Herrschaft Frauenkirchen (18. Jahrhundert)
Die Herrschaft Frauenkirchen gehört nicht zu den alten, traditionsreichen Herrschaften des Landes. Sie wurde erst im Jahre 1700 im Zuge der Neuordnung des Esterházybesitzes eingerichtet.
Das Gebiet des Seewinkels, das später zur Herrschaft Frauenkirchen gehörte, unterstand im Hochmittelalter der Komitatsburg Wieselburg und der königlichen Burg Ödenburg. Im 13. Jahrhundert gab es neben königlichen Domänen auch klein- und hochadelige Besitzungen. Viele Siedlungen sind später wieder verschwunden. Im Laufe der Zeit gelang es den Osl, weite Gebiete zu erwerben. Aber noch im 13. Jahrhundert besaßen die Könige östlich des Sees ausgedehnte Burgländereien. In Pamhagen saßen Udvornici (Burgmannen), in Lós, Micheldorf und Tard Burgleute von Ödenburg, in Götsch "königliche servientes", etwa den kleinadeligen Ministerialen vergleichbar.
Die servientes von Götsch erhielten 1262 Teile des verlassenen Tard. Lambert, Sohn des Chepan de Keich (Götsch) übergab dem Kloster Marienberg 150 Joch in seinem Erbbesitz Götsch. Ab 1217 sind die Osl nachweisbar, in Pahlendorf - Beled, in Unter- und Oberillmitz, in Lós, Micheldorf und Tard. In Illmitz kam es zu Konflikten mit dem Eisenburger Kapitel. Später fassten die Pöttelsdorfer als Nachfolger der Götsch Fuß. Die Götsch wurden Servientes der Grafen von Forchtenstein. Die Gutkeled eigneten sich Apetlon an. König Karl Robert veranlasste die Rückstellung von Apetlon an die Götsch. Diese nannten sich nun "de Patly" (von Pöttelsdorf) und hatten mit Apetlon, Oberillmitz, Bikifölde, Martenhofen und Tard erhebliche Besitzungen auch im Seewinkel. Nach ihrem Aussterben übertrug der König ihre Güter den Kanizsai, den Herrn von Hornstein und Eisenstadt. Im Urbar von 1515 werden Illmitz, Apetlon und Martenhofen als Teile der Herrschaft Eisenstadt genannt. Martenhofen wurde 1529 von den Türken zerstört, Götsch und Tard fielen öde, wahrscheinlich wegen des ansteigenden Grundwasserspiegels. Apetlon und Illmitz wurden mit der Herrschaft Eisenstadt 1622 an die Esterhazy abgetreten.
Belud I. aus der Osl-Sippe war wahrscheinlich der Gründer der bei Podersorf gelegenen Siedlung Belud. Sein Sohn Belud II. tauschte die Burgländereien Lós, Micheldorf (Lobló) und Tard ein. Wahrscheinlich gelangte auch Wallern in den Besitz der Osl. In Beled hatten auch Ödenburger Bürger und Kleinadelige Besitzungen, die sie an das Kloster Heiligenkreuz verkauften. Die Osl teilten wiederholt ihre Besitzungen und verpfändeten Teile davon. Die Mattersdorf - Forchtensteiner, im Besitz von Pamhagen, zeigten großes Interesse am Osl - Besitz. Paul II. okupierte Liegenschaften in Wallern und Beled. Nach einem Gerichtsprozess mussten sie sich vorübergehend aber wieder zurückziehen.
Die Grafen von Forchtenstein erwarben also schon früh auch Besitzungen im Seewinkel, u.a. auch Frauenkirchen. Das noch gegen Ende des 13. Jahrhunderts von Udvornici und Kleinadeligen bewohnte Pamhagen gelangte unter dem Hofrichter Paul I. an die Mattersburg-Forchtensteiner. Die Edlen von Biky verloren den Besitz wegen der Teilnahme am Aufstand gegen Karl Robert. Damit gehörten Pamhagen und Wallern zur Grafschaft Forchtenstein. Sie machten die Entwicklung der Grafschaft Forchtenstein mit, etwa den Übergang an die Habsburger, und kamen schließlich 1622 bzw. 1626 ebenfalls an die Esterhazy. Nach der Neuordnung der Verwaltung wurden die Orte im Seewinkel zur Herrschaft Frauenkirchen geschlagen Zu dieser herrschaft gehörten Gols teilweise, Frauenkirchen, Illmitz, Apetlon, Pamhagen, Wallern, Tadten und Wüstsommerein.
In Frauenkirchen bestand im Mittelalter ein Ort "Maria auf der Heide". Um seine Entstehung ranken sich Sagen und Legenden. 1324 wurde anlässlich einer Grenzbeschreibung von Vogeldorf (später Wüstung) festgestellt, dass dieser Ort an "Zenmaria" anraint. Paul I. Esterhazy berichtete, dass nach einer Urkunde auf Burg Forchtenstein die Kirche "Zenmaria" bestand. 1335 sei sie schon ein gut besuchter Wallfahrtsort gewesen. 1379 wurde "Zentmaria" als öder, menschenleerer Bezirk bezeichnet. 1529 wurde das alte Frauenkirchen von den Türken zerstört. In der Hotterbeschreibung von 1628 werden die "Ruinen der öden Kirche der Puszta der seligsten Jungfrau" genannt. Als Paul I. Esterhazy 1653 den verödeten Ort besichtigte und angeblich in den Trümmern das alte Gnadenbild unversehrt fand beschloss er, die Kirche wieder aufzubauen, einen Meierhof zu errichten und den Ort zu besiedeln. Das Dorf sollte "Neudorf" heißen, doch konnte sich dieser Name nicht durchsetzen. Den Siedlern wurde 12 Jahre Abgabenfreiheit gewährt. 1668 erhielt der Ort von Kaiser Leopold I. das Marktrecht. 1669 war der Wiederaufbau der Kirche abgeschlossen. Gleichzeitig wurde ein Kloster gegründet, das 1670 den Franziskanern übergeben wurde. Das Wallfahrtswesen kam wieder in Gang. 1671 umfasste der Ort 12 alblehen, 28 Viertellehen und 12 Söllner. Im Türkennjahr 1683 wurde der Ort stark in Mitleidenschaft gezogen, mit Hilfe der Herrschaft wurden aber bis 1686 Kirche, Kloster und Dorf wieder aufgebaut. Ab 1695 begann man mit dem Bau der neuen, barocken Wallfahrtskirche. Als Sitz der neu errichteten Herrschaft wuchs die Bedeutung des Ortes. Als 1722 die Inspektorate eingerichtet wurden wurde Frauenkirchen auch Sitz eines Inspektorates für mehrere Herrschaften.
Kuruzzenkriege, Pest (1713) und Missernten durch Heuschrecken (1718) trafen die Herrschaft schwer. Dies zeigt sich noch in einem Bericht, den 1736 der Verwalter Michael Hochsinger im Auftrag der fürstlichen Zentralverwaltung in Eisenstadt verfasste. Die Untertanen waren verpflichtet, jederzeit Im Waasen Robot zu leisten. Die Herrschaft besaß in den Orten jeweils drei Hofäcker, die die Untertanen Pflügen, aussäen und ernten mussten. Die Bauern von Frauenkirchen, Illmitz, Apetlon, Pamhagen, Wallern und Tadten entrichteten außer dem "Monturgeld" keine Abgaben in Geld. Sie mussten den Zehent und das Neuntel in natura reichen, einen Lämmer- und Gänsezehent zahlen. In Gols zahlten die Herschaftsuntertanen den Kirchenzehent und das Neuntel, die Überlandäcker waren vom Neuntel befreit. Sie zahlten zusammen ein Kontraktgeld von 137 Gulden 90 d. sowie ein Monturgeld von 32 Gulden. Die 22 Herrschaftsweingärten im Golser Weingebirge wurden von den Frauenkirchener Untertanen bearbeitet.
Wüstsommerein ("Sommerein in der Wüß") bestand aus 11 ganzen Lehen und 11 Söllnerhäusern. Sie leisteten keine Robot, zahlten jedoch ein Robitgeld von 150 Gulden und das Monturgeld. Das Neuntel lieferten sie an die Herrschaft, den Zehent an die bischöfliche Administration in Ungarisch Altenburg. Das Neuntel erbrachte 300 Mandel zu 20 Garben. Hier wie auch in anderen Orten im Waasen war die Qualität schlecht und die Körner fielen während der langen Transportwege heraus. So empfahl der Verwalter die Ablöse in Geld.
Der Weinbau spielte eine geringe Rolle. Die Dörfer hatten - außer Frauenkirchen- ganzjährig freien Weinschank, Tadten zahlte dafür jährlich 50 Gulden und den gleichen Betrag an den Grafen Johann Esterhazy nach Gattendorf.
Die Herrschaft hatte in drei Dörfern Schäfereien: In Tadten, Frauenkirchen und Apetlon. In Tadten wurden vom Bestandsschäfer 600 Schafe gehalten. In Frauenkirchen musste die Schäferei aus dem Dorf hinaus an den Ortsrand verlegt werden. 1200 Schafe wurden gehalten, der Bestand 1736 aufgestockt. Auf dem Gelände des alten Schafhofes wurden 10 Wohnhäuser errichtet. Der Schafhof in Apetlon wurde 1725 neu errichtet. Zu den 800 Schafen kamen nochmals 100 hinzu. Die Schäfer zahlten pro Schaf der Herrschaft 65 d Bestandsgeld und je 100 Schafe fünf Küchenlämmer. In der gesamten Herrschaft gab es nur einen Meierhof, in Frauenkirchen, in dem Rinder gezüchtet wurden. Auch hier wurde von jeder Kug Besstandsgeld bezahlt. Es gab 23 Zugrindochsen. Da die Kapazitäten der Weiden größer waren wurden auch Rinder der Schaffer und Bauern auf die Weiden gelassen. Dafür war Weidegeld zu zahlen. Den Ausbau der Schweinehaltung hielt der Verwalter für möglich. In Frauenkirchen gab es einen Küchengarten, der an einen Gärtner vergeben war. Die Gärten litten unter Überschwemmungen. Der Verwalter empfahl auch hier die Aufteilung in Hausplätze. Ein großes Problem war die in trockenen Jahren unzureichende Heuernte. Man musste dann im Waasen mühsam das Heu einringen. In feuchten Jahren gab es aber genügend Heu.
Erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts erholten sich die Dörfer der Herrschaft wirtschaftlich allmählich. Aber erst mit dem Maria Theresianischen Urbar verbeserten sich die Lebensbedingungen der Untertanen.