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Dr. Martin Lawrence

 

 

Schon im September 1917 wurde eine Gruppe von amerikanischen Fachleuten zusammen gerufen, die Fakten und Daten als Grundlage für die Friedensverhandlungen sammeln sollte. Einige dieser Fachleute waren wichtige Berater der Friedensdelegation. Die „fact-finding- Mission“ auf dem Gebiet der österreichisch- ungarischen Monarchie leitete der Harvard-Historiker Archibald Coolidge, ein hervorragender Kenner Europas. Im November 1918 schlug dieser sein Quartier in Wien auf. Dort suchten ihn auch Mitte Februar 1919 drei Vertreter der deutschen Bevölkerung Westungarns auf, die die Besetzung des Landstriches durch die Alliierten bis zur Abhaltung einer Volksabstimmung verlangten. Schon zu Beginn des Jahres 1919 gelangten Berichte über Deutschwestungarn an die Friedenskonferenz.

Lawrence Martin wurde 1917 in die Commission berufen. Er war Dozent für Physiogeographie an der Universität Wisconsin. Er wurde Mitglied der amerikanischen Grenzfindungskommission in Kärnten und analysierte die Angliederungswünsche Vorarlbergs an die Schweiz. Er bereiste das österreichisch-ungarische Grenzgebiet. Seine Vorschläge zur Grenzziehung waren geleitet vom Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Gegebenheiten. Sein Bericht vom 28. Februar 1919, versehen mit Statistiken und Landkarten, beschrieb das „Heanzenland“ sachkundig. Er ging auch auf Landwirtschaft und Bodenschätze ein. Martin empfahl, das Gebiet bis zur endgültigen Festlegung der Grenze unter Verwaltung Deutschösterreichs zu stellen. Es sollte aber unbedingt eine Volksabstimmung stattfinden. In Bezug auf Preßburg, das ja bereits von den Tschechoslowaken besetzt war, machte er einen interessanten Vorschlag: Die Deutschen sollten direkt jenseits der Donau, bei Engerau, eine neue Stadt aufbauen.

Coolidge übernahm die Votschläge Martins und übermittelte sie nach Paris. Im ersten Vertragsentwurf in St. Germain beließ man aber die alte Leitha-Lafnitz-Grenze. Kanzler Renner wehrte sich dagegen und Coolidge plädierte für eine neue Grenzziehung. Die Amerikaner wurden dabei von den Briten unterstützt. Im 2. Entwurf vom 20. Juli war die Übergabe an Österreich vorgesehen. Entscheidende Argumente waren neben der Volkszugehörigkeit die Lebensmittelversorgung Wiens und bald auch die Angst vor einer bolschewistischen Revolution in Österreich. Der östliche Teil des Wieselburger Komitats sollte, obwohl deutsch besiedelt, freilich bei Ungarn bleiben, ebenso wie Güns und St. Gotthard. Österreich verlangte erneut eine Volksabstimmung, die aber von der amerikanischen Kommission abgelehnt wurde. Am 10. September 1919 sprach der Vertrag von St. Germain das Burgenland offiziell Österreich zu.

Martin war nach Beendigung seiner Tätigkeit in Österreich an der US-Mission im Nahen Osten beteiligt. Nach seiner Rückkehr war er von 1924 bis 1946 Leiter der Kartensammlung in der Library of Congress in Washington. 1932 gab er den „George Washington-Atlas“ heraus. Er starb in Washington und wurde am Militärfriedhof von Arlington bestattet.

Daten

* 1880 in Stockbridge, Masschusetts
† 12.02.1955 in Washington DC.

 

Amerikanischer Geographieprofessor,
Mitglied der Coolidge – Mission

Auf Grund detailierter Studien und nach Reisen in Westungarn empfahl er, Westungarn an Österreich zu übergeben.

 

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Quellen

  • Brettl, Herbert: Lawrence Martin, der „Geburtshelfer“ des Burgenlandes. In: Burgenland schreibt Geschichte 1921-2021. Wissenschaftl. Arbeiten aus dem Burgenland, Bd. 168, 2021