Franz (Freenc) Faludi
Jesuit, ungarischer Barockdichter; er gilt als Bahnbrecher der ungarischen nationalen Literatur, und zwar sowohl der Prosa, der er mit seiner Novellensammlung "Winternächte" neue Wege wies, wie auch der Lyrik. Wichtig waren auch seine Übersetzungen aus dem Spanischen. Er war der Gedankenwelt des Barock verhaftet, aber auch von aufklärerischen Elementen beeinflusst.
Sein Vater war kleinadeliger Angestellter der Batthyany, der seinen Wohnsitz wegen der ständigen Kuruzzengefahr von Körmend nach Güssing verlegte. Die Mutter stammte aus der Familie Radostics. Nach seiner Schulzeit in Güns und in Ödenburg trat er 1720 mit 16 Jahren dem Jesuitenorden bei. Er wirkte als Lehrer an den Jesuitengymnasien in Preßburg und Fünfkirchen. Er war Universitätsprofessor in Graz, Linz und Wien. In Wien studierte er ein Jahr lang Mathematik und vier Jahre Theologie. 1735 erfolgte die Priesterweihe. Von 1741 bis 1746 ungarischer Beichtvater an der Peterskirche in Rom. Sein Romaufenthalt dürfte sein dichterisches Schaffen stark geprägt haben. Er war mit dem Jesuitendichter Guilio Cesare Cordora befreundet und gehörte der Academia Arcadia an. Anschließend war er in verschiedenen Niederlassungen des Ordens in Ungarn in verschiedenen Funktionen tätig. In Wien wurde er 1747/48 stellvertretender Direktor am Pazmaneum und hielt Vorlesungen über römische und deutsche Rechtsgeschichte. In Graz war er Professor der Philosophie und stellte mehrere Handbücher für Mathematik und Festungsbauwesen zusammen. Drei Jahre lang leitete er die Jesuitendruckerei in Tyrnau. 1751 bis 1754 war er Rektor des Jesuitenkollegs in Güns, 1754 bis 1757 Rektor des Günser Jesuitengymnasiums. Bis 1773 war er Direktor des Jesuitengymnasiums in Preßburg und Bibliothekar des Jesuitenkollegs. Einige Jahre hindurch war er auch als Zensor tätig. Nach der Auflösung des Jesuitenordens übersiedelte er nach Rechnitz, wo er im Armenhaus der Batthyany lebte.
Faludis Welt war noch weitgehend die des späten Barockkatholizismus, der sich aber während seiner Lebenszeit unter dem Einfluss der Aufklärung zu verändern begann, durch Laisierung der Bildung, Infragestellung des jesuitischen Bildungsmonopols, Toleranz gegenüber den Akatholiken. Faludi wandte sich auch an die neuen Leserschichten im Kleinadel und in der Bürgerschaft der Marktstädte.
Faludis Gesichte sind in einem Handschriftenband in der bischöflichen Bibliothek in Steinamanger erhalten. Erst im Jahre 1786 wurden sie gedruckt. Unter den Gedichten ist das heroisch - Pathetische Gedicht "Nadasdi" bekannt. Faludi steht am Anfang einer neuen "ungarischen" Literatur. Sein Stil ist durch bewusste Übernahmen aus der Volkssprache gekennzeichnet. Er verfasste neben Liedern auch das jesuitische Trauerspiel "Konstantin Porphyrogennetos". Zu seinen wichtigsten Prosaarbeiten gehören die Übersetzung moralphilosophischer Werke, etwa eines englischen Jesuiten. Faludi gab das Werk über das gottgefällige Leben des adeligen Mannes, der adeligen Frau und des Jünglings in drei Bänden heraus. Aus dem Nachlass ist die Novellensammlung "Winternächte" erhalten.