Josef Reichl
Seine Eltern waren Landarbeiter am Meierhof des Grafen Batthyány in Neumarkt an der Raab. In St. Martin an der Raab besuchte er die Volksschule und machte anschließend in St. Gotthard eine Hutmacherlehre. Mit 18 Jahren ging er auf Wanderschaft durch Österreich und Deutschland und arbeitete ein Jahr lang in einer Hutfabrik in Brüssel. Er interessierte sich lebhaft für das Volksleben in anderen Teilen Europas. 1886 kehrte er zurück und arbeitete in einem Hutmachergeschäft in Wien. Er eröffnete schließlich ein eigenes Geschäft in Wien Fünfhaus.
In den 1890er Jahren wurde Hugo Klein, Herausgeber der Zeitschrift "An der schönen blauen Donau",auf ihn aufmerksam und veröffentlichte erste Verse Reichls. 1906 schöoss er sich dem "Verein zur Erhaltung des Deutschtums in Ungarn" an, in dessen Rahmen trat er öfters auf. Weitere Gedichte erschienen in verschiedenen Zeitschriften. 1918 erschien als erstes Druckwerk der Gedichteband "Hinta Pfluag und Aarn". Das Vorwort schrieb Adam Müller- Guttenbrunn.
Für die Entstehung des Burgenlandes wurde Reichl besonders wichtig, da er sich vehemt für den Anschluss Deutsch-Westungarns an Österreich einsetzte. Am 21.11.1918 veröffentlichte er in der "Ostdeutschen Rundschau" den Aufruf "An meine Landsleute", in dem er die Burgenländer aufforderte, sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu berufen. Ein Landesverbot konnte ihn nicht daran hindern, in den Dörfern des Südburgenlandes Reden zu halten. Nach 1921 erschienen in rascher Folge mehrere Gedichtbände: "Va Gmüat za Gmüat", "Hulzschnitt", und "Vermischtes". 1924 erschien "Landflucht und Hoamweh", mit Gedichten und Erzählungen und einem Theaterstück, das im Wiener Thalia-Theater aufgeführt wurde. Reichl starb 1924 während der Vorbereitung einer Vortragsreise ins Burgenland. Ein Nachdruck seiner Werke wurde 1981 als "Josef Reichls Werke" in Eisenstadt herausgegeben.
Daten* 19.06.1860 in Güssing
Mundartdichter
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