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Ortsname

  • 1254 Peresnje
  • 1291 Presne
  • 1343 Siendorf
  • 1366,1405,1423,1451 Peresnye
  • 1456, 1475 Sigendorff
  • 1554 Chyndorf
  • 1572 Zyndorf
  • 1713 Sigendorff

Offizieller ungarischer Ortsname Cinfalva; kroatischer Ortsname Cindrof. Peresnye ist vom Personennamen Presina abzuleiten, Siegendorf vom althochdeutschen Personennamen Sigo.

 

Urgeschichte und Römerzeit

Das Gebiet des Ortes ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. 1937 wurden Keramikbruchstücke der jungsteinzeitlichen Linearbandkeramik gefunden. Aus der frühesten Bronzezeit stammt ein Depotfund aus drei großen Gefäßen und fünf kleinen Henkeltöpfchen. 1936 wurden Skelettgräber der Wieselburger Kultur zerstört. Schon 1898 gelangte der Hort eines Gießers der späten Bronzezeit mit Lappenbeilen, Tüllenäxten, Sicheln, Armbändern, Halsreifen und Schwertklingen in eine Ödenburger Sammlung. Der wichtigste archäologische Fund sind die spätbronzezeitlichen, unenfelderzeitlichen Hügelgräber im Schuschenwald, darunter das rekonstruierte "Kriegergrab von Siegendorf". Aus der Latènezeit und der Römerzeit sind mehrere Grabfunde bekannt.

Mittelalter


Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in der Grenzbeschreibung von Kroisbach 1254 unter dem Namen Peresnje . Der Ort gehörte den Veszkény (nach einem Ort in der Raabau), einer bedeutenden Familie im Ödenburger Komitat . Zu ihren Besitzungen gehörten u.a. Cirák, Dénesfa, Kér, Siegendorf und Rust.1291 teilten sie ihre Besitzungen in in Presne (Siegendorf), Család und Cirák. Die Teilung erfolgte zischen Paul und seinen Brüdern Chosmas, Alexander und Nikolaus einerseits und Graf Andreas, Konrad und Gervasius andererseits. Die Söhne Konrads, Thomas, Stephan und Johannes traten 1327 als Zeugen zugunsten der Gathal gegen die Herren von Güssing in Erscheinung. Im 14 Jahrhundert gab es zwei Familienzweige, die Cziraky und die Pereszney (Siegendorfer). Von König Karl Robert bekamen sie auch Besitzungen in Rust geschenkt. 1366 wurde der Besitz aufgeteilt. Auch Siegendorf wurde geteilt. Zur westlichen Hälfte gehörten die Kirche und eine Kurie. Die zersplitterten Besitzungen mussten nach und nach verpfändet und verkauft werden. Thomas von Czyráki etwa verpfändete seinen Anteil an Ladislaus von Harkau, konnte das Pfand aber auslösen, indem er Katharina, die Witwe des Harkauers, heiratete. Thomas, der Sohn des Nikolaus von Zyrak, löste verpfändete Besitzungen u.a. auch in Siegendorf, wieder ein. 1451 bot Johann von Zyrak seinen Besitz der Stadt Ödenburg zum Kauf an. Andere Teile von Siegendorf gingen an die Nadasdy über. 1456 lösten Ladislaus und Markus, die Söhne des Johann Darabos de Nadasd, die verpfändeten Güter, u.. auch in Siegendorf, aus.

Ein Teil von Siegendorf gehörte zur kleinen Herrschaft von Baumgarten, zusammen mit Rohrbach. Vor 1362 war sie im Besitz von Stephans von Kanizsa. 1362 schenkte sie König Ludwig I. dem Böhmen Hinko. In der Folgezeit wechselten die Besitzer rasch: 1411 Neuhassar, 1426 Paul von Forchtenstein,, Georg und Ludwig Ladendorff sind Pfandbesitzer, 1427 Mert Weitraher, 1429 Gotthard Pokfuß, ab 1446 Ulrich Grafeneck. 1458 übergab dieser dem edlen Hanussko Tettlinger, Bürger von Ödenburg, einen freien Edelhof, den "Stubenhof", in Siegendorf auf Lebenszeit. Es war dies die Kurie bzw. der frühere Herrschaftssitz der Pereszney. Später fiel auch der Edelhof an die Herrschaft Landsee zurück.

Neuzeit

Grafeneck schloss 1475 Rohrbach und Siegendorf der Herrschaft Landsee an. Ab 1548 war der Stadthauptmann von Sopron, Hans von Weißpriach, Herr über Siegendorf, und 1550 verkaufte er den Ort seinem Verwandten Erasmus Teufel. 1553 sind Nikolaus Olah, Thomas Oláh, Nikolaus Chazar und Georg Bona Besitzer, 1556 Helene Oláh. Erzbischof Nikolaus Olah erbaute den inzwischen verfallenen Edelhof neu und ließ einen großen Fischteich anlegen. Der Hof galt um die Mitte des 16.Jahrhunderts als Musterbeispiel eines adeligen Landsitzes nach italienischem Vorbild.   1586 bis 1599 waren Franz Dersffy und seine Gemahlin Ursula Császár Besitzer. Nach dem Urbar von 1640 ist Siegendorf Teil der Herrschaft Landsee. 1612 kommt Siegendorf mit der Herrschaft Landsee in den Besitz der Familie Esterhazy. Diese schließen Siegendorf der Herrschaft Eisenstadt an. Der Edelhof, im Volksmund "Kloster" genannt, verfiel weitgehend. Die Rückseite mit zwei Rundtürmen ist erhalten. (heute KLosterkeller und Weingut).

1529 und 1532 wird auch Siegendorf von den Türken schwer verwüstet. Dadurch wurde eine Neubestiftung bzw. Einsiedlung von Kroaten notwendig. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Siegendorf eine kroatische Mehrheitsgemeinde. Bocskaiaufstand, Bethlenkrieg und dann vor allem der Türkenzug von 1683 trafen die Gemeinde erneut schwer. 1683 kam es zudem zu einem Konflikt mit der Stadt Ödenburg, da die Siegendorfer die Schweine des städtischen Spitals aus dem Dudleswald wegtrieben. Der Palatin musste dem Richter mit dem Galgen drohen um die Rückgabe zu erzwingen. 1704 wurde der Ort durch die Kuruzzen schwer geplündert. 1809 kam es zur Zeit der Franzosenkriege zu Einquartierungen und Requirierungen. Im Jahre 1835 vernichtete ein verheerender Brand 146 Häuser, die Kirche, das Pfarramt und die Johanneskapelle. In den darauffolgenden Jahren wurde die Kirche, die früher mit Holzschindeln gedeckt war, restauriert und mit Ziegeln eingedeckt.
Im Ersten Weltkrieg hatte der Ort 78 Gefallene, im Zweiten Weltkrieg 112 Gefallene und 40 Vermisste zu beklagen.

Die Bauern befanden sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, nach der Grundentlastung, in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Viele waren hoch verschuldet und mussten beim Siegendorfer Juden Gerson, Krämer und Wirt, Darlehen aufnehmen. Die Nichteinlösung der Wechsel hatte die Zwangsversteigerung zur Folge. Der Käufer der Höfe und Felder war oft Konrad Patzenhofer, der im Laufe der Zeit über 300 ha erwerben konnte. Patzenhofer nahm auch den Esterhazyschen Besitz mit dem Meierhof in Pacht und legte große Zuckerrübenpflanzungen an. Insgesamt gehörten den Esterhazy 449 ha, Patzenhofer 356 ha. 34 ha entfielen auf die Gemeinde und 30 ha auf die Kirche. Im Besitz der Urbarialgemeinde waren 430 ha, davon 100 ha unproduktiv. Im Besitz der Bauern waren 901 ha. Die bäuerlichen Familienbetriebe wurden immer weiter geteilt, so dass in der Zwischenkriegszeit nur mehr wenige lebensfähig waren. Das zeigt die Besitzstruktur von 1950 deutlich: Nur vier Bauern hatten einen Besitz von 12 ha, 100 Betriebe nur 3 bis 6 ha, 40 über 3 ha. Vor allem die Frauen der Kleinbauern waren gezwungen, als Taglöhnerinnen gegen Naturallohn zu arbeiten. Vor dem 1. Weltkrieg war die Kinderarbeit auf den Zuckerrübenfeldern weit verbreitet. Sie wurde erst in der Zwischenkriegszeit eingeschränkt. Auf dem Meierhofgründen wurden hauptsächlich Zuckerrüben angebaut, aber auch Soja, Paradeiser und Erbsen. Es wurde Schweinezucht und Ochsenmast betrieben. Ende der 1920er Jahre begann die Motorisierung. Am Meierhof waren "Deputatisten" gegen Wohnung und Naturallohn, später ergänzt durch geringe Geldlöhne, beschäftigt. Für die Rübenarbeit wurden zusätzlich Saisonarbeiter aufgenommen, vor allem nachdem die Kinderarbeit eingeschränkt wurde. Die Saisonarbeiter kamen aus Oberungarn (Slowakei) und dann auch aus dem Südburgenland.

Viele Männer, die in der Fabrik keine Arbeit fanden, waren als Bauarbeiter und Industriearbeiter in Niederösterreich tätig. Aber auch 10 bis 12-jährige Kinder arbeiteten in den niederösterreichischen Spinnereien. Die Tätigkeit als Wochenpendler wurde durch den Bahnanschluss erleichtert.

Zeitgeschichte

Die wirtschaftliche Situation in der Zwischenkriegszeit war durch die weitere Entagrarisierung und durch eine strukturschwache Landwirtschaft, weitere Betriebsteilungen in der Erbfolge und die Notwendigkeit, eine außerlandwirtschaftliche Arbeit aufnehmen zu müssen, gekennzeichnet. Der Weinbau konnte sich nach der Reblauskrise erholen. 1934 waren 53 ha Rebfläche, die sich aber auf 199 Weingartenbesitzer aufteilten. Die meisten hatten unter einen halben ha, produzierten also nur für den Eigenbedarf. Nur ein Betrieb fiel in die Kategorie zwei bis drei ha Weingärten. 1951 hatten von den 228 Betrieben 119 0,5 bis 2 ha Grund, 73 zwei bis 5 ha, 28 5 bis 10 ha und nur 3 10 bis 20 ha. Der Großgrundbesitz dominierte. 1938 besaßen die Esterhazy 750 ha, davon 170 ha Wald in Eigenbewirtschaftung. 561 ha waren verpachtet. Erst in den Jahren 1956 bis 1960 wurden über 18 ha an 165 Bauwillige für Siedlungszwecke abverkauft.

Handwerk, Gewerbe und Handel waren in Siegendorf trotz der relativen Größe des Ortes eher schwach entwickelt. 1956 gab es 2 Baubetriebe , 3 Zimmerermeister, mehrere Schuster und Schneider,4 Bäcker , 2 Müller, 3 Fleischer, je einen Schlosser, Tischler, Spengler, Installateur, Elektriker und Schmied. Der Nahversorgung dienten 9 Greißler und die Konsumgenossenschaft.

Erster Bürgermeister in österreichischer Zeit war bis Mai 1922 Paul Wlaschitz, gefolgt von Johann Dragotinits und Josef Gollubits (bis 1927). Von 1927 bis 1934 war Stefan Springschitz Bürgermeister, in der Zeit des Ständestaates Thomas Novak und Franz Pinterits, in der Zeit des Nationalsozialismus Karl Pieler und Josef Dorner.

Das größte Problem Siegendorfs war schon im 19. Jahrhundert die Wohnungsnot. Nahezu jedes Haus war auch mit Inwohnern, also Untermietern, überbelegt. Mit dem starken Zuzug wurde dieses Problem immer drängender. Die Zuckerfabrik sorgte für die Unterbringung vor allem der Angestellten. Patzenhofer kaufte aber auch Bauernhäuser und ließ Arbeiterwohnungen einrichten. Die auswärtigen Saisonarbeiter waren in Massenquartieren untergebracht. Die Situation besserte sich erst nach dem Anschluss an Österreich. In der Zwischenkriegszeit gelang es manchen Arbeiterfamilien, kleine Häuser zu bauen, in der üblichen Form der Nachbarschaftshilfe.Von 1920 bis 1934 stieg die Häuserzahl von 293 auf 423. Neue Straßen wurden angelegt. Aber erst nach dem 2. Weltkrieg konnte das Wohnungsproblem durch eine überaus starke Bautätigkeit gelöst werden.

Siegendorf war schon in der Zwischenkriegszeit sehr stark von der Sozialdemokratie dominiert. Schon bei der ersten Wahl 1923 erhielten die Christlichsozialen nur 245 Stimmen, die Sozialdemokraten hingegen 738. 1927 entfielen 331 Stimmen auf den Landbund, 769 auf die Sozialdemokraten. Springschitz, geboren 1895 und Maurer in der Baufirma seines Vaters, war schon in der Zwischenkriegszeit die prägende Persönlichkeit des Dorfes. Er gehörte zu jenen, die vehement den Anschluss an Österreich forderten. Während der Rätezeit gehörte er dem "Dreißiger - Ausschuss" des Deutschen Gaurates an. Nach dem Sturz der Räteregierung floh er nach Österreich und ließ sich in Pottendorf nieder. Dort bildete er eine Zelle der neuen sozialdemokratischen Landespartei. 1921 wurde er Mitglied des Landesparteivorstandes. 1927 wählten ihn die Siegendorfer zum Bürgermeister. 1930 zog er in den Landtag ein. Er wurde Sekretär der Bauarbeitergewerkschaft. Im Feber 1934 wurde Springschitz von der Heimwehr verhaftet. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1945 kehrte er aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zurück und wurde noch im Oktober 1945 zum Bürgermeister gewählt. Von 1946 bis 1949 war er auch Abgeordneter zum Nationalrat.

Das Vereinsleben im Ort war sehr stark von sozialistischen Organisationen geprägt. Schon 1921 gründete Stefan Springschitz, später Bürgermeister, Landtags- und Nationalratsabgeordneter, eine Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei. 1921 entstand ein Arbeiter-Männergesangverein, 1922 ein Arbeiter-Radfahrerverein Es bestand seit 1926 eine starke Formation des Schutzbundes. 1927 wurde eine Ortsgruppe der sozialdemokratischen Arbeiterjugend gegründet, 1929 ein Arbeitersportverein und Freie Schule Kinderfreunde. Das Leben im Dorf war durch diese Vereine geprägt, die Sozialdemokratie zeigte bei den jährlichen Maiaufmärschen ihre Dominanz. Die Zuckerfabrik blieb von den politischen Auseinandersetzungen weitgehend verschont, auch weil Konrad Patzenhofer jun. auch in der Arbeiterschaft einiges Ansehen genoss. 1934 wurden alle diese Vereine aufgelöst. Es kam zu keinen Kämpfen, da der Schutzbund zu spät alarmiert wurde. Heimwehrleute aus Klingenbach gingen mit Gewalt gegen die Siegendorfer "Roten" vor. Siegendorf blieb aber ein Zentrum des Widerstandes sowohl im Ständestaat wie auch in der Zeit des Nationalsozialismus. Durch Impulse aus Wiener Neustädter Zellen formierte sich schon vor dem Anschluss an das Dritte Reich ein politischer Zirkel, bestehend aus ehemaligen Sozialdemokraten, Funktionären der Kommunistischen Partei und Revolutionären Sozialisten. Ursprung nahm dieser bei der gemeinsam Arbeit im Zillingdorfer Bergwerk und die Tätigkeiten umfassten das Gestalten von Druckschriften und das Sammeln von Solidaritätsbeiträgen für in Not geratene Genossen und deren Familien. Die Leitung hatte bis zu seiner Einberufung 1941 Johann Wild und danach der Hilfsarbeiter Mathias Karlovits. 1942 wurde die Widerstandsgruppe aufgedeckt. Fünf Mitglieder wurden zu je drei Jahren Zuchthaus, Mathias Karlovits und der Kassierer zum Tod verurteilt und am 2. November 1943 hingerichtet. Andreas Posteiner, ein weiteres Mitglied des Zirkels, wurde zu vier Jahren in der Strafanstalt Stein an der Donau verurteilt. Dort wurde er während des Massakers im Zuchthaus Stein am 6. April 1945 erschossen.

Während der letzten Kriegstage fielen drei Bomben auf den Ort, eine Person wurde getötet. Unter den Besatzungssoldaten hatten besonders die Bewohner der Zuckerfabrik zu leiden. Es kam zu schweren Übergriffen. Ein Mann, der seine Frau und Tochter verteidigen wollte, wurde erschossen. Die Wohnungen der Angestellten wurden geplündert. Auch im Dorf wurden Häuser beschlagnahmt, der gesamte Viehbestand requiriert. Auch die Gutshöfe wurden total ausgeplündert. In der Zuckerfabrik wurden Maschinen und Einrichtungen abtransportiert. Die Besitzer waren geflohen. Es war der Arbeiterschaft und der Tatkraft des Bürgermeisters Stefan Springschitz zu verdanken, dass die wichtigsten Betriebsmittel besorgt werden konnten und der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte.

Politische Entwicklung nach 1945

Dominierende Persönlichkeit war wieder Stefan Springschitz, der nach einer kurzen Phase eines KPÖ-Bürgermeisters Stefan Novak im Herbst 1945 wieder Bürgermeister wurde. Nach dem 2. Weltkrieg gewann die Sozialdemokratie ihre dominierende Rolle zurück und hat diese bis heute behauptet. 1950 wählten 216 Personen die ÖVP, 1026 die SPÖ und 259 die Kommunisten (Linksblock).

Unter Springschitz konnte die Fabrik trotz der Demontagen nach relativ kurzer Zeit wieder in Betrieb genommen werden. Die Aufbauarbeit in den ersten Nachkriegsjahren fand ihren Höhepunkt in der Errichtung des neuen Rathauses mit dem Renner - Denkmal. Seine Nachfolger wurden Andreas Mihalics und dann der Langzeitbürgermeister Josef Mayer, von 1962 bis 1983. In seiner Zeit erfolgte der Aufschwung des Ortes. Straßen und Wege wurden ausgebaut und ab 1963 die Ortskanalisation in Angriff genommen. Im Schuschenwald wurde das Freilichtmuseum eingerichtet. 1966 wurde das großzügige Schwimmbad errichtet, die Hauptschule wurde gebaut und die Volksschule umgebaut. Die Gemeinde kaufte das Kastell und richtete dort ein Kulturzentrum ein. Auf dem Areal des Meierhofes entstanden eine Wohnhausanlage und ein Feuerwehrhaus. 1971 wurde der Ort an das Erdgasnetz angeschlossen und neue Sportstätten geschaffen. Siegendorf und Zagersdorf wurden zu einer Gemeinde zusammengelegt. Die wichtigsten Infrastrukturprojekte waren die Kanalisation mit dem Anschluss an die Zentralkläranlage Wulkaprodersdorf.

Walter Prior, 1947 in Siegendorf geboren, war nicht nur Bürgermeister. 1987 kam er in den Landtag, 2000 wurde er erster Landtagspräsident. Ab 1983 war er Bürgermeister. Vor allem der Wohnungsbau stand im Vordergrund, neue Wohnhausanlagen wurden errichtet. 1987 wurde der neue Friedhof mit einer neuen Leichenhalle angelegt. Die Ortsbildgestaltung wurde immer wichtiger.Das Rathaus wurde umgebaut und der Pusztameierhof zu einem Veranstaltungszentrum. Ein schwerer Rückschlag war die Schließung der Zuckerfabrik. Die hohe Arbeitslosigkeit machte entsprechende soziale Maßnahmen erforderlich. Es gelang aber, das Arbeitsplatzproblem relativ zufriedenstellend zu lösen. Ein kleineres Problem war die Trennung von Zagersdorf von der Gemeinde Siegendorf. 2010 zog sich Prior in die Pension zurück. Er starb am 13. August 2021.

In den Wahlen zum Gemeinderat dominierte die SPÖ wie in kaum einer anderen Gemeinde des Landes.1997 errang die SPÖ 16 Mandate, die ÖVP 4, die FPÖ 1 Mandat. An diesem Stärkeverhältnis hat sich seither nur wenig geändert. Die SPÖ blieb bei den Wahlen von 2002, 2007, 2012 und 2017 bei 18 oder 19 Mandaten, die ÖVP bei 4 oder 5 Mandaten. Bürgermeister wurde nach Walter Prior gerhard Steier, der der Gemeinde 15 Jahre lang vorstand. Er war 2002 bis 2010 auch Abgeordneter zum Nationalrat und 2010 bis 2015 Erster Präsident des Burgenländischen Landtages. 2015 trat Steier aus Protest gegen die Koalitionsvereinbarungen Hans Niessls mit der FPÖ aus der SPÖ aus und war bis 2020 freier Abgeordneter. Bürgermeister ist seit 2011 Rainer Porics. Er wurde 2017 mit 85,65 % der Stimmen gewählt.

Die Zuckerfabrik

-> Die Anfänge der Industrialisierung

Der Begründer der Zuckerfabrik war Conrad Patzenhofer. Patzenhofer entstammte einer bayrischen Bauernfamilie. Er wurde 1821 in Moosach geboren. Er war in der Wr. Neustädter Zuckerraffinerie beschäftigt. Zusammen mit den dortigen leitenden Beamten, darunter sein späterer Schwiegervater Daniel Rothermann, errichteten sie die Zuckerfabrik in Hirm. Beim Bau der Hirmer Zuckerfabrik war Patzenhofer technischer Leiter. Wahrscheinlich gab dann in der Folgezeit der damalige Pächter der Esterhazyschen Güter in Siegendorf, Ruehitl, durch die Zusicherung, auf seinen Äckern Rüben anzubauen, Conrad Patzenhofer den entscheidenden Anstoß, in Siegendorf mit dem Bau seiner Zuckerfabrik zu beginnen, gemeinsam mit den Wiener Maschinenfabrikanten Josef Baechlé. Im Jahre 1853 wurde die Fabrik gebaut und schon im Herbst die erste Kampagne abgehalten. Schon nach kurzer Zeit machte Siegendorf Gewinne, die Produktion wuchs ständig. Patzenhofer pachtete die Esterhazy-Gründe und kaufte auch Grund zu, zusammen 800 ha. Der See auf den "Sulzbreiten" wurde trockengelegt, um eine größere Anbaufläche für Rüben zu schaffen. Diese Arbeit, bei der über 15 km Wassergräben entstanden sind, wurde 1895 vollendet. 1894 wurde eine 235 PS starke Dampfmaschine aufgestellt, die jährlich 1200 Waggons Steinkohle benötigte. 1894 hatte die Siegendorfer Fabrik 10 Angestellte, 26 Vorarbeiter, 6 Lehrlinge und 237 männliche und 96 weibliche Beschäftigte. Patzenhofer besaß weitere Zuckerfabriken in Großzinkendorf, Bük, Ács und Landegg. Vom Bahnhof Wulkaprodersdorf wurde eine Flügelbahn nach Siegendorf gebaut. 1890 wurde Baechlé ausbezahlt. 1904 übernahmen Konrad Patzenhofers Söhne Conrad jun., Rudolf und Alfred die Betriebe. 1910 wurden sie in den ungarischen Adelsstand erhoben. Im Eigenbesitz oder in Pacht hatten die Patzenhofer 26 Gutsverwaltungen mit 15000 bis 18 000 ha. Allein in Siegendorf wurden 1900 60, 1916 aber schon 95 Waggons Zuckerrüben täglich verarbeitet.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es durch die neue Staatsgrenze zu einigen Problemen. Die beiden ersten Kampagnen fielen aus Mangel an Rüben aus, da viele Anbaugebiete bei Ungarn blieben. Gebiete, die früher nach Petöhaza lieferten, wie die Region Frauenkirchen und Deutschkreutz, wurden Siegendorf zugeteilt. Die Rübenproduktion musste in Österreich durch Absprache mit den österreichischen Fabriken neu geregelt werden. 1930/31 wurden weite Gebiete in Niederösterreich Siegendorf zugeteilt. 1940/41 wurde außerdem die Hirmer Fabrik stillgelegt. Die Produktion stieg aber schon bald wieder stark an, erreichte in den 1920er Jahren noch das Vorkriegsniveau und konnte bis 1934/35 verdreifacht werden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Siegendorf, nicht zuletzt wegen der Zuckerfabrik, ein aufstrebender Ort. Die Bevölkerung nahm rasch zu, wobei viele Personen aus allen Teilen der Monarchie zuzogen. Vor allem die leitenden Angestellten (die "Beamten") kamen zunächst von auswärts, etwa aus Böhmen, ebenso viele Facharbeiter und Spezialisten. Die sehr beengten Wohnverhältnisse im Dorf machten den Bau eigener Siedlungshäuser, vor allem für die Angestellten, erforderlich. Patzenhofer kaufte auch Bauernhäuser und richtete Arbeiterwohnungen ein.

Die Fabrik produzierte fast bis zum Kriegsende, z.T. auch mit Kriegsgefangenen. 1945 flohen die Besitzer, die Fabrik wurde geplündert. Aber schon 1946/47 konnte wieder eine Kampagne anlaufen. Fabriken und Güter der Patzenhofer in Ungarn wurden enteignet und kollektivieret. 1975 waren in der Fabrik ganzjährig 310 Personen beschäftigt, 580 während der Kampagne. 1977 wurde die Fabrik in Siegendorf an die Firma Sugana - Agrana verkauft. 1988 wurde die Zuckerfabrik trotz moderner Produktion geschlossen. Für Siegendorf war dies eine Katastrophe. Von den 2500 Einwohnern wurden 240 arbeitslos.

Bevölkerungsentwicklung und sozialökonomische Struktur

1785 hatte das Dorf 914 Einwohner, 1828 1248 und 1843 1589 Einwohner. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg dann die Einwohnerzahl stark, wobei neben der hohen Geburtenzahl vor allem die Fabriksgründung und die damit verbundene Zuwanderung beitrugen: 1863: 1631, 1880: 1589, 1900: 1886, 1910: 1938, 1923: 2077, 1934: 2337, 1946: 2114, 1951 2387, 1961: 2400; 1971: 2454; 1981: 2402; 1991: 2446; 2001: 2720; 2011: 2938; 2020: 3066. Nach Jahrzehnten der Stagnation - ohne Zweifel auch eine Folge der Schließung der Zuckerfabrik - wächst die Einwohnerzahl seit der Jahrtausendwende. Der Zuzug vor allem aus Eisenstadt und der rege Wohnungsbau machen sich bemerkbar. Viele der neuen Einwohner sind Auspendler. Insgesamt pendelten 2011 1067 Personen aus.

Nach der Sprachzugehörigkeit hat Siegendorf seinen nahezu ausschließlich kroatischen Charakter verloren. Die Zahl der Deutschen stieg von 203 im Jahre 1900 auf 947 1961, die der Kroaten sank im selben Zeitraum von 1567 auf 1337 Personen ab. Nach dem ersten Weltkrieg, 1920, lebten auch noch 173 Magyaren im Dorf. In der Volkszählung von 2001 bezeichneten sich 49 % als deutschsprachig, 38 % als Burgenland - Kroatisch sprechend und 6,4 % als Kroaten.

Schon im 19. Jahrhundert wurde aus dem Bauerndorf Siegendorf ein Ort, in dem die Industriearbeiterschaft überwog. Die Landwirtschaft war auch keineswegs in der Lage, die rasch wachsende Bevölkerung zu ernähren, da durch Realteilung die meisten Betriebe zu klein waren. Es gab eine hohe Zahl an Kleinhäuslern und Inwohnern. Am Esterhazyschen Meierhof wurde Robotarbeit geleistet, nach deren Abschaffung waren die "Deputatisten" die wichtigsten Arbeitskräfte. Dazu kamen aber auch Taglöhner aus dem Dorf. Dort waren aber auch auswärtige Saisonarbeiter, vor allem aus Oberungarn, beschäftigt. Der Meierhofbetrieb war arbeitsintensiv. 1000 Schafe wurden gehalten und eine Schweizerei mit 83 Kühen aufgebaut. Neue Produkte wie Mais, Kraut und dann vor allem die Zuckerrübe erforderten einen hohen Arbeitsaufwand. Die Bindung an die Landwirtschaft ging aber keineswegs sofort verloren. Vor allem waren noch viele Frauen als Taglöhnerinnen auf den Meierhöfen und auf den Feldern der Patzenhofer in der arbeitsintensiven "Rübenarbeit" tätig. Die Entagrarisierung schritt aber kontinuierlich voran. 1900 waren 404 Personen in der Landwirtschaft und 378 in Industrie und Gewerbe tätig, 1934 wurden 891 Personen der Landwirtschaft, hingegen 1194 der Industrie und dem Gewerbe zugezählt. Nur ein Teil der Siegendorfer konnte in der Fabrik Arbeit finden. Der Bahnanschluss in Wulkaprodersdorf ermöglichte das Auspendeln als Tages- oder Wochenpendler. Frauen arbeiteten in den grenznahen österreichischen Textilbetrieben, etwa in Pottendorf, die Männer als Maurer, Industriearbeiter oder im Neufelder Braunkohlebergbau.

Es war das Ziel vieler Siegendorfer aus der unterbäuerlichen und kleinbäuerlichen Schicht, einen Dauerarbeitsplatz in der Fabrik zu bekommen. Die Saisonarbeit in der Rübenarbeit und in der jährlichen Zuckerkampagne bot die Möglichkeit eines relativ gesicherten Einkommens. 1951 gab es 228 landwirtschaftliche Betriebe, darunter drei Großbetriebe mit mehr als 200 ha, die zusammen 55 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewirtschafteten. 1995 gab es nur mehr 4 Vollerwerbsbauern und 43 Nebenerwerbsbauern, vorwiegend im Weinbau, im Dorf. 2011 wurden 17 landwirtschaftliche Betriebe gezählt, davon waren 12 Nebenerwerbsbauern.

Die heutige sozialökonomische Struktur ist durch das Überwiegen der Beschäftigten im Dienstleistungsbereich und im öffentlichen Dienst gekennzeichnet. In der Gewerbezone Ost mit vielen neuen Handels- und Industriebetrieben stehen auch im Ort Arbeitsplätze zur Verfügung. Es sind viele neue Betriebe entstanden, 46 Betriebe in der Produktion mit 590 Beschäftigten und 170 Dienstleistungsbetriebe mit 365 Beschäftigten im Jahre 2011. Vor allem im Dienstleistungsbereich hat sich die Zahl der Betriebe 2001 bis 2011 mehr als verdoppelt.

Kirche und Schule

Die Kirche wird erstmals 1366 urkundlich erwähnt. In der Reformationszeit blieben die Siegendorfer Kroaten katholisch. Der Siegendorfer Pfarrer Johann Kollonics verfasste als Kaplan in Deutschkreutz eine Kritik an der kroatischen Bibelübersetzung des Stephan Consul. Seit 1593 war Johann Lofronitsch Pfarrer. Er besaß ein Halblehenshaus. Die Pfarrkirche war mit 30 Joch Grund und 5 Weingärten gut ausgestattet. Das Jahr 1620 gilt als das Baujahr der Siegendorfer Kirche, 1627 wurde sie geweiht. Das berichtet Anton Herits. Vermutlich wurde sie in diesem Jahr aber nur renoviert und erweitert, denn in der Visitation von 1641 wird sie "als dem Verfall nahe" geschildert. Damals wurde von Siegendorf aus auch Klingenbach betreut. Erst 1659 ist eine neue Kirche vorhanden. Die Säulen im Bereich der Sakristei tragen die Jahreszahl 1666. 1673 wurde sie geweiht. Die neue Kirche wurde an einer anderen Stelle, auf einem Hügel, errichtet. 1713 besaß die Pfarrkirche vier Weingärten, fünf Wiesen, 8 Joch Grund und zwei Häuser. Unter Pfarrer Petrus Milalkovich wurde 1732 die Rochuskapelle gebaut, nach einer Choleraepidemie, 1734 die Urbanikapelle im Weingebirge. Die reichen Stiftungsgelder wurden an Bauern und an die Gemeinde ausgeliehen. Pfarrer Philipp Frankl ließ einen neuen Pfarrhof errichten und 1802/3 die Kirche renovieren. Er war später Stadtpfarrer von Rust und Propst von Eisenstadt. Von der Brandkatastrophe von 1835 waren auch die Kirche und die Johannes-Kapelle, die 1745 von der Gemeinde erbaut worden war, betroffen.

Der bedeutendste Pfarrer von Siegendorf war Anton Herits (1857 - 1905), in Zalaegerszeg geboren. Er war ein begeisterter magyarischer Patriot und trat aktiv für die ungarische Sache 1848 ein. Im Revolutionsheer nahm er aktiv an der Belagerung von Komorn teil. Nach dem Scheitern der Revolution galt er als "kompromittiert" und musste vorübergehend als Seelsorger ausscheiden. 1857 kam er als Pfarrer nach Siegendorf. Er wurde Mitarbeiter Deaks, Journalist und Reichstagsabgeordneter. Als Pfarrer von Siegendorf ließ er 1860 bis 1862 einen neuen Pfarrhof erbauen und die Pfarrkirche renovieren. Er war beim Grundherrn gut angeschrieben und so gelang es ihm, bei der Grundkommassierung im Verlauf der Grundablöse der Kirche 60 Joch Grund zu sichern. Der Pfarrer erhielt eineinhalb Sessionen mit 40 Joch Acker und 18 Joch Wald. Herits wurde Päpstlicher Kämmerer, Dechant des Ruster Dekanates und Ritter des Franz-Josef-Ordens. Die folgenden Pfarrer waren Matthäus Horvath (1905 - 1925) und Josef Fertsak. Er bekam Probleme mit der Partei und ging 1941 in Pension.

1641 hatte der Ort noch immer keine Schule. Unterrichtet wurde in einem Mietshaus.1651 gab es zwar ein Schulgebäude, der Schulmeister hatte aber fast keine Schüler. 1659 hatte sich daran nichts gebessert. Erst 1680 gab es ein neues Schulhaus und nun auch genügend Schüler. Aber noch 1780 wird geklagt, dass von den 200 Kindern in den Sommermonaten nur 3 - 4 den Unterricht besuchten. 1890 wurde das alte Volksschulgebäude umgebaut und die Schule zweiklassig, ab 1898 dreiklassig geführt. 1926 wurde ein neues, modernes Schulgebäude errichtet. 1939 eröffnete Bürgermeister Pieler eine Hauptschule. Leiter der Schule war Felix Höfer. 1944 waren in mehreren Klassen Ostarbeiter einquartiert, unterrichtet wurde im Gasthaus Winter. Nach dem Krieg wurde der Unterricht wieder aufgenommen, unter Direktor Matthias Schlögl. Die Hauptschule, heute neue Mittelschule, erhielt ihr modernes Gebäude erst 1975.

Source: Wikipedia
ortslage

 

Quellen

  • Baxa, Jakob: Siegendorfer Zuckerfabrik Conrad Patzenhofer's Söhne 1852-1952.Hundert Jahre Siegendorfer Zuckerfabrik. Wien 1952

  • Tobler, Felix: Gründung und Anfänge der Siegendorfer Zuckerfabrik. In: Burgenland in seiner pannonischen Umwelt. Burgenländische Forschungen Sonderband 7. Eisenstadt 1984

  • Bockhorn, Olaf: Zwischen Landwirtschaft und Fabrik: Siegendorf und seine Zuckerfabrik - Eine Fallstudie. In: Wie aus Bauern Arbeiter wurden. Historische Sozialkunde Band 13. 1998

  • Siegendorf im Burgenland. Festschrift anlässlich der Eröffnung der Hauptschule. 1975