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Nach dem Anschluss des Landes an Österreich wurden die auf burgenländischem Gebiet lebenden Madjaren zu einer Minderheit. Im ungarischen Staatsdienst abeitende Beamte verloren ihren Arbeitsplatz und zogen nach Ungarn. 1920 betrug die Zahl der Madjaren noch 24 899, 1923 nur noch 15 224 Personen. Es waren dies die in den Sprachinseln von Oberwart und Oberpullendorf lebenden Madjaren, ungarische Arbeiter auf den Meierhöfen und Angestellte in den Gutsverwaltungen.

Nach dem Anschluss an Deutschland 1938 wurde die ungarische Sprache im öffentlichen Leben verboten, in den nunmehr verstaatlichten, früher konfessionellen Schulen wurde Deutsch die Unterrichtssprache. Am 17. Dezember 1940 gab das Reichsministerium des Inneren einen Erlass bezüglich der Umsiedlung der madjarischen Volksgruppe bekannt. Dieser Erlass wurde zwar nicht umgesetzt, sorgte aber für Beunruhigung in der Volksgruppe.

Ab Herbst 1945 konnte in den Volksschulen wieder in ungarischer Sprache unterrichtet werden. Es fehlte aber noch an ausgebildeten Lehrern. Schwerwiegender war die Isolation der Volksgruppe durch den Eisernen Vorhang. Familiäre, gesellschaftliche und wirtschaftliche Kontakte kamen fast vollständig zum Erliegen. Außerdem setzte der Volksgruppe zu, dass mit dem gesamten „Sowjetblock“ auch Ungarn zum Feindbild wurde. In Artikel 7 des Staatsvertrages scheinen die burgenländischen Madjaren nicht als anerkannte Volksgruppe auf. Nach dem gescheiterten Aufstand von 1956 flohen sehr viele Ungarn in das Burgenland. Nur einige hundert wurden im Lande ansässig.

Das kulturelle Leben der burgenländischen Madjaren war in den 1950er und 1960er Jahren auf die Kirchengemeinden und die örtlichen Vereine beschränkt, etwa auf den „Leseverein der Reformierten Jugend Oberwart“, der seit 1889 bestand, auf Gesangs- und Theaterverein Unterwart und seit 1965 auf den „Verein Unterwarter Heimathaus“. Zwischen den einzelnen Orten gab es zudem konfessionell bedingte Grenzen. Ein Teil der Oberwarter und die Oberpullendorfer Madjaren sind Katholiken, ein Teil der Oberwarter Calvinisten und die Sigeter sind evangelisch-lutherisch. Die Arbeiter der Meierhöfe verloren im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels ihren Arbeitsplatz, wanderten ab oder wurden in den angrenzenden Gemeinden assimiliert. Der Gebrauch der ungarischen Sprache ging vor allem als Folge von Mischehen stark zurück. 1981 erreichte die Zahl der sich zur ungarische Umgangssprache bekennenden Personen mit 4 174 einen historischen Tiefststand.

1968 wurde der Burgenländisch-Ungarische Kulturverein gegründet.

Im Volksgruppengesetz von 1976 wurden auch die Ungarn als Volksgruppe anerkannt. Damit und mit der Grenzöffnung von 1989 änderte sich die Situation der Volksgruppe radikal. Neue Vereine wurden gegründet. 1990 etwa entstand die Volkshochschule der Burgenländischen Ungarn, 1994 der Mittelburgenländische Ungarische Kulturverein in Oberpullendorf und 1999 das Unterwarter Medien- und Informationszentrum. Die Volkszählung von 1991 ergab eine Zunahme der Personen mit ungarischer Umgangssprache auf 6 763 Personen. Durch Zuwanderung und Einbürgerung steigt sie weiter an. Der Bestand der Volksgruppe ist also keineswegs gefährdet.

1992 wurde das Zweisprachige Bundesgymnasium in Oberwart mit einem Deutsch – Ungarischen Zweig eröffnet. Seit 1984 gibt es ungarischsprachige Radio-, seit 1996 auch Fernsehsendungen. Seit August 2000 ist Ungarisch auch als Amtssprache in den vier ungarischsprachigen Gemeinden zugelassen. Ebenfalls 2000 wurden die zweisprachigen Ortstafeln aufgestellt.

 

 

 

 

Grafik / Karte

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Burgenländer mit ungarischer Umgangssprache (Volkszählung 2001)

 

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Quellen

  • Somogyi Attila: Die burgenländischen Ungarn. Ein historisch – geographischer Rückblick .In: Burgenland schreibt Geschichte 1921 – 2021. WAB 169. Eisenstadt 2021
 
 
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