Nach der schweren Niederlage auf dem Lechfeld 955 erkannten die Magyaren unter ihrem Großfürsten Gèza (Geisa), der seit den 970er Jahren an der Spitze des Stammes stand, dass nur die Christianisierung und die Anlehnung an das römisch-deutsche Reich die Herrschaft über das Karpatenbecken dauerhaft sichern konnte. Im März 973 erschienen zwölf ungarische Adelige als Vertreter Gèzas bei Kaiser Otto I. in Quedlinburg, um diesen Schritt vorzubereiten. Géza und sein Gefolge wurden durch Bruno von Sankt Gallen, der 972 zum Bischof der Ungarn geweiht worden war, getauft. Bischof Pilgrim von Passau, der die große Chance einer weiträumigen Mission in Ungarn für sein Bistum erkannt hatte, war alarmiert und ersuchte Papst Benedikt VII. mit Hinweis auf die Missionierung der Ungarn um das Pallium. Der Passauer Bischof unterstützte Bruno von St. Gallen zwar, versuchte aber auch mit gefälschten Urkunden den Anspruch Passaus auf Ungarn zu untermauern.
In den 970er Jahren griff Großfürst Gèza von Ungarn in den Konflikt zwischen Otto III. und Herzog Heinrich II. dem Zänker von Bayern ein. Gèzas Truppen drangen bis Melk vor. 985 wurde der Ort von Markgraf Leopold von Babenberg zurückerobert und der Baiernherzog drang sogar bis in das Wiener Becken vor.
Die Taufe Vajks ist umstritten. Der Überlieferung nach erfolgte sie durch Adalbert von Prag. Wahrscheinlicher ist jedoch die Taufe durch einen Passauer Missionar. Dafür spricht vor allem die Annahme des christlichen Namens Stephan, des Passauer Bistumspatrons. 995 oder 996 kam es zur Eheschließung zwischen Gisela, der Tochter Herzog Heinrichs von Bayern, und dem ungarischen Großfürsten Stephan. Ort und genauer Zeitpunkt dieses überaus folgenschweren Ereignisses sind unbekannt. Der Überlieferung nach fand die Vermählung in Scheyern statt. Sie muss zwischen dem Tod Heinrichs 995 und dem Herrschaftsantritt Stephans 997 erfolgt sein.
Diese Verbindung war der entscheidende Schritt in der Westorientierung Ungarns. Sie hatte nicht nur für die Außenpolitik Konsequenzen. Auch im Inneren kann ihre Bedeutung kaum überschätzt werden. Sie sicherte die Herrschaft Staphans und letzten Endes das Fortbestehen des magyarischen Staates. Die Beziehungen zum Nachbarn Bayern und zum deutschen Reich wurden dadurch entscheidend verbessert. Das gilt schon für die Zeit Kaiser Ottos III. und viel mehr noch für die seines Nachfolgers Heinrich II., der ja Giselas Bruder war. Mit dessen Aufstieg zum deutschen König und Kaiser wurde die Position Stephans als dessen Schwager enorm aufgewertet.
Der Einfluss des Christentums war unter Gèza anscheinend noch nicht allzu groß. Brun von Querfurt schrieb, dass der Heilige Adalbert den ungarischen Hof unter Géza nur ein wenig von der Sünde abbringen und einen Schatten des Christentums über ihn werfen konnte, denn Gèza hätte auch noch weiterhin die heidnischen Götter verehrt. Die intensivere Durchdringung erfolgte erst unter Stephan.
Ein deutliches Zeichen wurde allerdings noch unter Géza, wahrscheinlich im Jahre 996, gesetzt: die Gründung der Abtei von Martinsberg (im 19. Jahrhundert auf Pannonhalma unbenannt). Noch vor der Krönung Stephans zum König von Ungarn wurde mit dem Aufbau einer Kirchenorganisation begonnen und das Erzbistum Gran eingerichtet.
Die Krönung Stephans zum König wird auch heute noch in der Geschichtsschreibung höchst unterschiedlich dargestellt. Vor allem die Frage, von wem die Krone kam, war immer umstritten, da es dabei ja nicht nur um ein historisches Faktum ging, sondern um die Identität und das Selbstverständnis der Magyaren. So wurde immer wieder der Versuch unternommen, die Rolle des römisch-deutschen Kaisers dabei herunterzuspielen. Aus den Quellen wissen wir nur, dass Stephan für seine Gründung von Bistümern "von Kaisers Gnaden und auf seine Anregung hin die Krone und den Segen erhielt". So berichtet Thietmar von Merseburg. Auch der Zeitpunkt der Krönung ist nicht ganz klar. Sie könnte nach der Meinung der Forschung zu Weihnachten 1000 oder 1001 stattgefunden haben. Kaiser Otto III. hielt sich von August 1000 bis Februar 2001 in Rom auf. Dabei könnten die Absprachen mit Papst Sylvester II., Ottos ehemaligem Lehrer Gerbert, mit dem er ja eng zusammenarbeitete, erfolgt sein. Von bayerischer Seite gab es ebenfalls keine Einwände.
In der ungarischen Geschichtsschreibung beruft man sich gerne auf eine Gesandtschaft, die angeblich nach Rom gereist sei, um vom Papst die Krone zu erbitten. Diese Nachricht taucht aber erst im 12. Jahrhundert in einer Heiligenlegende auf und ist sonst nicht belegt. Um 1630 wurde die so genannte "Sylvester - Bulle" gefälscht, um diese Nachricht glaubwürdiger erscheinen zu lassen.
Stephan musste heftig um die Durchsetzung seiner Alleinherrschaft ringen. Er konnte sich vor allem mit deutscher Hilfe schließlich durchsetzen. Er musste den alten Stammesadel mit Waffengewalt ausschalten. Schon 997, nach Gèzas Tod, erhob sich Koppány, der weite Gebiete im Bereich des Komitates Somogy beherrschte. Er war ein Nachkomme Arpads, mit Stephan verwandt und berief sich auf den Seniorat, also auf das Thronfolgerecht des Ältesten aus der Sippe Arpads. Hinter ihm standen die Kräfte, die die Christianisierung ablehnten. Kappány griff Veszprem (Weißbrunn), den Sitz der Giselas, an. Er wurde mit deutscher Hilfe besiegt und gevierteilt. Seine Körperteile wurden an die Tore der vier zentralen Burgen genagelt: Veszprem, Gran (Estergaom), Raab (Györ) und Karlsburg (Gyulafehérvár in Siebenbürgen).1003 wandte sich König Stephan gegen Gyula, einem Onkel mütterlicherseits, der über Siebenbürgen herrschte. Dabei ging es auch um die Durchsetzung des prowestlichen Kurses, denn Gyula orientierte sich nach Byzanz und zum byzantinischen Christentum. Gyula wurde gefangen genommen, konnte nach Polen fliehen und unternahm von dort aus mehrere vergebliche Versuche, seine Herrschaft zurück zu erlangen. Ajtony, ein Fürst, der ebenfalls die Anlehnung an Byzanz suchte und sogar ein orthodoxes Kloster gründete, beherrschte ein riesiges gebiet vom südlichen Siebenbürgen bis zur unteren Donau. Er erhob sich ebenfalls gegen Stephan und wurde 1028 von den königlichen Truppen besiegt.
Der Aufbau des neuen christlich - ungarischen Staates unter König Stephan erfolgte mit massivem bayerischem und deutschem Einfluß. Dieser zeigt sich etwa in der Münzprägung, in der Gesetzgebung und im Urkundenwesen dieser Zeit. Hier wurde das deutshe Vorbild übernommen.
Die Beziehungen zum deutschen Nachbarn waren gut. Erst unter den Saliern nach 1024 kam es zu Spannungen. 1026 vertrieb Konrad II. den Dogen von Venedig, Otto von Orseolo, einen Schwager König Stephans. 1030 griff Konrad II. Ungarn an. Die Deutschen drangen mit einem großen Heer weit in das Land vor. Die Ungarn stellten sich nicht, die Deutschen mußten sich nach dem Auftreten von Versorgungsproblemen zurückziehen. Erst jetzt wurden sie von der leichten ungarischen Reiterei angegriffen und geschwächt. Bei Wien wurden sie vielleicht von den Ungarn umzingelt und gefangengenommen. Die Aussage der Quelle ist jedoch unklar, die Umzingelung könnte sich auch auf die Stadt Wien beziehen. Jedenfalls endete das Unternehmen mit einem Erfolg der Ungarn. 1031 wurde Frieden geschlossen, die Gebiete jenseits von March und Leitha, also das Wiener Becken, wurde wieder von ihnen in Anspruch genommen.
Stephan und Gisela hatten einen Sohn Heinrich/Emmerich. Es könnte sein, dass dessen möglicher Erbanspruch auf Bayern eine Rolle beim Angriff von 1030 spielte. Emmerich starb 1031 in jungen Jahren. Das konnte schwerwiegende Folgen für das junge, eben erst gefestigte ungarische Königtum haben und Stephans Lebenswerk bedrohen. Thronfolger wurde nun Peter Orseolo, ein Neffe Stephans und Sohn des Dogen von Venedig. Stephan hielt ihn für einen geeigneten Nachfolger und schaltete potentielle Rivalen aus. Vazul, ein Sohn Michaels, der ein Buder Gèzas war, wurde geblendet, nachdem er angeblich einen Aufstand gegen Stephan geplant hatte. Vazuls Söhne wurden verbannt. Einer von ihnen, Levente, starb 1046 - noch als Heide. Andreas wurde 1046 bis 1061 König, ebenso Bela I., der 1060 bis 1063 regierte. König Stephan war jedenfalls um sein Erbe sehr besorgt. Kurz vor seinem Tod am 15. August 1038 ließ er noch einmal die Großen des Landes schwören, dass sie nur Peter Orseolo als König anerkennen würden.
Peter Orseolo regierte von 1038 bis 1041 und dann noch einmal 1044 bis 1046. 1038/39 wagte er, mit den Böhmen verbündet, einen Angriff auf die Deutschen. Seine Position in Ungarn war jedoch äußerst schwach. Er nahm anscheinend zu wenig Rücksicht auf den Hof und auf den Adel und stützte sich zu sehr auf seine italienischen und deutschen Gefolgsleute. Sein Verhalten gegenüber Königin Gisela und den Bischöfen dürfte ebenfalls zu seiner Unbeliebtheit beigetragen haben. Die Bischöfe befürchteten eine heidnische Reaktion. Er mußte schließlich ins römisch-deutsche Reich fliehen. 1041 bat er Kaiser Heinrich III. in Regensburg um Hilfe. König wurde Samuel Aba, ein Schwager oder Neffe Stephans, der unter diesem bereits den Rang eines Statthalters (palatinus) innegehabt hatte. Er regierte zwischen 1041 und 1044. Er war bliebt, auch der Heilige Gerhard unterstützte ihn, ebenso wie die Bischöfe. Der Papst exkummunizierte jedoch Samuel Aba, so dass diese Unterstützung später, in der Gerhardslegende, geleugnet wurde. Peter kehrte mit deutscher Hilfe zurück. Am 5. Juli 1044 kam es bei Ménfö zur Schlacht. Aba unterlag und wurde getötet. Die bei Ménfö erbeutete ungarische Königslanze und wahrscheinlich auch die Krone wurden von Heinrich III. dem Papst übersandt.
Die folgenden Jahrzehnte bis zum Ende des 11. Jahrhunderts waren durch schwere Aufstände der heidnischen Ungarn 1046 und 1061 gekennzeichnet. Sie wurden niedergeschlagen, das christliche Königtum konnte sich konsolidieren. Aber noch 1092 wurden zerstörte Kirchen erwähnt.
Unter den Salierkaisern Heinrich IV. und Heinrich V. kam es noch wiederholt zu vergeblichen Interventionsversuchen in Ungarn. Der zu dieser Zeit tobende Investiturstreit verhinderte jedoch ein wirkungsvolles Geltendmachen der Interessen des Reiches. Unter den Königen Ladislaus I. (1077 bis 1095) und Koloman (1095 bis 1116) festigte sich die Königsherrschaft endgültig. Die westliche, christliche und feudale Neuorganisation Ungarns war abgeschlossen.
Die Christianisierung scheint aus heutiger Sicht in erstaunlich kurzer Zeit vonstatten gegangen zu sein. Vielleicht spielten auch die Erfahrungen, die die Magyaren schon im Chasarenreich mit dem Christentum gemacht hatten, eine Rolle. Außerdem darf man nicht vergessen, dass das westliche Karpatenbecken bei der Ankunft der Magyaren ja schon ein christianisiertes Land war. Eindeutig heidnische Bestattungsbräuche wie die partielle Pferdebestattung und die Verzierung des Leichentuches mit Silberplättchen verschwinden noch im 11. Jahrhundert vollständig.
Die kirchliche Organisation Ungarns umfasste, wenn man den Heiligenlegenden Stephans und Gerhards glaubt, zwei Erzbistümer und 12, wahrscheinlich etwa 6 bis 8) Bistümer. Die moderne Forschung hat gezeigt, dass der Aufbau dieser Kirchenorganisation ein langer Prozess war. Er schritt mit den militärischen Erfolgen Stephans und den Missionserfolgen voran. Die Bistümer wurden im Laufe der Zeit geschaffen. Noch vor der Krönung Stephans dürfte das Bistum Veszprem als erstes geschaffen worden sein, gefolgt vom Bistum Raab im Jahre 1009. Wohl im Jahre 1000 wurde das Erzbistum Gran eingerichtet. Mit der Ausdehnung der königlichen Zentralmacht folgten dann die weiteren Bistümer. Genaueres weiß man nur über die Gründung des Bistums Fünfkirchen im Jahre 1009. 1030 soll nach dem Preßburger Jahrbuch der Heilige Gerhard zum Bischof geweiht worden sein. Ihm wurde das Bistum Marosvar/Csanad übertragen. Veszprem wird schon 1002 als Bistum erwähnt. Das Bistum Waitzen (Vác) findet erst 1075 Erwähnung. Das zweite ungarische Erzbistum entstand mit der Rangerhöhung des Bistums Kalocsa. Der Zeitpunkt ist freilich unbekannt. Ein geistliches Zentrum des Hofes und Königtums wurde das Kloster und Kapitel von Stuhlweißenburg, das direkt dem Erzbischof von Gran unterstand. Das Königshaus gründete zahlreiche weitere Klöster, die hauptsächlich im Westen des Landes lagen.
König Stephan regelte auch die Organisation der Pfarren. Je zehn Dörfer sollten gemeinsam eine Kirche bauen. Nach Rittsteuer, Kirche im Grenzraum können im heutigen Burgenland folgende "Stephanspfarren" lokalisiert werden: Leithaprodersdorf, Donnerskirchen, Kleinfrauenhaid, Marz und Pinkafeld. Der König sorgte für die Ausstattung, der zuständige Bischof für die Entsendung der Geistlichen und für die notwendigen Bücher. Per Gesetz wurde der sonntägliche Besuch der Messe vorgeschrieben und der Zehent festgesetzt. "Hexerei und Zauberei", also die alten heidnischen Kulte, wurden verboten. Die Christianisierung war also mit einschneidenden Umgestaltung der Gesellschaft, mit tief greifenden Einschnitten in die alten Sitten und Gebräuche verbunden. Die heidnischen Aufständischen von 1046 rebellierten auch dagegen: Sie trugen das Haar wieder lang, in Zöpfen geflochten, und sie aßen das Fleisch der den alten Göttern geopferten Pferde.
Interessant ist, dass die neue weltliche Gebietsorganisation der Gespanschaften und Komitate und die kirchlichen Organisation weitgehend übereinstimmten. Sie entstanden ja etwa zur gleichen Zeit. Die Dechanatskirchen befanden sich in den Komitatsburgen, die Dechanatsbezirke deckten sich weitgehend mit den Komitaten.
Die ersten Bischöfe und Äbte, von denen aber nur wenige namentlich bekannt sind, waren wohl überwiegend Nichtmagyaren. Der süddeutsche Einfluss war vermutlich besonders groß. Das beweisen auch die wenigen Urkunden König Stephans. Sie wurden von kaiserlichen Notaren, die in ungarische Dienste traten, geschrieben. Mit der Christianisierung wurden auch lateinische Sprache und Schrift in Ungarn eingeführt. In Martinsberg (Pannonhalma) gab es vermutlich schon früh eine Schule.
Die Schaffung des neuen, christlichen Ungarn war mit der Zurückdrängung der Stammesgesellschaft verbunden. Land, das früher den Stämmen gehörte, ging nun in königlichen Besitz über, ja es entstand erst jetzt "Privateigentum" an Land. Der König sicherte sich im Kampf gegen die traditionellen Kräfte große Gebiete und konnte damit seine weltlichen und geistlichen Gefolgsleute ausstatten.
Im Einzelnen ist nicht geklärt, wie viel Land die "Stämme" und die etwa 35 bis 50 alten Adelsgeschlechter vom König zugewiesen bekamen und wieviel Land der König in seiner Verfügungsgewalt behielt. In einem Fall, im Komitat Komorn, ist überliefert, dass der König zwei Drittel des Landes in Anspruch nahm, ein Drittel an die ursprünglichen Besitzer zurückgab. Dort, wo sich der König nur mit Waffengewalt durchsetzen konnte, wurde anscheinend das gesamte Land eingezogen.
Die Gebiete, in denen sich die Stämme der Landnahmezeit niedergelassen hatten, lassen sich nicht identifizieren - trotz der vielen Mühe, die die ungarischen Forschung diesem Problem gewidmet hat. Aus dem 10. Jahrhundert gibt es keinen einzigen Hinweis auf die Siedlungsgebiete der "Stämme". Es hat sich auch kein einziger Name eines Stammes oder eines Stammesfürsten als Landschaftsname erhalten. Alle Aussagen dazu bleiben letzten Endes Spekulationen. Auch der alte "Stammesadel" ist aus den Quellen nicht erschließbar. Alle Geschlechter, die sich später auf ihre Verdienste während der Landnahme beriefen, erlangten ihre Bedeutung erst in der Zeit König Stephans. Es hat sich vor allem gezeigt, dass die Ortsnamen, die man früher gerne für die Rekunstruktion der "alten Stammesgebiete" heranzog, dafür nicht geeignet sind. Auch die Personennamen eignen sich dafür nicht, denn bis 1055 sind lediglich 43 Personennamen überliefert. Auch die Versuche, von Orts- und Personennamen die ethnische Zugehörigkeit der Bevölkerung ableiten zu wollen, wurden in der modernen Forschung aufgegeben.
Die landnehmenden "Magyaren" waren ethnisch oder sprachlich keineswegs homogen. Das ist eigenlich nicht verwunderlich, denn es war in den völkerwanderungszeitlichen "Völkern" nicht anders. Neben den finno-ugrischen Gruppen gab es auch Gruppen türkischer Herkunft. Eine byzantinische Quelle spricht Mitte des 10. Jahrhunderts noch von der Zweisprachigkeit der Magyaren. Dazu kamen die drei Kabarenstämme, die sich der landnehmenden Schar anschlossen. Ihre Herkunft ist unbekannt. Möglicherweise kamen dazu auch noch alanisch - iranische Gruppen. Ab der Mitte des 10. Jahrhunderts kam es dann zur Zuwanderung von Petschenegen und Wolgabulgaren, zu einer unbekannten Zeit auch von Juden und "Ismaeliten" (Moslems), ja sogar warägisch - russische Gruppen sind nachweisbar.
Die organisatorische Einheit der weltlichen Verwaltung wurde das Komitat (comitatus), also die Grafschaft. Vorbild dafür war die Grafschaft im deutschen Reich, allerdings wurde sie mit nicht unwesentlichen Veränderungen übernommen. Auf Ungarisch heißt das Komitat megye, ein Wort, das aus dem Slawischen (Grenze) übernommen wurde. Im Ungarischen nahm es die Bedeutung Burgbezirk, Gespanschaft an. Zu jedem Komitat gehörte eine Burggespanschaft, die dem Komitat auch den Namen gab. In der Praxis verschmolzen die Leitung der Burggespanschaft und des Komitates miteinander. Der Gespan verwaltete die Burg mit seinem Gefolge. Wieviele Komitate es zur Zeit Stephans gab, kann aus Mangel an Quellen nicht gesagt werden- Nach neueren Forschungen werden es gegen Ende der Regierungszeit Stephans etwa 30 gewesen sein. Später wurden die ursprünglich viel größeren Komitate geteilt. Der erste Gespan gab manchmal dem Komitat auch den Namen, etwa Csanád oder Hont (von Kunz = Konrad).
Es gab aber auch Burggespanschaften ohne Komitat. Dazu gehörte etwa Lutzmannsburg. Ein besonderes Problem der ungarischen Geschichtsforschung sind die Grenzkomitate und Grenzgespanschaften, die in den Quellen als Marchia (Markgrafschaften) oder Confinium erwähnt werden. Im Jahre 1039 etwa wird von einem "sedes marchio" gesprochen. Man vermutet, dass es sich dabei um eine westliche Markgrafschaft, vielleicht mit dem Zentrum Wieselburg (Moson) oder Neutra handelt. Eine der moderneren Interpretationen nimmt an, dass diese Grenzgespanschaften lediglich Burggespanschaften waren, die der Sicherung der Grenzen an den Haupteinfallsstraßen dienten. Babót, Kapuvar und Lutzmannsburg waren vielleicht solche Burggespanschaften, die dem Gespan von Ödenburg unterstellt waren. "Wächter" und "Schützen" waren Bevölkerungsgruppen, die ebenfalls zur Sicherung der Grenze angesiedelt wurden. An ihrer Spitze standen Maiores als Vertreter des Gespans. Rechtlich gesehen wurden sie nicht zum königlichen Heer gezählt. Ihre Aufgabe war das Auskundschaften von Feinden, Schutz der Grenzen und Kontrolle des Handels.
Auch in einem weiteren Bereich hat sich die ungarische Geschichtsschreibung in den letzten Jahren von einem alten und sehr beliebten Thema verabschiedet: Es wird heute nicht mehr behauptet, dass schon in der Landnahmezeit Burgen entstanden. Heute wird hingegen akzeptiert, dass die ersten Burgen in der Zeit Stephans im Zusammenhang mit der Durchsetzung der Königsmacht und in Nachahmung westlicher Vorbilder entstanden. Die Komitatsgespane stützten sich mit ihren Gefolgschaften auf große Komitatsburgen, in denen auch Kirchen gebaut wurden. Zu den größeren frühen Komitatsburgen gehörten die aus Steoin gebauten Burgen von Stuhlwißenburg, Gran und Veszprem. Andere waren Holzburgen mit Palisadenbefestigung. Oft wurden die Burgen in den Ruinen römischer Städte eingerichtet, wie etwa im Falle von Raab und Ödenburg. Die Burgen von Neutra, Wieselburg, Preßburg und Ödenburg waren als Grenzburgen gegen Westen besonders wichtig.
In der Bewaffnung und in der militärischen Organisation zeigte sich schon im 10. Jahrhundert die Verwestlichung. Der Säbel wurde vom Schwert abgelöst, die leichte Reiterei durch Schwerbewaffnete und gepanzerte Reiter ergänzt. Dahinter stand natürlich die Umstrukturierung der Gesellschaft. Nicht mehr das Stammesaufgebot der Gemeinfreien, sondern die adelige Gefolgschaft zumindest im Umkreis des Herrschers wurde immer wichtiger.
Die Grenzen des Landes waren durch "unbewohnte", also von Magyaren nicht besiedelte Landstreifen, durch den Gyepü, zusätzlich geschützt. Im Bereich dieser Grenzgebiete wurden auch militärische Hilfsvölker wie die Petschenegen und Szekler angesiedelt. Ihre Siedlungen sind entlang der ganzen Westgrenze nachweisbar. Die in das Landesinnere führenden Straßen wurden zusätzlich durch Hindernisse, "tore" (Kapu, Kapuvar . . . ) oder Sperren gesichert.
Das heikelste und umstrittenste Problem der ungarischen Geschichtsschreibung der Staatsgründungszeit und der frühen Arpadenzeit war immer und ist auch heute noch die frage nach der Zahl der landnehmenden Magyaren und nach der Zusammensetzung der Bevölkerung. Hier zeichnen sich in jüngster Zeit ebenfalls bemerkenswerte neue Ansichten ab.
Ibn Rusta spricht für das Jahr 880 von 20.000 magyarischen Reitern. G. Györffi berechnet daraus für das Karpatenbecken 500.000 Menschen, für das beginnende 10. Jahrhundert 600.000, davon sollen 400.000 Magyaren und 200.000 nichtmagyarische Vorbewohner, größtenteils Slawen, gewesen sein. Realistischer ist die Schätzung Kristós, der von 120.000 Magyaren und einer etwa ebenso großen einheimischen Bevölkerung ausgeht.
Allmählich wagt man sich auch in der ungarischen Geschichtsschreibung an die Vorstellung heran, dass die Magyaren nicht unbedingt zahlenmäßig überlegen sein mußten, um ihre Herrschaft und ihre Sprache durchzusetzen - eine Interpretation, die in der westlichen geschichtsschreibung schon lange vertreten wird. Sie wird außerdem von der Archäologie weitgehend gestützt. Gräber mit "steppennomadischem" oder eindeutig "östlichem" Fundmaterial sind sehr selten. Heftigst umstritten ist hingegen noch immer das Problem der frühmagyarischen Gesellschaft und Lebensweise, konkret die Frage, ob die Magyaren als Nomaden in das Karpatenbecken kamen und dies etwa zwei Generationen auch noch blieben, oder ob sie bei ihrer Einwanderung bereits mit dem Ackerbau vertraut waren und allenfalls noch halbnomadische Merkmale aufwiesen. Kristó etwa vertritt nach wie vor die Nomadentheorie, die meisten ungarischen Forscher hingegen sind heute auf Grund von sprachwissenschaftlichen Untersuchungen und auf Grund der Erkenntnisse der Archäologie in den alten Wohngebieten der Magyaren der Meinung, dass sich diese bereits als Bauern im Karpatenbecken ansiedelten. Seit dem 11. Jahrhundert ist das Bestehen von Dörfern jedenfalls gesichert und diese weisen zumindest in Westungarn eine bemerkenswerte Kontinuität auf.
Das Verhälnis von landnehmenden Magyaren und der anderen, ihnen folgenden Gruppen einerseits und den Einheimischen verschiedenster Herkunft ist ein spannendes und sehr schwieriges Problem der Geschichtsschreibung, das noch lange nicht gelöst ist. Tatsache ist, daß es den Magyaren gelang, ihre Sprache zu behaupten und schließlich einen dauerhaften Staat zu gründen. Wie weit dies auch auf ihre "Kultur" zutrifft, ist weit weniger eindeutig, denn darüber gibt es keine Quellen. Die rasche und teifgreifende Christianisierung hat sie überdeckt. Ebenso schwer zu beantworten ist die Frage, wie die anscheinend rasche Akkulturation der Vorbevölkerung erfolgte. Einige Hinweise gibt es. Im Jahre 900 wirft erzbischof Theotmar von Salzburg den mährischen Bischöfen vor, dass sie ihr Volk das Haar auf magyarische Weise scheren ließen, also die magyarische Haartracht übernahmen. Möglicherweise liegen hier bereits Anpassungsvorgänge an die neuen, sehr dynamischen magyarischen Führungsgruppen vor, an deren Ende die Aufnahme slawischer Gruppen in den magyarischen Verband stand. Die Akulturation der unterworfenen Bevölkerung dürfte überraschend schnell vor sich gegangen sein. 925 wird anläßlich des Raubzuges nach Italien ein "magyarischer" Heerführer namens Bogat erwähnt, eindeutig ein slawischer Fürst, der vielleicht mit seiner Gefolgschaft am Heerzug teilnahm. "Magyare" zu sein brachte eben große poltische und materielle Vorteile. Die Mechanismen sind bekannt, nicht anders "funktionierten" ja auch schon das Awarenreich und die völkerwanderungszeitlichen Reiche.
Die Gesellschaft der frühen Arpadenzeit läßt sich nur aus wenigen Quellen, vor allem aus den Gesetzen König Stephans erschließen. Rechtlich gab es offenbar nur zwei Kategorien: die der Freien und die der Unfreien oder Sklaven. Nicht aus den Quellen, aber indirekt erschließen kann man die soziale Gliederung der Freien in eine Gruppe angesehener, "adeliger" Familien und die große Zahl der Gemeinfreien, die nach der Landnahme und vor allem nach der "Verwestlichung" und "Feudalisierung" der ungarischen Gesellschaft zu mehr oder weniger abhängigen Bauern absanken.