In der zweiten Hälfte des 9.Jahrhunderts wurden die Kontakte zwischen den Magyaren und den Staaten Mitteleuropas immer häufiger. Magyarische Scharen wurden im Dienst der Franken, der Mährer und der Byzantiner eingesetzt. Dabei lernten sie das Karpatenbecken kennen und die für eine Ansiedlung idealen Bedingungen. Dort fanden sie sowohl ausreichend Weideflächen wie auch Ackerland, bei einer relativ dünnen Bevölkerung. Es gelang ihnen, diedrei politischen Faktoren in diesem Raum, die Franken, Mährer und Bulgaren, gegeneinander auszuspielen. 892 fielen sie in Arnulfs Diensten in Mähren ein, 894 schlossen sie ein Bündnis mit Byzanz und besiegten den Bulgarenzaren Simeon. 894 verwüsteten sie im Bündnis mit den Mährern Pannonien. 894/95 überwinterten magyarische Scharen vermutlich erstmals diesseits der Karpaten. 895 traf die Hauptstreitmacht unter Arpad ein. Die Zurückgebliebenen wurden von den Petschenegen überfallen und mußten ebenfalls über die Karpaten nach Siebenbürgen fliehen. Byzantinische Quellen berichten, daß die Familien der Magyaren von den Petschenegen fast völlig vernichtet wurden.
Die ungarische Geschichtsschreibung bezweifelt das mit Recht.
895 wurde allerdings nur das Gebiet östlich der Donau besetzt. Transdanubien, also Pannonien, folgte erst fünf Jahre später. 899 zogen magyarische Scharen als Verbündete Arnulfs nach Italien, gegen den italienischen König Berengar. Bei ihrer Rückkehr im nächsten Jahr besetzten sie anscheinend auch das praktisch wehrlose Pannonien. 902 schließlich hörte auch das mährische Reich zu bestehen auf.
Immer wieder heftig diskutiert wurde die Zahl der Magyaren, die in den 890er Jahren über die Karpatenpässe kam. Die ungarische Geschichtsschreibung spricht bis heute von etwa 400.000 Menschen, während sie die "Vorbevölkerung" auf 200 000 bis eine halbe Million schätzt. Es geht dabei natürlich auch um das Problem,wie sehr die spätere magyarische " Nation" von den landnehmenden "Urmagyaren" abstammt oder ob diese, wie die slawische, rumänische und deutsche Geschichtsschreibung immer wieder betonte - ein Verschmelzungsprodukt mit der zahlenmäßig bei weitem überlegenen ansässigen Bevölkerung war. Jüngste genetische Untersuchungen in Amerika haben übrigens diese zweite Hypothese deutlich bestätigt. Nach allen Erfahrungen der Forschung ist eine Zahl von 400.000 Menschen auf Wanderschaft völlig unrealistisch. Selbst die größten Wandervölker haben nicht mehr als 40 000 Menschen umfaßt. Die Zahl der einwandernden Magyaren wird irgendwo zwischen 10 000 und 100 000 betragen haben. Dies tut jedoch der gewaltigen Leistung der magyarischen Landnahme, ihrer militärischen Erfolge und vor allem ihrer staatsbildenden Kraft im Karpatenbecken keinen Abbruch. Nicht die biologische, meist ohnedies konstruierte "Abstammungsgemeinschaft" war entscheidend für den historischen Erfolg des ungarischen Staates, sondern die Tatsache, daß es den führenden Gruppen, den Traditionsträgern, immer wieder gelang, ihre Tradition und ihre Staatsidee entsprechend attraktiv zu machen und damit auch die Angehörigen anderer "Völker" für sie zu gewinnen. In jüngster Zeit gibt es vereinzelt Anzeichen dafür, dass auch die ungarische Geschichtsschreibung von der Vorstellung einer zahlenmäßigen Überlegenheit der landnehmenden Magyaren abrückt.
Die Magyaren waren bei ihrer Ansiedlung in Pannonien keine Hirtennomaden mehr. Der Übergang zur Seßhaftigkeit dürfte sich daher - nach einer Übergangszeit, in der es vor allem darum ging, den Herrschaftsanspruch zu demonstrieren - relativ rasch vollzogen haben. Leider gibt es gerade aus dieser Zeit nur wenige archäologische Funde. Über die materielle Kultur der landnehmenden Magyaren ist also kaum etwas bekannt. In den Gräbern der Vornehmen aus dem 10. Jh. finden sich Deckelplatten von Taschen, Gürtelbeschläge, Ohrringe und Armreifen. Verziert sind sie mit Blattmotiven (Palmetten) und mit dem Lebensbaummotiv. In einfachen Gräbern findet man Haarspangen, Ringe und Armreifen aus Bronze. Nur wenige Funde sind wirklich eindeutig den Magyaren zuzuordnen, am ehesten noch die metallenen Satteltaschenbeschläge, die mit pflanzlichen Ornamenten verziert sind.
Besonders schwierig ist es, gesicherte Aussagen über die gesellschaftlichen Verhältnisse der landnehmenden Magyaren zu treffen. Man ist hier vielfach auf Analogieschlüsse angewiesen. Während der Wanderung dürften die alten verwandtschaftlichen Verbände, die Sippen und Stämme - insgesamt sieben, dazu drei Kabarenstämme - wieder aufgelebt sein. Die Friedhöfe aus dem 10. Jh. deuten darauf hin: Die Gräber der Sippen- und Stammesoberhäupter sind reich ausgestattet. In Zemplén etwa wurde das Grab eines solchen Sippen- oder Stammesführers freigelegt. Im 10. Jh. wurden anscheinend auch Erdburgen angelegt, so in Szabolcs, angeblich der Stützpunkt des gleichnamigen Fürsten und Verwandten Arpads. Andererseits deutet aber nichts darauf hin, dass die Magyaren sich nach Stämmen geordnet ansiedelten. Die moderne Geschichtsforschung hat die Bemühungen, diesen Stämmen ein bestimmtes Siedlungsgebiet zuzuordnen, endgültig aufgegeben. Die vielen Dörfer, die "Stammesnamen" tragen (im Burgenland etwa Nyek = Neckenmarkt), sind über das ganze Land verstreut. Aus den drei Kabarenstämmen gingen vielleicht die später in Siebenbürgen ansässigen Szekler hervor.
In militärischer Hinsicht spielten die Gefolgschaften wohl eine bedeutende Rolle. Sie wurden - ähnlich wie bei den Germanen der Völkerwanderungszeit - durch Erfolg des Gefolgschaftsführers, durch Beute und Soldzahlungen ausländischer Herrscher zusammengehalten. Um einen durch adelige Herkunft und durch Erfolg besonders legitimierten Herrn ( úr) sammelten sich die Krieger (jobbágy, von "job" = besser, ein Begriff, der später noch vielfältige Wandlungen durchmachen sollte).
In der späteren ungarischen Überlieferung erfolgte die Landnahme unter einem einzigen Fürsten, Árpád. Tatsächlich dürften aber die politischen Verhältnisse zur Landnahmezeit noch weit komplizierter gewesen sein. Byzantinische und deutsche Quellen erwähnen zwei Fürsten, Árpád und Kurszán, gelegentlich sogar drei Oberhäupter mit den Titeln Kende, Harka und Gyula. Kurszán hätte demnach die Würde des Kende, Tétény die des Harka und Arpad die des Gyula, des militärischen Oberbefehlshabers, innegehabt. Zur Zeit der Landnahme war der Gyula die wichtigste Funktion. Der Oberfürst Kurszán fiel 904 einem Anschlag der Bayern zum Opfer, der beweist, daß man auf christlicher Seite gegenüber den heidnischen Magyaren vor keiner Tücke zurückschreckte: Er wurde zu einem Gastmahl eingeladen und zusammen mit seinem Gefolge niedergemetzelt. Eine wichtige Rolle dürfte der Harka Bulcsú gespielt haben. Er ließ sich 948 in Byzanz taufen. 955 aber wurde er nach der Niederlage am Lechfeld gefangengenommen und ganz unchristlich und unritterlich, wie man mit den Magyaren umgehen zu können glaubte, gehenkt. In der ungarischen Geschichtsschreibung vermutet man, daß Bulcsú , wenn er gesiegt hätte, vermutlich in Pannonien einen eigenen Teilstaat errichtet hätte, so wie es auch die mächtigen Gyulas in Siebenbürgen taten. Der Sieg über Bulcsú hätte so ungewollt den Weg zur Einigung unter dem Großfürsten Geza geebnet...
Die Familie der Arpaden, das erste Königsgeschlecht der Magyaren, soll noch in der Zeit, als die Magyaren unter der Chasarenherrschaft standen, die Führung des Stammes übernommen haben. Nach einer byzantinischen Überlieferung (die aber auf magyarische Ursprünge zurückgeht) soll ein Levedi der Fürst der Magyaren gewesen sein, doch habe dieser die Führung des Stammes an Almos und dessen Sohn Arpad abgetreten, um nicht die Herrschaft der Chasaren enerkennen zu müssen. Die Ursprungslegende, die im 13. Jahrhundert aufgeschrieben wurde, berichtet Folgendes: Noch in der Urheimat hatte Emese, die Mutter des Almos, im Traum eine Vision. Der mythische Turul - Vogel erschien ihr, schwängerte sie und prophezeite ihr, dass aus ihrem Schoß glorreiche Könige entspringen würden. Traum heißt auf ungarisch álom, der Sohn der Königin wurde Almos genannt. Wie bei vielen Steppenvölkern üblich berufen sich sie Magyaren also auf einen tierischen Urahn. Dahinter stehen totemistische Vorstellungen. Der Turul, ein habicht- oder falkenähnlicher Vogel, ist auch auf einigen Gegenständen aus der Landnahmezeit dargestellt. Almos muß der erste bedeutende Stammesführer gewesen sein. Nach der Niederlage 895 gegen die Petschenegen wurde er der Überlieferung nach geopfert. Es folgte sein Sohn Arpad, nach dem die Dynastie seit dem 18. Jahrhundert benannt wird. Auf ihn folgten nach der Reihe ihrer Geburt seine vier Söhne. Es dominierte also noch die bei den Steppenvölkern übliche Erfolgeordnung des jeweils Ältesten aus der Königssippe. Namentlich bekannt sind diese Fürsten aus den ersten 50 Jahren nach der Landnahme nur teilweise.
Interessant und umstritten ist die Frage, wie sich die Niederlage auf dem Lechfeld auf die Arpadenfamilie auswirkte. Eine der vielen Theorien geht davon aus, dass vor allem die westlichen Magyarenstämme von der Niederlage betroffen waren, nicht aber die Arpadenfamilie, die damals ihren Schwerpunkt noch im Osten hatte. Diese hätte nun ihre Macht auf die teilweise führungslosen Stämme ausdehnen können. Sie hätte ihr Zentrum, bisher wohl östlich der Theiß, nun nach Westen, nach Gran, verlegt. Im Zuge der Dezentralisierung des Stammesverbandes im 10. Jahrhundert hätten sich Sonderherrschaften herausgebildet. In Westungarn wäre es die Herrschaft der Arpaden gewesen, im Osten hätte sich eine ähnliche Machtkonzentration unter den Gyulas gebildet. Die Gyulas hatten insofern einen Vorsprung, als ein Mitglied dieses Fürstenhauses um diese Zeit in Byzanz den christlichen Glauben annahm. Er brachte einen Missionsbischof mit, der in Ostungarn mit der Verbreitung des christlichen Glaubens begann. Die Arpaden hingegen versuchten in den 960er Jahren erfolglos, Verbindung mit Rom aufzunehmen. Erst 972 kamen mit Unterstützung des deutschen Kaisers Missionare nach Westungarn. Geza, der Urenkel Arpads, tat den entscheidenden Schritt und erhielt vom Reich einen Missionsbischof. Gezas Frau Sarolt stammte aus der Familie der Gyulas. Sie brachte das byzantinische Christentum mit und begann mit dessen Verbreitung auch im Westen. Dies umso mehr, als Geza wieder ins Heidentum zurückgefallen war. Die mit großem Elan begonnene Christiniasierung des Westens hatte offenbar schon an Schwung verloren. Die endgültige Wende kam 996 durch die Heirat Vajks, Gezas Sohn, der den christlichen Namen Stephan annahm, mit der bayerischen Herzogstochter Gisela. Damit wurde den Arpaden ein riesiges Kraftpotential zugänglich - Priester und Ritter kamen aus dem Westen, auf die sich der 1000 zum König gekrönte Stephan stützen konnte. Für die Arpaden brachte die Christianisierung eine völlig neue, zukunftsweisende Legitimation für ihre Herrschaft.
Hinter Stephan standen der Kaiser, der Papst, das benediktinische Mönchtum, das in Ungarn mit der Gründung der Abtei Martinsberg (Pannonhalma) Fuß faßte. Hinter Stephan standen die Gefolgsleute aus dem Westen, die auch neue, überlegene militärische Techniken brachten, vor allem aber die neue Herrschaftsideologie, die ihn zum von Gott auserwählten Herrscher sowohl in der weltlichen wie in der geistlichen Sphäre machte. 1003 griff er das Land seines Onkels Gyula an und siegte in dieser entscheidenden Aiuseinandersetzung. Das Karpatenbecken wurde zu einer Herrschaftseinheit unter der Familie der Arpaden. Die Stammesfürsten heidnischer Nomaden wurden zu den Heiligen Königen: Stephan, sein Sohn Emmerich und später auch Ladislaus I. wurden heilig gesprochen.