Die Niederlagen gegen das feudal organisierte römisch-deutsche Reich zeigten die Unterlegenheit der magyarischen Gesellschaftsordnung. Auf dem im 10.Jahrhundert von den Magyaren eroberten Gebiet entstand so im 11. Jahrhundert nach westlichem Vorbild der mittelalterliche ungarische "Staat".
Die "Staatsgründung" Gézas und Stefans bestand darin, dass sie in erstaunlich kurzer Zeit den Anschluss an diese westliche Gesellschafts- und Staatsordnung fanden. Wesentlichste Voraussetzung dafür war die Christianisierung. Es folgte die Zurückdrängung des Stammesadels durch Herausbildung einer starken Königsgefolgschaft, die zunächst aus bayerischen Rittern bestand, dann durch Heranziehung des ungarischen Adels und durch dessen Bindung an den König erweitert wurde. Zu diesem Zweck musste der König möglichst viel Land in seine Verfügungsgewalt bekommen, um es im Sinne des westlichen Lehenswesens an seine Gefolgschaft vergeben zu können. Auch dabei waren die Widerstände der alten Stammesorganisation zu überwinden.
Und schließlich musste Verwaltung und Gerichtswesen des ganzen Landes einheitlich organisiert und auf die königliche Gewalt hin zentriert werden. Dies geschah durch die Einführung der Grafschaftsverfassung, ebenfalls nach westlichem Vorbild. All dies wurde in zwei Generationen, unter den Königen Géza und Stefan, geleistet. Die alten Kräfte, das Heidentum und der Stammesadel, waren entscheidend geschwächt. Zwar kam es später, unter schwächeren Herrschern und zur Zeit von Thronwirren, noch zu Aufstandsversuchen, diese blieben jedoch ohne Erfolg. Ungarn war zu einem für die damalige Zeit "modernen" Feudalstaat geworden und in die Reihe der christlichen europäischen Königreiche aufgenommen.
Schon Großfürst Taksony (955-972), der Enkel Arpads, zog die Lehren aus der Niederlage am Lechfeld und bat 961 Rom um die Entsendung eines Missionsbischofs. Dies wurde jedoch vom römisch - deutschen Reich, das Ungarn zu seinem Einflussbereich zählte, verhindert.
Großfürst Géza (972-997) tat den entscheidenden Schritt, indem er Ostern 973 eine Gesandtschaft nach Quedlinburg, an Kaiser Otto I., den Sieger von Augsburg , sandte und die Christianisierung seines Landes anbot. Géza selbst trat zum Christentum über. Mit dem Missionar Bruno von St. Gallen und seinen Mönchen kamen auch die ersten deutschen Ritter ins Land, die in die Königsgefolgschaft aufgenommen wurden. Dem Beispiel des Fürsten musste sích auch seine Gefolgschaft anschließen. Die politisch führenden Gruppen wurden Christen. Géza begann außerdem mit dem Ausbau der Hof- und königlichen Burgdomänen. Die Macht des Gyula von Siebenbürgen konnte er allerdings nicht brechen. Er heiratete seine Tochter.
Gézas Sohn Vajk wurde auf den Namen Stefan, des Patrons der Passauer Kirche, getauft und im christlichen Sinn erzogen. Seine Ehe mit Gisela, der Tochter des mächtigen Bayernherzogs Heinrich aus dem ottonischen Kaiserhaus, bedeutete die Anerkennung als christlich-europäischer Herrscher. Mit Gisela kamen erneut ritterliche Gefolgsleute und Geistliche, mit deren Hilfe die zum Teil zwangsweise Christianisierung fortgesetzt werden konnte. Den Abschluss dieser Entwicklung brachte die Erhebung Grans zum Erzbistum mit Zustimmung Ottos III. und die Krönung Stefans zum König von Ungarn.
Stefan zwang den alten Stammesadel zur Abtretung von Land in den königlichen Besitz. Es wurde nach überwiegend westlichem Vorbild die Komitate ( Grafschaften, von comes = Graf) errichtet. Die ungarische Bezeichnung dafür wurde aus dem Slawischen übernommen: megye, varmegye (von slaw. medja= Grenze, begrenzter Raum). An der Spitze einer Grafschaft stand der vom König eingesetzte und aus seiner Gefolgschaft kommende Ispan (Gespan, von slaw. Zupan, ursprünglich Stammeshäuptling), der auf der zentralen Königsburg residierte und die Burgleute (jobbágy) befehligte. Wie der bayerisch-fränkische Graf führte der Gespan das Komitatsaufgebot der königlichen Burgleute, hielt Gericht und zog die königlichen Steuern und Zölle ein. Besonders streng achtete er zusammen mit der Geistlichkeit auf die Einhaltung des Sonntags - ein Beweis dafür, dass die Missionierung nicht ohne Probleme vonstatten ging. Durch die Christianisierung und die neue Regionalgliederung wurde die Macht auf den König ausgerichtet, die Untertanenschaft ohne Rücksicht auf die nationale Herkunft vereinheitlicht, die alten gentilen Beziehungen damit zurückgedrängt. Kein Wunder, dass die mächtigen Stammesfürsten wie Stefans Verwandter Koppány in Westungarn und der Gyula von Siebenbürgen Widerstand leisteten. Dieser wurde jedoch mit Hilfe der neuen, nach westlichem Vorbild organisierten ritterlichen Königsgefolgschaft gebrochen.
Aus der königlichen Gefolgschaft entwickelte sich also ein neuer Adel, der nicht mehr den alten Sippen- und Stammesbindungen unterlag. Unter Stephan wurde auch die gesamte Bevölkerung zum Christentum bekehrt, zum Teil mit Zwang. Später kam es noch wiederholt zu heidnischen Aufständen. Auch die Christianisierung trug zur Auflösung der alten Stammesordnung bei. Stephan ordnete an, dass je zehn Dörfer eine Kirche erbauen und einen Geistlichen unterhalten sollten. Pro Comitat wurde ein kirchliches Dekanat errichtet. Es entstanden zehn Bistümer und zwei Erzbistümer, eines in Gran und eines in Kolocsa. An die Spitze der neu gegründeten Klöster stand die Benediktinerabtei von St. Martinsberg (Pannonhalma).
Mit dem frühen Tod von Stefans Sohn Emmerich (Imre) drohte dem Werk der beiden ersten christlichen Ungarnkönige Gefahr. Der Stammesadel und die noch nicht christianisierten Magyaren versuchten mehrmals, diese Entwicklung rückgängig zu machen. Dazu kamen immer wieder Einmischungen von Seiten des römisch-deutschen Reiches, das seine Lehenshoheit über Ungarn geltend machte. Trotz dieser Rückschläge erwies sich der Staat Stefans als überaus stabil. Ungarn hatte den Eintritt in das christlich-feudale Europa endgültig geschafft, aus einer heidnischen Stammesgesellschaft war ein für damalige Verhältnisse relativ "moderner" Staat geworden.
Bis heute werden die Folgen der Niederlage auf dem Lechfeld und die Ursachen der so erfolgreichen magyarischen Staatsgründung heftig diskutiert. In der nationalen populärhistorischen Darstellung wird die Situation häufig so dargestellt: Die Magyaren hätten die Perspektivelosigkeit ihrer steppennomadisch - heidnischen Existenz erkannt und sich daher aktiv und bewusst dem Westen zugewandt. Diese Vorstellungen sind natürlich extrem vereinfacht und unhistorisch. Hier werden geopolitische Kategorien der Gegenwart in die Vergangenheit übertragen. Die steppennomadische Gesellschaft - wenn es eine solche gegeben hätte - wäre wohl kaum in der Lage gewesen, eine solche "Kehrtwende" bewusst einzuleiten. Entscheidend war vielmehr, dass es ein halbes Jahrhundert nach der Landnahme eine Führungsgruppe gab, die flexibel genug war, ihren eigenen Aufstieg durch den Weg der "Modernisierung", der Angleichung und Anpassung an westliche Vorbilder ab zu stützten. Entscheidend war auch, dass diese Gruppe dynamisch genug war, diesen Weg auch durchzustehen und durchzusetzen. Die Verunsicherung nach der schweren Niederlage bot die Voraussetzung, und - was wohl entscheidend war - vom Westen, vom römisch-deutschen Reich, kam die nötige Hilfe. Entscheidend war aber nicht eine ideologische Kehrtwende, eine Abwendung vom Osten und eine Hinwendung zum Westen, sondern der Kampf dieser Gruppe um die Herrschaft über das Karpatenbecken. Unter Geza und Stephan gelang die Einigung des Landes, die Niederkämpfung der Fürsten von Siebenbürgen, die Ausschaltung des ostkirchlichen Einflusses. Stephan ging gegen seinen Onkel Gyula (1003) und gegen Ajtony (1028) vor und unterwarf den östlichen Landesteil. Als ideologische Auseinandersetzung um die politische und geistliche Orientierung, als Kampf zwischen westlichem und östlichem Christentum darf man dies allerdings nicht interpretieren. Es war ein Machtkampf, wobei Ajtony von Byzanz unterstützt wurde. Mit Stephan siegten der Westen Ungarns und die stärkeren Hilfskräfte. Dass auch Stephan an einem guten Verhältnis zu Byzanz interessiert war, zeigen die Verheiratung seines einzigen Sohnes Emmerich mit einer byzantinischen Prinzessin und eine Kostergründung für orthodoxe Mönche bei Vesprim sowie ein Bündnis gegen die Bulgaren.