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Ortsnamen

  • 1307  Kuhidparadan
  • 1327  Kwhydpardan
  • 1342  Pardan
  • 1351  Pordan
  • 1378  Pardan
  • 1410  Kwpordan 
  • 1434; 1435; 1450; Pordan
  • 1452  Prodersdorf
  • 1490  Proderstorff
  • 1527  Proderstorff an der Wulgha
offizieller ungarischer Ortsname: Vulkapordány; Kroatisch: Vulkaproderstof

Der Ortsname ist wahrscheinlich vom slawischen Personennamen Pordan abzuleiten; Köhid ist die steinerne Brücke.

Urgeschichte und Römerzeit

Das Ortsgebiet ist überaus reich an Funden aus allen Epochen Urgeschichte. Leider sind viele Funde aus früherer Zeit nur unzulänglich dokumentiert, so etwa Skelette und Aschenurnen an der Bahn, aus stein- und bronzezeitlichen Gräbern.1926 führte F. Mühlhofer eine Grabung in der Lehmgrube am südwestlichen Ortseingang durch. Sie erbrachte eine große Menge an Keramikbruchstücken, Stein- und Knochengeräten der Linearbandkeramik und der Badener Kultur. Funde der Badener Kultur wurden auch auf der früheren Hutweide an der Straße nach Siegendorf gemacht. In den 1930er Jahren wurden in den Weingärten am Abhang des Föllik Keramik der Linearbandkeramik der Jungsteinzeit und der frühbronzezeitlichen bzw. kupferzeitlichen Wieselburger Kultur, aber auch aus der La Tène-Zeit,  gemacht.

Während der Bronzezeit war das Gemeindegebiet offenbar stärker besiedelt. Mehrere Gefäße der frühbronzezeitlichen Wieselburger Kultur, u.a. ein 1932 gefundenes Hockergrab auf den Sandäckern, wurden gefunden. Das Grab enthielt neben vielen Tongefäßen zwei Bronzebarrenringe und einen Bronzedolch. Während des Eisenbahnbaues wurden in der Nähe der Station Gefäße und Bronzen der Urnenfelderzeit gefunden. Brandgräber tauchten auch westlich der Straßenabzweigung Hirm - Antau auf. Aus der Hallstattzeit stammt eine Fibel, aus der La Tène-Zeit 11 Armreifen und ein Ring.

Aus der Römerzeit wurden 1879/80 nach L. Bella "unzählige römische Gräber" zerstört. An der Abzweigung der Bahnlinie Richtung Hirm fand man Hunderte aus Platten gebildete Gräber. Im Landesmuseum befinden sich römische Bronzen, von denen keine Fundumstände bekannt sind. In der Ried Taläcker wurden römerzeitliche Gebäudefundamente festgestellt. Es gab ohne Zweifel auch in Wulkaprodersdorf eine römerzeitliche Villa rustica.

Mittelalter

Anfang des 14. Jahrhunderts waren die Gutkeled Besitzer von Wulkaprodersdorf. Diese aus Schwaben stammende Familie erreichte um 1300  eine größere Besitzkonzentration. In einer Erbteilung zwischen Ladislaus und Johann Gutkeled im Jahre 1300 erhielt ersterer St.Margarethen, St. Georgen, Oslip, Mörbisch und die Hälfte von Csalad, der andere Eisenstadt und die Hälfte von Csanad.  In der Hand anderer Familienangehöriger befanden sich Trausdorf, Wulkaprodersdorf und Temfel, ein später abgekommener Ort südlich von Eisenstadt. Viele der Gutkeled-Besitzungen gelangten in den Besitz der Kanizsai, die Gutkeled zogen sich aus unserem Gebiet auf ihre großen Besitzungen an der Theiß zurück. 1364 kauften die Kanizsai  Burg und Herrschaft Hornstein von den den Wolfurt. 1307 teilten die Brüder Kozma und Ivanka ihren Besitz in Wulkaprodersdorf und Trausdorf. 1327 wurde erneut geteilt. Johann III., Enkel Kozmas, erhielt die Hälfte des Dorfes mit 14 Lehen.Er verpfändete 1337 seinen Anteil an die Mattersdorf-Forchtensteiner, 1338 verkaufte er ihn an diese. 1335 verkauften auch die Adeligen von Zakal ihren Anteil an die Mattersdorfer, die seit 1338 also den ganzen Ort besaßen. Proteste von Verwandten der Gutkeled blieben vergeblich. Bei der Teilung der Mattersdorf-Forchtensteiner Güter 1346 blieb Wulkaprodersdorf von der Teilung ausgeschlossen, mit der Begründung,dass dieser Besitz dem Grafen Paul von König Ludwig I. allein geschenkt worden war. 1351 nahm Palatin Nikolaus zwei Drittel des Gutes Wulkaprodersdorf sowie Trausdorf und St. Georgen, die Andreas de Durugh gehört hatten,  für sich und ein Drittel für Johann und Nikolaus, die Söhne Pauls de Pothly (Pöttelsdorf), zurück. In Wulkaprodersdorf waren das vier Lehen, das Viertel einer Mühle und das Viertel einer Wiese. 1360 übergab König Ludwig I. dem Thomas, Sohn des Nikolaus und Enkel des Lambert de Pathly einen Besitzanteil in Wulkaprodersdorf, da die Besitzer, die Brüder Chepan und Peter ohne Erben gestorben waren und sie, die Pathly, diesen Besitzanteil über 20 Jahre als Pfand besessen hatten. Der neue Besitzer erhielt das Recht, auf seinem Teilbesitz eine Burg, Häuser und andere Gebäude zu errcihten. 1369 gab Königin Elisabeth den Auftrag, die Besitzung Pordan, die sie und ihr Sohn einst Stephan Kanizsai, dem Bischof von Agram, abgenommen und an Heumlin von Zazlup (Oslip) übergeben hatten, wieder an den Bischof zurückzugeben. Heumlin wehrte sich dagegen. 1372 starb Nikolaus, der Sohn des Paul von Pathly, kinderlos. Er hatte den Besitz in Pöttelsdorf, Steinbrunn und Wulkaprodersdorf an Stephan Kanizsai, dem Bischof von Agram, übergeben. Auf Bitten des Bischofs schenkte sie der König den Söhnen seines Bruders, Magister Johann Kanizsai.

1378 protestierten die Kanizsai dagegen, dass die Mattersdorf - Forchtensteiner ihren Besitzanteil in Wulkaprodersdorf, in Breitenbrunn und die Maut in Müllendorf an Theumel, Sohn des Peter von St. Georgen - Bösing, und an die Juden Afferlh und Smarelh in Ödenburg verkaufen wollten. 1381 nahmen dann Nikolaus und sein Sohn Paul von Nikolaus Kanizsai von Hornstein auf ihre Besitzanteile in Wulkaprodersdorf und die Wegmaut in Müllendorf ein Darlehen von 1400 Pfund Wiener Denare auf, um damit die verpfändeten Besitzungen von den Juden Smerl in Ödenburg und Efferl in Wr. Neustadt, den Söhnen des Juden Isak, zurück zu lösen. 1412 protestierte Johann Tampok (Tanpek) von Karlburg gegen die Schenkung eines Turmes durch König Sigismund in Wulkaprodersdorf an die Grafen von Mattersdorf. Er protestierte auch gegen einen Verkauf oder Pfandschaftserwerb durch Jakob Colpiller und dessen Sohn Hastauner. Die Kaniszai schenkten die Einkünfte der Äcker in Wulkaprodersdorf dem Minoritenkloster in Eisenstadt. 1430 schenkte König Sigismund nach dem Tod des kinderlosen Johann Hognawaes (Hagenauers) von Trausdorf auch das Gut Wulkaprodersdorf an Ladislaus und Emerich Kanizsai. Um eine Besitznahme durch die Kanizsai zu verhindern besetzten die Mattersdorf- Forchtensteiner neben Trausdorf anscheinend auch Wulkaprodersdorf. Vorübergehend wurden die dortigen Besitzungen der Forchtensteiner auch den Kanizsai zugesprochen, dann aber an die Forchtensteiner zurückgegeben.

Frühe Neuzeit

Die Türkenzüge von 1529 und 1532 trafen den Ort so schwer, dass eine Nachbesiedlung mit Kroaten vorgenommen wurde. Die Bewohner gehörten zur Herrschaft Hornstein, teils zur Herrschaft Eisenstadt und teils zur Herrschaft Forchtenstein.  Nach dem Urbar von 1569 waren von den 39 Eisenstädter Lehensfamilien 15 Kroaten, von den 28 Hornsteiner Lehensfamilien 8 Kroaten. Nach dem Urbar von 1675 waren von den 158 Lehensfamilien 73 Eisenstädter Untertanen, davon 43 Kroaten, von den 34 Hornsteiner Untertanen 20 Kroaten und von den 51 Forchtensteiner Untertanen 26 Kroaten. Insgesamt waren also 1675 69 deutsche und 89 kroatische Familien in Wulkaprodersdorf ansässig. Der Ort wurde also nicht so vollständig kroatisiert wie das benachbarte Trausdorf. Der hohe Anteil an Kroaten dürfte aber dazu beigetragen haben, dass die Reformation nicht so Fuß fassen konnte wie in den deutschen Nachbargemeinden.

Nach dem Eisenstädter Urbar von 1515 gab es in diesem Teil des Dorfes 7 ganze Lehen, wovon 4 öde waren, und zwei Mühlen an der Wulka. 1527 wurden zwei Doppellehen, 16 ganze Lehen und drei Mühlen gezählt, 1569 1 Dreiviertellehen, 4 halbe und 5 Viertellehen sowie 4 Hofstätten. Ein Halblehen unterstand dem Kloster in Eisenstadt, Hausmühle und Dorfmühle dienten der Kirche. 1588/89 gab es 1 Dreiviertel-, 24 halbe, 5 Viertellehen, 4 Hofstätten, sowie zwei Mühlen (Wiesmühle und Neumühle). 16 Hofstätten wurden neu gestiftet. Die zwei Mühlen dienten der Kirche, Robot, Steuer, Landgericht und Obrigkeit gehörten zur Herrschaft.  Die Vogtholden, zwei Lehen, gehörten zum Kloster in Eisenstadt. 1675 gehörten zur Herrschaft Eisenstadt 1 Dreiviertel-, 13 halbe, 29 Viertel- und 2 Achtellehen, 2 ganze und 4 halbe Hofstätten. 8 ganze und 2 halbe Kleinhäusel, ein Gemeindekeller, Fleischbank, Schmiede. An Mühlen werden die Strohmühle, die Wies-,die Leißer-,die Furth und die Neumülle (ab 1848 Krakauermühle) genannt. 32 1/2 Joch Acker und 26 Tagwerk Wiesen mussten von den Wulkaprodersorfern bewirtschaftet werden. Zur Grafschaft Forchtenstein gehörten 1675 1 ganzes, 11 halbe und 27 Viertellehen, 8 Kleinhäusel, der Pfarrkeller und die Gemeindeschmiede. Zur Herrschaft Hornstein gehörten 1555 27 Untertanenhäuser, die aber noch zum Teil öde waren. 1674 umfasste der Anteil der Herrschaft Hornstein 20 halbe, 2 Viertellehen und 3 Hofstätten.

Mit dem Erwerb der Herrschaften Eisenstadt und Forchtenstein gelangten zwei Teile des Ortes in den Besitz der Esterhazy  und zur deren Herrschaft Eisenstadt. 1702 erwarb Paul Esterhazy die Herrschaft Hornstein um 265 000 Gulden von Johann Michael Althan. Hornstein war von den Erben der Stotzingen zunächst an Franz von Nadasdy gelangt. Nach dessen Hinrichtung im Zuge der Magnatenverschwörung wurde die Herrschaft zunächst von der Hofkammer verwaltet und dann verpfändet, an die Windischgrätz, Szechenyi und schließlich Althan.

Da Wulkaprodersorf an der Hauptverbindungsstraße in Richtung Wiener Becken lag hatte es unter den Kriegszügen immer wieder zu leiden: 1605 an der Bocskai-Rebellion, 1619/20 am Bethlenkrieg, 1704 an den Kuruzzenzügen. Auch im Türkenjahr 1683 wurde Wulkaprodersdorf schwer getroffen. 1809 mussten den Franzosen Quartiere und Zugdienste zur Verfügung gestellt werden.

Die Raaber Bahn

1872 erteilte Franz Josef als König von Ungarn die Konzession für den Bau einer Eisenbahnlinie von Raab über Ödenburg nach Neufeld. Der Bahnbau wurde erst 1879 beendet. Nur das Teilstück Ebenfurth - Neufeld ging schon 1872 in Betrieb, als Pferdeeisenbahn. Nach den Friedensverträgen von St. Germain und Trianon lag die Bahn plötzlich in zwei Staaten. Nach langen Verhandlungen wurde sie schließlich auf beiden Seiten der neuen Grenze als Privatbahn anerkannt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Verbindung aufrecht, wurde von ungarischen Zügen befahren, hatte zunächst aber nur geringe Bedeutung. 1979 wurde vom Dampf- auf Dieselbetrieb umgestellt. Der große Aufschwung der Linie begann 1988, als die österreichische Strecke in den Verkehrsverbund Ostregion einbezogen wurde. Die Zahl der beförderten Personen stieg rasant, vor allem auf den Pendlerzügen von Wien-Süd in das mittlere Burgenland. Auch der Gütertransport wurde immer wichtiger. In Ödenburg wurden ein Verschubbahnhof und ein Güterterminal mit österreichischer Finanzhilfe gebaut. Vor allem als "Rollende Landstraße" mit der Beförderung zahlreicher LKWs wurde die seit 1988 elektrifizierte Strecke bedeutend. Die österreichische Betriebsleitung der ROeEE Ag ist in Wulkaprodersdorf untergebracht.

Zeitgeschichte

Im Ersten Weltkrieg waren 81 Gefallene und 9 Vermisste, im Zweiten Weltkrieg 85 Gefallene und 53 Vermisste zu beklagen.

Vom 30 März bis 1.April 1945 lag Wulkaprodersdorf im Frontbereich. Am 31.März stürzte ein amerikanischer Flieger ab. Während der Kämpfe brannten 6 Wohnhäuser vollständig, eines teilweise aus. 4 Häuser und das Amtsgebäude erhielten Artilerietreffer. Nach der Besetzung durch die Russen wurden alle Häuser geplündert und es kam zu schweren Übergriffen auf die Bevölkerung. Ein Einwohner wurde nach Russland verschleppt, wo er starb.

Nach dem Krieg setzte ein rascher Wiederaufbau ein Schon bis 1955 wurden 40 neue Wohnhäuser errichtet,, ebenso eine Milchsammelstelle. Die Volksschule wurde vergrößert. Nach dem Ende der Besatzungszeit entstanden neue Wohnhäuser und ein Kindergarten.

Der Wasserverband Wulkatal

Schon Mitte der 1950er Jahre begann der Ausbau einer überregionalen Wasserversorgung 1968 fanden erste Gespräche über eine großräumige Lösung des Abwasserproblems statt. 1969 wurde der Abwasserverband Wulkatal gegründet dem sich nach und nach 23 Mitgliedsgemeinden aus den Bezirken Mattersburg und Eisenstadt anschlossen. 1975 bis 1977 wurde die große Kläranlage in Wulkaprodersdorf gebaut. Der Ort ist der Verwaltungssitz des Abwasserverbandes.

Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

Im 19. Jahrhundert, vor allem in dessen zweiter Hälfte,  nahm die Bevölkerung kontinuierlich zu: 1785: 941 Einwohner; 1828: 1222; 1843: 1176; 1863: 1362; 1880: 1573; 1900: 1749; 1920: 1824. In der Zwischenkriegszeit  und auch in der ersten Nachkriegszeit stagnierte die Bevölkerung: 1923: 1792; 1934: 1795; 1946: 1595. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1960er und 1970er Jahre, den verbesserten Verkehrsverbindungen und der Möglichkeit, Bauplätze zu erwerben, stieg die Einwohnerzahl ab den 1980er Jahren  beträchtlich an. Die Nähe zu Eisenstadt war dafür ausschlaggebend. 1951 hatte der Ort 1764 Einwohner, 1961: 1752; 1971: 1682; 1981: 1666; 1991: 1865 und 2020: 1980 Einwohner.

Die Zusammensetzung der Bevölkerung nach der Umgangssprache verschob sich zu Gunsten der Deutschen, von nur 120 in der Zwischenkriegszeit auf 362 im Jahre 1951 und 480 1961. Die Mehrheit der Bevölkerung  war noch lange kroatischsprachig, aber mit stagnierender und in jüngster Zeit stark abnehmender Tendenz: 1900: 1551, 1934: 1627; 1961: 1262.  Nach der Konfession war die Bevölkerung durchgehend nahezu ausschließlich katholisch. Die Zahl der Juden stieg von 6 im Jahre 1785 auf 22 im Jahre 1890. 1934 waren bereits alle Juden abgewandert. Die Auswanderung war eher gering: nach 1921 25 Personen, nach 1945 30 Personen.

Nach der sozialökonomischen Struktur dominierte die bäuerliche Bevölkerung. 1900 waren noch 575 Personen in der Landwirtschaft und nur 244 in Gewerbe und Industrie beschäftigt. Der Weinbau erstreckte sich 1934 auf 60 ha 90 a. und wurde von 198 Familien betrieben. Er diente vor allem der Eigenversorgung. Die meisten Betriebe hatten unter einem halben ha, nur ein einziger Betrieb lag in der Größenordnung von 2-3 ha. Die Landwirtschaft war durch Kleinstbetriebe geprägt. 1951 hatten von den 267 Betrieben die Hälfte unter 2 ha Grundbesitz, 64 hatten 2-5 ha 59 5-10 ha und nur 8 über 10 ha. Der Großgrundbesitz der Esterhazy war in der Zwischenkriegszeit teilweise an Konrad Patzenhofer (Zuckerfabrik Siegendorf) verpachtet. Der Esterhazybesitz umfasste Ende 1938 83 ha. 1956 bis 1960 wurden 41 ha an die Gemeinde für Siedlungszwecke (47 Hausplätze) verkauft. Der Rest wurde verpachtet.

Im Gewerbe und Handwerk gab es bis Mitte der 1950er Jahre nur die in den Dörfern üblichen Betriebe: 3 Bau- und Bauhilfsgewerbe, 4 Tischler, 2 Wagne, 2 Schuhmacher, je 1 Fassbinder, Schmied, Sattler, Tapezierer, je 3 Kleidermacher und Bäcker, 4 Fleischer, 2 Friseure, 1 Sodawassererzeuger und 1 Mechaniker. Auffallend ist lediglich die noch immer hohe Anzahl an Müller (5 Personen). Die Betriebe waren zumeist Kleinstbetriebe. Sie wurden überwiegend eingestellt, ebenso wie die meisten Kleinhandelsgeschäfte. Ein großer Baustoffhandel konnte sich einige Zeit halten. Die Nahversorgung ist durch die Nähe der großen Einkaufszentren südlich von Eisenstadt gegeben.

Der große Strukturwandel erfasste den Ort vor allem ab den 1980er Jahren. Die Landwirtschaft verlor an Bedeutung, einige Betriebe konnten den Weinbau ausbauen. 2011 waren nur mehr 2% in der Berufstätigen in der Landwirtschaft tätig (19 Personen),10 % in der Warenproduktion und 6,2 % im Bauwesen, über 20 % in Handel und Verkehr,  etwa 13 % in Dienstleistungsberufen, 7 % im Gesundheits- und Sozialwesen und 15,6 % in der öffentlichen Verwaltung. 24 % der Einwohner waren Pensionisten.

Dorfentwicklung

Die wichtigsten Aufgaben waren in den 1960er und 1970er Jahren unter Bürgermeister Stefan Kain der Ausbau des Wasserleitungsnetzes und die Ortskanalisation. Beide Aufgaben wurden durch regionale Kooperation gelöst, durch den Wasserleitungsverband  und den Abwasserverband. Straßenbeleuchtung und Gemeindestraßen erforderten ebenfalls hohe Ausgaben, Feuerwehrhaus und Leichenhalle wurden gebaut, das Rathaus mit der Arztpraxis umgebaut. Das Or5tsbild wurde durch Park- und Freizeitanlagen neu gestaltet. Alle diese Infrastrukturmaßnahmen wurden unter Bürgermeister Dipl. Ing. Hermann Fister fortgesetzt. Der rasche sozialökonomische Strukturwandel und der starke Zuzug in jüngster Zeit machten die bauliche Erweiterung des Dorfes notwendig. Die Kommassierung wurde durchgeführt und eine Turn- und Mehrzweckhalle errichtet. Schon unter  Bürgermeister Paiszler, der nach der Bestellung Fisters zum Landesrat 1991 folgte, wurde der Kindergarten erweitert und ein neues Feuerwehrhaus gebaut. 1991 wurde Wulkaprodersdorf zur Marktgemeinde erhoben. In jüngster Zeit rückten soziale Anliegen in den Vordergrund: Sozialdienste, Altenbetreuung usw.

Politische Entwicklung

Erster Bürgermeister nach dem Anschluss an Österreich war bis 1923 Georg Migsich. Schon ab 1923 hatte die Sozialdemokratische Partei die Mehrheit  (497 Sozialdemokraten, 260 Christlichsoziale, 141 Unabhängige) und stellte die Bürgermeister: Franz Mariel bis 1927, Kain Viktor 1927/28 und Franz Warscha bis 1934. Die Vaterlkändische Front setzte Andreas Zarits  1934 bis 1938 und Viktor Semeliker 1938 als Bürgermeister ein. In der Zeit des Nationalsozialismus waren Dr. Julius Berger 1938 bis 1942 und Johann Vörös Burgermeister. Nach dem Krieg waren 1945 Stefan Filipich und Thomas Vlaschitz Bürgermeister. Seit 1945 stellt die SPÖ den Bürgermeister: Paisler Martin bis 1948, Stefan Dobrovich 1948/49, Martin Paisler 1949 - 1954, Pius Pavischitz 1954-1958 und schließlich der Langzeitbürgermeister Stefan Kain  1958 bis 1984. Es folgten Dipl. Ing. Hermann Fister bis 1991 und Helmut Paiszler. In der Gemeinderatswahl von 2017 erreichte die ÖVP mit 47,8 % der Stimmen und 10 Mandaten die Mehrheit. Die UNabhängige Dorfliste ist mit 4 Mandaten im Gemeinderat vertreten. Bürgermeister ist Friedrich Zarits (ÖVP), der 2012 das Amt von Hans Haller (SPÖ)  übernahm und 2017 mit 52,36 % bestätigt wurde. Vizebürgermeister ist René Pint (SPÖ).

Kirche und Schule

Wulkaprodersdorf war im Mittelalter bereits eine Pfarre. 1337 verpfändete Johann Gutkeled nicht nur seinen Besitz mit 14 Lehen an Paul von Mattersdorf, sondern auch das Patronatsrecht der Kirche. In den Eisenstädter Urbaren von 1515 und 1527 wird der Pfarrhof mit zwei Pfarrholden erwähnt. In der Visitation von 1597 wird ein Georg Ladnich als Pfarrer genannt. Er war damals schon 40 Jahre im Amt und predigte in deutscher und kroatischer Sprache. Zu den Pfarrpfründen gehörten 1597 24 Joch Äcker, von denen ein Drittel von der Gemeinde bebaut wurde, 10 Tagwerk Wiesen und 3 Weingärten. Der Pfarrer erhielt ein sechzehntel des Zehents. Der Zeche gehörten zwei Weingärten. Bis 1611 wirkte Vistoky als Pfarrer. 1607 suchte er um das Benefizium der Kirche des Elisabethspitals in Ödenburg an, da er "von dem erbfeind durch langwirige verhafftung in die äußerste armuth gerathen" sei. Nächster Pfarrer war Johann Wlahovich, ein gebürtiger Trausdorfer. Unter ihm wurde 1630 eine neue Pfarrkirche gebaut und 1642 von Bischof Georg Draskovich geweiht. 1638 wurde um die Kirche eine Ringmauer als Schutz vor Überschwemmungen durch die Wulka gebaut.Wlahovich wurde 1647 Domherr in Raab, wollte aber in seine Pfarre zurück. 1648 war er wieder Pfarrer in Wulkaprodersdorf. 1651 wurde eine neue Schule gebaut. 1641 war er Dechant und Förderer der Serviten von Loretto. Von 1679 bis 1707 war Michael Markovich Pfarrer, von 1708 bis 1717 Georg Wlasics. Die Visitation von 1713 vermerkt eine große Pfarrkirche, zur Gänze gewölbt und mit Schindeln gedeckt. Sie hatte einen mittleren Hauptturm und zwei Türme über den beiden Sakristeien. Die Altäre waren im Türkenkrieg zerstört worden, aber 1713 renoviert. Die Kirche besaß 6 Weingärten, 10 Joch Acker und einige Wiesen. 1712 war der Pfarrhof abgebrannt und 1713 noch zerstört, da man sich nicht einigen konnte, wer ihn wieder aufbauen sollte. 1735 bis 1751 war Johann Plankl Pfarrer, 1751 bis 1779 Johann Gludovacz. Unter Martin Migschitz 1777 bis 1791 wurde die Kapelle im Ort gebaut, 1801 wurde der Kirchturm errichtet. Nach der Pfarrbeschreibung von 1802 gehörten zum Pfarrhof 8 Bewohner, die je 1 Gulden zu zahlen und 18 Tage Robot zu leisten hatten. Als Pfarrer wirkten Franz Mészáros, Johann Heiling und Johann Mikats. Andreas Kriegler ließ 1836 die Pfarrkirche renocieren., Stephan Milkovich (1863-1888) den Pfarrhof neu erbauen. Der alte Pfarrhof war nach einer Überschwemmung durch die Wulka unbewohnbar geworden. 1866 brannte die Kirche ab. Die Pfarre wurde immer wieder mit Stiftungen bedacht. 1875 erreichte das Stiftungskapital 4300 Gulden. Pfarrer Sigismund Kovács (1888-1935) ließ 1924 eine Generalsanierung der Kirche durchführen.

1651 war der Kroate Michael Varaczicz Lehrer. Er unterrichtete in einem Holzbau. 1659 war das Schulgebäude in gutem Zustand, doch besuchten im Sommer nur wenige Schüler den Unterricht. 1674 unterrichtete Johann Skovcz, ein Kroate aus Kroatien. 1680kam es zu einem Konflikt zwischen dem Lehrer Johann Syvarcz und dem Pfarrer. 1858 wurde die Schule erweitert und eine zweite Klasse eingerichtet, 1900 wurde das Gebäude aufgestockt, eine dritte Klasse,1923 eine vierte und 1930 eine fünfte Klasse kamen hinzu. 1953 erfolgte ein Zubau.