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  • 1333 Rud
  • 1427 Wyfalu (Újfalu)
  • 1428 Kiettnipakh
  • 1538 Wyfalw
  • 1576 Gyettenpach
  • 1582 Vyfalu aliter Kiettnpach
  • 1619 Pinkocz aliter Gittinpacz
  • 1697 Pinkvecz
  • 1757 Gietenbach
  • 1856 Gindenbach. Pinkócz

Die 1333 erwähnte Siedlung Rud (=Erz) dürfte bald verschwunden sein. Wyfalw bedeutet Neudorf und weist auf eine Neugründung hin. Die Deutung des Ortsnamens ist ungewiss. Die kroatische Bezeichnung ist von der Pinka abzuleiten.

 

Urgeschichte

Ein Fundstück aus der Frühbronzezeit ist der 1950 im Gütenbacher Hof in Güttenbach gefundene Dolch, ein Einzelfund. Er wird im Burgenländischen Landesmuseum aufbewahrt. Der Dolch ist 22,3 cm lang. Vergleichbare Dolche gibt es in der Aunjetitz - Kultur im Weinviertel  und in der Füzesabony - (Otomani-) Kultur in der Ostslowakei. Ein Zusammenhang könnte auch mit der frühbronzezeitlichen Fundstelle der Drassburger Kultur in Burg bestehen. Aus der Eisenzeit gibt es Einzelfunde, etwa Schlackenreste. Ein bedeutender Fund von 1928 ist der Münzschatz von Güttenbach – über 200 keltische Silbermünzen, von denen der Großteil in das burgenländische Landesmuseum kam. An diesen Fund schloss sich eine lange und interessante Diskussion der Fachleute über die Stammeszugehörigkeit der keltischen Bewohner. Heute wird der Fund überwiegend den Boiern zugeschrieben. Vergrabungszeit war vermutlich die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. , die Zeit der Boier- Einwanderung oder die Zeit der Boier- Dakerkriege. Kaus setzt den Münzschatzfund in Verbindung zur spätkeltischen Eisenindustrie und vermutet den Verberger des Schatzes im Kreise der keltischen Eisengewerken.

 

Mittelalter

1333 wird in einer Grenzbeschreibung von Olbendorf die Siedlung Rud erwähnt, die auf Güttenbacher Gebiet lag. Das Dorf wird 1427 erstmals urkundlich als Wyfalu (Ujgalu, Neudorf) erwähnt, in der Schenkungsurkunde Kaiser Sigismunds an Peter Chek de Leva. 1428 ist die deutsche Ortsnamensform Kiettnipakh belegt. Das Dorf gehörte also zur Herrschaft Güssing. 1576 wird es im Urbar der Herrschaft Güssing als Gyettenpach genannt. In diesem Jahr werden erstmals kroatische Bewohner genannt. Es war aber keine kroatische Neugründung, sondern es wurden Kroaten eingesiedelt. Noch bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts hatte die Hälfte der Sessionalisten deutsche Familiennamen. Wie die Richternamen beweisen waren im 16. Jahrhundert aber noch die deutschen Lehensbauern dominant. Die Bevölkerung wurde allmählich kroatisiert. Noch im 18. Jahrhundert gab es einen hohen Prozentsatz deutscher Familiennamen. 1910 bekannten sich 852 von 1002 Einwohnern zum kroatischen Volkstum, 1023 847 von 936 Einwohnern.

1538 bestanden 7 Sessionen und 5 Pauperes. 1548 gab es vier Sessionen und 4 Pauperes, eine öde Session und ein neues Haus. Kirchlich war das Dorf eine Filiale der Pfarre St. Michael.

 

Neuzeit und Zeitgeschichte

Immer wieder konnten sich Bauern von den Abgaben freikaufen, so etwa 1670, als Paul Batthyany um 150 Gulden eine ganze Ansässigkeit an die Familie Radakovits verpfändete oder 1671 eine ganze Session an Johann und Matthäus Hajszan. 1599 erhob Rudolf II. die Familie Radakovits in den ungarischen Adelsstand.

In Güttenbach gab es keine Weingärten, 1643 sind allerdings viele Güttenbacher als Weingartenbesitzer in Tschantschendorf, St. Michael und Neuberg belegt. Die Zahl der Lehensbauern stieg von 20 im Jahre 1576 auf 37 im Jahre 1691, auf 52 im Jahre 1790 und auf 44 im Jahre 1841. Im 19 Jahrhundert gab es nur 9 bis 15 Söllner und nur wenige Inwohner. Die wirtschaftliche Situation im überbevölkerten Dorf war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trist. Nach 1860 brachten einige Missernten eine Hungersnot, auch die Jahre 1879 bis 1889 waren extreme Notjahre.

Das Dorf hatte 1785 nur 338 Einwohner. Erst im 19. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl stark an, auf 1002 Einwohner im Jahre 1910, sank dann aber 1920 auf 983 Personen. Die Bevölkerung war nahezu ausschließlich in der Landwirtschaft tätig – 1900 waren es noch 91,7 % der Einwohner. Die schwierige wirtschaftliche Situation der kleinen Betriebe, durch Erbteilung weiter aufgesplittert, zwang aber viele Güttenbacher, sich um einen Nebenerwerb umzusehen. Viele Güttenbacher waren als Viehhändler tätig oder als Saisonarbeiter, als Grün- und Erntearbeiter, in Innerungarn, später immer mehr in Österreich, wo sie als Hilfsarbeiter besser bezahlt wurden. Vom Meierhof in Güttenbach, der im Privatbesitz war und immer wieder weiterverkauft wurde, wurden zwar 1907 und 1912 erste Grundstücke verkauft, diese wurden aber meist von Bauern aus Koh- und Kirchfidisch erworben. 1928 umfasste der Meierhof im Besitz einer Familie Kupal 313 ha. 1920 wurde der Meierhof weiter aufparzelliert und die Felder nun auch von Güttenbachern erworben. Der Rest wurde schließlich von einer Kreditgenossenschaft übernommen und 1931/32 ebenfalls aufparzelliert. Damit verbunden war vielfach eine schwere Verschuldung der Bauern.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg gab es einen Auswanderungsschub junger Leute, aber auch von Ehepaaren.  Bis 1914 gingen 128 Einwohner in die USA und 21 nach Kanada. Trotz der Ab- und Auswanderung stieg die Einwohnerzahl in der Zwischenkriegszeit aber auch weiterhin an, auf 923 im Jahre 1923 und auf 1013 im Jahre 1934. In den 1930er Jahren war die Not groß. Die Arbeitswanderung nach Deutschland bot teilweise Abhilfe.

1910 wurde eine Schule gebaut, Das Gebäude diente ab 1952 bis 1971 als Amtshaus. 1909 wurde der Ort von einer verhernden Diphterie-Epidemie heimgesucht, 65 Kinder starben in kurzer Zeit. 1911 gab es eine Brandkatastrophe, 12 Häuser brannten ab.

In der Rätezeit dienten vier Burschen in der „Roten Garde“. Während der Bandentätigkeit wurde der Gemeindesekretär von St. Michael, Illesy, von Freischärlern verschleppt und ermordet. Der Anschluss an Österreich wurde von der Bevölkerung begrüßt. Die Bevölkerung nahm am Empfang des österreichischen Heeres in St. Michael teil. Die Arbeitswanderung musste sich nun umorientieren. Die großen Arbeitspartien (bis zu 80 Personen) gingen nun auf die Gutshöfe im Nordburgenland bzw. arbeitete man auf den Baustellen in Ostösterreich. Die Auswanderung setzte erneut ein, an die 70 Burschen und Mädchen wanderten in den 1920er Jahren nach Amerika aus.

1925 wurde das Feuerwehrhaus gebaut und ab 1928 begann unter Bürgermeister Johann Radakovits trotz der Armut und der schlimmen wirtschaftlichen Situation der Kirchenbau. Die private Bautätigkeit hingegen stagnierte, die Wohnungsnot nahm wieder zu. Mehrere Brände belasteten zusätzlich. Anders als in vielen anderen burgenländischen Gemeinden blieben die internen politischen Konflikte aus. Die Heimwehrbewegung war im Dorf stark verankert. Erst im März 1938 traten illegale Nationalsozialisten an die Öffentlichkeit. Nach der Machtübernahme wurde beim Lehrer Franz Bubich eine Hausurchsuchunbg durchgeführt. Der katholische Burschenverein wurde aufgelöst. Bürgermeister Ignaz Radakovics wurde bis 19465 von Karl Gludovacz abgelöst. Die Volksabstimmungt erbrachte 100 % Ja- Stimmen für den Anschluss an das Deutsche Reich. In Kirche und Schule wurde die deutsche Sprache eingeführt. Die Begeisterung für den Nationalsozialismus kühlte mit den Gefallenenmeldungen bald ab. Pfarrer Alois Dolezal wurde vorübergehend verhaftet. Er kam während eines Bombenangriffs in Graz ums Leben. Pfarrer Mathias Semeliker musste die Pfrarre Neuberg – Güttenbach verlassen.

Im Zweiten Weltkrieg kamen 53 Männer ums Leben, 25 wurden vermisst. Der Volkssturm kam nicht mehr zum Einsatz. Am 12. April 1945 zogen die Russen in Güttenbach ein. Der von ihnen eingesetzte Bürgermeister Ignaz Radakovits, der Russisch konnte, konnte Übergriffe und Plünderungen verhindern. Die Schule und einige Wohnhäuser wurden aber beschlagnahmt.

 

Nach 1945

Die Landtags- und Nationalratswahl vom November 1945 brachte 350 Stimmen für die ÖVP, 107 für die SPÖ und 5 für die KPÖ. Due Gemeinderatswahl 1950 brachte ein ähnliches Ergebnis: 341 für die ÖVP, 120 für die SPÖ Bürgermeister wurde Stefan Radakovits, ebenso 1954. 1958 wurde Friedrich Stubits Bürgermeister. Im Gemeinderat stand es 8 : 5., 1962 10: 3, 1967 9:4. Stubits blieb Bürgermeister, ebenso 1972 und auch noch 1982 (9:6).. An den politischen Verhältnbissen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nur wenig geändert. Die ÖVP schwankte im Gemeinderat zwischn 9 und 11, die SPÖ zwischen 4 und 6 Mandaten. Bürgermeister ist seit 1992 Leo Radakovits, der 1997 83,96 % der Stimmen, 2017 66,58 % erhielt. Er war von 2005 bis 2015 auch Landtagsabgeordneter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann auch in Güttenbach ein bescheidener Aufschwung, der sich bald in verbesserten Lebensbedingungen bemerkbar machte. 1949 wurde das Dorf elektrifiziert, 1950 bis 1952 die Schule neu gebaut (5 Klassen und zwei Lehrerwohnungen). Ein großes Problem war auch noch in der Nachkriegszeit die fehlende Verkehrsverbindung. Nach St. Michael gab es lediglich einen Güterweg. Die Pendler mussten zu Fuß zur Bushaltestelle an der Bundesstraße gehen. Erst 1960 fürte die SÜDBURG eine Linie über Güttenbach. Die Güterwege wurden verbessert, ab 1966 die Ortskanalisation ausgebaut und 1961 ein Kindergarten eingerichtet. 1957 errichtete die Molkereigenossenschaft Güssing eine Milchsammelstelle. 1969 wurde ein Amtsgebäude gebaut und der Hauptplatz neu gestaltet. 1977 die Leichenhalle gebaut. 1981 wurde die Volksschule umgebaut und für den Kindergarten ein Zubau errichtet. 1982 wurde der Gemeindeverband mit St. Michael und Neuberg aufgelöst. Feuerwehrhaus und Kulturhaus wurden neu gebaut, die Raika erhielt ein neues Gebäude. Ein Problem war die Wasserversorgung besonders in den Bergsiedlungen. 1982 bis 1984 wurde das Wasserleitungsnetz verlegt, eine Pumpstation gebaut 1985 wurde das Feuerwehr- und Kulturhaus gebaut. 1987 wurde das Dorf zum Markt erhoben. Die Kommassierung und die Aufschließung von neuem Bauland waren wichtige Aufgaben.

 

Kirche

Güttenbach war eine Filiale der Pfarre St. Michael. 1847 wurde der Ort der Pfarre Neuberg angeschlossen, 1946 eine selbständige Lokalseelsorgestation eingerichtet. Die 1763 bestehende Kapelle erhielt 1837/38 den Zubau eines Kirchenschiffes und eines Turmes.  1929/30 wurde eine neue größere Kirche gebaut. Schon 1940 wurde den Güttenbachern eine eigene Pfarre versprochen und man baute schon 1945 einen Pfarrhof 1968 wurde Güttenbach zur Pfarre erhoben

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Quellen

  • Hajzsan Robert: Güttenbach – Historischer Überblick und Bevölkerungsentwicklung. Güttenbach 1987

  • Kaus, Karl: Der keltische Münzschatzfund von Güttenbach. Fundgeschichte und Berichte. In: Marktgemeinde Güttenbach (Festschrift)