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Ortsname:

1269Pungarth, 1289 Paungarten, 1327 Paugarth, 1362 Pamgart, 1382 Paugard, 1412 Pawmgarthen,  1454 Paugarth, 1536 Paungartn, 1810 Baumgart. Ungar.: 1889 Kartes, 1913 Sopronkertes. Kroat.: Pajngert

Baumgarten ist ein Straßen- bzw. Schmalangerdorf. Außerhalb des Angerdorfes liegt der Wehrkirchhof auf einer kleinen Erhöhung, an der Stelle der mittelalterlichen Burg. Der Kirchhof wird von einem haufendorfähnlichen Ortsteil umgeben, der von einem Graben umschlossen war (burggrabengasse). Der Kirchhof ist von einer 2,44 m hohen Mauer umgeben, die von acht Schießscharten mit abgeschrägten Nischen durchbrochen wird.  Die heutige Kirche wurde 1725, der Turm 1783 gebaut. Früher stand dort eine kleinere Kirche mit einer hölzernen, bunt bemalten Decke.

Urgeschichte und Römerzeit:

1929 wurden beim Kloster Tonscherben der Linerkeramik und der Lengyelkultur gefunden, 1977 Tonscherben, ein Lochbeil und Steinwerkzeuge. Angeblich wurden um 1900 von einem Ödenburger Gelehrten beim Öden Kloster 12 Keltengräber ausgegraben.. Aus der Römerzeit, dem 4. Jahrhundert, stammen eine Kleinbronze und Ziegel. 1963 wurde ein Awarengrab entdeckt.

Mittelalter:

Auf dem Platz der ehemaligen Burg kamen seit 1928 immer wieder Tonscherben, eiserne Bolzenspitzen, Pferdetrensen und Mauerfundamente zum Vorschein. 1927 wurde südlich des Ortes ein Schatz von 709 Silbermünzen gefunden. Die Münzen reichen bis 1616, in die Zeit des Königs Matthias. Die Münzen befinden sich größtenteils im Brgenländischen Landesmuseum.

Im 13. Jahrhundert war der Ort im Besitz einer Familie, die man als die Edlen von Baumgarten bezeichnen kann. Sie waren wahrscheinlich deutscher Herkunft. Zwischen 1267 und 1269 wird ein Pouce von Pungarth erwähnt. Er war wahrscheinlich mit Graf Philipp von Pungarth verwandt, der 1327 als königlicher Kommissär eingesetzt war. Jedenfalls stand zu seiner Zeit bereits die Burg von Baumgarten, die 1289 von Herzog Albrecht I. von Österreich um Verlauf der Güssinger Fehde zerstört wurde. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts wurden noch mehrere Adelige, die sich nach Baumgarten nannten, erwähnt, etwa 1368 Albert, Sohn des Benedikt von Paugarth und die Brüder Wulfing der Geyer und Mathes von Paumgarten, die Paul I. von Mattersdorf - Forchtenstein je ein Lehen in Zillingdorf und Müllendorf verkauften. Schließlich erwarben auch die Kaniszai Besitzungen in Baumgarten. Vor 1326 gehörte die Burg dem Bischof von Agram, Stefan Kanizsai. Neben den Kanizsai hatte auch ein anderer Osl-Zweig, die Kleinhöfleiner, Anspruch auf Baumgarten.  1382 protestierte Nikolaus, Sohn  des Paul de Baszt, im Namen der Frau Gregors von Kleinhöfklein,eines Sohnes des Beled, gegen den Kauf von Baumgarten und Rohrbach durch Thomas von St. Georgen und Johannes de Sata. Der Verkäufer ist unbekannt. Eventuell war es Albert, Sohn des Bendikt von Baumgarten. 1392 scheint ein Georg von Baumgarten als Burggraf der Herrschaft Hornstein - damals 8im Besitz der Kaniszdai - auf. Vermutlich waren alle diese Personen, die sich von Baumgarten nannten und dort einen kleinen Edelhof besaßen, kleine Ritter im Dienste der Kanizsai.

1362 löste König Ludwig I. die Burg ein und schenkte sie dem Böhmen Hinko. 1412 sind als Teilbesitzer Aegidius, Johann und Barbara Neuhauser (aus dem südböhmischen Adelsgeschlecht der Rosenberger, Wittigonen) belegt, 1426 Paul von Forchtenstein-Mattersdorf, ebenfalls 1926 Ludig und Georg von Ladendorff als Pfandbesitzer. 1427 hatte Mert Weitracher die Burg in Händen, 1429 Gotthard Pokfus, der Burghauptmann von Theben, später wieder Weitracher, der Burghauptmann der Kanizsai-Herrschaft Eisenstadt. Unter Martin Weitracher wurde auch das Dorf Siegenorf der Kleinherrschaft Baumgarten anhgeschlossen. Es war zuvor im Besitz der Ciráki.Dazu kamen Weingärten in Kleinhöflein und Mörbisch. Martins Sohn Konrad nannte sich noch lange nach Baumgarten. Erst naqch dem Erwerb der Burg Katzenstein nahm er deren Namen an ("de Macskakö").

1446 erwarb Ulrich von Grafeneck (Grafenegg) die Burg. Er entstammte einer schwäbischen Familie und gehörte zu den Söldnerführern, die unter Friedrich III., aber auch unter den ungarischen Königen, dienten. Er begann sofort, sie auszubauen und ließ einen zweiten, äußeren Graben anlegen. Die Stadt Ödenburg musste dabei durch Beistellung von Robotarbeitern aus ihren Dörfern helfen. 1453 bat Kaiser Friedrich III. die Stadt erneut, die Untertanen der Stadt auf drei Tage für den Ausbau der Festung zur Verfügung zu stellen. Als sich der Grafenecker jedoch zwei Jahre später gegen den Kaiser stellte befahl dieser den Ödenburgern, die Burg zu erobern. Die Stadt nahm dafür 50 Söldner auf und belagerte die Burg mit "Katzen" und nahm sie schließlich ein, mit einem Kostenaufwand von 713 Pfund Pfennige. Nach der Aussöhnung des Grafeneckers mit dem Kaiser erhielt er die Burg zurück und schloss sie seiner Herrschaft Landsee an. Die Burg war stark beschädigt und wurde wahrscheinlich 1477 bei einer Strafexpedition des Burghauptmannes von Wr. Neustadt, Wilhelm Tierstein, im Auftrag Friedrichs III, ganz zerstört. 1475 wird die Burg als zerstört bezeichnet. In der Folgezeit wurde sie nicht mehr erwähnt. Als Herrschaftssitz hatte sie keine Bedeutung mehr. Die KLeinherrschaft Baumgarten hatte eine relativ kleine Zahl von Untertanen in Baumgarten und später auch in Rohrbach. Zur Burg gehörten Allodialfelder, - wiesen, Hofweingärten und ein Fischteich.

1475 schenkte Ulrich von Grafeneck das Dorf den Paulinermönchen, die in Baumgarten ein Kloster errichteten. Zur Schenkung gehörten neben dem Dorf auch der Meierhof in Baumgarten, zwei Weingärten, drei Fischteiche in Baumgarten,  ein Weingarten in Rust, zwei in Mörbisch, eine Mühle in Schattendorf, drei Stadthäuser in Ödenburg.  Das Kloster wurde 1493 durch einen Waldbrand zerstört, seine Besitzungen wurden dem Paulinerkloster Wandorf übertragen. Im 16. Jahrhundert zogen die Inhaber der Herrschaft Landsee die Besitzungen an sich. Daraus erwuchsen langwierige Prozesse. Die Herrschaft Landsee konnte das Dorf behaupten, verpfändete jedoch Dorf und Meierhof immer wieder.Die Streitigkeiten mit den Paulinern konnten endgültig erst 1667 beendet werden, als Paul Esterhazy den Klosterbesitz um 8000 Gulden von den Wandorfer Paulinern ablöste.

Frühe Neuzeit

Baumgarten kam mit der Herrschaft Landsee an die Brüder Mrakschi und dann an  Ulrich von Weispriach. Das Dorf war verödet. Dazu hatten wahrscheinlich auch die "Landseer Fehde" und die Türkenzüge von 1529 und 1532 beigetragen. Es folgte die Einsiedlung von Kroaten. Schon 1528 werden Kroaten in Baumgarten und Siegendorf erwähnt. Sie gehören damit zu den ältesten kroatischen Siedlern im burgenländischen Raum.Spätestens nach den Türkenkriegen erlangten die Kroaten die Mehrheit im Dorf. 1554 waren nahezu alle Familiennamen kroatisch.

1548 verkaufte Johann von Weispriach Landsee an Erasmus Teuffl von Enzendorf, 1550 auch Baumgarten, Rohrbach und Siegendorf. Erasmus geriet in türkische Gefangenschaft und wurde getötet,seine Brüder verkauften 1553 Landsee an Nikolaus Olah, Erzbischof von Gran, und seinen Neffen Nikolaus Császár. Dieser erbte die Herrschaft. Die Dörfer Baumgarten, Rohrbach und Siegendorf überließ er 1563 seiner Schwester Helena, die mit Nikolaus Olasz verheiratet war. Sie konnte sich gegen die Ansprüche der Pauliner behaupten. Helena war überzeugte Anhängerin Luthers. Ob der damals in Baumgarten eingesetzte Prediger Fröhlich katholisch oder evangelisch war ist in der Forschung umstritten.Seit 1583 bestand innerhalb Baumgartens eine Adelskurie. Helene Olasz gab ihren Verwalter Georg Literatus aliter Bauchyn zwei Sessionen. Dieses Edelmannsgut blieb noch lange Zeit bestehen.

Mit der Übernahme der Kleinherrschaft durch Helene Olasz wurde die Eigenwirtschaft ausgebaut. Sie wohnte zwar in ihrem Stadthaus in Ödenburg. ließ in Baumgarten ber einen Meierhof errichten. Schon 1564 wird ein "servitor", ein herrschaftlicher Beamter, erwähnt.  Der Meierhof umdasste wahrscheinlich die zur Burg gehörenden Eigengründe, aber auch eine Dreiviertel-Ansässigkeit.Der Meierhof wurde anscheinend auf ehemeligen Bauerngrund errichtet und war mit dem mittelaalterlichen Wirtschaftshof nicht identisch.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stieg die Ortsbevölkerung. 1598 gab es 46 untertänige Bauern, dazu den herrschaftlichen Edelhof und den Meierhof, den Pfarrhof und den Edelhof des Michael Iwanchych, insgesamt also 50 bewohnte Häuser. Nach dem Tod der Helene Olasz fiel die Kleinherrschaft an Ursula Dersffy, die Tochter Nikolaus Olah-Császárs. Sie verkaufte sie an ihren Gemahl Franz Dersffy. 1605 kam Landsee an Dersffys Tochter Ursula, die 1612 in zweiter Ehe mit Nikolaus Esterhazy vermählt wurde.

In der Folgezeit war Baumgarten oft verpfändet, etwa an Stefan Listhi und Magdlena Thurzo.  Die Robotleistungen wurden von den Pfandherrn erhöht.1593 bis 1603 war Emerich Megyery Pfandherr, 1619 Sigismund Megyery, 1622 Susanna Balassa de Gyarmat, 1630 Emerich Bercsenyi.  Die Megyery waren in Draßburg anssässig. Vor 1588 hatte der Landseer Grundherr Franz Dersffy seinem Beamten Georg Banchy zwei Halblehen  verschrieben. Dieser baute darauf einen Edelhof. Vor 1608 löste Dersffy den Hof aus. Er wurde zum wirtschaftlichen Mittelpukt  der Herrschaft im Dorf und in der Folgezeit immer mit dem Dorf verpfändet. Pfandherrn waren 1630 Emerich Bercsenyi, 1657 Megyery. 1667 gab Paul Esterhazy  Baumgarten an Judit Esterhazy, die Witwe von Johann Amadé, Sie besaß das Dorf noch 1675, als das große Landseer Urbar angelegt wurde.

1675 gab es in Baumgarten nach dem großen Landseer Urbar mehr als 60 Häuser, darunter der herrschaftliche Meierhof. Es gab 7 Halblehen, 23 Viertel und 12 Achtellehen sowie 14 Söllner, ein Gemeindehaus, eine Schmiede, ein Wirtshaus und ein Hirtenhaus.  Zum Meierhof gehörten 75 Joch Felder in Baumgarten und Schattendorf und nahezu 13 Mahd Wiesen. Die Einwohner hatten überwiegend kroatische Familiennamen.

18. und 19. Jahrhundert

Weitere Pfandinhaber waren 1698  das Stift Lilienfeld, 1713 der Reichsgraf von Stein, ein Gläubiger Paul Esterhazys,  1722 Wolfgang Gottfried von Auersperg, danach Stefan Rhorer, ein herrschaftlicher Beamter, 1748 der Graf Carl David von Herbeviller. Nach seinem Tod 1762 ging der Besitz an seine Witwe Eva Maria, geb. Meskó, über. 1772 gab Graf Ludwig von Starhemberg Dorf und Edelhof an die Esterhazy. Sie schlossen Baumgarten ihrer Herrschaft Forchtenstein an.  Unter ihrer Herrschaft verfiel der Edelhof, der nicht mehr gebraucht wurde. 1790 fiel fast der gesamte Ort einem Feuer zum OPfer. 54 Bauern-,32 Söllnerhäuser und das Schulhaus brannten ab. Dioe Steuerkonskription von 1755 weist 81 behauste Bauern und Söllner und 6 unbehauste Inwohner aus.  Bemerkenswert ist die überproportional  große Zahl von 139 Zugtieren, dazu 68 Melkkühe, 72 Stück anderes Pferd- und Rindvieh, 144 Schafe und Ziegen. Der hohe Besatnd an Zugtieren weist darauf hin, dass durch Transport- und Vorspanndienste an der Durchzugsstraße ein Nebenverdienst möglich war.

Die günstige Lage von Baumgarten an der Durchzugsstraße von Ödenburg nach Wr. Neustadt hatte wiederholt auch negative Auswirkungen. Immer wieder gab es Einquartierungen, Fuhr- und Vorspanndienste wurden gefordert - in den napoleonischen Kriegen etwa und 1848. Die Cholera kam 1849 mit den Truppen nach Baumgarten und forderte 33 Opfer.1850  mussten wieder österreichische Truppen einquartiert werden, ein Offiziershaus und eine Reitschule mussten unterhalten werden.

Nach dem Maria Theresianischen Urbar von 1767 gab es 55 Bauern, 28 behauste und 10 unbehauste Söllner. Es bestand ein ganzer Hof, 24 halbe und 30 Viertelhöfe. Der Besitz an Äckern war mit 68 Joch pro ganzer Session sehr groß. Selbst nach den Besitteilungen entfielen immer noch 17 Joch auf einen Viertelhof. Nach der Grundentlastung und Kommassierung entfielen auf die Esterhazysche Grundherrschaft 75,66 Joch und 63,17 Joch Hutweide. Der grö0ßte Teil, 51 ha, wurde 1958 an die Baumgartner Bauern verkauft.

1856 wurden Grundbuchanlegung und Katastervermessung abgeschlossen, 1855 der Notariatsbezirk Draßburg - Bumgarten - Klingenbach geschaffen. Die Volkszählung von 1850 ergab 97 Häuser mit 155 Wohnparteien. 635 Einwohner waren Kroaten, 44 Deutsche, 7 Juden und 2 Magyaren. 682 Personen waren katholisch. Interessant ist der große Bestand an Zugtieren - 83 Pferde, 48 Ochsen, 111 Kühe. 1852 wurde ein "Churschmied"namens Mathias Schwaifer als Tierheilkundiger erwähnt. Angebaut wurde etwa zu gleichen Teilen Weizen, Roggen, Gerste und Hafer, daneben Erdäpfel und Linsen. Die Weinernte war mit 30 Eimern bescheiden, das Weingebirge war nur 15 Joch groß. Der Weinbau hatte also im Ort immer nur eine geringe Bedeutung. Die Baumgartner hatten allerdings auswärts, in Draßburg und in Ödenburg, Weingartenbesitz. 1853 gab es 25 Handels- und Gewerbebetriebe. Zahlreich vertreten waren Frucht- und Geflügelhändler. Die seit 1901 bestehende Pfeifenfabrik der Gebrüder Spiller, ab 1902 Preiss und Dvorák, hatte 60 bis 80 Beschäftigte.

1850 und 1854 gab es wieder schwere Brände. 1863 wurde der Vergleich mit der früheren Herrschaft geschlossen, Bergrecht und Körnerzehent wurden abgelöst, ebenso die Remanentialgründe. Bei der Herrschaft blieben 62 Joch Acker, 67 Joch Weiden und 13 Joch Wiesen. Die Herrschaftsgründe wurden an der Grenze zum Schattendorfer Hotter neben der Ödenburger Straße kommassiert. . 1871 musste sich Baumgarten mit dem Kreisnotariat Schattendorf verbinden, 1872 bis 1879 wurde die Bahnlinie Ödenburg - Ebenfurth gebaut. Baumgarten erhielt damit einen Bahnanschluss.

1877 wurde der Pfarrhof neu gebaut. Das 1852 neu gebaute Schulhaus wurde 1899 neu und größer aufgebaut. Ab 1901 gab es einen zweiten Lehrer. 1888/89 wurde der Feuerwehrverein gegründet, bald darauf auch ein Krankenunterstützungsverein, 1903 ein Weinproduzentenverein und 1903 eine Konsumgenossenschaft.

Im Jahre 1900 hatte Baumgarten 870 Einwohner. 458 (52,6 %) lebten von der Landwirtschaft, 241 (27,2 %) von Gewerbe und Industrie, 34 (3,9 %) vom Handel, 17 (2 %) vom Verkehr. 97 Personen (11,1 %) waren Taglöhner. 1910 war der Anteil der Landwirtschaft auf 48 % gesunken, der von Indutrie und Gewerbe auf 35,3 %  gestiegen. Es gab nur mehr 45 Taglöhner. Das Handwerk war in Baumgarten immer schwach entwickelt. 1828 gab es 2 Weber, je einen Wagner, Stiefelmacher, Schneider, Schmied und Fleischhauer. Nur ein Zimmermann arbeitete mit 2-3 Gehilfen.Die 1901 errichtete Pfeifenfabrik beschäftigte bis zur Auflassung 1923 60 bis 80 Arbeiter.  Besitzer waren seit 1902 Heinrich Preiß und Adolf Dvorzák, später als Teilhaber auch der Rechtsanwalt Dr. Stefan Pinezich.

Zwischenkriegszeit

Im Ersten Weltkrieg hatte Baumgarten 38 Gefallene und Vermisste zu beklagen. Nach dem Anschluss an Österreich gehörte Baumgarten zunächst zum Bezirk Eisenstadt, erst ab 1923 zum Bezirk Mattersburg. Zusammen mit Draßburg bildete Baumgarten ein Kreissekretariat. 1922  saßen  in der Gemeindeverwaltungskommission acht Vertreter der Sozialisten und vier der Christlichsozialen. Nach Streitigkeiten konnte sich der Gemeinderat erst 1923 konstituieren. Verwaltungskommissar war Johann Selinger, sein Stellvertreter Johann Hombauer. Die Gemeinderatswahl von 1923 brachte der SP 324 Stimmen (8 Mandate), der CSP 117 Stimmen  (2 Mandate). Der Landbund erhielt 85 Stimmen  (2 Mandate).  Bürgermeister wurde Veit Bobich, Vizebürgermeister Matthias Reiff (beide SP). Vorstandsmitglieder wurden Peter Dobrovits (CSP) und Franz Leeb vom Landbund. 1924 wurde ein Vorschusskassenverein unter dem Obmann Franz Leeb gegründet. 1924 wurde die Umwandlung der röm. kath. Volksschule in eine Gemeindeschule beschlossen, aber nicht durchgeführt. Das Schulgebäude gehörte der Kirche. 1933 wurde in drei Klassenzimmern unterrichtet. 1925 wurden neun Bauplätze geschaffen und vergeben. Das Gemeindegasthaus wurde instand gesetzt. Die Gemeinderatswahl von 1927 ergab 345 Stimmen für die SP, 312 Stimmen für die CSP. Der Landbund kandidierte nicht mehr. Bürgermeister wurde Martin Fischer, Vizebürgermeister Anton Reiff von der "Haus- und Grundbesitzerpartei" (CSP). Dieser legte 1929 sein Amt zurück, Nachfolger wurde Andreas Juraszovich.  1929 wurden erneut Hausplätze vergeben, die Elektrifizierung ab 1927 vorangetrieben und eine Straßenbeleuchtung installiert. 1931 erhielt die SP 293 Stimmen (7 Mandate) , die CSP 153 (4) und der Landbund 98 (2). Zum Bürgermeister wurde Thomas Preschitz, zum Vizebürgermeister Fischer gewählt.  Nach dem Verbot der SP 1934 wurde Stefan Pichler (CSP) mit der Führung der Gemeindegeschäfte betraut und schließlich zum Bürgermeister gewählt. Der Gemeindetag beschloss den Bau einer Eisenbetonbrücke über den Bach, 1935 wurde die Ortsstraße ausgebaut.

Die Einwohnerzahl nahm in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu, von 721 1869 auf 870 im Jahre 1900 und 987 1923. In der Zwischenkriegszeit ging sie auf 902 zurück. Dafür war weniger die Auswanderung als die Abwanderung in Richtung Wien verantwortlich. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stagnierte die Einwohnerzahl. In den sprachlichen Verhältnissen gab es weniger in der Zwischenkriegszeit als in der Nachkriegszeit  erhebliche Veränderungen. Der kroatischsprachige Ort wurde zweisprachig. 1880 gaben noch 692 Personen kroatisch und nur 41 deutsch als Um´gangssprache an. 1971 bezeichneten sich 126 als deutsch-, 141 als kroatisch- und 598 als gemischtsprachig. 

Die sozialökonomische Struktur veränderte sich in der Zwischenkriegszeit weiterhin stark. Die Entagrarisierung ging weiter, die Zahl der in Industrie und Gewerbe und in Handel und Verkehr Beschäftigten stieg. Der Rückgang der baäuerlichen Bevölkerung setzte allerdings erst in der Nachkriegszeit voll ein. 1971 waren nur mehr 51 Personen in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. Damit hatte sich ihre Zahl innerhalb von 10 Jahren halbiert.

Die Volksabstimmung von 1938 erbrachte 100 % für den Anschluss an Deutschland. Johann Fischer wurde zum Gemeindeverwalter bestellt.

Nachkriegszeit

 Im Zweiten Weltkrieg waren 56 Gefallene und 20 Vermisste zu beklagen. Am 1. April 1945 marschierten die Russen in Baumgarten ein. Durch Artilleriebechuss wurden zwei Häuser und der Kirchturm beshädigt. Johann Pichler wurde erschossen, Martin Fischer, Herbert Pichler und Franz Werba durch einen russischen Lastwagen getötet. Es folgten Vergewaltigungen und  Plünderungen durch Russen, griechische und ukrainische Zwangsarbeiter.  Im Kloster hatte sich eine Bande von russischen Deserteuren eingenistet, die die Oertschaft ausplünderte. Die Russen setzten Thomas Presich als Bürgermeister ein. Noch 1945 wurde Johann Rojacz (SPÖ) Bürgermeister. Im Gemeinderat saßen auch drei Vertreter der Kommunistischen Partei. Unmittelbar nach dem Krieg kam es zu einer Auswanderungswelle. 14 Personen gingen nach Südafrika, zwei nach Deutschland. 

Am 23. Jänner 1947 fasste der Gemeinderat folgenden einstimmigen Beschluss gegen die Forderungen Jugoslawiens, den Kroaten alle nationalen Rechte zu gewähren bzw. gegen einen Bevölkerungsaustausch mit Jugoslawien: " Die Gemeinde Baumgarten hat immer treu dem österreichischen Staat gedient  und ist ihre Bevöplkerung seit ihres Bestehens in keiner Weise weder von der Österreichischen Regierung noch von der deutschsprachigen Bevölkerung benachteiligt worden. Die Bevölkerung verzichtet auf alle weiteren Verteilungen von nationalen Rechten als kroatische Minderheit und lehnt einstimmig und geschlossen einen Austausch mit den in Jugoslawien lebenden Österreichern ab. Die Beschuldigungen der jugoslawischen Regierung, daß die burgenländischen Kroaten terrorisiert und ihrer nationalen Rechte beraubt werden, sind vollkommen unrichtig, da die kroatische Bevölkerung von der österreichischen Regierung die volloen Rechte erhält und mit der deutschsprachigen österreichischen Bevölkerung immer im Guten Einvernehmen gelebt hat und auch weiterhin leben wird."

1947 trat Rojacz als Bürgermeister zurück, Nachfolger wurde Thomas Bobits. Anton Biricz wurde 1048 zum Schulleiter bestellt. Wichtigste Vorhaben waren die Einrichtung der Schule und die Instandsetzung des Gemeindehauses und des Gemeindegasthauses. In der Gemeinderatswahl von 1950 erhielt die SPÖ 412 Stimmen, 9 Mandate, die ÖVP 177 Stimmen und 4 Mandate. Die KPÖ bekam nur mehr 10 Stimmen. Thomas Presich wurde Bürgermeister, Bobich Vizebürgermeister. Das Schulgebäude wurde instand gesetzt, die Ortsbachregulierung mit einer Uferschutzmauer begonnen, ein Sportplatz geschaffen. Das Schulgebäude wurde langfristig von der Katholischen Kirche gepachtet und ausgebaut.  1954 begannen erste Kanalarbeiten. Die Gemeinderatswahl von 1954 brachte wenig Änderungen, der Mandatsstand blieb bei 9 : 4. 1955 wurde eine neue Straße angelegt, die Kanalisation fortgeführt, 1956 wurde das Gemeindegasthaus verkauft. 1958 wurde Ludwig Iwanschitz neuer Bürgermeister. In der Gemeinderatswahl erhielt die SPÖ 406, die ÖVP 187 Stimmen.

In den späten 1950er und in den 1960er Jahren standen wie in den meisten burgenländischen Gemeinden der Ausbau des Straßen- und Wegenetzes, die Ortsbachregulierung und die Kanalisation im Vordergrund.1961 wurde der Wasserleitungsbau durch den Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland beschlossen. Die Gemeinderatswahlen von  1962 und 1967  brachten  keine Mandatsverschiebungen. Alexander Hausmann wurde neuer Bürgermeister, Mathias Bernhard (beide SPÖ) Vizebürgermeister. Entlang der Hauptstraße wurden Gehsteige angelegt und 1965/66 das Gemeindehaus gebaut. 1968/69 wurde ein Schwimmbad gebaut. 2014 wurde der Windpark Baumgarten der Energie Burgenland mit 5 Windrädern eröffnet.

Mit 1. Jänner 1971 wurde Baumgarten mit Draßburg zusammengelegt. Bürgermeister wurde für beide Gemeinden Rudolf Knopf.

Die politische Entwicklung in jüngerer Zeit ist durch weitgehende Stagnation der Kräfteverhältnisse gekennzeichnet. Der Mandatsstand der SPÖ schwankt zwischen 9 (1997) und  (2002,2017), der der ÖVP zwischen 4 und 5 (2012). Nur 2002 kandidierten die Grünen und erhielten lediglich 31 Stimmen (4,96 %). Von 1991 bis 2002 war Stefan Pichler Bürgermeister, ab 2002 Kurt Fischer. Er wurde 2017 mit 79,13 % der Stimmen wiedergewählt.

Kirche und Schule

 Unbekannt ist, ob Baumgarten im Mittelalter eine Pfarre war. Die Kirche ging möglicherweise aus der Burgkapelle hervor. Im Urbar von 1554 wird ein Pfarrer - jedoch ohne Namensnennung - erwähnt. Der erste namentlich bekannte Pfarrer war Andreas Fröhlich. Er war 1560 Seelsorger der Kroaten in Schönau mit Ginselsdorf und Teesdorf. Als Pfarrer von Baumgarten bekam er von seinem Bruder Ambrosius, Buchhändler und Ratsherr in Wien, im Auftrag des evangelischen Predigers Stefan Consul zwei evangelische Katechismen in kroatischer Sprache. Fröhlich wird von der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung als Protestant in Anspruch genommen. Dies wird jedoch von Rittsteuer,Dobrovich und Mersich heftig bestritten. Dass unter der Grundherrin Helene Olasz, einer überzeugten Lutheranerin, ein evangelischer Prediger eingesetzt wurde, ist jedoch möglich. Das bedeutet freilich nicht, dass auch die Bevölkerung evangelisch wurde.

In der Visitation von 1597 wird Lukas Kirkovic als Pfarrer von Baumgarten, seit 1594, genannt. An Pfründengrundstücken waren 20 Joch Acker vorhanden, die Kirche besaß 10 Joch Acker und fünf Achtelweingärten in Draßburg. DRaßburg wurde von Baumgarten aus betreut. Auch die früher selbständige Pfarre Draßbu8rg war mit 30 Joch Acker und drei Achtelweingärten sowie einem kleinen Wald reich ausgestattet. 1621 betreute Pfarrer Johann Bernitsch die Gemeinde, 1641 ein Philipp Jadranich, der neben Baumgarten und Draßburg auch für Antau und Zagersdorf zuständig war. Die Visitation von 1641 berichtete, dass die Kirche und der Turm aus Stein gebaut waren, mit einem gewölbtem Sanktuarium und einer Decke aus bemaltem Holz. Die Kirche hatte drei Altäre und eine Kanzel aus Stein. Zum Kirchenvermögen gehörten fünf Weingärten, die von der Gemeinde bearbeitet wurden. Der Pfarrer hatte eine ganze Session mit 30 Joch Acker, zwei Wiesen und zwei Gärten. Der Ort hatte 41 Grundbesitzer. Der Pfarrhof stand seit einem  Jahr leer und war verwahrlost. Ein Schulmeister wird erwähnt. Zehn Jahre später war der Pfarrhof in Ordnung und wurde von Pfarrer Stiphovich bewohnt. Er war von 1649 bis 1675 Pfarrer. Die Kirche besaß ein beträchtliches Vermögen von 300 Gulden. 1651 gab es bereits ein Taufbuch, das aber später verloren ging. 1674 wurde der schöne Hochaltar gelobt. 1683 konnten die wertvollen Paramente in Sicherheit gebracht werden. Pfarrer Lukacic (bis 1704)  kaufte für die Kirche eine große Wiese auf Rohrbacher Hotter. Weitere Pfarrer waren Michael Wild, Georg Rosenic und Martin Ivancic. 1713 wurde die Zahl der Einwohner mit 361 angegeben, alle waren katholisch mit Ausnahme des Pächters und seiner Frau, des Grafen von Stein. 1725 wurde unter Pfarrer Ivancic die alte Kirche vergrößert und umgebaut. 1783 veranlasste Pfarrer Wimmer den Neubau des heutigen Kirchturmes.1790 unter Pfarrer Csenar brannte die Kirche vollständig aus. Unter Pfarrer Franz Mersich (1823-1850 ) wurden 1847 drei neue Glocken angeschafft. Die Kirche besaß damals hohe Summen an Stiftungsgeldern. Pfarrer Maurovich (1850- 1876) begann mit der Generalsanierung des Pfarrhofes und legte Gemüse- und Obstgarten an. Der Pfarrer und der Lehrer Peter Golubich förderten den Obstbau im Dorf. Die Äcker der Kirche wurden an die Hirmer Zuckerfabrik verpachtet, später, bis zum Zweiten Weltkrieg, an Ortsbewohner. Unter Pfarrer Luxl (1876-1897) wurde die Generalrenovierung des Pfarrhofes abgeschlossen, 1899 wurde eine neue Schule mit Schulleiterwohnung gebaut. Pfarer Paul Grüll (1906-1924) versuchte, Kloster und Klosterkirche vor dem Verfall zu retten. 1913 wurde ein Renovierungsbeschluss gefasst. Während des Ersten Weltkrieges gingen die hohen Stiftungsgelder der Pfarre verloren. Neue Glocken konnten erst 1924 angeschafft werden.

1925 übernahm Martin Mersich, ein gebürtiger Frankenauer, die Pfarre. Er blieb bis 1966 Pfarrer.Sein großes Verdienst war die Restaurierung des "Öden KLosters" und die Belebung der Wallfahrt zum Kloster. Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Kirche und Turm durch Granaten beschädigt. 1948 wurden drei neue Glocken angeschafft. Im Pfarrhof wurde ein Pfarrheim eingerichtet. Die Kirche verkaufte Grundstücke als Bauplätze. Mersich ließ 1927 und wieder 1954 durch kroatische Ordensleute Volksmissionen abhalten. Mersich brachte ein kroatisches Diözesangebetbuch heraus und schrieb 1963 eine Geschichte der Pfarre. 1963 wurde er in das Eisenstädter Domkapitel berufen. Ihm folgte Dr., Stefan Kelemen und Stefan Herits, Pfarrverweser und Pfarrer von Draßburg.

1641 wurde in einem kleinen Haus über dem Kirchenkeller unterrichtet. 1674 wurde das Schulhaus renoviert. Die Schulmeister waren, wie die Pfarrer, durchwegs Kroaten. 1775 wurde ein Schulhaus gebaut, 1790 aber beim großen Brand zerstört. 1851 brannte die Schule erneut ab. Die Gemeinde ließ ein neues Schulhaus errichten. 1899 wurde eine neue zweiklassige Schule gebaut, mit Wohnungen für den Schulleiter und den Klassenlehrer. 1936 wurde die Schule erweitert und modernisiert. 1974 wurde die Volksschule in Baumgarten aufgelassen, in Draßburg wurde 1978 ein moderner Schulbau errichtet.

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Literatur:

Prickler, Harald: Burgen und Schlösser Burgenland. Wien 1972

Kaus, Karl: Burghof- Meierhof - Edelhof - Kastell - Gasthaus. Geschichte des Palatin-Hauses. Aus der Pforte 11. S.4-8