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Dipl.-Ing. Anton Silbernagel

 

 

Er entstammt einer alteingesessenen und angesehenen Neusiedler Familie. Sein Vater war Bäckermeister und Bauer. Er maturierte 1918 an der Oberrealschule in Raab und rückte in das k.u.k. Infanterieregiment 76 ein. An der technischen Hochschule in Wien wurde er als "ungarischer Staatsbürger" zunächst abgewiesen und so studierte er 1919 zunächst in Budapest. In der Rätezeit floh er nach Österreich. Nach dem Friedensvertrag von St. Germain konnte er sein Technikstudium (Elektrotechnik) in Wien fortsetzen und abschließen.

1918 wandte sich Silbernagel der in Neusiedl starken Autonomiebewegung zu und wurde Mitglied der Großdeutschen Partei. In Wien schloss er sich schon Ende der 1920er Jahre der NSDAP an. Er wurde Angestellter bei Siemens - Halske, gab diesen Posten aber auf, um im Burgenland die NSDAP aufzubauen. 1932 ernannte ihn Gauleiter Leopold zum NS-Kreisleiter Burgenland - Nord (Bezirke Neusiedl, Eisenstadt, Mattersburg und Oberpullendorf). Er konnte in kürzester Zeit in fast 70 % aller Gemeinden Stützpunkte der NSDAP aufbauen. Nach dem Verbot der Partei im Juni 1933 übersiedelte er nach Ödenburg, wo er eine Druckerei leitete, die ganz Ostösterreich mit über die Grenze geschmuggelten Propagandamaterialien versorgte. Nach mehrfachen österreichischen Protesten verlegte er seine Tätigkeit nach Budapest, unter den Schutz der deutschen Botschaft. Er baute eine Hilfsorganisation für geflohene Nationalsozialisten auf.

Nach dem Juliputsch von 1934 wurde Silbernagel nach Deutschland abberufen. Er ging über München nach Berlin, wo er an der Hochschule für Politik studierte. 1935 wurde er der Gauleitung Koblenz-Trier zugeteilt, 1937 wurde er Kreisleiter von St. Goar. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich berief ihn der Gauleiter von Niederdonau, Dr. Hugo Jury, nach Wien zurück und setzte ihn als Kreisleiter von Bruck a.d. Leitha, zu dem auch der frühere Bezirk Neusiedl gehörte, ein.

Im April 1945 setzte sich Silbernagel nach Westen ab. Im Ennstal baute er sich unter dem Namen Szabo eine neue Identität auf. Er ließ sich nach Ungarn "repatriieren" und lebte in Budapest und in verschiedenen Dörfern. Mit einem Transport von Volksdeutschen wurde er in die BRD abgeschoben. Er eröffnete in München ein Geschäft für Kurzwaren und war als Produzent von Steppdecken sehr erfolgreich.

Nachdem der gegen ihn in Wien in Abwesenheit geführte Kriegsverbrecherprozess mit einem Freispruch geendet hatte konnte er seinen Tarnnamen wieder ablegen. 1957 kehrte er nach Neusiedl a. S. zurück, wo er als Landwirt lebte.

Daten

* 25.08.1900 in Neusiedl
† 26.10.1986 in Neusiedl

 

Politiker der NSDAP,
Kreisleiter

 

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Quellen

  • Schlag, Gerald (Hg.): Burgenland. Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Biographien.