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Johann Bauer

 

Johann Bauer war einer der einflussreichsten und bedeutendsten Agrarpolitiker nach dem 2. Weltkrieg.

Er stammte aus einer bäuerlichen Familie. In früher Kindheit verlor er seinen Vater. Die Landwirtschaft wurde verpachtet und Bauer begann eine Maurerlehre in Wien. Dann wechselte er in die Landwirtschaft und arbeitete als Landarbeiter in Niederösterreich. 1910 übernahm er den Familienbetrieb in Ritzing, wo er auch politisch aktiv wurde. Er wurde der Leiter des dortigen Konsumvereins. Von 1914 bis 1918 leistete er Kriegsdienst.

Im neu errichteten Burgenland schloss er sich dem Landbund an und gehörte bald zu dessen führenden Funktionären. 1924 bis 1926 war er in der Landesparteileitung. In Ritzing gründete er 1922 eine der ersten Raiffeisenkassen des Landes, eine Druschgemeinschaft und einen Obstbauverein. 1926 trug er entscheidend zur Gründung des "Verbandes der landwirtschaftlichen Genossenschaften" bei, saß ab 1928 im Aufsichtsrat und war 1934 bis 1938 dessen Obmann.

1927 vollzog er wie viele andere Landbündler eine politische Wende. Er wurde Mitglied der Christlichsozialen Partei und machte dank seines hohen Ansehens bei vielen burgenländischen Bauern rasch Karriere. 1930 wurde er Landtagsabgeordneter und gehörte dem Landtag bis 1938 an. Als Vertreter des Christlichsozialen Bauernbundes wurde er Kammerrat, 1931 dritter und 1936 zweiter Präsident der Kammer. 1934 wurde er Landesführer des Bauernbundes und zum Vizepräsidenten des Ständischen Landtages ernannt. In der Vaterländischen Front war er stellvertretender Landesführer, ab 1936 Vorsitzender des Landesbauernrates.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verlor er alle seine Funktionen und wurde für etwa einen Monat in "Schutzhaft" genommen. Danach lebte er auf seinem Ritzinger Hof.

Die große Stunde des Johann Bauer kam nach dem Krieg. Leopold Figl bewog ihn, im Burgenland den Aufbau des ÖVP - Bauernbundes zu organisieren. Dies tat Bauer höchst erfolgreich, indem er nicht nur die christlichsozialen Bauern der Zwischenkriegszeit sondern auch die ehemaligen Funktionäre des Landbundes gewann, darunter Georg Fiedler, Martin Drescher und Johann Grabenhofer und viele andere. Schon im Herbst 1945 konnte er einen provisorischen  Landesvorstand des Bauernbundes und Bezirksbauernorganisationen präsentieren. Lorenz Karall holte Bauer als Agrarreferenten  in den "provisorischen Landesausschuss des Burgenlandes". Am 1. Oktober 1945 wurde die Landwirtschaftskammer wieder errichtet und Landeshauptmann Leser betraute Bauer mit deren Leitung. 1946 wurde auch der "Verband der landwirtschaftlichen Genossenschaften" wieder ins Leben gerufen und Bauer wurde dessen Obmann.

1945 wurde Bauer in den Landtag gewählt und  1946 Landesrat für Agrar- und Ernährungswesen. Damit hatte er eine ungeheure Machtfülle in seiner Hand, in den ersten Nachkriegsjahren aber auch große Verantwortung für die Sicherstellung der Ernährung. Bauer nutzte seine Machtfülle um unermüdlich am Aufbau und der Modernisierung der Landwirtschaft zu arbeiten. Diese Machtfülle forderte aber auch den politischen Gegner und nicht zuletzt die eigenen, jüngeren Parteifreunde heraus, die in Bauer immer mehr ein Hindernis für den eigenen Aufstieg sahen. Das Kesseltreiben gegen Bauer setzte mit dem "Lagerhausskandal" ein. 1954 wurde bekannt, dass mehrere Lagerhausgenossenschaften schlecht geführt wurden und in beträchtliche Schwierigkeiten geraten waren. Man machte den "Multifunktionär" Bauer mit dafür verantwortlich und griff ihn scharf an. An seiner persönlichen Integrität gab es freilich bald keinen Zweifel. Die mangelnde Kontrolle warf man ihm aber weiterhin vor. 1954 wurde er am Landesparteitag der ÖVP deshalb angegriffen. Zwar gelang es Karall und Julius Raab, diese Angriffe zurückzuweisen. Bauer aber war persönlich zutiefst getroffen und legte bis Winter 1955 alle seine Ämter schrittweise zurück. Er lebte zurückgezogen in Ritzing.

Daten

* 07.09.1888 in Ritzing
† 27.08.1971 in Wien

 

Landesrat, Politiker des Landbundes und der ÖVP