Literatur           Autor

   
   
  • 1244 Chem
  • 1333, 1475   Chem
  • 1479 Kyschem
  • 1490 Nagh Chem
  • 1540 Schanndorf
  • 1570 Nagh Czyem
  • 1773 Schendorf, Csém
  • 1833 Schandorf

Der Ortsname ist auf den unagrischen Personennamen Csem zurückzuführen. Im 15. Jahrhundert bestand der Ort aus zwei Siedlungen, Groß- und Kleinschandorf. 1971 wurden Schandorf, Dürnbach und Schachendorf zur Gemeinde Schachendorf vereinigt. 1996 trennte sich Schandorf ab und ist wieder eine selbständige Gemeinde.

 

Urgeschichte

In Schandorf liegt eine der bedeutendsten Hügelagrabanlegen Europas. Die Gräber im Schandorfer Wald an der Grenze zu Ungarn stammen aus der Hallstattzeit und aus der römischen Kaiserzeit. Vier der fünf Grabhügelgruppen in Schandorf stehen unter Denkmalschutz.

Die hallstattzeitlichen Gräber stammen aus dem 8. Bis 6. Jahrhundert vor Christi. Sie sind auffallend groß und sehr gut erhalten. Die fünf Grabhügelgruppen umfassen 285 Gräber, von denen 170 im Schandorfer Wald liegen. Sie sind bis zu 16 Meter hoch und haben einen Durchmesser bis zu 40 Meter. Weitere Gräbergruppen der Hallstattkultur befinden sich in Badersdorf, am Eisenberg und in Felsöcsatár (84 Hügel). Zwei der Grabhügelgruppen in Schandorf stammen aus der römischen Kaiserzeit.

Die Schandorfer Hügelgräber sind schon lange bekannt. 1878, auf einem archäologischen Kongress in Budapest, wurden sie erwähnt, gerieten dann aber wieder in Vergessenheit. Die Erforschung wurde 1930 auf Veranlassung des damaligen Pfarrers Peter Jandrisevits wieder aufgenommen. 1930 wurde ein Grab geöffnet. Es enthielt eine Grabkammer aus großen Steinplatten, zwei Mehrkopfnadeln, Kegelhalsgefäße mit schwarzroter Bemalung, ein Bronzegefäß und Eisengeräte.

In jüngster Zeit wurde im Rahmen eines gemeinsamen archäologischen Projekts mit Ungarn ein etwa drei Meter hohes Hügelgrab geöffnet. In der Mitte des Hügels befindet sich eine quadratische, mit Steinen eingefaßte Grablege mit Resten einer Feuerbestattung, Keramikreste und Bronzeobjekte.

Kaus, Karl: Urgeschichtliche Grabhügel im Burgenland und in Westungarn. 17. Österr.  Historikertag Eisenstadt 1987, Tagungsbericht Wien 1989, S.31-36. Zuletzt in: Burgenland. Archäologie und Landeskunde. Karl Kaus - Opera selecta. Wissenschaftl. Arbeiten aus dem Burgenland 114, Eisenstadt 2006, S.23-29

 

Mittelalter

Urkundlich wird das Dorf im Jahre 1244 erstmals als „villa Chem“, als der ungarische König Béla IV. den Herren von Csém/Schandorf die alte Burg Óvár zur Neuerrichtung übergab. Damals war Schandorf ein deutsch besiedeltes Bauerndorf. Um 1500 bestand Schandorf aus zwei Siedlungen: dem seit 1490 genannten Nag Chem (Großschandorf) und dem schon 1479 erwähnten Kyschem (Kleinschandorf). Harald Prickler vermutet dahinter ein deutsches Bauerndorf und eine Siedlung ungarischer Kleinadeliger – in Analogie zu ähnlichen Verhältnissen in Schachendorf.

 

Neuzeit

1515 wurden in Großschandorf im Urbar der Herrschaft Schlaining – Rechnitz noch 13 Sessionen genannt, um 1540 waren es nur mehr fünf dienende und fünf öde Sessionen. 1548 werden 5 ½ Hofstellen, 8 Söllner und zwei neue Häuser ausgewiesen, ein Jahr später zu den Sessionen fünf neue Hofstellen und zwei Flüchtlinge – die ersten Anzeichen für die Einsiedlung von Kroaten. 1566 sind drei kroatische Familiennamen nachweisbar. In den folgenden Jahren nahm die Zahl der Kroaten stark zu. 1576 gab es bereits 37 Sessionalisten und 13 Söllner. Die Batthyany als neue Herrschaftsinhaber ab 1537 siedelten das Dorf also mit Kroaten auf. Mitte des 17. Jahrhunderts war Schandorf eine kroatische Gemeinde mit einer ungarischen Minderheit, die rasch kroatisiert wurde. 1697 wird die Gemeinde als pure Croatica, also rein kroatisch bezeichnet. 1910 bekannten sich 675 von 719 Einwohner zur kroatischen Sprache, 1923 aber von 638 Einwohner kein einziger – vermutlich eine Auswirkung der Propaganda rund um den Anschluss an Österreich.

 

Bevölkerungsentwicklung und politische Verhältnisse

Die Bevölkerung erreichte 1900 mit 724 Personen einen Höchststand. Seither hat der Ort stark an Einwohnern verloren. Besonders in der Nachkriegszeit sank die Einwohnerzahl und betrug 2021 nur mehr 264 Personen. Von den Einwohnern waren 2022 32,5 % 65 Jahre alt und älter.

Die Land- und Forstwirtschaft hat stark an Bedeutung verloren. 2010 wurden von 19 landwirtschaftlichen Betrieben nur mehr 6 im Vollerwerb geführt. 2011 waren noch 9 Personen in der Landwirtschaft tätig, hingegen 23 in Dienstleistungsbetrieben. Von den 21 nichtlandwirtschaftlichen Arbeitsstätten waren die meisten Ein-Personen- Betriebe. Nur zwei hatten mehr als 5 Beschäftigte. 2011 waren 99 Personen Auspendler (78,3 % der Berufstätigen).

Seit der Gemeindetrennung hatte die SPÖ mit 6 bis 7 Mandate eine Mehrheit gegenüber der ÖVP mit 4 bis 5 Mandaten.Erst 2022 erreichte die ÖVP mit 6 Mandaten die Mehrheit. Nach der Gemeindetrennung war Josef Csencsics Bürgermeister, ab 2012 Werner Gabriel, der 2012 mit 59,73 % bestätigt wurde. 2022 erhielt Bernhard Herics von der ÖVP eine Mehrheit von 58,24 %. Aus Schandorf stammen die Landespolitiker Koloman Tomsich und die Landtagsabgeordnete Edith Mühlgassner.

 

Grenzübergang Schandorf–Narda

Seit 1. Juni 2007 besitzt die Gemeinde Schandorf einen Grenzübergang zu Ungarn, der ausschließlich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Pferd benutzt werden darf. Von diesem Grenzübergang gelangt man direkt in die ungarische Nachbargemeinde Narda (Nahring)

 

Kirche

Schandorf war seit dem 14. Jahrhundert eine selbständige Pfarre. Zuvor war es eine Filiale der Urpfarre Großpetersdorf. Bis etwa 1520 hatte Schandorf folgende Filialen: Burg, Hannersdorf, Kleinpetersdorf, Welgersdorf und Woppendorf. Klein Nahring war bis 1938 eine Filiale.

(c) wikipedia
ortslage

 

Quellen

  • Prickler, Harald – Prickler Leonhard: Hoheitszeichen der kroatischen Gemeinden des Burgenlandes. Eisenstadt 1927
  • Urgeschichtliche Grabhügel im Burgenland und in Westungarn. 17. Österr.  Historikertag Eisenstadt 1987, Tagungsbericht Wien 1989, S.31-36. Zuletzt in: Burgenland. Archäologie und Landeskunde. Karl Kaus - Opera selecta. Wissenschaftl. Arbeiten aus dem Burgenland 114, Eisenstadt 2006, S.23-29