Urgeschichte
Das Gemeindegebiet von St. Margarethen ist - so wie das der Nachbargemeinden - überaus reich an urgeschichtlichen Funden. Aus der Jungsteinzeit sind neben Streufunden auch mehrere Siedlungsstellen bekannt. 1901 wurde eine Lochaxt aus Serpentin und 1939 ein kleines Flachbeil gefunden, zwischen dem Feldweg nach Siegendorf und dem Meierhof wurde eine Siedlung der linearbandkeramischen Kultur, auf den Mühläckern notenkopfverzierte Keramik gefunden. Funde auf den Puckerdorfer Äckern weisen auf eine Siedlung der Badener Kultur hin, ebenso Knochen und Keramik nahe der ungarischen Grenze im Urbarialwald. 10 Skelettgräber an der Stelle des Zollhauses sind frühest- und frühbronzezeitlich (Loretto-Gruppe und Wieselburger Kultur). Aus diesen Gruppen wurden noch weitere Funde gemacht. Aus der mittleren Bronzezeit stammt eine Armspirale von den Brunnäckern (naturhistorisches Museum Wien). 1892 wurde durch den Ödenburger Altertumsverein ein Grabhügel erforscht, mit reichen Funden. Wahrscheinlich wurde hier ein älterer Hügel von Kelten für Nachbestattungen benutzt. Die Funde sind mit Ausnahme einer Perle im Ödenburger Museum verschwunden.
Auch römerzeitliche Funde gelangten in das Ödenburger Museum, etwa ein römischer Steinlöwe, 1830 im Steinbruch gefunden. 1929 grub A. Barb ein quadearisches Gebäude mit 10,75 m Seitenlänge aus. Er deutete diesen Bau als einen römischen Wachturm (Burgus), um 370/71 errichtet und 374 schon wieder zerstört.
Der Ortsname
Der Ortsname ist vom Patrozinium St. Margaretha abzuleiten. Der ältere Ortsname Mayad kann nicht erklärt werden. Vielleicht geht er auf einen slawischen Personennamen (Mojad?) zurück.
Zur Entwicklung des Ortsnamens: 1232 Ma<ad, 1254 Maiad, 1276 Cancta margareta, 1292 Mayad, 1296 Mead, 1327, 1349, 1359, 1373 Mayad, 1407, 1415 Sand Margreten, 1458, 1453 Sannd Margreten, 1515 sannd Marghretnn, 1569 Sandt Margareten, 1675 Marckht St. Margarethen. Offizieller ungarischer Name: Szenmargitbánya
Entwicklung im Mittelalter, Grundherrn
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1232. Ein pristaldus (Herold) Detlip (Detlep) da Mayad war in einem Besitzstreit als Herold des Königs tätig. Vermutlich gehörte er bereits der Familie Gutkeled an, doch ist dies urkundlich nicht zu belegen. Die Gutkeled waren ein Geschlecht deutscher Herkunft, das im Wulkabecken umfangreiche Besitzungen erwarben, wahrscheinlich als Schenkungen des Königs. Etwas sicheren Boden bezüglich der Gutkeled betritt man mit Paul von Sankt Margarethen, Sohn des Nikolaus. Er geriet mit Konrad von Ungarisch Altenburg (Geschlecht der Poth, Györ) in Streit. Ein Wieselburger Bürger Gal bzw. dessen Bruder Ozlop wurden als Pristalden tätig. 1276 wurden in der Übergabeurkunde von Klingenbach an das KLoster Marienberg erstmals Bewohner St. Margarethens als Zeugen genannt: Andreas Lueczel, Lyebharth, Sägart, Petrus, Pringrin, Nicolaus und Engelhard.
Während seines Zuges gegen die Güssinger kam 1289 Herzog Albrecht von Österreich nach der Belagerung und Einnahme von Mattersburg auch nach St. Margarethen. Die Burg, deren Standort nicht bekannt ist, musste sich ergeben und sollte abgerissen werden. Die Gutkeled waren damals Verbündete der Güssinger und der Mattersdorfer. In einer Urkunde aus dem Jahre 1292 wird erwähnt, dass Graf Paul an allen Kriegszügen, besonders gegen die Steirer, teilgenommen hatte und dabei seine Verwandten Lodomer de Mayad (Lothar von St. Margarethen), Laurentius de Pardan (Lorenz von Wulkaprodersdorf) und 70 Knechte (Gefolgsleute) gefallen seien. Paul selbst geriet verwundet in Gefangenschaft und musste zur Aufbringung des Lösegeldes seinen Besitz in Sankt Margarethen verkaufen. Er und sein Sohn Lothard und sein Enkel Ladislaus wurden mit einer Salzmaut am Flusse Szamos vom König entschädigt. König Ladislaus bestätigte diese Schenkung, weil Lothard und Ladislaus ihm Hilfe gegen den Böhmenkönig Ottokar geleistet hatten. Dabei wurde Lothard verwundet, sein Bruder Dominik fand in einem Gefecht gegen die Kumanen den Tod. Beide waren auch am Kriegszug König Andreas III. gegen Albrecht von Österreich und gegen die Söhne Heinrichs von Güssing beteiligt. Im Kampf gegen Ottokar wurde das Kastell der Gutkeled in Sankt Margarethen zerstört.
Noch im 13. Jahrhundert teilte sich der St. Margarethener Hauptzweig der Gutkeled in zwei Linien, den Lothárd - Zweig und den Báthory - Zweig. Als König Karl I. Robert zum König gewählt wurde schlossen sich die Gutkeled (die Söhne Lothards, Jakob, Paul (II.) und Johann sowie die Söhne seines Bruders Dionysius, Andreas, Dionysius und Lothard) seinen Gegnern, dem Matthäus Csák und den Güssingern, an. Sie wurden 1318 ihrer Besitzungen für verlustig erklärt.
Ladislaus, der Sohn Nikolaus I., belehnte Wolfger, Nikolaus, Ebron, Andreas und Michael, Söhne des Ebron genannt Mendel de Mead mit Besitzungen in St. Margarethen, mit 4 1/2 Lehen Acker sowie mit einem halben Lehen in Eisenstadt "nach österreichischem Recht". Möglicherweise waren dies Dienstleute der Gutkeled, die erst kurz zuvor eingewandert waren. 1300 erfahren wir aus einer Teilungsurkunde zwischen Ladislaus und dessen Bruder Johann über die Besitzungen der Gutkeled. Ladislaus erhielt St. Margarethen, St. Georgen, Oslip und Mörbisch sowie die Hälfte von Család, Johann erhielt Eisenstadt, die andere Hälfte von Család sowie eine Besitzung an der Drau. Mit diesen Brüdern erlosch wahrscheinlich der Hauptstamm der St. Margarethner Linie, die Besitzungen wurden auf andere Linien aufgeteilt.
Um 1341 wechselte St. Margarethen aus dem Besitz der Gutkeled in die Hände des Königs Ludwig. 1349 bezeichnete König Ludwig I. St. Margarethen als "villa nostra Maynad", also als sein Dorf. Er schenkte in St. Margarethen dem Thomas, genannt Snobul, und Nikolaus, genannt Opproth, Söhne des Thomas, Sohn des Herthun von St. Margarethen, 5 1/2 adelige Kurien und erhob sie in den Adelsstand. Auch Wolfart und die Stadt Ödenburg hatten in dieser Zeit Besitzungen in St. Margarethen.
Von den Gutkeled hatten nur mehr zwei Linien Besitzungen in St. Margarethen. Einer dieser Zweige besaß ganz Wulkaprodersdorf und Trausdorf. Die Ortschaft Temfel (später Wüstung, auf Eisenstädter Gebiet) war den Gutkeled schon früher verloren gegangen. Der Bathory - Zweig erhielt diesen Ort vom König zurück. In der Folgezeit gaben die Gutkeled ihre zersplitterten Besitzungen im Wulkabecken nach und nach auf. In Wulkaprodersdorf kaufte sich Paul von Mattersdorf - Forchtenstein ein. Den Großteil der Gutkeled Besitzungen erwarben aber die aufstrebenden Kanizsai: St. Margarethen, Oslip, Eisenstadt, Mörbisch, Wulkaprodersdorf ... Einige Gutkeled protestierten vergeblich. Johann von Kanizsai, Erzbischof von Gran, und dessen Brüder Nikolaus und Stephan saßen auf dem längeren Ast.
1359 erhielt Peter von Rabau als Abgeltung treuer Dienste zwei laneos (lehun) in St. Margarethen, in jenem Ortsteil, in dem die Kirche zur Hl. Margaretha stand. 1373 verkaufte Rabau an die Kanizsai.
Im 15. Jahrhundert werden zunehmend vor allem in Ödenburger Urkunden auch Bewohner von St. Margarethen genannt: 1405 etwa "der Steffel Pangrecz, des Siebenhirter Knecht zu St. Maragareten und der junge Smelcz, die haben genommen des Smuckenpfennigs (Ödenburger Bürger) Guldein". 1407 werden Stephan Krempl und Hanns Steinpuhel aus St. Margarethen als Bürgen genannt. 1415 bestätigen Wilhalm Alater und seine Frau Dorothea, dass sie ihr Gut in St. Margarethen dem "edlen Herrn Groff Stephan von Harrenstein (Hornstein)" verkauft haben. 1427 wird ein Bäcker Hanns Hoffkyricher erwähnt, 1436 ein Wolfgang Vydorffer, 1458 ein Niklas Mospekch.
Ortsanlage
St. Margarethen ist ein typisches Breitangerdorf der Kolonialzeit. Der Anger war von zwei Straßen begleitet, der heutigen Hauptstraße und der Kirchengasse. Die Verbauung des Angers erfolgte dann in der frühen Neuzeit. Die Kirche liegt etwas erhöht und war ursprünglich vom Friedhof umgeben. Neben der Kirche befindet sich ein Karner aus dem 14. Jahrhundert (heute Lourdeskapelle). Die Kirche selbst ist gotisch und wurde später barockisiert. Sie erhielt einen großen Zubau in jüngster Zeit.
Die ersten Ortserweiterungen fanden auf dem Anger statt, später wurden die beiden Angerstraßen verlängert, neue Hofstellen entstandn vor allem in Richtung Viehweide. Erst in der Zwischenkriegszeit wurde der Ort durch neue Straßen auf Gemeinde-, Urbarial- und Kirchengrund erweitert und entwickelte sich in der Nachkriegszeit explosionsartig.
Frühe Neuzeit
So wie nahezu alle Dörfer des Nordburgenlandes hatte auch St. Margarethen unter den Türkenzügen von 1529 und 1532, unter dem Bocskai - Aufstand von 1604/05 und unter dem Bethlenkrieg 1619/20 schwer zu leiden. 1683 wurde der Ort von den Tataren verwüstet, die Altäre der Pfarrkirche entweiht. Die Bewohner waren größtenteils nach Eisenstadt geflohen. Im Kuruzzenkrieg von 1705 war auch St. Margarethen erneut betroffen, die dort stationierten Kürassiere mussten fliehen. 1644, 1646, 1679 und 1713 waren Pestjahre. 1713 starben 38 Personen an der Seuche. 1745 verwüstete ein Großbrand den Ort, auch die Pfarrkirche litt stark. 1809 durchzogen französische und österreichische Truppen den Ort, der durch Lieferungen an die Armeen, Requirierungen und Einquartierungen schweren Schaden erlitt. 1704 brannten 11 Häuser ab, 1745 gab es erneut einen Großbrand.
1647 bekam der Ort das Marktrecht, das es aber nach dem Urbar von 1515 auch schon früher besaß.
Mit der Herrschaft Eisenstadt kam der Ort in den Besitz der Esterhazy. Diese verpfändeten St. Margarethen zusammen mit Schützen a. Geb. und Zagersdorf bis 1749 an Stefan Jesensky.
Urbare
Nach dem Urbar der Herrschaft Eisenstadt aus dem Jahre 1515 gab es in St. Margarethen ein ganzes, ein Dreiviertel-, 12 Viertellehen und 5 ganze und 4 halbe Hofstätten. Zahlreiche Hofstellen waren öde: 1 ganzes, 5 halbe, 5 Viertellehen und 4 Hofstätten. 4 Hofstätten dienten dem Pfarrhof. Es gab einen Schenkkeller und zwei Mühlen, die Schönmühle an der Wulka und die Feustlinmühle. Bannwein mussten jährlich 2 Fass von der Gemeinde getrunken werden. Getreide- und Weinzehent wurden von den zwei besten Höfen genommen. Die Robot betrug 12 Tage. Von den 150 Joch Überlandäckern, die nicht zu den Ansässigkeiten gehörten, wurden pro Jahr und Joch 2 Pfennige Jahreszins genommen. Die 30 Joch Hofbreiten, also der Herrschaftsgrund, mussten von den Untertanen bestellt werden.
1569 gab es zwei ganze, 5 Dreiviertel-, 22 halbe und 22 Viertellehen sowie 17 ganze, 10 halbe und 1Viertelhofstätten, einen Zechkeller, einen Edelhof mit 4 Untertanen sowie zwei Mühlen. Der Edelhof gehörte Christoph von Althaimb (Althan). Der behauste Pfennigdienst betrug 39 Gulden und einen Schilling, 66 1/2 Hennen, 220 Eier, 1 Muth Getreide. Die Fleischbank hatte 25 Pfund Unschlitt abzuliefern. Die beiden Müller, Niklas Müller von der Schönmühle und Balthasar Buschonigh von der Feustlinmühle zahlten je 2 Schilling 12 Denare Robotgeld. Die Ortsbewohner konnten im Steinbruch für den Eigenbedarf kostenlos Steine brechen. Die 104 1/2 Joch Überlandäcker waren um 2 Denare pro Joch und Jahr an 32 Parteien verpachtet. Es gab 73 Joch Hofäcker. Etwa 30 Joch Hofgründe und 10 1/2 Tagwerk Hofwiesen sowie weitere 12 Tagwerk Hofwiesen auf Schützener Gebiet hatten die St. Margarethener zu bearbeiten. Bannwein mussten jährlich 3 Fass, etwa 40 Eimer (ca. 3000 Liter), ausgeschenkt werden.1589 lamen 18 neugestiftete Hofstätten hinzu, 7 Joch Herrschaftsäcker wurden an 5 Bauern ausgegeben.
1675 bestanden zwei ganze Lehen, nämlich die Freihöfe der Wäschähelin (Vásárhely) und Grub. Dem Vásárhely - Freihof unterstanden 2 Viertel- und 2 Achtellehen. Es gab ein Spital, einen Gemeindekeller, ein Leutgebhaus, eine Gemeindeschmiede und ein Halterhaus. Die Abgaben an die Herrschaft betrugen nach Abschluss eines Kontraktes 1334 Gulden. Damit wurden verschiedene Leistungen, nicht aber die Robot, abgegolten. Es wird neben der Schönmühle eine Kaasermühle erwähnt. Die Herrschaft besaß 73 Joch Acker und 10 1/2 Tagwerk Wiesen sowie 30 Pfund Weingärten, die alle von der Bevölkerung bewirtschaftet werden mussten. Die Weingärten waren an den Erzbischof verpfändet. An Bannwein wurden dem Ort 60 Eimer auferlegt. An Bergrechtswein mussten 110 Eimer abgeliefert werden.
Haupterwerbszweig war der Weinbau. 1618 erhielt der Ort die Erlaubnis zur Führung eines Brandzeichens auf den Fässern und zum Verkauf in die Länder der böhmischen Krone. Der Besitz Auswärtiger war auch in St. Margarethen beträchtlich. 1570 etwa besaß Wr. Neustadt 94 Viertel Weingärten, 1754 1009 Pfund. Die Klöster Wr. Neustadts, das Neukloster, das Paulinerkloster und das Minoritenkloster hatten Weingärten, ebenso das Bistum und das Domkapitel. Auch andere niederösterreichische Orte und Herrschaften hatten Weingartenbesitz. 1570 umfasste die Weingartenfläche 394 Viertel, davon gehörten den St. Margarethenern lediglich 151 Viertel.
Im 18. Jahrhundert nahmen die Klagen über zusätzliche Belastungen der Gemeinde durch Leistungen außerhalb des Kontraktes zu. So mussten etwa 20 "lange Fuhren" nach Preßburg durchgeführt werden. 1710 hatte der Ort Schulden in der Höhe von 9 651 Gulden. 1768 pachtete die Gemeinde das Herrschaftswirtshaus (später "Gasthaus zum Pranger" ? ) Die Herrschaft errichtete in St. Margarethen einen Schafflerhof, der mit seinen 815 Schafen verpachtet war.
Die beiden Mühlen am Mühlbach waren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Feustlin - Mühle, auch Zaußermühle, Welleditsch - Mühle, Eselsmühle genannt, bestand bis 1939, als Josef Miszka den Mahlbetrieb einstellte. Die Familie Eselböck betrieb in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg dort ein Restaurant. Auch die Schönmühle (Hollermühle) wurde stillgelegt und für eine Getränkerzeugung genutzt.
Der Edelhof
Der Edelhof oder "Herrschaftshof" hebt sich auch heute noch deutlich von den übrigen Wohnbauten des Ortskernes ab. Als St. Margarethen von den Gutkeled in den Besitz der Kanizsai überging blieben einige Kleinadelsbesitzungen in den Händen von Familien, die ursprünglich wohl im Dienste der Gutkeled gestanden hatten. Zwei Edelhöfe werden im Urbar von 1675 erwähnt. Der Edelhof des Franntz Grub mit einem ganzen Lehen kann nicht lokalisiert werden. Der zweite Edelhof (Herrschaftshof) stammt im baulichen Kern aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, Wirtschaftsgebäude im Hof wurden im Spätmittelalter errichtet, der Erker an der Straßenseite wurde in der Barockzeit angefügt. Im 16. Jahrhundert gehörte der Hof mit fünf Untertanen im Ort dem Freiherrn Christoph von Althan, danach der Wr. Neustädter Familie Roll, die auch in Rust einen Freihof besaß. Über die Tochter Andreas Rolls kam er an Anna Katharina von Hanau, die Franz von Tannewitz heiratete. 1605, während der Bocskai - Rebellion, brannte der Hof wahrscheinlich ab, lag einige Jahre öde und wurde von der Witwe Tannewitz wieder aufgebaut und Sitz einer Meierei. Sie verkaufte den Hof wegen hoher Schulden an Hector Seifried Kornfall von Weinfelden. 1648 fiel der Hof durch Execution an die ungarischen Adeligen Michael Fénesy, Johann Cherny und Partner, die ihn 1654 an Paul Esterházy verkauften. Dieser verschrieb den Hof auf 15 Jahre an Gregor Nagy von Vásárhely, 1687 der Eva Tököly. 1702 nahm Esterházy den Hof zurück, verpfändete ihn aber mit den Orten Schützen, Zagersdorf und St. Margarethen um 60 500 Gulden an den Freiherrn Hieronymus a Scalvinoni. 1712 löste Stefan Jeszensky das Pfand ein, 1722 kam der Hof in den Besitz der Fürstin Maria Octavia Esterházy, geb. Gilleis. Der Hof war in dieser Zeit der Mittelpunkt der Herrschaft St. Margarethen. 1748 wurde das Gut von Paul Anton Esterházy übernommen. Die Herrschaft St. Margarethen wurde aufgelöst, der Hof verlor seine Funktion als adeliger Wohnsitz und verfiel. Erst vom neuen Besitzer Franz Gruber wurde er teilweise restauriert. Pläne, ihn zu einem Kulturzentrum zu machen, scheiterten an den hohen Kosten.
Interessant ist die Geschichte des trockengelegten Sees südlich des Ortes. In der Aufnahme des Militärgeographischen Institutes von 1784 wurde der See so beschrieben: "1/2 Stunde vom Orth Siegendorf ist ein 1 Stund langer und 1 Stund breiter Teich, ist beständig sumpfig und hat keinen Auslauf.-Sumpfige Wiesen - die Wege haben lettigen Grund und sind bei nasser Witterung schlecht." In der Ödenburger Zeitung vom 21.11. 1885 wird berichtet, dass der See als unfruchtbar geführt wurde, "mitunter waren aber auch viele Fische in dem Gewässer und die wandernden Wasservögel sowie Schwärme von Wildgänsen und Wildenten machten hier Station, sehr zum Missfallen der Nachbarn, deren Saatgut herhalten musste" (zitiert nach Meyer Wolfgang). Nach der Grundentlastung und Kommassierung wurde die Gutsverwaltung der Esterhazy zunächst aus dem Dorf an den östlichen Ortsrand verlegt (später als "Magazin" bezeichnet) und nach 1885/86 wurde der Sulzhof am Rande der Lacke errichtet - mit Verwaltungsgebäude, Wohnungen für das Meierhofgesinde und Massenunterkünften für die Saisonarbeiter, in denen bis zu 100 Personen Unterkunft fanden. Bis zu 100 Zugochsen waren im Einsatz. Am Südrand der ehemaligen Lacke stand der Sommerhof, im Besitz der Parzenhofer. Auch etwa die Hälfte des Esterhazybesitzes war an die Zuckerfabrik verpachtet. Um 1885 begannen die Trockenlegungs- und Meliorationsmaßnahmen der "Sulzbreiten". Durch einen Tunnel und einen Kanal wurde das Wasser in den Notbach abgeleitet und 350 ha Ackerfläche dadurch gewonnen. Der Stollen war 300 m lang und wurde von Arbeitern aus Italien unter der Leitung des Triestiner Bauunternehmers Giacomo Ongaro und seinem Adjunkten Romolo Ruffini gebaut. Ruffini war später esterhazyscher Steinbruchleiter und baute für dich und seine Familie den Sonnenhof. Die Drainagekanäle hatten eine Gesamtlänge von 13 Kilometer, sie waren bis zu zwei Meter tief.
Kirche
1276 wird der Ort nach dem Patrozinium einer Kirche oder Kapelle als Sankt Margarethen bezeichnet. Nach der Lokaltradition soll sich in St. Margarethen auch ein Kloster befunden haben. Eine Urkunde von 1277 bezieht sich aber auf ein anderes "Mayad" im Komitat Somogy.
Schon sehr früh, im Jahre 1341, wird ein Pfarrer von St. Margarethen erwähnt. In diesem Jahr entsandte Bischof Koloman von Raab die Pfarrer Gervacius Soproniensis, Paulus de Nayad und Leopoldus de Minori Martino zu einer Güterschätzung nach Walbersdorf, Wulkaprodersdorf und Loipersbach. Es ging dabei um einen Streit zwischen Elisabeth, Tochter des Bartholomäus von Walbersdorf, mit ihrem Verwandten Lorenz, Sohn des Nicolaus von Walbersdorf um ein ihr zustehendes Mädchenviertel und um 50 Mark aus der Morgengabe ihrer Mutter. Paulus de Nayad ist nach H. Prickler eine Verschreibung von Mayad, also von St. Margarethen.
Harald Prickler: Der älteste Pfarrername von St.Margarethen (1341). Burgenländische Heimatblätter 2/2008, S.117 - 120
1359 wird die Kirche erstmals urkundlich erwähnt. 1436 wird der Pfarrer und Dechant Andreas zusammen mit Andreas, dem Pfarrer von Rust, genannt. Wann die Pfarre errichtet wurde, ist nicht mehr zu eruieren. Unbekannt ist auch, wann das Margarethen - Patrozinium in ein Johannes Patrozinium umgewandelt wurde.
Auch St. Margarethen wurde evangelisch. Bis 1587 ist ein evangelischer Pfarrer namens Johann Scharlapauer nachweisbar. Er stand offenkundig unter dem Schutz des Eisenstädter Hauptmannes Seyfried Kollonitsch. Während dieser Zeit bewarb sich kein katholischer Pfarrer um den Ort, "weill die gemain ganz und gahr den sektischen irrthumben ergeben". 1582 sollte ein katholischer Pfarrer eingesetzt werden, da die ganze Pfarrgemeinde "dermaßen verfuert worden, das schier das gantz religionswesen, laider Gott erbarme, bey ihnen verfallen ist". Erzpriester Spillinger hatte August Angermeier aus Bayern für die Pfarre vorgesehen, dieser bekam die Pfarre aber nicht. 1583 sollte Wolfgang Hufschmiedt dafür sorgen, dass "die alte Religion widerumb gepflanzet, die jugent recht und catholisch unterricht, das verfuert volck zum dienst Gottes und zum Weg unserer Voreltern wider gebracht müge werden". (alle Zitate aus Rittsteuer, Klosterratsakten). Der Passauer Offizial (und spätere Kardinal) Khlesl bezweifelte aber dessen Eignung, da Hufschmiedt sich zuvor in Unterwaltersdorf ein Weib genommen hatte. So blieb Scharlapauer weiter in der Gemeinde und kaufte sich dort sogar ein Haus. Kollonitsch hatte zwar 1583 den Befehl erhalten, ihn zu entlassen, tat dies aber nicht. 1587 wurde der ehemalige Prämonstratensermönch Paul Weyerer zum Pfarrer von St. Margarethen ernannt. Bei der Einführung erwies sich die Kirche als "dermassen devastiert, das es ainem haiden thumb ehnder dann einer christlichen Kirchen gleichförmig, darein weder kelch noch monstranz ..." Auch wirtschaftlich war die Pfarre angeblich ruiniert, die Weingartenerträge verschwanden im Zechkeller, die 32 Joch Grund wurden vom Richter Andreas Bayer und vom Zechmeister Gallus Ehn bewirtschaftet. Sie sollten zurückgegeben werden, die Zusage wurde aber nicht eingehalten. Die Gemeinde weigerte sich auch die fünf Pfarrweingärten zu bearbeiten. Richter und Schulmeister hielten nach der Vertreibung Scharlapauers alle Sonn- und Feiertage Predigten. Es kam zu einer Auseinandersetzung des Pfarrers mit dem evangelischen Schulmeister. Der Pfarrer erschlug diesen. Weyerer musste daraufhin seine beiden Pfarren St. Margarethen und Oggau fluchtartig verlassen.
1588 kam Mag Paul Hildebrand als katholischer Pfarrer in die beiden Gemeinden. Er ließ die bisherigen Verhältnisse einfach unangetastet, mischte sich in Oggau überhaupt nicht ein und las auch in Sankt Margarethen nur selten eine Messe. Er beschwor zwar die Bevölkerung, die heimlichen Zusammenkünfte im Richterhaus zu unterlassen, aber ohne großen Erfolg. Immerhin konnte er die Zahl der Osterkommunikanten von 30 auf 300 steigern. Pfarrer Johann Auer war zugleich für Rust, Oggau und St. Margarethen zuständig. Nach der Visitation von 1597 besaß er 60 Joch Acker und Wiesen, die Gemeinde hatte davon 8 Joch mit Getreide zu bebauen. Der Pfarrer hatte zwei Weingärten. Von 50 Bewohnern erhielt er je einen Metzen Korn, von 50 Hofstättlern je einen Metzen Hafer und von jedem Haus eine Fuhre Holz sowie einen Anteil am Frucht- und Weinzehent. Die Pfarrkirche (Johanneszeche) besaß 6 Weingärten, 15 Joch Acker und 10 Joch, die von der Gemeinde bewirtschaftet werden mussten. Der Ertrag diente der Erhaltung der Kirche und des Pfarrhofes. Nach Auer war wahrscheinlich Felix Grundtner, Pfarrer von Donnerskirchen, auch für Oggau und St. Margarethen zuständig. Sein Nachfolger Augustin Lehmann war auch Pfarrer in Rust. Er verließ 1603 eigenmächtig seine Pfarre. St. Margarethen wurde daraufhin von Gregor Matasovich, Pfarrer in Oslip, mit betreut. Es folgten 1610 Christoph Gülcher in St. Maragrethen und Oggau. 1614 erfolgte eine Visitation und dabei wurde Johann Koch, bisher Pfarrer von Gutenstein, eingesetzt. Dieser wurde schon 1617 Pfarrer von Eisenstadt und St. Georgen. 1641 berichteten die Visitatoren, dass der Hochaltar mit vielen Heiligenbildern ausgestattet war. Die Rekatholisierung war zu dieser Zeit oder spätestens unter dem folgenden Pfarrer Matthias Gindl, der von 1692 bis 1707 wirkte, anscheinend abgeschlossen. Unter Adam Matthes wurde 1715 die Pestkapelle auf dem Koglberg geweiht. 1683 wurde die Kirche von den Türken bzw. Tataren entweiht. Die 6 Weingärten waren 1713 wieder im Besitz der Kirche. Der Pfarrer hatte zwei Weingärten, von den 55 Joch Grund wurden 20 Joch von der Gemeinde bearbeitet. Es gab 4 Pfarrholden. Pfarrer Josef Kessel (1735 - 1760) musste nach dem Brand von 1745 die Kirche renovieren lassen, Matthais Detschinger war bis 1783 Pfarrer, Josef Frankenburg (1816 - 1834) ließ 1827 den Johannes - Altar errichten und war Dechant. Josef Voidt (1846 - 1867) war ebenfalls Dechant und wurde 1867 Domherr in Raab.
Josef Kaindlbauer, 1875 in Donnerskirchen geboren und 1899 in Raab zum Priester ordiniert, war Pfarrer in Schattendorf und dann in St. Margarethen. Er gründete nach dem Ersten Weltkrieg den Katholischen Burschenverein und den Mädchenbund. Er ließ ein großes Vereinshaus erbauen, in dem auch Theateraufführungen stattfanden. Er initiierte nach dem Vorbild Großhöfleins die Passionsspiele. Kaindlbauer war bis 1944 Pfarrer in St. Margarethen. Unter seinem Nachfolger Johann Ecker wurde die Kirche vergrößert.
Die Schule bestand schon im 16. Jahrhundert. 1810 wurde von der Gemeinde ein zweites Schulgebäude neben der Kirche errichtet. 270 Schüler wurden 1873 in zwei Klassen unterrichtet, 1910/11 gab es bereits vier Klassen, 1912 begann man mit dem Bau einer vierklassigen Volksschule, 1913 wurde das Gebäude unter Bürgermeister Alexander Kugler eröffnet. In der Zwischenkriegszeit stieg die Klassenzahl auf fünf, 1934 gab es sechs und 1936 sieben Lehrkräfte, 1961/62 war die Volksschule 8-klassig. 1955 erfolgte ein Schulzubau.
19. Jahrhundert
Die Grundablöse, vor allem die Zahlungen für die Überlandgründe. belasteten auch die St. Margarethener schwer, zumal die Raten in einer Zeit anfielen, als der Weinbau durch das Auftreten der Reblaus in eine schwere Krise geriet. Der Meierhof (Sulzhof) entstand im 18. und 19. Jahrhundert. Im Steinbruch bestand bis 1945 eine kleine Siedlung. 1897 wurde die Lokalbahn Schützen - St. Margarethen - Rust fertig gestellt. Damit eröffnete sich die Möglichkeit, Arbeit auch außerhalb des Ortes zu finden. Die Eisenbahn wurde 1949 eingestellt.
Anschlusszeit
Bürgermeister war 1918 bis 1921 Paul Reuter, in der Zeit der Räterepublik Paul Koller. 1021/22 folgte Franz Wartha und danach bis 1927 Michael Unger.
Während des Kampfes um das Schicksal Deutschwestungarns spielten zwei Persönlichkeiten aus St. Margarethen eine wichtige Rolle: Michael Unger und Alexander Kugler. Michael Unger war Kaufmann und setzte sich vehement zunächst für die deutsche Autonomie und dann für den Anschluss an Österreich ein. 1918 hielt er in Ödenburg im Komitatsausschuss eine Rede in deutscher Sprache - zur großen Empörung der Magyaren. Er war einer der Gründer des Deutschen Volksrates für Westungarn. In der Rätezeit wurde er ins Gefängnis geworfen. Während der Rätezeit war Paul Koller Bürgermeister (später Bürgermeister von Eisenstadt). Im Sommer 1921 musste er vor den Freischärlern nach Wien fliehen. Nach dem Anschluss an Österreich war er Mitglied der Landesverwaltungsstelle. Er war Mitglied der Christlichsozialen Partei aber ein erbitterter Gegner der "Magyaronen" und des klerikalen Flügels. Er trat für die Übernahme des Österreichischen Reichsvolksschulgesetzes ein. Die Partei rächte sich für dieses kritische Verhalten mit einem hinteren Listenplatz. Unger zog sich daraufhin enttäuscht zurück. Später trat er für den Anschluss Österreichs an Deutschland ein.
Ungers Freund, der Bauer Alexander Kugler, war so wie dieser schon in jungen Jahren im Komitatsausschuss und setzte sich ebenfalls für die deutsche Autonomie ein. Er war Bürgermeister von St. Margarethen und trat für die Schaffung einer bäuerlichen Standesorganisation ein. Nach der Errichtung der Landwirtschaftskammer wurde er deren erster Präsident. Er wirkte auch für den Ausbau des bäuerlichen Genossenschaftswesens. 1935 wurde er in den Bundeswirtschaftsrat entsandt.
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
Auch in der Zwischenkriegszeit war der Weinbau noch immer der wichtigste Erwerbszweig und hatte unter den vielen Problemen, vor allem unter der Absatzkrise und den niedrigen Weinpreisen zu leiden. Viele Bauern waren verschuldet. 1934 waren von der 2654 ha Gesamtfläche 366 ha Rebfläche in der Hand von 688 Weingartenbesitzern. Von diesen hatten 430 unter einem halben ha, 163 bis zu einem ha, 78 bis zu 2 ha, 13 bis zu 3 ha, 2 bis zu 4 ha, einer bis zu 5 ha und nur ein Betrieb über 10 ha. Neben dem Weinbau wurden Kirschen, Zwetschken und vor allem Pfirsiche (etwa 5000 Bäume) produziert (Obstbaumzählung 1938).
Dr. Paul Esterházy besaß im Jahre 1930 547 Katastraljoch Acker, 226 KJ Hutweide, 15 KJ Weingärten und 28 KJ Wald. 300 KJ Acker waren an Konrad Patzenhofer verpachtet. 1938 besaß Esterhazy 467 ha (295 ha Acker, 19 ha Weingärten, 128 ha Hutweide und 16 ha Wald). Nach dem 2. Weltkrieg, 1956 bis 1960, wurde etwas Ackerland verkauft. Auch 210 Bauplätze gelangten zum Verkauf. 1960 besaß Esterhazy noch 331 ha, davon waren 296 ha verpachtet.
Die gewerbliche Wirtschaft spielte im Ort nur eine geringe Rolle. Außerlandwirtschaftliche Arbeitsplätze gab es saisonal auf dem Gutsbetrieb bzw. auf den Pachtfeldern Patzenhofers, wo hauptsächlich Zuckerrüben angebaut wurden. Die Abwanderung aus der Landwirtschaft mit ihren vielen Kleinst- und Kleinbetrieben begann schon um die Jahrhundertwende und erreichte in der Zwischenkriegszeit größere Ausmaße. Die Auswanderung war in St. Margarethen eher gering.
Bürgermeister war in der Zeit des Nationalsozialismus Karl Unger, der Sohn Michael Ungers. Probleme mit der Obrigkeit bekam Pfarrer Ecker, der die Hitlerjugend des Dorfes in die Kirche schicken wollte. Er wurde zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Bauer Josef Artner verbrachte einen Monat Zuchthaus in Stein und wurde dort bei Kriegsende erschossen. Die beim Bau des Südostwalls Verstorbenen und Erschossenen wurden in einem Massengrab beigesetzt und später am Friedhof ein Denkmal errichtet. 1938 lebten im und um das "Magazin" beim alten, aufgelassenen Zieglofen 123 Roma, die dort luftgetrocknete Ziegel herstellten. Sie fielen der Verfolgung zum Opfer.
1944 kamen viele Ostarbeiter nach St. Margarethen. Der Südostwall verlief auf 10 km durch den Ort. 150 Mann wurden zum Volkssturm eingezogen. Im Ort befanden sich ein FLAK - Lager und ein Lager des Reichsarbeitsdienstes, das beim Herannahen der Front geräumt wurde. Beim Angriff von Tieffliegern kamen drei Volkssturmmänner und ein Kind sowie 6 auswärtige Volkssturmmänner ums Leben. Den einmarschierenden Russen wurde keine Gegenwehr geleistet. Einige Häuser brannten aus, zwei Einwohner kamen ums Leben. Durch Explosionen von Sprengkörpern kamen erneut drei Kinder ums Leben. Die beiden Zollhäuser waren zerstört und wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Nachkriegszeit und jüngste Vergangenheit
Nach Überwindung der großen Not 1945 bis 1948 begann der Wiederaufbau. 1948 wurde das Feuerwehrhaus errichtet, 1952 der Kindergarten. 1952 bis 1954 das neue Rathaus. Ab 1964 wurde mit der Kläranlage, der Erneuerung der Straßenbeleuchtung, der Kanalisation und der Wasserleitung der Ausbau der Infrastruktur begonnen und es setzte ein gewaltiger Bauboom ein. Die Zahl der Wohnhäuser verdreifachte sich, viele neue Straßen wurden angelegt. Die Schule wurde 1955 und 1979 erweitert. 1959/60 wurde die Kirche erheblich vergrößert. Gehsteige, Asphaltierung der Güterwege, Bau der Leichenhalle waren weitere Maßnahmen im rasch wachsenden Dorf.
Nach wie vor spielt der Weinbau eine Hauptrolle. 1982 bestanden 734 ha Weingartenfläche, verteilt auf 500 Weingartenbesitzer. 1948 begann die Umstellung auf Hochkultur und damit der verstärkte Maschineneinsatz. Die 1938 gegründete Winzergenossenschaft hatte 1946 bis 1949 ihre Tätigkeit eingestellt. Danach begann ein rascher Aufschwung. 1951/52 erfolgte die Übersiedlung in einen neuen Keller am nördlichen Ortseingang. Es wurde ein neues Presshaus gebaut. der Lagerraum wurde ständig vergrößert. 1982 hatte die Genossenschaft 378 Mitglieder, der Fassungsraum bereits bei 35 500 hl. Es wurde mit Siegendorf und Trausdorf fusioniert. Die Zahl der Klein- und Kleinstbetriebe ging zurück, die Großbetriebe bauten aus und setzten zunehmend auf Qualitätsprodukte.
Als Dachorganisation für 13 Winzergenossenschaften wurde 1959 der Burgenländische Winzerverband gegründet, mit einer Zentralkellerei am Rusterberg. Der Fassungsraum betrug 1982 200 000 hl, 1994 260 000 hl. Damit hoffte man die jährlichen starken Preisschwankungen ausgleichen zu können. 1985 wurde der Winzerverband mit der Raiffeisenlandesbank fusioniert. Der Burgenländische Winzerverband wurde 1990 in Weinkellerei Burgenland umbenannt und nach einem turbulenten Jahrzehnt im Jahre 1999 übernommen. Die Betriebstätte kam nach Pöttelsdorf-Stöttera, die Zentralkellerei am Rusterberg wurde nach einigen Jahren komplett abgerissen.
In politischer Hinsicht ist die Gemeinde ÖVP - dominiert. Bei der Gemeinderatswahl 1997 erhielt die ÖVP 48,28 % der Stimmen und 11 Mandate, die SPÖ 40,51 % der Stimmen und 10 Mandate, die FPÖ 11,21 % und 2 Mandate. 2002 bekam die ÖVP 49,4 % und 12 Mandate, die SPÖ 46,51 und 11 Mandate, die FPÖ 4.08 % der Stimmen. Der ÖVP - Kandidat Strasser wurde mit 51,57 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. 2007 konnte die ÖVP ihren Vorsprung auf 61,56 % der Stimmen und 15 Mandate ausbauen, die SPÖ kam auf 34,7 % der Stimmen und 8 Mandate. FPÖ und eine Freie Bürgerliste blieben ohne ein Mandat. Zum Bürgermeister wurde mit 70,64 % der Stimmen Scheuhammer gewählt. 1912 gab es kaum Veränderungen. Die FPÖ erreichte wieder ein Mandat. Eduard Scheuhammer blieb mit geringen Stimmenverlusten Bürgermeister.
Das Paneuropäische Picknick
Das von der Paneuropäischen Union veranstaltete „Paneuropäische Picknick“ am 19. August 1989 sollte eine Friedensdemonstration an der österreichisch- ungarischen Grenze werden. Mit Zustimmung beider Länder sollte ein Grenztor an der alten Pressburger Landstraße zwischen St. Margarethen im Burgenland und Steinabrückl ( Sopronköhida) auf ungarischer Seite symbolisch für drei Stunden geöffnet werden.
Vor dem offiziellen Programmbeginn durchbrachen Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR am Schauplatz der Veranstaltung die Grenze. Die ungarischen Grenzpolizisten verhinderten diese Flucht nicht. Man kann dieses Ereignis als den Beginn des Zusammenbruchs der DDR sehen. Heute befindet sich an der Stelle eine Gedaächtnisstätte.
Der "Römersteinbruch"
Der Kalksandstein wurde im Torton und im Sarmat abgelagert. Er ist weich und gut zu bearbeiten, wird aber an der Luft hart. Er hat eine ausgezeichnete Tragkraft. Die Mächtigkeit der Schichten beträgt 50 bis 60 m. Die Bezeichnung "Römersteinbruch" ist nicht historisch, eine Verwendung in der Römerzeit ist nicht nachweisbar. Im Mittelalter wurde er etwa für den unteren Teil des Ödenburger Stadtturmes und beim Bau der dortigen Johanniterkirche, beim Bau der Domkirche von Preßburg und der romanischen Kirche von Leiden (Lebeny) verwendet. Die Verwendung am Stephansdom von Wien ist urkundlich erst 1841 belegt, wird seither aber bevorzugt für Restaurierungsarbeiten genutzt. Ein Teil des Steinbruches, die "Stephanswand", war der Dombauhütte vorbehalten. Geologische Untersuchungen haben aber gezeigt, dass auch schon in früherer Zeit, bereits beim Bau des Domes, St. Margarethener Sandstein verwendet wurde. Auch für viele andere Wiener Bauten wurde Sandstein aus St. Margarethen verwendet (z.B. Rathaus, Justizpalast, Hofmuseen, Votivkirche, Oper ...)
1653 entstand am Steinbruch eine eigene Steinmetzzunft, der sich auch die fürstlichen Steinmetze in Eisenstadt anschlossen.
Seit 1959 findet im Steinbruch ein Bildhauersymposion statt. 1960 fand die erste Ausstellung der dabei entstandenen Werke statt, die in einer Art Freilichtmuseum aufgestellt wurden.
Passionsspiele und Opernfestspiele
1903 führte der Männergesangsverein von Großhöflein ein Leiden-Christi-Spiel auf, 1926 fand dort eine ähnliche Aufführung statt. Diese Veranstaltung wurde vom St. Margarethener Pfarrer Kaindlbauer und dem Obmann der Jugendgruppe Emmerich Unger gesehen und zum Vorbild für St. Margarethen genommen. 1926 wurde in einem Kleinbauernhof die erste Aufführung mit Laiendarstellern durchgeführt, 1929 wurde ein Pfarrheim gebaut und 1933 dort die Passionsspiele veranstaltet. Die Spielgemeinde legte das Gelöbnis ab, alle 10 Jahre Passionsspiele durchzuführen. Nach Kaindlbauers Tod 1941 setzte Pfarrer Ecker die Bemühungen fort. Der Reingewinn kam dem Kirchenbaufonds zugute. Vorübergehend wurde der Bau eines Festspielhauses erwogen, dann aber die Spielstätte 1961 in den Steinbruch verlegt. Die Aufführungen finden alle 5 Jahre statt. Die Anzahl der Mitwirkenden stieg bis auf 650 Spieler, die Zahl der Besucher stieg 2006 auf 70 000. Der Reinerlös wird karitativen Zwecken zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2011 wurden die Passionsspiele von 12. Juni bis 15. August 20-mal aufgeführt.
1996 fanden erstmals die Opernfestspiele in St. Margarethen statt. Sie sind inzwischen ein fester Bestandteil des österreichischen Kultursommers geworden.