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Der Erste Weltkrieg hinterließ auch im deutschen Westungarn tief greifende Spuren und bereitete den Zerfall der Monarchie und damit der Entstehung des Bundeslandes Burgenland den Boden. Die Deutschen und Kroaten Westungarns dienten in den Ödenburger und Steinamangerer Stammregimentern, die als besonders zuverlässig galten, immer wieder eingesetzt wurden und dem entsprechend hohe Verluste zu verzeichnen hatten. In Ödenburg waren dies das K. u. K. Infanterie - Regiment Nr 76 (Garnisonsstadt Ödenburg),  zum Teil auch das Infanterieregiment Nr. 106, das Honved - Regiment Nr.18, das Artillerie - Regiment Nr. 13 und das Husaren - Regiment Nr. 9.

 Schon bald nach Kriegsbeginn zeigten sich die ersten Versorgungsprobleme. Im Winter 1914/15 mussten amtliche Preise für Getreide, Mehl und Kartoffeln festgesetzt werden, ab April 1919 gab es Brot- und Mehlkarten, 1916 wurden Milch, Zucker, Kaffee, Fett, Kartoffeln ebenso wie Schuhe und Bekleidung rationiert. Die gesamte Produktion wurde von den Behörden streng kontrolliert. Auch in der Landwirtschaft fehlten die vielen Männer, die sich an der Front befanden. Sie konnten durch russische, serbische und rumänische Kriegsgefangene nur zum Teil ersetzt werden. So mussten Frauen und Kinder ihren Platz ausfüllen. Die Lebensmittel waren also streng bewirtschaftet, "Überschüsse" mussten abgeliefert werden, die Preise für die nötigen Konsum- und Investitionsprodukte aber stiegen ständig. So halfen sich manche Bauern dadurch, dass sie einen Teil ihrer Produkte zurückbehielten und "schwarz" zu verkaufen versuchten. Da Österreich noch weit stärker als die ungarische Reichshälfte unter Lebensmittelmangel litt, nahm der Schmuggel über die Leitha- und Lafnitzgrenze einen riesigen Umfang an. Auch die ständig vergrößerten Grenzwachen konnten dies nicht verhindern. Es kam auch vor, dass die Zollwachen selbst am Schmuggel beteiligt waren. In Neudörfl flog dieser Schmuggel im großen Stil auf, nahezu die gesamte Zollwache wurde verhaftet.

Bald herrschte Mangel an allem. 1916 und 1917 mussten selbst die Kirchenglocken abgeliefert werden. Kleider und Schuhe wurden mehr und mehr zur Mangelware. Besonders schlimm war der Winter 1917/18. Die Ernte war schlecht, die Lebensmittelrationen mussten erneut herabgesetzt werden. Am 13. Jänner 1918 verließen die Arbeiter eines Wr. Neustädter Rüstungsbetriebes ihre Fabrik und zogen vor das Rathaus. Diese Hungerdemonstration griff rasch auf andere Betriebe und Städte über, schließlich befanden sich über 100.000 Arbeiter im Streik, darunter auch viele Arbeiter aus den Grenzgebieten Westungarns, die zur Arbeit in den niederösterreichischen Fabriken verpflichtet worden waren.

Die Unzufriedenheit richtete sich immer mehr auch gegen die Behörden. Ein besonderes Problem stellten die Deserteure dar, die in den Wäldern lebten. Auch im Rosalien- und Ödenburger Gebirge gab es solche "grüne Kader", die sich dem Schmuggel widmeten, manchmal aber auch von Raub und Überfällen lebten. Die Ödenburger Zeitung vom 26. September 1918 berichtete, dass eine Husarenpatrouille am Tag zuvor allein in den Wäldern südlich der Stadt 40 Deserteure aufgegriffen habe.

In den ersten Novembertagen, als die staatliche Ordnung in Österreich wie in Ungarn zusammenbrach, kam es auch in den westungarischen Dörfern zu heftigen Konflikten. In Mattersburg, Sauerbrunn, Pöttelsdorf, Wiesen, Rohrbach und Schattendorf wurden die Gemeindeämter gestürmt und die zum Teil verhassten Kreisnotare vertrieben. Zu einem besonders schweren Zwischenfall kam es in Pöttsching. Etwa 300 Ortsbewohner stürmten - wenn man den Zeitungsmeldungen trauen kann - das Gemeindeamt. Einige der Demonstranten waren bewaffnet.

Auch im späteren Südburgenland kam es zu Tumulten. Ende 1918 plünderte eine Schar von entlassenen Soldaten die Geschäfte in Stegersbach. Der Bezirksrechnungsführer des Oberstuhlrichteramtes, Major Eduard Kreutz - Korponay, rückte mit der Güssinger Bürgerwehr aus und verhaftete die Anführer, die sich in der Weinhandlung Krammer inzwischen sinnlos betrunken hatten. Noch am gleichen Tag griff die Bürgerwehr auch in Stinatz ein, wo es ebenfalls zu Unruhen gekommen war.

Zu einem sehr schwerwiegenden Zwischenfall kam es in Güssing, der vier jungen Männern das Leben kostete. Ungarische Grenzsoldaten, angeblich 5 bis 10 Mann, waren  am 26. Jänner 1919 auf dem Rückmarsch von der steirischen Grenze. Sie nahmen an einer Tanzveranstaltung im Gasthaus Kneffl teil. Einer der Soldaten geriet mit einem Güssinger Heimkehrer in Streit. Der Soldat holte aus der Küche sein dort deponiertes Gewehr und schoss in die Menge im Saal. Drei am Streit völlig unbeteiligte Männer waren tot, ein vierter starb zwei Tage später an seinen Verletzungen. Die Soldaten konnten sich verstecken und schließlich entkommen. Der Streit dürfte von einem der nicht seltenen  Wirtshauskonflikte ausgegangen sein und keinen politischen oder nationalen Hintergrund gehabt haben.

 

 

 

 

 

 

 
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