Literatur           Autor

   
   
  • 1281, 1291 Hydegseg
  • 1306 Chaltenbrune
  • 1346 Hydegsyd
  • 1366 Kaltenprunb sive Hidegkurh
  • 1451 Hydegseg
  • 1538 Hydegkwt
  • 1618 Kaltenprun
  • 1697 Hidegkut seu Koltenprun
  • 1856 Kaltenbrunn
  • 1882 Német-Hidegkut, Kaltenbrunn
  • 1903 Némethidegkút
  • 1922 Deutsch Kaltenbrunn

Der Name ist auf eine kalte Quelle zurückzuführen. 1971 wurden Deutsch Kaltenbrunn und Rohrbrunn zusammen geschlossen. Der Zusatz „Deutsch“ ist auf die Lage an der steirischen Grenze und auf die immer rein deutsche Siedlung zurück zu führen.

 

Urgechichte und Römerzeit

1912 wurde ein „Römerstein“ gefunden. Im Pfarrwald liegen sieben Grabhügel aus em 1./2. Jh n.Chr.

 

Mittelalter

Der Ortsteil Rohrbrunn scheint zwar erst 1427 und 1428 erstmals urkundlich auf. Weit älter war aber eine Wasserburg direkt an der Lafnitz. Sie war vermutlich eine Grenzbefestigung. Später entstena n Rohrbrunn ein Kastell – im 18. Jahrhundert ein zweigeschossuíges Herrenhaus. Das Bauwerk wurde 1945 schwer beschädigt und verfiel.

Schwer zu deuten ist die erste urkundliche Nennung von 1281 als „Comitatus Hidegseg“ König Ladislaus IV. bestätigte den Söhnen des Hertwig von Csem für ihre Verdienste in verschiedenen Feldzügen, und zwar ein leeres und entvölkertes Gebiet, Alber genannt, im Komitat Hidegseg. Alber ist Olbendorf. Dieses fiel in der Güssinger Fehde an Albrecht von Österreich. In einem Schenkungsbrief Andreas III. wurde es den Söhnen des Hertwig von Csem zurückgegeben. Fraglich ist, ob ein Comitat, also eine Grafschaft Deutschkaltenbrunn bestand. Mit „comitatus“ ist jedenfalls eine größere regionale Einheit gemeint. Parallel dazu bestand ja auch ein Comitat Lutzmannsburg.

In der Folgezeit gehörte Deutsch Kaltenbrunn jedenfalls zum Herrschaftsbereich der Güns-Güssinger. 1391 gab König Sigismund die Güssinger Besitzungen an Ladislaus von Sáro (von Leva). In der Aufzählung der Besitzungen werden bereits fünf Orte als Märkte bezeichnet, neben Rauchwart Stegersbach, Rudersdorf und Heiligenkreuz auch Deutsch Kaltenbrunn.

König Sigismund übertrug Peter Cseh von Leva, dem Sohn des Ladislaus, Burg und Herrschaft Güssing mit allen genannten Orten. In den ungarischen Thronkämpfen stand Ladislaus von Leva, der Sohn des Peter Cseh, auf Seiten der nationalen Partei gegen die Habsburger. Dafür gestattete ihm der Reichsverweser Johann Hunyadi im Jahre 1451 zur Sicherung und Verteidigung der Grenzgebiete, das Münzrecht in Güssing auszuüben.1451 erhielt Ladislaus von Leva von Joham Hunyadi die Erlaubnis, die Dreißigstzölle in Güssing, Rudersdorf , Deutsch Kaltenbrunn , Stegersbach und Rauchwart einzuheben. Der großzügige Lebenswandel des Ladislaus von Leva zwang diesen, nach und nach seinen gesamten Besitz zu verpfänden. Nach seinem Tod gelangte das gesamte Herrschaft an die Familie Ujlaki. 1457 schenkte Nikolaus von Ujlaki die Besitzungen Deutsch Kaltenbrunn und Tobaj seinem Burgvogt Benedikt und Wolf Slauteyner, genannt der Deutsche. 1506 schenkte König Wladislaw II. die beiden Dörfer Johann Bornemissza.

 

Neuzeit

Ein neuer Abschnitt in der Geschichte von Deutsch Kaltenbrunn begann mit der Übernahme der Herrschaft Güssing durch die Batthyany. König Ludwig II. übertrug sie 1524 seinem Jugendfreund und Obermundschenk Franz Batthyany. Für kurze Zeit, von 1535 bis 1542, waren Kaltnbrunn und Tobaj unter der Herrschaft des Sekretärs von Franz Batthyany, Bartholomäus Ottochaz. Unter den Batthyany blieb der Ort bis zum Ende der Feudalherrschaft. Auch Deutsch Kaltenbrunn wurde unter ihrer Herrschaft stark geprägt, besonders durch den Übergang der Grundherrn zum Protestantismus. Balthasar Batthyany erreichte 1583 von Kaiser Rudolf die Verleihung der Marktrechte für die Dörfer Stegersbach und Kaltenbrunn. Dies hatte für den Ort große wirtschaftliche Bedeutung. Unter Adam Batthyany, der zum Katholizismus konvertierte, begann in der Herrschaft die Gegenreformation.

Trotz der Funktion als Marktort und Dreißigstamt war Kaltenbrunn ein Bauerndorf mit eher bescheidenem Handwerk. Der Weinbau spielte, wie das Güssinger Bergrechtsregister von 1689 zeigt, noch eine gewisse Rolle. 1576 lebten im Dorf 38 Bauern und 8 Söllner. Von den Bauern hatten 15 eine ganze, 23 eine halbe Ansässigkeit. 1588 hatten von 51 Bauern nur mehr 4 eine ganze, 47 eine halbe Ansässigkeit. Die Verkleinerung bzw. Neubewertung der Ansässigkeiten ging weiter. 1634 gab es schon 72 Bauern, davon 33 mit halber, 4 mit einer Dreiachtel- und 32 mit einer Viertelansässigkeit. 1643 lebten 104 Familien, 511 Personen, im Dorf. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts , besonders nach 1683, ging die Zahl der Bauern auf 65 zurück. Noch deutlicher zeigt der Bestand an Zugtieren den wirtschaftlichen Niedergang: von 1643 bis 1691 sank die Zahl der Pferde von 54 auf 33, die der Rinder von 121 auf 15 und der Milchkühe von 128 auf 76. 1643 wurden folgende Handwerker gezählt: drei Binder, drei Zimmerleute, je ein Schmid, Schuhmacher und Fleischer gezählt. Die Visitation des Stefan Kazó von 1697/98 weist für die Kirchengemeinde Kaltenbrunnn-Rohrbrunn-Rudersdorf 727 Einwohner aus, davon 242 Katholiken und 485 Evangelische.

1744 war die Zahl der Söllner auf 28, die der Bauern auf 86 gestiegen. Sie hatten zusammen 153 Zugtiere, 135 Milchkühe, 3 Jungochsen, 76 Herbstlinge oder Maultiere und 195 Schweine. Allerdings hatten 47 Haushalte keine Zugtiere, 14 eines, 53 zwei und nur 10 drei oder mehr.

Im Bocskai-Aufstand1604/05 ging ein großer Teil Kaltenbrunns in Flammen auf. Dem Ort musste einige Jahre hindurch Steuerfreiheit gewährt werden. Im Bethlenaufstand von 1620 stand Franz II. Batthyany auf der Seite der Rebellen. In Kaltenbrunn wurden erneut 30 Häuser abgebrannt.1683 huldigte Batthyany dem mit den Türken verbündeten Tököly. Im August 1683 wurden Kaltenbrunn und Rudersdorf von den Steirern teilweise niedergebrannt. In den Kuruzzenkriegen 1704 bis 1709 wirkte sich die Grenzlage verhängnisvoll aus. Immer wieder kam es zu schweren Verwüstungen an der Lafnitz, zu Kuruzzeneinfällen in der Steiermark und zu Racheaktionen der Steirer. Der Kuruzzenführer Karoly hatte sein Hauptquartier in Kaltenbrunn und erpresste von dort aus Fürstenfeld. Die Fürstenfelder wollten sich für den Raub ihres Viehs, an dem die Dobersdorfer beteiligt waren, rächen. Dabei wurde auch Kaltenbrunn eines der Hauptziele der Steirer und der kroatischen Miliz. Die Dörfer wurden ausgeraubt, niedergebrannt und die Einwohner verschleppt. Im August 1705 plünderte eine kuruzzische Reiterschar Kaltenbrunn vollständig aus. Der kaiserliche General Heister ließ bei der Kaltenbrunner Lafnitzbrücke eine Tschardake, einen befestigten Turm, errichten. Verschiedene Stellen an der Lafnitz wurden „verhackt“.

1885 wurde in Kaltenbrunn vom Komitat ein „Kinderasyl“ eingerichtet. 1888 bekam der Ort eine Postmeisterstelle. Eine Lafnitztaleisenbahn von St. Gotthard bis Deutsch Kaltenbrunn wurde schon 1894 geplant und auch bewilligt, wurde aber nicht verwirklicht. Lediglich eine schmalspurige Industriebahn entstand, die von Güssing aus bis in die Wälder von Kaltenbrunn und Rohr führte. Sie diente dem Abtransport des Holzes. Die Wälder gehörten der Gräfin Koottulinsky aus Neudau. Sie wurden an die Budapester Parzellierungsbank und dann eine Firma Deutsch verkauft.

Die Verschuldung, Arbeitslosigkeit und Unwirtschaftlichkeit der kleinen Betriebe führte auch in Kaltenbrunn zur Auswanderung nach Amerika. Sie setzte mit der Auswanderung von Ferdinand Schmaldienst um 1900 etwas später als in den meisten Dörfern der Güssinger Region ein, da die Nähe zu Fürstenfeld doch noch einige Arbeitsmöglichkeiten, vor allem für Frauen, eröffnete.

Im Ersten Weltkrieg dienten viele Kaltenbrunner im Infanterieregiment 83 in Steinamanger, andere Kaltenbrunner kamen zum königlich-ungarischen Honved-Regiment Nr. 18 in Ödenburg. In der Karpatenschlacht von 1915 kam es durch Kälte und Kämpfe zu großen Verlusten der Honved. Laut Inschrift am Kriegerdenkmal ließen bei Schlachten am Isonzo und an der Piave weitere 62 Kaltenbrunner ihr Leben.

 

Anschluss an Österreich, Zeitgeschichte

Sofort nach Kriegsende entstanden seitens der deutschsprechenden Bevölkerung Westungarns Bemühungen nach einem Anschluss an Österreich. In Kaltenbrunn war die Bereitschaft, sich der steiermark bz. Österreich anzuschließen, eindeutig. Dafür sprachen neben den sprachlich – nationalen Gründen aus die engen wirtschaftlichen Beziehungen zu den steirischen Nachbarorten. Fürstenfeld war der wichtigste Absatzort für die landwirtschaftlichen Produkte und dort arbeiteten viele Kaltenbrunner, vor allem in der Tabakfabrik. Schon im November 1918 begann eine aktive Werbung für Österreich. Am 28. November 1918 fand eine Versammlung statt, die eine entsprechende „Entschließung“ formulierte. Auch an den Versammlungen der 40 deutschen Gemeinden in Eltendorf und Heiligenkreuz, die von Karl Wollinger einbrufen wurden, nahmen Vertreter Kaltenbrunns teil. Prominenter Vertreter des Dorfes war Franz Marth.

Schon in der Zeit der Räterepublik und dann erst recht zur Zeit des „weißen“ Terrors mussten viele Anschlussfreunde in die Steiermark fliehen. An den Versammlungen im Fürstenfelder Brauhaus nahmen auch immer wieder Vertreter aus Deutsch Kaltenbrunn teil. Am 17. August 1919 versammelten sich Anschlussfreunde im Gasthaus Nikitscher in Güssing, Die ungarische Gendarmerie griff ein und verhaftete Nikitscher und andere.

So wie in den meisten Gemeinden der Region waren die späten 1920er und 1930er Jahre wieder durch sozialökonomische Probleme geprägt, die auch politische Instabilität zur Folge hatten. Von den Parteien fanden die Großdeutschen unter Wollinger und der Landbund besonders im evangelischen Bevölkerungsteil Zuspruch. Zur Zeit des Ständestaates fan d die nationalsozialistische Bewegung rasch Unterstützung. Dementsprechend eindeutig war die Zustimmung zum Anschluss an das Dritte Reich.

Die zeitweise große Romasiedlung wurde in den 1930er Jahren vom unteren Teil des Dorfes an den Waldrand verlegt. Für 235 Zigeuner wurden in Deutsch Kaltenbrunn Heimatscheine ausgestellt. Der Großteil dieser Bevölkerungsgruppe wurde deportiert.

Im Zweiten Weltkrieg hatte Deutsch Kaltenbrunn 78 Gefallene und 26 Vermisste zu beklagen. Im April und Mai 1945 kam es im Dorf zu Kampfhandlungen und schweren Schäden. Die Bevölkerung wurde zum Teil nach Rehgraben evakuiert, zum Teil floh sie vor den Russen nach Westen. So wie in den anderen Dörfern kam es in der ersten Besatzungszeit zu Plünderungen und zu schweren Übergriffen der Besatzungssoldaten, vor allem auf Frauen und Mädchen.

Nach Ende des Krieges begann der mühsame Wiederaufbau. Vorrangig war der Ausbau des Wegenetzes, der Straßenbeleuchtung und der Gemeinschaftswasserleitungen für sämtlich Ortsteile.Die Güterwege in die Bergsiedlungen waren besonders wichtig, 1955 begann der Ausbau der Wasserversorgung in Unterbergen, 1957 wurde der Oberberg angeschlossen und 1959 auch das Dorf. Die Lafnitzbrücke war während der Krigshandlungen zerstört worden. 1954 wurden ein Steg und eine Holzbrücke errichtet, 1967 bauten Pioiere des Bundesheeres eine Holzbrücke. Bis 1962 wurde ein Abschnitt der Lafnitz „reguliert“. 1964 wurde der Umbau des Gemeindehauses abgeschlossen. Auch Raiffeisenkasse und Post wurden dort untergebracht. Die Erneuerung des Marktrechtes wurde beschlossen. Eine neue Sportanlage wurde 1964 fertiggestellt; die Volksschule wurde 1968 renoviert. 1983 wurde der Neubau eines modernen Feuerwehrhauses abgeschlossen. Schon seit 1924 bestand in den Bergen eine eigene Feuerwehr, die 1981 ein eigenes Rüsthaus erhielt.

Der Gemeindeverband Rudersdorf-Deutsch Kaltenbrunn wurde am 31. Dezember 1979 aufgelöst. 1984 wurde das Gemeindehaus gebaut. Für die Unterbringung zahlreicher Geräte und Fahrzeuge der Gemeinde wurde der Bau eines Wirtschaftshofes beschlossen. Dieser wurde im Hof des Gemeindehauses errichtet und 1981 seiner Bestimmung übergeben. 1995 wurde die Kanalisation abgeschlossen. Eine Müllsammelstelle wurde eingerichtet und in Kaltenbrunn – Bergen eine Vereinshalle errichtet.

Die bauliche Struktur der Gemeinde hat sich natürlich so wie in anderen Gemeinden erheblich geändert. Von der alten Bausubstanz ist nach der Modernisierungswelle der 1960er und 1970 er Jahre nur wenig erhalten. Hingegen wurden zahlreiche neue Häuser gebaut, der Wohnstandard zeitgemäß angepasst. Interessant ist, dass sich die Bewertung der Standorte erheblich verschoben hat. Die „Berglerhäuser“, früher die Wohnstätten ärmerer Bevölkerungsschichten, sind heute, nach erfolgter Erschließung mit Infrastruktur, weit attraktiver als die Häuser in den beiden Dörfern. Zum Teil sind es schöne Dreiseit- oder Vierseithöfe, deren Potential – auch von Zuzüglern – immer mehr erkannt wird.

Die sozialökonomische Struktur von Deutsch Kaltenbrunn war bis weit in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg durch die Landwirtschaft. Durch die Kleinbäuerliche Struktur und das Fehlen anderer Erwerbsmöglichkeiten im Dorf geprägt. Auch noch in den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit war die Landwirtschaft wichtig, machte aber erhebliche strukturelle Veränderungen durch. Es zeigte sich mehr und mehr, dass sie keine ausreichende Lebensgrundlage war. Die letzten Reste des Weinbaues – 1953 gab es nur noch 12 ha Weingartenfläche – verschwanden. 1980 gab es noch 223 Betriebe, aber nur mehr 22 waren Vollerwerbsbetriebe. Sie mussten sich spezialisieren, vor allem auf die Schweinemast. Dementsprechend änderte sich auch die Anbaustruktur: Die Maisanbaufläche stieg von 108,7 ha im Jahre 1953 auf 370,7 ha im Jahre 1979, der Gerstenanbau von 4 ha auf 140 ha. Kartoffel-, Futterrüben- und Haferanbau gingen stark zurück. Die Obstkulturen nahmen ´flächenmäßig zu. Mechanisierung und Motorisierung ersetzten die Arbeitskräfte. Charakteristisch ist – wie in vielen anderen burgenländischen Gemeinden, das lange Beharren auf den unwirtschaftlichen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieben und die damit verbundene starke Arbeitsbelastung der Frauen. Ebenfalls charakteristisch für das sehr ausgeprägte Sicherheitsdenken war und ist die geringe Bodenmobilität. Grund und Boden werden nicht verkauft sondern lediglich verpachtet,

1971 waren nur mehr 13,7 %, heute nur mehr wenige Prozent in der Land- und Forstwirtschaft tätig. 1971 wurden 45,8 % der Berufstätigen Der Industrie und dem Gewerbe zugezählt, zusätzlich noch 12,9 % dem Bauwesen. Heute hat sich die Situation aber erneut geändert – der tertiäre Sektor hat längst das Übergewicht. Natürlich waren diese Veränderungen nur durch das ausgeprägte Pendlerwesen möglich, noch dazu gefördert durch die bessere Verkehrsanbindung und durch das stark gestiegene Bildungs- und Ausbildungsniveau. Aus den Wochenpendlern nach Wien und Graz wurden vielfach Tagespendler Neben Wien und Graz sind Fürstemfeld, Rudersdorf und Stegerbach Pendlerziele.

 

Rohrbrunn

Rohrbrunn, jetzt Ortsteil von Deutsch Kaltenbrunn, dürfte etwa in der Zeit zwischen dem 13. und 14. Jhd. zu suchen sein. Der Name "Rorprun" scheint erstmals in zwei Urkunden auf, welche aus dem Jahre 1427 bzw. 1428 stammen. Direkt an der Lafnitz stand bereits viele Jahre vorher schon eine Wasserburg, ein Kastell, das im Spätmittelalter die Funktion einer Grenzbefestigung hatte. Das später errichtete herrschaftliche Kastell besteht aber seit dessen Zertsörung im Zweiten Weltkrieg nicht mehr. In den Bergen entstanden im Laufe der Zeit frei Siedlungsgruppen. Die Obere, Mittlere und Untere Edelau. 1524 gab es 7 Höfe, 1599 20 Häuser. Im Bocskai- wie im Bethlenaufstand hatte das kleine Dorf schwer zu leiden, 1683 wurde das Dorf von den Steirern gebrandschatzt, ebenso während der Kuruzzenkriege. 1804 lebten in 62 Häusern 392 Menschen, 50 Bauern und 81 Söllner. 1850 lebten in 59 Häusern 327 Einwohner – 41 Bauern und 71 Söllner. Die Zahl der Söllner, die vor allem in den Bergen lebten, war also immer sehr hoch. Trótz der Armut errichtete man 1874 ein eigenes Schulhaus, 1894 bis 1896 sogar eine katholische Filialkirche.

Die Kampfhandlungen im April 1945 – es wurde über sechs Wochen an der Lafnitz gekämpft – und die folgende Besetzung trafen das Dorf schwer.

Der erste Bürgermeister nach dem Krieg war Franz Gamperl, gefolgt von Josef Hirmann und Franz Bauer. Über lange Zeit war Franz Weber Bürgermeister.

So wie in Kaltenbrunn gab es auch in Rohrbrunn nur wenige Dorfhandwerker, zwei Gasthäuser und eine Tischlerei. Die sozialökonomische Entwicklung glich der von Deutsch Kaltenbrunn. Von Kaltenbrunn unterscheidet sich Rohrbrunn vor allem konfessionell. Die Einwohner sind überweigend katholisch. Die kleine Dorfschule wurde beibehalten und wurde sogar neu errichtet. Wie Deutsch Kaltenbrunn hat auch Rohrbrunn ein sehr reges Vereinsleben.

 

Bevölkerungsentwicklung

  • 1648 hatte Deutsch Kaltenbrunn 511 Einwohner (vermutlich ohne Kinder),
  • 1787 1130 Personen,
  • 1804 1352 Einwohner in 220 Häusern.
Von 1830 bis 1852 stieg die Einwohnerzahl von 1468 auf 1490, ein leichter Anstieg trotz der hohen Verluste durch die Cholera. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts explodierte die Bevölkerungszahl auf 1905 im Jahre 1880 und 1924 im Jahre 1900, trotz der sehr hohen Kindersterblichkeit und der beginnenden Abwanderung. In der Zwischenkriegszeit sank die Einwohnerzahl von 1794 im Jahre 1910, 1710 im Jahre 1923, 1692 im Jahre 1934, 1608 im Jahre 1939. In der Nachkriegszeit stagnierte die Einwohnerzahl: 1363 im Jahre 1946 und 1384 im Jahre 1951. Die hohen Kriegsverluste und die Abwanderung machten sich bemerkbar.

Zusammen mit Rohrbrunn hatte der Ort 1951 2065 Einwohner. Seither sinkt die Einwohnerzahl kontinuierlich: auf

  • 1943 1971,
  • 1836 1991,
  • 1766 im Jahre 2011 und
  • 1715 im Jahre 2021.

 

Politische Entwicklung

Nach dem Anschluss an Österreich wurde bis 1923 Johann Wagner, gefolgt von Karl Deutsch, Josef Schabhüttl, Josef Kracher, Josef Weber 1931 bis 1942 und Franz Koch 1942 bis 1945. In der Zwischenkriegszeit spielte der Landbund eine wichtige Rolle.

Nach dem Krieg setzte die Besatzungsmacht Julius Lagler als Bürgermeister ein. Erster gewählter Bürgermeister wurde Rudolf Wilfinger bis 1950. Als Nachfolger wurde Julius Kogelmann gewählt. Dieser wurde aber von der Besatzungsmacht zum Rücktritt gezwungen, da er während der NS-Zeit Ortsbauernführer gewesen war. Von 1951 bis 1954 war wieder Wilfinger von der SPÖ Bürgermeister.Von 1954 bis 1967 folgte Franz Himler, gefolgt von Josef Zach bis 1978. In der Gemeinderatswahl von 1971 erhielt die SPÖ 13, die ÖVP 5 und die FPÖ ein Mandat. Bürgermeister wurde Josef Zach. Unter Himler und Zach war die wichtigste Aufgabe die Sanierung der Feldwege, um den Zugang zu den Streusiedlungen zu ermöglichen. Ab 1957 entstand der Güterweg in die Unterbergen, 1967 wurde der Güterweg bis Neusiedl asphaltiert. Das Gemeindehaus wurde umgebaut, die Volksschule renoviert. Nach dem Zusammenschluss mit Rohrbrunn erhielten beide Orte Leichenhallen. 1979 wurde Franz Kurz zum Bürgermeister gewählt. Er war seit 1977 auch Landtagsabgeordneter. Dt. Kaltenbrunn wurde in der gesamten Nachkriegszeit von der SPÖ dominiert, lediglich von 1962 bis 1970 konnte die ÖVP den Vizebürgermeister stellen. 1982 bis 1990 war Kurt Zach Bürgermeister, von 1989 bis 1999 war er auch Landtagsabgeordneter. Ab 1990 war Alfred Lutterschmiedt. 1992 wurde er in der Direktwahl bestätigt. Es folgte von 2000 – 2016 Erwin Hafner und seither Andrea Reichl. Im Gemeinderat dominierte stets die SPÖ mit 11 bis 15 Mandaten, gefolgt von der ÖVP mit 3-7Mandaten und der FPÖ mit 1-2 Mandaten. Die Liste KARO erreichte in jüngster Zeit drei Mandate.

 

Kirchen und Schulen

Deutsch Kaltenbrunn gehörte wohl zur Urpfarre Kukmirn, von der bis zum 14.Jahrhundert die Pfarren Stegersbach, Zahling, Kaltenbrunn und Olbendorf abgetrennt wurden. 1531 wurde die Kirche – vermutlich nach der Zerstörung durch die Türken 1529 – wieder eingeweiht. Nach der Hinwendung der Batthyany zum Protestantismus wurde die Kirche von den Evangelischen benutzt. Nach der Konversion Adam Batthyanys zum Katholizismus wurde sie den Evangelischen entzogen. Nach der Visitation des Stefan Kazó gehörte Kaltenbunn zum Dakanat Stegersdorf. Filialen waren Rohrbrunn und Rudersdorf. Die Kirchengemeinde zählte mit den Filialen 727 Einwohner (ohne Kinder), davon waren 242 Katholiken . Es gab noch kein Schulhaus, aber ein neues bequemes Pfarrhaus. Die Gläubigen werden als halsstarrig beschrieben, die am Sonntag nicht in die Kirche gehen. Die Evangelischen hielten Hausgottesdienste.

1713/14 lebten in der Pfarre 720 Erwachsene, davon waren 180 Katholiken. Das Pfarrhaus konnte nicht bewohnt werden, da es zur Zeit der Kuruzzenkriege von serbischen Söldnern angezündet worden war. Die Einwohner verweigerten den Wideraufbau, der Pfarrer wohnte in den Weingärten. Pfarrer Franz Peter Csabens wird vom Visitator als lau und nachlässig beschrieben. Angeblich überließ er den Lutheranern sogar den Kirchenschlüssel

1860 wurde in Rudersdorf eine Kirche gebaut. Rudersdorf blieb aber bis 1928 Filialgemeinde. 1805 wurde ein neuer Pfarrhof errichtet, 1877 Kirche und Pfarrhof umgebaut. 1974 und 1978 fanden Außen- und Innenrenovierungen statt.

Um 1616 gab es in Deutsch Kaltenbrunn bereits eine evangelische Gemeinde. Als Pfarrer ist Balthasar Tillesius (1616-1619) tätig. 1624 war Jakob Grumer als Pfarrer von Kaltenbrunn auf der Synode von Körmend anwesend. 1634 erteilte Adam Batthyany den Befehl an die evangelischen Pfarrer, die Batthyanygüter zu verlassen. 1627 war Johann Keczius, 1629 Sigismund Iserhofer Pfarrer, Aber noch 1650 wurde den Kaltenbrunnern unter Androhung von dreihundert Gulden Strafe befohlen, ihren Pfarrer innerhalb von drei Tagen zu entlassen. Aber selbst 1665 ist noch Christian Eckhard als Pfarrer belegt. Er unterschrieb das Konkordienbuch als „vocatus et ordinatus minister in Kaltenbrunn“. 1673 wurde die Kirche den Evangelischen endgültig entzogen. Den Evangelischen blieb nach dem Ödenburger Landtag nur mehr der Besuch der Artikularkirche in Nemes Csó – Tschobing. 1751 stiftete der Kaltenbrunner Adam Wagner für Tschobing einen Kelch. Er wurde 1783, als Kukmirn selbständige evangelische Pfarre wurde, zurück gegeben. Die überwiegende Zahl der Bevölkerung blieb evangelisch. Rohrbrunn hingegen war nazeu ausschließlich katholisch.

Deutsch Kaltenbrunn schloss sich zunächst der Toleranzgemeinde Kukmirn an, stellte aber schon 1822 einen eigenen evangelischen Lehrer an. Der Wunsch, eine eigene Kirchengemeinde zu gründen, bestand schon lange. 1853 wurde eine entsprechende Bittschrift an den Senioralkonvent gerichtet und 1854 genehmigt. Die Trennung von Kukmirn war mit Schwierigkeiten verbunden. Es ging dabei ja auch um die Bezahlung des Pfarrers und des Kantorlehrers. Die Deutsch Kaltenbrunner mussten sich zu entsprechenden Zahlungen an Kukmirn verpflichten. 1858 begann der Bau der Kirche, nach Plänen des Fürstenfelder Baumeisters Andreas Lenhardt. 1862 war die Kirche fertig gestellt und wurde von Superintendent Haubner eingeweiht. Als erster Pfarrer wurde Theodor Huber, der Sohn des Kukmirner Pfarrers, gewählt. Er heiratete Rosina Mücke, die Tochter des Lehrers Johann Mücke. Huber blieb bis 1906 Pfarrer. Probleme gab es wegen Unstimmigkeiten mit dem Kantorlehrer Knöbel. Eine Besonderheit der Deutsch Kaltenbrunner Kirche ist die Ausmalung mit Jugendstilelementen. 1869 wurde das Pfarrhaus errichtet. Es wurde 1963/64 umgebaut und seither im Erdgeschoss ein Gemeindesaal eingerichtet. Pfarrer waren nach Huber Stefan Szabo, Alexius Sparas, der 1922 nach Ungarn ging, Kornel Guttenberger (1923 – 1928), Karl Ciencieala, Wilhelm Deutschhausen, der 1938 nach Kanada auswanderte. Er wurde beschuldigt, judenfreundlich zu sein und geriet in einen heftigen Gegensatz zu den Nationalsozialisten im Dorf. Rudolf Trimel wurde 1944 als Soldat vermisst. Es folgten der Ungarndeutsche Gustav Sulzer, der Siebenbürger Rudolf Philipp und Friedrich Raschke. 1958 bis 1962 war der bedeutende Kirchenhistoriker Dr. Bernhard Zimmermann Pfarrer in Deutsch Kaltenbrunn, gefolgt von Erich Wagner, Roland Ratz und Richard Liebeg.

1732 wurde erstmals ein Schulmeisterhaus verzeichnet. Ab 1785 sind katholische Lehrer nachgewiesen. 1923 wurden 43 Knaben und 39 Mädchen unterrichtet. Ab 1933/34 wurde die Schule zweiklassig geführt. Die evangelischen Schüler besuchten die katholische Schule oder eine „Winkelschule“. 1832 erhielten die Evangelischen die Erlaubnis zum Bau einer eigenen Schule. Sie wurde 1833 eingeweiht.Als erster Lehrer wurde Georg Knöbl aus Pinkafeld berufen. Vor der Schule wurde ein Glockenstuhl errichtet. 1897 wurde eine zweite Klasse eingerichtet, 1930/31 war die Schule dreiklassig. 1937 wurden in diesen drei Klassen 79 Knaben und 74 Mädchen unterrichtet.

1938 wurde der Leiter der katholischen Schule, Josef Tajmel, aus dem Schuldienst entlassen und von Josef Medl abgelöst. Der Leiter der evangelischen Schule, Karl Kappel, wurde versetzt. Die Leitung der nunmehrigen staatlichen Volksschule übernahm im September 1938 Otto Rehling aus Wiesfleck. Die ehemalige katholische Schule war baufällig und wurde behördlich gesperrt, die evangelische Schule war zu klein. 1938/40 wurde eine neue Schule gebaut, erhielt zunächst aber wegen baulicher Mängel zunächst keine Benützungsbewilligung. Erst nach langen Streitigkeiten mit der Baufirma konnte die Schule im September 1940 in Betrieb genommen werden. Nach dem Krieg wurde Rehling aus dem Schuldienst entlassen. Ab 1957 wirkte er in Rax und ab 1959 in Mühlgraben. 1945 bis 1965 war Josef Tajmel Schulleiter. Die Schule wurde vier- bis sechsklassig geführt, ab 1978 dreiklassig. 1968 wurde die Schule generalrenoviert und modernisiert. 1968/69 wurde der Palytechnische Lehrgang der Hauptschule Rudersdorf angeschlossen. Das frühere evangelische Schulhaus wurde vom Arzt Dr. Walter Leonhardt gekauft.

wappen dummy
ortslage

 

verwandte Beiträge

 

Quellen

  • 700 Jahre Deutsch-Kaltenbrunn 1281 - 1981