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In den 1970er und 1980er Jahren stagnierte die Einwohnerzahl bei etwa 270 000 Personen. In den 1970er Jahren war bei positiver Geburtenbilanz die Abwanderung entscheidend. Ab Mitte der 1970er Jahre gingen auch die Geburtenzahlen stark zurück, die Wanderungsbilanz wies aber bald leichte Gewinne auf. Im Durchschnitt wurde die Bevölkerung älter.

Die Erwerbsquote stieg in den 1970er und 1980er Jahren vor allem bei den Frauen an, von 27% 1971 auf 32% 1991. Bei den Frauen im erwerbsfähigen Alter lag sie 1991 schon bei 50%. Nach Wirtschaftsklassen der Erwerbstätigen gab es enorme Verschiebungen. 1971 war nur mehr ein Viertel in der Land-und Forstwirtschaft tätig, 1991 waren es nur mehr 8,2% (2021: 3,7%). Bis 1991 gingen im Agrarbereich mehr als 100 000 Arbeitsplätze verloren. Im sekundären Bereich entstanden 20 000 neue und im Dienstleistungsbereich sogar 50 000 neue Arbeitsplätze.

Das Pendlerwesen war auch in diesen beiden Jahrzehnten nach wie vor wichtig. 1971 arbeiteten 25% außerhalb des Landes, 1991 waren es 33% (37 458 Personen, davon 22 671 in Wien). Die Zahl der Pendler nach Wien stieg von 16 000 im Jahre 1971 auf 22 700 im Jahre 1991 (und bis 2018 weiter auf 25 000) .1991 arbeiteten erst etwa 1500 Personen aus Ungarn und der Slowakei im Burgenland. Ihre Zahl stieg bis 2021 auf mehr als 20 000. 1989 wurden 1286 ausländische Beschäftigte (1,9%) gezählt, 2020 waren es schon 27 000 (25,7%). Der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung lag 1971 bei 0,7%, 1991 bei 2,9%, 2011 bei 6% und 2020 bei 9,2% ( 26 956 Personen). Die höchsten Anteile hatten Personen aus Ungarn, Deutschland, aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus der Slowakei.

Nach der Berufstätigkeit fiel der Anteil von Industrie und Gewerbe leicht, das Bauwesen stagnierte. Starke Zunahmen waren zwischen 1973 und 1991 im Handel, im Fremdenverkehr, im Geld- und Kreditwesen, vor allem aber in den sozialen und öffentlichen Diensten zu verzeichnen. Der Rückgang in der Land- und Forstwirtschaft setzte sich fort, von 74 084 Personen im Jahre 1970 auf 41 278 Personen im Jahre 1990 (und auf 21 841 im Jahre 2016). Der Rückgang betraf sowohl die Betriebsinhaber wie die familieneigenen Arbeitskräfte. Die Zahl der familienfremden Arbeitskräfte erreichte 1990 mit 2075 Personen einen Tiefststand. Bis 2016 stieg ihre Zahl aber wieder auf 7 637 Personen).

Die Zahl der Arbeitsplätze im Land stieg stark an, von 31 000 in den 1950er Jahren auf heute mehr als 100 000, der Frauenanteil erhöhte sich von 27% auf 47%. Vor allem in den 1970er Jahren entstanden zahlreiche neue Arbeitsplätze. Ab den 1980er Jahren stiegen auch die Arbeitslosenzahlen wieder.

Der Tourismus erlebte einen beachtlichen Aufschwung: Von 1 Million Übernachtungen 1970 auf 2 Millionen 1980 und 3 Millionen 2016. Vor allem nach dem EU-Beitritt 1995 und im Gefolge der Ziel-1-Förderung wurde der Sektor rasch modernisiert. Viele Beherbergungsbetriebe wurden aufgewertet, neue Hotels und Thermen gebaut. Neue Thermalbäder entstanden in Lutzmannsburg, Stegersbach und Frauenkirchen. Die höchsten Übernachtungszahlen unter den Seegemeinden haben Rust, Mörbisch, Podersdorf und Illmitz. Der saisonale Ausgleich gelang vor allem mit den Thermen teilweise. Heute fallen schon 33% der Übernachtungen auf das Winterhalbjahr.

Die Verkehrsinfrastruktur wurde in den 1970er und 1980er Jahren weiter stark ausgebaut. 1976 wurde der erste Teil der Schnellstraße S31 bei Eisenstadt eröffnet, 1980 der Abschnitt bis Mattersburg, 1982 bis Sieggraben und 1985 bis Weppersdorf. 1996 war der Ausbau der A 3, der 1970 begann, abgeschlossen und damit die Autobahnverbindung Eisenstadt – Wien gegeben. In den 1990er Jahren wurde die A 4 von Bruckneudorf nach Nickelsdorf fertig. Die Motorisierung intensivierte sich. In den 1970er Jahren verdoppelte sich die Zahl der PKW auf 70 000, 1989 waren es 100 000, 2020 200 000. Heute hat das Burgenland mit 675 PKW pro 1000 Einwohner die höchste PKW-Dichte Österreichs.

Die soziale Entwicklung und der Lebensstandard sind an den Wohnverhältnissen ablesbar. Die Zahl der Neubauten an Einfamilienhäusern, zunehmend aber auch an Wohnbauten vor allem der Wohnbaugenossenschaften stieg rasant, der verfügbare Wohnraum wurde im Durchschnitt rasch größer. 1971 waren 71% der Haushalte an die Wasserleitung angeschlossen, 17% hatten einen Kanalanschluss. 1991 hatten 79%, 1981 88% und 1991 93% einen Wasserleitungsanschluss. 1981 waren schon 60% der Gebäude an das Kanalnetz angeschlossen. Immer mehr Haushalte erhielten ein Fernsehgerät – 1991 85%. 1991 hatten 95% der Haushalte einen Telefonanschluss. Die Ausstattung mit E-Herden, Waschmaschinen und Kühlschränken erreichte die Vollversorgung.

Das Bruttoregionalprodukt stieg in den 1960er und 1970er Jahren stark an, in den 1970er Jahren sogar um mehr als 10% jährlich. Der Zuwachs lag damit über dem österreichischen Durchschnitt. In den 1980er und 1990er Jahren verlangsamte sich der Zuwachs im Durchschnitt auf 6%. Auch in den 1990er Jahren und im Zeitraum von 2011 bis 2018 stieg der Zuwachs stärker als im österreichischen Durchschnitt - eine Folge des Ziel-1– Status des Burgenlandes.

Die Bildungsstruktur der jüngeren Bevölkerungsgruppen veränderte sich stark. Zahlreiche neue Schulen, vor allem im Bereich der Höheren Berufsbildenden Schulen, wirkten sich aus. Heute machen 60% der Frauen und 40% der Männer Matura. Auch der Akademikeranteil stieg, liegt aber noch immer unter dem österreichischen Durchschnitt.

 

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Quellen

  • Dreiszker, Manfred: Wirtschaft und Gesellschaft des Burgenlandes in den 1970er und 1980er Jahren in statistischen Daten. IN: Burgenland schreibt Geschichte 1921 bis 2021. WAB 169. Eisenstadt 2021
 

 

 
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