stimmten 100 % für die ÖVP. Erst 1987 bekam die SPÖ mit 28 Stimmen bei 125 für die ÖVP etwas mehr Gewicht. Auch nach der Gemeindezusammenlegung blieb die ÖVP dominierend (1990 ÖVP 12 Mandate, SPÖ 7 Mandate).
Kirche und Schule
Deutsch Gerisdorf war immer eine Filiale von Pilgersdorf. Im Urbar von 1597 wird erwähnt, dass die Gerisdorfer zur Predigt des lutherischen Pfarrers nach Pilgersodorf gehen. Mit der Konversion von Franz III. Nadasdy 1643 begann die Rekatholisierung.
1733 baute die Gemeinde eine Holzkapelle mit einem Holzturm und einer Glocke. 1836 wurde mit dem Bau der heutigen Kirche begonnen, 1837 wurde sie eingeweiht. Gottesdienste hielt ein Kaplan aus Pilgersdorf. Pläne, eine eigene Pfarre einzurichten, wurden abgelehnt. 1845 wurde die Kirche verschönert und neu geweiht, um 1850 teilweise erneuert und 1934 vollständig renoviert. 1962 wurde die Sakristei neu gebaut und ein Jugendheim errichtet. 1967 gab es eine Außenrenovierung mit Neudeckung des Daches, 1987 eine Sanierung des Kirchturmes
Unter den aus Deutsch Gerisdorf stammenden Geistlichen ist vor allem Dr. Josef Aegid Schermann (1969 – 1945) zu erwähnen. Er studierte in Güns, am Seminar in Steinamanger und wurde 1888 Novize in der Benediktinerabtei St. Martinsberg. Ab 1891 studierte er Theologie in Innsbruck, 1895 erfolgte die Priesterweihe. Anschließend wirkte er drei Jahre lang als Prediger in St. Martinsberg und dann als Religionslehrer in Ödenburg. 1899 promovierte er in Innsbruck und war 1900 bis 1904 Professor für Moral- und Pastoraltheologie in St. Martinsberg, bis 1906 Professor für Moraltheologie in Rom. 1918 wurde er Kapitelvikar und 1920 Generalvikar seines Ordens. 1945 starb er in Pannonhalma. Er verfasste theologische Abhandlungen über Ordens- und Eherecht und eine Geschichte von Lockenhaus und Umgebung.
Der Zeitpunkt der Errichtung eines Schulhauses ist unbekannt. Nach der mündlichen Überlieferung soll es schon in der Zeit Maria Theresias eine Schule gegeben haben. 1873 wurde ein Schulhaus erbaut. Die Schule war meist einklassig, vorübergehend zweiklassig. Die Zahl der Schüler ging im Laufe der Zeit, besonders in den Jahren zwischen 1980 und 1990, stark zurück.