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Die Lage der Burg Roy (Roj, Rovo, Rowo; Raw, Row) ist ein noch ungelöstes Rätsel der burgenländischen Geschichte. Nach Prickler ist es am wahrscheinlichsten, dass die Burg mit der dazugehörenden Siedlung im heutigen Stotzing zu suchen sind. Wichtiges Indiz dafür ist ein Gemälde in der Stotzinger Kirche, auf dem Kirche und Kloster nach der Zerstörung von 1683 mit einer Burgruine oberhalb der Kirche dargestellt sind. Alfred Ratz suchte den Standort im Bereich Donnerskirchen. Demzufolge lag die Burg auf einer Rückfallkuppe nordnordöstlich des "Neuen Saugartens", in unmittelbarer Nähe jener Stelle, wo der "Altweg", der den Leithagebirgsfuß begleitet, den Wolfsbrunngraben und den Schwarzhottergraben verlässt, um auf dem Kamm des Rückens letztlich das Hainzenkreuz und den Übergang über den Klamm des Leithagebirges nach Hof zu erreichen. J. Stessel (1897) und A. Mohl (1903) vermuteten die Burg in der Umgebung von Stotzing. A. Harmuth vermutete den Standort bei der alten Kirchenruine von Leithaprodersdorf. K. Maar (Ödenburger Rundschau 1937) suchte den Standort am Goldberg, am nörflichsten Punkt des Ruster Hügelzuges. Wolgang Meyer (2010) sucht den Standort im Bereich der Kirche von Donerskirchen.

Robert Bauer vermutet auf der Grundlage von Luftbildaufnahmen die Lage der Burg entweder als Niederungsburg am Flachgraben an der Grenze von St.Georgen und Oslip oder  - wahrscheinlicher - als Höhenburg auf einem Plateau im Südosten des Hummelberges auf dem Hotter von St. Georgen. Eine endgültige Kläsung kann nur eine archäologische Untersuchung bringen.

Die Burg wurde wahrscheinlich nach dem Mongoleneinfall 1241 von Bela IV. zum Schutze der Grenze erbaut. Zwei Jahrhunderte lang spielte Roy als Grenzfestung eine wichtige Rolle. 1271 wird sie erstmalig urkundlich erwähnt, 1273 erobert sie Przemysl Ottokar II. von Böhmen, übergibt sie 1291 wieder an Ungarn. Das gesamte 14.Jhdt ist gekennzeichnet durch Besitz- und Herrschaftstreitigkeiten mit den Nachbarn bzw. den Besitzern untereinander.

Nach Simon Kéza leiteten die Gatal ihren Ursprung von den Fürsten Mährens ab. Sie hatten Besitzungen im Komitat Neitra und in der Wulkaebene einen kleinen Herrschaftskomplex mit Donnerskirchen, Pirichendorf (Wüstung im nördlichen Teil des Osliper Hotters), Szentpétertelek (wahrscheinlich das spätere Ungarisch- Hof, Wüstung zwischen Trausdorf und Oslip) und Oggau. Mittelpunkt dieser Kleinherrschaft war wahrscheinlich die von den Gatal gegründete Burg Roy. Erstmals urkundlich erwähnt wird das Geschlecht Gatal 1251 mit Gyanur und seinem Sohn Wenzel. Wahrscheinlich zwangen die Güssinger die Gatal, sich ihnen anzuschließen. Merch (Merkur), der Sohn des Gyanur, floh zu Premysl Ottokar. 1292 wird Jakob, der Sohn Merchs, erwähnt. In diesem Jahr verkaufte Magister Arnold III. von den Buzad - Haholt seinen Erbbesitz Purbach an Ivanka und Ladislaus, Söhne des Gatal. Mit dem Kauf waren Gyanurs Söhne Wenzel und Jakob einverstanden, die Verwandten der Buzas-Haholt fochten den Verkauf jedoch an. Die Buzas - Haholt waren seinerzeit von König Stefan V. wegen ihrer Konspiration mit den Deutschen und Böhmen ihrer Besitzungen, der Burg Purbach und des Dorfes Müllendorf, für verlustig erklärt worden. Vermutlich waren aber die Buzas - Haholt wieder nach Ungarn zurückgekehrt. Arnold III. verkaufte 1287 das Dorf Müllendorf an die Mattersdorf - Forchtensteiner und dann auch die Burg Purbach. Für die Buzas - Haholt waren diese Besitzungen vermutlich zu abgelegen. Nach der Krönung Karl Roberts besetzten die Güssinger die Güter der königstreuen Nachkommen des Gyanur, die Gatal, die auf Seiten der Güssinger standen, verloren ihre Besitzungen. Wolfgang von Haschendorf, ein Günstling Karl Roberts, machte geltend, dass die Gatal Pirichendorf und Donnerskirchen wegen ihrer Rebellion verloren hätten und bat um die Verleihung dieser Besitzungen. Petö, der Sohn Jakobs, wehrte sich dagegen und machte geltend, dass ihnen ihre Erbgüter gewaltsam von Johann von Güssing entrissen worden wären. In der Folgezeit wurde um die Besitzungen in der Familie gestritten. 1335 wird das Geschlecht der Gatal ein letztes Mal erwähnt.

Von Gyanurs Sohn Wenzel I. stammten die Familien Roy und Szék (Pirichendorf) ab. 1355 protestierte Petö von Kolon aus dieser Familie gegen den Verkauf von Roy, Donnerskirchen und Oggau an Beled IV. von Kleinhöflein. Probleme gab es mit Bartholomäus Trochman, Sohn des Paul von Oslip, der die Güter in Roy und Pirichendorf überfallen und geplündert hatte und die Raubzüge trotz Ermahnung durch König Ludwig fortsetzte. Er verlor seinen Besitz. Petös Sohn Ladislaus geriet mit dem Gesetz in Konflikt. Seine Güter, u.a. in Oggau und Pirichendorf, wurden konfisziert. Michael von Kolon, Sohn des Nikolaus, konnte sie wieder auslösen. Nach König Ludwigs Tod öffneten die Roy ihre Burg den Österreichern und beunruhigten die umliegenden Dörfer. Die Kaniszai eroberten daraufhin die Festung und bekamen sie vom König übertragen. 1382 übertrug König Sigismund Burg und Dorf Roy an Nikolaus Kanizsai. 1401 und 1409 folgen weitere Schenkungsbriefe, die die Burg und die Familie Kanizsai betreffen. Nach 1409 beginnt mit königlicher Erlaubnis die Aufgabe der Burg und deren Abtragung, die sich vielleicht bis in das 17. Jahrhundert hinzog. 1420 schenkt die Familie Kanizsai dem Minoritenkloster in Eisenstadt Besitzanteile, Grundstücke aus dem ehemaligen Burgbesitz, weitere Einkünfte aus dem ehemaligen Burgbesitz werden dem Kloster 1426 zugesprochen.

1393 erhielten die Kanizsai die Herrschaft Oslip als Pfand, die sie kurz darauf kauften. Die Herrschaft war in der Hand vn Graf Thomas von Sr.Georgen-Bösing, der Teile von Pirichendorf und Oggau von Ladislaus Roy und Michael von Szék als Pfand innehatte. Weitere Besitzportionen wurden in Oggau und an Gregor von Kleinhöflein in Pirichendorf, 26 halbe Lehen, von Konrad von Szék und seiner Frau Katharina verkauft. Waldungen und die Bergmaut im Romsawer Weingebirge kaufte Friedrich von Scharfeneck. Eine letzte Erwähnung eines Angehörigen des Geschlechtes erfolgte 1429,als Harigis, Tochter des verbannten Ladislaus von Roy, offenbar nach Ungarn zurückkehrte.Sie war mit dem Ödenburger Bürger Peter Traysmawrer verheiratet und erhielt zusammen mit ihren Kindern von König Sigismund einen Anteil von Oggau, wahrscheinlich ihr bisher vorenthaltendes Mädchenviertel.

Letztmalig wird Rowo im Jahre 1457 genannt, als es als Teil der Burg Hornstein den Pottendorfern von Ebenfurt als Pfand übertragen wurde. Die Burg wurde schon um 1409 geschleift.

 

 

 

 

Grafik / Karte

 

 

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Quellen

  • Semmelweis, Karl: Das Rätsel um die Burg Roy. Bgld. Heimatblätter 1947,61

  • Landestopographie, Band II/2, Eisenstadt 1963, Seite 882-884

  • Prickler Harald, Burgen und Schlösser Burgenland, Wien 1972, S 171

  • Meyer, Wolgang: Die Burg Roj. In Ortschronik Donnerskirchen

  • Bauer, Robert:Die Burg Roy. In: Burgenländische Heimatblätter 2022, Heft 4
  • Ratz Alfred: Die Herren von Roy/Rowo" und ihre Burg. In: Chronik Gemeinde Schützen am Gebirge 1996
 

 

 
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