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1990 hatte das Land 271 133 und 2019 293 861 Einwohner. Die Bevölkerung des Burgenlandes wuchs von 1990 bis 2019 um 8,4% (Gesamtösterreich 15,6%). Noch niedriger war der Zuwachs nur in der Steiermark und in Kärnten. Die Entwicklung war durch eine durchgehend negative Geburtenbilanz geprägt. Der Zuwachs fiel ausschließlich auf Zuwanderung, überwiegend aus dem Ausland. Der Anteil ausländischer Staatsangehöriger lag 2019 bei 9,0%, das war der niedrigste Wert unter den Bundesländern (Österreich: 16,5%). Der Zuwachs fiel ausschließlich auf das Nordburgenland. Der Anteil des Mittelburgenlandes fiel von 14,2 auf 12,8%, der des Südburgenlandes von 36,8 auf 33,0%.

Die Ostöffnung 1989 und der Beginn der EU-Regionalförderung für das Burgenland 1995 waren wesentliche Einschnitte in der Geschichte des Landes und brachten für die burgenländische Wirtschaft eine neue Dynamik. Vielfach spricht man von einer „Aufholjagd“ zu den anderen Bundesländern.

Das Regionalprodukt betrug 1990 2,1% der österreichischen Wirtschaftsleistung und stieg bis 2019 auf 2,3% (9,3 Milliarden Euro). Der prozentuelle Zuwachs des nominellen Bruttoregionalproduktes pro Einwohner betrug von 1990 bis 2019 207%. Das war der stärkste Zuwachs unter den Bundesländern. Mit einem Bruttoregionalprodukt je Einwohner von 31 600 Euro im Jahre 2019 erreichte das Burgenland 70,5% des österreichischen Durchschnitts und lag damit noch immer an letzter Stelle der Bundesländer. Je erwerbstätiger Person lag es bei 69 700 Euro, das sind 84% des Österreichischen Durchschnitts. Jedenfalls zählte das Burgenland ab 1995 zu den Bundesländern mit dem stärksten Wirtschaftswachstum. Von 1990 bis 2019 stieg das nominelle Bruttoregionalprodukt um 235% (Österreich: 202%) . Das durchschnittliche jährliche Wachstum betrug 4,3%. Das Burgenland wurde dabei nur von Tirol übertroffen.

Bei der Betrachtung des Bruttoregionalproduktes muss man berücksichtigen, dass der Beitrag der Pendler am Arbeitsort eingerechnet wird, d.h. die Leistung der Burgenländer wird dadurch unterschätzt. Aussagekräftiger ist daher das Bruttoregionalprodukt je Erwerbstätigen. Dieses zeigt für das Burgenland die stärkste Steigerung mit 93% (Österreich 76%).

Vor allem die EU-Förderung für das Ziel-1-Gebiet Burgenland trug zur Schaffung neuer Arbeitsplätze im mittleren und höheren Qualifikationssegment bei. Die Erwerbstätigenquote der Frauen stieg von 48,5 auf 67,1%. Der Pendleranteil (in andere Bundesländer) stieg von 33,1% 1991 auf 37,7% 2018. Fast die Hälfte pendelte nach Wien, 33% nach Niederösterreich, 14% in die Steiermark.

Am deutlichsten zeigt sich der erfolgreiche Aufholprozess beim verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte. Noch 1996 lag dieses mit 24 800 Euro bei 89,4% des österreichischen Durchschnitts. 2019 übertraf es mit 24 800 Euro und 103,3% den Durchschnitt. Das war nach Vorarlberg und Niederösterreich der dritthöchste Bundesländerwert. Betrachtet man das Bruttoregionalprodukt nach Landesteilen so stieg es im Nordburgenland von 55,1% auf 59%, im Mittelburgenland fiel es von 12,8% auf 11,2% und im Südburgenland von 32,1% auf 29,8%. Das Nord-Süd-Gefälle hat sich also weiter verfestigt. Beim Bruttoregionalprodukt je Einwohner konnte der Süden seine Position von 87% auf 90% verbessern, das Nordburgenland lag aber auch weiterhin deutlich über dem Landesdurchschnitt. Mittel- und Südburgenland gehörten weiterhin zu den „ärmsten“ Regionen Österreichs.

Die Strukturverschiebungen zeigen sich in der Bruttowertschöpfung der Sektoren. Absolut gesehen nahm die Wertschöpfung der Landwirtschaft nur unwesentlich zu, relativ gesehen sank ihr Anteil von 7,8% auf 3,3% (Österreich: 1,2%) , der Anteil des sekundären Sektors blieb mit 29,3% bzw. 28,5% annähernd gleich (österreich: 28,6%), der Anteil der Dienstleistungen stieg von 62,9% auf 68,2% (Österreich: 70,2%). Der Anteil der Bauwirtschaft war im sekundären Sektor mit 10,5% überdurchschnittlich hoch (Österreich: 6,8%). Im tertiären Bereich ist der Anteil der öffentlichen und öffentlichkeitsnahen Dienstleistungen hoch, der der unternehmensnahen Dienstleistungen ( freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleistungen) mit 5,6% sehr niedrig (Österreich: 9,9%).

In der sektoralen Beschäftigungsstruktur stieg der Anteil des tertiären Sektors von 57,9% 1990 auf 72,0% im Jahre 2019 (Österreich: 78,8%). Im Industriell-gewerblichen Sektor erfolgte ein Rückgang von 40,8% auf 25,8%, im Agrarsektor hingegen ein Anstieg von 1,3% auf 2,4% (Österreich: von 1,0% auf 0,7%). Dafür war der Rückgang an familieneigenen Arbeitskräften und die Intensivierung von Teilen der Landwirtschaft verantwortlich. . Überdurchschnittlich hoch ist die Zahl der Beschäftigten mit 18,3% in der öffentlichen Verwaltung (Österreich 15,6%), im Handel mit 16,3% (Österreich 14,9%) und im Gesundheits- und Sozialbereich mit 9,7% (Österreich 7,3%) sowie noch immer im Baugewerbe mit 9,6% (Österreich 7,3%).

Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stieg im Jahresdurchschnitt von 1990 bis 2019 um 37 500 Personen auf 106 042. Die Zuwächse waren deutlich höher als in den anderen Bundesländern. In den 1990er und 2000er Jahren hatte das Burgenland den höchsten Beschäftigtenzuwachs unter den Bundesländern. Dieser Zuwachs entfiel überproportional auf Frauen und Ausländer. Der Frauenanteil stieg von 42,8% auf 47,3%. Fast zwei Drittel der neu geschaffenen Arbeitsplätze entfielen auf ausländische Arbeitskräfte (+ 24 133 Personen), zum Großteil auf ungarische Grenzgänger. Der Ausländeranteil bei den unselbständig Beschäftigten lag 1990 bei 4,2%, 1919 bei 25,5% und lag deutlich über dem österreichischen Durchschnitt. Auch bei den Arbeitsplätzen war das Nordburgenland der große Gewinner. Überdurchschnittlich hoch war der Ausländeranteil in der Land- und Forstwirtschaft mit 7,2% (Österreich: 1,7%) und im Bau mit 14,7% (Österreich 10,1%) sowie im Handel mit 19,0% (Österreich: 13,6%).

Die Arbeitslosenquote lag über Jahrzehnte immer über dem österreichischen Durchschnitt, zu Beginn der 1990er Jahre bei 7,6% (Österreich 5,4%). Auch in der Folgezeit war sie überdurchschnittlich hoch. Erst ab 2017 sank sie auf österreichisches Niveau, 2019 lag sie mit 7,3% sogar geringgfügig darunter (7,3%). Überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit gibt es im Baugewerbe.

Die Krise im Gefolge der COVID-19- Pandämie hat sich natürlich auch auf das Burgenland ausgewirkt, allerdings schwächer als in den anderen Bundesländern. Für 2020 wird der Rückgang der realen Wertschöpfung auf 6% geschätzt. Auch bei der Zahl der Beschäftigten stieg das Burgenland mit – 0,8% relativ gut aus (Österreich – 2,1%). Der Rückgang betraf die Gastronomie und den Handel, nicht aber den Bau und die Landwirtschaft. Die Zahl der Arbeitslosen nahm um 30,2% zu (Österreich 35,9%). Die Frauen waren stärker betroffen.

Grafik / Karte

 

 

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Quellen

  • Pratscher Kurt.: Wirtschaft und Arbeitsmarkt des Burgenlandes 1990 bis 2020. In: Burgenland schreibt Geschichte 1921 bis 2021. WAB 169, Eisenstadt 2021
 

 

 

 
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