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Juden im Mittelalter

Vermutlich gab es schon in der Römerzeit Juden in Pannonien. Eine Weiheinschrift in Steinamanger spricht für das Bestehen einer Judengemeinde, ebenso das in jüngster Zeit gefundene jüdische Amulett aus Halbturn aus dem 3. Jahrhundert.

Die ersten schriftlichen Nachrichten  stammen aus den Gesetzen der ungarischen Könige Ladislaus I. und Koloman vom ausgehenden 11. Jahrhundert, die Regelung von Käufen und Verkäufen betreffenden. Die Juden scheinen im Finanzwesen des Königreiches schon eine wichtige Rolle gespielt zu haben. 1225 forderte Papst Honorius III. König Andreas  auf, Juden und Sarazenen von öffentlichen Ämtern auszuschließen, da diese unter besseren Bedingungen als die Christen lebten. Sie würden Mischehen eingehen und den christlichen Partner dann zum Abfall zwingen, ebenso die christlichen Sklaven in ihrem Besitz. Der König musste sich zu einem Abkommen verpflichten, nachdem die Juden weder die königlichen Eigengüter verwalten durften noch das Münzmonopol , das Salzmonopol  noch die Steuern pachten durften. Außerdem sollten alle Juden ein bestimmtes Kennzeichen tragen. Dies wurde zwar mehrmals angeordnet, aber anscheinend nicht durchgeführt. Dieses Abkommen wurde schon wenige Jahre später unwirksam. Im Friedensschluss von 1225 zwischen König Andreas  und Herzog Leopold VI. von Österreich  verpflichtete sich der Herzog, 1000 Mark zu zahlen. Dafür bürgte der Jude Tekanus, der Kammergraf war.  Dieser muss sehr reich gewesen sein. 1228 wurde ein Prozess um Grundbesitz bei Mattersburg zu seinen Gunsten entschieden und 1232 war er im Besitz von Pöttsching. Papst Gregor IX. erteilte König Bela IV. die Erlaubnis, Juden und Mohammedaner in des gesamten Finanzverwaltung einzusetzen, ihnen die Einnahmen zu verpfänden.  Es mussten ihnen aber Christen zur Kontrolle beigegeben werden. Den Prälaten wurde 1279 ausdrücklich verboten, Juden in ihre Dienste zu nehmen.

König Bela IV. erließ 1251 eine Judenordnung, die vielleicht dazu beitragen sollte, die Abwanderung nach Österreich zu verhindern.  1250 gab es einen Kammergrafen namens Henel oder Henuk, 1280 war ein Fredman Kammergraf des Königs Ladislaus IV. Dieser gab dem König ein beträchtliches Darlehen und erhielt dafür Grundbesitz. Papst Urban IV. beschwerte sich darüber. 1257 erscheinen die Söhne des Henel, Lublin, Nekel und Olthmanus als Kammergrafen König Ottokars II. von Böhmen. Sie hatten den Dreißigsten, den ungarischen Ausfuhrzoll, gepachtet, müssen also über ein beträchtliches Vermögen verfügt haben. Sie erhielten die Festung und den Besitz Komom, blieben aber den Pachtzins schuldig und verloren diese wieder. Lublin war an der Abwicklung verschiedener Geschäfte beteiligt und war Kreditgeber. Er wird auch Welven, Wolflin genannt, in einer Urkunde von 1259, in der er dem Abt von St. Peter in Freising einen Kredit gewährte. Er könnte identisch sein mit dem 1263 genannten Juden Farcasius de Castro Ferreo, Geschäftspartner eines Vid (Veit) aus der Sippe der Gutkeled, von dem er eine überaus kostbare Bibelhandschrift gegen ein Darlehen von 70 Mark Silber als PFand übernahm. Es handelt sich dabei um die Admonter Riesenbibel, die im Besitz des früheren Benediktinerklosters Csatar im Komitat Eisenburg war. Diese auch als Gutkeled - Bibel bekannte Handschrift. Frau Kötner - Benigni meint, dass Stephan Gutkeled Statthalter des Königs von Ungarn in der Steiermark war und dort in den Besitz der BIbel kam. Er schenkte sie dem von ihm gegründeten Hauskloster Csatar. Er verpfändete sie, konnte sie aber nicht auslösen. Vielleicht wurde sie von Farcasius oder seinen Nachkommen an Abt Engelbert von Admont verkauft. Im 15. Jh. war die Bibel jedenfalls wieder im Admonter Besitz. Farcasius und seine Familie lebten also in  Eisenburg, wo es offenbar eine finanzkräftige Judengemeinde gab. 1276 schenkte König Ladislaus IV. dem Palatin Nikolaus von Güns/Güssing ein festes Haus in Eisenburg, das der Jude Scehtinus erbaut hatte. Juden konnten also Grundherrschaften und Burgen besitzen. Das Gut trug den Namen Sydofelde, also Judendorf. Palatin Nikolaus überließ diesen Besitz später dem Kapitel von Eisenburg.

Judengemeinden gab es in Stuhlweißenburg, in Preßburg, wo sich Past Benedikt XII. darüber beschwerte, dass sie sogar eine neue Synagoge erbauen wollten, in Wiener Neustadt und auch in Ödenburg. Die Ödenburger Judengemeinde bestand schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts, wird aber in der Stadtrechtsverleihung von 1277 nicht erwähnt. Auch in Güns bestand vermutlich eine jüdische Siedlung. Die Juden von Körmend sind auch urkundlich belegt. 1324 erteilte der König den Juden die Erlaubnis zur Niederlassung in der Stadt Ödenburg, zu gleichen Bedingungen wie die Christen.

Etwas unsicher ist die erste Erwähnung in Eisenstadt. 1296 erteilte Ladislaus Gutkeled den Söhnen eines Ebro, genannt Mendel, Wolfger, Nikolaus, Ebro, Michael und Andreas zum Dank für erwiesene Dienste vier halbe und eine Viertelansässigkeit in St.Margarethen. und eine halbe Ansässigkeit und einen Waldanteil in Eisenstadt. Um die Namen gibt es interessante Spekulationen. Neben Mendel kann auch der Name Ebro jüdisch sein. Der Name des Kammergrafen Teka ist auch in der Form Teha oder Teja überliefert. Nach einer Hypothese Fritz Zimmermanns weisen die Namen auf die spanischen Flüsse Ebro und Tejo hin. Davon wurde abgeleitet, dass die beiden Juden zusammen mit Symon von Aragon, dem Ahnherrn der Mattersdorfer Grafen, nach Ungarn gekommen wären.

Im 14. Jahrhundert sind zunehmend mehr Juden bezeugt. Die Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein unterhielten Geschäftsbeziehungen zu Juden in Ödenburg, Preßburg und Wr. Neustadt. Nikolaus der Deutsche war gezwungen,  beim Juden Isserl von Wr. Neustadt Darlehen in der Höhe von 700 Pfund aufzunehmen, die er nicht zurückzahlen konnte. Die Kanizsai sprangen ein und bekamen dafür mehrere Dörfer verpfändet. Isserl (Israel) ist auch in Preßburg nachgewiesen, in Ödenburg besaß er mehrere Häuser. Später nahm Nikolaus auch Darlehen bei den Juden Smerlein und Efferl (Ephraim), Söhne eines angesehenen Juden Isak, auf und verpfändete ihnen dafür Grundbesitz. Auch Jüdinnen traten als Geldverleiherinnen auf. Alle diese jüdischen Familien standen miteinander in Beziehung. Sie lebten ausschließlich in den großen Städten. Ihre Rechtslage war günstig. Sie genossen den Schutz des Königs und unterstanden dessen Gerichtsbarkeit oder der des camerarius. Der König setzte jeweils einen Judenrichter ein, der kein Jude war und Streitigkeiten auch mit Christen behandelte. 1374 wird ein Judenrichter für das gesamte Königreich genannt. Über die Abgaben, die die Juden im Mittelalter zu entrichten hatten, ist nichts bekannt. Ob sie auch Handel betrieben oder Handwerke ausübten kann aus den Quellen nicht geschlossen werden. Ihre Hauptbeschäftigung waren die Darlehensgeschäfte. Usura, Wucher, war den Juden ausdrücklich gestattet. Die Zinsen, die verlangt wurden, waren oft sehr hoch und mit ein Grund für die wiederholten Judenverfolgungen und Vertreibungen. Juden bekleideten auch hohe Ämter. Ob der Ende des 13. Jahrhunderts genannte Palatin und Gespan von Eisenburg Moyses und sein gleichnamiger Sohn Juden waren ist allerdings fraglich. Einiges spricht aber dafür. Feindlicher als die weltliche Obrigkeit war den Juden gegenüber die Kirche.

An der Religionsausübung dürften die Juden kaum gehindert worden sein. Synagogen gab es in Preßburg und Ödenburg. Die Ödenburger Synagoge ist erhalten geblieben. Eine Verfolgung und Vertreibung von Preßburger Juden gab es unter König Ludwig. Die Juden gingen nach Hainburg, wo es bald zu Spannungen kam. Johann Kanizsai erhielt die Erlaubnis, auch fremde Juden in Eisenstadt aufzunehmen.Seit dem letzten Drittel des 14. Jahrhundrts bestand jedenfalls eine voll ausgebildete Judengemeinde in Eisenstadt. Die Stadtrechtsurkunde von 1373 erwähnt die inner- und außerhalb der Stadtmauer lebenden Juden. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind zahlreiche Namen Eisenstädter Juden in den Preßburger Grundbüchern belegt. Als 1496 die Juden aus Niederösterreich ausgewiesen wurden fanden viele in Eisenstadt einen neuen Wohnsitz. 1496 befahl Kaiser Maximilian I. Hirschl. den Sohn des Isak aus Graz sowie zwei andere jüdische Familienvorstände in Eisenstadt aufzunehmen. 1529 konnte sie in Eisenstadt bleiben, als man die Juden aus Ungarn auswies. Eisenstadt unterstand der niederösterreichischen Kammer. 1526 übersiedelten infolge der Türkenkriegsgefahr die drei Ödenburger Juden Jakob Vischl, Köppl und Gerstl nach Eisenstadt. Die Stadt Ödenburg nützte ebenso wie Preßburg die Gelegenheit, alle Juden wegen des Bruches der Solidaritätsverpflichtung aller Stadtbewohner auszuweisen. Die aus Ödenburg verdrängten Juden fanden Aufnahme in den Herrschaften Forchtenstein - in Matterburg - und Kobersdorf. Im ersten Schutzbrief für die Juden aus Güns, Eisenstadt, Zistersdorf, Marchegg, Mattersdorf und Kobersdorf aus dem Jahre 1529 wird ihre direkte Unterstellung unter den Landesfürsten festgehalten. Namentlich bekannt ist in Kobersdorf ein Jakob Gerstl, der Sohn eines Rabbiners, der 1529 nach Kobersdorf kam und sein Haus in Ödenburg verkaufte.

Von dem von Ferdinand I, erlassenen Ausweisungsdekret für Niederösterreich war Eisenstadt nicht betroffen. Ob es Kobersdorf und Mattersdorf traf ist nicht bekannt. Ein Dokement zur Einhebung der Judensteuer 1564 legt aber nahe,dass die jüdische Gemeinde in Eisenstadt seit mindestens 1534 ununterbrochen bestanden hatte.  Von der Ausweisung 1572/73 waren Eisenstadt und Mattersdorf, nunmehr unter Verwaltung der niederösterreicischen Kammer, betroffen. Johann Csoron in Kobersdorf dürfte sie nicht befolgt haben.

Literatur

  • Irmtraut Lindeck-Pozza:Juden zwischen Ungarn und Österreich im Mittelalter. In:  Juden im Grenzraum. Geschichte, Kultur und Lebenswelt. Schlaininger Gespräche 1990. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 92. 1993
  • http://www.zobodat.at/pdf/Wiss-Arbeiten-Burgenland_092_0013-0022.pdf

 

Die Entstehung der Judengemeinden in der frühen Neuzeit und ihre Entwicklung

Überblick

In der Literatur werden die burgenländischen Judengemeinden oft als "Siebengemeinden" bezeichnet. Dieser Begriff sollte aber nur auf die im ehemaligen fürstlich esterházyschen Herrschaftsbereich  bestehenden Judengemeinden in den Komitaten Ödenburg und Wieselburg angewandt werden. und auch da nur für die Zeit von 1740 bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Eine Kommission, die Maximilian II. wegen der vielen Beschwerden gegen den Pfandinhaber Hans von Weispriach  einsetzte, musste in Eisenstadt heftige Beschwerden der Bürger gegen die Juden entgegen nehmen. Die von Weispriach angesiedelten Juden hätten die "burgerliche Handtierung und handwerk" zum Schaden der Bürgerschaft betrieben. Bei Streitigkeiten zwischen Christen und Juden entschied der Judenrichter oder die Herrschaft. Auch fremde Juden betrieben "haufenweis burgerliche handtierung". Die Juden trieben ihr Vieh auf die städtische Weide, ohne "mitleiden" mit der Stadt zu tragen (also ohne an den Lasten der Stadt beteiligt zu sein).  Auch in Mattersdorf gab es Beschwerden gegen die Juden. Dort hatte die Judenansiedlung schon 1526 begonnen. In diesem Jahr verweigerte die Stadt Ödenburg den Juden, die wegen der vordringenden Türken geflohen waren, die Rückkehr in die Stadt. Hans Weispriach hatte in Mattersdorf ohne Wissen des Kaisers Juden angesiedelt. Die Herrschaft überließ ihnen den Grund , der zum Meierhof gehörte - wo früher vermutlich die Burg stand. Sie errichteten eine Synagoge  und Tunk (Bad) sowie einen Friedhof. 1569 gab es 11 Judenhäuser mit 67 Einwohnern. Diese hatten jährlich 24 Taler und zu Weihnachten Gewürze um 8 Gulden zu dienen. Wegen der heftigen Beschwerden gegen die Juden erteilte die Kommission den Befehl, die Juden innerhalb von 6 Wochen auszusiedeln. Weispriach versuchte nun, entgegen  dem Generale Maximilians II., die Juden ohne Ablöse zu vertreiben. Aber schon im folgenden Jahr erlaubte Erzherzog Karl den vor 1568 ansässigen Juden den Verbleib. 1671 wurden die Juden auch aus Mattersdorf vertrieben, konnten aber nach 19 Jahren zurückkehren. 1739 wurde die Judengemeinde in Neufeld aufgehoben, die meisten Juden übersiedelten nach Mattersdorf.

Die großen Judengemeinden Westungarns sind erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden. Die Ödenburger Juden wurden schon Anfang des 16. Jahrhunderts aus der Stadt vertrieben worden, 1670 begannen die großen Judenausweisungen aus Wien, Nieder- und Oberösterreich und aus der Steiermark. Die westungarischen Grundherren nahmen viele der Juden in ihren Herrschaften auf. Das Judenrecht lag ursprünglich beim König, ging jedoch im 17. Jahrhundert auf die Grundherrn über. In den Esterhazyherrschaften entstanden die "Siebengemeinden", die sich zu einem Verband zusammen schlossen. Auch die Batthyány siedelten Juden an, auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes in Rechnitz, Schlaining und Güssing. Die größte Gemeinde war Rechnitz, 1676 bereits mit 42 Familien. 1728 wurde Güssing als Tochtergemeinde von Rechnitz gegründet, 1750 bereits mit 16 Familien.

Den größten Zuwachs an jüdischen Siedlungen gab es 17. Jahrhundert. Einige davon sind später wieder verschwunden. 1640 werden in Nikitsch zwei Juden erwähnt. Einem von ihnen, Daniel Salome, verweigerte die Stadt Ödenburg den Zutritt zum Markt, auch mit der Begründung, dass er in Ungarn nicht zugelassen sei. Prickler vermutet, dass er ein ausländischer Jude, ein portugiesischer Maronit war, der über die Niederlande nach Ungarn gekommen war. Nach 1655 haben die Nikitscher Juden den Ort verlassen. Wahrscheinlich übersiedelten sie nach Deutschkreutz oder Neufeld.

Kleinere Judengemeinden gab es um die Mitte des 17. Jahrhunderts auch in Kittsee und Rechnitz. Besonders interessant ist die Entstehung der Judensiedlung in Neufeld 1653.

1671 wurden die Juden aus Österreich und Ungarn vertrieben. Als sie nach wenigen Jahren wieder zugelassen wurden kam es zur Wiedererrichtung einiger Gemeinden, aber auch zur Entstehung einiger neuer Gemeinden und zur Niederlassung von Juden an Orten, wo es sie bisher nicht gegeben hatte. Im Komitat Wieselburg entstanden die Gemeinden Kittsee, Karlburg (Rusovce), Ragendorf und Frauenkirchen.

Paul Esterházy erließ in den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts zahlreiche Gemeindeorsnungen oder "Privilegien" für die Judengemeinden seiner Herrschaft. Sie bildeten die Grundlage des Fortsbestehens der Judengemeinden. Ein Judenfreund war er allerdings nicht. 1671 war er vehement für die Austreibung der Juden wie auch der Lutheraner und Calvinisten eingetreten. In einem Brief an den Kaiser bezeichnete er sie als "Größten Feinde unseres Herrn Christus". Sein Umdenken hatte wirtschaftliche Gründe. Der Wiener Hofjude Simson Wertheimer  und andere Juden gewährten den Esterhazy wiederholt hohe Kredite. In religiöser Hinsicht gab es wenig "Toleranz". Es gab immer wieder Versuche, Juden zu "bekehren" - mit nur geringen Erfolgen, die aber groß gefeiert wurden. Im Jahre 1772 wehrten sich die Juden von Lackenbach gegen die "Bekehrung" des Mädchens Malchel. Der getaufte Jude Leopold Josef Böhm erhob Anklage vor dem Herrenstuhl, weil er in Mattersburg  im Haus eines Juden geschlagen, gefesselt und in einem Wagen durch mehrere Komitate geführt worden war.

Dass Esterhazy die Gründung einer neuen Judengemeinde in Eisenstadt erlaubte wird manchmal damit begründet, dass seine Judenfeindschaft nicht sein persönlicher Standpunkt sondern der seiner geistlichen Berater war. Ein "vicarius" wies 1659 darauf hin, dass es für die Bekehrung der Evangelischen vorteilhaft wäre, die Juden auszuweisen, da sich die Protestanten auf die Duldung ihnen gegenüber beriefen. Paul Esterházy und seine Frau Eva Tököly verpfändeten ihr Silber für 50 000 Gulden an den Juden Schlesinger. Das Komitat Ödenburg stand bei Wertheimer mit 100 000 Gulden in der Kreide für die zu erwartenden Steuereinnahmen. "Judenfreundlicher" waren Franz Nadasdy und die Grafen Christoph und Paul Batthyany.

Die Gemeinde Mattersdorf wurde erst nach 1675 wieder errichtet. Kurze Zeit nach 1671 sind auch die Judengemeinden Lackenbach und Kobersdorf wieder entstanden. Judengemeinden gab es auch in Donnerskirchen und Rust. Der Edelhof (Leisserhof) in Donnerskirchen wurde zeitweise von bis zu 12 jüdischen Familien bewohnt. Sie benutzten einen Raum auch als Synagoge. Sie pachteten die Mauten von Purbach und Schützen a. G. Sie führten für ihren Schutzherrn Paul Esterhazy  auch Handelsgeschäfte durch. Noch 1709 werden die Donnerskirchener Juden erwähnt. In Rust ist erstmals 1673 ein Jude nachweisbar. Zeitweise lebten dort fünf bis sechs Familien. 1725 wurde der letzte Jude aus Rust ausgewiesen.

Vorübergehend lebten Juden auch in einem Edelhof in St. Margarethen und in Draßburg.

1671 entstand die Judengemeinde Deutschkreutz. 1672 hielten sich dort 28 Juden mit Frauen und Kindern auf, vielleicht auch durch Zuzug von Familien aus Neufeld.

Die größten Judengemeinden im Süden des Landes, Rechnitz und Schlaining,  verdankten ihre Gründung den Batthyany. Rechnitzer Juden, die zum Teil italienischer Abstammung waren, betrieben weit gespannte Handelsgeschäfte.Von den fünf Batthyanyschen Judengemeinden liegen drei auf heute burgenländischem Gebiet: Rechnitz, Güns und Stadtschlaining. Zu den Fünf Gemeinden gehörten noch Körmend und Nagykanisza. Anders als die Esterhazyschen Siebengemeinden gab es jedoch keine vertragliche Vereinbarung über eine Zusammenarbeit.  Judengemeinden gab es auch in der königlichen Freistadt Güns und in der bischöflichen Stadt Steinamanger. Die Batthyany siedelten die Juden vielfach in den früheren Freihäusern, die ihre Funktion im 17. Jh. verloren an. Die Rechnitzer Judengemeinde wird erstmals 1676 mit 42 Familien genannt. Sie war vielleicht eine Tochtergründung der Judengemeinde von Großkanizsa. 1728 entstand als Tochtergemeinde von Rechnitz die Güssinger Judengemeinde. 1750 bestand sie aus 16 Familien. In Schlaining wird 1675 ein Judenrichter Joli und 1680 die Gemeinde genannt.In der kanonischen Visitation von 1697/98 werden in Schlaining schon 55 Juden gezählt, 1715 wird erstmals die Synagoge erwähnt. Graf Sigmund Batthyany stellte gegen einen Jahreszins von 15 Gulden einen Raum zur Verfügung. Auch die Judengemeinden der Batthyany-Herrschaften schlossen mit ihren Grundherrn Schutzverträge ab. Ein Privileg Adam Batthyanys aus dem Jahre 1687 etwa enthielt für die Rechnitzer Judengemeinde die Höhe des Schutzgeldes, die Handelsfreiheiten, die Befreiung von Zöllen und die Erlaubnis eine koschere Fleischbank und koscheren Weinausschank zu betreiben.

Der Großteil der Juden im westungarischen Raum lebte aber in sehr bescheidenen Verhältnissen. Die Wohnungsverhältnisse waren außerordentlich beengt. Ein großer Teil der Juden lebte in herrschaftlichen Häusern oder als UNtermieter bei anderen Juden. Sie kauften Erzeugnisse der herrschaftlichen Meierhöfe und verkauften diese in Ödenburg, Wien und Graz. Ein hoher Anteil waren Hausierer oder Lumpensammler (in Schlaining etwa 43,10 %), nur 10 % Kleinhändler und 6,9 % Handwerker ( Kürschner, Glaser). Ein beträchtlicher Teil der jüdischen Bevölkerunng war total verarmt.

Das Toleranzpatent von Joseph II. von 1783 veränderte erstmals beträchtlich die Stellung der Juden im Königreich Ungarn. Es hatte zwar ihre Emanzipation zum Ziel, gewährte aber auch den ungarischen Juden keine völlige Gleichstellung, sondern nur Duldung unter gewissen Bedingungen. Neben der Ausübung ihrer Religion sollten die Juden nun zu vielen Berufen zugelassen werden und als Handwerker in die Zünfte eintreten können, wobei ihnen aber die Meisterwürde weiterhin untersagt blieb. Die Pachtung landwirtschaftlicher Grundstücke war den Juden nun gestattet, der Erwerb von Grundbesitz blieb jedoch versagt. Aufgrund einer Verordnung von 1787 mußten die Juden neben dem Geschlechternamen auch einen deutschen Vornamen führen. Das Toleranzpatent Josephs II. erreichte zwar eine gewisse bürgerliche Gleichstellung der Juden, ohne jedoch alle Beschränkungen  aufzuheben. Der Kreis der ihnen zugänglichen Berufe wurde 1792 noch erweitert, doch genossen die Juden weiterhin keine Bürgerrechte. Die Schutzbriefe der Feudalherrn bestimmten weiterhin ihre Stellung gegenüber dem christlichen Umfeld, die Möglichkeit der Ansiedlung und die wirtschaftliche Tätigkeit. Der ungarische Reichstag gestattete den Juden im Jahr 1840 erstmals die freie Niederlassung und Ausübung von Handel und Gewerbe fast im ganzen Land, die geplante Abschaffung der Toleranzsteuer unterblieb aber durch den Widerstand der Magnatentafel und des Hofes. Die durch dieses Gesetz angestrebte Assimilation der Juden kam in den kleinstäd­tischen Zentren Westungarns nur mäßig zur Wirkung. Die Spaltung in Reformjuden und Orthodoxe unterblieb in Westungarn.Nur die Rechnitzer Gemeinde wandte sich den Reformern zu.

Die Judengemeine von Stadtschlaining dürfte zur gleichen Zeit wie die Rechnitzer oder nur sehr kurze Zeit danach gegründet worden sein. 1675 wird erstmals der Judenrichter Joli genannt, dem der Bemsteiner Verwalter Somalovits auf Befehl Christoph Batthyánys für verkauftes Tuch 11 Gulden bezahlen musste. Aus späterer Zeit entsteht der Eindruck, dass die Schlaininger Judengemeinde in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Rechnitzer Gemeinde blieb

Im 18. Jahrhundert lebten viele Rechnitzer und auch Schlaininger  Juden scjon  außerhalb ihrer Gemeinden. Die Zahl der jüdischen Einwohner wuchs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasch an.In Schlaining etwa lebten 1750 39, 1835 49 Judenfamilien. Noch stärker wuchs die Zahl der unter "Extraschutz" mit höherem Schutzgeld stehenden Juden von 7 auf 102. Von der Schlaininger Bevölkerung waren 1793 21 %, 1848 40 % Juden. Auch die Rechnitzer Gemeinde wuchs rasch.  Nach 1840 begann dann aber die Abwanderung, im Norden nach Preßburg und Wien, im Süden in die aufstrebenden  Wirtschaftszentren wie Oberwart, Pinkafeld und Großpetersdorf. 

Im 18. Jahrhundert entstanden nur mehr Güssing und Gattendorf als neue Judengemeinden. In Güssing hatten sich bald nach Gründung der Rechnitzer Gemeinde von den dortigen Juden einige als Pächter herrschaftlicher Einrichtungen niedergelassen. Um 1750 lebten dort schon 18 Familien im herrschaftlichen Stadtmeierhof, wo auch eine Synagoge eingerichtet wurde. Die Gemeinde machte sich schließlich selbständig. 1749 brannte der "Judenhof" vollständig ab.

Gattendorf lag an einer bedeutenden Straßenkreuzung. Erste Hinweise auf Juden gab es schon 1720, 1726 sind Gattendorfer Juden auf der Leipziger Messe anzutreffen. 1764 wohnten im ehemaligen Meierhof 18 jüdische Familien.  1833 bestand eine Synagoge. Unter den 19 Juden im Jahre 1772 befanden sich Tischler, Schnapsbrenner, Schlosser, Schuster und der Schächter.
Der  Branntweinbrenner Samuel Pollak sticht durch größeren Reichtum hervor. Die runde Synagoge stand im Hof und war aus massiven Materialen errichtet. Frei gewordene Meierhöfe wie  die Sennyey'sche Kurie und der Schlossbergische Meierhof  wurden den Juden, die zum Großteil aus Preßburg kamen,  als Wohnungen eingeräumt.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts, nach Auflassung der Gemeinde Neufeld, bestanden  auf dem Territorium des heutigen Burgenlandes folgende Judengemeinden:

Die Fürstlich Esterhäzyschen Gemeinden Kittsee, Frauenkirchen, Eisenstadt, Mattersburg, Deutschkreutz, Lackenbach und Kobersdorf (Siebengemeinden).

Die Gräflich Esterhazysche Gemeinde Gattendorf

Die Fürstlich beziehungsweise Gräflich Batthyanyschen Gemeinden Rechnitz, Stadtschlaining und Güssing

somit  elf Gemeinden.  Um 1700 waren  es, mit Hinzurechnung von Donnerskirchen und Neufeld, jedoch ohne Güssing,  sogar zwölf Gemeinden; hievon ist eine, nämlich Eisenstadt, bis ins Mittelalter zu­rückzuführen, im 16. Jahrhundert entstanden drei Gemeinden (Mattersburg, Kobersdorf, Lackenbach als Nachfolgegemeinde von Neckenmarkt), im 17. Jahrhundert sieben Gemeinden (Kittsee, Frauenkirchen in Nachfolge von Mönchhof, Donnerskirchen, Neufeld, Deutschkreutz, Rechnitz und Stadtschlaining), im 18. Jahrhundert zwei (Gattendorf, Güssing). Mit Ausnahme von Donnerskirchen und Neufeld bestanden diese  bis ins 20. Jahrhundert, erst in österreichischer Zeit kam es durch Verlegung des Gemeindesitzes von Stadtschlaining nach Oberwart  zu
einer Änderung, Gattendorf wurde der Gemeinde Kittsee angeschlossen. In einigen
anderen Orten (zum Beispiel Großpetersdorf, Bad Tatzmannsdorf) waren schon im 19. Jahrhundert Filialgemeinden entstanden, zum Teil mit eigenem Friedhof.

Die Schutzjudengemeinden unter den Esterhazy

(nach Felix Tobler, 2021)

Mit der Erwerbung der Herrschaft Landsee - Lackenbach wurde Nikolaus Esterhazy - Besitzeinführung  1624 - erstmals Schutzherr einer Judengemeinde. Bald folgten mit den Herrschaften Eisenstadt und Forchtenstein zwei weitere Judengemeinden. Nach der Übernahme der Pfandherrschaft in Eisenstadt wies er den dortigen Juden zwei Häuser im Hofgarten des Schlosses zu. Die Stadt protestierte bei Ferdinand II., der 1623 die Ausweisung der Juden aus Eisenstadt befahl.Schon 1627, nur wenige Jahre nach der Übernahme der Herrschaft,stellte Nikolaus Esterhazy der Eisenstädter Judengemeinde einen Schutzbrief aus. 1640 umfasste die Eisenstädter Judengemeinde 10 Häuser, die insgesamt 225 Gulden an Abgaben entrichteten. In Mattersdorf war der Jude Mathias Prager Inhaber der Maut. Er kaufte um 100 Gulden ein zur Hofmühle gehörendes Haus neben dem Brauhaus. Auch Ladislaus, der Sohn des Nikolaus Esterhazy, war den Juden wohlgesonnen und unterstützte ihren Handel, etwa mit Wr. Neustadt.1649 gab er einer Handelskompanie von Wiener Juden einen Kredit von 300 Gulden. Ein Schutzbrief aus dem Jahre 1648, der in der Literatur zitiert wird, ist quellenmäßig nicht belegt. 1653 nahm die Schutzherrschaft in Eisenstadt an Hauszins von 8 neuerbauten Häusern je 12 fl 30 kr. ein, von zwei Judenparteien, die in einem herrschaftlichen Wirtshaus untergebracht waren, 32 und 18 fl, von einem Gewölbe im Ziergarten 20 fl und von zwei kleinen, hölzernen Verkaufsläden je 4 fl30 kr ein. Die Gemeinde zahlte 451 fl 51 kr 1 d, wovon das eigentliche Schutzgeld 250 fl betrug. Insgesamt brachte die Judengemeinde den beträchtlichen Betrag von 656 fl 1 1/2 d auf.

Es entstanden christlich - jüdische Doppelgemeinden. Es waren dies nicht nur zwei Geligionsgemeinden sondern auch zwei selbständige Untertanengemeinden.Die Juden durften keinen Grund und Boden besitzen und waren daher nicht in die Grundherrschaft integriert. Die Judenhäuser standen nahezu ausschließlich auf Herrschaftsgrund. Erst nach 1848 konnten sie diese in Ablöseverträgen eigentumsrechtlich erwerben. Die Juden hatten keinen Anteil an der urbarialen Holz- und Weidenutzung. Holz wurde ihnen aus den herrschaftlichen Wäldern meist günstig verkauft. Weidenutzungsrechte konnten gegen eine entsprechende  Gebühr an die Christengemei9nde vereinbart werden. Um die Weidenutzungsrechte kam es seit Mitte des 18. Jahrhunderts zu Streitigkeiten, etwa in Lackenbach und Kobersdorf, besonders wegen der Ziegenhaltung der Juden. Die Wahl der jüdischen Gemeindegerichte fand ohne Einfluss der Schutzherrschaft statt, sie musste aber an diese angezeigt und von ihr bestätigt werden. Gewählt wurde der Judenrichter und meist vier Geschworene, wobei zwei von der Kultusgemeinde gestellt wurden. Das Gemeindegericht führte die Finanzen unter Aufsicht des zuständigen Verwaltungsamtes. Die staatlichen Steuern mussten von beiden Gemeinden gemeinsam anteilsmäßig entrichtet werden.Die Verwaltung der jüdischen Angelegenheiten durch die fürstliche Beamtenschaft, die Abgaben und die Rechtsfragen, wurde meist korrekt gehandhabt. Vereinzelt waren die Herrschaftsbeamten auch antijüdisch eingestellt und verlangten nicht gerechtfertigte Abgaben.Die Juden ihrerseits waren bestrebt, sich die Gunst der jeweiligen Schutzherrn und der Beamtenschaft durch Geschenke zu sichern.

Paul Esterhazy stand den drei Judengemeinden in seinem Herrschaftsbereich zunächst wohlwollend gegenüber. Erst zu Beginn der 1660er Jahre änderte sich seine Haltung gegenüber den Juden, vermutlich unter dem Einfluss des katholischen Klerus.1670 verfügte Kaiser Leopold I. die Ausweisung der Juden aus Wien und Niederösterreich. Paul I. nützte die Gelegenheit, um auch die Juden seiner drei Gemeinden zu vertreiben. Spätestens im Frühjahr 1671 hatten sie die Orte zu verlassen. Aber schon im August 1671 erhielten die Eisenstädter Juden die Erlaubnis zur Rückkehr. Erst 1676 änderte sich die Haltung Paul Esterhazys, vermutlich aus wirtschaftlichen Erwägungen. 1678 kam es zwischen Paul und Vertretern der Nikolsburger Juden zu Verhandlungen über die Ansiedlung von 20 jüdischen Familien In Eisenstadt. Ab 1678 setzte sich Paul bei der Stadt Ödenburgt aktiv  für seine Schutzjuden ein. Im Jahre 1676 erwarb Paul Esterhazy aus der Gütermasse seines hingerichteten Schwagers Franz Nadasdy die Herrschaften Deutschkreutz, Lockenhaus und Klostermarienberg. Dadurch wurde er Schutzherr der seit 1671 in Deutschkreutz bestehenden Judengemeinde..

Basis des Judenscutzes waren die Landesfürstlichen Gesetze und Verordnungen. Die Gemeinden Eisenstadt, Mattersdorf und Kobersdorf unterstanden bis 1626 bzw. 16467 der landesfürstlichen Jurisdiktion, nach 1647 unterstanden alle esterhazyschen Schutzgemeinden der Jurisdiktion des Königreiches Ungarn und der Komitate.   In der Praxis des tägliche Lebens aber waren  darüber hinaus die Schutzbriefe der jeweiligen Herrschaft und deren Bestimmungen wichtig.  Sie regelten neben der prinzipiellen Schutzerteilung die Höhe des Schutzgeldes, die wirtschaftlichen Betätigungsfelder, die Ausübung der Religionsgesetze und Zeremonien, die Anstellung der Amtsträger der Gemeinde (Rabbiner, Kantor, usw.) und die Wahl der Gemeindevertreter (Judenrichter ubnd Geschworene) die grundsätzlich frei war und von der Herrschaft nur genehmigt werden musste  Der älteste bekannte Schutzbrief stammt aus dem Jahre 1627 und wurde von Nikolaus Esterházy für die bereits voll ausgebildete Eisenstädter Judengemeinde erlassen. ER enthält 22 bzw. 24 Punkte. In mehreren Punkten werden die Einschränkungen des Handels und Geldverkehrs behandelt. Die Arbeit der Goldschmiede und der Geldverleiher durften nur mit Kenntnis des fürstlichen Verwaltungsamtes erfolgen. An christlichen Feiertagen mussten die Juden ihre Gewölbe schlie0en. Die Schächtung wurde gestattet, nach Vorführung des Tieres im Schloss. Hochzeiten und Todesfäle mussten angezeigt werden. Abgaben und Leistungen sind nicht angeführt. Die Geltung des Schutzbriefes erlosch mit dem Tod des jeweiligen Schutzherrn. 1657 erhielt Mattersdorf einen Schutzbrief. Fremde Juden durften nicht aufgenommen werden. Die Juden wurden verpflichtet, Vieh und Geflügel zur Vermarktung zu übernehmen. H`Jedes Haus hatte vier Gulden zu zahlen, das Gemeindegericht konnte frei gewählt werden. Der Handel mit Tuch, Leinwand, Leder und anderen Waren wurden in allen Esterhazyherrschaften gestattet. Handwerker durften zur Eigenversorgung arbeiten. Es gab zwei Fleischbänke und Koscherwein durfte für die Eigenversorgung produziert werden. Die Judengemeinde hatte Aistenzleistung in der christlichen Marktgemeinde bei Bränden und Unglücksfällen zu leisten.

1690 erhielt Eisenstadt einen neuen Schutzbrief, Der Hauszins wurde auf 20 Gulden erhöht.Die Herrschaft hatte die neuen Häuser vorfinanziert. Der Schutzbrief garantiert den Handel in allen fürstlichen Herrschaften, die freie Ausübung der Religion mit allen dazugehörigen Zeremonien und Bereitstellung der dafür notwendigen Einrichtungen (Synagoge Mikwe, Friedhof) auf ihre eigenen Kosten.Die nötigen Gemeindebediensteten - Rabbiner, Kantor, Schächter usw. - durften aufgenommen werden. Wein und Bier durfte nur innerhalb der Gemeinde ausgeschenkt werden.Die Gemeinde hatte eine Fleischbank. Zur Deckung der Eigenversorgung wurden Schneider, Schuster, Kürschner, Balbiere, Doktoren und Goldschmiede zugestanden. Geldverleih im großen Umfang konnte nur mit Zustimmung der Herrschaft erfolgen. Heiraten und Todesfälle mussten angezeigt werden. Die Viehhaltung und die Brennholzversorgung wurden ebenfalls geregelt. Neue Gemeindemitglieder durften nur mit Zustimmung der Herrschaft aufgenommen werden. 1694 erhielt auch Mattersdorf einen neuen Schutzbrief.Für die Abgaben wurde ein Pauschalbetrag von 400 Gulden vereinbart. Die Juden mussten keine ausgemusterten Ochsen, wohl aber Kälber, Schafe, Häute, Felle, Käse, Kren und Dörrobst zur Vermarktung übernehmen. Viehweise war nur in Abstimmung mit der Christengemeinde gestattet. Für Synagoge und Mikwe mussten sie jährlich 18 Gulden zahlen.

Nach dem Tod Paul Esterhazys suchten die drei Gemeinden um Bestätigung der Schutzbriefe bei seinem Nachfolger Michael an. In neuen Schutzbriefen machte Michael weitgehende Zugeständnisse. 1714 erteilte der Fürst der Frauenkirchner Gemeinde einen neuen Schutzbrief. Die Juden erhielten das Recht, Christenhäuser aufzukaufen. Sie erhielten auch das Recht,Brantwein zu erzeugen und an jedermann zu verkaufen. In einem Kontrakt von Kobersdorf von 1718 wird die große Armut der dortigen Gemeinde beklagt und ein pauschaler Geldbetrag von nur 150 Gulden festgesetzt. Später,1720, erhielten auch Deutschkreutz, Lackenbach und Neufeld Schutzbriefe, in denen "allerley" Handwerk gestattet wurde.Auch die Neufelder Juden erhielten ZUgang zum Handwerk, sehr zum Schaden des christlichen Handwerks, wie ein Herrschaftsbeamter vermerkte. Die Neufelder Fleischbank durfte zudem auc an Christen verkaufen.Die Lackenbacher Juden erhielten das Vorkaufsrecht auf alle Produkte der Herrschaft. Die Aufstellung einer Gemeindepolizei wurde dort und auch in Deutschkreutz genehmigt.

1734 übernahm der nunmehr volljährige Paul II. Anton die Leitung der Domäne.Er setzte eine Kommission ein, die die finanziellen Verpflichtungen der Judengemeinden ermitteln sollte. Sie deckte Rückstände von 8300 Guldn auf. Die Judengemeinden beauftragten Marx Schlesinger mit den Verhandlungen. Er bot einen Betrag von 2800 Gulden an. Das Ergebnis der Verhandlungen ist nicht bekant. 1735 fand eine landesweite Konskription der Juden in Ungarn statt. Sie zeigte ein starkes Ansteigen der jüdischen Bevölkerung in den Esterhazygemeinden, die zu den größten in ganz Ungarn zählten. Eisenstadt lag mit 600 Juden an zweiter Stelle hinter Preßburg, Lackenbach hatte 449, Mattersdorf 375, Rechnitz 323, Kittsee 246, Deutschkreutz 323, Frauenkirchen 190, KObersdorf 184 und Neufeld 148 Einwohner. 1738 wurde infolge einer Pestepidemie die österreichische Grenze geschlossen. Die Juden brauchten nun Personaldokumente. Die Herrschaft ordnete die Ausstellung von Schutzzettel an. Die Judengemeinden verweigerten aber die Mitwirkung. Sie befürchteten anscheinend eine vermehrte Überwachung und Kontrolle und ein Aufdecken der illegalen Zuwanderung in den Gemeinden. 1748/49 scheiterte erneut ein Versuch, Schutzzettel einzuführen. Die Juden beschwerten sich sogar bei Kaiser Karl VI. Während der Pestepidemie wurden Kontumazhäuser nz. Quarantänestationen eingerichtet, eine davon im Neufelder Kastell. Die dortigen jüdischen Familien wurden delogiert, in der Synagoge eine christliche Kapelle eingerichtet. Es kam zu heftigen Protesten aller fürstlichen Judengemeinden. Die Neufelder Juden durften sich in anderen Gemeinden niederlassen. Die meisten gingen nach Mattersdorf und Eisenstadt. Das Verhältnis zwischen Paul II. Anton und den Judengemeinden blieb gespannt. Sein Nachfolger, Fürst Nikolaus I., bestätigte hingegen rasch die Schutzbriefe. Auf ihn hatte der Eisenstädter Judenrichter Moyses Helin großen Einfluss, der als Faktor mit den Geschäften des Fürsten betraut  und zum Hofjuden ernannt wurde. Die Juden beklagten sich, dass sie vom herrschaftlichen Verwaltungspersonal verachtet, verfolgt und mit Arrest und Schlägen bedroht würden. 1763 wurden die Verwaltungsämter ermahnt, die Juden zu schützen und korrekt zu behandeln. Wiederholt griff der Fürst zugunsten der Juden gegen seine Verwalter ein.  1776 baute die Herrschaft eine neue Synagoge in Kittsee sowie ein Gebäude für Wohnungen. In Eisenstadt erhielten die Juden die ERlaubnis , gewerbliche Waren zu produzieren. Auch Fürst Anton war den Juden wohlgesonnen und bestätigte die Schutzbriefe.

Erst unter Fürst NIkolaus ii.verschlechterten sich ab 1794 die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Lebens-, Erwerbs- und Existenzmöglichkeiten der Juden. In seinem Verhältnis zu den Juden überwogen Nützlichkeitserwägungen. Er hatte gute Kontakte zu den Wiener Bankiers Rothschild, Arnstein& Eskeles und zu jüdischen Großhändlern.Einige Eisenstädter Familien waren als Hoflieferanten tätig. KOntakt hatte er auch zu der aus Lackenbach stammenden Familie Schey, die in Güns ein Firmenimperium azfgebaut hatte und Großabnehmer für die fürstliche Holzwirtschaft war. außerdem zur Familie Hirschler. die im Bereich der Herrschaft LackenbachSchankrechte, Fleischbänke, Greißlerei, Branntweinbrenerei in Neckenmarkt und eine Pottaschebrennerei in Lackenbach betrieb.Für die einfachen Schutzjuden hatte der Fürst wenig übrig. Deren Not wuchs nach 1820 ständig an, die Gemeinden waren verschuldet. Der Fürst war bestrebt, die Bevölkerungszahl der Judengemeinden zu beschränken. Die Aufnahmebedingungen wurden verschärft, Heiratbewilligungen eingeführt. Alle drei, später jedes Jahr wurden Konskriptionen durchgeführt. Eine generelle Bestätigung der Schutzbriefe unterblieb, die Neuausstellung zog sich über Jahre hin.1795 war die Eisenstädter Gemeinde (38 Häuser) vollständig abgebrannt Die Gemeinde wollte einen hohen Kredit von 6000 Gulden aufnehmen. Nikolaus II. verweigerte jedoch die Genehmigung. 1797 gründeten die fünf Judengemeinden des Ödenburger Komitates eine "Konferenz", die zweimal Jährlich in Ödenburg tagen und interne Streitigkeiten regeln sollte.Auch dieser Einrichtung verweigerte der Fürst seine Zustimmung. 188 sollten dann die weithgehend vereinheitlichten neuen Schutzbriefe und Abgabenkontrakte abgeschlossen werden. Die Gemeinden lehnten die Entwürfe der Wirtschaftsfirektion ab und erhielten wesentliche Erleichterungen, mussten aber hohe Kautionen hinterlegen.Hauseigentümer hatten 6 fl 40 kr Schutz- und Monturgeld zu zahlen, dazu 4 Gulden Hauszins.Für Synagoge, Mikwe und Fleischbank musste zusätzlich bezahlt werden. "Gesetzwidrig hohe Zinsen" wurden den Juden untersagt. ZUzüge mussten bewilligt werden, auswärtige Juden durften nur drei Tage bleiben.

Das größte Problem in den Esterhazyschen Judengemeinden im 19. Jahrhundert war der enorme Bevölkerungszuwachs und die daraus resultierende Wohnungsnot. Mit Ausnahme von Kittsee waren alle jüdischen Siedlungen geschlossen und von den christlichen Orten abgetrennt. Am Sabbat und zu hohen Feiertagen schlossen die Gemeinden den ZUgang mit Ketten, Schranken, Seilen usw. Die Juden versuchten, christliche Häuser, meist Kleinhäusl, zu erwerben. In einzelfällen gelang das auch. Diese Häuser wurden aber weiterhin wie Cjristenhäuser behandelt, unterlagen etwa nun dem Robotzwang. Nikolaus II. war bestrebt, die Quartiernahme von Juden in Christenhäusern zu unterbinden. 1798 wurde den Juden der Ankauf von Häusern außerhalb der Judenviertel verboten. Versuche, das Verbot zu umgehen, führten zu Konflikten, etwa in Mattersburg. Die Mattersburger Judengemeinde versuchte, durch einflussreiche Fürsprecher, etwa durch Fanny von Arnstein, ihre Situation zu verbessern. ZUdem brach 1814/15 in der Mattersdorfer Judengemeinde eine Scharlachfieber aus, an dem 59 Personen starben. 1815/16 wurden östlich an das Judenviertel anschließend sieben Kleinhäuser errichtet, 1819 konnte die Judengemeinde ein Grundstück für 12 Bauplätze erwerben (Neuheisln). Im Judenviertel selbst wurden satockwerkartige Zubauten vorgenommen. Erst ab 1830 wurde die Wohnungsnot gemildert, da die Abwanderung nach Wien, Pest, Ödenburg einsetzte. Auch in Eisenstädter Judenviertel gab es Wohnungsnot. Ein Einmieten von Juden am Oberberg blieb verboten, die Abnbsiedlung in der Meierhofgasse sollte rücjgängig gemacht werden, es wurden aber immer wieder Ausnahmegenehmigungen erteilt. 1840 gab es schon zehn jüdische Hausbesitzer mit 24 Wohnparteien in der Meierhofgasse. Fürst Nikolaus II. verbot den Juden, christliche Dienstboten  - besinders Ammen waren beliebt - anzustellen. Das Verbot wurde aber vom Statthaltereirat aufgehoben. Die Bevölkerungszahl des Eisenstädter Judenviertels betrug 1808 530 Personen, stieg 1821 auf 638 Personen und 1827 auf 920 Personen.1836 war erstmals ein leichter Rückgang zu verzeichnen, die Abwanderung begann.  In Kobersdorf erhielten 11 Familien Bauplätze. Prekärer war die Situation in Frauenkirchen, wo in 26 Christenhäusern 43 jüdische Wohnparteien untergebracht waren. Christliche Interessenten fühlten sich verdrängt. Die Juden sollten in das ohnediesüberbevölkerte Judenviertel zurück. Den starken Bevölkerungszuwachs versuchte die Grundherrschjaft durch Einführung von Heiratsbewilligungen zu steuern. Heiratswillige mussten ein entsprechendes Einkommen und Wohnraum nachweisen. Diese neuen Bestimmungen wurden von den Judengemeinden mit großer Erbitterung bekämpft. Ab 1840 wurden die Bewilligungen kaum mehr eingeholt.

Fürst Paul III. Esterházy lehnte die Aufhebung der Heiratsbeschränkungen ab. Die Neuausstellung der Schutzbriefe kam vor 1848 nicht mehr zustande.Das Gesetz von 1840 garantierte den Juden das freie Ansiedlungs- bzw. Wohnrecht in ganz Ungarn. Das Wohnrecht in einem christlichen Bauenrhaus bzw. Kleinhäusl konnte nun nicht mehr verwehrt werden. Die Robotpflicht, die dabei entstand, konnten die Juden in Geld ablösen. Ein Problem war, dass mit dem Auszug aus der Schutzgemeinde auch der finanzielle Beitrag wegfiel. Die Gemeinden sahen daher den Abzug nicht gerne. 1848/49 stellten die Juden sämtliche Zahlungen ein. Es zeigte sich aber bald, dass dies voreilig war, denn die meisten Judenhäuser standen auf Kurialgrund, die Abgaben an Hauszins, und die für die Synagoge, Mikwe, Friedhof usw. blieben aufrecht, da es sich dabei ja nicht um Elemente des Urbarialsystems sondern um privatrechtliche Verträge handelte. In den Jahren nach 1853 kam es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Ablöse.

Die Juden hatten für die wirtschaftliche Entwicklung der Esterhazyherrschaften große Bedeutung.1783 errichtete die Herrschaft Pöttsching in Neudörfl ein Handlungshaus, das an die jüdischen Händler verpachtet wurde und für den Handel mit Wr. Neustadt wichtig war. Auch in Wimpassing gab es ein Haus für den grenzüberschreitenden Handel mit Niederösterreich. Beide Häuser waren auch Herbergen und Wirtshäuser. Ab den 1760er Jahren entstanden in größeren Dörfern erste Gemischwarenhandlungen, 1794 etwa in Großwarasdorf oder in Hornstein, wo 1816 bis 1818 Salomon Hirschler eine Greißlerei pachtete. Besonders erfolgreich war der in Müllendorf als Großhändler tätige Jakob Stroh, der auch in den Weinhandel einstieg. Die Schafzucht und der Wollhandel spielten im Majorat der Esterhazy eine besonders wichtige Rolle (mit über 100 Schafhöfen und 230 000 Tieren 1830 - 1840). In den Handel mit Produkten aus der Schafhaltung schalteten sich auch Juden ein. Einige stiegen zu Gro0händlern auf. Sehr wichtig war für die Juden der Betrieb von Bierbrauerein, etwa in Mattersdorf, und Branntweinschenken. Vereinzelt betrieben Juden Pottaschesiedereien (in Deutschkreutz, Lackenbach, Wulkaprodersdorf). Wichtig war auch der Handel mit Koppern. In Ödenburg unterhielten die Esterhazy dafür sogar ein Megazin. Beträchtliche Einnahmen brachten den Herrschaften auch die Verpachtung der Mauten, obwohl ab 1723 deren Verpachtung an Juden verboten war. Die meisten Juden waren Kleinhändler, Greißler und Hausierer. Einzelne Familien betrieben auch größere Unternehmen, etwa die Esterhazy-Leinenfabrik in Neufeld, die von Samuel Marx Schlesinger gepachtet wurde. Neben den Schlesinger waren auch die Eisenstädter Familien Spitzer, Pollak und Engländer als Unternehmer tätig. Sie spielten ab etwa 1810 bis Mitte der 1830er Jahre im Tuch- und Stoffhandel eine wichtige Rolle. Für den Fürstenhof waren sie Hoflieferanten.Samuel Schlesinger und Markus Engländer kauften 1813 das Wertheimerhaus. 1817 gründete David Spitzer eine Lederfabrik, die bis zum Ersten Weltkrieg zu einem großen Unternehmen aufstieg. 1823 gründete Markus Engländer eine Seidenbandfabrik. In Lackenbach errichteten die Hirschler 1802 eine Spezerei- und Schnittwarenhandlung. Über die Kreditgeschäfte der Schutzjuden ist wenig bekannt. Die Zinsen für die - meist riskanten - Kredite bei den Juden waren jedenfalls sehr hoch (26 bis 86,66 %). Tobeler gibt in seinem Buch von 2021 dafür einige Beispiele (S.170 ff.). Gegen den Handel der jüdischen Hausierer (Binkl-Juden) gab es immer wieder Beschwerden, seine Einschränkung wurde gefordert. Auch die Einrichtung neuer "Gewölbe" (Geschäfte) wurde bekämpft, ebenso die stark anwachsende Zahl von jüdischen Ständen auf den Eisenstädter Wochenmärkten. Die Juden wurden schließlich von den Wochenmärkten verdrängt und durften nur mehr auf den Jahmärkten verkaufen.

 

Lebensweise und Wirtschaft

Bis in das 19. Jahrhundert waren die Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten der Juden durch landesherrliche, vor allem aber grundherrschaftliche Vorschriften strikt reglementiert. Verdienstmöglichkeiten ergaben sich in den Nischen der feudalen Gesellschaft, vor allem aber im Handel und Geldverleih. Der Handel reichte vom Juwelen- und Edelmetallhandel über den Textil- und Lederhandel  zum Handel mit Häuten und Fellen  und zum Trödelhandel, der als Hausierhandel betrieben wurde.

Für die Erlaubnis zum Handel musste der Grundherrschaft oder der Stadtobrigkeit Abgaben bezahlt werden. Die Juden von von Lackenbach, Mattersburg und Kobersdorf zahlten im 17. Jahrhundert den Batthyänys für die Handelserlaubnis auf ihren Gütern jährlich 40 Gulden. Als dann  in Rechnitz eine eigene Judengemeinde entstand, musste diese der Herrschaft 10 Gulden für das alleinige Handelsmonopol auf den Batthyány - Gütern  bezahlen. Den Esterhäzyschen und anderen auswärtigen Juden wurde  die  Handelserlaubnis entzogen. Auch die Freistadt Ödenburg, die ihre eigenen Juden 1526 vertrieben hatte, kassierte später von den Esterhäzyschen und anderen Schutzjudengemeinden  jährliche Taxen für die Erlaubnis zum Besuche der  städtischen Märkte.

Der größte Teil der Juden gehörte zur Gruppe der armen, kleinen Handwerker. Zumeist waren nur bestimmte Handwerke  zugelassen, etwa  Schneider, Schuster, Kürschner, Goldschmiede ... Ausnahmen gab es in Deutschkreutz, Lackenbach und Neufeld.  Die Juden wurden von den christlichen Handwerkern   als "Fretter" oder "Störer" bekämpft, weil sie  sich nicht immer an die  limitierten Preise und Löhne hielten und  ihre Verkaufsgebiete unerlaubt ausdehnten. Christliche Handwerker nahmen zwar vereinzelt jüdische Lehrlinge auf. Die Meisterwürde konnten Juden aber nicht erlangen.  Der Erwerb von Immobilien war den Juden in der Neuzeit meist untersagt.IM Mittelalter kam gelegentlich der Pfandbesitz von Weingärten und Grundstücken vor.  So konzentrierten sie sich auf den Geldverleih. Dies war leichter, da den Christen der Geldverleih gegen Zinsen ja prinzipiell untersagt war bzw. nur sehr niedrige Zinsen verlangt werden durften. Die Juden verliehen zu sehr hohen Zinsen Kredite, meist auf kurze Zeiträume. Üblich waren im 17. Jahrhundert 26 % pro Woche. Alle diese Kreditgeschäfte waren aber mit einem hohen Risiko verbunden - wenn der Kreditnehmer zahlungsunfähig war oder die Obrigkeit die Schulden einfach für verfallen erklärte. Kredite wurden aber je nach Risiko und Vermögen des Kreditnehmers auch zu günstigeren Bedingungen gewährt.

Große Einnahmen hatten Juden aus der Pacht herrschaftlicher Regalrechte, vor allem von Mauten. Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Mauten ausschließlich im Pachtbesitz von Juden. Sie mussten dafür hohe Pachtgebühren bezahlen und versuchten dementsprechend rigoros, die Mauten einzutreiben. Das trug zur Unbeliebtheit der Juden bei. Gepachtet wurden oft auch die herrschaftlichen Fleischbänke. Auch der Kauf und Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte und der entsprechenden Naturalabgaben an die Herrschaft war oft in den Händen der Juden. Die Batthyany verboten zeitweise den Untertanen den Handel mit ihren eigenen Erzeugnissen. Die Herrschaftsverwaltungen übertrugen den Juden per Kontrakt die Vermarktung bestimmter Produkte wie etwa Schafwolle, Honig, Häute usw. Paul Esterhazy etwa verpachtete um 1660 den gesamten Häutehandel einem Juden. Ihm mussten alle Häute verkauft werden. In einigen Handwerken, wie etwa in der Glaserei, wurden nach der Vertreibung der Wiedertäufer ebenfalls Juden aktiv, in Ödenburg, aber auch bei den Schlossbauten der Esterhazy, Der Mattersburger Glaser Gerstl oder die Lackenbacher Juden Lewei Salomon, Samuel Hirsch und Samuel Marx waren als Glaser tätig. Auch in der Branntweinbrennerei waren nahezu ausschließlich Juden tätig. Neben Trebernschnaps stellten sie auch Kräuterliköre und Rosolio her.Jüdische Schnapsbrenner gab es in Kobersdorf, Neufeld, Kittsee, Gattendorf, Eisenstadt, Güssing, Draßburg, Weinberg, Lutzmannsburg, Strebersdorf und an vielen anderen Orten.  Ebenso in jüdischer Hand waren die Bierbrauereien und Bierschankhäuser der Herrschaften, etwa in Kittsee, Rechnitz, Hannersdorf, Frauenkirchen. Die bedeutendste Brauerei stand in Mattersburg. Sie wurde von Moses Latarus und Salamon Benedikt um 600 Gulden gekauft. Außerdem hatten sie ein jäjrliches Schutzgeld zu zahlen  Der christlichen Gemeinde zahlten sie jährlich 20 Gulden, hatten dafür aber das alleinige Recht, Bier auszuschenken. Das Brauhaus beim herrschaftlichen Meierhof blieb bis 1808 in jüdischem Besitz und kam dann wieder in Esterhazy - Besitz. Von Mattersburg aus wurden auch andere Dörfer und Bierwirtshäuser beliefert. etwa Wulkaprodersdorf. Sie pachteten den herrschaftlichen Bierschank in Eisenstadt- Schlossgrund und beim Kalvarienberg und sogar in der Freistadt Eisenstadt. 1715 errichtete Lazarus bei der Neudörfler Leithamühle eine Brauerei. 1695 befand sich sogar das Brauhaus der Freistadt Ödenburg im Pachtbesitz des Brauers Moyses Lazarus. Seine Familie gehörte zu den reichsten der Mattersburger Judenstadt. Freilich gab es immer wieder auch Konflikte, da der Bierausschank in Konkurrenz mit den herrschaftslichen Wirtshäusern stand.

Neben anderen "Unternehmern" verschiedenster Herkunft waren es immer wieder auch Juden, die der Herrschaft die Errichtung von Gewerbebetrieben vorschlugen. So richtete etwa Graf Winsischgrätz 1728 auf seinem Edelhof in Strebersdorf auf Vorschlag des Juden Gerson Susman, der in Mattersburg und Wien ansässig war, eine Lederfabrik ein. Diese hatte eine beträchtliche Größe. Die Esterhazysche Leinenfabrik in Neufeld befand sich zeitweilig im Pachtbesitz des Eisenstädter Juden Marx Schlesinger. In Eisenstadt betrieb im frühen 19. Jahrhundert der Jude Marcus Engländer eine Lederfabrik. Die Esterhazysche Papiermühle in Hammer bei Lockenhaus und der Verschleiß der  Glashütte der Batthyany in Glahütten bei Schlaining befanden sich ebenfalls in jüdischen Händen.

F. Hodik hat in  Mattersburg für das Jahr 1744 folgende Daten ermittelt: 45 % der Gemeindemitglieder waren im Handel tätig - Pferde, Felle Bänder, Mehl, Kleinvieh und Tuchhändler und Hausierhandel mit verschiedenen Waren. 23 % waren Handwerker - Schneider, Fleischhauer, Buchbinder, Schnürmacher, Schuster, Schächter, Branntweinbrenner und Bierbrauer. 21 % waren in Dienstleistungsberufen tätig - Dienstboten, Briefboten, Bierschenker, Spielmänner. 13 % waren in Bildungsberufen: Schulmeister, Schreiber. Diese Zahlen kann man wohl auch auf andere Judengemeinden in dieser Zeit übertragen. Intzeressant ist der hohe Anteil an Musikern. Man vermutet, dass diese  "Klesmer", jüdische Musikergruppen, auch an den Adelshöfen und bei christlichen Veranstaltungen gespielt haben.

Die Eisenstädter Judengemeinde

Die einzige mittelalterliche Judengemeinde auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes entstand in Eisenstadt. Noch im 13. Jahrhundert ließen sich unter den Gutkeled Juden in Eisenstadt nieder. 1296 übertrug Ladislaus, Sohn des Nikolaus Gutkeled, den Söhnen des Ebro genannt Mendel aus St. Margarethen viereinhalb Lehen in St. Margarethen auch ein Lehen mit Wald in Eisenstadt nach "österreichischem Recht". Mendels Söhne bekamen volles Nutzungsrecht. Sie sind wahrscheinlich schon früher aus Österreich oder der Steiermark zugewandert. In Ödenburg und in Wiener Neustadt lebten schon viel früher Juden. Die Gutkeled hatten Kontakte zu jüdischen Händlern und Geldgebern. Das bezeugt etwa auch die Geschichte der "Admonter Riesenbibel" (Gutkeled - Bibel).

1388 bekam Johannes Kanizsai, Erzbischof von Gran, das Recht, ausländische  Juden in Eisenstadt anzusiedeln. Die Abgaben der Juden, die prinzipiell dem König zustanden, durften von der Grundherrschaft eingehoben werden.  Aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gibt es in den Pre0burger Grundbüchern viele Namen von Eisenstädter Juden. Manche übersiedelten offenbar von Preßburg nach Eisenstadt. 1416 etwa lieh Waruch, der Jude von Eisneinstat, samt seiner Frau Rachel der Stadt Preßburg hundert Pfund Wiener Pfennige. Ebenfalls 1416 verkauften die in Eisenstadt wohnhaften Juden Symacha und seine Frau Dyna ihr Preßburger Haus "neben der Judenschul". Genannt werden auch die Eisenstädter Juden Jerl, Abraham, Gädl, Aschel, Simon und Schalmon, um 1480/1500 der Eisenstädter Rabbiner David.

1496  erhielt die Judengemeinde Zuzug aus Wr. Neustadt - nach der Judenvertreibung aus der Steiermark, Kärnten, Neunkirchen und Wr. Neustadt.  Nur wenige blieben in Eisenstadt. Im Urbar von 1515 werden nur sechs Judennamen angeführt: nebeneinander wohnten Warach, Elias, Hirschl und Gutskind, unter den Bürgerhäusern Yserl und Gerstl. 1526, während der Türkenkriegsgefahr, übersiedelten die Ödenburger Juden Vischl, Köppl und Gerstl nach Eisenstadt. Die STadt Ödenburg sah dies als Bruch der Solidaritätspflicht an und forderte sie - unter Androhung der Beschlagnahme ihres Besitzes - zur Rückkehr auf. Die Juden wandten sich an Königinwitwe Maria nach Mohacs um Hilfe.

1526 wurden die Ödenburger Juden vertrieben, da sie nach der Niederlage von Mohacs geflohen waren und sich damit der Verteidigungsaufgabe entzogen hatten. Als weiterer Grund für die Vertreibung wurde angeführt, dass die Juden in der Stadt früher nur vier Häuser innegehabt hatten, nunmehr bereits 16 Häuser besaßen, aber nicht mehr Steuern bezahlen wollten. Durch ihre Preise würden sie den christlichen Handwerkern schaden, sie würden "Fürkauf", also Zwischenhandel mit Lebensmitteln betreiben und auch während der christlichen Feiertage ihre Geschäfte betreiben. Trotz des Eingreifens der Königin zugunsten der Juden blieb die Stadt hart, zahlte aber das Judenvermögen in der Stadt aus.

Einige der aus Ödenburg vertriebenen Juden ließen sich in Eisenstadt, andere in Mattersburg und Kobersdorf nieder. 1500 gab es 6 Judenhausbesitzer. Die Häuser lagen zwischen den Christenhäusern. Mit der christlichen Bevölkerung kam es immer wieder zu Konflikten, etwa weil sich jüdische Kaufleute nicht an das Verbot hielten, "offene Gewölbe" zu betreiben, oder wegen zu hoher Zinsen und nicht zurückbezahlter Kredite. Zwar wurden die Juden nicht wie in den Großstädten vertrieben, die landesfürstliche Politik verlangte jedoch, dass sich die Zahl der Juden nicht in Relation zu den Christen vermehren dürfe. 1573 verfügte Kaiser Maximilian II., dass alle Eisenstädter Juden in einem einzigen Gebäude untergebracht werden sollten. Als an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert wohlhabende Krakauer und Prager Hofjuden unter dem Schutz des Landesherrn nach Wien zogen baten einige den Burghauptmann von Eisenstadt, Seyfried von Kolonitsch um die Erlaubnis, sich zumindest zeitweise in Eisenstadt niederlassen zu dürfen (1592 Abraham Jud von Krakau und sein Schwager Marcus Jud, 1597 Veit, der "fürnembste Jud im Land" - wahrscheinlich der berühmte, aus Prag stammende Wiener Hofjude Veit Munck der Ältere). Die Eisenstädter Stadtväter lehnten ab und verweigerten 1612 dem zum Rabbiner gewählten Veit Munck den Jüngeren eine Unterkunft in einem Christenhaus. Der kaiserliche Rentmeister der Herrschaft stellte sich aber auf die Seite des Juden. Die Stadt musste schließlich nachgeben.  Ein Problem war auch die Rechtsprechung in Streitigkeiten zwischen Christen und Juden, etwa 1615, als ein Eisenstädter Goldschmied, bei dem der Jude Salomon Scheuch sehr hohe Schulden hatte und nicht bezahlen wollte, dessen Gewölbe von der Stadtobrigkeit sperren ließ. Scheuch beschwerte sich bei der Regierung gegen den Stadtrichter, der seiner Meinung nach nicht zuständig war. Von 1573 bis 1618 war die Eisenstädter Judengemeinde der Jurisdiktion der Stadt unterstellt. Erst 1618 entschied die Regierung, dass die Entscheidung dem Landesfürsten und damit der Herrschaft zustünde. Der Siedlungsblock der Juden wurde als "Schlossgrund" aus der Rechtsprechung der Stadt herausgenommen, die dort lebenden Juden sahen sich als herrschaftliche "Schutzjuden", zahlten aber weiterhin das Wachgeld und leisteten auch einen Beitrag zur Erhaltung der Mauern. Bis zu ihrer 1671 erfolgten kurzfristigen Vertreibung leisteten sie auch - wenn auch widerwillig und nach Drohungen - einen Beitrag zum Georgi- und Michaelidienst. Nach 1618 erhielten sie im Bereich des alten Burgmeierhofes neue Wohnstätten und fühlten sich der Stadt nicht mehr verpflichtet. Dort, am Schlossgrund, entwickelte sich eine jüdische Gemeinde. Unter Nikolaus Esterhazy konnte sich ein ungestörtes jüdisches Gemeindeleben entwickeln.  1671 wird das Haus des Rabbiners genannt, es gab eine Synagoge mit  rituellem  Bad und einen Friedhof in einem Garten der Burg. jüdische Begräbnisse wurden gelegentlich durch Steinwürfe gestört, wie Paul Esterházy in einer Beschwerde an die Stadt behauptete. Die Judengemeinde betrieb eine eigene Fleischbank.  Die Juden lebten vom Handel (mit Häuten, Fellen, Tuchen usw.), übten einige Handwerke aus (stets angefeindet von den christlichen zünftischen Handwerkern), vor allem aber vom Geldverleih gegen Zinsen. Die Beträge waren eher gering, die Zinsen schwankten je nach Risiko. Bedeutende Persönlichkeiten waren Salomon Scheuch, der 1599 erwähnte Zacharias, gegen dessen öffentliches Gewölbe die Bürger protestierten, weil er ihnen dadurch "das Brot vor dem Mund abschneidet und entzeucht", der Weinhändler Samuel Ascher . Die Handelscompagnie des Wiener Juden Herz Kama mit Hierschl Außeritsch und Aron Goldtschmidt wurde durch den Grundherrn Ladislaus Esterházy mit einem Kredit unterstützt. Die Eisenstädter Juden standen in geschäftlichem Kontakt mit ihren Glaubensgenossen in weiten Teilen Europas.

Nach der Erlaubnis zur Rückkehr der  Juden wurde die Gemeinde Eisenstadt wieder errichtet,1675 wurden 14 Inhaber alter Judenhäuser und 13 neue Judenhäuser gezählt. Eher unwahrscheinlich ist die urkundlich nicht zu belegende Ansiedlung von 50 Wiener Juden unter Führung von Naftali Hirz Segal Kamen, dem Richter der 1671 ausgewiesenen Juden. Die Judenhäuser lagen am Schlossgrund, im Bereich des alten Meierhofes, der innerhalb der Stadtmauern lag .Die Siedlung der 20 Nikolsburger Judenfaamlien entstand außerhalb der Stadtmauer, beim neu gebauten Meierhof. 1690 ließen sich  die Zuzügler aus NIkolsburg mit fürstlicher Erlaubnis im Bereich des neuen Meierhofes nieder. 1694 entstand dort eine neue Synagoge. Dort entstand das neue Zentrum der Judengemeinde, obwohl noch im 18. Jahrhundert auch innerhalb der Stadtmauern am Schlossgrund Juden lebten. Die meisten Judenfamilien übersiedelten in das neue Viertel. Die neue Siedlung  war um 1732 voll ausgebildet, mit mehr als 30 Wohnhäusern, dem Tempel, einem Armenhaus, Friedhof usw. 1690 erhielt die Gemeinde eine Schutzbrief. 1693/94 wurde die Synagoge gebaut, unterstützt auch vom Wiener Hoffaktor und Bakier Samson Wertheimer. 1704 fiel das Judenviertel den plündernden Kuruzzen zum Opfer. Die Bewohner waren nach Forchtenstein, Wr. Neustadt und in andere feste Orte geflüchtet. Bis 1706 war ein Teil der Bewohner wieder zurück. 1706 zahlten zwei Hausbewohner je 25 Gulden, elf je 20 fl. Für die neu erbauten Häuser zahlten zwei je 30 fl. einer 16 fl,einer 15 Gulden, sechs je 12 Gulden, eier 19 fl und 2 je 6 fl. Für 10 alte Gewölbe zahlten deren Inhaber je 15 Gulden und David Pollak zahlte für sein Gewölbe am Wirtshauseck 30 Gulden, Dazu kamen fünf neu errichtete Gewölbe um 10 Gulden. 1707 zerstörten die Kuruzzen das wiederaufgebaute Judenviertel erneut. Paul Esterhazy und Wertheimer bemühnten sich um die Rückkehr der erneut geflohenen Juden. Sie bekamen für einige Zeit Abgabenfreiheit zugesichert.

Neben der Eisenstädter Judengemeinde gab es in der Herrschaft von 1678 bis 1709 noch eine weitere kleine jüdische Ansiedlung in Donnerskirchen. Sie war im ehemaligen Leisser-Hof untergebracht, wo sie auch einen Gebetsraum hatte. 1696 umfasste sie 12 Wohnparteien. Über ihre Auflösung ist nichts bekannt.

Die Schutzbriefe der Juden wurden beim Tod eines Herrschaftsinhabers meist bestätigt. Nach dem Tod des Fürsten Anton Esterhazy 1794 wich man von dieser Praxis ab.Die Schutzbriefe wurden durch die Geheime Wirtschaftskanzlei einer Prüfung unterzogen. Es kam zu Verhandlungen.Der neue Schutzbrief konnte für die Eisenstädter Judengemeinde konnte erst 1800 abgeschlossen werden. Als wichtigste Punkte umfasste der Schutzbrief die Handelstätigkeit,die Wahl des Gemeindegerichts, die freie Religionsausübung mit den entsprechenden Zeremonien, die Handwerksberufe der Gemeinde, die Produktion und den Ausschank von Koscher- und Branntwein, Abgaben für Friedhof und Begräbnisse, Fleischbankgerechtigkeit, Befreiung von Robot und Einquartierung, die Aufnahme neuer Gemeindemitglieder. Die einzelnen Gemeindemitglieder hatten 6 fl 40 kr. an Schutz und Monturgeld zu bezahlen, die Hausbesitzer jährlich 4 fl als Hausgabe.Die Eisenstädter Judengemeinde zahlte für alle Abgaben und Leistungen einen Pauschalbetrag von 1200 Gulden, was eine beträchtliche Erhöhung gegenüber dem Vorjahr darstellte.Außerdem mussten bei der fürstlichen Generalkassa eine hohe Kaution - im Falle der Eisenstädter Gemeinde 5000 Gulden - hinterlegt werden, die aber zu 5 % verzinst wurde.Nach Ablauf des Kontrakts wurden im Verlauf des 18. Jahrhunderts jeweils weitere sechsjährige, später dreijährige Kontrakte abgeschlossen. Es wurde für die jüdischen Gemeinden immer schwieriger, die  Schutzgelder zu kassieren, da viele Gemeindemitglieder weggezogen waren und nicht zahlten. Die Gemeinde musste einspringen, was zunehmend Unmut erzeugte. Die Herrschaft gewährte zwar Nachlässe, ab 1830 war die Judengemeinde aber zum Abschluss von Pauschalbeträgen nicht mehr bereit. Das Eisenstädter Rentamt musste nun, mit erheblichem Arbeitsaufwand, die Beträge von den einzelnen Familien kassieren. Viele Juden waren auch nicht in der Lage, zu zahlen. Ab1840 durften sich Juden auch in allen Städten niederlassen. Viele Eisenstädter Juden wanderten nach Wien, Preßburg oder Pest ab. 1835 legten die Gemeinden dem meuen Majoratsherrn Paul III. Esterhazy erneut zur Bestätigung vor. Einige überholte Bestimmungen wurden geändert, etwa bezüglich der Eröffnung neuer Verkaufsgewölbe oder zur Richterwahl.Die Ausgabe neuer Schutzbriefe kam aber vor 11848 nicht mehr zustande.

Bei der Gründung der neuen jüdischen Gemeinde in Eisenstadt nach 1690 wurde ihr das Gelände neben dem Meierhof zugewiesen. Offenbar war nur die Ansiedlung von 20 Familien geplant. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts kam es aber zu einem starken Anwachsen der Personen und der Häuserzahl - durch Bevölkerungsvermehrung, Zuzug usw. Das Judenviertel erreichte die Grenze seiner Aufnahmefähigkeit. So versuchten einzelne Juden, christliche Häuser auf dem Oberberg und in den Straßen, die an das Judenviertel grenzten, auszuweichen. 1790/94 umfasste das Judenviertel 36 Häuser, dazu kamen vier Häuser in der Meierhofgasse. Nach Beschwerden der christlichen Bevölkerung versuchte die Herrschaft, die Ausdehnung des Viertels zu begrenzen und den Zuzug zu kontrollieren. Im Jahre 1800 untersagte Nikolaus II. Esterhazy die Miete und das Wohnen in christlichen Häusern auf dem Oberberg. Die Judengemeinde selbst nahm nur begrenzt Zuzügler auf. Diese mussten ein entsprechendes Vermögen vorweisen oder über gute familiäre Beziehungen verfügen. Nach 1817 sollten jährlich Konskriptionen der jüdischen Bevölkerung durchgeführt werden. Tatsächlich fanden sie nur alle 3-4 Jahre statt. Die Heiratsgenehmigungen wurden nunmehr strenger gehandhabt. Um die Erlaubnis musste angesucht werden.1824 wurde in einer umfassenden Verordnung das Einwanderuns- und Ansiedlungswesen der Juden neu geordnet. Die temporäre Anwesenheitserlaubnis - hauptsächlich für Gemeindebedienstete wie Rabbiner, Kantoren, Notäre, Lehrer, Schächter - musste kontrolliert werden.

Die Herrschaft war bestrebt, möglichst alle Juden im Judenviertel anzusiedeln. In der Praxis war dies freilich nicht immer möglich, da dort zu wenig Raum vorhanden war. Die Verwaltung erteilte auch immer wieder Ausnahmegenehmigungen.In  der Meierhofgasse wuchs die Zahl der jüdischen Hausbesitzer bezw. der Mieter ständig an. Die jüdische Gemeinde versuchte, Bugründe in der Nähe des Judenviertels zu erwerben, etwa im Areal des alten, aufgelassenen Friedhofes des Schlossgrundes. Das scheiterte am Widestand der katholischen Kirche.Nach der Volkszählung von 1808 lebten in Eisenstadt 530 Juden. 1821 lebten in 30 Häusern des Judenviertels 638 Personen. Einige Häuser waren katastrophal überbelegt. Die Gesamtzahl der jüdischen Bevölkerung belief sich auf 748 Personen. Dazu kamen noch 62 außerhalb von Eisenstadt wohnende aber zur Eisenstädter Gemeinde gehörende Personen. Bis 1827 stieg die Gesamtzahl auf 920 Personen.Danach begann die Bevölkerungszahl vor allem auf Grund der Abwanderung nach 1840 zu schrumpfen.

Schon im Schutzbrief von 1690 wurde den Juden die freie Handelstätigkeit gestattet und verschiedene Handwerke zugelassen: Schneider, Schuster, Kürschner, Balbiere (Wundärzte) Doktoren und Goldschmiede. Mit den Bürgern der Freistadt kam es immer wieder zu Konflikten. Der Handel der Juden fand in verschiedenen Formen statt. Einige hatten eigene Kaufmannsgewölbe im Judenviertel und am Oberberg. Andere beteiligten sich an den Eisenstädter Märkten (an den zwei Wochen- und den fünf Jahrmärkten) und schließlich gab es sehr viele Hausierhändler. Die christlichen Händler beschuldigten die Juden, keine Standgelder auf den Märkten zu zahlen und dort auch Manufakturwaren anzubieten. Außerdem kritisierte man die Znahme der jüdischen Stände von 10 auf 30-40.1926 wurde für die Juden auf den Wochenmärkten ein Verkaufsverbot verhängt. Sie versstärken daraufhin den Verkauf von Konfektionskleidung in den Gewölben, wogegen die christlichen Schneider protestierten. Die Herrschaft hinderte die Juden jedoch nicht an der Gründung von Fabriken.1817 errichtete David Spitzer eine Lederfabrik, die sich bis zum Ersten Weltkrieg zu einem großen Unternehmen entwickelte. Der Fabrikant Marcus Engländer errichtete im ehemaligen Wertheimer - Haus eine Seidenfabrik mit 40 Webstühlen  und kaufte die Samtbandfabrik des Adalbert Ehrenritter in der Hauptstraße. Den Hausierhandel versuchten manche Nachbarherrschaften und auch die Länder Öazerreich und Steiermark) einzuschränken oder verboten ihn ganz.  Sie mussten Passierzettel lösen und durften ihre Waren nur in einem "Binkel" (Bündel, daher "Binkeljuden").

Literatur

  • Tobler, Felix, Schutzherrschaft oder Zwangsherrschaft?Die Eisenstädter Judengemeinde und ihre Beziehungen zu den Fürsten Esterhazy und deren Verwaltung. In: Burgenländische Heimatblätter 2018, S.55-82

Die Judengemeinde von Mattersburg

1438 wird der in Mattersburg wohnhafte Jude Kysaan mit seiner Frau Mendel urkundlich erwähnt. Sie waren Gläubiger der Grafen von Forchtenstein und ihres Burghauptmannes Linzer. Eine Judengemeinde gab es damals aber noch nicht.  Die angebliche Gründung der Judengemeinde im 13. Jahrhundertdurch sefardische Flüchtlinge ist eine Legende. Ein Teil der 1526 aus Ödenburg vertriebenen Juden ließ sich in Mattersdorf nieder. Seit 1527 sind sie immer wieder nachweisbar, etwa in den Geschäftsbüchern der Wr. Neustädter Handelsfirma Alexius Funk. Das Urbar von 1526 wies in der Stelle, wo später die Juden siedelten, viele öde Hofstätten, Söllnerhäuser,  auf. Die Judensiedlung entstand auf dem zum herrschaftlichen Meierhof gehörenden herrschaftlichen Besitz im Anschluss an den Markt.1569 lebten in Mattersburg 67 Juden in 9 Häusern.  Die Mattersburger Juden standen unter dem Schutz des damaligen Grundherrn Hans von Weispriach. Aber erst nach dem Übergang der Herrschaft an die Esterhazy entstand eine kontinuierliche Schutzherrschaft. 1644 wird die Mattersdorfer Judengasse erstmals erwähnt. 1650 zahlte die Mattersdorfer Judengemeinde 150 Gulden Schutzgeld. 1657 erließ Paul Esterhazy einen Schutzbrief, dessen Abschrift von Felix Tobler im Forchtensteiner Archiv entdeckt wurde. Die Rechte und Pflichten der Judengemeinde wurden in 11 Punkten festgehalten. Für einen Bauplatz für die Synagoge zahlten sie 4 Gulden. Das Recht auf die Aufnahme eines Rabbiners wurde ihnen eingeräumt. 1659 bestand die Judengemeinde aus 24 Häusern mit etwa 75 bis 100 Gemeindemitgliedern, 1669 aus 30 Judenhäusern, die jährliche Schutzgelder von je 4 Gulden entrichteten.  1659 und 1660 bezahlten die Juden Hirschl Lebl und Mathias Prager 140 Gulden Pacht für das Bräuhaus. 500 Gulden wurden für die Pacht der Müllendorfer und Pöttschinger Mauten bezahlt. 1669 gab es 30 von Juden bewohnte Häuser Zwar wurde 1671 unter Kaiser Leopold I. die jüdische Bevölkerung auch aus Mattersburg ausgewiesen, doch in den Jahren nach 1675 wurden die Gemeinde wieder besiedelt. Bis 1690 wurden die 1671 verkauften Häuser und die Synagoge zurückgekauft.1692 verkaufte Paul Esterhazy das Bräuhaus um 600 Gulden an Moyses Lazarus und Salamon Benedikt. 1694 erhielten die Mattersdorfer Juden einen neuen Schutzbrief. Auch die Mattersdorfer Juden flohen vor den Kuruzzen in die festen Städte.

Die Jüdinnen und Juden in Mattersburg waren, so wie in den anderen sechs Gemeinden im heutigen Nord- und Mittelburgenland, „Schutzjuden“ der Esterházys.  1785 lebten 767 Juden in 43 Häusern. Die Judengemeinden in Neudörfl, Sauerbrunn und Wiesen bildeten Filialen von Mattersburg. 1890/1900 lebten in Neudörfl etwa 100, 1920 in Sauerbrunn 80 Juden. 1744 lebten 45 % der Mattersburger Juden vom Handel, 23 % vom Handwerk, 21 % von Dienstleistungen und 13 % von Bildungsberufen.  Die Handwerker waren auf den Bedarf der Judengemeinde beschränkt. Überregional arbeiteten die Glaser. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das herrschaftliche Mautregal oft an Juden vergeben. 1692 bis 1908 wurde eine jüdische Brauerei betrieben. 1677 wurde das neben dem Meierhof gelegene Brauhaus an den Juden Gottlieb Sallamon und dessen Frau Glückhl vergeben. Das Bier wurde auch in der Umgebung vertrieben.  Die Brauerei  wurde 1809 vom Fürsten rückgelöst. Der Handel der Mattersburger Judengeeinde ging über die Herrschaft weit hinaus, nach Wien, Wr. Neustadt, Ödenburg und Preßburg.

Die Synagpge aus dem 16. Jahrhundert wurde im 18. Jahrhundert umgebaut. Überregionale Bedeutung hatte die Mattersburger Jeschiwah. Diese Talmudhochschule wurde von Rabbi Simon Sofer, der 1842 - 1857 als Rabbi in Mattersburg wirkte, gegründet.

Im 19. Jahrhundert wuchs die jüdische Bevölkerung rasch an. 1828 betrug der jüdische Bevölkerungsanteil in Mattersburg schon 35 %. Die Häuser mussten aufgestockt und ZUbauten errichtet werden.Die Wohnverhältnisse im Mattersdorfer Judenviertel waren äußerst beengt. 1811 bewohnten durchschnittlich 32 Personen ein einziges Haus. Viele Familien waren in ein-Zimmer - Küche - Wohnungen zusammengedrängt. 1831/32 wurde zu Beginn der Choleraepidemie das Judenviertel unter Quarantäne gestellt. 1837 zerstörte ein Großfeuer nahezu alle Häuser in der Judengasse. 1815/16 wurde die Bewilligung zur Errichtung von Kleinhäusern außerhalb des JUdenviertels erteilt (Neugebei, 1819 die Neuhäusl) . Bei Großbränden 1853 und 1856 wurden viele Häuser zerstört.1890 gründete die jüdische Gemeinde ihren "Israelitischen Freiwilligen Feuerwehrverein", der einen sehr guten Ruf hatte. ZU Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Erlaubnis erteilt, sich auch in Christenhäusern einzumieten und Häuser auch außerhalb des Judenviertels zu kaufen.Davon machten vor allem Geschäftsleute gebrauch. In der Gustav Degen-Gasse der Königsstraße und in der Bahnstraße entstanden jüdische Geschäfte.Ende des 19. Jahrhunderts, besonders ab 1867, setzte aber eine starke Abwanderung ein 1883 lebten 700, 1906 nur mehr 657  und 1923 577 Juden in Mattersburg. 1834 waren es 511 Personen - 12 % der Bevölkerung.

Das Reformjudentum fand in Mattersdorf wenig Anklang. Die Mattersdorfer Gemeinde stand unter dem Einfluss der Orthodoxie des Pressburger Rabbinats. Die Gemeinde schloss sich dem Verband der Traditionalisten an. Der Rabbiner Samuel Ehrenfeld nahm auch eine ablehnende Haltung gegenüber dem Zionismus ein. Trotzdem entstand in den 1930er Jahren in der "Mistrachi - Jugend" eine zionistische Bewegung. In politischer HInsicht waren die Mattersburger Juden "kaisertreu". und konnten sich dem Einfluss des magyarschen Nationalismus zunächst entziehen. Die Judenverfolgungen in der Horthy - Zeit machte sie zu Befürwortern des Anschlusses an Österreich. Einige Juden aus dem Mattersburger Raum waren engagierte Sozialdemokraten wie etwa Hermann Hirschel, Wilhelm Lindenfeld, ein Mitbegründer der sozialdemokratischen Partei in Mattersburg, sowie Adolf und sein Sohn Richard Berczeller.

Mattersdorfer Juden waren als Hausierer in den umliegenden Dörfern, aber auch in Wr. Neustadt und Ödenburg tätig.Gehandelt wurde mit Kurzwren, Stoffen und Kleidern, aber auch mit Vieh.Die räumliche Mobilität war groß. Von den Mattersburger Juden, die nach Wien gingen, hatten einige große wirtschaftliche Erfolge, etwa die Papierindustriellen Leitner und der Inhaber des Bankhauses Pinkas. Die Familie Friedenthal wurde in Wr. Neustaqdt ansässsig, Siegmund Hirsch eröffnete dort eine Lederwarenhandlung, Adolf Breuer eine Druckerei, Adolf Rosenberger ein Uhren- und Juweliergeschäft. Alois Koppel - die Familie kam aus Wiesen nach Mattersburg - wurde ebenfalls in Wr. Neustadt ansässig. Die Familie hatte eine Gemischtwarenhandlung am Hauptplatz. Albert Pollak brachte es in Salzburg als Antiquitätenhändler zu Wohlstand. In den Dörfern der Umgebung eröffneten Mattersdorfer Juden Gemischtwarenhandlungen. Auch in Mattersburg betrieben die Juden zahlreiche Gemischtwarenhandlungen und Schnittwarenhandlungen. 36 Personen waren Hausierer. Ihre wirtschaftliche Situation war meist prekär, zumal sie immer wieder durch Verbote in ihrer Täötigkeit eingeschränkt wurden. Einen größeren Gewerbebetrieb baute der Tischler Samuel Schotten auf. 1906 beschäftigte er 24 Arbeitskräfte. In Mattersburg gab es auch eine Sodawassererzeugung und eine Essigsiederei. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden drei Buchdruckereien gegründet: Heinrich Gellis, Samuel Schön und Josef Kohn. Zu den größeren Betrieben gehörten neben Schotten die Druckereien Schön und Kohn. Die meisten Betriebe waren Familienbetriebe. Einige wenige Betriebe hatten auch Filialen wie etwa der Textilhändler Israel Hirsch in Sauerbrunn und der Großhändler Koppel in Wr. Neustadt. Größere Handelsbetriebe waren die Schnittwarenhandlung Brandl  und die Textilienhändler Israel Hirsch und Bernhard Sprinzeles.

Die Einkommensstruktur war im 19. Jahrhundert äußerst ungleich. Neben einigen reichen Familien gehörten viele, vor allem die Hausierer, zu den Armen. Die Zahl der Bedürftigen, die auf Wohlfahrtseinrichtungen der Gemeinde angewiesen waren, war immer hoch. Erst im 20. Jahrhundert änderte sich die Berufsstruktur der Mattersburger Juden erheblich.Sie wurden nun auch leitende Angestellte, Aufsichtsorgane bei der Bahn, Lagerverwalter, Büroangestellte, Bankbeamte und Versicherungsagenten. Weit bessere berufliche Möglichkeiten hatten Mattersburger Juden, die nach Wien abwanderten. Gefördert durch die zionistische Bewegung wurden Jugendliche auch in anderen Berufsfeldern ausgebildet. etwa als Maurer. Für sie wurden in Mattersburg eigene Kurse eingerichtet. Begründer und Mentor der Misrachi - Organisatin in Mattersburg war Illes Gellis. Die Mattersburger Juden kauften Misrachi - Aktien zum Aufbau Israels. Der Mattersburger Jakob Pinkas war Mitbegründer und Direktor der Misrachi-Bank in Tel Aviv. Auch akademische Berufe wurden im Zuge der Emanzipation zugänglich. Der Schnittwarenhändler Josef Brandl ließ zwei seiner vier Söhne, Adolf Berzceller alle drei Söhne Medizin studieren. In der Judengemeinde waren schon früh "Chyrurgen" und Ärzte tätig. Dr. Richard Berzceller war bis 1938 als Arzt tätig. Auch zwei jüdische Zahnärzte praktizierten in Mattersburg. In Sauerbrunn betrieb Dr. Hermann Grimm die Kuranstalt. Auch dort waren jüdische Ärzte tätig.

Der Zusammenschluss der Gemeinden Mattersdorf und der früher, bis 1902, autonomen Judengemeinde erfolgte gegen den Willen beider Gemeinden.

In der jüdischen Volksschule von Mattersburg hatte die religiöse Lehre absoluten Vorrang. In der Cheder, einer Art Vorschule, wurde die jüdische Religion in hebräischer Sprache gelehrt. Es folgte die Grundschule mit Talmud - Thora- Unterricht. 1782 wurde unter dem Rabbiner Jeremiah Rosenbaum die "Israelitisch - Deutsche Normalschule" als erste Reformschule UNgarns gegründet, wo auch weltliche Gegenstände unterrichtet wurden. Sie wurde aber bald nach dem Tod Josefs II. wieder aufgelöst. Das Leistungsniveau in der Schule war aber anschließend so katastrophal, sodaß 1835 die Reformschule reaktiviert wurde. Der Deutschunterricht und auch der Schulbesuch für Mädchen wurden eingeführt. Aber auch diese schule wurde aus Kostengründen wieder aufgelöst und an Privatschulen unterrichtet. Erst 1856 wurde wieder eine öffentliche israelitische Volksschule eröffnet. 1872 verpflichtete sich die jüdische Gemeinde zur ERhaltung einer dreiklassigen Volksschule und zur Anstellung geprüfter Lehrer. 1878 war die Scule noch in einem Mietshaus untergebracht, in drei Klassen wurden 87 Knaben und 60 Mädchen unterrichtet. 1883 wurde ein Schulgebäude in der Königsstraße erworben. Nach der Zusammenlöegung wurden die Kosten größtenteils von der Stadtgemeinde übernommen.

Die Gründung der berühmten Mattersburger Jeschiwa erfolgte im 18. Jahrhundert unter dem Rabbiner Loeb Frankfurter. An ihr lehrten im Laufe der Zeit berühmte Rabbiner wie etwa Chatam Schofer und dessen Sohn Somon Schofer und Samuel Ehrenfeld (1835 - 1883).

Die Zahl der jüdischen Bevölkerung nahm in Mattersburg seit Ende des 19. Jahrhunderts ständig ab: Wurden 1883 noch 700 Jüdinnen und Juden gezählt, waren es im Jahr 1934 nur noch 511.Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich wurden die jüdischen Familien aus Mattersburg vertrieben. Nach dem Anschluss an Deutschland wurden vermögende Juden durch Gewaltanwendung zum Verzicht auf ihr Vermögen gezwungen. Die meisten Familien verließen Mattersburg in Verlauf der nächsten Wochen. Kleinere Geschäfte wurden liquidiert, größere unter kommissarische Leitung gestellt. Die Gemeinde übernahm das Vermögen der Kultusgemeinde, der Vereine und Stiftungen. Viele Immobilien wurden von der Gemeinde "ersteigert". 1940 wurde eine Seite der Judengasse, darunter auch die Synagoge, gesprengt. An ihrer Stelle entstanden in den 1950er und 1960er Jahren neue Wohnhausanlagen. Bei der Ausreise half die Wiener Kultusgemeinde, Wer die Ausreise nicht mehr schaffte versuchte zu fliehen. Einige erreichten Palästina. Viele Mattersburger Juden und Jüdinnen kamen aber auch in den Konzentrationslagern ums Leben.  Von den über 500 hier im Jahr 1938 lebenden Jüdinnen und Juden überlebten etwa 400 die Shoah. Bis heute ist nicht bekannt, was mit den Grabsteinen des Friedhofs geschah. Wahrscheinlich dienten sie dem Bau von Mauern, Straßen und Häusern. Heute findet man auf dem jüdischen Friedhof einige wenige in eine Mauer eingesetzte Originalgrabsteine sowie 150 symbolische Grabsteine.Der letzte Rabbiner von Mattersburg, Oberrabbiner Samuel Ehrenfeld, 1931 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt, gründete in Jerusalem den Ortsteil Kirjat Mattersdorf, wo bis heute ehemalige burgenländische Jüdinnen und Juden und ihre Nachfahren leben.

Literatur:

Tometich Gertraud, Als im Burgenland noch das Schofarhorn ertönte. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Mattersburg und UMgebung. Marz 2013

Die Judengemeinde von Schlaining

Die Behauptung, dass schon im 16. Jahrhundert eine Judengemeinde mit einer Synagoge in Schlaining bestand, ist nicht zu belegen. Die Schlaininger Judengemeinde wurde 1680 erstmals urkundlich erwähnt.  Die Schlaininger Judengemeinde vom Bemsteiner herrschaftlichen Meierhof mit Geflügel, Enten, Gänsen, Kapaunen, Truthühnern versorgt und war  Abnehmer der Lammfelle aus den herrschaftlichen Schäflerhöfen.  Nach der kanonischen Visitation von 1697 umfasste die Stadtschlaininger Judengemeinde nur 55 Menschen,  1735 waren es 45 Personen.

In den Kuruzzenkriegen kam es zu Übergriffen beider Seiten auf die Juden. Die steirischen Truppen des Generals Rindsmaul plünderten die Judenhäuser. 1715 bekamen die Schlaininger Juden von Sigmund Batthyány einen Raum für eine Synagoge  zur Verfügung gestellt, gegen einen Zins von 15 Gulden. Im Urbar der Herrschaft Schlaining aus dem Jahre 1719 wurde die Judengemeinde erwähnt, die Judengemeinde zahlte 76 Gulden Judenhauszins, 15 Gulden für den Tempel und 40 Gulden Schutzgeld an die Herrschaft.

Die Ansiedlung von Juden war nur mit Zustimmung der Herrschaft möglich. Zwischen dem Grundherrn und der Judengemeinden wurden Schutzverträge geschlossen. Die Juden mussten eine Schutzgebühr bezahlen. Die Schutzjuden betrieben mit den Überschüssen der herrschaftlichen Eigenbetriebe Handel. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die wichtigsten Handelsgüter Getreide, Wolle, Felle und Häute sowie Schafe.

Nach dem Urbar von 1750 musste die Schlaininger Judengemeinde folgende Zahlungen leisten: 100 Gulden ordentliches Schutzgeld für 39 Familien  - für jede Familie die die Zahl 39 überstieg, mussten vier weitere Gulden gezahlt werden - 34 Gulden für den Weinschank - 18 Gulden für den Tabak-, Seifen- und Kerzenhandel - 25 Gulden Neujahrsgabe. Im Jahre 1765 mussten 98 Gulden für die Synagoge bezahlt werden, dazu kamen zwei Gänse zu Martini und eine Gans und 12 Dukaten zu Neujahr.

Im Gefolge eines Judengesetzes im Jahre 1840 musste der Schutzvertrag geändert werden. Die Schlaininger Juden hatten nunmehr 300 Gulden Schutzgebühr, einschließlich der Erlaubnis, Wein und Schnaps ausschenken zu dürfen. Nach der Höhe des bezahlten Schutzgeldes kann man die Zahl der Juden berechnen: 1831 wurde für 48 und 1834/35 für 49 Familien bezahlt.

Die Verträge mit dem Grundherrn ermöglichten es den Juden, ihre Angelegenheiten weitgehend selbst zu regeln. Es wurden ein eigener Gemeindevorsteher ("Judenrichter") und fünf Geschworene gewählt. Sie überwachten die Befolgung der religiösen Vorschriften, bestraften Übeltäter und behandelten auch Klagen von Christen gegen Juden. Der Richter musste wöchentlich eine Sitzung abhalten. Die Gemeindefinanzen wurden von zwei Kassieren und zwei Revidenten verwaltet. Die Rechnungsbücher mussten jährlich der Herrschaft vorgelegt werden.

Von 1750 bis 1765 stieg die Zahl der Juden in Schlaining stark an, von 49 auf ca. 68 Familien. Ein darauf folgender leichter Rückgang wird auf die schlechte wirtschaftliche Situation der Herrschaft, auf die Unruhe in der Bauernschaft, das gespannte Verhältnis zur Grundherrschaft und damit auch zur Judengemeinde zurückgeführt. 1787 lebten bereits wieder 214 Juden, das waren 21,2 % der Bevölkerung Schlainings, in der Stadt. Bis 1844 stieg ihre Zahl auf 634, das waren 40,5 % der Bevölkerung. Ihr Bevölkerungsanteil hat sich also in einem halben Jahrhundert infolge der hohen Geburtenzahl und der Zuwanderung verdoppelt.Die Zahl der jüdischen Familien wuchs zwischen 1790 und 1835 von 55 auf 144.  Über die Herkunft der vielen Zuwanderer kann man keine Angaben machen, da es dazu keine Quellen gibt. Es wird vermutet, dass die meisten wie auch im übrigen Ungarn aus Galizien kamen.

Mit dem Patent Kaiser Josefs II. von 1783 begann die Judenemanzipation. Die Juden sollten alle Berufe ausüben dürfen. Als Meister konnten sie aber in den Zünften nach wie vor nicht aufgenommen werden. Auch die Pachtung von landwirtschaftlichen Grundstücken wurde nunmehr erlaubt. Diese Neuerungen wurden von vielen Juden als Bedrohung für die Geschlossenheit ihrer Gemeinschaften angesehen und es kam zur Spaltung in ein Reformjudentum und in die orthodoxe Richtung. Die Orthodoxen dominierten in den westungarischen Gemeinden noch lange Zeit.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Schlaininger Judengemeinde zu stagnieren und schließlich stark zu schrumpfen. Der Hauptgrund war, dass einfach nicht genügend Verdienstmöglichkeiten vorhanden waren. Im Jahre 1848 waren 43 % der Juden Lumpensammler und 27 % Hausierer, 10 % Kleinhändler und nur 6 % Handwerker. 7 % waren in Kultus und Unterricht beschäftigt. Etwa 80 % der Juden lebten also in einer äußerst prekären wirtschaftlichen Situation. Vereinzelt hatten die Batthyány auch bisher schon die Ansiedlung von Juden in anderen Orten, etwa als Schnaps- und Branntweinbrenner erlaubt. 1780 etwa wird in Altschlaining ein Branntweinhaus erwähnt, dass an Juden verpachtet war. 1779 ließ die Herrschaft in Wolfau eine "Judenwohnung sambt Qualb und Branntweinhaus" errichten, das an Schlaininger Juden vermietet wurde.1804 setzte Maximilian Batthyány den Juden David Eisenstädter als Leiter der Schlaininger Glashütte ein. Im Gewerbe waren die Juden besonders als Kürschner, Schneider und Glaser tätig.

1840 wurde per Gesetz den Juden das Wohnrecht und die Ausübung von Handel und Gewerbe an jedem beliebigen Ort freigegeben. Damit begann die Abwanderung in die wirtschaftlich prosperierenden Orte der Umgebung, nach Oberwart, Pinkafeld und Großpetersdorf, vor allem aber in die größeren Städte, etwa nach Ödenburg und schließlich nach Wien.

Das starke Ansteigen der jüdischen Bevölkerung hatte entsprechende Konflikte mit der christlichen Einwohnerschaft zur Folge, die zunächst eher geringfügig waren, da die Juden als Hausierer und Lumpensammler keine Konkurrenz darstellten und die Hausbesitzer durch Vermietung von Räumen und Gewölben auch profitierten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts aber häuften sich die Konflikte, etwa um das Weiderecht der Juden für ihre Ziegen, das ihnen von der Herrschaft eingeräumt wurde. Ein Streitpunkt war auch der Betrag der Juden zur Gemeindeverwaltung. Bis 1827 mussten die Juden ein Drittel der Brunnen- und Teichreparaturen bezahlen und zur Besoldung des Nachtwächters beitragen. Sie mussten schließlich einen eigenen Nachtwächter anstellen. Sie weigerten sich aber, einen Beitrag zur Erhaltung der öffentlichen Wege zu leisten. Die Grundherrschaft entschied schließlich, dass nur die Juden, die ein eigenes Haus besaßen, diesen Beitrag leisten mussten. Die Juden wandten sich immer wieder an die Grundherrschaft, etwa 1827, mit der Forderung nach Abgabengleichheit mit den Christen oder um koscheren Weinausschank mit Befreiung von den Zahlungen. Sechs Schlaininger Handelsjuden schlossen einen Vetrag mit der Herrschaft über den Tabak.- und Salzhandel.

Die große jüdische Bevölkerung erzwang auch die Errichtung entsprechender Einrichtungen. 1789 kaufte die Gemeinde von Graf Philipp Batthyány einen Garten in der Basteigasse zur Errichtung eines weiteren jüdischen Friedhofes. 1791 kaufte die Judengemeinde von der Herrschaft einen Platz für eine Synagoge. Nicht geklärt ist, ab es sich dabei um die alte, seit 1715 bestehende Synagoge handelte oder ob ein Neubau beabsichtigt war. Die Synagoge musste im Hinterhof eines Bürgerhauses, ohne direkten Zugang von der Straße, errichtet werden. Ab 1842 wird ein jüdisches Bad erwähnt. Zuvor gab es ein rituelles Bad in deinem Nebenraum der Synagoge.  Ein großes Problem war die Versorgung der Armen. Über ein Viertel der männlichen Gemeindemitglieder verfügte über kein Einkommen und waren auf die Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen. 1814 wurde ein jüdischer Bestattungsverein gegründet.

Schulwesen: 1852 richtete die jüdische Gemeinde zusätzlich zur evangelischen und zur katholischen Volksschule eine eigene Volksschule mit drei Klassen ein. Leiter der Schule war Hermann Pollak, Lehrer Ignaz Roth und Isaak Löwensohn. Die Schule wurde durch eine Schulgeldabgabe finanziert. Diese Schule bestand bis 1877.

Auch die Wohnungsverhältnisse der Juden waren nicht die besten. Es gab keine Judengasse und kein Ghetto. Die Juden lebten zumeist in den Häusern der Herrschaft. 1750 besaß die Herrschaft zwei Häuser, das Feyerabend- und das Kelz-Haus, in denen jüdische Familien lebten. 1782 wurden drei herrschaftliche Judenhäuser mit 22 Wohnungen erwähnt, 1806 befanden sich im Szarka'schen Haus sieben Wohnungen, drei davon hatten eine eigene Küche, vier je eine halbe Küche. Jede Wohnung bestand aus einem Zimmer und einer Kammer, eine hatte auch einen Stall. In den sieben Wohnungen lebten acht Familien. Ähnlich waren die Verhältnisse im Stöttner'schen und im Geiger'schen Haus mit neun und sechs Wohnungen. Die Herrschaft vermietete auch die Schaffer- und die Kastnerwohnung an Juden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mieteten sich immer mehr Juden in Schlaininger Bürgerhäusern ein oder kauften Bürgerhäuser. 1790 wird die Jüdin Schmeylla Fischer als Besitzerin eines halben Hauses genannt, 1812 kaufte die Judengemeinde von der Herrschaft ein Grundstück zur Errichtung eines "Spitals oder dergleichen Gebäu zum Nutzen der Gemeinde", 1812 verkaufte Batthyány ein Haus mit neun Zimmern, Kammern, ein Kaufmannsgewölb mit Keller an seine Schutzjuden Mendl Wolf und Herschl Amschl.

Anders als die Rechnitzer Juden, die dem Reformjudentum folgten, schlossen sich die Schlaininger Juden der orthodoxen Richtung an. Ab 1860 war es den Juden erlaubt, Grundstücke zu erwerben. Die Abwanderung der Schlaininger Juden begann schon im 19. Jahrhundert, viele gaben ihren Hausierhandel auf und wurden in den Dörfern als Greißler seßhaft.Im Jahre 1858 wohnten bereits 60 Familien, die zur Schlaininger Judengemeinde gehörten, außerhalb von Schlaining. 1848 gab es noch 650, 1910 nur mehr 74 und 1923  60  Juden. Ihr Bevölkerungsanteil fiel von 41,3 % auf 7,1 %. Vor allem die Auflösung der grundherrschaftlichen Zentren, für die viele Juden gearbeitet hatten - sie versorgten die Herrschaft mit Konsumgütern, vermarkteten die Überschüsse, gaben Kredite, waren aber auch als Pächter herrschaftlicher Unternehmungen tätig (etwa Glashütte), entzog ihnen die Existenzgrundlage. In Oberwart und Großpetersdorf entstanden zunächst Tochtergemeinden der Schlaininger Kultusgemeinde. Das Zentrum des Gemeindelebens, die Schlaininger Synagoge, die um 1800 errichtet worden war, 1846 umgebaut und renoviert wurde, verlor an Bedeutung. 1842 wurde erstmals ein Badehaus erwähnt. 1852-77 bestand auch eine eigene Schule der Juden, die dreiklassig geführt wurde. Später besuchten die Kinder der Juden die evangelische oder die staatliche Schule. An die Synagoge angeschlossen war das Rabbinerhaus und die Wohnung des Schächters.

1934 gab es in Schlaining nur mehr 19 Juden. Es gab einige Pläne zur Rettung der Judengemeinden, Mit Unterstützung amerikanischer Juden sollte eine höhere jüdische Schule errichtet werden. Dieser Plan scheiterte jedoch, die Gemeinde verarmte zunehmend, die Erhaltung der Synagoge und des Rabbinerhauses wurde immer schwieriger. Das Zentrum jüdischen Lebens verlagerten sich nach Oberwart. Ab 1923 wurde kein Rabbiner mehr angestellt.1922 übersiedelte der Rabbiner Dr. Felix Blau nach Oberwart. 1930 wurde die Kultusgemeinde Oberwart gegründet, Schlaining wurde Tochtergemeinde.

Nach dem Anschluss an Deutschland mussten alle Juden listenmäßig erfasst und ihr Vermögen deklariert werden. Die jüdischen Geschäfte, etwa das Geschäft des Kaufmannes Mayer, wurden arisiert. Die Juden hatten innerhalb einer kurzen Frist das Burgenland zu verlassen. Viele zogen nach Wien, wanderten von dort nach Amerika aus. Die Zahl der in ein Konzentrationslager deportierten Schlaininger Juden ist nicht bekannt. Nach dem Krieg kehrte keine jüdische Familie nach Schlaining zurück.

Literatur

  • Stadtgemeinde Stadtschlaining: Kropf, Rudolf: Schlaining vom Ende der Türkenzeit bis zur Revolution von 1848. Die Schlaininger Judengemeinde. S. 105 - 111
  • Baumgartner Gerhard: Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Schlaining. Hrsg.: Österreichisches Institut für Friedensforschung und Friedenserziehung. Stadtschlaining 1988
  • Kropf, Rudolf (Hrsg.) Juden im Grenzraum. Geschichte, Kultur und Lebenswelt der Juden im burgenländisch - westungarischen Raum und in den angrenzenden Regionen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, Heft 92. Eisenstadt 1993

 

Die Judengemeinde von Kobersdorf

Die Kobersdorfer Judengemeinde bestand seit ihrer Gründung in den Jahren nach 1526 als einzige Judengemeinde des burgenländischen Raumes ununterbrochen über 400 Jahre. 1526 wurden die Ödenburger Juden vertrieben. Ferdinand I. trug 1527 Hans von Weispriach und Matthäus Teuffl auf, die Ödenburger Juden, die sich in ihren Herrschaften niedergelassen hatten, "vor unrechten gewalt zu schützen und schirmen, inen auch in aller anddern zimlichen und geburtlichen handling und sachen, unnd sonnderlich mit einnembung von schulden hilflich, furdersam unnd beystendig zu sein ... (zitiert nach W. Feymann, Die Herrschaft Kobersdorf).  1529 bestätigte der Kobersdorfer Jude Gerstl der Stadt Ödenburg, dass er für sein Haus in der Neugasse den Schätzpreis von 80 Pfund Denaren erhalten und keine weiteren Forderungen mehr habe. In den Jahren nach 1526 tauchen Kobersdorfer Juden in den Geschäftsbüchern der Wr. Neustädter Großhamdelsfirma Alexius Funk auf.  Die Judenhäuser wurden zwischen Schloss und Stooberbach angelegt.Die Juden lebten also in einem geschlossenen Siedlungsbereich. Insgesamt wohnten 18 Judenfamilien in sieben Häusern, manche als Inwohner. In Kobersdorf bestand schon im 16. Jahrhundert eine voll ausgebildete jüdische Gemeinde mit Synagoge, Friedhof, Rabbiner, Schächter, Schulsinger und Gericht.

Für das Aufenthaltsrecht mussten die Juden Schutzgeld zahlen, pro Haus jährlich 12 Gulden, bekamen dafür aber auch ihr Brennholz . Obligat waren Geschenke an den Grundherrn zu Weihnachten, Martini und Ostern: Orangen, Zitronen, Zucker, Kaffee, Gänse ...Seit Maria Theresia wurde die "Toleranztaxe" zu einer ständigen staatlichen Steuer.

Die Kobersdorfer Juden lebten vom Wanderhandel und vom Hausieren. Später kamen Schankgewerbe, Fleischerei und auch handwerkliche Berufe hinzu, wobei sie die christlichen Handwerker nicht behindern durften. Die Kobersdorfer Schneider führten immer wieder Klage gegen die jüdische Konkurrenz. Die Familiennamen der Juden entsprechen oft ihrem Beruf: Im Urbar von 1702 gibt es etwa einen Bernharth Schniermacher, Iszrael Küerschner, Level Schneidter, Bernharth Glaszer, Level Fleischhacker.

Ende des 16. Jahrhunderts war die Kobersdorfer Judengemeinde wahrscheinlich bereits voll ausgebildet, mit einer Synagoge, Friedhof, Schächter und Schulsinger.

In der Teilungsurkunde der Töchter Csorons von 1585 werden 18 Judenfamilien in 7 Häusern erwähnt. 11 Familien waren Inwohner. 1585 wurden such die Judenhäuser aufgeteilt. 16 Juden wurden namentlich genannt. Judenrichter waren Haczl iunior, Marcus iunior, Jakob Gerstl und der Sohn des Abraham. 1828 waren 746 Juden in Kobersdorf ansässig, bis 1934 sank ihre Zahl durch Abwanderung auf 172. Erst im 19. Jahrhundert fassten Juden vereinzelt auch in den anderen Ortschaften der Herrschaft Fuß, konnten sich meist aber nicht lange halten. In einer Weppersdorfer Chronik heißt es: "Die ersten Juden sind nach Weppersdorf kommen im Jahre 1845 ein Zünd. Im Jahre 1850 sind sie sitzhaft geworten auf zwei Häuser, was den Christen zur Last wird werden." (zitiert nach W. Faymann, Herrschaft Kobersdorf, S. 218.)

Entwicklung der jüdischen Bevölkerung von Kobersdorf: 1569 18 Familien in 7 Häusern: 1735: 184;  1836: 716; 1869:  310; 1900: 327; 1910: 256; 1934: 172.

1860 erbaute die jüdische Gemeinde in Kobersdorf eine neue Synagoge im Stil des Historismus. 1938 wurde diese Synagoge verwüstet, aber nicht zerstört. Sie ist bis heute erhalten, ebenso wie der in der Nähe gelegene jüdische Friedhof.

Lackenbach

Die Judengemeinde von Lackenbach wurde nach Prickler nicht von 1526 aus Ödenburg vertriebenen  Juden gegründet. Lackenbach war ein unbedeutendes Dorf, der Hauptort der Herrschaft war Neckenmarkt.  1546 wird die Hätschl - Jüdin in Neckenmarkt erwähnt.  Lackenbacher Juden werden erst 1552 erwähnt. Erst 1548 bis 1552 machte Erasmus Teuffl Lackenbach zu einem zweiten Herrschaftsmittelpunkt mit einem Kastell, einem Meierhof und einer Bierbrauerei. In der Steuerkonskription von 1570 wurden in Lackenbach eine Judenporte und vier öde Judenhäuser aufgezählt. Die Judensiedlung in Neckenmarkt war damals noch immer größer. Zwischen 1575 und 1588 übersiedelten die Neckenmarkter Juden nach Lackenbach. 1600 gab es in Lackenbach 10 Judenhäuser.  1652 schloss Adam Batthyany mit drei Lackenbacher Judenglasern einen Vertrag ab über Glaserarbeiten auf seinen Gütern.

Bis 1671 bestand eine Vollsiedlung mit 30 bis 35 Wohnparteien, mit Synagoge, Mikwe, Friedhof, Rabbinat und Gericht. 1671 mussten auch die Lackenbacher Juden ihre Häuser räumen. Schon bald zeigten sich die wirtschaftlichen Nachteile. 1686 wurde die Ansiedlung wieder zugelassen.Samson Wertheimer als ungarischer Landesrabbiner setzte sich für sie ein und trug auch zur Renovierung der Synagoge bei. 1687 zahlten sie erstmals wieder Schutzgeld. 1690 zahlten 28 Wohnparteien einheitlich je 6 Gulden. Bis 1695 stieg die Zahl der Familien auf 39. Im Kuruzzenrummel fanden zwei Juden den Tod. Die Familien flohen nach Landsee, Thernberg, Ebenfurth und Wr. Neustadt, aber auch bis Nikolsburg und Prag. Die geschrumpfte Gemeinde war schwer verschuldet und wandte sich an den fürstlichen Hofjuden Israel Brüll um Hilfe. Dieser vermittelte einen Pauschalkontrakt, nach dem sie ab 1712 jährlich 300 Gulden zahlten.

Die Judengemeinde von Deutschkreutz

Deutschkreutz wurde von den Juden "Zelem" genannt, da der Name des Ortes das Wort "Kreuz" enthält, welches die Juden aus religiösen Gründen nicht aussprachen. Die Anfänge der Ansiedlung von Juden gehen auf 1478 zurück. Zwei jüdische Handwerker wurden erwähnt. Die Gemeindegründung dürfte 1526 durch aus Ödenburg vertriebene Juden erfolgt sein. 1560 zählte man allerdings nur vier jüdische Familien.  Erst im 18. und 19. Jhdt. wuchs die jüdische Bevölkerung stark an. sodass Zelem 1857 war Zelem mit 1.244 Gemeindemitgliedern die größte unter den "Siebengemeinden".

Schon vor 1671 waren Juden in Deutschkreutz ansässig. Sie waren Pächter der Fleischbank und der Mauten von Deutschkreutz, Zinkendorf, Sárvár und Ikervár. Als im Jahre 1670 Kaiser Leopold I. die Juden aus Wien und Niederösterreich und ausweisen ließ, wurde den Vertriebenen gestattet, sich in den Esterhazyschen Gebieten niederzulassen. Am 14. Sept. 1671 ließen sich in Deutschkreutz 28 jüdische Familien nieder.   Der Ort war noch im Besitz des Grafen Franz III. Nadasdy, der am 30. April desselben Jahres in Wien hingerichtet worden war. Der Verwalter der konfiszierten Nadasdy-Güter erlaubte ihnen die Ansiedlung. Im Jahre 1676 kam Deutschkreutz in den Besitz von Paul Esterhazy und die jüdische Ansiedlung wurde durch einen 1699 mit der christlichen Bevölkerung ausgehandelten Vertrag geregelt. Die "Creutzer Judenschaft" hatte demnach 118 Gulden zu zahlen. 1679 zahlten 41 jüdische Familien ein jährliches Schutzgeld von je 6 Gulden., insgesamt 244 fl 50 d., 1694 waren es 172 fl 50 d. Die Zahl der Juden war zunächst rückläufig, vermutlich als Folge des Türkenjahres 1683 und der Flucht der Juden.1701 wurde ein Vertrag mit der Familie Esterhazy unterzeichnet, der den Juden den Erwerb von Häusern von Christen bestätigte sowie die zu entrichtenden Zahlungen festlegte. 1702/3 wurden die Juden durch die Kuruzzen schwer getroffen, 1704 waren alle jüdischen Familien geflohen. Bis 1710 kehrten sie allmählich zurück.  Unter Michael Esterhazy bekamen Deutschkreutzer Juden 1720 einen Schutzbrief. Den Juden wurde erlaubt, eine eigene Fleischbank und eine Brauerei zu eröffnen. Der Zuzug von Juden unterlag keiner Behinderung, und sie konnten ohne jede Einschränkung heiraten.

In religiösen Angelehenheiten hatte die jüdische Gemeinde vollkommene Autonomie. Sie durften einen Rabbiner und einen Vorbeter wählen, 1747 eine Synagoge bauen und 1759 einen Friedhof anlegen. Auch in politischer Hinsicht war die Judengemeinde selbständig. Sie wählte einen Gemeindevorstand. Der "Judenrichter" musste jedoch vom Grundherrn bestätigt werden. Die Gemeindevertretung hatte umfangreiche Aufgaben: Erziehung, Krankenpflege, Beilegung von Steitigkeiten, Aufsicht über die Synagoge, die Fleischbänke, die Vereine und Stiftungen usw.

Zu Problemen kam es unter Paul Esterhazy. Er und seine Beamten waren gegenüber den Juden feindselig eingestellt.

Die Bevölkerung der Judengemeinde wuchs von 28 Familien im Jahre 1672 auf 47 im Jahre 1725, 54 im Jahre 1735 und 70 im Jahre 1749. Viele der Deutschkreutzer Juden gehörten der oberen Vermögensklasse an, etwa die Viehhändler. die auch mit Häuten und Leder handelten. Es gab auch jüdischen Weinhändler, Tuch- und Stoffhändler. Vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis zum Ende der Judengemeinde gab es zweimal wöchentlich einen Obst- und Gemüsemarkt. Deutschkreutzer Juden betrieben auch in Wr. Neustadt, Ödenburg, Preßburg und Wien Handel. Ein Teil der Juden lebten auch vom Handwerk, das dort weniger eingeschränkt war als in anderen Judengemeinden. Insgesamt war der Wohlstand relativ hoch, trotz der hohen, in der Zeit Maria Theresias eingeführten "Toleranztaxe". Die Zahl der Gemeindemitglieder betrug 1768 268 Personen und derdoppelte sich bis 1785 auf 535, trotz einiger Katastrophen. 1762 brannten 40 Judenhäuser ab, 1777 brannten 62 Judenhäuser. Die Synagoge, das Gemeindehaus und das Armenhaus blieben verschont. 1798 brannten erneut 32 Häuser ab. 1834 wurde eine neue, größere Synagoge errichtet. 1834 übersiedelte die Familie Goldmark aus Keszthely nach Deutschkreutz. Rubin Goldmark erhielt eine Anstellung als Kantor und Notär. Die Judengemeinde verlor ihre politische Autonomie. Zwei jüdische Vertreter zogen in die Gemeindeverwaltung ein. Die Bevölkerung des jüdischen Deutschkreutz wuchs weiterhin rasch und erreichte 1857 mit 1244 Personen ihren Höchststand. Mit der Möglichkeit, sich auch in anderen Städten, vor allem in Ödenburg, niederlassen zu können, sank sie dann aber rasch ab. 1880 lebten nur mehr 476 Juden in Deutschkreutz.

Es gab in Deutschkreutz neben der Grundschule auch eine Talmud- Torah-Schule. Die Jeschiva besuchten meist 30-40 Studenten, unter dem besonders angesehenen Rabbiner R. Menachem Katz- Proßnitz waren über 100 Schüler. An der Grundschule wurden 1854 160 Schüler in drei Klassen unterrichtet, zunächst in deutscher Sprache, bis 1907 diese als Unterrichtssprache verboten wurde. Die SWchulen wurden auch von den Kindern orthodoxer Wiener Juden besucht. Der magyarische Nationalismus erfasste auch die Juden, von denen einige ihre Namen magyarisieren ließen, etwa von Dux auf Doczy. In der Zeit der Anschlusskämpfe hatten auch die Deutschkreuzer Juden unter den Übergriffen der ungarischen Freischärler zu leiden. Auch Geldabgaben wurden erpresst. Nach dem Anschluss an Österreich veränderte sich die Zahl der Juden nur unwesentlich. 1923 war Deutschkreutz mit 435 Personen die größte Judengemeinde im Burgenland.

Deutschkreutzer Juden hatten auch Grundbesitz, Felder und Weingärten. Die Familie Schlesinger pachtete von den Esterhazy Grund, den sie mit Landarbeitern bewirtschaftete. Grüßere Betriebe waren die Hanffabrik der Familie Goldschmidt und der Weinkeller der Familie Spiegel. die koscheren Wein produzierte und in Ostösterreich vermarktete. Die Familie Bruckner betrieb eine Sauerteig- und Spirituosenproduktion. Auch die Ärzte waren Juden.

Unmittelbar nach dem Anschluss an das Dritte Reich kam es auch in Deutschkreutz zu judenfeindlichen Übergriffen. Personen wurden verhaftet, Judenhäuser geplündert (wobei man vor allem nach den Schuldenbüchern suchte), jüdische Besitzungen wurden beschlagnahmt und "arisiert". Anfang Mai 1938 hatte schon alle Juden Deutschkreutz verlassen. 154 Personen wanderten aus, 81 wurden nachweislich in Konzentrationslagern vernichtet. Das Judenviertel wurde abgerissen, im Feber 1941 die Synagoge gesprengt. Nach dem Krieg wurde der Synagogenplatz von der Wiener Kultusgemeinde an den KOnsum verkauft. Der erhalten gebliebene Thoravorhang kam in die Salzburger Synagoge und dann nach Jerusalem. Auch der jüdische Friedhof wurde zerstört. 38 Grabsteine konnten wieder aufgestellt werden. 2012 wurde der Judengemeinde ein Denkmal gesetzt.

Literatur:

Dr. Adalbert Putz: Die Geschichte der jüdigschen Gemeinde von Zelem (Deutschkreutz).

www.deutschkreutz.at › judengemeinde

Kittsee

Im Jahre 1647 protestierte die Ledererzunft von Preßburg gegen drei im Lisztyschen Edelhof in Kittsee sitzende jüdische Lederer, die den städtischen Lederern Konkurrenz machten. 1649 wurde diesen Juden vom Komitat eine Steuertaxe von 10 Gulden auferlegt. Sie verließen daraufhin Kittsee, ohne die Steuern bezahlt zu haben und zogen nach Mähren.

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde von Kittsee reichen in das 17. Jahrhundert. Die Gemeinde wurde zu Beginn der 1670er Jahre durch Graf Johann Listi gegründet. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts gehörte sie zu den Fürstlich Estherházyschen „Sieben-Gemeinden“. Sowohl Listi wie Paul Esterhazy konnten die Einhebung einer Marktgebühr für die Kittseer Juden in Preßburg nicht verhindern. 1679 lebten in Kittsee 37 Familien. 1683 dürfte sich der Großteil der Juden rechtzeitig in Preßburg, Hainburg u.a. Orten in Sicherheit gebracht haben. ERst 1689 kamen aus der Judengemeinde wieder Einnahmen. 1694 waren wieder 38 Familien schutzgeldpflichtig. Sie zahlten 6 bis 19 Gulden an das Kittseer Rentamt.  1695 gab es 40 Familien und drei Kaufmannsgewölbe. Den Höchststand jüdischer Bevölkerung erreichte Kittsee im Jahr 1821 mit 789 Personen jüdischen Glaubens. In den Folgejahren kam es aus wirtschaftlichen Gründen zu einer Abwanderung. Im Jahr der Volkszählung 1934 lebten nur mehr 62 Juden hier.

Im Jahr 1676 übernahm das Haus Esterházy die Herrschaft über Kittsee. Fürst Esterhazy nahm  Juden auf, die von Joseph I von Wien vertrieben wurden. 1692 erhielt die jüdische Gemeinde einen Schutzbrief, der 1724 erneuert wurde. Er enthielt in 17 Punkten die Rechte und Pflichten der Gemeinde.  Kittsee gehörte somit zu den „Siebengemeinden“ auch Schewa Kehilot genannt. Im 18.Jahrhundert entwickelte sich die jüdische   Gemeinde   Kittsee rasch.  1735 wurden 266 Juden verzeichnet. 1821 hatte die jüdische Gemeinde 789 Bewohner. 1831 wurde im jüdischen Kittsee der berühmte Geiger und Komponist Josef Joachim geboren. Das Judenviertel lag zwischen der alten Burg und der Synagoge (heute Herrengasse und Josef Joachim - Platz). Dort befand sich das Gemeindehaus und in der Nähe der Synagoge die Hekdesch, das jüdische Armen- und Krankenhaus. ). In der Zwischenkriegszeit befand sich der Großteil der Geschäfte jüdischer Kaufleute entlang der Hauptstraße und am Hauptplatz.

Der jüdische Friedhof Kittsees liegt neben der alten Burg und entstand wohl gleichzeitig mit der jüdischen Gemeinde Kittsees im 17.Jahrhundert. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahre 1664. Am jüdischen Friedhof findet sich auch das Grab von Chajjim ben Ascher Anschel aus Kittsee, berühmt durch seine illustrierte Pesach-Haggada (1770

1826 erwarb die jüdische Gemeinde ein Gebäude, das sie zur Synagoge umgestaltete. Das Gebäude war bis zur Aufhebung durch Josef II. ein Minoritenkloster. Das Hauptgebäude wurde an die Judengemeinde verkauft. Ebenfalls 1926 entstand der Plan eines geschlossenen Judenviertels bei der Synagoge. 34 gleiche Häuser sollten errichtet werden. Der Plan wurde nicht verwirklicht.

Die Kinder wurden von Privatlehrern unterrichtet. Eine eigene jüdische Schule wurde 1852 eingerichtet Diese „Schul“ befand sich mit einer Reihe von Wohnungen in der Synagoge. Anfänglich gab es drei Klassen, jedoch reduzierte man die Anzahl bald wieder auf zwei Klassen. Im Schuljahr 1857/58 gab es 52 jüdische schulpflichtige Kinder in Kittsee. Wie lang die Schule bestand ist unklar. In der Zwischenkriegszeit war Kittsee die einzige der „Siebengemeinden“, die keine jüdische Schule mehr hatte.

Der jüdische Historiker und Publizist Leopold Moses besuchte 1925 Kittsee . Der  Rabbiner Zwi Hirsch Perls   erzählte ihm, dass die Abwanderung der   Juden   immer stärker wurde. „Mit Wehmut spricht er von den großen Männern, die ehemals die jetzt fast nur von Nichtjuden bewohnten Häuser rings um die Synagoge bevölkerten.“ Die starke Abwanderung der jüdischen Bevölkerung seit der Mitte des 19.Jahrhunderts   führte zur   Verarmung   der Gemeinde und somit zur Reduktion der Einrichtungen.   1857 waren nur mehr 376 und 1880 111 Juden in Kittsee ansässig. Die Abwanderung ging nach Wien und Preßburg. 1919/20 waren es nur mehr 88 jüdische Einwohner und 1936 blieben nur mehr 53 Mitglieder übrig, wovon 14 Steuerzahler waren. Zu dieser Zeit war nur noch die wichtigste Infrastruktur vorhanden: die Synagoge, ein Rabbiner, der Friedhof, ein Schächter und die Chewra Kadischa

Interessant ist ein Artikel, den Otto Abeles unter dem Titel„Altes und neues Judentum im Burgenland“ in der Wiener Morgenzeitung schrieb.   Er berichtet über das Verhältnis zwischen Juden und Christen: „Der Zufall ließ mich Zuge einer Bestattung sein und zeigte mir, kurz nach der Ankunft, das Antlitz der Judengemeinde von Kittsee. Sie ist klein geworden, zählt kaum 100 Seelen, lebt mit der Bauernschaft in gutem Einvernehmen - das Leichenbegängnis erwies durch die große Teilnahme von Nichtjuden, dass man hier über „gutes Einvernehmen“ hinaus sogar befreundet ist, Tempel und Gemeindefunktionäre sind in einem   hochinteressanten   Gebäude   untergebracht, der Friedhof ist von einer Ritterburg behütet. Da ich dann mit einigen Juden von Kittsee Fühlung nahm, weiß ich jetzt auch, dass die Kehilla aus erwerbstätigen Leuten besteht, ihre Traditionen wahrt, von schweren Schicksalsschlägen verschont blieb, aber natürlich durch Abwanderung schon recht sehr ausgeblutet ist." Otto Abeles beschreibt den jüdischen Friedhof folgendermaßen: „Und überraschend wie dieser Judentempel im Nonnenkloster, wirkt dieser Judenfriedhof, umschlossen von den rissigen Mauern einer Ritterburg.“ Ursprünglich befand sich auf dem Friedhof auch eine Zeremonienhalle, die jedoch heute nicht mehr erhalten ist. Das Areal ist 1663 m² groß und umfasst in etwa 230 Grabsteine. Zu NS-Zeit blieb der Friedhof unangetastet und blieb bis heute erhalten.

In der Nacht zum 15. April 1938 wurden die jüdischen   Einwohner von der SA aus dem Ort vertrieben, ihr Eigentum beschlagnahmt. Sie wurden und auf einer   Sandinsel   in   der   Donau   ausgesetzt. Grenzsoldaten und Einwohner des tschechoslowakischen Dorfes Theben nahmen sie auf. In den folgenden Tagen wurden sie über die tschechoslowakische und ungarische Grenze hin- und hergeschoben. Eine Hilfsorganisation in Preßburg konnte schließlich eine Unterkunft auf einen französischen Donauschlepper organisieren. Es dauerte Monate bis man für sie Aufnahmeländer fand. Dem Vizepräsidenten der Orthodoxen-Israelitischen Kultusgemeinde Preßburgs, Aron Grünhut, gelang es die nötigen Reisedokumente zu besorgen. So konnten die Kittseer Juden nach Palästina.China und in die USA auswandern. Der Rabbiner Zwi Perles starb 1943 in der Tschechoslowakei, seine Frau wurde nach Auschwitz feportiert.

Die Kultgegenstände der Judengemeinde wurden beschlagnahmt . Richard Pittioni, der Leiter des Burgenländischen Landschaftsmuseums, besuchte die Synagoge im Jänner 1939, stellte die verbliebenen Kultgegenstände sicher und berichtete dies in einem Schreiben vom 19. Mai 1939 der Landeshauptmann-schaft Niederdonau. Darin erklärt er, dass in Kittsee noch Tempelmaterial vorhanden sei und er Torarollen, Silbergerät und Einrichtungsgegenstände aus der Synagoge sichergestellt habe. Am 3. April 1939 übernahm das Burgenländische Landschaftsmuseum die Gegenstände, jedoch ging beim Transport eine Kiste verloren. Die Synagoge kam in den Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Die politische Gemeinde Kittsee wollte die Synagoge und den jüdischen Friedhof kaufen. Dieser Kauf musste erst vom Reichsstatthalter in Niederdonau genehmigt werden. Ein Schätzgutachten ermittelte Verkehrswert von RM 11.000, woraufhin die Gemeinde vom Kauf zurücktrat. Nach dem Krieg wurden Baumaterialien in der Synagoge gelagert und schließlich Flüchtlinge in ihr untergebracht.

Hans Gasser beschrieb um 1950 die Synagoge folgendermaßen: „Das massige, stockhohe Steinhaus wirkt wie eine Festung, die an der Ebene aufragt und aus längst vergangener Zeit stammt. ... Der heutige Anblick des Judentempels ist äußerst traurig.   ... Jetzt starren uns öde Fensterhöhlen an ...    und von der Einrichtung ist nichts geblieben. In vielen Räumen häuft sich der Schutt und kein einziger ist bewohnbar. Trotzdem   befinden   sich   in   einigen   dieser Räumlichkeiten - für Menschen ganz unwürdig-armselige Haushalte von Heimatvertriebenen.“ Die Israelitische Kultusgemeinde Wien lies die Synagoge im Herbst 1950 abreißen und verkaufte das Grundstück. Heute erinnert nur mehr eine 2008 errichtete Gedenktafel am Areal des ehemaligen Judentempels an die Synagoge.

Literatur:

Klaus Derks: Kattondorff. Die vergessene Judengemeinde von Gattendorf., Herausgegeben vom Verein zur Erforschung der Ortsgeschichte von Gattendorf 2010

 

Gattendorf

Die erste Ansiedlung von Juden in Gattendorf erfolgte im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. 1725 sind in der Händlerliste der Leipziger Messe die Juden David Abraham und Abraham Jakob aus Kottendorf in UNgarn eingetragen. In der Judenkonskription von 1754 ist ein markel Juden richter in Kattondorf erwähnt. Im jüdischen Zentralarchiv im Burgenländischen Landesarchiv finden sich mehrere Briefe, die diesen bei den Juden üblichen Ortsnamen Kattendorf/Kotendorf bestätigen. Die beiden inm Leipzoig auftrtenden Händler tauchen 1727 auch in einer Judenkonskription des Wieselburger Komitates auf. 1727 hielten sich sechs jüdische Familien in Gattendorf auf. 1735 waren es acht Familienmit 37 Seelen. Erneut wird David Abraham erwähnt, der mit einem Buckelkorb von Dorf zu Dorf zog und mit Spitzen und Bändern handelte. Die Gattendorfer Juden waren ausnahmslos Zuwanderer aus Mähren.1739 pachteten die Gattendorfer Juden von der Herrschaft einen Acker als Friedhof. Aus Gerichtsakten vor allem Ödenburgs sind zahlreiche weitere Namen von Gattendorfer Juden überliefert. Nach der Konskription von 1727 waren die Juden noch bei Bauern eingemietet. 1735 wohnten bereits einige der 8 jüdischen Familien mit 37 Personen in der Kurie des Lasislaus Schloßerg, die seither als Judenhof bezeichnet wird. Sie waren Wanderhändler mit Kleinwaren und Schafsfellen. In der Judenkonskription von 1754 werden Markel als Judenrichter, Josepf Erbel als "baysitzer" genannt. Es gab acht Familien, vier weitere werden als abgewandert bezeichnet. Sie zahlten 3 Gulden 60 Kreuzer als Toleranztaxe, das Geld für die "Schul", die Fleischbank und den Friedhof. Mit einer Ausnahme lebten sie alle im herrschaftlichen Edelhof (Schlossberg'sche Curia). 1770 wird ein Salomon Hirschel als Betreiber eines "Gewölbes" genannt. Er handelte mit Zucker. Kaffee, Kerzen und Ochsen und hatte die Fleischbank in Pacht. Josef Lewl hatte ebenfalls ein Gewölbe und handelte mit Leinwand, Kattun, Kerzen und Schmalz. Zacharias Gerstl war Branntweinbrenner und mästete Ochsen. Auch die übrigen Familien waren Händler, zumeist Viehhändler. 10 Parteien lebten von einem Handwerk, 6 von Almosen. Insgesamt gab es 27 Parteien, 22 Familien. 1783 gab es 22 Parteien, viele davon so arm, dass sie weder die Toleranztaxe noch den Wohnzins zahlen konnten. Viele waren hoch verschuldet. Die Konskription zeugt von einer starken Verarmung der Judengemeinde.

Als Filialgemeinde trug Gattendorf zum Unterhalt des Rabbiners in KIttsee bei. In Gattendorf selbst war fast immer ein Schlachter angestellt, der auch Vorbeter und Kinderlehrer war. Die Konskription von 1808 erfasste 25 Familienvorstände mit 95 Familienmitgliedern. 1809 war Bernhard Berger Judenrichter, Simon Justitz der Schlachter, 1798 aus Karlburg zugewandert. Von den 25 Judenfamilien waren die meisten Hausierer und Händler, sowie zwei Bierwirte. 1814 ist Samuel Pollak herrschaftlicher Bierwirt. 1844 lebten in Gattendorf 30 Familien mit 107 Personen. Die letzte Judenkonskription im Jahre 1848 zählte 41 Familienvorstände und 139 Personen. 25 waren Hausierer, 9 hatten ein Geschäft.

1770 lebten im Schloßberg'schen Judenhof 17 Wohnparteien mit 85 Anhehörigen, 1772 18 Parteien, davon 13 Jüdische. Im 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der Gemeindemitglieder ständig 1812 lebten im Judenhof nur mehr die Hälfte der Familien. Nach der Komitatsbeschreibung von Andreas Grailich 1820 lebten in Gattendorf 135 Juden. Sie wohnten auch in anderen herrschaftlichen Gebäuden oder bei Bauern. Ihr Zentrum blieb aber der Judenhof mit der Synagoge und dem Judenwirtshaus.

In der esterhazyschen Buchhaltung von 1754/55/56 gibt es einen ersten Hinweis auf eine Synagoge. Spätestens 1754 bestand in Gattendorf eine autonome Israelitische Gemeinde. Ein bestehendes Gebäude wurde als Bethaus adaptiert. Für die bauliche Instandhaltung musste die Herrschaft als Eigentümerin aufkommen. 1794 fanden umfangreiche Renovierungs- und Neubauarbeiten statt. Offenbar wurde ein Anbau für die Frauen errichtet. 1794 wird von der Herrschaft ein "Bath-Kammerl" Mikwe, Tunk) mit Camin und Rauchfang bei der Synagoge errichtet. In der Konskription von 1808 heißt es: "...die Synagog ißt rund und mit gutten Materialien gebaut, gewölbt und das Dach mit Schindeln gedeckt". Wahrscheinlich war es ein sehr altes Gemäuer mit rundem Grundriss, das als Synagoge genützt wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts war die alte Synagoge baufällig und auch zu klein. Ein Neubau war aus finanziellen Gründen schwierig. So wurde ein Spendenaufruf erlassen. Die neue Synagoge sollte aucch als Schulraum benützt werden, da die beiden Lehrer in ihren Privatwohnungen unterrichten mussten. 1854 erst wurde ein Schulhaus angemietet. 1855 wurde Benjamin Süsman von der Kultusgemeinde als Lehrer angestellt. Ab 1864 gab es ein eigenes Schulhaus, das 1876 aber baufällig war. 1872/73 war ein Benjamin Rosenzweig Lehrer. Wahrscheinlich ab 1885 wurde die Schule als Öffentliche Volksschule geführt.

1860 wurde der Synagogenneubau beschlossen. Durch den Spendenaufruf wurde eine beträchtliche Summe, hauptsächlich in Wien, aufgebracht. Es musste aber auch ein großer Kredit der Statthalterschaft aufgenommen werden. Die alte Synagoge und das Grundstück wurde von Carl Ritter von Offermann, der das Gattendorfer Gut 1856 aus der esterhazyschen Konkursmasse erworben hatte, gekauft. Gebaut wurde die Synagoge vom Kittseer Baumeister Martin Köstler. Sie war mit Emporen für die Frauen ausgestattet. Die Empren ruhten auf gusseisernen Säulen. Die Festpredigt anlässlich der Eröffnung hielt der Rabbiner des Wiener Stadttempels, Isaak Noah Mannheimer. Vor allem die Rückzahlung von Schulden an Köstler und dessen Erben zog sich noch über Jahrzehnte hin. Schließlich musste sogar die Synagoge versteigert werden. 1881 schloss sich die Gemeinde unter dem Einfluss des konservativen Kittseer Rabbiners Meir Abeles dem Ungarisch Orthodoxen Gemeindeverband an. 1876 wurde das Gebäude im rückwärtigen Teil des Tempelhofes, das Gemeindehaus, saniert und ein Schulzimmer angebaut. 1870 wurde das Badehaus neu eingedeckt, 1882 wurden Bad und Tempel renoviert. 1875 erhielt die Synagoge ein neues Dach. Es wurde 1902 von einem Orkan abgetragen und wurde neu gemacht. In einem von Leopold Moses im Jahre 1927 veröffentlichten Bericht bot die Synagoge ein "trauriges Bild des Verfalls". Nur mehr kleinere Reparaturen wurden durchgeführt.

Zu einem heftigen Konflikt kam es um eine jüdische Hebamme Anna Justiz und die schon lange im Ort praktizierende christliche HebammeMaria Krieg. Justiz berief sich auf ihr Hebammendiplom. Ein Problem war vor allem die Frage von Nottaufen, die eine jüdische Hebamme nicht durchführen konnte, Justiz wurde auf die jüdischen Geburten beschränkt und musste schließlich weichen. 1854 suchte eine verheerende Brandkastrophe den Ort heim. 27 Häuser, 10 Scheunen, Kirche, Pfarrhaus und Schule brannten ab. Es wurde vermutet, dass der Brand in einem Judenhaus ausgebrochen war. Dies konnte aber nicht bewiesen werden. Spannungen in der jüdischen Gemeinde gab es zwischen den Orthodoxen und den wenigen Anhängern des Reformjudentums. Aber auch die undurchsichtige finanzielle Situation, die höchst unzulängliche Buchführung sorgte für Probleme. Judenrichter bzw. Gemeindevorsteher waren meist wohlhabendere Kaufleute. Letzte Gemeindevorsteher waren Angehöroge der Familien Spiegel, Pollak und 1927 bis 1938 Hermann Reisman.

Die Gattendorfer Kultusgemeinde war während ihres ganzen Bestehens immer eine Filiale der Muttergemeinde Kittsee. Nur dort war ein Rabbiner angestellt. Unter den Rabbinern von Kittsee und damit auch von Gattendorf wären zu erwähnen Zwi Hirsch Broda 1775 - 1821, Arje Jehuda Löb- Popper, der den Ruf eines Gelehrten hatte, Meir Abeles 1847 - 1887 und als letzter Rabbiner 1890 - 1938 Zwi Hirsch Perles (Dr. Leopold Perles). Im hohen Alter berief dieser seinen Enkel Mordechai Friedmann aus Baden nach Kittsee. Dieser gründete eine Talmudschule, die sich aber nicht mehr richtig entwickeln konnte. Perles starb 1943, seine betagte Frau wurde nach Auschwitz deportiert. Zur Kultusgemeinde gehörten im 19. Jahrhundert einige wenige jüdische Familien in Potzneusiedl, Pama, Zurndorf, Neudorf, Parndorf, Jois, Nickelsdorf und Straßsommerein. Nur in Parndorf lebte eine größere Zahl von Juden. Die Bevölkerungszahl der Gattendorfer Judengemeinde erreichte 1857 mit über 200 Personen einen Höhepunkt und sank danach infolge der starken Abwanderung auf 56 im Jahre 1900 und 19 im Jahre 1934 ab.

1938 lebten in Gattendorf nur mehr 6 jüdische Familien mit 22 Seelen. Mit 1. August 1940 fiel das gesamte Vermögen der Gattendorfer Israelitischen Kultusgemeinde an die Kultusgemeinde Wien. 1942 kaufte die Gemeinde Gattendorf das Grundstück mit der Synagoge und den Judenfriedhof. Der Friedhof musste jedoch eingezäunt werden und durfte nicht vor Ablauf der Frist von 25 Jahren nach dem letzten Begräbnis umgewidmet werden. Schon 1938 stellte der Gemeindeverwalter Johann Kreminger den Antrag, die Mühle des Arthur Munk samt elektrischer Turbine für die Gemeinde kaufen zu dürfen.Das Haus von Geza Justiz erwarb die Gemeinde zur Einrichtung eines Kindergartens. 1943 waren für kurze Zeit etwa 20 russische Kriegsgefangene in der Synagoge untergebracht. 1952 wurde die Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Wien zurückgegeben. Diese verkaufte sie - mit nachträglicher Genehmigung durch das Bundesdenkmalamt - 1971 an den Unternehmer Adalbert Kovacs. Dieser wollte eine Altölaufbereitung errichten. Dazu kam es aber nicht. 1980 wurde die Synagoge von Hans Kreminger gekauft und als Mascjinenhalle verwendet. 1995 wurde die Genehmigung zum Abriss erteilt. Vin den sechs gusseisernen Säulen blieben vier erhalten und wurden im Foyer der neuen Volksschule aufgestellt.

Von den Gattendorfer Juden überlebten die meisten den Holocaust. Die Familie des Schlachters Jelenko musste nach Wien gehen, von dort nach Preßburg. 1942 wurde die Familie in das KZ Zilina bei Preßburg gebracht. Justiz Hugo, Getreidehändler, starb 1981 in Buenos Aires. Das Haus und das Geschäft im Besitz seiner Mutter Regina in Gattendorf wurde unter kommissarische Leitung gestellt. 1940 wurde das Anwesen versteigert. 1951 bekam Hugo Justiz den Besitz zurück und verkaufte ihn. Die Familie Geza (Gustav) Justiz emigrierte nach Argentinien. Ihr Haus wurde von der Gemeinde zur Errichtung eines Kindergartens gekauft. Es wurde nach 1945 rückerstattet und verkauft. Die Familie Reismann/Schindler hatte eine Greislerei, die 1938 geplündert wurde. Julis Reismann ging nach Wien und konnte ein Visum nach Palästina erlangen. Er ließ sich in Tel Aviv nieder. 1951 wurden Haus und Geschäft nach der Rückstellung verkauft. Otto Schindler starb 1945 im KZ Lublin. Angehörige der Familie wurden 1942 in das KZ Sobibor deportiert. Das Ehepaar Schindler und ihr Sohn Hugo emigrierten 1935/36 nach Palästina. Die prominentste und auch reichste Judenfamilie waren die Munk. Leopold Munk war im ERsten Weltkrieg Offizier, 1925 pachtete er das Gut Trautmannsdorf und etwas später auch das Gut in Gattendorf. Die Familie war nicht religiös. Seine Frau war Katholikin, enso sein Sohn Johann (Jendö). Besitzer des Schlosses und Gutes in Gattendorf war der in Kronstadt in Siebenbürgen ansässige Eugen Czell, der den Besitz 1911 von Graf Sandor Palffy gekauft hatte. Munk war ab 1934 auch Co-Pächter des Gutshofes in Potzneusiedl. Artur Munk war vorübergehend 1938 in Frauenkirchen inhaftiert. Er und seine ganze Familie hatten die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft, was sie wahrscheinlich rettete. Seine lamdwirtschaftlichen Betriebe wurden von Emil Fritz Boden übernommen. Artur Munk besaß seit 1934 auch die Leithamühle, wo er ein Großsilo errichtete und eine Turbine einbauen ließ. Die Gemeinde Gattendorf wollte die Mühle kaufen. Während des 2. Weltkrieges brannte die Mühle komplett ab. Nach der Rückstellung wurde sie von Toni Munk, einem Sohn Artur Munks, verkauft. Artur Munk und seine Familie emigrierten nach Frankreich und von dort nach Kanada, wo Artur 1940 eine Farm kaufte. Artur und sein Sohn Toni konvertierten zum Katholizismus. Artur starb 2010 in Quebec. Jendö ging nach England. Sohn Milan diente in der "Jüdischen Brigade" und fiel im Krieg. Jendö erhielt eine Profssur für Wirtschaftsrecht an der Universität London.

Literatur: Derks, Klaus; Kottondorff. Die vergessene Judengemeinde von Gattendorf. Gattendorfer Rückblicke Bd. 6. 2010.

Rechnitz

Die Annahme, dass es schon 1649 einen "Tempel mit einer Bundeslade" gegeben hätte, ist nicht berechtigt.Im Jahr 1650 erwähnt Adam Batthyäny in einem Schreiben "meine hier befindlichen Rechnitzer Juden" - wahrscheinlich einzelne jüdische Händler und Handwerker, die sich vorübergehend beim Schloss aufhielten. Bekannt ist auch, dass schon im 16. Jahrhundert "türkische" Wanderjuden in Rechnitz Station machten und nach Lackenbach weiter zogen. Zur Gründung einer Judengemeinde kam es erst erheblich später.

Schon unter Adam Batthyany bekamen Juden aus Lackenbach, Kobersdorf und Mattersburg gegen ein Pfandgeld die Erlaubnis, auf seinen Gütern Handel zu treiben.  1673 traf Christoph Batthyany mit den Rechnitzer Juden eine Vereinbarung Kurz davor dürfte also die jüdische Gemeinde entstanden sein. 1687 stellte Adam Batthyany den 36 in Rechnitz ansässigen Judenfamilien einen Schutzbrief aus. Interessant ist, dass in einem Verzeichnis der Judennamen auch die "Brauchbarkeit" für die Herrschaft bewertet wurde. Unter den Juden finden sich ein Richter, Schächter und ein Schulmeister. Ein Rabbiner war wohl ebenfalls vorhanden. Also war die Gemeinde bereits voll ausgebildet. Die Rechnitzer Judengemeinde wuchs bis 1676 auf 42 Familien, 1687 waren es 36 Familien. Im 18. Jh. wuchs dann ihre Zahl stark an. 1712 wurden 92 Paare gezählt, 1727 bereits 160 Familien. Einzelne Gemeindeangehörige waren in anderen Gemeinden als Mautner, Fleischbankpächter, Schnapsbrenner usw. tätig.

Harald Prickler bringt ein hoch interessantes Beispiel eines sehr reichen Rechnitzer Juden:

"Die Rechnitzer Juden waren zum Teil "welscher" Herkunft, stammten also aus Italien.  1677 sagte der kaiserlich-königliche Hauptmann Ferdinand Olischer von Ehrenfeld vor dem Preßburger Gubemium aus, dass sich bei  Graf Batthyäny in der Herrschaft Rechnitz viele welsche Juden aufhielten; er gäbe
ihnen 'Unterschlupf unter dem Anschein, als ob sie Christen wären', weil sie sich  wie Christen kleideten; sie reisten jährlich mehrmals in Compagnien bis zu zehn,  zwölf und mehr Händlern nach Venedig, von wo sie Werte von vielen tausend Reichstalem, Juwelen und Kleinodien durch die Innerösterreichischen Länder ohne  Bezahlung von Maut und Dreißigstzoll heraufführten; für die ihnen vom Grafen  Batthyäny ausgestellten öffentlichen Pässe müssten sie diesem pro Kopf und Reise sechs Reichstaler bezahlen; dies habe ihm, Olischer, der in Rechnitz wohnende alte Jude Gedeon selbst gesagt, dessen Sohn sich wiederholt in Graz aufhalte, sich  überall als Christ ausgebe und auf diese Art mit allerlei Kleinodien Handel betreibe.Der genannte Gedeon scheint mit seinem vollen Namen Gedeon de Calomon, Jud von Rechnitz, als Kläger gegen einen Preßburger Bürger in den Preßburger Stadtgerichtsakten auf; auch dieser Name deutet auf die "welsche" Herkunft der Rechnitzer Juden, deren Verbindungen zur Appeninischen Halbinsel noch in der  zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts greifbar sind: 1760 machte der aus Rom stammende wohlhabende Jude Benjamin Corcos in Ödenburg sein Testament, wobei er seinen Zeugen Petrus Zanelly, Ignaz Pöck und Peter Höfer, Bürger und Materialisten der Stadt, goldene Ringe, die mit neun Diamanten eingefasst beziehungsweise mit  den gemalten Bildern des Kaisers Franz I. und Maria Theresias versehen waren. Als Begräbnisstätte bestimmte er den Friedhof von Deutschkreutz, zu seinen Universalerben setzte er seine Schwester Olympia und seine Neffen Tranquillus Corcos und Tranquillus Raphael Ascarelly ein. Zu dem Vermögen gehörten auch die Einnahmen aus der von der Herrschaft Rechnitz vertraglich gepachteten Tabakmaut. Sein Haus in Rechnitz sollte verkauft werden, der Erlös über den Triestiner Kaufmann Marco Levi seinen Universalerben nach Rom geschickt werden. Der Erlös seiner in Rom befindlichen und zu verkaufenden Mobilien sollte als frommes Legat der römischen Castellianischen Schule verschafft werden. Dem Inspektor der Esterhäzyschen Güter in Eisenstadt vermachte er das für verkauftes Silber eingenommene Geld, zum Testamentvollstrecker bestimmte er den Trebitscher Rabbiner Joseph Abbeneim."

1718 wurde die Synagoge gebaut. Sie hatte 400 Sitze. 1834 wurde eine größere, prächtige Synagoge errichtet, auf drei Seiten mit Frauengalerien umgeben. Es gab eine Rabbinerwohnung, ein Badhaus und ein Schulgebäude.. Nach dem Novemberprogrom von 1938 wurde die Tempeleinrichtung zerstört. Wertvolle Kultgegenstände wurden nach Eisenstadt, später nach Wien und Prag gebracht.  Nach dem Tod des streng orthodoxen Rabbiners Gabriel Engelsmann im Jahre 1850 und einer achtjährigen Vakanz folgte 1858 der Reformer Maier Zipser. Unter ihm war die Rechnitzer Gemeinde eine der fortschrittlichsten und liberalsten in ganz Ungarn, Er propagierte etwa die Einführung der Landessprache als Predigtsprache und erlaubte ungarische und deutsche Inschriften auf den Grabsteinen. 1850 hatte Rechnitz 4382 Einwohner, davon waren 868 Juden. Bis 1880 hatte sich die Judengemeinde fast halbiert, bis 1923 sank die Zahl der Juden auf 145. Im Jahre 1900 lebten 311 Juden in Rechnitz. Sie hatten 89 HHandelsbetriebe in ihrem Besitz. Ab Beginn der 1920er Jahre hatte die Gemeinde aus finanziellen Gründen keinen ERabbiner. Der Kantor Josef Glück leutete die Kultusgemeinde und unterrichtete die Kinder. Glück wurde nach Dachau deportiert.  Nach dem Krieg kehrte nur eine Familie nach Rechnitz zurück. Leo Blau hatte in Shangai überlebt. Max Eisenstäüdter überlebte als U-Boot in Wien die NS- Zeit.

Am 26.3. 1938 ordnete die Bezirkshauptmannschaft an, alle Juden listenmäßig zu erfassen. Mitte April wurden Rechnitzer Juden mit Autobussen in Richtung Jugoslawien abtransportiert. Sie hausten wochenlang im Niemandsland, bis sie schließlich in Jugoslawien Asyl bekamen. Lediglich Dr. Hugo Graner durfte noch eine zeitlang bleiben.  Vor dem 17. Mai 1938 wurde die Judengemeinde aufgelöst. Die Gemeinde ordnete an, dass die J7uden längstens is 30 Mai 1938 die Gemeinde zu verlassen hätten. 1938 wurden die Judengeschäfte Weiss & Günsberger und Spiegel von kommissarischen Leitern geführt. Die Lebensmittelgeschäfte Steiner und Weiss Leopold, die Textilhäuser Maier und Schönwald und die Lederhzandlung Adler wurden arisiert, alle übrigen Judengeschäfte wurden geschlossen. Weiss &Günsberger, Max Spiegel und Ludwig Steiner, die drei Rechnitzer Großhandelshäuser, verkauften Eisenwaren, Holz, Kohle, Kalk und Zement und kauften die Früchte der Bauern auf.  Interessant ist das Kaffeehaus Pick, später Wieselmann, dann Spiegler. Familie Spiegler führte das Kaffeehaus als Hotel. Aus diesem Haus stammte Gustav Pick, der 1832 in Rechnitz geboren wurde. Der Komponist bekannter Wienerlieder ging 1845 nach Wien, wo er 1921 starb.

Der jüdische Friedhof wurde 1988 instand gesetzt. 186 Grabsteine und Grabsteinfragmnete sind erhalten.

Literatur:

Gossi Herbert: Lebenswelten jüdischer Familien in Rechnitz im 20. Jahrhundert. Burgenländische Heimatblätter 2020. Sonderheft

Polster, Gert: Die Entwicklung der i8israelitischen Kultusgemeinden Güssing, Rechnitz und Stadtschlaining in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Das Judentum im pannonischen Raum vom 16. Jh. bis zum Jahre 1914

Prickler, Harald: Beiträge zur Geschichte der burgenländischen Judensiedlungen. IN: Juden im Grenzraum. Eisenstadt 1993

 

Neufeld

1648 wurde die Herrschaft Hornstein von Franz Nadasdy erworben. 1651 begann man, an der Straße von Ödenburg nach Wien gegenüber der niederösterreichischen Grenzstadt Ebenfurth, in der eine große Judengemeinde lebte, mit der Erbauung eines kleinen Dorfes. Es hat ursprünglich die Absicht bestanden, die Siedlung "mehr mit Juden als Christen" zu bevölkern. Nach dem Hornsteiner Grundbuch von 1656 wurden von der Herrschaft erbauten Häusern wurden jeweils zwei  Judenparteien  um 130 Gulden verkauft. Bis zur Abstattung der Kaufsumme mussten sie jährlich 10 Gulden "Hausgeld" und jährlich 10 Gulden "Schutzgeld" erlegen. 1665 waren 5, ein weiteres 1667 völlig ausbezahlt. In den folgenden Jahren kam noch ein weiteres, von zwei Parteien bewohntes Haus hinzu, außerdem 4 Häuser außerhalb des "Judenstadtls". Auch im Kastell Nadasdys lebten portugiesische Juden, Maroniten, die über Holland hierher gekommen waren. David Marcady war offenbar ein besonders wohlhabender Jude und der wichtigste Finanzier, Hofjude Nadasdys. Er hatte Geschäftsbeziehungen  nach Leipzig, Prag und Amsterdam. Es könnte sein, dass die Entstehung Neufelds als Handelsniederlassung unter seinem Einflluss entstanden war. Im Judenstadtl wurde eine Synagoge eingerichtet. 1671 wurden auf kaiserlichen Befehl alle österreichischen und ungarischen Juden des Landes verwiesen. Angeblich gab es daraufhin in Neufeld keinen Juden mehr, die Synagoge wurde in eine christliche Kapelle umgewandelt, in die Judenhäuser zogen Christen ein. 1671 wurde die Rückkehr erlaubt. Aber erst 1686 wurden wieder drei Judenhäuser erwähnt, 1691 gab es schon wieder 11 Judenhäuser. 1700 lebten allein im Kastell 20 Judenfamilien. Eine neue Synagoge wurde gebaut. Die neuen Judenhäuser waren nicht mit denen im früheren Judenstädtl identisch. 1739 wurde die jüdische Gemeinde Neufeld erneut aufgelöst, diesmal durch Fürst Paul Anton Esterházy. Die Synagoge wurde zu einer christlichen Filialkirche. Die Mehrzahl der Neufelder Juden kam in Matterdorf unter. Die Neufelder Gemeinde wurde nicht wieder errichtet.

Frauenkirchen

In Frauenkirchen hatte Graf Paul Esterházy die alte mittelalterliche Marienkirche wieder aufgebaut  und den Ort zum Wallfahrtsort gemacht. Es entstand eine Marktsiedlung, in die die Juden von Mönchhof übersiedelt wurden. Nach Mönchhof kamen die Juden wahrscheinlich 1652, nachdem das dortige Gestüt verlegt worden war und Wohnraum frei wurde. 1678 wurden die dortigen wenigen Juden, die aber einen Rabbiner hatten, wurden von Husaren überfallen und völlig ausgeraubt. Der Rabbiner, zwei Schnapsbrenner und einige Männer wurden schwer geschlagen. Um solche Probleme zu vermeisen wurden die Juden ausgewiesen und fanden 1678  in Frauenkirchen Zuflucht. Sie waren im neuen Wirtschaftszentrum der Esterhazy-Besitzungen willkommen. 1678 lebten 29 jüdische Familien in Frauenkirchen. Es bestand eine voll ausgebildete Gemeinde mit Rabbiner, Synagoge und Mikwe. 1704 flohen auch die Frauenkirchner Juden vor den Kuruzzen, vor allem nach Bruck/Leitha. Ab 1710 kehrten sie allmählich zurück

Die Frauenkirchener Judengemeinde entstand also erst relativ spät. Nach der Zwangsausweisung der Juden aus Mönchhof durch den Abt des Klosters Heiligenkreuz, zu dessen Herrschaft Mönchhof gehörte, erlaubte Graf Paul Esterházy den Juden die Übersiedlung nach Frauenkirchen. 1712 befanden sich in Frauenkirchen 16 Häuser in jüdischem Besitz.  1714 erhielt die Gemeinde einen Schutzbrief.Die Zahl der jüdischen Bewohner wuchs aber rasch. 1876 lebten 864 Juden in Frauenkirchen. Sie stellten damals ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Sie lebten im Gebiet um die Synagoge und in den angrenzenden Straßen, in der Hauptstraße und in der Franziskanerstraße. Die Juden trugen erheblich zum wirtschaftlichen Aufstieg des Marktortes zum Zentrum der Seewinkelgemeinden bei. Durch Großbrände wurde das Ghetto 1758, 1778 und 1781 mehrfach völlig vernichtet, danach aber wieder aufgebaut. Auch die Synagoge erlitt durch einen Brand schwere Beschädigungen; drei Jahre später wurde die neue Synagoge fertiggestellt, deren Einweihung der Oberrabiner Israel Aaron Landesberg vornahm.

So wie in den anderen jüdischen Siedlungen nahm die Einwohnerzahl seit Ende des 19. Jahrhunderts stark ab. Viele Juden übersiedelten in die Städte. 1934 lebten in Frauenkirchen nur mehr 386 Juden. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 wurde in Frauenkirchen ein provisorisches Anhaltelager eingerichtet, in dem etwa 400 Personen inhaftiert waren, darunter auch Juden aus Frauenkirchen und anderen Gemeinden des Seewinkels. Im April 1938 wurden 60 Juden gezwungen das Deutsche Reich binnen 14 Tagen zu verlassen. Sie wurden über die ungarische Granze abgeschoben. Viele wichen zunächst nach Wien aus. Weil die Möglichkeiten ins Ausland zu fliehen sehr beschränkt waren, erfolgte ihre Vertreibung zumeist nach Wien. Bis 17. Mai hatten bereits 127 Personen Frauenkirchen verlassen und am 13. August 1938 befanden sich laut eines Gendarmerieberichtes nur mehr drei jüdische Familien in Frauenkirchen. Vor der Vertreibung mussten sie Verichterklärungen unterschreiben. Die Häuser der Vertriebenen wurden von der Gemeinde Frauenkirchen übernommen und zum größeren Teil an Privatpersonen verkauft. Die Synagoge wurde abgetragen, ebenso die Häuser in der Judengasse.
Von den im Jahr 1938 in Frauenkirchen wohnenden 400 Juden sind 123 in der Shoah umgekommen, 162 haben überlebt. Heute erinnert der große jüdische Friedhof mit seinen mehr als 1.300 Gräbern an die ehemalige Frauenkirchener Kultusgemeinde. Gegen Mitte der 1990er Jahre wurde der Friedhof vom "Verein Schalom" wieder instand gesetzt. Der Vereins „Initiative Erinnern Frauenkirchen“ schuf einen 2013 „Garten der Erinnerung“ an der Stelle der ehemaligen Synagoge - eine Bronzene Thorarolle und Tafeln mit den Familiennamen der jüdischen Bewohner.

Literatur:

Herbert Brettl, Die jüdische Gemeinde in Frauenkirchen, Halbturn 2003 und 2016

Benjamin Schwab, Die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in Frauenkirchen, Diplomarbeit TU Wien, 2016


 

 

 

Grafik / Karte

  juden im bgld
Judengemeinden im Burgenland und Anzahl der Bewohner israelitischer Religionszugehörigkeit 1934.

Eingang zum Eisenstädter Judenviertel 1888.  Burgenländisches Landesarchiv. Grafische Sammlung.
Eingang zum Eisenstädter Judenviertel 1888.
Burgenländisches Landesarchiv. Grafische Sammlung.

verwandte Beiträge

 

Quellen

  • Irmtraut Lindeck-Pozza; Juden zwischen Ungarn und Österreich im Mittelalter. In: Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Heft 92 1993
  • http://www.zobodat.at/pdf/Wiss-Arbeiten-Burgenland_092_0013-0022.pdf
  • Prickler, Harald: Beiträge zur Geschichte der Burgenländischen Judensiedlungen. - Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland  92: 1993 65-106.
  • http://www.zobodat.at/pdf/Wiss-Arbeiten-Burgenland_092_0065-0106.pdf
  • Hodik, Fritz P.   "Beiträge zur Geschichte der Mattersdorfer Judengemeinde im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts".
  • Burgenländischen Forschungen Band 65, 1975
  • Vielmetti Nikolaus, Das Schicksal der jüdischen Gemeinden des Burgenlandes. - Burgenländische Forschungen III: Festgabe "50 Jahre Burgenland" (Eisenstadt 1971), Seite 197
  • Kropf, Rudolf: Beiträge zur Sozialgeschichte des südburgenländisch-westungarischen Judentums vom Toleranztpatent Josefs II. bis zur Revolution von 1848
    Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland. Festschrift für Gerald Schlag
  • Tometich Gertraud, Als im Burgenland noch das Schofarhorn ertönte. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Mattersburg und UMgebung. Marz 2013
  • Juden und Migration im ländlichen Raum vom 16. bis zum 19 .Jahrhundert https://www.ruralhistory.at › publikationen › rhwp  RHW P23
  • Tobler, Felix: Juden und Recht. Zur Rechtsnormengebung der Fürsten Esterházy für die jüdischen Siebengemeinden (1790-1848). Burgenländische Heimatblätter 2020, Heft 1 &2. Eisenstadt 2020. S.33- 64
  • Tobler Felix: Die Fürsten Esterházy als Schutzherren der jüdischen Sieben-Gemeinden 1612-1848. Mitteilungen aus der Sammlung Privatstiftung Esterházy. Band 12 Eisenstadt 2021
  • Martischnig, Michael: Jüdische Händlerfamilien in Mattersdorf/Mattersburg und ihr Verkaufsrepertoire in Produktkatalogen der Zwischenkriegszeit. IN: Bibliothekar und Forscher. Beiträge zur Landeskunde des burgenländisch - westungarischen Raumes. Festschrift Norbert Frank. Burgenländische Forschungen band XXV. Eisenstadt 2003

 
 
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