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Am 25. Oktober 1625 wurde Graf Nikolaus Esterhazy vom ungarischen Reichstag in Ödenburg zum Palatin gewählt. Unter den Königen Ferdinand II. (bis 1637) und Ferdinand III., 1625 zum König von Ungarn gewählt, spielte er als Palatin eine maßgebende Rolle im Verhältnis zu den Osmanen, zum Fürstentum Siebenbürgen, in der Religionspoltik Ungarns und darüber hinaus in den Ereignissen im 30-jährigen Krieg.

Während der Krieg im Norden, gegen Christian IV. von Dänemark und Ernst von Mansfeld die habsburgische Militärmacht in Anspruch nahm rüstete Gabor Bethlen, der Fürst von Siebenbürgen, erneut zum Krieg. Er drängte die Türken dazu, die 1626 fällige Verlängerung des Friedens von Zsitvatorok hinauszuzögern. Sein Plan war es, dass Dänemark und Schweden im Norden angreifen sollten und Gustav Adolf sich mit Behlen in Schlesien und Oberungarn vereinigen sollte. Der Pascha von Ofen sollte gegen Raab und weiter gegen Österreich vorstoßen, der Pascha von Bosnien sollte in Kroatien, Kärnten und in der Steiermark einfallen. So wollte man den Kaiser zu religiösen Zugeständnissen im Reich und in Ungarn zwingen. 1626 rückte Mansfeld in Eilmärschen durch Schlesien vor um sich in Oberungarn mit Bethlen zu vereinigen. Herzog Johann Ernst von Weimar folgte. Aber Wallenstein folgte ihnen durch Schlessien und Mähren auf dem Fuß. Bei Neuhäusl schlossen sich ihm die Truppen des Palatins Nikolaus Esterhazy an.Erst am 13. September war auch Bethlen mit unzureichenden Kräften zum Angriff bereit. Der Ofener Pascha Murteza schloss sich an und belagerte die Festung Nógrád, wobei man Übergriffe des dortigen Festungakommandanten als Vorwand nahm. Wallenstein griff zunächst die Türken an und vertrieb sie von Nógrád. Am 30.September stieß er bei Lewenz (Léva) auf Bethlen, der sich jedoch nicht zur Schlacht stellte und sich nach Osten zurückzog. Bethlen nahm zu Nikolaus Esterhazy in Wallensteins Heer auf und bat um Vermittlung eines Waffenstillstandes. Wallenstein zog sich nach Neutra und dann nach Tyrnau zurück. Seine Truppen litten unter Nahrungsmangel und an der Ruhr, ebenso wie Bethlens Truppen. Die türkischen Truppen meuterten, da die versprochene Beute ausblieb. Mansfeld ging nach Venedig, um Subsidien einzuwerben, starb aber unterwegs in Bosnien. Der Pascha von Budapest erhielt den Befehl aus Istambul, die Feindseligkeiten einzustellen, die er ohnedies gegen den Willen der Pforte begonnen hatte.

Am 10. Oktober bot Bethlen Friedensgespräche an. Wallenstein riet zur Annahme. In Wien hielt man die Feldzüge im Reich ohnedies für wichtiger. Die Verhandlungen führten am 20. Dezember in Preßburg zu einem Friedensschluss, an dem neben Peter Pazmany, der Kanzler István Sennyey und Nikolaus Esterhazy beteiligt waren. Der Friede von Nikolsburg von 1622 wurde bestätigt. Die Verhandlungen mit den Türken auf einer Donauinsel bei Komorn verlängerten den Frieden von Zsitvatorok (Erster Friede von Szöny). Esterhazy war gegen den Friedensschluss, da er über seine Informanten im Lager Betlens bestens über dessen gespanntes Verhältnis zu den Türken und über die inneren Schwierigkeiten im Osmanischen Reich, das vom Perserreich angegriffen wurde, genau Bescheid wusste. Esterhazy wollte die Gelegenheit nutzen, um die Türken aus Ungarn zu vertreiben. Auch Bethlen wandte sich mit ähnlichen Plänen an Esterhazy. Der Kaiser sollte den Krieg im Norden beenden und dann könnte man mit vereinten Kräften die Türken angreifen. Der "Geheime Rat" in Wien lehnte diese Pläne ab und trat für einen Frieden mit den Türken um jeden Preis ein.

So blieb auch Esterhazy nichts anderes übrig als sein Verhalten gegenüber dem Pascha von Ofen zu verbessern. Der Beylerbeyi von Ofen war Oberbefehlshaber über alle Truppen im Grenzgebiet, ihm unterstanden alle Paschas und Beys von Bosnien, Kanizsa, Erlau und Temesvár. Es lag im Interesse beider Seiten, die häufigen Grenzkonflikte nicht eskalieren zu lassen. Diese waren unausbleiblich, da die Friedensschlüsse von Zsitvatorok und Szöny viele Fragen offen gelassen hatten. Dazu kam die spezifische Rechtsauffassung osmanischer Kreise, nach der alle Gebiete, die jemals "der Fuß des allerhöchsten Padischah betreten hatte", also auch alle Gebiete die Sultan Süleiman II. 1529 und 1532 durchzogen hatte, ihrer Herrschaft unterstanden. Islamische Rechtsgelehrte vertraten die Auffassung, dass der Padischah und Kalif auf keinen Ort verzichten dürfe, "in dem bereits einmal das Freitagsgebet zum Lobe Allahs und zu Ehren des Khalifen gesprochen worden sei". Besonders bestanden sie darauf, dass alles Gebiet, das zu den Herrschaften gehörte, die ihnen im Frieden von Zsitvatorok zugesprochen worden waren, ihrer Herrschaft unterstellt sei. Es ging dabei um 158 Dörfer im Bereich der Festungen Fülek, Szécsény, Nograd, Erlau, Hatvan, Ofen und Gran, die aber nach Ansicht des ungarischen Adels diesseits der Friedensvertragslinie lagen. Man einigte sich schließlich darauf, dass 60 Dörfer in der Nähe von Gran beiden Seiten steuerpflichtig waren. Die im alten Umfang bestehenden Komitate übten weiterhin ihre Rechtsprechung und Steuereinhebung bis weit in das türkische Gebiet aus. Die türkischen Grenztruppen waren aber nicht bereit, ihre Einkommensverluste hinzunehmen. Die Doppelherrschaft hatte eine Doppelbesteuerung zur Folge - die Türken hoben sowohl den christlichen Zehent wie den Haradsch, die Kopfsteuer für Nichtmuslime, ein. Die Bevölkerung weigerte sich und wanderte ab, die Einnahmen der Grenztruppen für ihre Besoldung wurden geringer und diese begannen, die Abgaben mit Gewalt einzutreiben. Sie nahmen Menschen als Geisel und verkauften diese als Sklaven. Männer wurden auch als Zwangsarbeiter im Festungsbau eingesetzt. Aber auch die ungarischen Grenztruppen benahmen sich vielfach ähnlich und agierten wie Räuberbanden. Proteste beider Seiten hatten wenig Erfolg. Manche Überfälle nahmen Dimensionen an, die den Frieden gefährdeten, etwa 1630, auf den der Beglerbey Hassan Pascha mit einem scharfen Protest bei Esterhazy reagierte und mit Krieg drohte. Der Palatin versprach, die Schuldigen zu bestrafen und die Beute zurückzugeben. Die Zwischenfälle hielten an und die Bevölkerung des Grenzstreifens sank so stark ab, dass die Grenztruppen mit Zuschüssen aus andern Reichsgebieten bezahlt werden mussten, die aber oft ausblieben.

Erstaunlich ist, dass trotz dieser ständigen Raubzüge die Handelsbeziehungen weiter funktionierten, etwa der umfangreiche Rinderexport aus den türkischen Gebieten in den Westen. Beide Seitn profitierten davon. Die Friedensverträge setzten ausdrücklich Schutzbestimmungen für die Kaufleute fest, und daran hielt man sich auch.

1629 starb Gabor Bethlen. Dadurch wurde die Situation komplizierter. Er hatte seine Frau als Nachfolgerin designiert und seinen Bruder István zum Gubernator eingesetzt. Ein Problem waren die "sieben Komitate", die Bethlen im Frieden von Nikolsburg nur auf Lebzeiten überlassen worden waren. Sie sollten nun an die ungarische Krone zurückfallen, gegen den Willen der kalvinistischen Bevölkerung. Der Palatin war vom Übertritt der Witwe Bethlens und ihrer Absicht, den habsburgtreuen Magnaten István Csáky zu heiraten, eingenommen und bot ihr seine Unterstützung an. Die Türken aber unterstützten István Bethlen, den Gubernator. Im Ringen um Siebenbürgen bewarb sich György Rákóczi. Er gewann den Großteil des protestantischen Adels und wurde 1630 auf dem Landtag von Schäßburg zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt. Esterhazy versuchte nun, die Heiducken in den "Sieben Komitaten" von Rákóczi zu trennen. Er berief die Stände Oberungarns nach Kaschau ein und ordnete die Insurrektion an. Ihr leisteten die ungarischen Adeligen kaum Folge. Die Heiducken vertrieben die Leute Esterhazys. In Wien drängte man auf einen Friedensschluss und war man nicht bereit, Esterhazy Hilfe zu leisten. So musste Esterhazy am 13. April 1631 in einem zu Kaschau geswchlossenen Vertrag Rákóczi als Fürst von Siebenbürgen anerkennen. Die Heiducken aber, die sich von Siebenbürgen im Stich gelassen fühlten, unterwarfen sich dem König.

Kaiser Ferdinand III., der 1631 seinem Vater nachfolgte, ordnete an, jede Auseinandersetzung mit den Türken zu vermeiden. Die Situation an der Grenze blieb aber auch weiterhin schwierig. Die Festungen waren veraltet und verfielen, der Sold für die Grenztruppen blieb aus. Die gegenseitigen Überfälle gingen weiter. 1642 wurde der zweite Frieden von Szöny geschlossen. Die Verhandlungen wurden von Erzbischof und KanzlerGyörgy Lippay, von Esterhazys Bruder Daniel und von seinem Vertrauten, dem Kapitän von Szendrö, Gáspár Szunyogh geführt. Der Vertrag brachte keine Veränderungen. Nach dem Tod Pázmanys 1637 war Nikolaus Esterhazy der einflussreichste Politiker Ungarns. In vielen Denkschriften machte er auf die Situation in Ungarn aufmerksam. Er appellierte an die Solidarität und Hilfe aller christlichen Fürsten und beschwor den Kaiser, im Reich Frieden zu schließen und dann Ungarn dem "Glaubensfeind" zu entreißen. Er suchte Kontakte zu Polen, Spanien und Papst Urban VIII., ja selbst zu Richelieu und Frankreich. In Ungarn selbst scharte er junge Adelige wie Franz Nadasdy, Adam Batthyany, Adam Forgach, Stephan Csáky, Nikolaus Zrinyi, Franz Wesselenyi und Georg Erdödy, die er teilweise wieder für den Katholizismus gewann, um sich. In den Protestanten Ostungarns sah er ein Unglück für die Einheit des Landes, erkannte aber, dass man diesen zumindest einige Zugeständnisse machen musste, dies umso mehr, als sich eine Allianz zwischen Schweden, Frankreich und Siebenbürgen abzeichnete. Dem Kaiser riet er angesichts des schwedischen Vormarsches den ungarischen Reichstag einzuberufen und den protestantischen Ständen entgegen zu kommen. Der Kaiser ließ mitteilen,"was die Religion betrifft, so wolle er lieber Ungarn aufgeben, als den Protestanten etwas gewähren". Der Reichstag scheiterte schon nach seiner Eröffnung.

Die unnachgiebige Haltung Ferdinands III. bewog Rákoczi, dass er am 26. April 1643 in Gyulaféhervár mit Schweden und Frankreich einen Hilfsvertrag abschloss. Die Pforte versagte allerdings zunächst die Zustimmung. Esterhazy drängte weiterhin auf Nachgiebigkeit, allerdings vergeblich. Der Kaiser verbot jede Verhandlung mit Rákóczi. Dieser berief 1644 den Siebenbürger Landtag ein und ließ sich Geld und Truppen bewilligen. Er erließ einen flammenden Appell gegen die Tyrannei der Habsburger und der Jesuiten und forderte alle auf, für die religiöse und nationale Freiheit zu kämpfen. Er hatte zunächst große Erfolge. Der Adel der ostungarischen Komitate und die Heiducken schlossen sich an, Kaschau fiel in seine Hände und auch die Zipser Städte schlossen sich an. Er eroberte die mittelslowakischen Bergstädte und belagerte Fülek und Léva. Esterhazy sammelte inzwischen seine Truppen bei Neutra - die Aufgebote Westungarns und kaiserliche Regimenter aus Mähren. Fülek und Léva konnte er zwar ersetzen, vor Kaschau blieb sein Angriff aber stecken. Die Türken wurden wieder aktiv und streiften bis vor Ödenburg. Adam Batthyany zog sein Truppenaufgebot zurück. Esterhazy war bemüht, mit Rakoczi in Verhandlungen einzutreten. Dieser stellte die bekannten Forderungen: Reichstag, freie Religionsausübung, Amnestie und Kriegsentschädigung. Die kaiserliche Armee musste sich infolge von Nachschubmangel, Krankheiten und Desertionen bis Trencin zurückziehen. Die kaiserlichen Generale gaben Esterhazy die Schuld an dieser Misere. Nach Niederlagen im Norden musste der Kaiser doch Verhandlungen mit Rakoczy zugestehen. Die Verhandlungen in Tyrnau führten Esterhazy, Lippay, der Erzbischof von Gran, und die kaiserlichen Räte Teuffenbach und Questenberg. In Religionsfragen durfte die kaiserliche Seite aber keine Zugeständnisse machen, sodass Rakoczy den Krieg fortsetzte. Während die Schweden nach ihrem Sieg bei Jankau schon nach Niederösterreich vorstießen eroberte er Tyrnau und bedrohte bereits die ungarische Hauptstadt Preßburg. Esterhazy ließ die Kroninsignien nach Raab evakuieren. Die Rettung kam von Seiten der Pforte, die einen Krieg mit Venedig begonnen hatte und keine weiteren Kämpfe in Ungarn brauchen konnte. Die Türken zogen alle Hilfstruppen zurück und untersagten Rakoczi die weitere Kriegsführung. Dieser musste nun in Friedensverhandlungen eintreten, da zudem auch noch die Pest in Ungarn ausbrach. An diesen Verhandlungen nahm der Palatin nur mehr indirekt teil. Er, der schon lange an einer schweren Gicht litt, musste sich schwer krank nach Großhöflein zurückziehen, wo er am 11. September 1645 starb.

 

 

 

 

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Quellen

  • Schlag, Gerald:Krieg oder Frieden? Die Bemühungen des Palatins Nikolaus Esterházys um Frieden an der türkischen Grenze im Schatten des Dreißigjährigen Krieges. Burgenländische Forschungen Sonderband XXV, Eisenstadt 2003. S.291-312
 

 

 
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