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Ortsname

Oberbildein

  • 1221 Hetfehel – weist auf einen Montagsmarkt hin
  • 1428 obern Pylden
  • 1449 Pildein
  • 1680 Oberwildein, Alsó Beled

Unterbildein

  • 1221 Belud – vermutlich von einem slawischen Personennamen abzuleiten
  • 1263, 1269 Belyd
  • 1734 Unter Beled
  • 1742 Felsö Beled

1773 Ober- und Unterbildein

 

Urgeschichte und Römerzeit

2011 fand der engagierte Heimatforscher Franz Gombots auf der Ostseite des Pinkatales auf drei Siedlungsplätzen Hinweise auf jungsteinzeitliche Besiedlung, etwa auf den Bandäckern Keramikstücke der bandkeramischen Kultur, aber auch Hütttenlehm sowie steinerne Keulenköpfe. 2013 kmen weitere Zeugen jungsteinzeitlicher Besiedlung inzu, etwa ein „Schuhleistenkeil“ und Steinbeile. Auch aus der mittleren Jungsteinzeit, der Lengyelkultur, sind mehrere Fundstellen bekannt, auf den Gartenäckern und Straßenäckern. Zu den Funden gehören Spinnwirtel und ein Tüllenlöffel. Die Besiedlung setzte sich auch in der kupferzeit fort. Funde aus der Badener Kultur - große Mengen an Keraqmikmaterial und Steingeräte - belegen diese Kontinuität.

Im Ortsgebiet von Ober- und Unterbildein konnte auch mittelbronzezeitliche Keramik geborgen werden. In der Spätbronzezeit (Urnenfelderzeit) ist für das Pinkatal die Wallanlage von Burg von besonderer Bedeutung. An vielen Fundstellen auf Bildeiner Gemeindegebiet konnten auch Eisenschlacken gefunden werden, vereinzelt auch Keramikbruchstücke aus der La Tène – Zeit.

1880 wurden bei der Erweiterung des Schulgebäudes von Unterbildein erstmals römische Münzen gefunden. Es gibt zahlreiche Siedlungsspuren – meist Ziegelbruchstücke- aus der Römerzeit. Im Bereich der Bandäcker bestand vielleicht eine villa rustica. Eine weitere Fundstelle lokalisierte Gombots am rechten Pinkaufer im Gebiet von Höll. Auif Luftbildern ist die Struktur eines großen Gebäudes erkennbar. Eine dritte Stelle befindet sich auf den Gartenäckern in Oberbildein, mit Ziegelfragmenten und Terra.Sigillata-Bruchstücken, einer Gürtelschnalle usw.

Aus der Völkerwanderungszeit sind bisher keine Funde bekannt. 1893 sollen bei Ausgrabungen in Oberbildein Awarengräber entdeckt worden sein.

Eine mittelalterliche Wüstung Unterhöll (Heyl, Heel) liegt zwischen dem heutigen Höll und Oberbildein. Sie ist urkundlich, aber auch durch Fundmaterial nachgewiesen. Der Ort soll erst um 1700 nach einem Hochwasser aufgegeben worden sein. 2013 fand Gombots eine Silbermünze aus dem Jahre 1532.

 

Mittelalter

Die erste urkundliche Erwähnung von Hetfehel (Oberbildein) und Belud (Unterbildein) erfolgte in einer Urkunde von 1219, die 1221 von König Andreas II. bestätigt wurde. Sie ist in einem Transsumpt König Belas IV. aus dem Jahre 1247 erhalten. Stefan, minderjähriger Sohn des Banus Chepan, trat in das Zisterzienserkloster von St.Gotthard ein und übertrug die Patronatsrechte über die Kirche St.Margarethe in Pernau (Pornó) an das Kloster. Das Kloster wurde vielleicht 1221 vom Großvater Stefans gegründet. ZU diesem Besitz gehörten die Dörfer Eberau (Munoroykereky) Oberbildein (Hetfehel), Perwolph (Deutsch Schützen) und Kölked (Kulked). In einem Statut des Generalkapitels des UZisterzienserordens aus dem Jahre 1233 bestätigten die Äbte von Zirc, Rein und Heiligenkreuz, dass das Kloster in Pernau der Abtei in St. Gotthard unterzuordnen ist.

In der Urkunde von 1221 werden die Grenzen der Orte genau beschrieben. Das Gebiet von Oberbildein lag zwischen den Besitzungen des Grafen Jakob von Ják (Teil von Oberbildein) und Beled (UNterbildein) des Grafen Martin von Ják.

Die Ják stammten von Vecelin von Wasserburg ab, die im Gefolge der Königin Gisela, der Gemahlin König Stefans des Heiligen, aus Bayern nach Ungarn gekommen waren. Sie bekamen neben Ják auch Pernau und Eberau als Lehen. Pernau und Eberau wurden vorübergehend den Zisterziensern übertragen. Die Abtei von St. Gotthard konnte die Besitzungen aber nicht behaupten. Sie verlor Eberau und später auch Pernau. Noch im 13. Jahrhundert dürften sie die Stiftung Stefans widerrufen haben und einige Dörfer, darunter Bildein, gelangten wieder in ihren Besitz. Das Kloster von Pernau war im 16. Jahrhundet bereits von den Mönchen verlassen.

Nach dem Aussterben der Jáker mit Chepan, Sohn des Kasimir,fielen die Besitzungen an die Krone zurück. 1292 sind Siedlung und Herrschaft Jàk unter der Verwaltung eines Kastellans, des Grafen Bernhard aus dem Geschlecht der Seyfriede (Chem). König Andreas III. tauschte 1297 die Besitzungen Bildein, Eberau, Prostrum, Höll, Winten, Koh-und Kirchfidisch mit dem Magister Jakobus, dem Sohn des Hernad aus der Familie Hedervary, gegen andere Besitzungen ein.Die Hedervary hatten um diese Zeit schon einige Besitzungen in diesem Raum (Sumetendorf, Heiligenbrunn u.a.) Im Jahre 1297 umfasste die Herrschaft Eberau die Orte Allerheiligen (MIndszent), Prostrum, Ober- und Unterbildein, Höll, Winten, Koh- und Kirchfidisch.

Im 14. Jahrhunndert bekam Konrad von Ellerbach, der aus Schwaben stammte, von König Ludwig I. die Herrschaft Eberau für seine Verdienste während des Neapolitanischen Feldzuges. 1369 werden seine Söhne im Besitz der Herrschaft bestätigt. Berthold I. von Ellerbach erhält von König Ladislaus V. auch die Patronatsrechte über das Kloster Ják und die Burg Körmend. Bis 1424 wird von ihm die Burg Rotenturm erbaut. Berthold II. von Ellerbach stellt sich im Konflikt zwischen König Friedrich III. und Mathias Corvinus bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Die kinderlosen Söhne Bertholds II. schenkten ihren Besitz in Hagensdorf dem von ihnen gegründeten Paulinerkloster in Kulm. 1496 ging die Herrschaft an Thomas Barkocz, den Erzbischof von Gran und Kanzler König Ladislaus II. Dieser legte sich nach seinem Geburtsort das Prädikat „Erdödy“ zu. Johann III. Ellerbach, der Sohn Bertholds II., war bei ungarischen Juden hoch verschuldet, Thomas Bakocs gab ihm das Geld.1496 setzte Johann III. den Erzbischof als Erben ein. Nach dem Tod des Ellerbachers übernahm Barkocz den Besitz. Der Übergang an die Erdödy war nicht reibungslos, da Johann III. anscheinend auch um 22 000 Gulden einen Teil der Herrschaft an die Szechy von Neuhaus verpfändet hatte. Johann Szechy war mit der Witwe Bertholds II. von Ellerbach verheiratet. Deren Tochter Barbara beanspruchte ein Viertel des Besitzes.

1423 wird in einer Verkaufsurkunde der Ort als Obern Pylden erwähnt.

 

Neuzeit

Erzbischof Thomas Barkocz schenkte Eberau, Rotenturm, Weppendorf und Körmend seinen Neffen Peter Rakocz, der den Namen Erdödy von Monyorókerek annahm. 1551 setzte König Ferdinand I. Anna, die Tochter des Peter, in Sohnesrechte ein. Sie war damit Herrin vonEberau, Rotenturm und Körmend..

1557 tauschte Peter II. von Erdödy, Banus von Kroatien, die Herrschaft Eberau mit 33 Gemeinden gegen das Gut des Grafen Nikolaus Zrinyi in Kroatien.Zrinyi behielt Eberau und Rotenturm bis 1613. 1594 gehörten unter Nikolaus Zrinyi zur Herrschaft Eberau Deutsch- und Kroatisch Schützen, Kirch- und Kofidisch, Ober- und Unterbildein, Kulm Winten, Edlitz, Harmisch, St.Kathrein, Höll, Deutsch und Kroatisch Ehrensdorf und Prostrum. In diesem Umfang blieb die Herrschaft bis zur Abtrennung einer eigenen Herrschaft Kohfidisch erhalten.. 1613 musste Zriny nach langwierigen Prozessen die Herrschaft an die Erdödy zurückgeben.

Die befestigte Siedlung und die Burg von Eberau waren gut gesichert und schwer einnehmbar. Sie spielten während der Türkenzüge und der Bockai-Rebellion von 1605 als Zufluchtsort für die Bevölkerung des Pinkatales eine wichtige Rolle. Während der Kuruzzeneinfälle 1704 und 1708 gab es auch um Eberau Kämpfe. In Eberau werden immer wieder verödete Höfe erwähnt.1706 waren in Unterbildein neben 35 bestifteten Höfen 11 Viertel- und 2 Achtelhöfe verödet. 1710 gab es in Oberbildein noch 5 und in Höll 6 öde Höfe. Während des Kuruzzenrummels hatten die Kuruzzen unter dem berüchtigten Kisgeorg ein Lager in Bildein.

Sowohl unter Zrinyi wie unter den Erdödy erfolgte eine Nachbesiedelung mit Kroaten. Unter Zrinyi war Eberau ein Zentrum des Protestantismus. Hier wirkte für mehrere Jahre der Buchdrucker Manlius. Das Paulinerkloster von Kulm wurde aufgelöst. Die Protestantisierung der Bevölkerung wurde unter den Erdödy wieder rückgängig gemacht.

Die Erdödy spalteten sich in zwei Linien. Beide hatten ihren Sitz in Weppendorf, Eberau besaßen sie gemeinsam, Rotenturm fiel an die jüngere Linie. Nach der Grundentlastung blieben den Erdödy ein großer Teil des Oberbildeiner Waldes, Wiesen und die Mühle. Später verkauften die Erdödy Wald und Wiesen in Oberbildein an die jüdische Familie Geist aus Steinamanger.

Unterbildein hatte nach der Dica-Konskription von 1548 sechs Porten, also etwa 26 Höfe und 11 Söllner (pauperes).Um die Güter der Abtei Pernau in Unterbildein gab es immer wieder Streit, besonders mit den Zrinyi. 1643 wurden die Güter den Ödenburger Jesuiten übertragen. 1773, nach der Aufhebung des Ordens, gingen sie an den Landesstudienfonds, 1803 vorübergehend an einen Grafen Esterhazy, 1825 an einen Liechtenstein, 1832 an Franz IV. von Este – Modena. Durch Erbschaft kamen sie an den Thronfolger Franz Ferdinand. Nach der Grundentlastung blieben ein Herrschaftswald, einige Äcker und ein Wirtshaus im Besitz der früheren Herrschaft. Sie wurden allmählich verkauft.

 

Wirtschaft

Die beiden Bildein waren bis in die jüngste Zeit Bauerngemeinden. Nach dem ersten Urbar von 1613 gab es in Oberbikldein 49 Bauern, nach dem Urbar von 1643 9 ganze, 35 halbe Ansässigkeiten, eine Mühle mit 4 Rädern und 39 Weingärten. 1706 gab es in Unterbildein 35 Bauern – 4 halbe und 31 viertel- Ansässigkeiten. 1744 zählte der Ort 39 Bauern, eine Witwe und 4 Söllner mit Haus sowie eine Fleischbank und einige Handwerker.

Die Grundentlastung änderte an der Lebens- und Wirtschaftsweise der Klein- und Kleinstbauern nur wenig. Die Bewirtschaftung blieb traditionell und diente in erster Linie der Selbstversorgung. Erst um die Jahrhundertwende wurden Verbesserungen uín Angriff genommen. 1906 wurde ein Bauernverein zur Förderung der Landwirtschaft gegründet.1925 entstand eine Viehzuchtgenossenschaft, eine Druschgenossenschaft wurde gegründet. 1960 wurde in Oberbildein eine Gemeinschaftskühlanlage eingerichtet. Sie bestand bis 1997. Die Milch wurde an die Molkereigenossenschaft Güssing abgeliefert, 1959/60 eine Milchsammelstelle eingerichtet. Sie wurde 1985/86 aufgelöst. Auch in Unterbildein bestand eine Milchsammelstelle im Gemeindehaus. Heute gibt es nur mehr einen einzigen Milchviehbetrieb. 2010 gab es noch 12 landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe. Die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe sankn seit 1999 von 37 auf 14. Die Betriebsgröße der Haupterwerbsbetriebe lag 2013 durchschnittlich bei 105,5 ha, die der Biobetriebe bei 44,1 ha, die der Nebenerwerbsbetriebe bei 11,5 ha. Angebaut wurden 2014 hauptsächlich Weizen, Gerste, Mais, Klee und Kleegras und sehr viel Sojabohnen. 1950 gab es noch 130 Tierhalter, 2020 nur mehr 11. Reduziert wurde die Milchviehhaltung aber auch die Schweinehaltung und die Geflügelhaltung. Die früher wichtige Haltung von Gänsen und Enten spielt keine Rolle mehr.

Um 1870 waren noch etwa 52 % der Gemeindefläche bewaldet. Bis 1913 fanden dann große Rodungen statt – von den ca 830 ha wurden etwa 390 ha gerodet.In Unterbildein war der Bauernwald schon 1857 parzelliert. Der Herrschaftswald mit 200 ha gehört heute Alfons Mennsdorff – Poully, der ihn von den Wittelsbachern gekauft hat. In Oberbildein wurde auf Rodungsland im Wald der Erdödyder Buja – Meierhof angelegt. Besitzer des Hofes wurde die jüdische Familie Geist, Holzhändler aus Steinamanger.

Der Weinbau spielte in Bildein immer eine große Rolle, obwohl es am Ort keinen Weinberg gab. Die Bildeiner hatten ihre Weingärten auf dem Wintener Berg. Das Weinbergbuch von 1609, zur Zeit der Zrinyi angelegt, zeigt, dass nahezu jedes Haus Weingärten und Keller in Winten hatte. Der Wein diente vor allem dem Eigenbedarf. Heute sind die Weingärten weitgehend aufgegeben, die Kellerhäuser wurden häufig zu Ferien- und Wochenendhäusern umgebaut.

Das dörfliche Handwerk war immer schwach ausgeprägt. Es gab nur die üblichen Dorfhandwerker, mehrere Schuster, einen Wagner, eine Tischlerei. Ähnlich war die Situation in Unterbildein. Das dortige Gasthaus gehörte ursprünglich der Herrschaft und wurde verkauft. Im Besitz der Familie Marosits wurde ein Tanzsaal angebaut. 1997 wurde der Wirtshausbetrieb eingestellt. Erst 2004 wurde das WeinKulturHaus als Gasthaus eröffnet. Die Familie Reiter betrieb in Unterbildein eine Gemischtwarenhandlung und eine Schusterwerkstatt. Ignatz Reiter wurde 1945 von den Russen erschossen. Das Geschäft wurde 1995 geschlossen. Erst seit 2003 gibt es wieder einen Nahversorger. 1993 eröffnete Konditormeister Erich Lendl eine Backstube, ab 2000 mit einem Gastgarten. IN den 1990er Jahren war die Konditorei der einzige Gewerbebetrieb, der zeitweise bis zu zehn Personen beschäftigte. Seit 2004 ist das Dienstleistungsunternehmen Elpack in Bildein ansässig, mit 20 Mitarbeitern.

Größere Bedeutung hatten in den beiden Dörfern die Schmieden. In Oberbildein bestand eine Schmiede bis 1960. 1976 eröffnete wieder eine Schmiede, die bis 1990 als KFZ-Werkstätte geführt wurde.

Von historischer Bedeutung war die Techet-Mühle in Oberbildein. 1613 und 1643 werden in Urbaren eine Mühle mit vier Rädern erwähnt. Zur Mühle gehörte eine Dreiviertel-Session. 1853 wird erstmals die Familie Techet erwähnt, die Mühle war aber 1857 noch im Besitz der Erdödy. Wann sie verkauft wurde ist unbekannt. 1891 wurde zusätzlich zur „Bauernmühle“ eine „Industriemühle“ (oder Kunstmühle) errichtet, 1901 und 1915 erfolgten Zubauten. Auch ein Sägewerk gab es in der Mühle. 1920 wurde mit dem Dorf ein Vertrag über Stromlieferungen aus der Mühle geschlossen. Von 1925 bis 1954 versorgte die Mühle das Dorf mit Strom. Ab 1929 war Josef Perl P#chter der Mühle. 1943 brannte die „Bauernmühle“ aus. 1943 übernahm die Familie Nemeth die Mühle, 1950 bis 1956 pachtete der vertriebene Sudetendeutsche Ing. Franz Schneider die Mühle. Die Frau von Dr. Roland Nemeth betrieb nach dessen Tod 1961 bis 1971 die Mühle als Witwenbetrieb weiter. 1977 wurde die Mühle stillgelegt. 1978 kaufte der Tischlermeister Anton Schwarz die Mühle mit dem Sägewerk. Nebengebäude wurden von den damaligen Besitzern des Buja-Meierhofes, der Familie Horsch, gekauft.

Der Buja- Meierhof entstand im Oberbildeiner Wald, von dem 256 ha Ludwig Erdödy gehörten. Um 1874 begannen erste Rodungen, er Meierhof entstand. 1874 wohnten bereits ein Waldaufseher, ein Inwohner, ein Schmied, ein Ochsenknecht im Oberbildeiner Wald. Es ist nicht bekannt, wann der Meierhof in den Besitz der Familie Geist überging. Um 1900 scheint diese als Besitzerin auf. Lajos Geist baute in Steinamanger ein großes Handels-, Industrie- und Landwirtschaftsunternehmen auf. 1885 errichtete er ein Holzlager und ein Dampfsägewerk. Lajos Geist beschäftigte überall nur ungarische Arbeiter und Dienstboten und trug so zur Magyarisierung der Region bei. 1913 wurde er in den Adelsstand erhoben. 1902/1906 übernahm sein Sohn Henrik den Hof und ließ ihn von Verwaltern bewirtschaften. Er besaß 222 ha Acker,48 ha Wiesen und 28 ha Weideland. 1922 wollte Geist, dass der Meierhof bei Ungarn bleibt.In der Zwischenkriegszeit war die Familie verschuldet, 1932 ging ein Großteil des Geist-Besitzes durch Versteigerung an eine ungarische Sparkasse. Nach und nach wurde der gesamte Besitz in Österreich verkauft. Die Arbeiter am Meierhof kamen hauptsächlich aus Ungarn, am Hof wurde nur Ungarisch gesprochen. Die Beschäftigten waren Deputatisten, sie wurden also hauptsächlich durch Naturalien entlohnt. Zeitweise wurden auch Saisonarbeiter aufgenommen. 1939 wurde die jüdische Familie Geist enteignet. Im April 1945 wurde der Hof vom russischen Militär beschlagnahmt, die letzten Bewohner mussten ihn verlassen. Der Hof wurde ausgeplündert, von den Gebäuden blieben nur mehr Ruinen. Das Eigentumsrecht ging an Margarethe Prinz, geborene Münch, als Erbin von Henrik Geist über. Ein geplanter Kauf durch die Gemeinde scheiterte. 1956 bis 1965 wurde der Hof an Ing. Otto Kafka und DI Johann Lender verpachtet, 1964 wurde er von der Familie Horsch gekauft. Ein Angehöriger der Familie, Volker Horsch, ließ sich in Bildein nieder. 1988 wurde der Hof von Johann Eichhorn, einem Niederösterreicher, gekauft. Er baute neue Wirtschaftsgebäude und ein Wohnhaus. 2021 war der Hof an einem Bauern aus Oberbildein verpachtet.

Der Hof bestand bis 1945, als die Bewohner von den Russen vertrieben wurden.

 

Zeitgeschichte

Im Ersten Weltkrieg hatten Oberbildein 23 und Unterbildein 9 Gefallene zu verzeichnen.

Die neue Grenze wirkte sich für die Bewohner des unteren Pinkatales katastrophal aus. Mit Steinamanger verlor sie ihren wichtigsten Absatzmarkt, das Einkaufszentrum, aber auch das Krankenhaus und die Höheren Schulen. Die Bevölkerung war in der Anschlussfrage gespalten, überwiegend aber wohl österreichisch gesinnt. Das zeigen auch die Vorfälle in der Rätezeit und dann in der Zeit der Freischärlerkämpfe. An der ersten gescheiterten Landnahme durch die Gendarmerie etwa flohen 10 Personen aus Unterbildein in die Steiermark, da sie Repressionen befürchteten. In Bildein war das 3. Freischärlerkorps aktiv, mit dem Kommando in Eltendorf und später in Güssung, unterOberleutnant Endre Molnar. Erdödy in Eberau stellte ein eigenes Freischärlerkorps auf. Es kam zu mehreren Übergriffen auf die Bevölkerung. In der Nacht des 5. Oktober 1921 wurde Pfarrer Pataki aus Pernau von zwei Unbekannten verschleppt. Zwei Tage später fand man seine Leiche im Wald von Narai. Noch am 4. November 1921 erschien der „Getreidekommissar“ Dobosz aus Steinamanger mit drei Freischärlern und erpresste vom Mühlenbesitzer Techet, vom Gemeinderichter von Oberbildein sowie vom Müller in Prostrum und vom Postmeister in Eberau 84. 000 ungarische Kronen. Die Bevölkerung wehrte sich, nahm Dobosz und zwei Freischärler gefangen und beschlagnahmte 140 000 Kronen. Am 8. November 1921 kamen schwer bewaffnete Freischärler mit einem Lastauto nach Eberau. In einer Schießerei mit der Bürgerwehr starben zwei Männer, einer aus Winten und einer aus Kulm.

Im Zuge der Zweiten Landnahme durch das Bundesheer wurde die neue Landesgrenze im Unteren Pinkatal am 30. November 1921 besetzt. Zunächst wurde auch Pernau Österreich zugesprochen. Am 10 Jänner 1923 kam Pernau wieder an Ungarn, am 9. März 1923 wurde auch Prostrum wieder an Ungarn übergeben. Die bereits eingerichtete Zollwachabteilung und das Straßenzollamt Pernau mussten wieder aufgelassen werden. Die Zollwachabteilungen wurden in Deutsch Schützen und Oberbildein, die Straßenzollämter in Deutsch Schützen Oberbildein und Höll eingerichtet. Sie waren in einem Mietshaus untergebracht, die Beamten mussten sich in Privathäusern einmieten. Erst 1938 wurden drei Zollhäuser mit Wohnungen für die Zöllner gebaut. Der Baugrund wurde von der katholischen Kirche gekauft. Ein Rückstellungsantrag nach dem Krieg blieb anscheinend erfolglos. Auch in Eberau und Höll wurden Zollhäuser errichtet. Ab Herbst 1938 wurden auch in Bildein HIGA’s (Hilfsgrenzangestellte), meist ältere Männer, angestellt.

Die neue Grenze brachte zahlreiche Probleme mit sich. Die Hauptverkehrsstraße im unteren Pinkatal von Körmend bis Rechnitz war durch die neue Grenze sieben Mal unterbrochen. Eine gute Verbindung nach Westen, in den Raum Güssing, bestand nicht. Erst 1938 erhielt Bildein eine befestigte Verbindung zur heutigen B 56. Die Fahrt nach Wien über den Wechsel dauerte drei Stunden. Dies mussten viele Wochenpendler aus BIldein in Kauf nehmen. Öffentliche Verkehrsmittel gab es nicht. Die geplante Eisenbahn durch das Pinkatal scheiterte noch vor dem Ersten Weltkrieg. In den beiden Dörfern waren die Verkehrsverhältnisse katastrophal. Erst 1957/58 wurde die Straße durch die beiden Orte gegrädert und staubfrei gemacht und in der Folgezeit asphaltiert.

Die engen verwandtschaftlichen Beziehungen von Bildein zu Pernau wurden zerrissen. Arzt und Tierarzt befanden sich in Pernau, die Kranken mussten über die Staatsgrenze in das Krankenhaus nach Steinamanger gebracht werden. Entlang der Grenze kam es in den ersten Jahren immer wieder zu Zwischenfällen. Grenzpassierscheine wurden verweigert, Österreicher beschimpft und nicht über die Grenze gelassen. Ungarische Grenzsoldaten verletzten immer wieder die Grenze. Der Schmuggel blühte und lebte in der Wirtschaftskrise der 30er Jahre wieder auf. Aus Ungarn wurden Zucker, Eier, Schmalz, Tabak, aber auch Vieh nach Österreich geschmuggelt.

Der Ortsgruppenleiter der NSDAP war der Zollamtsleiter Josef Schorrer. Im Frühjahr 1939 wurde im Oberbildein ein Reichsarbeitsdienstlager errichtet. Es bestand aus 4 Holzbaracken für 52 Personen. Die Arbeitsdienstmaiden wurden bei den Bauern in den Dörfern der Umgebung eingesetzt. Sie führten auch einen Kindergarten. Vom Lager ist nur ein Luftschutzbunker erhalten. Das Lager wurde am 26.März 1945 geräumt.

Für den Bau des Südostwalles wurden die einheimische Bevölkerung, aber auch Zwangsarbeiter und ungarische Juden eingesetzt. Die geplanten Verteidigungsanlagen wurden nie fertiggestellt.

Am 28./29. März 1945 erreichten die Russen den Ostrand des Pinkatales. Am 30. März konnten Angriffe in Deutsch Schützen und Moschendorf noch abgewehrt werden. Ober- und Unterbildein wurden von den deutschen Truppen geräumt. Die Pinkabrücke wurde gesprengt. Es gab aber noch tagelang Kämpfe. Von Winten aus drängten deutsche Truppen die Russen noch einmal bis zur Pinka zurück.

Ein Teil der Bewohner floh in den Westen, andere suchten mit ihrem Vieh im Punitzer Wald Zuflucht. Nach der Besetzung durch die Rote Armee kam es zu den üblichen Übergriffen, Plünderungen und Vergewaltigungen. Einige Wochen hindurch waren die Zustände fürchterlch. An den Plünderungen beteiligten aich auch ungarische Soldaten, die besonders grausam vorgingen. Mehrere Personen wurden von den Russen erschossen.

Die Russen begannen, zwischen Eberau und Bildein einen Flugplatz anzulegen. Die Bevölkerung, vor allem Frauen und Mädchen, mussten Zwangsarbeit leisten.

Im Zweiten Weltkrieg hatte Oberbildein 20 Gefallene und 7 Vermisste zu beklagen, in Unterbildein gab es 25 Kriegstote.

1956, während des Ungarn-Aufstandes, wurde auch in Bildein ein Auffanglager für Flüchtlinge in der Volksschule eingerichtet. Unter den Flüchtlingen waren auch viele Pernauer. Nach 1956 wurde der Eiserne Vorhang erneut aufgebaut. Es kam mehrmals zu Unfällen mit angeschwemmten Tretminen. 1968 wurde mit der Minenräumung begonnen, ab Feber 1990 der Grenzzaun abgebaut.

Im August 1965 wurden die Orte von einem Hochwasser heimgesucht.

1995 wurde die Zollwachabteilung Oberbildein aufgelöst, die Beamten nach Schachendorf und Heiligenkreuz versetzt. Die meisten der Beamten traten zur Gendarmerie über. Die Zollhäuser wurden an Privatpersonen verkauft.

Ab 1906 gab es in Oberbildein eine Gemeindestube, die bis 1965 im Rüsthaus der Feuerwehr untergebracht war. Danach übersiedelte die Gemeindeverwaltung in ein von der Gemeinde gekauftes Wohnhaus, bis 1970, also bis zur Zusammenlegung mit Eberau.

In Unterbildein war die Gemeindestube in einem Zubau zum Feuerwehrhaus bis 1931 untergebracht. 1950 erfolgte ein weiterer Zubau zusammen mit der Milchsammalstelle (bis 1970)

1970 wurde die Großgemeinde Eberau gebildet, bestehend aus Eberau, Gaas, Kulm, Winten, Kroatisch Ehrensdorf und den beiden Bildein. Alle öffentlichen Einrichtungen wie die beiden Volksschulen, der Kindergarten, die Post wurden nach Eberau verlegt. Auch die beiden Gasthäuser und die zwei Gemischwarenhandlungen in Bildein schlossen.

Am 1. September 1991 fand die Volksbefragung über die Gemeindetrennung statt. 76 % der Oberbildeiner und 79,84 % der Unterbildeiner stimmten für die Trennung. Diese war mit heftigen Auseinandersetzungen verbunden. Der Trennungstermin hätte der 1. Jänner 1992 sein sollen, verzögerte sich aber um ein Jahr. Seit 1. Jänner 1993 ist Bildein eine eigenständige Gemeinde. Am 28. März 1993 wurde Walter Temmel zum Bürgermeister gewählt

Nach der Trennung von Eberau ging die Gemeinde ab 1. Jänner 1994 eine Verwaltungsgemeinschaft mit Eberau ein, die bis 1999 dauerte. Erst 1996/97 wurden die beiden Ortsverwaltungsteile aufgelöst.1997 schlossen sich Ober- und Unterbildein zusammen. Mit 1. Jänner 2000 erhielt das Gemeindeamt Bildein eine eigene Leiterin. Das neue Gemeindeamt wurde 1994 im Pfarrhaus von Unterbildein, für 50 Jahre von der Pfarre gemietet, eingerichtet.

 

Infrastruktur

  • Zwischen 1888 und 1890 in Eberau ein Spar- und Aushilfsverein gegründet, 1923 ein Vorschusskasdenverein (genossenschaft)
  • 1920 Beginn der Stromversorgung durch die echet – Mühle
  • 1925 Aufbau eines elektrischen Ortsnetzes
  • 1939 wird ein Postamt in Oberbildein errichtet; 1978 aufgelöst. Posthilfsstellen in Kaufhäusern, 2011 Postpartner
  • 1953 Neubau der Pinkabrücke
  • 1960/61 Errichtung des Wasserleitungsnetzes
  • 1965 Asphaltierung der Ortsdurchfahrten
  • 1969 Neue Brücke über den Rodlingbach
  • 1970 Fertigstellung der Kanalisation
  • 1971 wurden die in beiden Orten bestehenden Saisonkindergärten in zusammengelegt . Der in Oberbildein untergebrachte Kindergarten wurde 1988 geschlossen. In Eberau bestand ein Zentralkindergarten
  • 1978 Raiffeisenbankstelle Oberbildein als Zweigstelle der Raiffeisenkasse Eberau ; ein Gebäude wird gekauft, 1964 Teil der neu gegründeten Raiffeisenbank Unteres Pinkatal und 1991 der Raiffeisen- Bezirksbank Güssing. 1999 wird die Bankstelle in Oberbildein geschlossen.
  • 1982 wurde nach langen Streitigkeiten um den geeigneten Standort die gemeinsame Leichenhalle errichtet – am Oberbildeiner Friedhof, aber bereits auf dem Gemeindegebiet von Unterbildein.
  • 1992 Errichtung einer gemeinschaftlichen Biodieselanlage
  • 1993 Gründung der Fernwärmegenossenschaft.1994 gebaut, 2008 erweitert; derzeit 95 Objekte angeschlossen. Im Jahr werden ca. 3000 – 3500 Schüttraummeter Hackschnitzel verfeuert. Das Holz kommt aus dem Bildeiner Wald, z.T auch aus Ungarn.
  • 1997 Hochwasserschutz durch Errichtung eines Entlastungsgerinnes östlich der Pinka
  • 1999 Anschluss an die Abwasserbeseitigungsanlage Höll
  • 2001 Neue Wehranlage
  • 2002 – 2020 Ausbau der Straßen und Gassen
  • 2014 und 2016 Photovoltaik – Solaranlage mit Bürgerbeteiligung
  • 2029 Hochwasserrückhaltebecken

 

Geplantes Braunkohlekraftwerk

Bei Bohrungen in den Jahren 1977/78 wurden im Raume Eberau Braunkohlenflöze gefunden. Ein großes Vorkommen wurde nahe der Grenze zu Ungarn bei Bildein entdeckt, nach Schätzungen mit etwa 500 Millionen Tonnen Lignit, im Tagebau abzubauen. Die burgenländische Landesregierung nahm Verhandlungen mit Ungarn auf und die Dampfkraftwerke Korneuburg wurden mit der Ermittlung eines Standortes für ein Kraftwerk beauftragt. Ein Vorschlag sah Bildein-Ost, direkt an der Grenze, vor. Der Bau von zwei Kraftwerksblöcken hätte 5 Jahre gedauert und 8,8 Mrd. Schilling gekostet. 250 Arbeitsplätze wurden in Aussicht gestellt. Eine Abstimmung in der Großgemeinde Eberau ging mit 16:2 Stimmen für das Kraftwerk aus. Gegen das Kraftwerk regte sich bald Widerstand durch ein „Komitee „Schützt den Lebensraum Pinkatal“,obwohl die Aussicht auf Arbeitsplätze auch für manche Bildeiner verlockend war. Von den Gegnern wurde vor allem eine hohe Belastung durch Schwefeldioxyd befürchtet. Ein Gutachten der Akademie der Wissenschaften sprach sich gegen das Kraftwerk aus. Bald wurde auch die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt. 2003 wurden die Pläne vom ungarischer Seite erneut aufgewärmt, stießen nunmehr aber sofo0rt auf großen Widerstand.

 

Entwicklung und Maßnahmen in jüngster Zeit

  • 1994 Besuch des Bundespräsidenten Thomas Klestil
  • 1995 Burgenländischer Umweltpreis
  • 1999 Ertses Landwirtschafts- und Direktvermarkterfest
  • 2000: Neue Hausnummern und erstmals Straßenbezeichnungen eingeführt
  • 2001 Preis für Dorferneuerungskonzept, Eröffnung des „Burgenländischen Geschichte(n)hauses“ im ehemaligen Rüsthaus der Feuerwehr Unterbildein
  • 2001 Grenzerfahrungsweg
  • 2002 Eröffnung einer Mediathek, eines Weinarchivs und 2004 eines Weinkulturhauses
  • 2007 Verleihung eines Gemeindewappens

Trotz der geringen Einwohnerzahl gibt es in Bildein ein intensives Vereins- und Kulturleben. Sehr aktiv ist der Kulturverein KuKuK. Er veranstaltet seit 2000 das „picture on Festival“. Der Kulturverein „Grenzgänger“ eröffnete 2001 das „burgenländische Geschichte(n)haus, 2002 die Mediathek und das Weinarchiv mit einem Schauweingarten. 2004 wurden das Weinkulturhaus und ein Kaufhaus eröffnet, 2011 kam der „Grenzerfahrungsweg“ als weitere Attraktion hinzu.

 

Bevölkerungsentwicklung

Um 1700 Pest, 1873 Cholera, 1929 Typhusepidemie. 1910 hatten die beiden Orte zusammen noch 818 Einwohner, 2019 nur mehr 349. In Oberbildein lebtebn 1939 445, 2019 176 Menschen, in Unterbildein 1910 407, 2019 160 Personen. Die Geburtenzahlen sinken, die Bevölkerung ist überaltert. Vor allem die Jungen und gut Ausgebildeten wandern in die Städte ab.

Nach der Volksgruppenzugehörigkeit waren die Einwohner beider Orte im Laufe ihrer Geschichte mit wenigen Ausnahmen Deutsche. Nur im Buja-Meierhof lebten 1870 bis 1945 Ungarn. Im 19. Jahrhundert bestand eine kleine Roma-Siedlung. Von 2007 bis 2019 atieg die Zahl der Ungarn von 3 auf 39.

 

Politische Entwicklung

In der Zwischenkriegszeit dominierten in Oberbildein die Christlichsozialen. In der Zeit des Ständestaates war Stefan Müllner bÜrgermeister, 1938 bis 1945 Josef Müllner. 1950 und 1954 erhielt die ÖVP alle 9 Gemeinderatsmandate, 1958 fielen vier an die SPÖ, 1962 6 an die ÖVP, 3 an eine Namensliste, 1967 8 an die ÖVP, 1 an die SPÖ. Die Bürgermeister ab 1950 waren Josef Augustin, Ernst Meltsch, Johann Garger und Alois Müllner (bis 1970) , Ortsvorsteher nach der Zusammenlegung mit Eberau Josef Toth, August Schrammel und Vitus Mittl.

Auch in Unterbildein 1950 und 1954 fielen alle 9 Gemeinderäte an die ÖVP, 1958 5 an die ÖVP, 2 an den Bauernbund und 2 an die SPÖ, 1962 4, 1967 3 Mandate an die SPÖ. Bürgermeister waren 1935 bis 1938 Johann Müllner, 1938 bis 1945 Stefan Eberhardt, ab 1945 Alois Bauer, Lukas Eberhardt, Johann Kraxner und von 1967 bis 1970 Julian Bauer, der bis 1977 auch Ortsvorsteher war, gefolgt von Martin Stangl, Albert Müllner und Werner Eberhardt.

Die Gemeinderatswahlen nach der Trennung von Eberau brachten 1993 und 1997 9 Mandate für die ÖVP und 2 für die SPÖ, 2002 8 für die ÖVP, 3 für BLB, 2007 8 für die ÖVP und 3 für die SPÖ, 2012 und 2017 je 9 für die ÖVP und 2 für die SPÖ. Bürgermeister wurde jeweils Walter Temmel.

 

Auswanderung

Die beiden Bildein gehören zu jenen Dörfern des Südburgenlandes, die die höchsten Auswandererzahlen zu verzeichnen hatten. Die Auswanderung setzte schon um die Jahrhundertwende ein. Der erste bekannte Auswanderer war Stefan Bauer, der mit der „Noordland“ 1901 in New York ankam. Auch aus Unterbildein begann 1901 die Auswanderung. In der Zwischenkriegszeit erreichte die Auswanderung den Hüchststand. Die Gründe waren zumeist Verschuldung, Arbeitslosigkeit, wirtschaftliche Not. Oft war die Auswanderung nur als vorübergehend gedacht, um Geld zu verdienen und sich die Existenz zu Hause abzusichern. Dementsprechend waren es zunächst hauptsächlich junge Männer, die auswanderten. Tatsächlich blieben viele in Amerika und holten ihre Familien nach. In der Zwischenkriegszeit wanderten auch immer mehr Frauen aus.

Insgesamt wanderten über 400 Personen aus den beiden Bildein aus – mehr, als die beiden Orte heute Einwohner haben. Beide Ortsteile waren betroffen, aus Oberbildein kamen ca. 173, aus Unterbildein 228 Personen. 75 Personen kamen wieder zurück. 56 % der Auswanderer waren Männer.Die wichtigsten Zielorte waren Northampton, St. Louis, Coplay (Penns.), New York, in der Nachkriegszeit Toronto in Kanada.

 

Kirche und Schulen

Das Sankt Veit –Patrozinium der Kirche von Unterbildein deutet auf eine sehr frühe Entstehung. Die Kirche wurde vermutlich von den Zisterziensern in Pernau erbaut. Der Altarbereich der Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert. 1744 erfolgte ein barocker Zubau. 1822 wurde die Kirche renoviert, 1896 die baufällige Sakristei erneuert. 1984 musste das Gewölbe saniert werden. 1986/87 wurde renoviert, 2017 der Innenraum saniert. Das Pfarrhaus bestand 1674 aus Holz, 1832 teilweise aus festem Material. Die Kirche besaß eine Achtel- Wirtschaft, die zum Teil vom Pfarrer,l überwiegend aber von den Pfarrangehörigen bewirtchaftet wurde. Die Pfarre war wohlhabend, in der Mitte des 19. Jahrhunderts verfügte sie über 6500 Gulden. Der Pfarrhof war groß und komfortabel und verfügte über entsprechende Nebengebäude.

Das Patronat hatten die Ják, die Ellerbach und schließlich die Erdödy. Nach dem Ende des Klosters Pernau zwischen 1526 und 1532 war die Abteiherrschaft eine Pfründe für höhere Geistliche. Zur Pfarre gehörten Pernau, Oberbildein und Höll. 1777 wurde Pernau eine selbständige Pfarre. 1552 wurde das Kloster wieder errichtet, die Klosterherrschaft dem Domkapitel von Agram übertragen.Zur Zeit der Zrinyi wirkten auch in Unterbildein evangelische Pfarrer. 1609 ging die Klosterherrschaftan Georg Drakovich, den Bischof von Raab.1640 überließ er sie den Ödenburger Jesuiten. 1773 gelangte sie an den Studienfonds, 1803 an Graf Carl Esterhazy, 1825 an Johann von Liechtenstein, 1832 an Ertherzog Franz Habsburg Este und anschließend an die Wittelsbacher. 1970 traten die Wittelsbacher ihre Patronatsrechte an die Diözese Eisenstadt ab. Höll gehörte bis 1750 zu Pernau, 1750 bis 1988 zu Unterbildein, danach zur Pfarre Deutsch Schützen.

Unter Pfarrer Schiefer (1895 – 1916) wurden die Pfarrgründe verpachtet. 1951 wurde aus dem früheren Kuhstall ein Pfarrheim, heute die Mediathek. 2011 wurde der Pfarrstadel zum WeinKulturHaus umgebaut.

In der Visitation von 1698 wird in Unterbildein erstmals eine Schule erwähnt.1757 war das Schulhaus in einem schlechten Zustand. Erst 1800 wurde es aus festem Baumaterial neu errichtet, 1880 wurde die Schule vergrößert. 1903 sollte ein weiteres Klassenzimmer und ein Haus für den Lehrer errichtet werden. Der Plan wurde wegen Streitigkeiten aufgegeben.1907 sollte von den drei Gemeinden Ober-, Unterbildein und Höll ein zweiter Klassenraum gebaut werden. Es kam erneut zum Streit und Oberbildein und Höll reichten einen Antrag auf Errichtung einer staatlichen Schule in Oberbildein ein. Deren Bau verzögerte sich aber bis 1910.

Unter den Lehrern der katholischen Volksschule Unterbildein im 19. Jahrhundert war Johann Frisch (1874 – 1897) erwähnenswert. Er führte eine mustergültige Baumschule.1908 reichte der Schulausschuss ein Gesuch um Staatshilfe ein. 1919 bis 1940 war Augustin Supper Kantorlehrer in Unterbildein. Nach der Zusammenlegung war er Lehrer an der gemeinsamen Volksschule, 1943 bis 1946 auch deren Leiter. 1946 wurde er des Dienstes enthoben, aber bald wieder als Lehrer in Unterbildein eingesetzt.

In Oberbildein ist 1689 und 1690 ein Lehrer belegt, ebenso von 1696 bis 1732. Im Schuljahr 1874/75 besuchten die 50 Schüler aus Oberbildein die Pfarrschule in Unterbildein. 1907 beantragten Oberbildein und Höll die Errichtung einer staatlichen Schule – nachdem man sich über einen Neubau in Unterbildein nicht einigen konnte. Ei neues Schulgebäude wurde 1910/11 eröffnet. Ein Großteil des Lehrergehalts kam aus der staatlichen Unterstützung. Lehrer an dieser Schule war Emmerich Pavetits. ER gründete zum Missfallen der Behörden auch einen deutschen Gesangsverein. Sein größtes Verdienst war, dass er 1921 vor der Entente-Kommission für Österreich eintrat. Der ursprüngliche Vorschlag für den Grenzverlauf hätte Ober- und Unterbildein entlang der Straße durchschnitten. 1927 ließ sich Pavetits an die katholische Volksschule Burg versetzen. 1964 wurde er zum Ehrenbürger von Oberbildein ernannt. Schulleiter wurde 1928 Ladislaus Martin.

1938 wurde die katholische Schule Unterbildein verstaatlicht, da Gebäude an die Gemeinde verpachtet. 1940 wurden die beiden einklassigen Schulen zusammengelegt. Die Oberstufe blieb in Oberbildein. Ladislaus Martin wurde Schulleiter. Er musste 1942 einrücken, Schulleiter wurde Supper. Das Schulgebäude in Unterbildein war 1940 baufällig. 1945 wurde Martin des Dienstes enthoben und im Anhaltelager in Güssing interniert. Nachdem auch Supper des Dienstes enthoben wurde hatte die Schule keinen Lehrer. Der Schulleiter von Eberau musste jeden zweiten Tag die Oberstufe unterrichten, in der Unterstufe war eine Schulhelferin tätig. Supper wurde wieder in Dienst gestellt, Schulleiterin aber wurde Rosa Giefing. 1949/50 wurde die Schule dreiklassig geführt. Franz Oszwald aus Kirchfidisch kam an die Schule. Die Klasse in UNterbildein führte Franz Leitner. 1950/51 wude eine Klasse geschlossen – 1949 war die Hauptschule in Eberau eröffnet worden. 1950 wurde Oszwald Schulleiter. 1953 gründete er den Männerchor „Eintracht“ und war auch als Kantor an der Pfarrkirche in Unterbildein tätig.

1956 wurde wieder über einen gemeinsamen Schulneubau gesprochen. Wegen der Bauplatzfrage kam es zu einer Verzögerung. Der Ankauf des Pfarrgartens scheiterte am Widerstand des Pfarrers. 1964 gab man den Plan endgültig auf. Nach der erzwungenen Gemeindezusammenlegung beschloss der Gemeinderat von Eberau1972, die beiden Volksschulen aufzulassen. Nur in der Volksschule Oberbildein wurde eine dislozierte Klasse für die Unterstufe bis 1980/81 weitergeführt. Danach wurden bis 1991 alle Schüler der zweiten Klasse des gesamten Schulsprengels Eberau in Oberbildein unterrichtet. Das Schulgebäude in Unterbildein stand lange Zeit leer. Gegen einen Abbruchbescheid entschied das Bundesdenkmalamt. Das Gebäude wurde an eine Wiener Familie verkauft und renoviert.

 

Quelle: Wikipedia (c)
ortslage

 

Quellen

  • Literatur: Chronik 800 Jahre Gemeinde Bildein. 2021
 

 

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