Drucken
  • 1222 terra villa Sancti Martini
  • 1263 Ecclesia Sancti Martini
  • 1553 Sant Marten
  • 1651 Szent Martony
  • 1663, 1674, 1697 Szent Marton, Zent M´rton, Mertten
  • 1767 Marckt St. Martin
  • Ab 1898 Sopronszentmárton
  • 1922 Markt St. Martin

 

Urgeschichte und Römerzeit

Archäologische Funde konzentrieren sich in den tiefgründigeren Böden des Gemeindegebietes zwischen Stooberbach und und dem Scheibenriegel. Jungsteinzeitliche Höfe aus der Zeit um 4900 v. Chr. Legen in den Rieden Spitzwiese, Lähn, Langwiesen und Harka. Die ersten Dauersiedlungen gehörten der Lengyelkultur an. In der Bronzezeit war das Gebiet nur spärlich besiedelt. Eine Bronzelanzenspitze wurde gefunden. In der Eisenzeit wurden im gesamten Gebiet die Eisenerze abgebaut und verarbeitet. Um und auf dem Scheibenriegel entwickelte sich eine Siedlung. In der jüngeren Eisenzeit wurde diese aufgegeben und eine neue Siedlung entstand in der Ried Zwischenweg/Lähn.

1924 wurde in der Ried Nußfeld die Grundmauer einer römischen villa rustica freigelegt, vermutlich der Sitz eines römischen Veteranen. Auch in der Umgebung werden immer wieder Ziegel und Tonscherben gefunden. Es wird eine römische Siedlung vermutet.

 

Mittelalter

Nach Elemer Moór könnte eine altslawische Siedlung vor der ungarischen „Landnahme“ im Tal des Stooberbaches bestanden haben. Darauf weist der Tessenbach, den Moot von einem slawischen Personennamen Tisko ableitet.

Das deutsche Dorf St. Martin entstand Ende des 12., Anfang des 13. Jahrhunderts.Die Siedlung entwickelte sich an einem Straßenkreuzungspunkt der Landseer Straße mit der Nord-Südroute entlang des Stooberbaches, die über Kobersdorf;schwarzenbach, Hochwolkersdorf nach Wiener Neustadt führte. St.Martin gilt als eine der „Urpfarren“ in der Herrschaft Landsee, neben Stoob und Unterfrauenhaid.

Das Dorf lag im Komitat Lutzmannsburg, aus dem später die Herrschaft Landsee hervorging. Zur Herrschaft Landsee – seit der Mitte des 17. Jahrhunderts Landsee – Lackenbach – gehörte St. Martin bis zum Ende des Feudalzeitalters. Im 17. Und 18. Jahrhundert erreichte diese Herrschaft mit 24 Dörfern ihre größte Ausdehnung.

Die mit den Stubenbergern verwandte Familie de Landseeer könnte der erste Herrschaftsinhaber gewesen sein. 1158 wird in einer Urkunde des Stiftes Göttweig ein Gotscalcus de Landeshere als Zeuge genannt.

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1222 in einer Schenkungsurkunde König Andreas II an den Grafen Pósa. In diesem Jahr wurden Weppersdorf /Wiepur und Lackenbach (minoris Lonku) von Nikolaus de Bors auf Pósa de Kereky übertragen, als Dank für seine Hilfe in Griechenland während seiner Rückkehr vom Fünften Kreuzzug. In der Grenzbeschreibung wird St. Martin, Terra ville Sancti Martini, genannt. Der Hotter von St. Martin erfuhr im Laufe der Zeit Veränderungen, etwa durch das Wüstfallen Gaberlings, durch die Neugründung Kaisersdorfs und durch Grenzstreitigkeiten mit den Csoron in Kobersdorf.

1263 erhielt der königliche Truchsess und Gespan des Komitates Ödenburg Laurentius Aba (später Athinai genannt) das Komitat Lutzmannsburg als königliche Schenkung. In dieser Urkunde von 1263 scheint eine Kirche des Heiligen Martin auf. Zuvor hatte es Konrad von Ungarisch Altenburg inne. Laurentius erhielt die Schenkung wegen seiner Verdienste in der Schlacht am Sajófluß gegen die Tataren. Er verlegte seinen Sitz nach Neckenmarkt. Das letzte Familienmitglied der Athinai Sigmund führte eine Prozess um Besitzanteile mit den Forchtensteinern. 1425 fiel die Herrschaft an Nikolaus Garai. Er und sein Erbe Nikolaus II. bekleideten die Würde des Palatins.

In der Folgezeit wechselte der Besitz der Herrschaft Landsee mehrmals. Wilhelm von Forchtenstein verpfändete 1445 Landsee und Kobersdorf an Herzog Albrecht VI. von Österreich. Dieser verpfändete 1458 Landsee an Ulrich von Grafeneck. 1459 gelangte Siegmund von Weißpriach in den Besitz von Burg und Herrschaft. König Ladislaus II. setzte 1491 die böhmischen Söldner Johann und Peter Mrakse als Herrn in Landsee ein. 1495 traten diese Landsee an Ulrich von Weißpriach ab. Nach seinem Tod sollte die Herrschaft an den König zurück fallen. Seine Witwe, die berüchtigte Gertraud, verweigerte dies aber und führte die „Landseer Fehde“.

Das Zentrum des Ortes war die Pfarrkirche. Daneben lag ein Kurialgrund mit dem Edelhof und dem Meierhofareal. Daran schloss die bäuerliche Siedlung als Schmalangerdorf an. Am südlichen Ende des Marktes entstand eine Ansammlung von Höfen von Adeligen und Freisassen und das königliche Dreißigstamt.

 

Der Markt, die Maut und das Dreißigstamt

Die erste Erwähnung als Markt erfolgte 1482. 1553 wurde St. Marin als Markt mit Maut bezeichnet. 1578 verlieh König Rudolf I. ein Marktprivileg mit zwei Jahrmärkten und einem Wochenmarkt. 1640 wurde in einem Urbar St. Martin als Markt bezeichnet, 1675 ist in einem Urbar bei St. Martin „oppidum“ vermerkt. Die Wochenmärkte fanden jeden Donnerstag, die Jahrmärkte am 5. Februar und am 11. November (Martini) statt. Ab 1892 gab es drei Jahrmärkte. Der Markt am 24. Februar war mit einem großen Viehmarkt verbunden. Er wurde apäter auf den 19. März verlegt.

Die Sankt Martiner Maut ist sehr alt. Sie bestand schon 1359. Die Straßenmaut wurde verpachtet, etwa von Paul Esterhazy an Matthias Strauß 1663 um jährlich 200 Gulden. 1665 war der Jude Abraham Mautpächter. 1854 endete die Mauteinhebung.

Der Dreißigst war ein Außenzoll, ursprünglich 1 % der ein- und ausgeführten Waren. Unter König Sigismund wurde er auf 3,33 % erhöht.1498 wurde St. Martin als Filiale des Hauptdreißigstamtes Ödenburg erwähnt. 1715 war St. Martin ein Hauptamt mit Filialen in Pilgersdorf, Draßmarkt und Karl. Ein bedeutender Dreißiger war Daniel Rauch. Der Dreißiger und sein Gegenschreiber mussten ihren Dienst persönlich ausüben und beim Amt wohnen. Sie hatten gerüstete Pferde zu halten zur Bereitung der Straße und zur Verfolgung von Schwärzern (Schmugglern).

Interessant ist ein Bericht des Dreißigers Michael Schröder 1611 bis 1616. Er zeigt, dass das größte Problem nicht der Schmuggel abseits der vorgeschriebenen Routen war, sondern dass die Adeligen die Vorschriften nicht befolgten. Adelige hatten das Recht, eigene Produkte zollfrei ein- und auszuführen. Sie nützten dieses Privileg, um auch zugekaufte Produkte über die Grenze zu bringen. Der gewissenhafte Dreißiger, der dagegen vorging, wurde von Kleinadeligen, Ungarn und Kroaten aus Unterpullendorf, bedroht und angegriffen. Auch die Herrschaften umgingen das Verbot. Gegen den Dreißiger Thoms Kienczl, der seine Pflicht ebenfalls ernst nahm, erhoben Franz Nadasdy und Franz Kery Beschwerde. Sie fühlten sich in ihrem Ochsenhandel beeinträchtigt.

1784/85 wurde das Dreißigstamt nach Landsee verlegt. Das Gebäude des Dreißigstamtes in St. Martin befand sich im 19. Jahrhundert im Besitz des Schwabenhofer Grundherrn Michael Sibrik. 1852 brannte auch diese Sibriksche Curia ab.

 

Frühe Neuzeit

Gertrauds Sohn Hans von Weißpriach wurde 1529 von König Ferdinand I. im Besitz von Landsee und Kobersdorf bestätigt. Schließlich kaufte Erasmus Teuffel die Herrschaft Landsee um 20 000 Gulden. Nach seiner Gefangenschaft im Türkenkrieg und seiner Hinrichtung in Konstantinopel erbten seine Brüder, die 1553 Landsee mit dem 1548 neu erbauten Schloss Lackenbach um 37 600 Gulden an Nikolaus Olah, den Erzbischof von Gran, verkauften. Von ihm erbte 1561 seine Schwester Ursula, die mit Nikolaus Császár verheiratet war. Deren Sohn Nikolaus Oláhcsászár erbte Landsee, das dann an seine Tochter Ursula, verheiratet ab 1592 mit Franz Dersffy. Ihre Tochter Ursula Dersffy heiratete in zweiter Ehe 1622 Nikolaus Esterhazy. Dieser wurde 1624 als Eigentümer eingesetzt.

Von den Türkenkriegen zu Beginn des 16. Jahrhunderts sowie von den Bocskai- und Bethlenaufständen war auch St. Martin betroffen. 1640 stand ein Viertellehen öde, 1642 brannten drei Häuser, darunter der Pfarrhof, ab. Besonders verheerend dürften sich die Kuruzzenkriege und die folgende Pest 1713 ausgewirkt haben. 1736 lagen von den 82 Lehen 25 öde. Unter Hans von Weißpriach wurden in der Herrschaft viele Kroaten angesiedelt. Markt St. Martin und Unterfrauenhaid hatten im 16. Jahrhundert einen großen kroatischen Bevölkerungsanteil, der aber im Laufe der Zeit eingedeutscht wurde. 1910 war St. Martin zu 93,65 % deutsch.

Unter Hans von Weißpriach und Erasmus Teuffel sind erstmals protestantische Einflüsse festzustellen. Unter Nikolaus Olah herrschte wieder der Katholizismus, unter Franz Dersffy erneut der evangelische Einfluss. Im Visitationsbericht von 1597 heißt es, dass die Kroaten den katholischen Glauben beibehalten wollen. In diesem Jahr wurde von Dersffy der evenagelische Pfarrer Johann Kreiter eingesetzt. Die Kroaten verweigerten die Stolgebühren, Kreiter musste resignieren. Unter Esterhazy setzte die Gegenreformation voll ein. 1618 wirkten Jesuiten aus Tyrnau in Lackenbach, 1620 in der ganzen Herrschaft. 1646 fand in St. Martin eine Visitation des Lutzmannsburger Archidiakons Chákány statt, ebenso in Neudorf, in Tschurndorf und in Lindgraben, die zur Herrschaft Kobersdorf gehörten. Die Bewohner dieser Orte beschwerten sich, dass ihnen von Lippay und Kery das Recht auf freie Religionsausübung verwehrt wurde. Der Visitator ersuchte den Bischof um Erlaubnis für den St. Martiner Pfarrer Franz Lorenz Slama/Slaudersits, in diesen Gemeinden die Messe in einem Privathaus feiern zu dürfen. In Tschurndorf und Neudorf waren die meisten Familien katholisch, in Weppersdorf hingegen nur sieben Bauernfamilien und drei Söllner.

Erstmals wird im Urbar von 1675 eine dreigängige herrschaftliche Mühle, die Neumühle, verzeichnet. Eine weitere Mühle gab es schon 1596. Eine herrschaftliche Sägemühle befand sich auf Weppersdorfer Hotter. Schon 1588 gab es einen Ziegelofen. Im 18. Jahrhundert hatte die St. Martiner Ziegelproduktion einen beträchtlichen Umfang 1724 etwa wurden 58 350 Ziegel ausgeliefert oder verkauft. Nach dem Urbar von 1675 bestand in St. Martin ein herrschaftliches Leitgebhaus im Alten Meierhof Es gab aber auch ein Gemeindewirtschaus. Ein kleiner Weingarten lag in Richtung Weppersdorf.

In St. Martin bestanden immer wieder Edelhöfe, die z. T. auch kleine Herrschaften inne hatten. Ab 1559 werden in den Steuerbeschreibungen Adelige genannt, „geflüchtete Adelige“ also vielleicht Kroaten, die vor den Türken geflohen waren. 1570 werden schon vier „Nobiles servatores“, Bedienstete der Herrschaft Landsee Lackenbach genannt, darunter die Häuser des Hofrichters und des Dreißiger-Gegenschreibers. 1570 werden 6 Kleinhäusler des Paul Aranyady, Kastellan in Landsee, erwähnt. 1588 scheinen neben den Untertanen der Herrschaft der Dreißigsthof, zwei Edelhöfe, 14 Kleinhäusler, 5 Freisassen und das Haus des evangelischen Predogers auf. 1588 gab es drei Grundherrn: Franz Dersffy, Benedikt Meszleny und Franz Hollosy. 1595 bis 15199 nahm die Zahl der Adeligen und Freisassen stark zu. 1600 waren 12 Häuser der Familie Dersffy untertänig, 17 Häuser aber anderen St. Martiner Adeligen, 6 Häuser waren im Gefolge der Pest verödet. Ab 1609 überwogen unter dem Landsee-Lackenbacher Grundherrn Franz Mágódy die Besitzungen anderer Adeliger. 1619, schon unter Esterhazy, werden Freie und Bedienstete des Grundherrn genannt. 1622 werden alle Häuser in St. Martin als „völlig verbrannt und zerstört“ bezeichnet. 1635 waren 6 Häuser im Besitz von „befreiten Bediensteten des Herrn Palatin“, 1638 8 Häuser als „befreite Adelige“ und 5 Häuser als „Freie“ genannt. 3 Häuser waren verödet, 3 Häuser befanden sich im Besitz von „Armen“, die keine Steuer zahlten.

Auch im Urbar von 1675 werden adelige und befreite Familien genannt. Unter den zahlreichen Kleinadeligen ist der kleinwüchsige Johannes Madanich erwähnenswert. Er stand im Dienst der Esterhazy als „Hofzwerg“. Die Familie Somogyi de Perlak war Grundherr in Schwabenhof, Franz Somogyi war kaiserlich-königlicher Rat in der Ungarischen Hofkanzlei. 1712 erhielt er von Paul Esterhazy den Edelhof sowie 8 untertänige Bauernhöfe in Form einer Inskription. Die Somogyi besaßen diese Inskription bis 1812. Leopold Somogyi wurde 1806 Bischof von Steinamanger. In seiner Zeit wurde 1821 die dortige Domkirche fertig gestellt. Die Inskription wurde zwar aufgelöst, der St. Martiner Edelhof wurde aber auch weiterhin als Somogyi’sche Curia bezeichnet. Das Gebäude besteht bis heute. 1802 gehörten zum Edelhof ein Dreiachtelhof und 14 Achtelhöfe sowie 12 Inwohnerfamilien. In den 1830er Jahren wurde im Edelhof eine Schweizerei betrieben, später waren dort die herrschaftliche Gutsverwaltung bzw. das fürstliche Ökonomie- Inspektorat St. Martin untergebracht. Der Kurialgrund wurde aufparzelliert. 1928 wurde ein Teil des Gartens an die Marktgemeinde verkauft. 1962 verkaufte Dr. Paul Esterhazy den Edelhof an die Familie Pallisch aus St. Martin.

Im Landsee-Lackenbacher Urbar von 1640 scheinen 64 Einheiten auf, davon 47 Lehensbauern und 17 Hofstätten. Bis 1675 ging die Zahl der Hofstätten zurück, die der Lehensbuern stieg auf 52. Das Maria – Theresianische Urbar von 1767 zählt 52 Höfler und 21 Söllner. Dazu kamen die 15 Höfe der Somogyi. In der Josephinischen Konskription von 785 wurden 97 Häuser und 113 Familien erfasst, insgesamt 627 Einwohner, darunter drei Geistliche und 13 Adelige. Der Franziszeische Kataster von 1845 zählte 730 Einwohner 119 Häuser, als alleinstehende Gebäude derr Schinder, die Neumühle und das Försterhaus am Tessenbach. Gemauert waren vier Herrschaftshäuser und über die Hälfte der Privathäuser. 5 Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit dem Wirtshaus gehörten dem Esterhazyschen Fideikomiss.

Die Bevölkerung nahm ab 1836 bis 1880 stark zu. Bis 1900 erfolgte ein leichter Rückgang, ab der Jahrhundertwende wieder ein kontinuierlicher Anstieg. 1920 wurde mit 938 Einwohner ein Höchststand erreicht.

Zur Zeit der Napoleonischen Kriege musste auch St. Martin 1809 eine Kriegskintribution von 746 Gulden leisten. 1848 wurde eine „Nationalgarde“ aufgestellt, kam aber nicht zum Einsatz. 1865 wurde der Urbarialvergleich zwischen der Herrschaft und der Marktgemeinde geschlossen. Rott- und Remanentialgründe wurden abgelöst, Wald und Weide aufgeteilt und der herrschaftliche Grundbesitz kommassiert.

1907 wurde mit dem Bahnbau begonnen, 1908 fuhr der erste Zug. Die neue Verkehrsverbindung war vor allem für die Wochenpendler, die im Raume Wr. Neustadt – Wien arbeiteten, wichtig. 1929 wurde die Straße Mattersburg – Weppersdorf über den Sieggrabener Sattel fertiggestellt. Eine geplante Bahnlinie Mattersburg- St. Martin wurde nicht realisiert. Die Bahnverbindung über Ödenburg blieb bis in die Nachkriegszeit von Bedeutung. Bis 1969 wurde der Personenverkehr bis Oberpullendorf, der Güterverkehr bis Oberloisdorf aufrecht erhalten.

 

Zeitgeschichte

Im Kampf um den Anschluss war die Stimmung im Ort proösterreichisch. Das Dorf hatte unter den Übergriffen der Freischärler zu leiden, die in Landsee einquartiert waren. Sie requirierten immer wieder Lebensmittel und erpressten auch Geldzahlungen. Vereinzelt wurde auch geplündert. Nach dem Anschluss an Österreich wurde Josef Schunerits als Verwaltungskommissar eingesetzt. In der Gemeinderatswahl von 1923 wurde Ignaz Draxler Bürgermeister. Die Christlichsozialen erhielten 9, die Sozialdemokraten 3 Mandate.

Eine prägende Persönlichkeit war Adalbert Riedl, der ab 1923 Schulleiter war. Er gründete eine Volkslied-, Volkstanz- und Trachtengruppe, organisierte die Blasmusikkapelle, den Burschenverein und eine Theatergruppe. Im Esterhazyschen Meierhof richtete er ein Heimatmuseum ein. Riedl wurde eine der führenden Persönlichkeiten der Christlichsozialen Partei. 1925 gründete Riedl einen Obstbauverein. 1926 entstand die Raiffeisenkasse, 1929 die Brennereigenossenschaft, die aus Kartoffeln Spiritus brannte. Jährlich wurden bis zu 120 Waggons Kartoffel verarbeitet. Während des Krieges war die Brennerei stillgelegt, 1950 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. 1933 wurde ein landwirtschaftliches Lagerhaus am Bahnhof errichtet (heute Filiale des Lagerhauses Horitschon).

Noch 1913/14 wurde der Ringofen einer Dampfziegelfabrik von Adolf Heindl errichtet, aber erst 1920 in Betrieb genommen. In den 1930er Jahren wurde der Betrieb von Josef Heinz gekauft und modernisiert, 1965 stillgelegt. Die Jahresproduktion betrug etwa 2,8 Millionen Stück Mauerziegel. 1925/26 wurde ein Schwimmbad errichtet, das bis in die 1950er Jahre in Verwendung war. St. Martin bewarb sich auch um die Molkerei, die dann aber in Horitschon errichtet wurde. Auch das Bezirkskrankenhaus wurde 1926 bis 1929 nicht in St. Martin sondern in Oberpullendorf errichtet. Im Dorf wurde ein Amtsgebäude ab 1928 gebaut, dafür von Esterhazy ein Teil des Gemüsegartens gekauft. Im Amtsgebäude waren auch Gendarmerie und Kreisarzt untergebracht.

1927 wurde mit Anton Mohl ein sozialdemokratischer Bürgermeister gewählt. Die Christlichsozialen erhielten 5, die Sozialdemokraten 6 und der Landbund 2 Mandate. Ebenfalls 1927 entstand eine Ortsgruppe des Republikanischen Schutzbundes. Die politische Situation war angespannt und eskalierte bei Begräbnisfeierlichkeiten etwa in der Pfarrfiliale Neutal, wo der Pfarrer sich vehement gegen das Mitführen roter Fahnen im Begräbniszug stellte.

Eine Schlüsselfigur in der politischen Entwicklung war der St. Martiner Lehrer Adalbert Riedl. Er trug maßgebend zum Aufbau der Heimwehren im Oberpullendorfer Bezirk bei. Nach der Spaltung der Heimwehr gehörte er mit Franz Strobl dem christlichen Flügel an und baute den „Christlichen Heimatschutz“ bzw. die „Burgenländischen Landesschützen“ auf. 1932 wurde Riedl Landesparteisekretär und Bundesrat. In der Vaterländischen Front war er 1934 bis 1936 Landesgeschäftsführer. Am 18. Mai 1930, am Tag des „Korneuburger Eides“, veranstaltete die burgenländische Heimwehrleitung in St. Martin einen großen Bezirksaufmarsch mit rund 3000 Teilnehmern. Auch ein Bataillon der Wiener Heimwehr unter Major Emil Fey und Abordnungen der Eisenbahnerwehr nahmen teil. Nach einer Feldmesse mit Pfarrer Doleschal und Dechant Georg Engelits wurden eine Wimpelweihe und Vereidigungen vorgenommen. Zu einem Zwischanfall kam es, als der sozialdemokratische Landtagspräsident Hoffenreich auftauchte. Er musste unter Gendarmerieschutz gestellt werden.

In der Gemeinderatswahl von 1931 erhielten die Christlichsozialen 7, die Sozialdemokraten 6 und der Landbund 1 Mandat. Bürgermeister wurde Anton Prunner, Vizebürgermeister Anton Mohl von den Sozialdemokraten. 1931 besuchte Landwirtschaftsminister Dollfuß St. Martin. Im Februar 1933 fand eine erste nationalsozialistische Propagandaveranstaltung statt. Der Vaterländischen Front schlossen sich nach Pfarrer Palkovich über 400 Mitglieder an. Die Vaterländisache Front ernannte Anton Prunner zum Gemeindeverwalter. Dem „Gemeindetag“ gehörte auch der Pfarrer an. Während des Februaraufstandes von 1934 wurde auch der Bezirksführer des Republikanischen Schutzbundes Paul Kiss, der in St. Martin wohnte, verhaftet. Er schloss sich noch im Oktober 1934 der NSDAP an, wurde Bezirksleiter und 1938 Kreisleiter.

Paul Kiss vermittelte viele Arbeitslose als Saisonarbeiter nach Deutschland. Die Zahl der illegalen Nationalsozialisten nahm zu. Am 13. März 1938 besetzte die SA den Gendarmerieposten. Der Anschluss wurde mit Kundgebungen und Fackelumzügen gefeiert. In der Volksabstimmung gab es in St. Martin zwei „Nein“-Stimmen. Am 6.Mai 1938 trat der neue Gemeindetag zusammen und beschloss einstimmig, die Versetzung des Pfarradministrators Palkovich zu beantragen. Er war ein heftiger Gegner des Nationalsozialismus. Die Lehrerin Erna Janisch wurde vom Dienst suspendiert. Franz Wagner wurde als Bürgermeister eingesetzt, Beigeordnete waren Josef Heinz jun. Und Franz Schütz. 1939 wurde in St. Martin ein Reichsarbeitsdienstlager für Mädchen eingerichtet.

In St. Martin betrieben die jüdische Familie Moritz und Klara Holzer eine Gemischtwarenhandlung. Sie konnten fliehen und sind vermutlich nach Bolivien ausgewandert. Zigeuner waren schon in der Zeit Maria Theresias in St. Martin ansässig. 1775/76 wurde ihnen als „Neocoloni“ Grund zugewiesen. Eine Schmiedefamilie Horvath ist belegt. Im ausgehenden 19. Jahrhundert entstand östlich des Stooberbaches eine Roma-Siedlung beim Ziegelofen (Zigeunergraben). Zwischen 1890 und 1914 zogen Roma aus Neutal und Neudorf zu. 1933 lebten 47 Roma in St. Martin. Sie waren Hilfsarbeiter und Musiker. In der Zeit der Wirschaftskrise waren sie zumeist arbeitslos. 1941 wurden sie in das Sammellager Lackenbach gebracht, später nach Lodz deportiert. Die Familie Burdian überlebte die Vernichtung und kehrte nach St. Martin zurück, verließ den Ort aber in den 1990er Jahren.

Bei Kriegsende kam der Volkssturm nicht zum Einsatz. Während des Vormarsches der Sowjets wurde bei St. Martin ein russischer Panzer abgeschossen. Daraufhin schoss die russische Artillerie in Richtung St. Martin und auch Flugzeuge griffen an. Einige Häuser wurden durch Bomben zerstört. Nach der Besetzung des Ortes ermordeten die Russen mehrere Personen, andere wurden verschleppt und kehrten nicht mehr zurück. Es folgten die üblichen Plünderungen und Vergewaltigungen. Zwischen St. Martin und Neutal wurde eine deutsche Volkssturmeinheit von etwa 50 16- und 17-jährigen Gymnasiasten aus Oberösterreich von den Russen aufgerieben. Insgesamt starben beim Einmarsch der Roten Armee etwa 70 Personen. Die russische Besatzung war im Kaufhaus Heinz und von 1946 bis 1955 im beschlagnahmten alten Gemeindehaus untergebracht. Bis 1947 gab es immer wieder Übergriffe von betrunkenen Russen gegen die Ortsbevölkerung. Andererseits bot die USIA auf dem Holzlagerplatz aber auch Arbeitsmöglichkeiten.

Bürgermeister in der Nachkriegszeit war Anton Prunner. 1949 fand im Ort eine Großkundgebung der ÖVP mit Bundeskanzler Figl und Landeshauptmann Karall statt. Die wichtigsten Aufgaben in den 1950er und 1960er Jahren war die Instandsetzung der Ortsdurchfahrt und die Kanalisation. Am Meierhof entstand ein neues Gebäude für Post, Raiffeisenkasse und Gendarmerie. Eine Ortswasserleitung wurde errichtet. 1969 trat die Gemeinde dem Abwasserverband Mittleres Burgenland bei. 1968 fand in St. Martin die erste „Burgenlandschau“ mit Oktoberfest statt. Bis 1982 bestand diese Einrichtung. 1972 wurde 750 Jahre Markt St. Martin gefeiert und eine Festschrift veröffentlicht. Die vielen Projekte, etwa der Neubau der Schule, der Leichenhalle und des Feuerwehrhauses hatten eine hohe Verschuldung zur Folge. Bis 1989 betrug der Schuldenstand 40 Millionen Schilling. Zahlreiche Gemeindegrundstücke mussten verkauft werden. Dagegen erhob sich Widestand in allen politischen Gruppierungen. Um einen Konkurs der Gemeinde abzuwenden löste sich 1989 der Gemeinderat auf. Die Gemeindegschäfte führte als Regierungskommissär OAR Stefan Hahnekamp mit 5 Beiräten. So konnte das Sanierungskonzept der Landesregierung umgesetzt werden. 1990 übergab der Regierungskommissär die Geschäfte an den Neugewählten Bürgermeister Josef Laffer. In der Gemeinderatswahl erhielten die ÖVP 6, die SPÖ 5 und die „weiße unabhängige Liste – Rettet die Gemeinde“ 4 Mandate. Das Land sagte eine Finanzhilfe von 10 Millionen Schilling zu. Bis 1992 konnten die Schulden auf 14 Millionen reduziert werden. Trotz der rigorosen Sparmaßnahmen konnten einige Vorhaben umgesetzt werden: Sanierung der Volksschule und des Kindergartens, Wegebau, Radwege, Altstoffsammelstelle und Bauhof, Neubau des Badesees, Straßenbau und Grundzusammenlegung.

Das seit 1882 bestehende Postamt wurde 2002 mit dem Postamt Weppersdorf zusammen gelegt. In St. Martin wirken Postpartner. Auch die Raiffeisenbanken der Region wurden zusammengelegt. Seit 2000 ist die Zentrale in Draßmarkt. Der Gendarmerieposten St. Martin wurde schon 1993 aufgelassen.

1967 wurde eine Ortswasserleitung eingerichtet. 2001 schloss sich der Ort dem Wasserleitungsverband Mittleres Burgenland an. Es kam immer wieder zu Überschwemmungen, etwa in den Jahren 1991, 2007 und 2008. Neben der Regulierung des Stooberbaches wurden Hochwasserschutzmaßnahmen, etwa ein Regenrückhaltbecken, geplant.

Mit 1. Jänner 1971 wurden die Gemeinden Markt St. Martin, Landsee mit Blumau und Neudorf bei Landsee zur Großgemeinde Markt St. Martin zusammengelegt. 2004 wurde das neue Gemeindewappen verliehen.

Die wirtschaftliche Entwicklung war durch die Landwirtschaft geprägt. 1895 gab es 286 Wirtschaften. Der Esterhazybesitz von 1206 Joch Acker war an die Zuckerfabrik Großzinkendorf verpachtet. 1956 bis 1958 erfolgte eine erste Grundzusammenlegung, 1998 wurde die Kommassierung durchgeführt. Sie war mit dem Ausbau des Wegenetzes, Anlage von Wanderwegen, Bodenschutzhecken und einer Ökologisierung verbunden.

1957 gab es noch 47 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe, meist mit 6 – 10 ha Eigengrund.1972 war ihre Zahl auf 26 und 2021 auf 14 gesunken, mit entsprechender Vergrößerung der Betriebe. Davon waren 10 ortsansässige Betriebe. Viele Nebenerwerbsbetriebe - 1957 waren es noch 29 – gaben auf. Heute bestehen noch 5 Nebenerwerbsbetriebe.

1946/47 wurden von 16 Bauern Weingärten angelegt, für den Eigenbedarf und für Buschenschenken. Ende der 1950er Jahre wurden die meisten Weingärten wieder gerodet. Auch der Tabakanbau erwies sich als unwirtschaftlich. In der Tierhaltung stellten einige Betriebe von der Rinderhaltung auf Ferkelaufzucht um. Zwei Betriebe betrieben Putenmast, in einer der Hallen wurde ein Legehennenbetrieb eingerichtet. 1995 schlossen sich zwei Bauern zusammen, um Biogas zu erzeugen. Eine Firma, die Holzpellets erzeugte, wurde wieder eingestellt.

Trotz der relativ großen Bedeutung des Marktes waren Gewerbe und Handwerk wenig entwickelt. Bis in das 8. Jahrhundert gab es nur die üblichen Dorfhandwerker für den lokalen Bedarf, 1742 etwa 1 Bäcker, 1 Fleischhauer, 2 Schneider, 2 Schuhmacher und 2 Leinweber, 3 Binder, 3 Schmiede und 1 Wagner. Sie gehörten den Neckenmarkter und Draßmarkter Zünften an. Im 19. Jahrhundert änderte sich daran nur wenig. 1876 gab es einen Weinhändler mit 4 Gehilfen und in der Ziegelei arbeiteten zwei Personen. Im Dorf bestanden zwei Gemischtwarenhandlungen.

Die Verkehrsverhältnisse besserten sich durch den Ausbau der Nord-Süd-Verbindung, brachten dem Ort aber einen erheblichen Durchzugsverkehr. Erst mit der Eröffnung des Teilstückes Weppersdorf - St.Martin – Neutal der S 31 am 27. Oktober 1999 erfolgte eine Entlastung. Für die Auspendler aus St.Martin war der Schnellstraßenanschluss von großer Bedeutung.

Um 1900 machte sich der sozialökonomische Strukturwandel schon deutlich bemerkbar. Immer mehr Menschen waren im Gewerbe und Handel beschäftigt. In der Zwischenkriegszeit setzte sich dieser Prozess fort, gebremst durch die allgemeine Wirtschaftslage. Manche Handwerkssparten waren überbesetzt. So gab es etwa 6 Schuhmacher. 1971 bis 2019 erfolgte auch in St. Martin der große sozialökonomische Strukturwandel der Bevölkerung. Damit verbunden war eine starke Verschiebung in den sekundären, dann in den tertiären Sektor. Die Zahl der Auspendler nahm ständig zu. Zu den Tagespendlern innerhalb des Bezirkes kamen mit der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse auch die größere Bedeutung des Wiener Raumes. Folgenschwer war die Wohnsitzverlagerung und die Zunahme der Zweitwohnsitze.

 

Dorfentwicklung

Das Straßen-bez. Schmalangerdorf war durch die regelmäßige Anordnung der Streckhöfe entlang der Hauptstraße gekennzeichnet. Eine erste größere Ortserweiterung erfolgte 1838, als die Herrschaft den Kurialgrund westlich des Meierhofes für die Verbauung freigab. Der Grund verblieb im Besitz der Herrschaft, die Besitzer der Kurialhäuser mussten jährlich einen Gulden Hauzins zahlen und 36 Tage Handrobot leisten. Erst in den 1920er Jahren konnten die Kurialhäuser auch den Grund erwerben. Die „Neugasse“ wurde in der Zwischenkriegszeit und nach dem 2. Weltkrieg weiter ausgebaut. In den 1930er Jahren verkaufte die Gemeinde Baugründe in der Brunnengasse, die später auf der ehemaligen Hutweide ausgebaut wurde. 1929 wurde die Bewirtschaftung des Meierhofes eingestellt, die Esterhazygasse aufparzelliert. Nach dem Abriss des Arbeitsdienstlagers 1946 wurden weitere Baugrundstücke freigegeben. Auch der alte Friedhof wurde aufparzelliert und verkauft. Ebenfalls in der Zwischenkriegszeit begann die Verbauung der Feldgasse und ab 1962 die der Florianigasse. Auf dem ehemaligen Edelhof entstand 1952 ein Gasthaus, der Edelhof wurde verkauft. 1962 erwarb die Gemeinde den Meierhof. Das Gebäude wurde abgebrochen und auf dem Gelände das Amtshaus mit Postamt und Gendarmerieposten (heute Naturparkbüro) errichtet. 1960 wurde der Anger im südlichen Ortsgebiet in eine kleine Parkanlage umgestaltet, mit einem Springbrunnen, der von Rudolf Kedl gestaltet wurde. In jüngster Zeit wurden verschiedene Anlagen von Reihenhäusern und Wohnhäusern der Siedlungsgenossenschaften errichtet, mit 54 Wohnungen und 9 Reihenhäuser. Weitere Projekte, etwa in der Florianigasse, sind in Planung. An der Schnellstraße wurde ein Industriegebiet gewidmet.

1964 wurde nach der Regulierung des Stooberbaches eines neuen, modernen Schwimmbades beschlossen. 1967 wurde es erweitert und 1970 der Campingplatz eröffnet. 2008 wurde anstatt einer Sanierung des Schwimmbades die Errichtung eines Badesees beschlossen. 2020 wurde die Anlage an einen Privaten verpachtet und vom Pächter saniert.

Ab den 1960er Jahren änderte sich das Ortsbild entlang der Hauptstraße grundlegend. Die Geschlossene Reihe der Streckhöfe wurde abgerissen. Sie wurden durch traufständige, meist einstöckige Häuser ersetzt. Die Ortsdurchfahrt wurde neu gestaltet, Plätze wie der Kichenplatz und der Springbrunnenplatz wurden angelegt. An der Straße in Richtung Neutal siedelten sich im Laufe der Zeit einige Betriebe an: die Spiritusbrennerei, eine Töpferei, eine Strickerei, eine Möbelhandlung und eine KFZ- und Landmaschinenwerkstatt, eine Tankstelle.

 

Bevölkerungsentwicklung

Zwischen 1836 und 1880 stieg die Einwohnerzahl stark an, von 692 auf 879 Personen. Dann erfolgte bis 1910 ein leichter Rückgang. 1934 wurde mit 978 Einwohnern ein Höchststand erreicht. Von 1951 bis 1991 sank die Einwohnerzahl auf 660 Personen ab. Seit 2001 nimmt die Zahl wieder kontinuierlich zu, auf 808 im Jahre 2022. Die Bevölkerungsstruktur zeigt die übliche Überalterung. Erst in jüngster Zeit verbessert sich die Altersstruktur wieder leicht. Auffallend ist die hohe Zahl von Nebenwohnsitzen, sowohl in St. Martin wie auch in Landsee und Neudorf.

 

Politische Entwicklung

In nationalsozialistischer Zeit waren Franz Wagner, Josef Heinz und Franz Schütz Bürgermeister. 1945 bis 1950 war Anton Prunner von der ÖVP Bürgermeister, bis 1954 gefolgt von Josef Prunner. 1954 bis 1962 hatte der Ort mit Anton Schütz einen SPÖ-Bürgermeister, 1962 1967 mit Josef Mittermann wieder einen ÖVP-Bürgermeister. Die folgenden Bürgermeister stellte mit Karl Gabriel und Josef Schmid die SPÖ. 1986 bis 1989 war Paul Horvath von der SPÖ Bürgermeister, 1990 bis 2002 Josef Laffer von der ÖVP. Lange Zeit, von 2002 bis 2016 war Rudolf Steiner von der SPÖ Bürgermeister. Seit 2016 hat Jürgen Karall (SPÖ) das Bürgermeisteramt inne. Er wurde 2017 mit 74,77 % der Stimmen bestätigt. Im Gemeinderat hat derzeit die SPÖ 13, die ÖVP 6 Mandate.

 

Kirche und Schule

1263 wird die Ecclesia Sancti Martini urkundlich genannt. Es gibt Hinweise, dass eine St. Veit Kapelle – vielleicht schon für die slawische Vorbevölkerung – bestand. Der Versuch Franz Dersffys, den evangelischen Glauben zu verankern, scheiterte am Widerstand der Kroaten. 1636 wurde die katholische Pfarre wieder errichtet. Neutal war Filiale. Die ursprünglich romanische Kirche wurde im gotischen Stil umgebaut. 1696 wurde der Kirchturm erneuert und erhöht, 1753 ein neuer Hochaltar aufgestellt. 1872 bis 1879 wurde die Kirche vergrößert.

1904 stürzte der Kirchturm ein, das Chorgewölbe und die Orgel wurden zerstört. Der Turm wurde 1905 wieder aufgebaut, die Kirche renoviert, das Schulhaus daneben erweitert und aufgestockt. Während der Glockenweihe 1923 kam es zu einem Konflikt, da die Feier nur von den Christlichsozialen und der Heimwehr gestaltet wurde. 1942 wurden die Filialen Neutal und Schwabenhof von der Pfarre St. Martin getrennt und eine selbständige Lokalseelsorge Neutal errichtet.

1949 wurde die Kirche mit neuen Dachziegeln gedeckt und der Pfarrhof renoviert. 1975 die Kirchenfassade und 1978 der Kirchturm renoviert. 1988 wurde die Liegenschaft der „Alten Schule“ an die Pöttschinger Siedlungsgenossenschaft verkauft, das Geld floss in die Kirchenrenovierung 1992/93. 1958 brannte der Pfarrhof ab. 1981 wurde für den neuen Pfarrverband St. Martin, Neutal und Neudorf Sankt Martin zum Sitz des Pfarrers bestimmt. 1978 wurde der Pfarrhof neu gebaut und ein Pfarrheim eingerichtet, 1980 Pfarrhof und Pfarrheim erweitert.

Im Urbar von 1640 ist der „Alt Schulmaister“ mit einem Viertellehen eingetragen. Die Pfarrer der Folgezeit unterrichteten auch in der Schule. Sie waren nahezu alle Kroaten. 1674 war ein Michael Minkovicz Schulmeister, 1697 ein Paul Stanger aus Mattersdorf Lehrer. Er hatte im Schulhaus eine Wohnung. Besonders lang war Simon Maninger Ludimagister, Martin Hießberger von 1850 bis 1870 war auch Notär. Sein Sohn Anton Hießberger war 1880 bis 1922 Lehrer, Für den erfolgreichen Unterricht in der ungarischen Sprache erhielt er 50 Gulden Belohnung.

Die Zahl der Schüler wuchs stark. 1896 waren 104 Kinder schulpflichtig und es musste ein Hilfslehrer angestellt werden. 1912 wurden in zwei Klassen 75 und 54 Schüler unterrichtet. Ein schon 1852 geplanter Schulbau konnte erst in den 1860er Jahren verwirklicht werden.

Adalbert Riedl war von 1923 bis 1937 Lehrer, aber ab 1933/34 beurlaubt, 1930 bis 1934 war Josef Lentsch, der spätere Landeshauptmann, Lehrr in Sankt Martin. Bis 1938 war die Volksschule eine konfessionelle katholische Schule. Ab 1946/47 wurde die Schule 3-klassig geführt, ab 1966/67 gab es auch einen Polytechnischen Lehrgang. 1981 wurde die Volksschule Landsee aufgelöst. Das Schulgebäude in St.Martin, das sich njoch immer im Eigentum der katholischen Kirche befand, war in einem sehr schlechten Zustand. Es wurde 1978/79 eine neue dreiklassige Volksschule gebaut. 1990 wurde das alte Schulhaus abgerissen. Ab 2015/16 wurde die Tagesbetreuung eingeführt.

wappen dummy
ortslage

 

verwandte Beiträge

 

Quellen

  • Literatur: 800 Jahre Markt St.Martin. Festschrift 2022