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Unter König Ladislaus IV. war die Macht der Güssinger für das ungarische Königtum offenbar sehr bedrohlich geworden. Doch Ladislaus belagerte die Festung Bernstein vergeblich. Angeblich wandte sich Ladislaus daraufhin an Herzog Albrecht von Österreich um Hilfe. Dieser hatte ihn schon 1282 gegen die aufständischen Kumanen unterstützt. Nunmehr konnte er aber keine Hilfe leisten, wollte es vielleicht auch nicht. Außerdem war Ladislaus durch einen schweren Angriff der Tataren gebunden.

Diese Zurückhaltung des Habsburgers und die Schwierigkeiten des eigenen Königs nützte Graf Iwein kräftig aus. Er raubte und plünderte in der Umgebung von Wiener Neustadt. Ein Friedensangebot des Herzogs lehnte er ab, er hielt ihn wohl unfähig für eine größere Aktion. Albrecht aber mußte auf diese Provokationen reagieren und entsandte ein Heer gegen Bernstein. Diese Unternehmung von 1285 wurde zu einer Katastrophe für die Östereicher.

Ottokar von der Geul hat den Zug unter der Führung von Hermann von Landenberg in seiner Reimchronik ausführlich beschrieben, teilweise voller Schadenfreude vor allem über die unglückliche Rolle, die die schwäbischen Ritter der Habsburger dabei spielten. Die Steirer und Österreicher wie Alber von Puchheim und Berthold von Emmerberg kannten die "Ungarn" sehr wohl, sie wußten Bescheid über ihre besondere Taktik, die mit dem "ritterlichen" Kodex der Schwaben wenig zu tun hatte. Die Ungarn griffen an, wenn Erfolg zu erwarten war, zogen sich aber immer wieder auch rasch zurück, täuschten den Rückzug oft vor und lockten die Verfolger in den Hinterhalt. Die im Grenzkampf erfahrenen Steirer warnten auch wiederholt, allerdings vergeblich. Für die schwäbischen Ritter war ein Rückzug indiskutabel. Und so war das Verhängnis unabwendbar. Iwein, der seine ganze Sippe mit ihrem Anhang mobilisiert hatte, stellte sich keineswegs zum "ritterlichen" Kampf, er ließ die Gegner zunächst mit einen Pfeilhagel eindecken. Die meisten Pferde wurden so getötet, die Ritter waren unbeweglich. Als sie daraufhin Iwein zum Zweikampf herausforderten, lachte sie dieser aus, ja noch schlimmer, er ließ sogar ihren Parlamentär von seinen Pfeilschützen erschießen. Das habsburgische Ritterheer mußte schließlich aufgeben. Die schimpfliche, unritterliche Behandlung durch Iwein ging aber weiter. Er nahm ihnen ihre Rüstung und Kleidung ab und ließ jene Gefangenen, von denen kein Lösegeld zu erwarten war, sogar umbringen.

Nach diesem Fiasko sah sich Albrecht, der seine Ritter aus der Gefangenschaft auslösen mußte, zu einem schmählichen Frieden gezwungen. Er mußte Iwein Hilfe zusichern (mit Ausnahme gegen den König von Ungarn). Der Friede hielt allerdings nicht lange. Schon 1287 gab es wieder Kämpfe. Albrecht belagerte Preßburg und nahm die Stadt ein. Er legte eine Besatzung in die Burg. Im Süden griff Abt Heinrich von Admont, der Landeshauptmann der Steiermark, zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er bot die obersteirischen Bauern, also das Landesaufgebot, gegen die Güssinger auf. In Radkersburg zog er sie zusammen. Aber auch dieses Heer lief in die Falle. Die Güssinger raubten auf Streifzügen rund um Radkersburg das Vieh, das Landesaufgebot verfolgte sie und lief prompt in die Falle. Die Markleute, also die steirischen Ritter, kamen verspätet zur Hilfe und wurden ebenfalls geschlagen. Im folgenden Jahr griff Heinrich von Admont erneut an, die "Ungarn" stellten sich aber nicht.

Inzwischen hatte Herzog Albrecht beschlossen, entschieden gegen Iwein und seinen Anhang vorzugehen. Ladislaus von Ungarn gab seine Zustimmung, aktive Hilfe leistete er jedoch nicht. Der Herzog zog ein für damalige Verhältnisse geradezu riesiges Heer von angeblich 15 000 Mann zusammen. Landesaufgebote aus Österreich und der Steiermark, aber auch Leute der Bischöfe von Passau, Freising, Bamberg und Seckau waren beteiligt. "Modernstes" Belagerungsgerät wurde auf angeblich hundert Wagen mitgeführt: verschiedenste Arten von Steinschleudern, Belagerungstürme (Ebenhoch), Rammböcke... waren dabei, ebenso Mineure, die die Mauern belagerter Burgen untergraben sollten. Das ganze Unternehmen war also sorgfältig geplant und bestens organisiert.

Das erste Ziel war Mattersburg, das der Belagerung zunächst standhielt. Auch der Einsatz der Mineure war anscheinend vergeblich. Iwein versuchte, den Nachschub zu stören und die Belagerer von Mattersburg wegzulocken, was ihm diesmal aber nicht gelang. Nun machte er ein Friedensangebot, das Albrecht allerdings ablehnte. Der Beschuß von Mattersburg wurde verstärkt. Schließlich gaben die Belagerten auf. Sie erhielten freien Abzug. Albrecht legte eine Besatzung von 40 Mann in die Burg.

Am 17.oder 18.Mai 1289 brach die Belagerungsarmee nach St,Margarethen auf, das sich ergab, ebenso wie darauf Ödenburg. Neckenmarkt mußte wieder belagert werden. Die Burg wurde in Brand geschossen und schließlich zerstört. Nur Frauen und Kindern wurde freier Abzug gewährt. Die gefangenen Männer wurden an jene Städte ausgeliefert, die Iwein zuvor belästigt hatte. Sie wurden verurteilt. Kobersdorf ergab sich; über Landsee und Draßmarkt ging es weiter nach Rechnitz, wo die Belagerten nach acht Tagen, nachdem kein Entsatz kam, aufgaben. Ulrich von Stubenberg übernahm diese Festung. Schlaining mußte nach kurzer und heftiger Belagerung übergeben werden. Auch dort übernahm ein Stubenberger die Besatzung. Es folgte die Belagerung von Pinkafeld und Burg und vermutlich auch Güssing. Auch Oberschützen, Rotenturm, Oberwart, Stegersbach, Großpetersdorf ... brachte Albrecht in seine Gewalt. Der Herzog wollte auch noch Iweins Hauptburg Güns angreifen, aber inzwischen war es Herbst geworden, die Weinlese stand bevor und die Österreicher drängten nach Hause.

Später erfolgte dann die Belagerung von Güns. Iwein versuchte wieder, den Nachschub zu stören. Albrecht ließ die Stadt abbrennen, die Burg aber hielt zunächst stand, mußte dann aber doch nach langer Belagerung übergeben werden. Damit war die Macht Iweins gebrochen.Albrecht konnte die westungarischen Burgen aber nicht lange halten. 1290 wurde Andreas III. zum ungarischen König gewählt. Er fiel in Österreich ein und erzwang so Verhandlungen. 1291 mußten die in Westungarn besetzten Gebiete zurückgegeben werden. Die Zerstörung einiger Burgen, die die Österreicher unmittelbar bedrohten, wurde aber zugestanden.

Burgen und Wehranlagen zur Zeit der Güssinger Fehde:

Zu den Hauptburgen der Güssinger gehörten Bernstein und Güssing. Bernstein wurde 1327 als Krongut eingezogen. Die Burg wurde während der Güssinger Fehde nicht belagert. Die Güssinger Burg musste 1327 an den König abgetreten werden. Sie überstand den Mongolensturm und wurde in der Güssinger Fehde vergeblich belagert Lockenhaus wurde 1254 erfolglos belagert. Ab 1337 wurde die Burg im Auftrag König Karl Roberts von Laczkfi erobert und blieb in königlichem Eigentum. Frauenbrunn war eine Burg bei Deutschkreutz. Sie wurde von den Güssingern errichtet. Sie stand 1310/11 im Besitz von Nikolaus von Güssing. Ende 1327 wurde sie in den Kämpfen gegen Karl Robert zerstört.

Burgen von Parteigängern der Güssinger standen in Mattersburg, Baumgarten, Rohrbach, Walbersdorf. In Krensdorf stand ein Wehrturm (Ausgrabungen 1977: Steinlage am Kleinen Leeberg; im 11./12. Jh. errichtet; zerstört in der 2.Hälfte des 13. Jahrhunderts). In St. Margarethen  stand eine Burg der Gutkeled im Bereich der heutigen Pfarrkirche. In Neckenmarkt stand ein Turm aus massivem Material im Besitz der Athinai. In Kobersdorf. das ebenfals zu den Parteigängern der Güssinger gehörte, saßen die Athinai und die Csák. Landsee kam 1263 an Aba, den Stammvater der Athinai. Auch Weingraben war eine Athinai-Burg. In Draßmarkt stand eine Burg im Bereich der heutigen Pfarrkirche. Rechnitz gehörte den Güssingern (Burg im Bereich des "Öden Schlosses"). In Steinberg stand eine Anlage auf dem Kirchberg (bis 1782 dort Kirche). Pilgersdorf kam 1279 mit Lockenhaus an die Güssinger. In Willersdorf stand eine Wehranlage, in Pinkafeld eine Wehrkirche. In Buchschachen gab es zwei Wehranlagen.Die Anlage in Olbendorf entstand zwischen 1271 und 1291. Stegersbach: im Bereich der Pfarrkirche stand eine Burg der Güssinger. Sie wurde 1289 geschliffen. In der Wart gab es drei Burgen:  "Sarosvar" im versumpften Pinkatal in Richtung Riedlingsdorf, vermutlich in Oberschützen (römisch-katholische Filialkirche), beim "Steinbrückl" in der Niederung des Strembaches. In Neumarkt bestand ein Turm, eine kleine Anlage.Der unterste Teil des Kirchturmes könnte der Rest der St.Nikolauskirche aus dem 13. Jahrhundert sein.  Schlaining war eine der Hauptburgen der Güssinger. Großpetersdorf war eine Gründung der Güssinger (Standort unbekannt). In Rumpersdorf stand, vielleicht im Bereich des Friedhofes, vermutlich ein Straßenwachturm. In Deutsch Schützen stand eine romanische Kirche und - archäologisch nachgewiesen - unter der Kirche ein Turm, der 1289 zerstört wurde. In Güns bestanden zwei Burgen: die Bergburg ("Altes Haus") und die Stadtburg. Die Bergburg war im 11./12. Jh.eine ungarische Burg mit Schanzumwallung, im 13. Jh. war sie eine Burg der Güssinger. Mit dem Schicksal der Güssinger eng verbunden waren Lutzmannsburg, Dt. Kaltenbrunn, die Roburg, Strem, Gerersdorf bei Güssing, Weingraben, Frankenau und Schattendorf. Der Standort der Roburg (Burg Roy) ist noch immer ungeklärt. Vermutlich stand sie westlich von Donnerskirchen.Sie gehörte 1270 bis 1409 den Herrn von Gatal. 8 Dörfer gehörten zur Herrschaft. 1409 wurde die Burg von den Kanizsai erobert. Lutzmannsburg war eine Komitatsburg. Sie wurde dem Gespan Laurentius Aba (Athinai) übertragen. Die Herrschaft erstreckte sich auch über Landsee, Neckenmarkt und Weingraben. Die Burg in Lutzmannsburg wurde von den Güssingern besetzt und zerstört. Lutzmannsburg der Herrschaft Güns angeschlossen.Deutsch Kaltenbrunn war ursprünglich ebenfalls Sitz einer Burggespanschaft und gelangte in den Besitz der Güssinger. Die Burgstelle war wahrscheinlich am Platz der St.Nikolaus-Kirche.

 

Nikolaus Kakas (Kokosch,"der Hahn") und sein "Verrat" an Ungarn

In der ungarischen Geschichtsschreibung kommt vor allem ein Güssinger schlecht weg: Nikolaus "der Hahn". Man wirft ihm vor, er wäre zu den Österreichern übergelaufen und hätte Ungarn "verraten". Tatsächlich schloß er mit Herzog Friedrich d.Schönen von Österreich einen Vertrag, in dem er sich verpflichtete, Friedrich gegen jedermann besizustehen. Den König von Ungarn anerkannte er aber durchaus als seinen Herrn. Man darf nicht vergessen, daß es sich dabei um eine der im mittelalterlichen Lehenswesen keineswegs seltenen doppelten Bindungen handelt, die allerdings zu Loyalitätskonflikten führen konnte. Aber erst die Verträge von 1336 bedeuteten ein tatsächliches Ausscheiden aus dem ungarischen Staatsverband. Die Witwe des Hahns, Elisabeth von Pottendorf und ihre Söhne Heinrich, Johannes und Ladislaus unterstellten sich mit all ihren Besitzungen den Habsburgerherzögen Albrecht und Otto. 1339 nahm Albrecht II. "unsern getriuwen graf Yban von Pernstayn in unser gnad und scherm" auf.

 

 

 

 

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Güssinger Fehde

 

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Quellen:

  • Die Güssinger. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Nr.79
  • Harald Prickler, Burgen und Schlösser im Burgenland. Wien 1972
In diesen beiden Bänden auch weitere Literaturangaben, insbesondere über Einzelunteruchungen durch Karl Ulbrich und Wolfgang Meyer.

   

Die Güssinger Fehde. Einleitunng von H. Kunnert. Freie Übertragung (Nachdichtung) aus der "Reimchronik durch Alfred Walheim. In: Burgenländische Heimatblätter Jahrgang 2, Heft 3/4, S.177-188

 

 

 
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