- 1971 wurden Ober-, Unterschützen, Aschau, Schmidrait und Willersdorf zur Gemeinde Oberschützen zusammengeschlossen.
- 1393 Lewe
- 1610 Felsö Sicz
- 1697 Obersicz seu Felsösicz
- 1757 Oberschützen, Oberschütz
- 1785 Felsö Lövö
- 1903 Felsölö, Felsölövö, Oberschützen
- 1907 Felsölövö
Die ungarische Bezeichnung Lewe, Lövö, Lö bedeutet Schützen. Bemerkenswert ist, dass in der ungarischen Namensform zeitweise auch die deutsche Bezeichnung „Sütz, Schitz Bestandteil war.
Urgeschichte
Archäologische Funde und Gräber aus römischer Zeit weisen auf eine frühe Besiedelung des Ortes hin. Gefunden wurden Eisen- und Bronzefibeln, Tonurnen, Tongefäße sowie Leichenbrandreste.
Mittelalter
Die beiden Schützenorte waren ursprünglich von Grenzwächtern, Bogenschützen, besiedelt. 1271 werden die „Dagitarii“ erstmals erwähnt. Um 1270 empörten sie sich im Gefolge der Grafen von Güssing gegen die Könige Stephan V. und Ladislaus IV. Nach der Niederschlagung der Revolte wurden ihnen ihr Besitz entzogen und die Grenzwächtersiedlungen aufgelöst. An ihrer Stelle wurden deutsche Bauern angesiedelt. Die beiden Schützenorte gingen in königlichen Besitz über.
1393 wurden die beiden Orte – „utraque Leve“ – um 2000 Goldgulden an die Kanizsai verkauft und von diesen in die Herrschaft Bernstein eingegliedert. 1446 verkaufte Kaiser Friedrich III. als Vormund für König Ladislaus die Herrschaft an seinen Rat Walter Zebinger. Dessen Sohn musste sie 1471 nach seiner Beteiligung an der Baumkircher – Fehde wieder abgeben. Danach wurde die Herrschaft von verschiedenen Pflegern verwaltet. Als der Pfleger Ulrich Grafenecker die Burg in der Auseinandersetzung mit König Matthias Corvinus den Ungarn übergeben wollte gelang Hans von Königsberg gemeinsam mit seinen Brüdern Georg und Koloman die Ablöse gegen eine Erstattung der Verteidigungskosten. 1517 erfolgte die Verpfändung an die Brüder Erasmus, Christoph, Panthaleon und Ehrenreich von Königsberg, die von Maximilian I. bestätigt wurde. Ab 1492 war die Familie Königsberg in eine Seebensteiner und in eine Bernsteiner Linie geteilt. 1589 wurde sie in den Freiherrnstand erhoben. Die Königsberg bauten die Burg Bernstein aus, förderten den Bergbau und führten die Reformation ein. 1636 konnten sie die Herrschaft Bernstein kaufen.
Ende des 15. Jahrhunderts gelangte die Herrschaft also mit den beiden Schützen in den Pfandbesitz der niederösterreichischen Königsberger. 1644 erwarben die Batthyány die Herrschaft. Im Teilungsvertrag von 1669 gelangte Oberschützen mit der Herrschaft Bernstein an Christoph Batthyány, Unterschützen als Teil der Herrschaft Pinkafeld an Paul Batthyány.
Frühe Neuzeit
Die Königsberger waren eifrige Vertreter des Protestantismus. Vor allem unter dem Flacianer Alexander Puchler um 1580 erlebte der evangelische Glaube eine erste Hochblüte. Mit Stefan Büchler ist von 1652 bis 1681 auch ein evangelischer Lehrer bezeugt. Mit dem Verkauf an den zum Katholizismus konvertierten Adam Batthyány war die Zusage der Wahrung der Freiheiten, darunter auch die freie Religionsausübung, verbunden. Batthyány hielt sich jedoch nicht an die Zusagen und vertrieb die evangelischen Pfarrer und Lehrer. Auch die Abgaben wurden unter den Batthyány erheblich erhöht. Trotz der Rekatholisierungsbemühungen konnte sich aber der evangelische Glaube in den Dörfern der Herrschaft über die lange Zeit der Verfolgung erhalten und nach dem Toleranzpatent wieder aufleben.
1697 waren Pfarrhaus und Schule verfallen. Von den 330 Einwohnern waren nur drei katholisch. 1713 wurden 350 Bewohner gezählt, noch immer waren nur drei katholisch. 1674 war das Dorf verpfändet, 1701 verpflichtete sich Gräfin Eleonore Strattmann – Batthyany, einem Sigismund Horvath ein Darlehen von 1200 Gulden zu erstatten. Er hatte Oberschützen acht Jahre als Pfand. 1709 war das Darlehen noch nicht bezahlt und das Dorf wurde 1713 an den Adeligen Josef Sigray weiterverpfändet. Die Rücklösung erfolgte wahrscheinlich erst in den 1720er oder 1730er Jahren. 1720 gab es in Oberschützen 52 deutsche Untertanen und Mühlen. Die Gemeinde schloss mit der Herrschaft Verträge, so 1737: die Gemeinde zahlte statt aller Urbarialabgaben, Zehenten und Roboten einen jährlichen Geldbetrag von 664 Gulden und für den Weinschank weitere 110 Gulden. Zwei „Wiener Fuhren“ mussten weiterhin geleistet werden. 1744 gab es 56 Bauern und 16 Söllner, darunter sieben Gewerbetreibende – zwei Kaufleute, zwei Mühlenbesitzer, je einen Schmied, Leinweber und Schuster. Nach einem Vertrag mit Ludwig Batthyány von 1747 mussten wieder Steuern bezahlt werden, Quartier- und Wachtgeld und als Robotablöse 381 Gulden, Branntweinablöse usw. insgesamt 556 Gulden 1 Schilling 15 Kreuzer. Der Zehent musste in natura abgeliefert werden. Auf Verlangen der Herrschaft mussten weitere Robotleistungen trotz Ablöse erbracht werden. Auch die Wiener- und Preßburger Fuhren“ blieben sowie die „beihilfe“ zur Instandhaltung des Schlosses, der Meierhöfe, Mühlen und anderer Gebäude.
Die Visitation von 1757 vermerkte, dass die wenigen Katholiken von Pinkafeld aus betreut wurden. Der Lehrer war ein Nichtkatholik, wie anscheinend auch schon bei den Visttionen von 1674 und 1697. 1768 war der Katholik Johann Gross Kantorlehrer.
Nach dem Maria Theresianischen Urbar von 1767 lebten im Dorf 82 Bauern, sechs behauste Söllner und 21 Hulden (Inwohner). Zwei Bauern hatten eine Dreiviertel-, einer eine 11 Sechzentelsession, 27 eine halbe, zwei eine Fünfachtel, einer eine 7 Sechzehntel-, sieben eine Dreiachtel-, drei eine Drittel-, 32 eine Viertel-, zwei eine Dreiechzentel- und 5 eine Achtelsession. 1772 hatte das Dorf 697 Einwohner, 658 waren evangelisch, 39 katholisch. 1797 hatte das Dorf 835 Einwohner, 1802 852 Evangelische und 30 Katholiken.
1781 bis 1948
Mit dem Toleranzpatent Kaiser Josefs II. vom Jahre 1781 änderte sich die Situation der Evangelischen in Oberschützen und einigen Nachbargemeinden entscheidend. Eine evangelische Kirchengemeinde wurde gegründet und schon 1782 erhielt der Ort die Erlaubnis, ein Bet- und ein Schulhaus zu errichten. 1782 erlaubte Graf Theodor Batthyany den Evangelischen den Bau eines Bet- und eines Schulhauses sowie eines Wohnhauses für den Pfarrer und 1836 schenkte der Gemeinde die Baugrundstücke. 1783 wurde Johann Gottfried Walther aus Modern als erster Pfarrer berufen. Der erste Gottesdienst wurde in einer Bretterhütte gehalten. Walther ging 1789 nach Harkau. Sein Nachfolger war Paul Raitsch aus Raab, der bis 1818 blieb. Das Bethaus, noch ohne Turm, war neben der katholischen Kirche das einzige aus Stein gebaute Gebäude. 1804 wurde der Kirchturm gebaut, Später, 1861/62, wurde der Turm erhöht. 1783 wurde als Kantorlehrer Johann Dobrodinsky angestellt, der aber bald starb. Sein Nachfolger bis 1800 war Johann Gottlieb Handel. 1814 wurde mit dem Bau einer evangelischen Volksschule begonnen. 1785 trennten sich Bernstein zusammen mit weiteren vier Gemeinden von Oberschützen ab und gründete eine eigene Pfarrgemeinde.
1809 wurde zwischen Theodor Batthyany und der Gemeinde ein Vertrag geschlossen. Die Gemeinde löste um einen Pauschalbetrag von 2600 Gulden sämtliche Abgaben, Zehenten und Roboten ab. 1830 wurde ein neuer Vertrag geschlossen. Jede ganze Session hatte 100 Gulden, die Söllner 10 Gulden zu zahlen. Von 178 Joch Rodungsäcker und 14 Joch Rodungswiesen waren 74 Gulden 5 Kreuzer zu zahlen, dazu kam der Zehent von 357 Gulden und 125 Gulden für die Gemeindeweide. Insgesamt erhielt die Herrschaft 4139 Gulden, 41 Schilling und 60 Kreuzer.
Mit der Berufung Gottlieb August Wimmers im Jahre 1818 begann für den Ort eine überaus bemerkenswerte Epoche in seiner Entwicklung. Wimmer wurde im Jänner 1818 als Vikar berufen. Im Oktober starb Pfarrer Raitsch. Wimmer war damals 27 Jahre alt, in Wien geboren, früh verwaist kam er mit 10 Jahren nach Oberungarn. 1811 maturierte er in Eperjes, absolvierte die Theologie in Ödenburg, war Konrektor im reformierten Gymnasium in Gyönk, war Hauslehrer bei Stephan Szontagh, Güterdirektor des Grafen Koburg- Kohari, unternahm Reisen in Polen, Deutschland, studierte in Jena und wurde nach seiner Rückkehr nach Ödenburg nach Oberschützen berufen. 1824 wurde das evangelische Pfarrhaus gebaut.
Oberschützen wurde zum evangelischen Schul- und Bildungszentrum. Lehrerseminar und Gymnasium wurden gebaut. Der Grundstein für das „Armenlehrerseminar“ wurde 1842 gelegt, 1845 wurde das Seminar eröffnet. Jedes Haus wurde mit 10 Gulden besteuert. Direktor wurde Pfarrer Ferdinand Kühne aus Berlin, Wimmers Schwiegersohn. Friedrich Lähne wurde als Seminarlehrer eingestellt. 1845 gründete Wimmer den Evangelischen Unterstützungsverein der Kirchengemeinde Oberschützen, der bis 1923 als Vorschusskassenverein bestand.
Wimmer war aber darüber hinaus auch für die sozialökonomische Entwicklung des Ortes wichtig. Er hielt strenge „Kirchenzucht“, führte den Obstbau ein und impfte eigenhändig die Kinder gegen die Blattern. Wimmer hatte zumeist HIlfspfarrer zur Seite. Als Vertrauensmann der Britischen Ausländischen Bibelgesellschaft unternahm er viele große Reisen. Er hatte Verbindung zur Gattin des Erzherzog Josef, Maria Dorothea, einer württembergischen Herzogstochter.
Wimmer hatte Probleme mit der kirchlichen Obrigkeit. Vom Distriktualkonvent wurde er gerügt, bei der Senioratswahl 1828 übergangen, wegen „schwierigen Charakters“. Nach einem Konflikt mit dem Kirchenvater verließ er Oberschützen, wurde aber 1835 zurückgeholt. Lehrer wurde Matthias Gebgardt aus Ödenburg, nach seinem Abgang nach Güns Josef Mücke und Unterlehrer Johann Bernhard Aikelin aus Reutlingen, der dann nach Unterschützen ging.
Der Eliberationsvertrag
1839 verpachtete Gustav Batthyany seine Herrschaften Bernstein, Großpetersdorf und Rechnitz auf 16 Jahre an Emerich von Klauzal. Die Oberschützer mussten wieder Robot leisten, Zehent und Naturalabgaben drohten. Die Oberschützer beriefen sich dagegen auf die von den Königsbergern gewährten Privilegien und nahmen Verbindung mit dem neuen Pächter und Batthyany auf. Sie drohten mit einem Prozess. Der Grundherr gab seine Zustimmung zu Verhandlungen. Im September 1840 fanden erste Besprechungen in Tatzmannsdorf statt. Oberschützen wurde von Bevollmächtigten unter Richter Johann Georg Polster vertreten Am 11. Dezember 1840 wurde der Vertrag in Wien unterzeichnet.
Möglich wurde der Freikauf durch neue gesetzliche Grundlagen: 1836 beschloss der ungarische Reichstag ein Gesetz, das die jährliche Ablöse und 1840 ein weiteres Gesetz, das die ewige Ablöse der Grundherrschaft ermöglichte.
Für Oberschützen war der von Wimmer angeregte Freikauf von der Bernsteiner Grundherrschaft von einschneidender Bedeutung 1838 vereinbarten Gustav Batthyany und die Gemeinde die jährliche und 1840 die ewige Ablöse. Oberschützen war damit der zweite Ort in ganz Ungarn, der diesen Schritt schon 1840, also lange vor der allgemeinen Aufhebung der Grundherrschaft, unternahm. Die Gemeinde zahlte 40 000 Gulden für die Ablöse sämtlicher Lasten, 2000 Gulden sofort und je 5000 Gulden in acht Raten ab 1841. Dazu kamen Pfandbriefe über Wälder Die Allodialgründe wurden an die Gemeinde verpachtet. Insgesamt waren 67 000 Gulden zu bezahlen. Von 1842 bis 1846 schlossen noch 14 weitere Gemeinden der Herrschaft Bernstein Ablöseverträge. Die Oberschützer gingen sofort daran, ihre neuen Freiheiten zu nutzen, durch eine freie Richterwahl, die Neuvermessung und auch das Jagdrecht wurde in Anspruch genommen.
Nach der allgemeinen Grundentlastung bekam Oberschützen 1870 aus dem Grundentlastungsfonds 26 080 Gulden zurück und 1897 nochmals 28 250 Kronen als Regalablöse für drei Gasthäuser und einen Wald. Unklar war, wem diese Gelder zuständen, den Urbarialisten oder der ganzen Gemeinde. 1897 wurde ein Vergleich im Streit darüber gefunden. Die Regalentschädigungspapiere blieben im Besitz der Gemeinde, 30 000 Kronen Grundentlastungsobligationen und Grundstücke kamen in das Eigentum der Urbarialisten. Um den Wald wurde weiter gestritten. Erst 1950 fand ein Ausgleich statt: Der „Eichenwald“ blieb den Urbarialisten, die Gemeinde erhielt jährlich Bauholz und Brennholz.
1845 wurde das Lehrerseminar gegründet und in einem großen, zweigeschossigen Bau untergebracht. Nach Wimmers Abgang entstand dann ein zweiter Flügel und 1857 wurde die Anlage um einen dritten, kleineren Anbau erweitert.
Revolutionsjahr 1848
G.A. Wimmer war zwar Wiener, war aber als Pfarrer in Obershützen zum ungarischen Patrioten geworden und begrüßte die ungarischen Freiheitsbestrebungen von 1848 lebhaft. Am 1. Mai 1848 wurde er auf der Generalversammlung des Komitates Eisenburg zum Mitglied des Abgeordnetenkomitees gewählt, kam in dessen Zentralausschuss, der die Volksvertreterwahlen organisieren sollte. Eine Kandidatur lehnte er ab, trug aber in der Wahl in Oberwart kräftig zur Wahl von Alayos Reiszig bei.
Wimmer spielte im Verlauf der Ereignisse von 1848 eine bedeutende Rolle. Im Mai reiste er im Auftrag der Regierung Batthyany nach London, wohin er schon früher gute Kontakte über eine Bibelgesellschaft hatte. Er sollte Handelsbeziehungen und diplomatische Beziehungen Englands zu Ungarn anbahnen. Im Sommer wandte sich Wimmer an Kossuth und bot sich an, erneut nach England zu reisen, um ein Staatsdarlehen für den Kauf von Waffen zu erlangen. Er konnte tatsächlich 7000 Gewehre und Bajonette einkaufen.
Am 24. September erließ Kossuth seinen berühmten Aufruf, in dem er zum Widerstand gegen die einmarschierenden Kroaten aufrief. Wimmer übersetzte diesen Aufruf sehr frei, die Rolle der Deutschen in Ungarn betonend, ins Deutsche. Dieser Aufruf wurde in hoher Auflage gedruckt und in den Dörfern verteilt. Als General Todorovic mit einem Teil der kroatischen Truppen über Westungarn abmarschierte organisierte Wimmer den bewaffneten Widerstand. Am 5. Oktober hielt er in Oberschützen und am 7. Oktober in Pinkafeld Versammlungen ab. Zum Einsatz des Volksaufgebotes gegen die inzwischen abgedrängten Soldaten kam es aber nicht. Wimmer wurde wegen dieser sehr aktiven Rolle angezeigt und sollte Ende Dezwmber, als kaiserliche Truppen das Komotat besetzten, verhaftet werden. Es gelang ihm die Flucht. Über Basel, Genf und Südfrankreich versuchte er 1849 noch einmal, eine wichtige Rolle zu spielen, in dem er sich in Berlin vergeblich bemühte, die Unterstützung Preußens zu gewinnen. Er emigrierte in die USA. 1863 starb er in Wien. Auch Friedrich Lähne nahm am „Freiheitskampf“ teil, flüchtete in die Schweiz. 1852/53 war er wieder in Oberschützen. Später wurde er Direktor der städtischen Realschule in Ödenburg und gründete dort ein privates Gymnasium. Direktor der Anstalten war ab 1850 Friedrich Wilhelm Schuberth bis 1860. Ab 1868 war er Inspektor der evangelischen Schulen in Österreich.
1849 bis 1918
Politische Gemeinde und Kirchengemeinde waren eng verflochten. Auf Pfarrer Kühnes Initiative wurde in den Jahren 1851 bis 1857 das Hauptgebäude des Seminars zweistöckig gebaut, wobei hohe Spenden von auswärtigen Gönnern kamen, etwa vom Deutschen Gustav Adolf – Verein und von der Erzherzogin Maria Dorothea.. Kühne ging 1856 nach Eferding, Nachfolger wurde Ernst Blochmann aus Dresden 1857 bis 1869. 1871 kam er wieder als Pfarrer zurück. An der Volksschule wirkten die Oberschützer Georg Ratz und Johann Polster. 1849 bis 1851 bauten auch die Katholiken eine neue Schule.1893 wurde ein Internatsgebäude errichtet und 1911/12 begann man mit dem Bau des Gymnasiums.
Im Gefolge des Ausbaues der Schulanstalten änderte sich das Ortsbild des ursprünglichen, lockeren Waldhufendorfes erheblich. Um die Schulanstalten, Kirche und Pfarrhaus entstand ein Zentrum. Einige der zugezogenen Lehrer errichteten Wohnhäuser im „Villenstil“, die sich von den traditionellen Bauernhausformen erheblich unterschieden. Die Verbauung entlang der Hauptstraße verdichtete sich. 1869 betanden 154 Gebäude, einige Lehrer besaßen schon eigene Häuser. Die Einwohnerzahl, die 1787 noch bei 836 lag, stieg bis 1869 auf 1004 Personen, darunter waren 1857 bereits 231 „Fremde“ – Lehrer und Schüler der Schulanstalten. Auch die Bildungsstruktur war bemerkenswert. 1869 etwa konnten 511 Männer und 486 Frauen lesen und schreiben. Nur 92 Männer und 106 Frauen waren noch Analphabeten.
1880/81 beschloss die Gemeinde, eine neue Volksschule zu bauen. Da die Gemeinde kein Geld hatte finanzierte die evangelische Muttergemeinde Oberschützen den Bau. Man war daran interessiert, dass für das Lehrerseminar eine entsprechende Übungsschule zur Verfügung stand. Später, 1931/33, waren die Kosten noch immer nicht erstattet, so dass die politische Gemeinde das Gebäude der Kirchengemeine schenkte.
Trotz aller Veränderungen war Oberschützen noch immer ein Bauerndorf. 1869 lebten im Ort 132 Bauern, 189 Knechte und 63 landwirtschaftliche Taglöhner, aber nur 18 „Industriearbeiter, 23 Handwerker und 5 Handelsbetriebe. Die Veränderungen gingen aber weiter. 1902 eröffnete eine Apotheke, die Hauptstraße erhielt ein Trottoir, eine Allee wurde angepflanzt und Laternen aufgestellt, die man 1909 bis 1913 durch elektrische Lampen ersetzte. 1903 wurde die Eisenbahn Oberwart – Oberschützen eröffnet. 1897 wurde eine landwirtschaftliche Wiederholungsschule eingerichtet. 1859 stellte der Lehrer Karl Rothe erste Untersuchungen über den „Sauerbrunnen in Oberschützen“ an. Das Schwimmbad, das schon unter Wimmer gebaut wurde, wurde 1911 neu gestaltet. 1882 wurden Feuerwehr und Männergesangsverein gegründet.
In einer von Stettner überlieferten Chronik wird die wirtschaftliche Situation folgendermaßen beschrieben: „Unsere gegenwärtige Beschäftigung ist die Landwirtschaft, und fast durchgehend handelt der männliche Teil mit Schnittwaren nämlich als Hausierer in Ober- und Untersteiermark, in Ober- und Unterösterreich, in Ober- und Unterkärnten, Salzburg und Tirol einige auch mit anderen Artikeln, mit Sämereien und Öl nach Ungarn, zurück die meisten mit Rauchwaren. Handwerker gibt es außer Schuster und Schneider noch sehr wenige“. (Zitiert nach Fraueneder, Freie Gemeinde Oberschützen. Museumsblätter 15. 2019)
Ab 1860 machten sich ungarisch – nationale Tendenzen verstärkt geltend. Der Kirchendistrikt übernahm die Erhaltung der Schulanstalten mit Ausnahme des Lehrerseminars. Vor allem unter Pfarrer Julius von Stettner und Johann Neubauer 1876 – 1888 nahm die Umgestaltung nach dem Wunsch der ungarischen Regierung zu. Das Seminar leitete 1877 bis 1903 Johannes Ebenspanger, der ein Vertreter der Idee einer Vereinigung der deutschen Kultur mit der ungarischen war. Ebenspanger war auch ein bedeutender Schriftsteller in ungarischer und deutscher Sprache. Er verfasste Lehrbücher der Geographie und er ein Lehrbuch der „Vaterländischen Geschichte“ in ungarischer Sprache. 1890 ersuchten die Schulanstalten um staatliche Unterstützung, was eine verstärkte Magyarisierung zur Folge hatte. Die Unterrichtssprchen blieben zunächst aber noch Deutsch und Ungarisch. 1892 wurden Gymnasium und Realschule eingerichtet, 1892 bis 1894 das Internat (das spätere Bundeskonvikt). 1895 war das Gymnasium sechsklassig, die Realschule vierklassig. Das Internat bot Platz für 100 Schüler. Ab 898 war Ungarisch die Unterrichtssprache. Die Realschule wurde 1900 aufgelassen, das Gymnasium war ab 1903/4 achtklassig.
1881 wurde eine neue Volksschule gebaut. An der Volksschule war 1900 bis 1905 Michael Gsell aus Oberschützen Lehrer, danach Musiklehrer an der Lehrerbildungsanstalt. Er wurde nach dem Anschluss an Österreich Landtagsabgeordneter der Großdeutschen.
1912 wurden der Lehrkörper von Gymnasium und Lehrerbildungsanstalt getrennt.1912 wurde das Gebäude für das Gymnasium gebaut. Direktor des Gymnasiums wurde Samuel Nemeth, der Direktor der Lehrerbildungsanstalt Aurel v. Stettner, der Sohn des Pfarrers.
Die Erhaltung und Finanzierung der Schulanstalten war stets ein großes Problem. Ab 1902 kam Unterstützung vom ungarischen Staat. Erhebliche Mittel kamen vom Deutschen Gustav Adolf – Verein. Auch Seniorat und Kirchendistrikt leisteten Unterstützung. Schulgeld und „Pensionsbeiträge“ der Studenten deckten niemals die tatsächlichen Kosten.
Das Verhältnis zwischen Ortspfarrer und Leiter der Schulanstalten war nicht frei von Konflikten. Der Ortspfarrer war ja Leiter der Schulverwaltungskommission. Schulanstalten und Kirchengemeinde gerieten in Gegensatz, vor allem auch in der Frage der Unterrichtssprache. 1904 wurde das Lehrerbildungsseminar aus der Reihe der Lehranstalten mit nichtmagyarischer Unterrichtssprache gelöscht und in die Liste der ungarischen Lehranstalten aufgenommen. Konflikte ergaben sich, weil viele Lehrer zunehmend von nationalmagyarischen Ansichten geprägt waren. Die „Magyarisierung“ löste heftigen Widerstand, ganz besonders in den Filialgemeinden, aus. Dieses Problem wurde erst nach dem Anschluss an Österreich 1921 gelöst, als die meisten magyarischen Professoren abwanderten. Sie wurden zum Teil durch aus der Untersteiermark vertriebene Deutsche ersetzt, die ihrerseits nun deutschnationales Denken in die Schulanstalten brachten.
Wichtigste Persönlichkeit war Julius von Stettner, sechs Jahre lang Pfarrer und 40 Jahre lang Seminarleiter. 1916 folgte als Pfarrer Theophil Beyer aus Güns, Senior und ab 1925 erster Superintendent des Burgenlandes. Nach dem Anschluss an Österreich verließ Nemeth Oberschützen und übernahm das Evangelische Gymnasium in Ödenburg. Nachfolger wurde Alfred Putsch. Das Gymnasium wurde als Bundesrealgymnasium verstaatlicht.
Nach 1918 - Zwischenkriegszeit
Am 17. März 1918 fand die erste Sitzung der Gemeinderepräsentanz statt, ab 19.01.1919 wurden die Gemeinderatsprotokolle nur mehr in deutscher Sprache geführt. Bürgermeister war schon seit 1890 Michael Unger, Notär seit 1915 Ludwig Forberger. In der Wahl vom 23.1.1919 kandidierte Unger nicht mehr, neuer Richter wurde Samuel Jany.
Mit der Errichtung der Rätediktatur änderte sich im Dorf nur wenig. Dem Bauern- und Arbeiterrat stand als Präses Prof. Karl Unger vor, es gab drei Direktoriumsmitglieder und 8 Ratsmitglieder, die alle schon der alten Gemeinderepräsentanz angehört hatten. Dem Verbot des Religionsunterrichtes in den Schulen folgte man zunächst nicht. Am 11. Mai berichtete das Direktoriumsmitglied, der Gymnasiallehrer Desiderius Legfány, dass er in der Gau- und Volksratswahl in Oberwart zum Gaurat gewählt worden war. Der Oberschützer Arbeiter- und Bauernrat forderte ihn auf, sich für das Deutschtum und seine Interessen einzusetzen sowie für den Erhalt der Schulanstalten. Der Wunsch des Rates war es, in beiden Anstalten Deutsch als Unterrichtssprache einzuführen. „Unsere Umgebung ist deutsch und soll auch fernerhin deutsch bleiben und noch vollkommener werden“. (Ratsprotokolle, zitiert nach Fraueneder).
Der Oberschützer Rat bewarb sich um den geplanten Bezirkssitz. Am 5. Juli 1919 berichtete der Präses, dass sich bei einer Versammlung in Pinkafeld mehr Gemeinden für Oberschützen als für Pinkafeld ausgesprochen hatten.
Im August 1919 endete die Rätezeit. Am 24. August übernahm der frühere Richter Jany mit den Vorstehern und Gemeinderäten wieder die Gemeinde. Alle Beschlüsse des Arbeiter- und Bauernrates wurden für ungültig erklärt. Nach Differenzen um den Gemeindehaushalt übernahm am 3. April 1921 Johann Neubauer das Bürgermeisteramt. Er war in der gesamten Zwischenkriegszeit, bis 1938, Bürgermeister.
Die Jahre nach dem Kriegsende waren durch Geldentwertung und Armut gekennzeichnet Auch in Oberschützen mussten viele Arme von der Gemeinde versorgt werden. Die Zeit der Freischärler war auch in Oberschützen mit Beschlagnahmungen und – im September und Oktober 1921 erzwungenen Fuhrleistungsdienste verbunden.
Nach dem endgültigen Anschluss des Burgenlandes an Österreich fand am 25. Jänner 1922 die erste Gemeinderatssitzung statt. Am 25. März 1923 wurden die Gemeinderatswahlen abgehalten. Die Liste „Vereinigte Großdeutsche – Bauernbund und Christlich - soziale Partei“ erhielt 11 Mandate, die Sozialdemokratische Partei ein Mandat. Neubauer blieb Bürgermeister, Samuel Polster wurde Vizebürgermeister. 1927 erhielt der Landbund 9 Mandate, die Sozialdemokraten 4 Mandate. 1931 bekam der Landbund (Schoberblock) 9 Mandate, die Sozialdemokraten 2 und die Wirtschaftspartei ebenfalls 2 Mandate. 1931 wurde das „Anschlussdenkmal“ errichtet.
Wichtigste Aufgaben der Gemeinde war die Verkehrserschließung. 1930 wurde die Jormannsdorfer Straße gebaut. An die Tauchener Kohle AG wurde Grund verkauft. Am Oberschützer Bahnhof entstand die Verladestation für die Kohle. Durch den Bergbau in Tauchen wurden Arbeitsplätze geschaffen. 1933 wurde der Sauerbrunnen an die Gräfin Auersperg verpachtet. Wirtschaftlich spielte in der gesamten Zwischenkriegszeit die Zuchtierhaltung eine wichtige Rolle. Das Dorf nach wie vor durch die Landwirtschaft geprägt. Es gab nur die üblichen Gewerbebetriebe: 5 Gasthäuser, 5 Kaufleute, einige Schuster, Schmiede, Schneider, Tischler, Wagner, Baumeister und Müllner, einen Friseur, eine Trafik, Arzt, Tierarzt und Apotheke.1923 wurde ein Gewerbeverein gegründet. Ein großes Problem war in der Zwischenkriegszeit der Zustand der Straßen. Durch Aufschotterung in Robotarbeit versuchte man, die ärgsten Übelstände zu beseitigen.
1936 übernahm die Leitung der Lehrerbildungsanstalt Dipl. Ing. Friedrich Staber aus Reuthenau in der Tschechoslowakei.
Am 27. Juli 1933 legten drei Gemeinderäte ihr Mandat zurück – Wilhelm Ulreich vom Landbund, Karl Posch und Samuel Goger von der Wirtschaftspartei. Sie schlossen sich der NSDAP an.
Vorübergehend, von 1923 bis 1930/31, war Oberschützen Sitz der Bezirkssteuerbehörde. Sie wurde dann nach Oberwart verlegt.In Oberschützen gab es einen Gendarmerieposten und ein Postamt.
1928 wurde die Errichtung eines Kriegerdenkmales mit finanzieller Hilfe der Auswanderer nach Amerika beschlossen. 1929/30 baute man ein großzügiges Schwimmbad.
Das kulturelle Leben neben den Schulanstalten beschränkte sich auf einen Männergesangsverein und einen Theaterverein. Turnverein unter der Leitung des Landtagsabgeordneten Michael Gesell und eine Volkstanzgruppe kamen hinzu.
1931 wurde das „Anschlussdenkmal“ auf dem Gelände der Schulanstalten errichtet, anlässlich der 10-jährigen Zugehörigkeit zu Österreich. Treibende Kraft war die „Jugendgruppe Oberschützen des deutschen Schulvereines Südmark“ unter Professor Eugen Kozdon. Auf der Steinsäule sollte zu lesen sein: „Deutschland unser Vaterland“ und auf der Rückseite „10 Jahre Burgenland – Studentenschaft Oberschützen 20.VI. 1931“. Am 21. Juni 1931 wurde das Denkmal feierlich enthüllt. Die Inschrift wurde geändert, auf „Deutsch allezeit“ auf der Vorderseite. Auf der Rückseite wurden Worte Ottokar Kernstocks geschrieben: „Ragender Stein, mahne noch spätere Geschlechter, immerdar schirmende Wächter Deutschlands zu sein ! – 10 Jahre Burgenland- Deutsche Studentenschaft Oberschützen 21. Juni 1931“.
Nach 1918 wurde das politische Leben der Gemeinde stark durch Konflikte mit der Urbarialgemeinde geprägt. Es ging dabei um Immobilien und Grundbesitz, deren Eigentum umstritten war. Vor allem die sozialdemokratischen Gemeinderäte verlangten die Rückgabe von Besitzungen der Urbarialgemeinde an die Gemeinde. 1931 kam es deshalb sogar zu einem Prozess. Der Streit konnte erst 1938 durch einen Kompromiss beigelegt werden. Ein Gasthaus und ein Geschäft wurden der Gemeinde zugesprochen, das Waldwirtshaus, die Mineralwasserquelle Sixtina und die Grundstücke samt Ziegelofen wurden der Urbarialgemeinde zugesprochen.
Die poltischen Auseinandersetzungen der späteren 1920er und der 1930er Jahre spielten keine große Rolle, da die bäuerliche und „bürgerliche“ Bevölkerung stark dominierte. Großdeutsche und Landbund waren entscheidend und stellten Bürgermeister und die meisten Gemeinderäte. Die Christlichsozialen hatten keine Chance. Unruhe brachte die Agitation der kleinen sozialistischen Minderheit unter der Führung des sozialdemokratischen Ortsobmannes, des Eisenbahnschaffners Springer, der versuchte, eine Landbundversammlung im Gemeindewirtshaus zu stören und von der Gendarmerie hinausgeworfen wurde. Diese relative Konfliktlosigkeit endete aber schon in den frühen 1930er Jahren mit dem Auftreten des Nationalsozialismus.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Schon am 8. November 1931 traten bei einer Versammlung der Nationalsozialisten in Oberwart vier uniformierte Anhänger der Partei als Ordnungskräfte auf. Ende 1931 gab es in Ober- und Unterschützen schon Ortsgruppen der Nationalsozialisten. Am 19. Juni 1933, zum Zeitpunkt des Verbotes der NSDAP, stellte die Partei bereits zahlreiche Gemeinderäte – in Oberschützen etwa die beiden Vertreter der früheren Wirtschaftspartei und Prof. Wilhelm Ulreich, der vom Landbund zur NSDAP übergetreten war. Diese verloren nun mit dem Parteiverbot ihre Mandate. In Unterschützen mussten sogar der Bürgermeister und sieben weitere Gemeinderäte zurücktreten, ebenso in Neustift bei Schlaining und in vielen anderen Orten der Umgebung. In Unterschützen, Neustift, Günseck musste der Gemeinderat aufgelöst werden. Regierungskommissare wurden eingesetzt.
Das Parteiverbot nützte nichts, die Agitation der Nationalsozialisten ging weiter. Geheime Führerschulungen wurden durchgeführt, etwa in Tatzmannsdorf, wo 12 Kursteilnehmer verhaftet und ins Anhaltelager überstellt wurden. Nach „Februaraufstand“ und „Juliputsch“ von 1934 waren auch Kommunisten und Sozialdemokraten neben den Nationalsozialisten verboten. Die Großdeutsche Partei löste sich auf. Ihre Anhänger und die Landbündler gingen größten Teils zur NSDAP über. Der Ständestaat und seine katholisch – konservative Ideologie fanden wenig Anklang in Oberschützen und Umgebung, die Aktivitäten der Nationalsozialisten nahmen zu. Nach einem Bericht der Sicherheitsdirektion war Oberschützen das Zentrum des Nationalsozialismus, besonders die Schulanstalten und deren Professoren. Die Schüler des Internates wurden vielfach angezeigt und bestraft. Den Professoren Ulreich und Dr. Paintner wurde die Einweisung in das Anhaltelager angedroht. Ulreich wurde als Leiter des Internats abgesetzt, ein Lehrer der Übungsvolksschule suspendiert. Ein Schüler wurde ausgeschlossen, ein anderer sogar von allen Schulanstalten Österreichs. Immer wieder kam es zu Verhaftungen, etwa 1936 des Müllers Eduard Nick und des Fleischers Ernst Zetter oder von fünf Oberschützern, weil sie das Deutschland-Lied gesungen hatten. 137 wurde Karl Graf festgenommen, NS-Propagandamaterial wurde bei ihm gefunden. Am 20.4.1937 brannten Nationalsozialisten anlässlich von Hitlers Geburtstag weithin sichtbar ein drei Meter großes Hakenkreuz ab. Kleine Hakenkreuze aus Papier wurden gestreut, auch in Unterschützen, Willersdorf und Aschau. Hakenkreuze wurden an die Wände gemalt. Die Gendarmerie zwang „Putzkolonnen“ vermeintlicher Nationalsozialisten, diese zu entfernen. Ein Einbruch im Realgymnasium, wo Gewehre für die „vormilitärische Erziehung“ gelagert waren, scheiterte. Noch im Jänner 1938 wurden dem Unterschützer Lehrer die Scheiben eingeschlagen. Er galt als „gut österreichisch“ und war der Schwiegersohn von Gottlieb Grabenhofer, früher Landbündler, der sich im „Ständestaat“ als Landtagsabgeordneter zur Verfügung gestellt hatte. Es kam auch zu gewalttätigen Übergriffen. 1937 wurde der Unterführer des „Österreichischen Jungvolkes“, Hetfleisch, misshandelt, im Februar 1938 auch der Führer des Österr. Jungvolkes in Oberschützen, Tyllian, überfallen und geschlagen. Acht Burschen wurden deshalb verhaftet. Der schwerste Übegriff ereignete sich in Neustift bei Schlaining, wo der Landwirtesohn Johann Weichselberger erschossen wurde. Er war aus der NSDAP ausgetreten. Die Nationalsozialisten verdächtigten ihn anscheinend, eine anonyme Anzeige gemacht zuhaben, die es der Gendarmerie ermöglichte, einen Stützpunkt der Nationalsozialisten in einem Keller beim Schlössl des Dr. Spann auszuheben. Vier Verdächtige aus Bergwerk wurden verhaftet. Als Hintermänner wurden Helmut Breymann, Führer der burgenländischen SS, und Hans Arnhold, stellvertretender Gauleiter, verdächtigt.
Nach dem Berchtesgadener Abkommen wurden die in Wöllersdorf inhaftierten Nationalsozialisten, allen voran Gauleiter Dr. Portschy, freigelassen und in ihren Heimatgemeinden gefeiert. Am 17. Februar 1938 fand eine Großkundgebung in Oberwart mit 8000 Teilnehmern statt. Portschy und Gaupropagandaleiter Hans Goger hielten Reden. Am 11. März 1938, am Tag der Machtübernahme, veranstalteten die Nationalsozialisten einen großen Aufmarsch in Oberwart, an dem auch Professoren und Schüler der evangelischen Lehranstalten teilnahmen. Am Realgynasium erwiesen sich sieben Professoren als illegale Mitglieder der NSDAP, an der Lehrerbildungsanstalt Pfarrer Franz Böhm und zwei weitere Professoren. Als neuer Bürgermeister wurde Adolf Unger eingesetzt.
Nach der Machtübernahme wurde der langjährige Bürgermeister Johann Neubauer abgesetzt, allerdings nicht sofort, sondern erst im November 1938, ebenso der Direktor des Realgymnasiums Alfred Putsch. Der Direktor der Lehrerbildungsanstalt Ing. Friedrich Staber musste etwas später ebenfalls weichen und wurde von Dr. Theo Beyer abgelöst. Gottlieb Grabenhofer, der Abgeordnete im ständischen Landtag, und sein Schwiegersohn Gustav Steiner, Führer der „Vaterländischen Front“, wurden in Oberwart inhaftiert, aber nach einigen Tagen freigelassen. Steiner wurde später noch einmal verhaftet und nach Dachau gebracht.
Unter den prominenten Führern der Nationalsozialistischen Bewegung kamen Goger und Kozor aus Oberschützen, Portschy, Nicka und Simon aus Unterschützen. Hans Goger war Schulkollege Portschys. Er studierte in Wien Deutsch und Geschichte. 1931 wurde er Parteimitglied und Gaupropaganmdaleiter. In Kaisersteinbruch und Wöllersdorf interniert wurde er nach der Machtergreifung Landeskulturwalter des Gaues Niederdonau. Kozor Gustav stammte aus Güns, lebte aber als Ziehsohn des Sperintendenten Beyer in Oberschützen. Er studierte in Graz, wo er Prpagandaleiter des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes wurde. 1931 trat er in die Partei ein und war Mitbegründer der SA in Oberschützen. 1938 wurde er Gaupressechef und Landtagsabgeordneter, später Gaupresseamtsleiter der Steiermark. Eduard Nicka besuchte die Lehrerbildungsanstalt, wurde im Betrieb seines Vaters Müller, wanderte vorübergehend nach Kanada aus. 1935 wurde er Portschys Nachfolger als Kreisleiter. Simon war 1932 Kreisbauernführer, später Gaubauernführer und nach der Machtergreifung Landesrat für Land- und Forstwirtschaft.
Neben den politischen Gegnern verfolgten die Nationalsozialisten aus rassischen Gründen auch Juden und Roma. Der in Oberschützen wohnende Jude Leopold Glaser konnte rechtzeitig noch nach Shanghai emigrieren. Seine Frau musste sich scheiden lassen, ihr Sohn Leopold wurde vom Gymnasium verwiesen. Die Roma von Aschau, Willersdorf und Unterschützen wurden deportiert.
Am Karfreitag 1945 wurde der Evakuierungsbefahl ausgegeben. Etwa die Hälfte der Bevölkerung blieb im Dorf, ein Viertel suchte Zuflucht in anderen Gemeinden und im Wald, ein Viertel floh vor den hheranrückenden Russen nach Westen Am 5.April wurde Oberschützen ohne Kampfhandlungen und Zerstörungen besetzt. In den folgenden drei Wochen war die Bevölkerung den üblichen Plünderungen und Übergriffen ausgesetzt. Die Bevölkerung musste Zwangsarbeit leisten, etwa im Stellungsbau. In den letzten Apriltagen wurden Kosaken einquartiert. Auch das Pfarrhaus wurde geplündert, Bibliothek und Matriken verwüstet. Die Schulanstalten wurden zu Lazaretten gemacht. Die wertvolle Magdeburger Orgel im Lehrerseminar wurde zerstört. Zwei Personen wurden erschossen, zwei weitere zu Tode gefoltert, mehrere Personen wurden verschleppt, darunter auch der Sohn des Superintendenten, der in Sibirien ums Leben kam.
Kirche, Schulen und Schulanstalten in der Zwischenkriegszeit
Prägende Persönlichkeit war der Ortspfarrer, Senior und seit 1924 auch Superintendent des Burgenlandes Theophil Beyer. Die Schulanstalten waren für das neue Bundesland von großer Bedeutung. Die Evangelische Lehrerbildungsanstalt und das Evangelische Realgymnasium waren die einzigen höheren Schulen des Bundeslandes. Schulerhalter und Rechtsträger der Schulanstalten ( Lehrerbildungsanstalt, Realgymnasium und Internat) war die Schulverwaltungskommission. Vorsitzender war Pfarrer Beyer, ab 1934 der Kurator. Ihr gehörten an die beiden Direktoren, der Internatsleiter und Internatsverwalter, der Kurator der Muttergemeinde, der Bürgermeister und sechs weitere „Kirchenväter“.
Presbyter und Kuratoren der evangelischen Pfarrgemeinde waren gleichzeitig auch oft Gemeinderäte und Mitglieder der Urbarialgemeinde, so dass die Funktionen manchmal miteinander verquickt waren. Daraus ergaben sich Streitigkeiten, etwa in der Frage der evangelischen Volksschule, die der evangelischen Muttergemeinde von der Gemeinde übertragen wurde.
Die Schulanstalten, ihre Lehrer und Schüler, die Studentenverbindungen waren politisch sehr aktiv. Vor allem der Einfluss des deutschnationalen Gedankengutes des „Schulvereins Südmark“ war prägend. Das Schulleben wurde besonders ab 1934 dadurch stark beeinträchtigt.
1938 wurden Putsch und Staber ihrer Stelle enthoben und entlassen. Das Realgymnasium übernahm Dr. Hanns Bulfon und ab 1942 Dr. Hanns Paintner, die Leitung der Lehrerbidungsanstalt Dr. Theo Bayer jun., Sohn des Superintendenten. Bayer jun. war auch Ortsgruppenleiter der NSDAP. Er rückte 1943 zum Kriegsdienst ein. 1945 wurde er nach Sibirien verschleppt und kam dort ums Leben. 1945 wurde die Lehrerbildungsanstalt unter der Leitung von Josef Karner nach Zell am Ziller evakuiert und löste sich auf. Das Bundesgymnasium wurde 1946 unter Direktor Putsch wieder eröffnet. Die Lehrerbildungsanstalt wurde erst im September 1958 unter Univ. Prof. Dr. Grete Mecenseffy wieder eröffnet. Direktor war ab 1959 Dr. Karl Auer.
Die Volksschule war bis 1938 konfessionell. Unter ihren Lehrern war Robert Zipser bedeutend, ein gebürtiger Schlesier, der sich auch im Obstbau und in der Imkerei sehr engagierte. Er gründete und leitete eine Landesobstbauschule in Oberschützen. Eine zweiklassige Übungsschule war der Lehrerbildungsanstalt angeschlossen. Lehrer waren Josef Karner, ein bedeutender Schulbuchautor, und bis 1935 Johann Brunner, der aus politischen Gründen seine Stelle verlor.
Die Schulanstalten nach 1945
Nach dem Krieg gab es unterschiedliche Ansichten über die Zukunft der Schulanstalten, wobei zwischen Pfarrer Pohl und Prof. Schranz erhebliche Differenzen bestanden. Pohl glaubte nicht an ein Wiederaufleben der Schulanstalten, Schranz strebte eine Wiedereröffnung des Realgymnasiums und des Internats an und setzte sich schließlich durch.
1938 wurden neben der Volksschule auch die beiden höheren Schulen in Oberschützen verstaatlicht. 1946 wurde das frühere Evangelische Realgymnasium als Bundesrealgymnasium wieder eröffnet. Das frühere Internat wurde zu einem Bundeskonvikt. Die Lehrerbildungsanstalt blieb geschlossen und wurde erst 1958 als Evangelische Lehrerbildungsanstalt mit einem eigenen Internat wieder eröffnet. 1962 bis 1966 wurde das Lehrerseminar umgebaut und um ein Mädcheninternat erweitert. 1965 eine Expositur der Grazer Musikakademie in Oberschützen eröffnet. Sie ist heute ein Institut der Kunstuniversität Graz. Die provisorische Unterbringung des Instituts endete mit der Fertigstellung des Kultur- und Hochschulzentrums im Jahre 1982. 1967 wurde die Lehrerbildungsanstalt aufgelassen und an ihrer Stelle das Musisch-pädagogische Realgymnasium eingerichtet.
1962 bis 1966 wurde eine neue Volksschule gebaut. 1966 wurde in Oberschützen auch eine Hauptschule errichtet, 1972 dafür ein neues Gebäude mit einem Turnsaal fertig gestellt. 1978 wurde ein Kindergarten eingerichtet.
Die Entwicklung in der Nachkriegszeit
Nach dem Krieg wurde Karl Pratscher von der SPÖ als Bürgermeister eingesetzt und blieb bis 1945. Sein Nachfolger wurde bis 1958 Alfred Fleck und dann bis 1967 Adolf Krutzler. Von 1967 bis 1984 war Wilhelm Hutter Bürgermeister. Unter ihm wurde die Ortskanalisation 1966 – 1968 gebaut, die Hauptschule 1968-1970 errichtet und die Kommassierung durchgeführt. 1977 erfolgte der Neubau des Schwimmbades und der Bau der Leichenhallen in Ober- und Unterschützen. Die Kirchen in Willersdorf, Aschau und Schmiedrait wurden zu Leichenhallen umgestaltet. 1978 bis 1982 wurde das Kultur- und Hochschulzentrum gebaut. 1984 wurde Mag. Helmut Fraueneder, Direktor des Gymnasiums, zum Bürgermeister gewählt. Unter ihm wurde das Gemeindezentrum gebaut und der Hochwasserschutz in Unterschützen errichtet, mit Gemeindeamt, Postamt, Feuerwehr und Raiffeisenkasse, nach einem einheitlichen architektonischen Konzept. Der G.A. Wimmer- Platz wurde neu gestaltet.
Bevölkerungsentwicklung, sozialökonomische Struktur
1830 hatte Oberschützen 1025 Einwohner, 1863 1225, 1880 1325 Einwohner. Für das Südburgenland war dies ein ungewöhnlich starker Anstieg, der natürlich auch auf den Bedeutungsgewinn des Ortes mit seinen Schulanstalten zurückzuführen war. Der Anstieg erfolgte, obwohl es auch in Oberschützen eine beträchtliche Auswanderung nach Amerika gab. Schon 1858, also sehr früh, wanderten in einem einzigen Jahr 66 Personen aus. Es waren dies Angehörige eines Verwandtschaftsverbandes der Familien Poster, Bruckner, Kurz. Gross und Schrantz. In ihrem Auswanderungsansuchen gaben sie wirtschaftliche Gründe an, Sorge um den Lebensunterhalt, zahlreiche Kinder, Verschuldung. Sie waren Kleinbauern und Hausierer. 1891 betrug die Einwohnerzahl 1394 Personen, 1900 1171 Personen. Das Dorf wurde voll von der Auswanderungswelle erfasst.Von den Einwohnern waren 1021 Deutsche, 139 Ungarn, 5 Slowaken und drei Kroaten. 1003 Personen waren evangelisch, 133 katholisch, 11 Israeliten. 1910 war die Einwohnerzahl auf 1060 gesunken. Die Magyarisierung machte sich bemerkbar: 863 waren Deutsche, 184 Ungarn. 869 waren evangelisch, 158 katholisch, 30 reformiert
1924 lebten 1063 Personen im Dorf. Nur mehr 11 waren Ungarn, 1063 Deutsche, 862 evangelisch, 196 katholisch und 5 Osraeliten. Bis 1934 stieg die Einwohnerzahl wieder auf 1176. 407 Personen aebeiteten in der Landwirtschaft und nur 40 in Gewerbe und Industrie. 1951 betrug die Einwohnerzahl 1031, die Berufsstruktur hatte sich erheblich geändert: 255 waren der Landwirtschaft, 295 dem Gewerbe und der Industrie und 58 dem Handel zuzurechnen.
In der Gesamtgemeinde mit ihren fünf Ortsteilen wurde 1890 mit 3464 Personen ein Maximum erreicht. Bis 1939 sank die Zahl auf 2998. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1951, hatten die fünf Gemeinden nur mehr 2577 Einwohner. Seither stagniert die Bevölkerung: 2001: 2289, 2023: 2471 Einwohner. Nur 5,43 % sind Ausländer. Auffallend ist die Bildungsstruktur: 13,15 % haben einen Hochschulabschluss.
Die Landwirtschaft hat natürlich stark an Bedeutung verloren. Es gibt nur mehr 20 Haupterwerbsbetriebe und 140 Nebenerwerbsbetriebe. Nur 36 Betriebe haben mehr als 30 ha. Noch immer bedeutend ist die Rinderhaltung: 2020 waren es 1135 Tiere, nahezu 67 Tiere pro Halter.
Von den insgesamt 235 Betriebsstätten sind die meisten 1-Mann Betriebe. 163 haben nur einen Beschäftigten, 38 2-4,17 5-9, 6 20-49 und nur zwei Betriebe haben über 50 Beschäftigte. Die Erwerbsstruktur ist heute stark durch Dienstleistungsberufe geprägt. 120 Personen arbeiten am Bau. 141 im Handel, 127 in der öffentlichen Verwaltung, 121 in Erziehung und Unterricht und 129 im Gesundheits- und Sozialwesen. Den 841 Auspendlern, überwiegend in die nähere Umgebung, stehen 403 Einpendler gegenüber.
Politische Entwicklung
Nach einer Phase unter einem sozialistischen Bürgermeister nach dem Krieg übernahm die ÖVP die Dominanz und stellte durchgehend die Bürgermeister. Noch immer stark vertreten ist die FPÖ, die etwa bei der letzten Nationalratswahl die SPÖ hinter sich ließ.
1997 erhielten die ÖVP 9, die SPÖ 6 und die FPÖ 5 Mandate. 2002 stand es 10 :6 : 6, 2007 12 : 7 : 4, 2012 13 (ÖVP) : 6 (SPÖ), 2017 15 : 5 : 2, 2022 15 . 7. Die Grünen erzielten ab 2002 je ein Mandat.
Bürgermeister wurde nach dem Rücktritt Mag. Helmut Fraueneders 2002 Günther Toth (ÖVP). 2016 wurde Hans Unger vom Gemeinderat gewählt und 2017 in Direktwahl mit 81,13 % der Stimmen bestätigt.