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Ortsname

  • 1257 Praittenbrunn
  • 1262 Praytunbrun in capite Ferhew
  • 1332 Praytunpron, Zyluskuth
  • 1346 Praytumprun
  • 1367 Zeleskut
  • 1431 Praytenbrunn
  • 1465 Pratonbrun
  • 1579 Preitenprunn, Szeleskut
  • 1713 Praittenbrunn

Offizieller ungarischer Ortsname bis 1921: Fertöszéleskut

Der Ortsname ist vom heute noch bestehenden Dorfbrunnen abzuleiten.

 

Urgeschichte und Römerzeit

Aus der Badener Kultur der Jungsteinzeit gelangte ein großes Gefäß in die Sammlung Wolf. Sein Fundort ist nicht bekannt, ebenso wie einige Funde aus der Bronze- und der Hallstattzeit. 1957 wurden in der Ried Setzacker eine jungsteinzeitliche Siedlung der Linearbandkeramik und und eine weitere Siedlung der Lengyelkultur in der Ried Lerchenfeld entdeckt. Aus der Badener Kultur stammen Streufunde. Ein zerstörtes Grab stammt aus der frühen Bronzezeit.

Aus der Römerzeit fand man 1930 nahe der Grenze zu Purbach ein zerstörtes Grab und 1934 einen Kindersarkophag. Und einen Reliefstein aus dem späten 2. Jahrhundert. 1955 wurden bei der Kirche römische Münzen gefunden. 1959 wurden am Haidenberg an mehreren Stellen römisches Mauerwerk und zahlreiche Ziegelbruchstücke entdeckt.

Bei der Kirche fand man die Fundamente eines größeren Gebäudes aus dem 14./15. Jahrhundert.

 

Mittelalter

1257 wird der Ort erstmals als Praittenbrunn erwähnt. Die Urkunde ist nicht im Original erhalten.Von ihr gibt es nur eine Abschrift im Königshofer Urbar aus dem 15. Jahrhundert. Der Ort wurde im Zuge der deutschen Besiedlung als Breitangerdorf angelegt. Der Anger, begrenzt von der Hauptstraße (heute Haydngasse) und Kirchengasse, wurde später verbaut . Der Ort wurde im 17. Jahrhundert befestigt. Von der Befestigung haben sich nur die beiden Eckbollwerke erhalten: der Mächtige Wehrturm, auch „Pranger“ genannt, und am anderen Ortsende der Wehrkirchhof. Ob der Wehrturm in seinem Karn auf einen mittelalterlichen Ritterwohnturm zurückgeht ist nicht geklärt. Letzte Reste der Befestigungsanlage mit Schießscharten sind an der südöstlichen Friedhofsmauer hinter der Kirche erhalten.

Der Ort war im Besitz der Frankenauer, Nachkommen der aus Meißen stammenden Ritter Gottfried und Albert. 1262 teilten die Frankenauer, Graf Franko und dessen Neffe Stephan, die Güter. Breitenbrunn kam an Stephan, dessen Nachkommen sich Herren von Breitenbrunn nannten. Nach dem Aussterben dieser Linie baten die Grafen Paul und Lorenz von Mattersburg König Karl um die Verleihung. Dagegen legten allerdings die Nobiles de Saar Johann, Michael und Stephan, die Söhne des Geus, Protest ein. Schließlich stimmten sie zu. Später protestierte Emerich de Zegy (Pirichendorf), da die Besitzung ihm und seiner Schwester als Pfandgut zugeteilt worden war. Die Mattersdorf – Forchtensteiner mussten seine Ansprüche, die sich als zu Recht bestehend erwiesen hatten, um 150 Mark ablösen. Der Imposante Wehrturm entstand schon im 13. Jahrhundert. Die heutige Form erhielt er im 16. Jahrhundert. In der Mattersburger Teilungsurkunde von 1346 zwischen Paul und Nikolaus von Mattersdorf-Forchtenstein wird Praytunprun zusammen mit einigen anderen Orten ausgenommen, da König Ludwig I. diese Orte dem Landrichter Grafen Paul allein, wegen seiner Verdienste, geschenkt hatte. Nikolaus der Deutsche von Forchtenstein wollte seine Besitzungen Breitenbrunn, Wulkaprodersdorf und die Maut in Müllendorf an die Grafen von St.Georgen-Bösing und an die Juden Afferlh und Smarelt verkaufen. Dagegen protestierten aber die Kaniszai als Nachbarn vor dem Palatin.

 

Neuzeit

Der Ort ging also nach und nach in die Hände der Mattersdorf-Forchtensteiner über. Dass diese Übernahme stückweise erfolgte belegt das Urbar von 1500, in dem bei den Höfen bei gleicher Größe unterschiedliche Abgabenleistungen verzeichnet sind.

Nach dem Urbar von 1589 gab es vier ganze, 36 halbe, ein Viertel-, ein Dreiachtellehen sowie 33 Hofstätten und zwei Fleischbänke, insgesamt 75 bewohnte Häuser. Das Bergbuch von 1570 belegt den intensiven Weinbau, für den auch die hohe Zahl an Hofstätten spricht. Der größte Teil des auswärtigen Weingartenbesitzes war in der Hand von Bruck an der Leitha, 1589 201 ½ Viertelweingärten, aber auch andere Orte und Herrschaften hatten Weingärten in Breitenbrunn. Von den insgesamt 491 Viertelweingärten gehörten nur 240 Viertel den Ortsbewohnern. Der Wein wurde in die böhmischen Länder verkauft. Breitenbrunn besaß im 16. Jahrhundert aber auch ein Schankhaus in Schwechat, trotz des Protests der niederösterreichischen Stände. Das Schankhaus in Schwechat war zum Weinverkauf „Unter dem Reifen“, also vom Wagen aus, berechtigt. Offenbar wurden dort große Mengen an Wein verkauft. 1669 suchte der Markt um Bestätigung eines Ausfuhrprivilegs con 1651 an, das das Recht auf Ausfuhr von 3000 Eimer in die Oberländer gestattete.

Nach dem Forchtensteiner Urbar von 1675 wurden in Breitenbrunn gezählt: eine Sechsviertelsession, 7 ganze, 34 halbe, 4 Viertelsessionen und 44 Kleinhäusler, eine Schmiede, Halterhäusel, Spital, Schulhaus und Badehaus. Die Herrschaft hatte Weingärten im Umfang von 18 Tagwerk am Rosenberg.

1589 wird Breitenbrunn erstmals als „Marckht“ bezeichnet. Der Ort hat bis heute das Marktrecht. Am Donnerstag in der Johanniswoche findet der Johannismarkt und am Mittwoch in der Leonhardiwoche im November der Leonhardimarkt statt. Am Markttag wurde gleichzeitig auch Richttag gehalten. Drei Wochen vor dem kommenden Markt- und Richttag wurde vorher am Prangerturm die Freihand (auch Freiung genannt) ausgesteckt. Der Viehmarkt wurde außerhalb der Wehrmauer am Ganslanger abgehalten. Er wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingestellt. 1951 erhielt der Ort sein eigenes Gemeindewappen.

In Breitenbrunn bestanden Handwerkszechen der Bäcker, Fleischhauer, Schneider, Schuhmacher, Schmiede, Wagner, Steinmetze, Maurer und Fassbinder. Diesen Zechen gehörten auch Handwerker der Seewinkelgmeinden an. Ab 1703 wanderten die meisten Zechen nach Frauenkirchen ab. Die Breitenbrunner Zechen wurden aufgelöst, die Meister den Eisenstädter oder Purbacher Zünften inkorporiert.

Unter der Pfandherrschaft des Johann Weispriach und dann unter Hauptmann Georg Seyfried von Kollonitsch fand auch in Breitenbrunn der evangelische Glaube in Breitenbrunn Eingang. 1583 berichtete Wolfgang Spillinger, Archidiakon von Ödenburg an den Klosterrat, die Menschen wären „zum Taill durch den Sektenmaister verführt“ worden. Wahrscheinlich ist damit Johann Hauser in Donnerskirchen gemeint und nach dessen Vertreibung der flazianische Schulmeister Wolf Dietrich gemeint, der ab 1582 die Evangelischen in Donnerskirchen und in der Umgebung betreute. 1583 wurde Matthäus Schering als provisorischer Seelsorger in Breitenbrunn eingesetzt. Er hatte Sommerein verlassen, weil der dortige Pfarrhof völlig zerstört war. Er konnte kaum deutsch und 1584 war die Pfarre schon wieder vakant. Anschließend gab es mehrere Bewerber um die Pfarre. Bis 1589 war Leonhard Pauckhofer Pfarrer. Er starb schon 1590. Unter Pfarrer Johann Christoph Tillnberger verweigerten die Breitenbrunner die Taufe ihrer Kinder nach katholischem Ritus. Sie liefen zu lutherischen und flazianischen Predigern aus. Die Gemeinde hatte einen Schulmeister angestellt, der in seinem Glauben „verdächtig“ sei. Der Richter verweigerte dem Pfarrer jede Unterstützung. Der Lehrer musste entlassen werden, die Spannungen zwischen Pfarrer und Gemeinde blieben. Tillenberger resignierte schließlich. Als Pfarrer bewarb sich Christoph Vilanus, der Pfarrer von Donnerskrichen. Er wurde vom Klosterrat aber wegen seines Lebenswandels abgelehnt.

1572 wurde die Pfandherrschaft über Forchtenstein eingelöst und die Herrschaft der niederösterreichischen Kammer unterstellt. Damit wurde auch der niederösterreichische Klosterrat für die geistlichen Belange zuständig, sehr zum Unwillen der Raaber Bischöfe. Der Konflikt zwischen beiden kirchlichen Behörden wurde auch um die Person des Breitenbrunner Pfarrers Andreas Itzerus ausgetragen.

Es folgte als Pfarrer eine sehr interessante Persönlichkeit, die sich in Breitenbrunn behaupten konnte. Es war dies der aus (Klein-) Mariazell in Östereich entlaufene Mönch Andreas Itzerus. Itzerus stammte aus Venedig. Er war erstmals als Konventuale des Benediktinerklosters bezeugt, erhielt 1589 in Wien die Priesterweihe. Kleinmariazell war damals ein kleines Kloster in einem desolaten Zustand. 1529 waren vier der sechs Mönche im Zuge des Türkenzuges ums Leben gekommen. Im Kloster gab es heftige Konflikte, an denen der Izerus nicht unschuldig war. Nach Auseinandersetzungen mit dem Administrator und nachdem sich schwere Anschuldigungen gegen den Abt als haltlos erwiesen hatten verließ Itzerus das Kloster. Bald darauf tauchte er in Breitenbrunn auf. Er wurde vom Raaber Bischof, der zufällig im Ort war, zum Pfarrer ernannt. Dagegen gab es einen geharnischten Protest des Klosterrates, der sich auf das Präsentationsrecht des Kaisers für landesfürstliche Pfarren berief. Der Klosterrat verlangte die sofortige Entlassung. Die Pfarre sollte von einem Konrad Wassenberger übernommen werden. Itzerus ließ sich aber nicht verdrängen und er scheint im Ort einigen Erfolg gehabt zu haben. 1597 konnte bei einer Visitation 200 Kommunikanten vermeldet werden. 1598 suchte Izerus offiziell beim Klosterrat um die Verleihung der Pfarre an. Sie wurde ihm tatsächlich übertragen. 1602 ist er noch als Pfarrer bezeugt, starb aber wahrscheinlich in diesem Jahr.

1597 besaß der Pfarrer drei Weingärten, 7 Joch Acker, einen Krautgarten, zwei Tagwerk Wiesen und ein Fischwasser. Auch die Kirchenzeche war gut ausgestattet, mit 7 Weingärten, in denen durchschnittlich 70 Eimer Wein gelesen wurden. 1597 brannte der Ort ab. 1667 gab es erneut ein großes Feuer, bei dem drei Einwohner verbrannten. 1615 bis 1630 wurden die Wehrmauern mit drei Toren errichtet.

1622 ging der Ort Breitenbrunn mit der Herrschaft Forchtenstein in den Besitz der Esterhazy über. Seit dem Spätmittelalter gab es im Ort zwei Edelhöfe. Einer der Besitzer war bis 1463 der Ritter Georg Gilleis, der andere 1440 bis 1470 die Ritterfamilie Wulzendorfer. 1547 wurde der Hof vom Znaimer Bürger Stefan Neydhardt an Georg Walterskircher verkauft. Dann kam der Hof an den Ritter Stefan Pfister. Zum Hof gehörten 7 Hofstätten. Vor 1626 kam der Hof an Johann Schubhardt, der die Enteignung durch die Esterhazy verhindern konnte. 1651 wurde der „Pfisterhof“ an Balthasar Egresdy verkauft. Im 18. Jahrhundert erwarb den Besitz die aus Bayern stammende adelige Familie Anscheringer.

Nach Gilleis folgte auf dem später Spannerhof genannten Edelhof dessen Vetter Georg Wallburger und danach Wolfgang Wallburger. Dieser übergab ihn an Stefan Pliembl, einen Wiener Bürger, gefolgt von Valentin Pliembl. 1600 erwarb den Hof Thomas Rueff, der Im Dienste des Hofkriegszahlamtes stand. Er bekam den Hof als Entschädigung für seine Leiden in türkischer Gefangenschaft. 1617 erhielt er von Kaiser Matthias das Recht, in Breitenbrunn Wein auszuschenken und auch nach Wien zu liefern. Das Ausschankrecht und der Hof kamen dann Simon Reindl, der ihn an den Ritter Georg Spanner von Plinzendorf und seine Frau Anna, geborene Luttinger, verkaufte. 1652 ging der Hof testamentarisch an seine Frau und zur Hälfte an seine drei Kinder Hans Balthasar, Ferdinand Hector und Maria Elisabeth. Eva Clara, die Tochter Ferdinand Hectors, verkaufte ihren Anteil an die Herrschaft Eisenstadt. Andere Teile des Hofes waren im Besitz von Georg Andreas Schendl, dem Pfarrer von Purbach, und Wolfgang Andreas Pucher. 1739 ging der Anteil Schendls an einen Herrn Hackstock. Ein anderer Teil des Hofes gelangte 1736 in den Besitz der Gemeinde Breitenbrunn. Teile des Hofes dürften die Esterhazy durch Enteignung 1626 in ihren Besitz gebracht haben. Nach 1739 verlieren sich die Spuren des Edelhofes. Die Esterhazy dürften die Freiheit kassiert haben und den Hof an Untertanen vergeben haben. Der andere Freihof, der Pfisterhof, ging noch vor 1627 an Johann Schubhardt über, der mit Esterhazy offenbar einen Vergleich finden konnte. 1651 verkaufte Schubhardt den Hof, zu dem 1627 11 Untertanen gehörten, an Balthasar Egresdy. Seit dem 18. Jahrhundert war er im Besitz der aus Bayern stammenden adeligen Familie Anscheringer. 1966/1968 wurde der Hof an das Künstlerehepaar Frenken verkauft.

1681 beherbergte Breitenbrunn zweimal die ungarische Krone. Kaiserin Eleonore, Gemahlin Leopolds I., wurde in diesem Jahr in Ödenburg zur Königin von Ungarn gekrönt. Die Krone musste von Pressburg nach Ödenburg gebracht werden. Sowohl bei der Hinfahrt am 4/5. Dezember wie auf dem Rückweg am 13/14. Dezember wurde in Breitenbrunn übernachtet. Die Krone war vermutlich im Edelhof untergebracht.

Das Türkenjahr 1683 brachte für Breitenbrunn eine fürchterliche Katastrophe. An der Schanze zwischen Winden und Breitenbrunn kam es zu einem Gefecht zwischen den Türken und den Esterhazy- bzw. kaiserlichen Truppen. Angeblich wurden 500 Mann niedergemacht. Anschließend griffen die Tataren Breitenbrunn an und konnten am 8. Juli in das Dorf eindringen. Die Verwundeten wurden getötet, Frauen und Mädchen vergewaltigt und die Überlebenden in die Sklaverei verschleppt. Der Ort wurde niedergebrannt, die Kirche verwüstet, der Pfarrhof zerstört. Der damalige Pfarrer Lorenz Stipschitz konnte fliehen. Nach seiner Rückkehr schrieb er in die Pfarrchronik: „Meine Augen haben keine Tränen mehr zu weinen. Dieses herrliche Gotteshaus eine Brandstatt, verwüstet und entweiht.“ In der Folgezeit errichteten die Türken in Donnerskirchen ein Lager und plünderten die Umgebung aus.

Vor 1683 hatte das Dorf 1300 Einwohner in 79 Häusern, nach der Katastrophe war die Einwohnerzahl auf die Hälfte gesunken. Die Markterhebung im Jahre 1689 auf Vorschlag Paul I. Esterhazys durch Kaiser Leopold I. dürfte eine Entschädigung für die schweren Verluste gewesen sein. Das Marktrecht erlaubte die Abhaltung von Vieh- und Kramermärkte. Schon 1669 wird ein Hospital, also ein Armenhaus, erwähnt. Es brannte 1860 ab und wurde nicht wieder errichtet.

1704 wurden kaiserliche deutsche Truppen nach Breitenbrunn verlegt, die noch anwesenden Kuruzzen wurden gefangen genommen. Am 6. Mai 1737 brannten Dorf und Kirche erneut ab. Auch 1748 gab es wieder ein Feuer. Die Altäre der Kirche wurden unter Pfarrer Johann Kieteibl erneuert. 1831 brach die Cholera aus. Vom 12. August 1831 bis 19. September 1832 starben 90 Personen, vom 29. September bis 6. Oktober 1932 wieder 90 Personen und im Sommer 1855 81 Personen.

Auch zur Zeit der Franzosenkriege litt der Ort schwer unter den Einquartierungen sowohl von Franzosen wie von kaiserlichen Truppen. Im September 1921 quartierten sich Freischärler im Gemeindegasthaus ein.

1876 wurde mit der Herrschaft der Urbarialausgleich geschlossen, Rott-, Zins- und Remanentialgründe wurden abgelöst, die Hutweide zwischen Herrschaft und Bauerngemeinde aufgeteilt. Die Urbarialgemeinde bekam 76 ha Hutweide und 308 ha Wald. Der frühere Grundherr Esterhazy besaß 1940 noch 1401 ha, davon 260 ha Wiesen, 449 ha Wald und 626 ha unproduktive Fläche. Die Herrschaftsgründe wurden zum Teil aufparzelliert, zum Teil verpachtet – etwa das Gelände des Seeparks an die Gemeinde.

Von großer Bedeutung war der Steinbruch in Breitenbrunn, der offenbar schon früher genutzt wurde, aber erst im 19. Jahrhundert größere Mengen an Kalksandstein lieferte. Er war ein ideal gleichmäßiges und gut zu bearbeitendes Bildhauermaterial, das aber leicht verwitterte. Der Steinbruch bestand aus fünf nebeneinander Liegenden Brüchen. Der Stein wurde beim Bau des neugotischen Wiener Rathauses, beim Bau der k.k. Hofmuseen und vielen anderen Gebäuden in Wien eingesetzt. Die Steinbrucharbeiter lebten in kleinen Häuschen bei den Brüchen. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren dort noch 30 Arbeiter beschäftigt. Nach dem Krieg wurde der Abbau nicht wieder aufgenommen.

 

Zeitgeschichte

Im Ersten Weltkrieg hatte Breitenbrunn 40, im Zweiten Weltkrieg 57 Gefallene zu beklagen. 1925 wurde ein Kriegerdenkmal errichtet.

In Breitenbrunn lebten in der Zwischenkriegszeit drei jüdische Familien. Der Zuzug der Juden begann in den 1880er Jahren. Es gab 25 jüdische Einwohner. Bis 1934 sank ihre Zahl auf 7. 1939 wurden 6 Juden deportiert.

Emanuel Topf war Weinbauer und einer der größten Grundbesitzer, daneben auch Postmeister. Er war Kreditgeber und erwarb so ständig weitere Weingärten. Im Dorf gehörte er zur Oberschicht. Seine Güter ließ er von Landarbeitern bewirtschaften. Er besaß bereits einen Personenkraftwagen. Emanuel Topf starb 1937. Das Vermögen der Topf wurde in nationalsozialistischer Zeit arisiert. Noch 1989 wurden wegen des Arisierungsverfahrens in der kommunistischen Volksstimme Voprwürfe gegen den Oberamtmann Geyer erhoben. Topfs Frau Hermine durfte nach Ungarn ausreisen. Sie kam 1944 in einem Lager ums Leben.

Zwei ärmere jüdische Familien waren die Brauns und die Robinsons. Isidor Braun hatte einen kleinen Laden, Abraham Robinson reparierte alte Uhren. Sie wurden zunächst in ein Sammellager nach Wien gebracht, wo Braun starb. Seine Frau kam in ein Konzentrationslager, ihre Tochter konnte nach England emigrieren.

Auch in Breitenbrunn kam es zur Verfolgung von Regimegegnern. Vinzenz Böröcz, ein kommunistischer Funktionär, wurde 1938 verhaftet. Der Hilfarbeiter Josef Lang, der sich öffentlich gegen das Regime äußerte, kam nach Dachau und dann nach Mauthausen, wo er 1940 starb.

Während des Krieges waren Ukrainerinnen und Kriegsgefangene aus Frankreich und Serbien aus dem Kaisersteinbrucher Kriegsgefangenenlager als Arbeitskräfte zugeteilt.

Gegen Kriegsende wurden auch in Breitenbrunn Panzer- und Laufgräben ausgehoben. Es kam aber im Ort zu keinen Kampfhandlungen. Die Evakuierung des Dorfes wurde angeordnet, aber nicht befolgt. Am 12./13. April besetzten die Sowjets das Dorf. Die sowjetischen Besatzer requirierten nahezu das gesamte Vieh, 80 Pferde und 180 Stück Rinder. Die Bevölkerung, vor allem Mädchen und Frauen, suchten Zuflucht im Wald, in den Weinkellern und in Verstecken. Die Häuser wurden ausgeplündert. Noch vor dem Kriegsausbruch wurden an das Schilf angrenzende Grundstücke zum Truppenübungsplatz Kaisersteinbruch geschlagen. Da sie formal deutsches Eigentum waren wurden diese 1945/46 an landlose Ortsbewohner vergeben.

In der Wiedraufbauphase nach dem Krieg wurden etwa 100 neue Häuser gebaut. Die Gemeinde stellte 80 Bauplätze zur Verfügung. Der Aufschwung der Gemeinde begann unter Bürgermeister Ehrenreiter mit dem Seedamm und dem Seebad und der Schokoladenfabrik, allerdings um den Preis einer hohen Verschuldung. Unter Bürgermeister Siegl wuchs die Bevölkerungszahl, neue Siedlungen wurden auf dem Haidenberg, dem Kirchberg und dem Scheibenacker angelegt. Neben zahlreichen Einfamilienhäusern wurden erste Wohnhausanlagen und Reihenhäuser durch die Siedlungsgenossenschaften errichtet. Eine neue Volksschule wurde gebaut. 1950 entstand eine Lagerhausfiliale, die 2004 geschlossen wurde. Die Gemeinschaftskühlanlage bestand bis 1975. Die schon 1929 gegründete Raiffeisenkasse erhielt 1979 ein eigenes Lokal. Sie wurde 1990 mit der Raiffeisenkasse Neusiedl fusioniert und erhielt 2013 ein neues Haus. Die in den 1930er Jahren eingerichtete Milchsammelstelle erhielt ein eigenes Gebäude. Die Sammelstelle bestand bis in die 1960er Jahre. Nach dem Bau der Wasserleitung wurde der Dorfbrunnen zugeschüttet. Er wurde 1987 neu errichtet.

Neben dem Gemeindeamt wurde in einem schönen alten, denkmalgeschützten, von der Gemeinde 1989 gekauften Gebäude die Gästeinformation eingerichtet. Es wird auch als Standesamt und für Ausstellungen genützt. 2001 wurde die Ortsvinothek eingerichtet. Die Ausstellungen werden meist vom Kulturverein KUKUWENA organisiert.

Das frühere große Gemeindewirtshaus wurde wahrscheinlich schon im frühen 17. Jahrhundert errichtet und war ursprünglich wohl einer der Freihöfe. Von 1947 bis 1955 war dort die sowjetische Kommandantur untergebracht. Nach Abzug der Russen stand es lange Zeit leer. 1971 wurde es vom Kulturverein Pannonia erworben und restauriert. Hinter dem Haus, an der Stelle des früheren Gemeindestalls, wurde das „Erholungszentrum Breitenbrunn“, eine archtektonisch bemerkenswerte Anlage mit 38 Wohnungen, errichtet.

1972 entstand auf einer ehemaligen Hutweide etwas abseits des Dorfes der Pusztawohnpark auf 17 ha Grund, von denen 14 ha zur Verbauung vorgesehen waren. Insgesamt wurden etwa 200 Wohneinheiten errichtet. Vorgesehen war, die Häuser an Ungarndeutsche aus der Bundesrepublik zu verkaufen. Die Nachfrage war aber zu gering. So nutzten viele Wiener die günstige Gelegenheit, Ferien- und Wochenendhäuser zu erwerben, zu einer Zeit, als der Freizeit- und Erholungswert Breitenbrunns durch den Ausbau des Seebades stark anstieg. Die Anlage wurde vom damaligen Vizebürgermeister Tröölinger zusammen mit einem Beirat der Eigentümer verwaltet. Die Integration der Bewohner in das Dorf gelang nur teilweise, Geschäftsleute, Gastronomen und Weinbauern profitierten aber von den vielen neuen Bewohnern.

Die bauliche Entwicklung war wie in allen Seegemeinden äußerst dynamisch. Nach der letzten Wohnungszählung stammen nur mehr 9,9 % der Gebäude aus der Zeit vor 1945, 24,9 % wurden erst nach 1991 gebaut. Im Ortskern konnte die den Ort stark prägende alte Bausubsanz an bemerkenswerten Bürger-Bauernhäusern erhalten und zum Teil mustergültig renoviert werden. Unter den Neubauten dominieren die Ein-und Zweifamilienwohnhäuser, die meisten Wohnungen liegen heute über 90 qm und sind voll ausgestattet. Von den 1262 Wohnungen waren aber 399 ohne Hauptwohnsitzmeldung.

Die wichtigsten Aufgaben der Gemeinde waren seit den 1970er Jahren der Ausbau der Infrastruktur, die Güterwege, der Wasserleitungsbau und die Abwasserentsorgung. Die eigene Kläranlage ist seit 2014 nicht mehr im Betrieb. Der Ort wurde an die Zentralkläranlage für die Seegemeinden angeschlossen.

Die Feuerwehr wurde 1883 vom Schulmeister Vinzenz Riedler und Georg Lamprecht geründet. 1933 wurde ein Feuerwehrhaus gebaut, 1990 wurde das neue Feurwehrhaus am Anger eingeweiht. Siet 1878 bestand in Breitenbrunn ununterbrochen ein Postamt. Es wurde 2013 geschlossen. Die Gemeinde betreibt seither eine „Post- Partner und Bürgerservicestelle“.

Auch der Weinbau hat in den Jahrzehnten nach dem Krieg einen starken Wandel erlebt. Gab es 1929 noch 260 Vollerwerbsbauern so leben heute nur mehr drei Familien ausschließlich vom Weinbau. 1923 wurde ein Weinbauverein gegründet. Zur Behebung der Reblauskrise wurde ein großer Schnittweingarten angelegt und auch viele kleinere Schnittweingärten entstanden. Die Weißweine dominierten weiterhin. 1929 waren 50 % Welschriesling, 10 % Grüner Veltliner und noch 10 % Silberweiß, 10 % Gutedel und 20 % Ezerjó. Befanden sich die Weingärten früher ausschließlich an den Südhängen des Leithagebirges wurde er nun auch in die flachen Lagen bis zur Bahn ausgedehnt, mit der Gefahr von Spätfrösten. 1934 umfassten die Weingärten 243 ha, die 335 Weingartenbesitzern gehörten Die Betriebsgrößen lagen größtenteils unter einem ha. .Die Erträge waren stark schwankend, zwischen 2410 hl 1927 und in den 1990er Jahren 10 000 – 15 000 hl. 2001 gab es noch etwa 200 Weingartenbesitzer. 70 Betriebe waren Mitglieder des Weinbauvereins. Heute werden ausschließlich Qualitätsweine produziert. In der Zwischenkriegszeit war auch der Obstbau noch von Bedeutung. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden 5611 Kirsch-, 1938 Zwetschken-, 899 Marillen- und 1340 Pfirsichbäume gezählt.

An größeren Betrieben entstand 1909 die Sodawasserfabrik und Getränkefirma Josef Strohmayer, die lange Zeit die gesamte Umgebung belieferte. 1988 errichtete sie ein neues Betriebs- und Lagergelände. 1999 waren 30 Mitarbeiter beschäftigt. 2014 wurde der Betrieb geschlossen.

Masterfoods – Mars kam 1973 nach Breitenbrunn, wo die Firma die Süßwaren der Mars – Palette erzeugte. 1964 wurde mit dem Bau einer Schokoladenfabrik begonnen, 1966 die Fabrik von Clauss - Neiße eröffnet, mit 25 Beschäftigten. Der Betrieb wurde von Mars gekauft. Mars produzierte mit 190 Mitarbeitern pro Jahr rund 13 000 t Süßwaren. 2020 wurde die Fabrik an die Firma Alfred Ritter verkauft.

Der Fremdenverkehr spielt in Breitenbrunn eine zunehmend wichtige Rolle. Dazu trugen vor allem die Aufschüttung der Dammstraße und der Ausbau des Seebades ab 1965 und die dort möglichen vielfältigen Sport- und Freizeitaktivitäten bei 1969 wurde der Yachtclub Breitenbrunn gegründet und bekam von der Gemeinde ein frisch aufgeschüttetes Stück Land. 2003 hatte der Club 200 Mitglieder, im Sommer liegen 175 Yachten in Breitenbrunn. Dazu gibt es die Seglergemeinschaft Breitenbrunn mit ebenfalls 200 Mitgliedern. Der Segelboothafen, ein Seerestaurant, ein Campingplatz und eine Segelschule entstanden. 2022 entstand eine schwierige Situation, da der Pachtvertrag der Gemeinde mit Esterhazy nach 50 Jahren auslief . Die Gemeinde musste ihrerseits den Vertrag mit dem Yachtclub kündigen. Dieser will nach Jois ausweichen. Das Seebad soll modernisiert und ausgebaut werden. Esterhazy hat bereits entsprechende Pläne vorgelegt. Eine besondere Attraktion in Breitenbrunn ist der „Kellerring“ mit seinen vielen alten Kellerbauten. Unter den 16 Beherbergungsbetrieben waren 2 Hotels und 11 Betriebe mit Ferienwohnungen, zusammen 63 Betten. Der Campingplatz hat 400 Plätze. 2011 wurden 16 667 Übernachtungen gezählt. Nach 2012 ging die Übernachtungszahl zurück und erreichte 2020 wieder 17 405 .

Bekannt ist Breitenbrunn auch als „Künstlerdorf“. Viele Künstler lie0en sich im Laufe der Zeit im Ort nieder, kauften Häuser und renovierten diese oft mit viel Engagement. Erwähnt seien Maria Plachky und ihr Mann Gottfried Kumpf, die sich 1968 in Breitenbrunn ansiedelten und einen Streckhof revitalisierten.2014 zog Kumpf nach Wien, sein Haus bezog Thomas Brezina. Ebenfalls in Breitenbrunn leben der Pilot und Grafiker Felix Wilhelm und seit 1985 der Maler Rainer Knoll. 1965 erwarb das Künstlerehepaar Frenken einen Teil des früheren Edelhofes, 1968 kauften sie auch die zweite Hälfte. Fria Elfen – Frenken lebte seit 1959 im Burgenland. Ein weiterer Maler im Dorf ist Hans Lichtenberger. Die Bildhauerin Brigitta Schalk kam 1967 nach Breitenbrunn, wo sie das Zechenhaus und später das Lamprechthaus erwarb und mustergültig renovierte. Ebenfalls in Breitenbrunn ansässig ist der Fotokünstler Andreas H. Bitesnich.

 

Bevölkerungsentwicklung und sozialökonomische Struktur

Die Einwohnerzahl hat sich nach dem schweren Aderlass der Türkenzeit und der Choleraepidemie kontinuierlich entwickelt. 1785 hatte der Ort 1228 Einwohner, 1828 1340, 1843 1250 und 1869 1364 Einwohner. Der Anstieg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde durch die Auswanderung nach Amerika gebremst. 1890 hatte das Dorf 1372, 1910 1230 und 1923 1242 Einwohner. Die schlechte Wirtschaftslage hielt auch in der Zwischenkriegszeit und auch in der ersten Nachkriegszeit das Bevölkerungswachstum in Grenzen. 1934 wurden 1310, 1951 1230 und 1971 1321 Einwohner gezählt. In den 1970er Jahren begann mit dem wirtschaftlichen Aufstieg und der regen Bautätigkeit ein rasanter Anstieg: 1991 1570, 2001 1704 und 2009 1854 Einwohner. 2013 waren 1908 Einwohner ansässig. Der Wanderungsgewinn betrug in den 1970er und 1980er Jahren 171 Personen (+ 12,3 %) . Nicht nur die Zahl der Häuser stieg, viele Zweitwohnsitze wurden errichtet. 1981 betrug ihr Anteil bereits 10,8 %. 2020 wurden 1871 Einwohner verzeichnet.

So wie in den meisten Orte des Burgenlandes hat auch Breitenbrunn seit den 1950er Jahren einen radikalen Wandel vom Bauerndorf zum Wohnort für Pendler, zumeist in Dienstleistungsberufen, durchgemacht. 2010 gab es nur mehr 56 landwirtschaftliche Betriebe, davon nur 22 Haupterwerbsbetriebe mit durchschnittlich 17,2 ha Betriebsgröße. Die Nebenerwerbsbetriebe warn nur 2,6 ha groß. 55 Betriebsinhaber, 54 Familienangehörige und 22 familienfremde Arbeitskräfte waren in der Landwirtschaft beschäftigt. Die Tierhaltung wurde nahezu ganz aufgegeben. 2010 gab es nur mehr einen rinderhaltenden Betrieb mit 52 Tieren.

Nach der wirtschaftlichen Zugehörigkeit zählten nur mehr 2,8 % zum primären Sektor, 13,5 % zur Warenproduktion, 4,6 % zum Bauwesen, 18,2 % zum Handel, 7,3 zum Verkehrswesen, 12,8 % zur öffentlichen Verwaltung und 6,5 % zu den Gesundheits- und Sozialdiensten. Der Dienstleistungsbereich überwiegt also auch in Breitenbrunn bei weitem.

Schon 1981 zählte man 169 Pendler, davon 145 nach Wien. 2019 lebten im Dorf 666 Auspendler, davon 224 nach Eisenstadt und Neusiedl, 115 nach Bruck a.d.Leitha und 234 nach Wien. 247 Einpendler arbeiteten in Breitenbrunn. Im Ort gab es 2011 173 Arbeitsstätten mit zusammen 573 Beschäftigten, die meisten davon Kleinbetriebe mit weniger als 5 Beschäftigten. Nur 16 Betriebe fielen in die Kategorie von 5-19 Beschäftigten und ein Betrieb lag über 100 Beschäftigten.

Natürlich haben sich auch die Altersstruktur und die Familienstrukrur stark geändert. 39 % sind Einpersonenfamilien, 35,1 % Zwei Personenfamilien. Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt bei 2,04 Personen. 13,8 % sind Ein Eltern-Familien.

 

Politische Entwicklung

Die Liste der Marktrichter ist von 1738 bis 1861 erhalten. Sie befindet sich im Inneren des hölzernen Richterstabes, das Zeichen der Bürgermeisterwürde. Zur Zeit der Räteherrschaft wurde auch in Breitenbrunn ein Direktorium gewählt. Ihm gehörten der spätere Bürgermeister Paul Brünner, Vinzenz Böröcz senior und ein Lehrer an. In der Zeit der Räteherrschaft wurde ein Teil des Schilfgürtels parzelliert und unter Kleinbauern und Taglöhner verlost. Das Schilf und die Seewiesen waren für die Tierhaltung wichtig. Bürgermeister Brünner kam mit dem Notar Gayer in Konflikt, der anscheinend auch noch in österreichischer Zeit auf seine herausgehobene Stellung im Dorf beharrte. Leopold Brünner, der Sohn des Bürgermeisters, war sozialistischer Parteisekretär im Bezirk Neusiedl. Er kam in Konflikt mit der Parteiführung. 1926 veröffentlichte er eine Broschüre „Sozialdemokratische Korruptionswirtschaft im Land- und Forstarbeiterverband und im Siedlungswesen“.

In der ersten Nationalrats- und Landtagswahl 1922 erhielten die Großdeutschen 289 Stimmen, der Bauernbund (Landbund) 268 Stimmen. In der ersten Gemeinderatswahl von 1923 wählten 332 christlichsozial, 223 sozialdemokratisch. Bürgermeister wurde Paul Brünner. 1927 bekamen die Christlichsozialen 210 , die Sozialdemokraten 170 Stimmen, die Wirtschaftsgruppe 143 und die Volkspartei 89 Stimmen. 1931 wählten 199 Einwohner christlichsozial, 148 sozialdemokratisch und 283 andere. Bürgermeister wurde Alexander Bammer. In nationalsozialistischer Zeit war Johann Pierger Bürgermeister.

Die Sowjets setzten den Sozialdemokraten Josef Lichtenberger als Bürgermeister ein. 1947 bis 1950 war Andreas Anscheringer Bürgermeister. In der Gemeinderatswahl von 1950 kandidierte die ÖVP mit zwei Listen und erhielt 462 Stimmen, die SPÖ 113 und die Kommunisten 59 Stimmen. 1951 war Alexander Sammer, 1952 bis 1954 Gabriel Tobler Bürgermeister, 1955 bis 1958 Georg Jobst. Mit der Wahl von Andreas Ehrenreiter zum Bürgermeister 1959 begann eine neue Ära in der Dorfgeschichte. Wasserleitungsbau, Beginn der Kanalisation und die Errichtung des Seebades mit der neuen Dammstraße durch den Schilfgürtel waren die wichtigsten Vorhaben. Mit der Schokolade- und Marzipanfabrik Neisse wurde ein bedeutender Betrieb ansässig, Einige Jahre später wurde die Fabrik von Masterfoods übernommen. Die Errichtung des Pusztawohnparks wurde begonnen. Durch diese Projekte waren die Finanzen heillos zerrüttet , auch noch unter dem nächsten Bürgermeister Rudolf Sammer. Das Land musste die Haftung für die Schulden übernehmen.

1978 spaltete sich die Volkspartei. Alfred Eiweck kandidierte auf einer Bürgerliste und machte zusammen mit den Sozialisten Josef Gross zum Bürgermeister. Nun konnten die Finanzen mit Hilfe der Einnahmen aus dem Seebad und der Schokoladenfabrik saniert werden. 1988 bis 2002 war Anton Siegl Bürgermeister. 1997 erreichte die ÖVP 10, die SPÖ 8, die FPÖ ein Mandat. 2002 bekam Josef Tröllinger 800, Anton Siegl 581 Stimmen. Im Gemeinderat stand es nun 10:10. Die Grünen bekamen ein Mandat. 2014 wurde Tröllinger wieder Bürgermeister. Seit 2017 ist Helmut Hareter von der SPÖ Bürgermeister. Er erhielt 62,83 % der Stimmen. Im Gemeinderat hat 2017 die SPÖ 12, die ÖVP 7 Mandate, die FPÖ und die Grünen haben je ein Mandat..

 

Kirche und Schule

Der Zeitpunkt der Errichtung der Pfarre ist unbekannt. Wahrscheinlich erfolgte sie im 14. Jahrhundert. Der Bau der ersten Pfarrkirche ist jedenfalls mittelalterlich. Von der gotischen Kirche ist noch der untere Teil des Turmes erhalten. Zwischen 1620 und 1630 wurde die Kirche von einer Befestigungsanlage mit mehreren Bastionen umgeben. 1674 wurde die gotische Kirche größtenteils geschliffen und ein barockes Kirchenschiff errichtet. 1802 und auch später wurde die Kirche mehrmals renoviert, 1927 dem Turm ein weiteres Geschoss aufgesetzt.

Im Zeitalter der Reformation übte der flacianische Pfarrer von Donnerskirchen, Johann Hauser, auch in Breitenbrunn großen Einfluss aus. Hauptmann Kollonitsch in Eisenstadt unterstützte die evangelischen Prediger, musste aber im Falle von Breitenbrunn nachgeben und die vom Klosterrat eingesetzten katholischen Pfarrer Panckhofer und Perthammer akzeptieren. Gegen den katholischen Pfarrer Johann Christoph Tillberger gab es im Ort großen Widerstand. Ohne sein Wissen nahm das Dorf einen Schulmeister auf, der zum Protestantismus neigte. Das Dorf verweigerte dem Pfarrer den Zehent und Tillnberger gab 1593 auf. Erst unter dem neuen Pfarrer Itzerus kehrte Ruhe ein. Die Kirche und der Pfarrhof waren 1597 in einem guten Zustand. 1602 bis 1605 war Georg Balticus Pfarrer in Breitenbrunn und in Purbach. 1606 übernahm der Vizearchidiakon Johann Georg Mayenbruner neben Purbach und Donnerskirchen auch Breitenbrunn. Nach einem „fürsetzlichen Todtschlag“ floh er, sein Vermögen wurde konfisziert. Obwohl es durchwegs schon katholische Pfarrer gab war die Bevölkerung noch immer teilweise lutherisch gesinnt. Erst 1638 erfolgte mit einer Jesuitenmission der Umschwung. In der Visitation von 1651 waren aber noch immer der Richter Ernst Pecz, die zwei Geschworenen Johann Amon und Leopold Zwickelsdorfer und der Notar Philipp Stempf und sechs weitere Bauern Lutheraner. Als katholische Pfarrer wirkte Johann Jakob Strebele. Er war zuvor in Kroisbach, wurde in Ödenburg zum Pfarrer gewählt, von Bischof Draskovich aber abgelehnt, weil er ein „Schwab“ war. Er ging nach Donnerskirchen und war später auch in Purbach und Breitenbrunn Pfarrer. Unter Pfarrer Georg Schendl 1663 bis 1676 wurde die alte Kirche niedergerissen und eine neue aufgebaut. Palatin Paul Esterhazy stiftete den Hochaltar. Der Pfarrhof war in einem schlechten Zustand.

1683 wurden Kirche und Pfarrhof zerstört, das Inventar geraubt. 1713 besaß die Kirche 6 Weingärten im Ausmaß von 67 Pfund. Unter Pfarrer Kaspar Seyfried von Seyfeld 1710 bis 1713 wurde der Pfarrhof restauriert. Seine Nachfolger waren Matthias Knoblauch, ab 1725 Dechant des Eisenstädter Dekanats und seit 1730 Propst des Fürsten Esterhazy. Er war ein guter Prediger und besaß eine ansehnliche Bibliothek. Am 6. Mai 1737 brannten der Markt und die Kirche ab. Unter Pfarrer Johann Kieteibl 1731 bis 1761 wurden die Altäre erneuert. 1757 hatte die Pfarrkirche einen eigenen Weinkeller, in dem auch die Gemeinde ihren Wein lagerte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden unter den Pfarrern Johann Vojan und Leonhard Russo größere Reparaturen an der Kirche vorgenommen, unter Pfarrer Andreas Goger 1914 bis 1929 erhielt der Kirchturm ein neues Geschoss. Unter Pfarrer Liebentritt 1949 bis 1960 wurde ein neuer Pfarrhof errichtet.

Ab 2002 war der aus Nigeria stammende Peter Okeke Pfarrer von Purbach und Breitenbrunn. Er war im Dorf wegen eines Konflikts mit der Pastoralassistentin nicht unumstritten. 2013 wurde Valentin Zsifkovits Pfarrer.

Schon 1669 ist in den Pfarrmatriken ein Hospital, also ein Armenhaus, erwähnt. 1757 besaß das Armenhaus zwei öde Weingärten. 1860 wurde das Gebäude durch einen Brand vernichtet und nicht wieder aufgebaut.

In Breitenbrunn gab es auch eine Einsiedlerklause. Sie wurde 1732 von Franz Berner erbaut. Die Klause hatte auch eine kleine Kapelle mit einer Glocke. Berner war viele Jahre hindurch auch Novizenmeister der Eremiten.

Eine Schule gab es schon im 16. Jahrhundert. Zwischen 1591 und 1593 wird ein Lehrer erwähnt, der mehr protestantisch als katholisch war. 1641 bestand ein Schulhaus mit Garten. 1651 war Rudolf Zimmermann, ein katholischer Schwabe, schon seit 14 Jahren Lehrer. Das Schulhaus war gut gebaut, 1659 wird es als zu beengt geschildert. Im 17. Und 18. Jahrhundert sind durchwegs Lehrer belegt. Vor allem im Winter hatten sie viele Schüler. 1904 suchte die Gemeinde um die Umwandlung der katholischen Schule in eine Staatsvolksschule an. Bis 1912 war die Schule zweiklassig, dann wurde ein neues Schulgebäude für drei Klassen gebaut. 1934 erfolgte ein Zubau. An bedeutenden Lehrern waren Franz Praunrath von 1889 bis 1922 bekannt, Er ließ sich auf Pronai magyarisieren. 1923 bis 1936 war Peter Titz Lehrer. Koloman Pronai wirkte von 1937 bis 1965. Vorübergehend war er außer Dienst gestellt. 1994 wurde ein Schulneubau beschlossen und 1997 bezogen.

1956 wurde ein Kindergarten im umgebauten alten Pfarrhof eröffnet, 1987 erfolgte ein Neubau. 2011 wurde ein neuer Kindergarten eröffnet.

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ortslage

 breitenbrunn1Perspektivkarte von 1832

Quellen

  • Prickler, Leonhard: Venedig – (klein-)Mariazell – Breitenbrunn. Der Lebensweg des Andreas Izerus als Spiegelbild der kirchlichen Zustände in der Zeit um 1600. In: Burgenländische Forschingen Band XXV. Eisenstadt 2003

  • Fritz Damerius: Ortschronik: Breitenbrunn, Geschichte und Geschichten. Autorenverlag Gerbgruben, Neusiedl 2003, 2014, überarbeitete und erweiterte Neuauflage mit 629 Seiten.