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Das rechteckige Forum lag im Bereich des heutigen Hauptplatzes. An der Nordseite lag das große Staatsheiligtum, den Göttern Juppiter, Juno und Minerva gewidmet. Der Tempel hatte eine Länge von 35 m und eine Breite von 10 m. Vor dem Eingang am Forum standen vier riesige Säulen. Die archäologischen Ausgrabungen fanden die Säulenbasen noch an Ort und Stelle. Die zerbrochenen Säulen lagen, ebenso wie die korinthischen Kapitelle, davor. Die drei riesigen Götterstatuen , deren Überreste ebenfalls gefunden wurden und die man so gut es ging wieder zusammengefügt hat (im Keller des Fabricius - Hauses zu besichtigen), sind aus Marmor, den man aus Griechenland nach Italien importierte. Dort wurden die Statuen Anfang des 2. Jahrhunderts gefertigt und schließlich nach Scarabantia transportiert. Die Kaufsumme und die Transportkosten müssen enorm gewesen sein. Das Heiligtum wurde in späterer Zeit mehrmals umgebaut. Es erhielt zwei Seitenflügel, die einen heiligen Bezirk umschlossen. Im Ostflügel wurde ein 9 mal 12 m großer, sorgfältig ausgestatteter Saal, der offenbar ebenfalls kultischen Zwecken diente, freigelegt. In den Trümmern des Gebäudes wurden Teile einer Minerva – Statue gefunden.

Auch die anderen Seiten des Forums und deren Bebauung sind größtenteils bekannt. Am Beginn der St. Georgsstraße (Szent György - utca), in der südöstlichen Ecke des Forums, befand sich ein großer Saalbau. An der Südseite standen ebenfalls Heiligtümer. Zwei Altäre, dem Gott Merkur und dem Liber Pater (Bacchus) gewidmet, wurden hier gefunden. Sie wurden später in die Schwelle eines anderen Gebäudes eingemauert. Daneben stand wahrscheinlich das Heiligtum des Silvanus Augustus. Den offiziellen, staatlichen Göttern und ihrem Heiligtum lagen also die Tempel jener Gottheiten gegenüber, die die Kaufleute der Stadt anscheinend besonders verehrten. An der Westseite des Forums befand sich die Basilica, der Gerichtssaal, in dem aber nicht nur Recht gesprochen wurde. Hier wurden auch Geschäfte getätigt und Verträge abgeschlossen. Am Forum könnte auch - wie Überreste im Fabricius - Haus zeigen - ein öffentliches Bad gelegen haben.

Ein weiteres, sehr ausgedehntes öffentliches Bad lag am anderen, südlichen Ende der Stadt im Bereich des Ursulinen - Platzes. Im Keller der Schule der Ursulinerinnen können Überreste (Becken, Heizung, Heizkanal) besichtigt werden. Neben diesen wichtigsten Bauresten aus der Römerzeit gibt es noch zahlreiche weitere Gebäudefundamente, die die regelmäßige Anlage des Straßennetzes innerhalb der Stadtmauern erkennen lassen.

Die Wasserleitung

So wie viele andere Römerstädte hatte auch Scarabantia eine hervorragende Wasserversorgung. Die Wasserleitung wurde schon gegen Ende des 1. Jahrhunderts gebaut. Sie leitete das Wasser aus Quellen bei Wandorf (Sopronbanfalva, heute als Kertvaros ein Teil Soprons) in die Stadt. Die Wasserleitung wurde zum Teil über ein Aquädukt geführt, das teilweise ausgegraben und erforscht wurde.

Das Amhitheater

Das Amphitheater von Scarabantia lag nördlich der Stadt, an der Hauptstraße in Richtung Vindobona (Wienerstraße). Es hatte eine Größe von 125 mal 85 m, die Arena war 60 m lang und 43 m breit. Das Theater war in den Hang hineingebaut, sodaß an der Hangseite weit mehr Zuschauerreihen angebracht werden konnten. Insgesamt dürfte Platz für etwa 14.000 Zuschauer gewesen sein. Als Besonderheit wäre anzuführen, daß die Zuschauerränge vermutlich überdacht waren. Es wurden in den Ruinen des Theaters zahlreiche Dachziegel gefunden. In die Außenmauern waren Nischen eingebaut, in denen wahrscheinlich die für die Spiele notwendigen Tiere eingesperrt waren. Am Tor der Göttin des Todes (porta Libitinae) gab es eine Nische, in der vermutlich die getöteten Tiere deponiert wurden. Wie in den meisten Theatern befand sich neben dem stadtseitigen Eingang zum Theater, der überwölbt war, ein Tempel der Nemesis. Als Diana Nemesis wae sie der Schutzgöttin der Tierkämpfe. Eine Reliefdarstellung dieser Göttin wurde im Tempel gefunden, neben Geschirrscherben, Tonlampen und Tierknochen - vielleicht die Überreste von Opfern.

Sogar der Name eines Spielleiters (magister ludorum) ist bekannt: Caius Cotonius Campanus war ein Veteran der XV. Legion.

Straßen

An vielen Stellen der Stadt wurden Überreste der Bernsteinstraße, sorgfältig gepfalstert, gefunden. Um die Wende vom 1. Zum 2. Jahrhundert, als die Romanisierung schon beträchtliche Fortschritte gemacht hatte, dürfte nach den Befunden der Archäologen anläßlich des Besuches des Kaisers Domitian (92 n. Chr.) die Straßen erweitert und erneuert. Offenbar wurde das ganze Land - von der Straße als zentraler Achse ausgehend - neu vermessen und aufgeteilt. Bis heute kann man auf Luftaufnahmen die Nachwirkungen dieses Vermessungs- und Katastersystems erkennen. Daß die Straße nun systematisch und gradlinig angelegt wurde zeigt die Tatsache, daß sie über Hüttenfundamente und ältere Gräber aus dem 1. Jahrhundert hinwegging.

Die Stadtmauern - bis heute größtenteils erhalten

Nach den Markomannen- und Quadenkriegen wurde die Stadt Scarabantia wieder aufgebaut. In den folgenden Jahrzehnten blieben die Städte im Inneren der Provinz von Einfällen verschont. Ab etwa 260 begann die Situation aber wieder sehr gefährlich zu werden. Erneut häuften sich die Barbareneinfälle. Sie hatten zur Folge, daß im ausgehenden 3. Jahrhundert nun auch die Binnenstädte der Provinz Pannonien wie Savaria und Scarabantia auf Anordnung des Staates und mit Hilfe des Militärs befestigt wurden. Die nunmehr errichtete Stadtmauer von Scarabantia umschloß nicht die ganze Stadt, sondern nur deren Kern mit den wichtigsten Gebäuden. Diese Stadtmauer ist bis heute zu einem großen Teil erhalten, weil sie später in das mittelalterliche Befestigungssystem einbezogen wurde.

Die Stadtmauer hatte einen annähernd ellyptischen Verlauf und umschloß ein Gebiet von etwa 90.000 m², in der Länsachse 404 m, in der Querachse 250 m groß. Bei der Anlage der Mauer nahm man offenkundig wenig Rücksicht auf bestehende Gebäude - diese wurden abgerissen. Die Mauer war etwa 3 m dick und 8,5 m hoch. Im Abstand von 23 bis 25 m standen 34 hufeisenförmige Bastionen, die zur Hälfte aus der Mauer vorragten. An der Innenseite der Mauer waren sie durch Wehrgänge mit Treppenaufgängen verbunden. Die ummauerte Stadt war durch zwei mächtige, überwölbte Toranlagen zugänglich. Diese waren durch je zwei Türme gesichert. Das Nordtor beim späteren Stadtturm (Feuerturm) wurde ausgegraben und kann besichtigt werden. Die Toranlage wurde mehrmals umgebaut. Ursprünglich war sie ebenfalls durch Hufeisenbastionen gesichert, später traten an ihre Stelle zwei Rundtürme und schließlich mächtige, aus großen Quadersteinen gebaute Türme mit quadratischem Grundriß. Das zweite, südliche Tor befand sich im Bereich des Schulhofes der Ursulinerinnenschule. Für Fußgänger gab es in der Stadtmauer noch einige sehr schmale Türen.

Das Territorium der Stadt und Gutshöfe in der Umgebung

Das Territorium der Stadt Scarabantia reichte im Süden bis zur Rabnitz, wo es an das Gebiet von Savaria grenzte, im Westen bis zum Alpenrand und zum Leithagebirge, im Norden etwa bis zum Nordende des Neusiedler Sees bei Neusiedl und zum Sumpfgebiet des Wasens (Hansag). Im Osten sind die Grenzen nicht genau bekannt. Auf dem Gebiet der Stadt lagen zahlreiche Landgüter (villae), deren Besitzer man aus Inschriften auf Grabsteinen und Altären sehr oft bestimmen kann. Dazu einige Beispiele. In unmittelbarer Umgebung von Scarabantia etwa, am südlichen Stadtrand in den Lebern (Lövörok) hatte in sehr schöner Hanglage Titus Petronius Verecundus seinen Landsitz. Ein weiterer Gutshof stand in Harkau (Harka). In Steinabrückl (Sopronköhida) hatte Iulius Senilis seinen Landsitz, nicht weit davon entfernt lag das Gut des Publius Aelius Romanus, der der Göttin Diana einen Altar aufstellen ließ. An der Grenze zu Kroisbach (Fertörakos) hatte Lucius Avitus Maturus seinen Besitz. Er gehörte zu den Stiftern des Methrasheiligtums von Kroisbach. Besonders interessant unter den vielen weiteren Villen ist jene in Wolfs (Balf). Sie lag in der Nähe der berühmten Heilquelle, die schon in römischer Zeit genutzt wurde. Die Quelle war mit Terracottaplatten gefaßt und das Wasser wurde durch einen Kanal in das Bad in der Villa geleitet.

Germanensiedlungen in der Umgebung von Scarabantia

Schon bald nach den schweren Germaneneinfällen und den Kriegen gegen Markomannen und Quaden, etwa um das Jahr 175, wurden in der Nähe der Stadt Scarabantia, an der Straße in Richtung Wandorf (Sopronbanfalva, Kertvaros) Germanen, wahrscheinlich Quaden, angesiedelt. Ihr Dorf, das aus in den Boden eingetieften Fachwerkhäusern bestand, wurde in den frühen 1970er Jahren ausgegraben. Man kann vermuten, daß es sich dabei um eine Gruppe von Quaden handelte, die einen Vertrag mit den Römern hatte, mit den eigenen Stammesgenossen in Konflikt kam und um Aufnahme im Römischen Reich ersuchte. Derartige Germanenansiedlungen innerhalb der Reichsgrenzen waren schon damals nicht selten und sollten in der Folgezeit immer öfter durchgeführt werden. Später kamen vermutlich die christlichen Markomannen der Königin Fritigil hinzu. Im 6. Jahrhundert schließlich, in der Zeit, als die Langobarden Pannonien beherrschten, dürfte Scarabantia -Ödenburg das Zentrum des germanischen Stammes der Heruler gewesen sein.

 

 

 

 

 

 

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