Drucken

Die Burg und Herrschaft Landsee ( - Lackenbach) war im Mittelalter eine der wichtigsten im mittleren Burgenland. Die Anfänge der Burg sind nicht ganz geklärt. Die Burg "Landesehre" wurde wahrscheinlich von den mächtigen Grafen von Pitten als Grenzfestung gegen die Ungarn erbaut. Erstmals wird im Traditionsbuch des Stiftes Göttweig zum Jahre 1158 ein Gotscalcus de Landeshere, also ein Gottschalk von Landsee, erwähnt. Er war Zeuge bei einer Schenkung des Grafen Eckbert III. von Formbach, Herr von Pitten, an das Kloster Göttweig. Die Herren von Landsee waren Ministeriale der Pittener grafen und gehörten einer Nebenlinie der Stubenberger an. Später wurden sie Ministeriale der Grafen und Herzöge von Steier. Bis 1286 tauchen in verschiedenen steirischen und oberösterreichischen Quellen Herren von Landsee auf: Gottschalk, Erchanger und dessen Sohn Erchanger. Ab etwa 1200 dürfte sich die Burg aber nicht mehr in ihrem Besitz befunden haben. Nicht geklärt ist, warum und wie Landsee in ungarischen Besitz überging.

Der erste namentlich bekannte ungarische Besitzer war ein Nikolaus, Sohn des Borz, aus dem Geschlecht der Szák. Borz war ein mächtiger Herr, Obergespan von Ödenburg, Palatin und Hofrichter der Königin. 1222 wird er in einer Schenkungsurkunde König Andreas II. an einen Grafen Posa als dessen Nachbar erwähnt. Beide, Borz wie Posa, nahmen am Kreuzzug König Andreas II. in das Heilige Land teil.  Nikolaus von Landsee starb kinderlos. Die Burg ging 1263 an Lorenz aus dem Geschlecht Aba über. Dieser war königlicher Truchseß und Obergespan von Ödenburg. Seine Nachkommen, die Herrn von Athynay, besaßen die Burg über 100 Jahre. Sie waren mit den Mattersdorf - Forchtensteinern verwandt, die zeitweise Mitbesitzer der Burg waren. 1425 gingen Burg und Herrschaft an den Palatin Nikolaus von Gara über. Später fiel die Burg an die Matterdorf - Forchtensteiner. Wilhelm von Mattersdorf - Forchtenstein verpfändete 1445 Landsee zusammen mit Kobersdorf und Forchtenstein an Herzog Albrecht VI. von Österreich. Dann ging sie an dessen Bruder, den späteren Kaiser Friedrich III., über. Die Garai versuchten vergeblich, mit Hilfe des Königs Matthias Corvinus die Burg zurückzugewinnen.

Friedrich III. setzte so wie in anderen westungarischen Herrschaften zunächst Pfleger ein, dann verpfändete er Landsee. Pfandherrn waren die Grafenegger, unter denen ihre Besitzungen Baumgarten, Rohrbach und Siegendorf der Herrschaft angeschlossen wurden, und die Weispriach. Nach dem Tode Ulrichs von Grafenegg wurde die Burg zunächst dieser Familie entzogen. Der ungarische König Wladislaw II. übertrug Burg und Herrschaft Landsee an böhmische Söldnerführer, die auch Baumgarten, Rohrbach und Siegendorf in Anspruch nahmen. Zudem kehrten auch noch die Weispriach zurück, die ebenfalls Landsee beanspruchten. 1506 ist Ulrich, der Sohn Siegmunds von Weispriach, Pfandherr von Landsee.

Nach dem Tode Ulrichs von Weispriachs 1508 war die Burg Schauplatz der berühmten Landseer Fehde, die von 1508 bis 1524 andauerte und das ganze Gebiet schwer in Mitleidenschaft zog. König Wladislaw II. von Ungarn wollte Landsee wie ein heimgefallenes Lehen einziehen. Gertrud aber, die Witwe Ulrichs von Weispriach, war keineswegs bereit, die Burg abzutreten. Erst unter König Ferdinand I. wurde die Fehde 1524  beendet, indem die Weispriach erneut mit Landsee belehnt wurden.

Der älteste Sohn Ulrichs von Weispriach, Johann, erlangte die Neubelehnung mit Hilfe seiner Frau, einer geborenen Lonay. Diese war Oberhofmeisterin und Erzieherin der Königin Anna. Johann Weispriach konnte in ganz Westungarn froßen Einfluß gewinnen. 1537 bis 1550 war er Burgkapitän von Ödenburg und Obergespan des Komitats, 1546 wurde er Pfandherr von Forchtenstein und 1553 auch von Eisenstadt. Die Kleinherrschaft Baumgarten - Rohrbach - Siegendorf überließ er 1548 Erasmus Teuffl von Enzesdorf. Dessen Bruder Christoph Teuffl von Krottendorf war mit einer Tochter Weispriachs verheiratet. Wahrscheinlich war Erasmus bei der Erwerbung von Forchtenstein behilflich. Die Pauliner erhoben Einspruch gegen die Übertragung von Baumgarten. Schließlich kaufte Erasmus Teuffl um 29.450 ungarische Gulden die ganze Herrschaft Landsee. Sein weiteres Schicksal war dramatisch. Er geriet 1552 in türkische Gefangenschaft, aus der er nicht mehr zurückkehrte. Der Legende nach wurde er in einen Sack eingenäht und im Bosporus ertränkt. Seine Brüder Georg, Christoph und Andreas Teuffl verkauften 1553 Landsee um 47.600 rheinische Gulden an den Erzbischof von Gran, Nikolaus Olah, und dessen Neffen Thomas Olah von Szászváros sowie Nikolaus Császár und Georg Bona, Söhne seiner Schwester Ursula.

Seiner Schwester Helene, die mit Nikolaus Olasz verheiratet war, schenkte der Erzbischof die Kleinherrschaft Baumgarten - Rohrbach - Siegendorf und ein Haus in Ödenburg zur lebenslänglichen Nutzung. 1575 wollte Helene Baumgarten und Rohrbach verkaufen, dagegen erhoben jedoch die Olah - Császár erfolgreich Einspruch. Zur Zeit der Helene Olasz gab es einige Probleme in Baumgarten. Helene war evangelisch und stellte 1566 den Pfarrer Andreas Fröhlich ein, der kroatisch sprach. Zu einem heftigen Konflikt kam es mit der Nachbargemeinde Schattendorf, das zur Herrschaft Forchtenstein gehörte. Der Streit um die Hottergrenze artete in Mord und Totschlag aus. So mußte durch erzherzogliche Kameralbeamte eine Ausmarkung, also eine Grenzfestlegung, durchgeführt werden. Gegen Helene Olasz wandte sich auch der Paulinerorden, konnte sich aber nicht durchsetzen. Sie blieb bis zu ihrem Tod im Besitz des Ortes.

Nach dem Tod des Erzbischofs im Jahre 1564 gehörte Landsee Nikolaus Olah - Czászár, dem Sohn seiner Schwester Ursula. Dessen Sohn Christoph verstarb früh, Erbin war seine Tochter Ursula. Sie heiratete 1591 Franz Dersffy von Szerdahely. Dieser verpfändete die Kleinherrschaft Baumgarten erneut, zunächst an die Listy von Kittsee, nach Widerstand an Magdalena Thurzó, die mit Johann Dankovich verheiratet war, bald darauf an die Megyery von Széplak und 1599 um 4000 Gulden an seinen Bruder, an Nikolaus Dersffy.

Während des Bocskay - Aufstandes stellte sich Franz Dersffy anfangs auf die Seite der Rebellen. Deshalb wurde der Rohrbacher Edelhof belagert, von Marzer Bauern und Wiener Neustädter Bürgerschützen. Sie konnten die Anlage nicht einnehmen, zündeten aber das Dorf an. Vom Rohrbacher Meierhof und aus Baumgarten wurde Vieh weggetrieben.

Franz Dersffy und Ursula Olah - Czászár hatten nur eine Tochter, Ursula. Diese heiratete in erster Ehe Franz Mágócsy und nach dessen Tod im Jahre 1612 den Burghauptmann von Landsee, Nikolaus Esterhazy. Damit kam die Herrschaft in den Besitz jener Familie, die sie bis zur Abschaffung der Grundherrschaft behalten sollte.

Ein kurzer Blick sei noch auf die Kleinherrschaft Baumgarten gemacht: Baumgarten blieb an die Megyery verpfändet. Die Esterhazy überließen schließlich Sigismund Megyery, der auch das Untergut Draßburg besaß, um 10.000 Gulden. In der Folgezeit wechselte Baumgarten sehr oft den Pfandherrn. 1667 kam es zu einer Einigung mit den Wandorfer Paulinern. Esterhazy zahlte für den Klosterbesitz 8000 Gulden Ablöse. Rohrbach wurde ebenfalls verpfändet, mit Ausnahme der Pulverstampf, die für die Esterhazy offenbar von großer Bedeutung war. 1639 löste Nikolaus I. Esterhazy das Dorf schließlich um 15.000 Gulden aus.

Seit Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die Herrschaft  Landsee - Lackenbach genannt. Die Kleinherrschaft Baumgarten wurde aufgelassen, Baumgarten und Rohrbach kamen an Forchtenstein, Siegendorf an Eisenstadt.


 

 

 

 

Grafik / Karte

 

 

verwandte Beiträge

Die Herrschaft Landsee in der frühen Neuzeit

Die Herrschaft Landsee unter den Esterhazy

 

Quellen

 Prickler, Harald: Burgen und Schlösser Burgenland. Wien 1972


Gruszecki, O.: Die Stubenberger und das Burgenland. Burgenländische Heimatblätter Jahrgang 1950, Heft 3 Eisenstadt 1950

Csermelyi, József: Die Geschichte der Herrschaft Landsee bis 1553. IN: 750 Jahre Neutal. 2021

 
 

 
footer-epochen hochmittelalter
footer-epochen