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  • 1588 Bajngrob
  • 1605 Bayngrob
  • 1640 Weingrab
  • 1740 Weingraben
  • 1863 Weingraben
  • 1882 Borfalu, Borgödör
  • 1895 BorosdI

Im Mittelalter lag auf dem heutigen Gemeindegebiet von Weingraben die Burg Jeva. Die Anlage, die im heutigen Gelände noch deutlich zu erkennen ist, war nur klein, 22 x 45 m. Sie liegt auf einem Felsgrat, der durch einen 8 m breiten Halsgraben abgegrenzt ist. Ein künslich aufgeschütteter Turmhügel von 4 x 4 m sicherte die Anlage, davor ein Zwinger und das ehemalige Burgtot. Den Abschluss der zwei Höfe bildete ein Rundbau von 22 m Durchmesser. Die Burg wurde noch im Mittelalter aufegeben und seither nicht wieder erwähnt.

Das "Castellum de Ieva" wird in Urkunden von 1277 und 1282 genannt. In der Schenkungsurkunde des Comes Laurentius  aus dem Geschlecht Aba für die Zisterzienser von Klostermarienberg über den Besitz Lembach wird als Nachbar Peter, Sohn des Stephan, Sohn des Beze erwähnt. Dieser Nachbarsitz umfasste die Orte "Rebcze" (Oberrabnitz") und "keryl" (Karl). In der zweiten Schenkungsurkunde werden die Besitzungen des Beze, Sohn des Stephan de Ieva, und zwar das "Castellum de Ieva" und die "possessio de Iewa in medio Possessionum dicti comitis Laurencii in Luchman" ausgenommen. (Nach: Prickler, Harald: Burgen und Schlösser des Burgenlandes)

Der heutige Ort wurde um 1585 bis 1587 gegründet und mit Kroaten besiedelt. Er war eine Neugründung auf dem ausgedehnten Hotter von Draßmarkt. Der Name wurde vom deutschen Riednamen Weingraben abgeleitet. 1971 wurde der Ort mit Kaisersdorf zusammengeschlossen, 1991 wieder getrennt.

Weingraben wird im Steuerregister des Komitates Ödenburg 1588 genannt: „ein großes Dorf des Herrn Dersffy zu Landsee; die Bewohner widersprechen der Konskription, weil sie noch nicht connumeriert sind; sie stimmen auch der Rectifikation nicht zu“ – das heißt, die Freijahre des Dorfes waren noch nicht abgelaufen. Als Kolonisator kommt nach Prickler eher Dersffys Schwiegervater, Nicolaus Olah- Császár in Betracht, der mit der kroatischen Hochadeligen Anna Zluny de Frangepan verheiratet war.

Weingraben gehörte immer zur Herrschaft Landsee. Über Ursula Desffy gelangte die Herrschaft an Franz Mágocsi und 1612 an ihren zweiten Ehemann Nikolaus Esterhazy. Im Besitz der Esterhazy blieb der Ort bis zur Aulösung der Grundherrschaft.

1598 bestand der Ort aus 35 untertänigen Häusern und fünf Freisassen, zumeist Herrschaftsbeamten von Landsee mit niedrigen Funktionen. 1599 wurden 40 Häuser gezählt. Im Gefolge der Pest von 1600 sank ihre Zahl auf 22. 1625 hatten alle Bewohner kroatische Familiennamen. 1910 gaben von 570 Ortsbewohnern 514 Kroatisch als Muttersprache an., 1923 509 der 558 Bewohner. 1640 gab es 2 Achtel-, 33 Viertelsessionen und eine Hofstatt. 3 Achtel- und 28 Viertellehen lagen öde.  1675 wurden 9 Achtel- uund 43 Viertellehen gezäühlt, 20 Lehen lagen noch immer öde. 10 Untertanen hatten ihre Robot in Geld abgelöst.  1767 wurden 9 Achtel und 29 Viertellehen sowie 1 Hofstatt mit und 4 Hofstätten ohne Haus erfasst. 1672 beschwerte sich der Ödenburger Mautner, dass die Esterhazydörfer, besonders Kaisersdorf und Weingraben, "mit allerley holzwerg, mit Laden, Stekhn, Schindtel und gesperen" Handel treiben, ohne Maut zu bezahlen. Der Schmuggel über die nahe Grenze war umfangreich, Vor allem durch Viehtrieb gingen der Dreißigststelle in St. Martin hohe Einnahmen verloren.1747 galt etwa der Weingrabener Maxl Janaschitz als einer der größten Schmuggler der Gegend. Im 19. Jahrhundert spielte der Viehhandel, besonders der Schweinehandel, eine wichtige Rolle. Ab 1880 bestand das Kreisnotariat Draßmarkt, dem auch Karl, Kaisersdorf und Weingraben angehörten.

Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung stark zu, obwohl die Choleraepidemie von 1829 bis 1834 viele Opfer forderte. 1860 hatte das Dorf 425 Einwohner, die Abwanderung begann. Die Amerikawanderung spielte anscheinend keine größere Rolle. Die Bevölkerungsentwicklung erreichte 1934 mit 579 Einwohner einen Höhepunkt. Seither nimmt die Einwohnerzahl kontinuierlich ab. Erst in jüngster Zeit konnte sie bei 355 Einwohner stabilisiert werden.

2010 gab es noch 21 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, von denen nur 5 über 50 ha bewirtschaftete. 2020 waren nur mehr 8 Personen in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. Die Zahl der Maurer und Zimmerer, die in der Nachkriegszeit hoch war, hat ebenfalls abgenommen. Es hat die übliche Verschiebung in den Dienstleistungsbereich stattgefunden. Die Erwerbspersonen sind nahezu ausschließlich Auspendler. Von den 116 Auspendlern arbeiten 43 außerhalb des Burgenlandes, 24 davon in Wien.

In der ersten Gemeinderatswahl von 1923 bekamen die Sozialdemokraten 71, der Landbund 16 und die Christlichsozialen 120 Stimmen. Bürgermeister wurde Matthias Janitsch. 1927 hatten die Christlichsozialen 128, die Sozialdemokraten 117 Stimmen. 1931 kamen auf 84 Christlichsoziale 53 Sozialdemokraten und 23 Wähler der Schober-Partei. Bürgermeister wurde Stefan Gschirtz, ab 1935 Lorenz Supper.

1938 wurden die Juden aus Weingraben nach Wien gebracht, die Zigeuner in Lackenbach interniert. Die Abstimmung ging mit 100 % für den Anschluss an das Dritte Reich aus.

In der Nachkriegszeit waren die  politischen Verhältnisse  außerordentlich stabil Seit Jahzehnten hat die SPÖ 7 Gemeinderatsmandate, die ÖVP 4. Erst 2022 musste diese zwei an eine Bürgerliste abgeben. Bürgermeister ist seit 2021 Thomas Stoiber, der 2022 bestätigt wurde.

Die Entwicklung des Dorfes weist die für die burgenländischen Gemeinden typischen Merkmale auf. Neue Einfamilienhäuser entstanden, gebaut von den Pendlern, die vor allem in Wien im Baugewerbe arbeiteten. Die Infrastruktur wurde trotz ´der geringen finanziellen Mittel ausgebaut. Schon 1956 bis 1959 wurde eine Wasserversorgung mit Brunnen und Hochbehälter gebaut. 1958 erfolgte der Ausbau der Straße Weingraben - Kaisersdorf.1959 wurde das Dorf elektrifiziert und der Kanalbau begonnen, 1960 ein neues Gerätehaus der Feuerwehr gebaut, 1968 die Ortsadurchfahrt asphaltiert. 1971 erfolgte die Gemeindezusammenlegung mit Kaisersdorf, 1972 der Neubau der Leichenhalle und der Beitritt zum Abeasserverband, 1975 die Errichtung eines Sportplatzes, 1979 einer Kläranlage.  In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Ortsstraßen weiter ausgebaut, Gehsteige errichtet, Wasserversorgung und Knalisation ausgebaut. 1988 wurde eine Regenrückhalteanlage gebaut. 1986 in der Schule ein Kindergarten eingerichtet,

Kirchlich gehörte Weingraben immer als Filiale zur Pfarre St. Nikolaus in Kaisersdorf. 1611 wurde eine Filialkirche (Sieben Linden Kapelle) gebaut, 1663 erweitert und 1860 umgebaut. 1782 kam nach Auflösung des Kamaldulenserklosters in Landsee einer der sieben Altäre nach Weingraben.  1796 hatte die Kirche einen Holztume mit zwei Glocken. 1949 wurde die Kirche verlängert und der Tumr neu errichtet.

1854/55 ist erstmals ein Schulunterricht durch einen Schulgehilfen, wahrscheinlich nur im Winter,  in Weingraben belegt. Zuvor musste die Schule in Kaisersdorf besucht werden. 1857 wurde im Dorf eine Schule gebaut. 1924 hatte der Ort 80 Schüler, aus der Lehrerwohnung wurde ein neues Klassenzimmer, ein zweiter Lehrer wurde angestellt. 1942 musste die Schule wegen ihres baufälligen Zustandes geschlossen werden, die Kinder wurden im leerstehenden Gemeindewirtshaus unterrichtet 1952 wurde ein neues Schulgebäude errichet. Die Volksschule wurde einklassig oder zweiklassig geführt, im Gebäude wurde der Kindergarten untergebracht.

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Kaisersdorf

 

Literatur

  • 400 Jahre Weingraben 1588 ...1988. Weingraben 1988
  • Prickler Harald – Prickler Leonhard : Hoheitszeichen der kroatischen Gemeinden des Burgenlandes. 1997
  • Semmelweis, Karl: Wo lag die Burg Jeva? Burgenländische Heimatblätter 1961