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Ortsname

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgt 1270 als Kol de Geothan.

  • 1368 Deutan
  • 1394 Dewtal
  • 1425 Deutal
  • 1482 Neuthal
  • 1696 Nyuytal

Nach Elemer Moor ist Deutan ein männlicher slawischer Personenname. Dewtwl und Deutal zeigen bereits die Übernahme ins Frühneuhochdeutsche im ausgehenden 13. Jahrhundert.

 

Urgeschichte und Römerzeit

Eine jungsteinzeitliche Besiedlung ist anzunehmen, 1964 entdeckte Josef Polatschek eine eisenzeitliche Siedlung nahe der Grenze zu Stoob. Diese fügt sich in die zahlreichen Funde zur Eisenerzgewinnung und Eisenerzeugung in der ganzen Region. Die Höhensiedlung von Schwarzenbach dürfte in der späten Eisenzeit neben den großen Anlagen bei Ödenburg und Güns (St. Veit) eine wichtige Rolle gespielt haben. Aus der Römerzeit sind nur Einzelfunde bekannt. In der Völkerwanderungszeit ist langobardische und später slawische Besiedlung anzunehmen.

 

Mittelalter

Neutal gehörte zur Herrschaft Landsee, später Landsee – Lackenbach. Die deutsche Besiedlung des Dorfes dürfte schon im 12. Jahrhundert erfolgt sein. 1263 verschenkte König Bela IV. das ganze Komitat Lutzmannsburg mit der Burg Landsee an Magister Lorenz, den königlichen Truchsess und Gespan des Komitates Ödenburg. In einer weiteren Urkunde aus diesem Jahr stammt eine ausführliche Grenzbeschreibung des Komitates, aus dem die Herrschaft Landsee hervorging. Die Aba hatten in Neckenmarkt ihren Sitz. 1289 war die Burg im Besitz von Lorenz d. Jüngeren.

1317 erhielten die Aba von König Karl auch die Burg Athina, nach der sich die Neckenmarkter Linie „de Athina“ nannte. 1359 verpfändete Nikolaus von Athinai Pullendorf und St. Martin an die Kanizsai, Herschaftssitz wurde anstatt Landsee nun Neckenmarkt.

Im Zuge der „Güssinger Fehde“ belagerte Herzog Albrecht von Österreich auch Neckenmarkt, die Burg des Lorenz aus dem Geschlecht Aba, die zum Gefolge der Güssinger gehörten. Auch Kobersdorf, Landsee, Draßmarkt und Steinberg, Rechnitz und Schlaining wurden belagert, schließlich auch Güns, der Sitz der Güssinger, nach langer Belagerung eingenommen. Von diesem Kriegszug war auch Neutal betroffen.

Sigmund, der letzte Athinai, geriet in einen heftigen Streit mit Johann von Forchtenstein und dessen Sohn Wilhelm. Sigmund trat seinen Anteil an der Herrschaft an Palatin Nikolaus Garai, dessen Gattin und ihren Söhnen Ladislaus und Johann ab. Anlässlich dieser Übertragung wurde eine Liste der zur Herrschaft gehörenden Siedlungen erstellt: Draßmarkt, Horitschon, Lackenbach, Lackendorf, Landsee, Neckenmarkt, Oberpullendorf, Mitterpullendorf, Neutal, Raiding, Ritzing, Samesdorf, Markt St. Martin und Sergen. Wüstungen waren Unterfrauenhaid, Gaberling Pychlesdorf und Urkon. Die Kleinadeligen von Ober- und Mitterpullendorf gehörten nicht zur Herrschaft. Später wurden die Garai vertrieben, die Herrschaft fiel wieder an die Forchtensteiner. Wilhelm von Forchtenstein verpfändete Forchtenstein, Kobersdorf und Landsee an Herzog Albrecht VI. von Österreich. Die Herrschaft Landsee wurde an Georg von Rohrbach, den Kammermeister Herzog Albrechts zunächst verpfändet und 1451 verkauft. Wahrscheinliich ab 1458, sicher aber ab 1462 war Ulrich von Grafeneck Inhaber der Herrschaft. 1482 schenkte Matthioas Corvinus die Herrschaft an Ulrich von Grafeneck. Dieser löste die kleine Herrschaft Baumgarten auf und schloss Rohrbach und Siegendorf der Herrschaft Landsee an. Nach Ulrichs Tod übergab Corvinus Landsee dem Georg Baumkircher, später Peter Pográny. König Ladislaus II. verpfändete 1491 die Herrschaft an böhmische Söldner, die Brüder Peter und Johann Mrakes. Später schenkte er ihnen die Herrschaft.

 

Neuzeit

Die Mrakes verpfändeten die Herrschaft Landsee an Ulrich von Weispriach, den Freiherrn von Kobersdorf. Damit begann die lange Herrschaft der Weispriach über Landsee und damit auch über Neutal. Nach Ulrichs Tod war die Herrschaft in der Hand seiner Witwe, der berühmt – berüchtigten Gertraud. Als Ladislaus II. die Herrschaft erneut verpfänden wollte weigerte sich Gertraud, sie abzutreten. Der König beauftragte den Stadthauptmann von Ödenburg, die Herrschaft in Besitz zu nehmen. Damit begann die „Landseer Fehde“, die von 1511 bis 1528 dauerte und über die Herrschaft, aber auch über die Stadt Ödenburg und ihre ungeschützten Dörfer, viel Leid brachte. Auch Kaiser Maximilian I. befahl Gertraud, die Fehde einzustellen. Sie verweigerte dies jedoch, mit der Begündung, dass Landsee ja der ungarischen Krone unterstand. Auch Ladislaus II. konnte sie nicht zum Nachgeben bewegen. Sie setzte ihre Übergriffe auf die Stadtdörfer, etwa Agendorf, Wandorf, Mörbisch und Kolnhof fort. Gertraud wurde gefangen genommen, kam aber wieder frei. Ihren Spießgesellen wurde der Prozess gemacht. Ihr Sohn Hans von Weispriach konnte aber ohne Probleme in der Herrschaft über Landsee nachfolgen.1548 verkaufte er aber die Herrschaft zu 20 000 Gulden an Erasmus Teufel. Unter ihm wurden das Kastell in Lackenbach und ein weiterer Meierhof als zweiter Herrschaftssitz gebaut. Erasmus geriet in türkische Gefangenschaft und wurde in Istambul hingerichtet. Seine Brüder verkauften die Herrschaft an Nikolaus Olah, den Erzbischof von Gran. Den Edelhof zwischen St. Martin und Neutal (Schwabenhof) verkaufte Hans von Weispriach an einen Georg Tschirkh.

Nach einer Steuerkonskription von 1549 gab es in Neutal 11 Lehen, zwei verarmte Untertanen, drei Söllner und eine Handwerker. Der Türkenzug von 1532 (Belagerung von Güns) hatte schwere Verwüstungen zur Folge. Unter Teufel, Olah und dann unter dessen Neffen Nikolaus Olah-Császár wurden Kroaten angesiedelt. Nach Breu waren im Urbar von 1627 in St. Martin mehr als die Hälfte der Namen kroatisch. In Neutal fand anscheinend nur eine bescheidene Einsiedlung von Kroaten statt. In den Konskriptionen von 1715 und 1720 scheinen nur zwei kroatische Familiennamen auf. Das Dorf galt als deutsch.

Nach einem Urbar aus dem Jahre 1640 gab es in Neutal 1 Achtelsession, 42 Viertelsessionen, 4 Zweiviertelsessionen, 1 Fünfviertel- und 1 Sechsviertelsessionen sowie ein ganzes en Viertel-Lehen. Dazu kamen 5 Hofstätten. 5 Lehen verschiedener Größe waren von allen Abgaben und Leistungen befreit. Neben der gräflichen Familie Esterhazy waren dies Michael Szentmartony, Franz Dankovits und Michael Tar. Sie waren Familiares, also Herrschaftsangestellte der Esterhazy und hatten selbst in Neutal Untertanen. Es gab zwei Mühlen. Die eine gehörte Martin Radakovits, die andere Michael Thar.

1675 betrug die Gesamtzahl der Lehen 52. Die meisten Lehen waren Viertellehen. Zu den großen Lehen kamen 2 Achtviertellehen hinzu. Es gab 4 Hofstätten. Die großen Lehen waren durchwegs Pfandgüter (Inskriptionen). Sie hatten eigene, abgabenpflichtige Untertanen, Unter den Freisassen scheint neu Georg Nedeczky mit Fünfviertellehen und einer öden Mühle auf. Im Dorf gab es 415 Tagwerk Rodungsäcker und –Wiesen, von denen der Pfarre Dienste zu leisten waren. Der Herrschaftsacker im Gaberlingtal mit 16 Joch musste von den Raidingern und Neutalern bearbeitet werden. Um 1785 wurden 67 Häuser, 87 Familien und 426 Einwohner gezählt 48 Lehensbauern und die große Zahl von 47 Söllnern.

Im Maria Theresianischen Urbar von 1767 scheint die Familie Horvath als Grundherr auf. Zur Esterhazy-Herrschaft gehörten 37 Höfler – 6 Einachtel-, 3 Zweiachtel- und 28 Dreiachtellehen – sowie 6 Söllner mit und 12 Söllner ohne Haus. Den Horvath unterstanden 12 Höfler – 10 Zweiachtel und 2 Dreiachtellehen – und 3 Söllner ohne Haus. Die Dreiachtellehner hatten jährlich 16 bis 19 Tage Zugrobot zu leisten, die Söllner mit Haus 18, die ohne Haus 12 Tage Handrobot. Die hohe Zahl an Söllnern spricht für einen Verarmungsprozess.

1828 hatte das Dorf 468 Einwohner und 62 Häuser. Bis 1850 ging die Bevölkerungszahl zurück, vielleicht eine Folge der Choleraepidemie. 1869 hatte Neutal 640 Einwohner und 95 Häuser. Die Einwohner waren mit Ausnahme von einem Evangelischen und sechs Juden alle katholisch.

Nach dem Franziszeischen Kataster 1869 umfasste das gesamte Ortsgebiet 1950 Joch, das Dorf 92 Wohngebäude. Die Zahl der Gebäude war seit 1828 (62 Gebäude) stark angestiegen. Der Plan des Franziszeischen Katasters zeigt sehr schön die bauliche Entwicklung des Dorfes, mit den Bauernhäusern entlang der Hauptstraße. Neutal war also ein schön ausgebildetes Straßendorf. Aus der Reihe der Bauernhäuser ragt das Fürstlich Esterhazysche Gut mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, darunter das Wirtshaus, hervor.

Die von Ernö Deak erstellten Verzeichnisse der Namen der Urbare von 1640, 1675, 1767 und des Franziszeischen Katasters können als Anhang zur Ortschronik als pdf heruntergeladen werden.

1908 verlängerte eine ungarische Finanzgruppe die bereits bestehende Bahnstracke Steinamanger – Güns bis nach Ödenburg. Damit wurde das mittlere Burgenland erschlossen. In Neutal wurde eine Haltestelle errichtet. Das Bahngebäude entstand neben der Ortseinfahrt. Mit dem Bahnanschluss wurde das Leben der Pendler aus Neutal wesentlich erleichtert. Nach dem Verlust Ödenburgs wurde die Linie als Korridorbahn über ungarisches Gebiet weiter betrieben. 1960 wurde der Abschnitt Güns – Rattersdorf Liebing stillgelegt, 1988 dann der Personenverkehr zwischen Oberpullendorf und Deutschkreutz eingestellt, die Haltestelle Neutal aufgelassen. 2013 wurde auch der Güterverkehr aufgelassen. Die Einstellung der Bahn hatte keine gravierenden Auswirkungen, da inzwischen die Straßen Richtung Wien mit der Schnellstraße und der Südautobahn ausgebaut waren. Die Pendler waren auf Autobusse und private PKWs umgestiegen. Die Bahngeleise werden touristisch für eine Draisinentour genützt.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Bauerndorf Neutal zum Pendlerdorf. Die am Rande des Existenzminnimums lebenden Kleinbauern und Häusler fanden Arbeit auf den Großbaustellen in Wien und im Wr. Becken, zunächst oft als Hilfsarbeiter, bald aber zunehmend als ausgebildete Maurer. Eine interessante Gruppe waren die hoch spezialisierten Ofen- und Kaminmauerer, später Feuerungsmaurer. Neutal, Ritzing und Siegleß waren die Hochburgen der Kaminmaurer. Die Arbeitsgruppen setzten sich oft aus Familienangehörigen zusammen. Sie waren sehr mobil, oft auf Wanderschaft in allen Teilen der Monarchie, später sogar weltweit. Von 1850 bis heute gab es in Neutal 179 Kaminmaurer, in den 1950er Jahren waren es über 100 Personen. Sie waren überwiegend bei Wiener Firmen des Feuerungsbaues, bei Gussenbauer und Custodis, beschäftigt. Heute gibt es nur mehr wenige Feuerungsmaurer, die weltweit als Instrukteure unterwegs sind. 2005 wurde in Neutal das MUBA, das Museum für Baukultur, eröffnet, das interessante Einblicke in das Maurergewerbe bietet.

Während der oft langen Abwesenheit der Männer mussten die Frauen und Kinder die kleinen Landwirtschaften versorgen. Sie dienten überwiegend der Selbstversorgung mit Gemüse, Kartoffeln, Obst und Kleinvieh.

 

Zeitgeschichte

Im Ersten Weltkrieg fielen 36 Neutaler, die meisten im Ödenburger Infanterieregiment Nr. 76, das an der Ostfront und später gegen Italien eingesetzt war. Während der Freischärlerkämpfe kam es auch in Neutal zu Willkürakten und Plünderungen.

Die erste Gemeinderatswahl von 1923 zeigte bereits die bis heute ungebrochene Dominanz der Sozialisten, die im Dorf schon früh stark verankert waren. 67,6 % wählten die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, 32,4 % die Christlichsoziale Partei. Anton Eigner wurde Bürgermeister. 1925 wurde das Arbeiterheim gebaut, ein Zentrum der Arbeiterbewegung im ganzen Bezirk. Ab 1925 war dort auch das Arbeitsamt untergebracht. 1924 gb es Bestrebungen die katholische Volksschule in eine Gemeindeschule umzuwandeln. Es gab heftige Konflikte zwischen den Sozialdemokraten und der Kirche, etwa im Februar 1929, als der Pfarrer die Entfernung der roten Fahnen und Kränze in einem Trauerhaus verlangte und sich weigerte, den Trauerzug zum Friedhof zu begleiten. Das Verhältnis zum Pfarrer war gespannt. Am 18. März 1930 fand in St. Martin ein großes Heimwehrtreffen statt, in Anwesenheit Emil Feys. Der Pfarrer feierte eine Feldmesse mit den Heimwehrangehörigen. 1931 gab es erneut einen Konflikt um eine rote Fahne bei einem Begräbnis. Nach verbalen Attacken wurden ein Gemeinderat und zwei Frauen wegen der „Beleidigung der Römisch Katholischen Kirche“ verurteilt. Der Pfarrer wurde allerdings versetzt.

Schon ab 1924 vervielfachte sich die Zahl der Arbeitslosen, ab 1931 stieg ihre Zahl weiter an. 1933 waren an die 300 Maurer arbeitslos. In der Gemeinderatswahl von 1927 erreichte die SdAP 70,8 % der Stimmen, 1931 67,6 %. Bürgermeister waren ab 1927 Karl Dominkovits, ab 1929 wieder Anton Eigner, von 1931 bis 1934 Josef Rathmanner.

Im April 1929 fand in St. Martin ein sozialdemokratischer Parteitag statt. Einer der wichtigsten Parteifunktionäre, Albin Dostal, Parteisekretär und Landtagsabgeordneter, wohnte in Neutal. Im März 1931 fand eine Generalversammlung der SdAP statt, in Anwesenheit von Hans Suchard, damals Landtagsabgeordneter, und Albin Dostal.

1933 wurde eine christlichsoziale Ortsgruppe gegründet. Obmann war Josef Trummer, Schriftführer Johann Trummer. 1933 hatte sie angeblich 100 Mitglieder. Im November 1933 wurde eine Ortsgruppe der „Dollfußgarde“ aufgestellt. 20 Männer meldeten sich. Kommandant war Franz Godavits. Anfang Mai 1934 fand in Neutal eine große Kundgebung für die autoritäre Regierung in Neutal statt, angeblich mit weit über 3000 Teilnehmern. Redner war der Bundesrat Adalbert Riedl. 1935 wurden Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhemberg und Minister Emil Fey zu Ehrenbürgern ernannt.

Im Ständestaat wurden alle sozialistischen Organisationen, darunter auch die Neutaler Schutzbundabteilung, aufgelöst. Im Mai 1933 führten rund 80 Gendarmen eine Durchsuchungsaktion durch. Drei Gewehre und zwei Revolver wurden gefunden. Bei einer weiteren Aktion wurden 15 Gewehre und ein Maschinengewehr beschlagnahmt. Im Feber 1934 kam es auch in Neutal zu einer unblutigen Protestaktion. Ratmanner verlor das Bürgermeisteramt, wurde aber mit der Weiterführung als „Gemeindeverwalter“ betraut. Im Juni 1935 wählte der ernannte „Gemeindetag“ Franz Godovits zum Bürgermeister. Die Volksschule wurde wieder der Kirche unterstellt. Die Bevölkerung verhielt sich gegenüber dem neuen Regime passiv. 1934 gab es aber bereits einige illegale Nationalsozialisten.

In der Volksabstimmung vom 10. April 1938 gab es auch in Neutal keine Gegenstimme gegen den Anschluss. Kreisleiter wurde der aus St. Martin stammende Paul Kiss. Er war sozialdemokratischer Ortsobmann von St. Martin und Bezirksführer des Schutzbundes. 1934 schloss er sich den Nationalsozialisten an. Gemeindeverwalter bzw. Bürgermeister wurde 1938 der Landwirt Johann Binder. Die Arbeitslosigkeit konnte in kürzester Zeit beseitigt werden. Das Arbeitsamt wurde nach Oberpullendorf verlegt. Anfang Mai 1939 fuhr der stellvertretende Gauleiter Gerland durch die Orte Weppersdorf, Sankt Martin, Neutal und Stoob. Auf einem Kreistag in Oberpullendorf sprach er vor 12 000 Festgästen vor den politischen Leitern. Ab 1941 wurden auch in Neutal „Ostarbeiter“ aus Polen und der Ukraine eingesetzt. Im Sommer 1943 wurden 42 Bombengeschädigte in Neutal untergebracht. Die Zwangsbewirtschaftung hatte Unzufriedenheit zur Folge. Die Schwarzschlachtungen wurden streng bestraft. Auch eine Neutaler Familie wurde denunziert. Der Pfarrer Martin Petschowitsch geriet in das Visier der Geheimen Staatspolizei. 1941 wurde er wegen des verbotenen Umgangs mit Polen verwarnt, im November 1942, weil er mit Kirchenchorsängerinnen einen Tagesausflug unternahm. Im März 1943 entstand in Neutal eine lokale Widerstandsgruppe, die Ausweise fälschte und Sabotage verübte. Ihr gehörten Franz Maurer und Maria Thies an.

Am 30. März 1945 kam es auch im Ortsbereich von Neutal zu kurzen, aber schweren Kämpfen mit den vorrückenden Sowjetrussen. Auf deutscher Seite wurden unzulänglich ausgebildete, sehr junge Soldaten einer Ersatzeinheit aus Oberösterreich eingesetzt. 80 von ihnen und ein Ortsbewohner kamen dabei ums Leben. 9 Häuser und 3 Scheunen wurden beschädigt, die Brücke über den Stooberbach gesprengt. Der Einmarsch der Russen hatte die üblichen schweren Ausschreitungen zur Folge.

Im Zweiten Weltkrieg hatte Neutal 65 Gefallene und 17 Vermisste zu beklagen.

1938 waren in Neutal 11 Juden ansässig, die Familien Kopfstein, Königstein und Hacker. Sie wurden unmittelbar nach dem Anschluss an Deutschland vertrieben. 7 von ihnen wurden Opfer des Holocaust. 1936 lebten 36 Roma in Neutal. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gab es eine Romasiedlung. So wie in anderen Orten belasteten die steigenden Gemeindekosten für Ärzte und Spiatal die Finanzen. Die Situation der Roma verschlechterte sich zunehmend, da mit den vielen Arbeitslosen sie kaum mehr als Arbeitskräfte eingestellt wurden. Die Roma-Familien verarmten immer mehr. Es wurden schon in der Zwischenkriegszeit radikale Maßnahmen gegen die „Zigeuner“ diskutiert. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurden die Roma zur Zwangsarbeit herangezogen oder deportiert. 1940 wurde das Sammellager in Lackenbach errichtet, von 1941 bis 1943 wurden sie in die Konzentrationslager in Polen deportiert. 11 Roma aus Neutal kehrten nach 1945 in das Burgenland zurück.

Die ersten Bürgermeister nach der Bestzung durch die Rote Armee waren Franz Godovits und Johann Ratmanner.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg ging zunächst nur langsam vor sich. Zu Veränderungen kam es durch den Ausbau der Nord – Süd – Verbindung durch das Dorf. Man begann mit der Kanalisation und eine Straße wurde zu den „Neuhäusern“ gebaut. Unter Bürgermeister Resch entstanden 1963 der Sportplatz und ein Kinderheim. Am 2. Juli 1967 wurde das neue Schwimmbad eröffnet (1994 unter Bürgermeister Thies Generalsanierung, 2014 Aus- und Umbau). Am 5. April 1976 wurde das neuerbaute Burgenländische Umschulungszentrum (BUZ) eröffnet und erste große Betriebe siedelten sich an, etwa das Schalttafelwerk der Österreichischen Brown Boveri. Es wurde 1988 mit der schwedischen ASEA fusioniert. 1998 übernahm Willibald Schmid als alleiniger Eigentümer das Werk mit 80 Mitarbeitern. 2016 musste der Betrieb eingestellt werden. In den 1970er und 1980er Jahren kamen weitere Betriebe nach Neutal: Pfnier-Straka Bau, die Bekleidungsfirma Gloriette und die Stahlbautechnik-Firma MAT. Beide Betriebe wurden eingestellt. Neu geründet wurde die Firma Swarco – Futurit, eine LED-basierte Signal- und Lichttechnik des Konzerns Swarowski. Diese und anderen Gründungen wurden durch die Ziel 1 – Förderungen für das Burgenland möglich. 2019 entstand ein Projekt, der Autozulieferer International Automotive Components mit Firmensitz in Luxemburg. Diese neu gegründete Konzern – Tochterfirma erwarb ein großes Grundstück im Technologie – Areal Neutal. Bis zu 200 Arbeitsplätze sollen entstehen. Im Technologie – Areal siedelten sich auch das Hochleistungs-Rechenzentrum von Siemens Business Services (SBS) an. 2011 erfolgte die Übernahme durch den französischen Weltmarktfürer ATOS, der seit 2017 mit 30 Mitarbeitern ein Call-Center für den IT-Bereich betreibt. Einzigartig in Österreich ist die Imprint Analytics mit einem 2013 eröffneten Labor Isothopenanalyse. Neuere Firmen sind Divitec Elektro- und Altgeräte-Verwertung (2001) und die Metal Ceiling Industries (Designer-Metalldecken) und die Firma Kitzwogerer (Marmor- und Granitverarbeitender Betrieb). 1998 wurde die Rathmanner GmbH – Dach-und Fassadentechnik mit 75 Beschäftigten eröffnet. 2006 siedelte sich die Wiener Industriewtischlerei Zeibich mit ca. 40 Mitarbeitern auf der ehemaligen MAT –Liegenschaft an. Seit 2011 gibt es das Unternehmungsberatungs- und Steuerberatungsunternehmen GCT Gneist, das 2019 40 Beschäftigte hatte. 2012 wurde das ARBÖ-Prüfzentrum im Technologie-Areal ansässig, 2013 die Firma Sonnenoase (Wintergärten, Fenster, Türen). 2013 kam die Baufirma Handler (Holzelementefertigung) mit 90 Beschäftigten, 2015 die Firma Friedl Aufzüge mit etwa 50 Beschäftigten.

Neben der Industrieansiedlung erlangte auch der Fremdenverkehr einige Bedeutung. 1967 wurde das Waldbad errichtet, 1994 generalsaniert, 1972 wegen der hohen Betriebskosten geschlossen und 2007 zu einem Sport- und Verinszentrum umgebaut. 2014 wurde das Waldbad erweitert und neu gestaltet. 2014 entstand das JUFA – Hotel, 2018 wurde das JUFA – 4 Sterne Hotel gebaut. 2018 wurden schon 20 000 Übernachtungen gezählt.

Parallel zu diesen Industrieansiedlungen und den damit steigenden Steuereinnahmen wurde auch die Infrastruktur der Gemeinde großzügig ausgebaut. 2014 entstand das JUFA – Jugend- und Familiengästehaus aus kleinen, vermietbaren Gebäuden, Seminarräumen und ein Jurtendorf. 2018 kam das „EventArium“ hinzu. Mit SoWoNeu entstand ein „Zentrum für Generationen“, eine Seniorenwohngemeinschaft, Starterwohnungen usw. Jüngstes Projekt ist eine multifunktionale Veranstaltungshalle aus Holz.

Der neu gestaltete „Platz der Arbeit“ soll den enormen Strukturwandel des Dorfes dokumentieren.

Ein großes Problem für Neutal und Schwabenhof war immer die Überschwemmungsgefahr durch den Stooberbach. In früherer Zeit bildeten die Auwiesen ein natürliches Überchwemmungsgebiet. In den 1950er Jahren erfolgte eine erste Regulierung, nach dem damals üblichen Methoden. Trotzdem kam es auch weiterhin zu Überschwemmungen, etwa noch 2008. Die neuen Maßnahmen umfassen eine Teilrenaturierung des Stooberbaches, eine Verbreierung des Bachbettes und damit Erhöhung der Durchflusskapazität und insgesamt 6 Rückhaltebecken.

 

Wirtschaftliche und bauliche Entwicklung

Die Landwirtschaft spielt im heutigen Neutal nur mehr eine geringe Rolle. 1967 wurde die Kommassierung abgeschlossen. Die Kulturfläche umfasste 1949 noch 1 052 ha und ist bis 2017 auf 961 ha geschrumpft – durch Siedlungstätigkeit, durch den Bau der S 31 und die Errichtung des Rechnologie – Areals. Dadurch gingen große landwirtschaftliche Flächen, vielfach aber wenig ertragreiche Standorte, verloren. Das Ackerland ging von 447 ha auf 387 ha zurück. Wiesen und Hutweiden sind weitgehend verschwunden. Der Wald umfasste 1949 408 ha, 2017 494 ha. Vor allem Grenzertragsböden wurden aufgeforstet.

1960 gab es 129 landwirtschaftliche Betriebe, davon 36 Voll-, 34 Zu- und 59 Nebenerwerbsbetriebe. 64 Betriebe bewirtschafteten weniger als 2 ha. Bis 1990 sank die Zahl der Betriebe auf 23, davon nur 6 Vollerwerbsbetriebe, 5 Zu- und 11 Nebenerwerbsbetriebe. 1919 gibt es nur mehr 2 Vollerwerbs- und 4 Nebenerwerbsbetriebe. Nur mehr ein einziger Betrieb hat Viehhaltung. Die Betriebsgrößenstruktur hat sich entsprechend geändert. 2019 bewirtschafteten drei Betriebe 20-50 ha, zwei Betriebe 50- 100 ha und ein Betrieb über 100 ha. Weit mehr als die Hälfte der Wirtschaftsfläche sind Pachtungen. Von den 493 ha Wald sind 360 ha in Esterhazy – Besitz, 76 ha gehören der Urbarialgemeinde. Diese hat 26 Mitglieder mit 93 Anteilen. Ihr Wald ist ein Mischwald, die Weißkiefer dominiert, Verstärkt werden Eiche, Bergahorn und Kirsche gesetzt. Der Einschlag beträgt etwa 280 fm pro Jahr, zu 50 % Schnittholz.Der Esterhazy-Forst produziert zu 60 % Nadelholz, zu 44 % Industrieholz.

Angebaut werden heute hauptsächlich Weizen, Raps und Körnermais. Alle anderen Kulturpflanzen wie Kartoffel und Futterrüben, Klee u.a. sind verschwunden.

 

Bevölkerungsentwicklung, sozialökonomische Struktur

So wie viele westungarische Gemeinden erlebte Neutal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen starken Bevölkerungsanstieg von 759 Personen im Jahre 1869 auf 1036 im Jahre 1890. Auf einen Rückgang um die Jahrhundertwende durch Ab-und Auswanderung stieg die Bevölkerungszahl bis 1934 erneut stark auf 1311 Personen an. Vom Zweiten Weltkrieg bis 1971 erfolgte ein Rückgang auf 1061, vor allem durch Wanderungsverlust. In den folgenden Jahren stagnierte die Einwohnerzahl: 1991 – 1085, 2001 – 1027. Und stieg bis 2019 wieder auf 1112 Einwohner. Seit den 1960er Jahren gab es in vielen Jahren ein Geburtendefizit, entscheidend war aber die Abwanderung. Da es relativ viele Zweitwohnsitze gibt wirkte sich vor allem die Ummeldung des Hauptwohnsitzes (Einführung des Parkpickerls) nach Wien eine Rolle. Der Altersaufbau zeigt die typischen Eigenschaften burgenländischer Dörfer: hoher Anteil der Jahrgänge 1950 bis 1965 und sinkende Geburtenzahlen.

Die wirtschaftliche Zugehörigkeit der Erwerbstätigen hat sich natürlich markant verändert. Waren 1934 noch 18 % in der Land- und Forstwirtschaft und 63 % in Industrie und Gewerbe beschäftigt, sank der Anteil der Land- und Forstwirtschaft auf unter 1 % . Der sekundäre Sektor (Industrie und Gewerbe) hatte 1951 55 % Anteil , 1971 48 % auf heute 37% . Der Anteil des Dienstleistungssektors und anderer Berufe stieg von 19 % 1934 auf heute 62 %.

Der Großteil der Bevölkerung war in den 1950er und 1960er Jahren zum Auspendeln gezwungen. 1961 gab es 241 Auspendler, 132 nach Wien. Nur 151 Personen hatten ihren Arbeitsplatz in Neutal. 1971 pendelten 239 Personen aus. Bis 1981 stieg ihre Zahl zwar weiter auf 315, aber nun waren schon 341 Personen im Ort beschäftigt. 2011 waren 931 Erwerbstätige, 2016 1012 in Neutal beschäftigt. Zwar gab es noch immer 333 Auspendler, viele davon aber innerhalb des Bezirkes und nur mehr 77 nach Wien und 42 nach Niederösterreich. Ihnen standen 2011 783 und 2016 851 Einpendler gegenüber, davon sogar 87 aus Niederösterreich und 39 aus Wien.

 

Siedlungsentwicklung

Neutal ist von der Anlage her ein typisches Schmalangerdorf. Die erste größere Ortserweiterung erfolgte durch die „Neuhäuser“ zwischen Schwabenhof und Neutal schon im beginnenden 19. Jahrhundert. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden die Häuser zwischen Neu – und Badgasse und „am Nußfeld“, die nach dem Zweiten Weltkrieg erweitert wurde. 1961/62 entstanden Neugasse und Badgasse. Im Flächenwidmungsplan von 1969 wurden große Flächen als Bauland gewidmet. 1971 entstand die Brown-Boveri-Siedlung. Ab den 1970er Jahren wurden neue Straßen angelegt. In Mühlwiese und und in der Feldgasse entstanden Genossenschaftssiedlungen. Letzte Erweiterungen erfolgten 2016 im Bereich der Feldäcker. Erste Industrieflächen befanden sich im Bereich des ehemaligen Brown-Boveri-Werkes. 1999 wurden ein neues Entwicklungskonzept und ein Flächenwidmungsplan erstellt. Das Technologie-Areal an der Schnellstraße wurde geschaffen.

 

Politische Entwicklung

In der Geschichte Neutals ist die hohe Dominanz der Sozialdemokratie kennzeichnend. Von 1946 bis 1947 war Johann Rathmanner Bürgermeister, 1947 bis 1958 folgte Karl Dominkovits, der schon in der Zwischenkriegszeit Bürgermeister gewesen war. Unter ihm wurde ein Gemeindezentrum mit Feuerwehrgarage gebaut, die katholische Kirche erhielt erstmals einen Pfarrhof. Entscheidend für die Entwicklung Neutals war Bürgermeister Franz Resch von 1958 bis 1984. Unter ihm wurde die alte Kirche abgerissen und die neue gebaut, das Umschulungszentrum errichtet und erste Betriebe angesiedelt. Kindergarten, Waldbad, Fußballplatz, Hallenbad mit Sauna entstanden. Größte Aufgaben waren Kanal- und Wasserleitungsbau und neue Straßen sowie die Grundzusammenlegung. 1975 wurde das Gemeindeamt neu gebaut, ebenso die Aufbahrungshalle. Resch war auch Landespolitiker, ab 1968 Landtagsabgeordneter bis 1990. Unter Bürgermeister Josef Thiess zwischen 1984 bis 2002 wurde das Technologie- Areal errichtet, 1985 ein neues Gemeindeamt gebaut, 1997 das Sozialzentrum mit Kindergarten und Seniorenräumen. Das Waldbad wurde saniert. Thiess wurde 1992 erstmals direkt gewählt.

Seit 2002 ist Erich Trummer Bürgermeister. Seine Aufgaben waren eine umfangreiche Dorferneuerung mit der Neugestaltung einiger Plätze und die Entwicklung des Technologieareals, Hochwasser-Rückhaltebecken. Das MUBA wurde geschaffen. Eine betreute Seniorenwohngemeinschaft und ein Pflegekompetenzzentrum wurden eingerichtet, die Sport- und Veranstaltungshalle errichtet, das Waldbad ausgebaut. Die Aufschließung weiterer leistbarer Gemeindebaugründe erfolgte, das Feuerwehrhaus wurde gebaut. Auch Trummer ist Landespolitiker, seit 2005 Landtagsabgeordneter und seit 2013 Präsident des sozialistischen Gemeindevertreterverbandes.

Im Gemeinderat gab es im Verlauf der Jahrzehnte nur wenige Veränderungen. 1946, 1947, 1950 und 1954 hatte die SPÖ jeweils 9, die ÖVP 4 Gemeinderäte. 1958 stand es 7:6, 1962 wieder 9:4 , 1967 11:2, 1972 und 1977 13:2, 1982 und 1987 12:3, 1992 11:4. 1997 14:4 Ein Mandat bekam die FPÖ. 2002 und 2007 15:4 , 2012 und 2017 16:3. In der Bürgermeisterdirektwahl erhielt Trummer 2002 93 %, 2007 94 % , 2012 84,3 % und 2017 84 % der Stimmen.

In der Bundespolitik wurde der Neutaler Gemenderat Johann Payr als Landtgsabgeordneter und Abgeordneter zum Bundesrat bedeutend. Er war zweimal Präsident des Bundesrates.

 

Kirche und Schule

Neutal gehörte seit dem Mittelalter zur Pfarre St. Martin. Die Filialpfarre hatte laut Klosterratsakten von 1597 fünf Joch Grund, eine große Wiese und 6 Tagwerk Weingarten in Neckenmarkt. 1663 wird ein hölzerner Glockenturm erwähnt. Noch im 17. Jahhundert wurde eine kleine Marienkirche oder Kapelle angebaut. 1748 wurde die Filialkirche als Kapelle errichtet, gestiftet vom Bischof von Erlau Georg Ugnaz Handler, der aus Neutal stammte. Seit 1780 hatte Neutal einen eigenen Friedhof. Ende der 1880er Jahre wurde die Kapelle erweitert, 1891 ein Steinturm errichtet.

In der Zwischenkriegszeit gab es erhebliche Spannungen zwischen dem Pfarrer und der Sozialdemokratie. 1942 entstand eine Lokalseelsorge Neutal. Sie wurde 1994 zur Pfarre erhoben.

Anfang der 1960er Jahre wurde die Kirche neu gebaut, ab 1972 bildet Neutal zusammen mit St. Martin, Landsee und Neudorf einen Pfarrverband. Sitz des Pfarrers wurde St. Martin. 1985 wurde das alte Pfarramt abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. 1965 bis 2009 wirkte Mag. Werner Klawatsch als Pfarrer, 2009 – 2018 Mag. Johannes Schlegl.

Um 1830 wurde ein neues Volksschulgebäude errichtet. Die Schule war einklassig, ab 1901 zweiklassig. 1927 wurde das alte baufällige Wirtschaftsgebäude niedergerissen und an seiner Stelle eine Lehrerwohnung und eine dritte Klasse errichtet. 1934 wurde die Schule dreiklassig, 1934 vier- und 1936 sogar fünfklassig, bei einer Schülerzahl von 240. 1938 wurde der Schulleiter Karl Semmelweis in den Ruhestand versetzt, der Lehrer Johann Artner vom Dienst enthoben, der Lehrer Rudolf Kroyer wurde entlassen. 1945 nahm Artner den Dienst wieder auf. 1957 wurden Schule und Schulleiterwohnung adaptiert. 1960/61 war die Schule mit 120 Schülern wieder vierklassig. 1965/66 wurde die Lehrerwohnung zu einem Klassenzimmer, die Schule war nunmehr dreiklassig, ab 1970 nur mehr zweiklassig. 1971 wurde das Gebäude modernisiert, 1976 erhielt sie ein neues Dach. Ab 1978 fanden wegen steigender Schülerzahlen Umbauarbeiten statt, 1989/90 wurde der Schulhof umgestaltet.

2010 wurde die neue Öko-Volksschule in der Kirchengasse eröffnet, 2015/16 die ganztägige Schülerbetreuung eingeführt.

1973 wurde das Umschulungszentrum gegründet., 1974 der Grundstein zum Gebäude gelegt. Dem Trägerverein gehören die Kammern, die Gemeinde Neutal und die Rep. Österreich (Landesarbeitsamt Burgenland) an. Seit 1975 finden Umschulungslehrgänge zur Ausbildung von Metallfacharbeitern und Elektrofacharbeitern statt, später kamen Kurse in Elektronik, Hydraulik, Schweißtechnik usw. und sogar Ausbildungsmöglichkeiten in der Gastronomie hinzu. Dem Schulungszentrum ist ein Wohnheim mit rund 60 Betten angeschlossen.

 

Schwabenhof

Das heute als Ortsteil zu Neutal gehörende Schwabenhof war früher ein selbständiges Dorf. Es entstand aus einem freien Edelhof. Ungeklärt sind die Zeit der Entstehung und auch der Ursprung des Namens. Neben „Edelhof“ und „Schwabenhof“ wurde parallel auch die Bezeichnung Kukericsw verwendet. Auch diese Bezeichnung ist ungeklärt. Die frühere Annahmen, dass es sich um eine schwäbische Neusiedlung handelt, ist widerlegt. Die Familiennamen in Schwabenhof sind dieselben wie in St. Martin und Neutal. Urkundlich erstmals nachweisbar ist der Ort 1632 als Schwabenhoff, 1691 als Schwabem Hoff. Nach Thomas Gruber könnte das Dorf in den 1570er Jahren unter Johann Csóron, dem Ortsgründer von Neudorf, Lindgraben und Tschurndorf, entstanden sein. Der Edelhof bestand bereits 1555 und dürfte spätestens 1848 aufgegeben worden sein. Bald nach 1555 dürfte eine Mühle gebaut worden sein. Erst in der 2.Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde sie abgetragen. Ein Wirtshaus bestand bereits im 18. Jahrhundert.

1555 wird Schwabenhof, ohne namentlich genannt zu werden, in einem Kaufbrief fassbar. Hohann von Weispriach verkaufte seinen freien Edelhof „zwischen Sankth Mertthen unndt Neuthall“ an einen Georg Tschirkh. Der Edelhof gehörte zur Herrschaft und Burg Kobersdorf. 1609 wird in der Herrschaft Kobersdorf auch das Dorf Kukuricz alias Edlnhoff mit einer Mühle des Herrn Nicolao Smarich erwähnt. 1653 war Graf Johann Kery Besitzer des Edelhofes mit vier Einwohnern und einer Mühle. 1674 wird anlässlich einer Visitation Schwabenhof als Filiale von St. Martin erwähnt. 1704 kam der Ort mit der Herrschaft Kobersdorf an die Esterhazy.

Bis 1691 waren Maria Gusics und Franz Somogy de Perlak Pfandinhaber von Schwabenhof. 1491 wurde Schwabenhof unter Franz Somogy eine eigene kleine Grundherrschaft. Er erhielt Schwabenhof als königliche Schenkung. Die Mühle erhielten Philipp und Ladislaus Korlatovics. 1717 wurde Somogy auch als Grundherr eines Teiles der Gemeinden St. Martin, Neutal und Unterpullendorf genannt. In Schwabenhof werden sieben Lehensnehmer und zwei Söllner namentlich genannt und eine öde Session verzeichnet. Schwabenhofer Bauern hatten Besitzungen (Überlandgründe) auch in St. Martin, Neutal, Stoob und Raiding. 1724 war Hanß Haller „Somogyscher Hofmillnere in Edlhoff“, vermutlich der 1717 erwähnte Richter Joannes Holler. Leopold Somogy, ein Sohn des Franz, wurde Bischof. Unter ihm wurde der Dom von Steinamanger fertig gestellt. Im 18. Jahrhundert kamen zu den bestehenden zwei neue Häuser hinzu. Im Durchschnitt besaßen die Bauern nur zwei Joch Grund und zwei Tagwerk Wiesen.

1781 gab es in Schwabenhof, Filiale von St. Martin, weder eine Kirche noch eine Kapelle. Im Dorf lebten 78 deutsche Katholiken.1787 ging die Kleinherrschaft auf Elisabeth Somogy und ihren Mann Alexander Nagy de Fertöbük über. Die Besitzungen und der Einfluss der Somogy beunruhigten wegen der vielen Besitzungen, die die Schwabenhofer in St. Martin und Neutal hatten, die Esterhazyschen Gutsverwalter. Um 1810 zog Karl Somogy zu seinem Bruder nach Steinamanger, der Edelhof in St. Martin, der ebenfalls den Somogy inskribiert war, wurde immer baufälliger. Diese Inskription wurde von der Herrschaft Landsee – Lackenbach zurückgelöst. Die Kleinherrschaft Schwabenhof gelangte durch Erbschaft an die Familie Sibrik. 1831 äußerte Schwabenhof den Wunsch, in der Filiale ein kapellenartiges Gebäude zu errichten. Die Erlaubnis wurde erteilt. 1834 wurde die erste Messe in der neuen Filialkirche gefeiert.

Nach 1848 erfolgte die Aufteilung der Edelhofgründe auf die Bauern. 1864 wurde der Urbarialvergleich mit der Herrschaft geschlossen. Neutal musste neun Joch Wiesen bzw. Hutweide an Schwabenhof abtreten. Es entstand eine Schwabenhofer Urbarialgemeinde auf Neutaler Hotter. Der Ortsname wurde 1894 auf offiziell Nemestelek geändert, eine frei erfundene Bezeichnung. 1912 gingen die Kinder bereits nach Neutal in die Schule.

Während der Freischärlerkämpfe wurde der Müllnermeister Anton Thoeß mehrmals geplündert. In der ersten Gemeinderatswahl nach dem Anschluss an Österreich im Jahre 1823 waren 78 Einwohner wahlberechtigt. 48 wählten die Sozialdemokraten, 21 den christlichen Bauernbund. Bürgermeister wurde der Kleinbauer Anton Maurer. Auffallend ist, dass nahezu alle Gemeinderäte von Beruf Maurer waren.

1924 lebten in Schwabenhof 122 Personen in 24 Häusern. Es gab vier Betriebe: einen Schuster, einen Maurer, das Wirtshaus und die Mühle. 1927 kam ein Fleischhauer hinzu. 1927 kandidierte nur eine Liste der Sozialdemokraten. Franz Rathmanner wurde Bürgermeister. Die Mühle wurde von den Srbik an die Familie Thieß verkauft. Die Turbine der Mühle versorgte den Ort und einen Teil von Neutal mit Strom. 1928 brannte die Mühle ab. Sie wurde wieder aufgebaut und auch als Sägewerk betrieben. Ein Problem der Zwischenkriegszeit war die schlechte Gemeindestraße von Neutal nach Schwabenhof.

Die eigenständige politische Gemeinde, die zum Standesamt Stoob gehörte, bestand bis 1933. 1931 wurde ein Zusammenschluss von Neutal noch abgelehnt. Schwabenhof war verschuldet, konnte sich etwa die hohen Ausgaben für den Schulbesuch in Neutal nicht mehr leisten. Nach dem Zusammenschluss wurde der Schwabenhofer Gemeinderat aufgelöst. Das Dorf erhielt aber zwei Gemeinderäte in Neutal. 1939 geriet ein Sandhang in Bewegung, drei von fünf Häusern wurden schwer beschädigt, alle fünf Häuser schließlich abgerissen. Die Bewohner erhielten neue Bauplätze in Neutal. 1942 wurden die beiden Filialen Neutal und Schwabenhof von der Pfarre St. Martin getrennt und eines elbständige Lokalseelsorgestelle Neutal eingerichtet. 1984, 1988 und 2005 wurde die Filialkirche renoviert. 1965 riss ein verheerendes Hochwasser die Brücke weg, sie musste neu gebaut werden. Der Besitz der Schwabenhofer Urbarialgemeinde wurde zu Hausplätzen aufparzelliert, die Urabrialgemeinde aufgelöst.

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ortslage

 

Quellen

  • Festschrift 750 Jahre Neutal. 2021

  • Wallner, Mario: Die späteisenzeitliche Eisenverhüttung im Oberpullendorfer Becken. Diss. Wien 2013

  • Moser-Steiger, Susanna: Die Feuerungsmaurer. Burgenlands Beitrag zum Aufbau der Industrie Österreichs. WAB 112, Eisenstadt 2005

  • Baumgartner, Gerhard: Roma und Sinti in Neutal. In: 750 Jahre Neutal. Der Artikel gibt auch einen guten Überblick über die Geschichte der Roma im Burgenland.

  • Thomas Gruber: Schwabenhof. In: 750 Jahre Neutal