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In der Bärenhöhle von Winden, einer Schichtfugenhöhle, die wahrscheinlich an der Küste des Pannon-Meeres entstand, wurden Knochenreste von eiszeitlichen Höhlenbären, Braunbären, Höhlenhyänen und Wölfen gefunden. Die Leithakalke und die detritären Leithakalke von Winden waren wirtschaftlich immer von großer Bedeutung. Sie wurden in zahlreichen Steinbrüchen, nachweislich seit der Römerzeit, abgebaut. Die qualitativ hochwertigen Kalksandsteine wurden beim Bau der villa rustica im 2. Jahrhundert, für Grab-ö und Weihesteine verwendet. Römerzeitliche Steinlieferungen aus den Brüchen von Winden und Jois sind in Halbturn, Podersdorf, in der Villa rustica von Weiden und sogar in Carnuntum nachgewiesen. Ein mittelalterlicher Abbau wird vermutet. Auf der Schweickhardt-Karte von 1846 sind sechs Steinbrüche eingezeichnet. Den größten Aufschwung erlebten die Windener Steinbrüche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der "Ringstraßenzeit". Vor allem der Zeilerbruch in Richtung Kaisersteinbruch war bedeutend. Von dort stammen Steine der Oper, der Hofmuseen, des Rathauses und der Neuen Hofburg. In den Steinbrüchen gab es Wirtschaftsgebäude und auch Wohngebäude für die Steinbrucharbeiter.

Urgeschichte und Römerzeit

Nur wenige Orte im Burgenland weisen eine derartig große Zahl an archäologischen Funden auf wie Winden. Schon in der älteren Jungsteinzeit bestand eine bedeutende Siedlung auf Windener Gebiet. Sie wurde während des Baues des Südostwalles im Zweiten Weltkrieg angeschnitten. Unter der Keramik der älteren Linearbandkeramik ist besonders die sehr schöne "Bombe" von Winden (im Burgenländischen Landesmuseum) zu erwähnen. Aus der Bronzezeit und Eisenzeit liegen viele Oberflächenfunde und auch Gräber vor. Sie sprechen für eine kontinuierliche Besiedlung.

In der Römerzeit war Winden anscheinend ein bedeutender Siedlungsmittelpunkt. Bei der Anlage eines Laufgrabens für den Südostwall wurden Mauerzüge angeschnitten und das Fragment einer Marmorstatue gefunden. 1949 fand eine große Grabung unter Balduin Saria statt. Si8e erbrachte eine große Menge an Keramik, Ziegel und Münzen, darunter auch eine 11 cm große Bronzestatuette der Minerva. Die Mauerreste stammen aus zwei Bauperioden aus dem 1. und 2. Jahrhundert. Besonders bemerkenswert sind Teile einer Weinpresse aus dem 1. Jahrhundert. 1963 wurden weitere Gebäudeteile ausgegraben, unter den Bausteinen große Bogenstücke mit Inschriftresten. Es bestanden zwei Gebäude innerhalb eines von starken Mauern umschlossenen Hofes. Die Interpretation des Gebäudes als villa rustica ist ungewiss. , das Gebäude ähnelt eher einer Stadtvilla oder einer Mansio, einer Raststätte mit Herberge. Mittels Luftaufnahmen wurden weiters der Grundriss einer großen Villa Rustica bei der Gritschmühle lokalisiert. Weitere römische Überreste sind ein Vicus, ein römerzeitliches Dorf südlich des Bahnhofes. Vier bis 6 Gebäude sind nachgewiesen. Unter den Funden war das Bruchstück einer Inschrifttafel aus weißem Marmor. Bei der Quelle des Windener Baches bestand ein Quellenheiligtum mit einer römischen Brunneneinfassung und mehreren Weihesteinen, darunter ein Weihealtar an Juppiter, gestiftet von Aelius Firminus, berittener Leibgardist des Statthalters von Oberpannonien, und seiner Frau Septimia Maximilia. Auf der ehemaligen Hutweide (Rübäcker) wurden in den 1960er und 1970er Jahren immer wieder römerzeitliche Gräber, Sarkophage, Aschenkisten, Ziegelplattengräber, Brandschüttungs- und Körpergräber. Dort liegt ein großes Gräberfeld. Eine weitere Begräbisstätte liegt in der Ried Kirchberg mit einer Grabstele eines Samues, vermutlich eines Boiers. Ein Herkulesköüfchen wurde dort gefunden.

Die große Vielfalt an römerzeitlichen Funden ist darauf zurückzuführen, dass die Bernsteinstraße durch den Ort führte. Das bezeugt auch ein römischer Meilenstein , der um 1900 beim Bäckerkreuz gefunden wurde. Es wird vermutet, dass sich die auf der Tabula Peutingeriana eingezeichnete Station Ulmus auf Windener Gebiet befand.

Mittelalter

Die erste urkundliche Erwähnung von Villa Sasun dicta sive Winden findet sich 1217 in einer Urkunde König Andreas II, die die Schenkung des Ortes Leginthov (Mönchhof) an das Stift Heiligenkreuz bestätigt und den Stiftsbesitzungen Königshof, Winden und Podersdorf Abgabenfreiheit gewährt. Zur Zeit der Übernahme des Ortes durch das Stift befanden sich die Höfe mehrheitlich im Besitz von Kleinadeligen.. Sie gingen nach und nach durch Kauf oder Schenkung an das Stift über. Die Bezeichnung Sásony für Winden leitet sich vom slawischen Wort Sasina für Rohr, Schilfgras ab. 1274 wird der Ort als Schassen bezeichnet.

Botho III., Obergespan von Wieselburg und Palatin von Ungarn aus dem Geschlecht der Grafen von Poth, bayerischer Abstammung, spendete 1221, ein Jahr vor seinem Tod seine Güter in "Sason bey Nulos (=Jois)" dem Stift Heiligenkreuz. 1221 bestätigte das Raaber Domkapitel die Schenkung. Botho III. war mit Osanna verheiratet. Sie wird im Stift als die eigentliche Stifterin verehrt. Nach Bothos Tod erhoben die Erben, dessen Neffe Konrad von Altenburg und Maurus III. Anspruch auf das Erbe. Osanna bewog sie zum Verzicht. 1240 bestätigte König Bela IV. die Schenkung. In einer Urkunde von 1239 wird die Schenkung der beiden ERben mit 4 Lehen, einem Feld, Waldanteilen und zwei Weingärten beschrieben. Zuvor waren diese Anteile einem Siboto von Winden verpfändet. Sie wurden vom Kloster ausgelöst. Zusätzlich schenkte König Bela IV. dem Kloster einen Berg bei Winden (Zeilerberg oder Königsberg).Schon 1210 wurde in einer päpstlichen Urkunde die "grangia regis Hungariae" genannt, das Gut Königshof, das zum Wirtschafts- und Verwaltungszentrum der Zusterzienser von Heiligenkreuz wurde.

Im Tatarensturm von 1241 wurde Winden vernichtet und dann mit Kolonisten aus Österreich neu besiedelt. 1255 schenkte Ritter Leopold von Winden seinen Hof den Zisterziensern, 1258 entschied Konrad von Altenburg, dass Siboto von Winden von seinen zwei Ansässigkeiten dem Kloster zu zinsen habe. Sibotos Schwester Margarethe verkaufte 1274 ihre Besitzungen im Dorf "hungarico ydiomate Schassen, theutonico vero Winden vocatur dicti" dem Kloster, und zwar einen Freihof, zwei ganze und ein Halblehen und das Bergrecht von vier Weingärten. Die Söhne des Ritters Leopold, die den Richter von Winden verstümmelt hatten, mussten 1275 ein hohes Bußgeld zahlen und dem Stift ein Lehen übergeben. 1278 verkauften die Erben des Siboto 5 1/2 Lehen dem Stift. In der Urkunde wird erwähnt, dass der alte Siboto in alter Zeit nach Ungarn ausgewandert war. 1312 wird eine Jeuta, verheiratet mit Cyrivas von Merswanch, erwähnt, die dem Kloster einen Weingarten "in der winder altem perge" schenkte. Die Merswanch - Morspach am Inn - gehörten wahrscheinlich ebenso wie die Siboto zu den mit Konrad und Botho aus Bayern geflohenen Adeligen. Sie hatten einen Grundbesitz in Wilfleinsdorf. 1324 bestätigte das Domkapitel von Raab den Verkauf eines Hofes in Sasun durch Heinrich, genannt Himler, an Otto, Martin und Johannes von Gotthusprunn. Otto von Göttlesbrunn verkaufte 1338 einen Hof in Winden an das Kloster, 1342 einen weiteren Hof. Ein weiterer Hof gehörte einigen Brucker Bürgern, die ihn 1346 an das Kloster verkauften. Damit hatte das Stift um die Mitte des 14. Jahrhunderts einen Großteil des Ortes in seinem Besitz, Nur ein "Edelhof" blieb noch im Besitz anderer.

1388 wurde ein Urbar angelegt, das älteste des Burgenlandes, mit einem Verzeichnis der Bauern. Auch eine "stuba balnearia", eine Badstube, wird erwähnt. Die Familiennamen der Bauern sind durchwegs deutsch. Zusätzlich sind 14 "Überlendtacker" verzeichnet. Neben einem Ganzlehen und 2 Dreiviertellehen gab es nur Halblehen. Kleinere Häuser waren wahrscheinlich Hofstätten. Aus einem späteren, 1630 datierten, wahrscheinlich aber älteren Grundbuch geht hervor, dass der Pfarrer mit einem Halblehen abgabepflichtig war. Auch zwei Mühlen werden nunmehr erwähnt. Hans Grell und seine Frau Affra besaßen ein Ganz- und ein Halblehenshaus und beide Mühlen.

Unter den Grafen von St.Georgen - Bösing, die ab 1441 Pfandinhaber von Ungarisch Altenburg waren, häuften sich die Konflikte mit der Stiftsherrschaft. 1489 trieb Graf Sigismund die Untertanen von Königshof auseinander, 1492 ließ der Joiser Dorfrichter Georg Payr die Erträge der Windener Stifstuntertanen wegschaffen, angestiftet von Graf Thomas von St. Georgen - Bösing. Der Abt protestierte beim König, den Bösingern wurden die Vogteirechte entzogen. Es blieben Jahrhunderte lange Grenzstreitigkeiten zwischen Jois und Winden.

Besonders bemerkenswert sind die Windener Banntaidinge (Weistümer). Der älteste ist aus dem Jahre 1431. Er gehört damit zu den ältesten Rechtsdenkmäler des Burgenlandes. Aus der Zeit zwischen 1578 und 1740 sind im Stiftsarchiv Heiligenkreuz 13 Banntaidingsprotokolle erhalten.

Frühe Neuzeit

Der Türkenzug von 1529 war mit entsetzlichen Verwüstungen verbunden. Sie stürzten auch Heiligenkreuz in schwere finanzielle Nöte. Abt Johannes V. musste 1531 das Gut Königshof auf 50 Jahre verpfänden. Die ungarischen Güter des Stiftes wurden auf 12 Jahre der Stadt Bruck verpfändet. Nur die Gerichtseinnahmen und die Einnahmen von den Überlandgütern verblieben dem Stift. 1534 fanden sogar Verkaufsverhandlungen mit Jakob Stamp. dem Burghauptmann von Ungarisch Altenburg und seinen Brüdern Georg und Remigius statt. Das Stift überließ ihnen für 4000 rheinische Gulden die Besitzungen des Klosters in Königshof, Winden, die Mühle in Wilfleinsdorf, Mönchhof mit einem Edelhof, Podersdorf und die zerstörten Orte Lehndorf und Vogeldorf. Dagegen protestierte die Stadt Bruck, die sich auch ein Vorkaufsrecht gesichert hatte. König Ferdinand I. griff ein und sprach sich gegen jede Verpfändung und jeden Verkauf aus. Da das Stift aber nicht zahlungsfähig war blieb der Vertrag mit Bruck aufrecht. Nach Ablauf des 12-jährigen Vertrages wurde die Rückgabe auf weitere sechs Jahre verlängert. Die Bauern von Königshof und Winden sammelten 300 Gulden, um die Restschuld zu begleichen. Da die Brucker nicht nachgaben entschied der König auf Erlass der Restschuld und Rückgabe der Güter. Streitigkeiten gab es 1581 um den Freihof von Winden. Ein Vinzenz Roßler und ein ungarischer Kleinadeliger beanspruchten den Hof. 1537 verkauften Wolfgang Hiller und seine Frau Elisabeth den Freihof an den Müllermeister Hans Greil. Wolfgang Hiller war Dreißigsteinnehmer der Königin Maria in Neusiedl und wurde von der Königin mit einem Freihof in Neusiedl und anscheinend auch in Winden belohnt. 1536 ging Hiller als Dreißiger nach Preßburg. Nach dem Tod des Müllermeisters Hans Greil lag der Hof anscheinend für einige Jahrzehnte öde. Palatin Thomas Nadasdy schenkte ihn, ohne ein Recht darauf zu haben, seinem Getreuen und Sekretär Szent Györgyi Gabor. Dieser begann, den Hof mit seinen Leuten wieder aufzubauen, wogegen der Hofmeister des Abtes einschritt. 1581 vergab das Stift den Hof an Vinzenz Rößler. Wahrscheinlich wurde das Anwesen dann in der Bocskai - Rebellion zerstört und lag wieder öde. Durch Erbschaft über seine Frau Barbara Pakay kam Michael Majthényi in den Besitz des Hofes. Er verkaufte 1643 die öde Kurie an den Feldobersten Johannes Wurm. Dagegen wandten sich der Konvent von Heiligenkreuz und auch die Gemeinde. Wurm ließ den Hof wieder aufbauen. Er hielt einen Schäfer und 200 Schafe und sein "Kriegsvolk" bedrohte die Bauern. Wurm war schließlich zum Verkauf an das Stift bereit. 1658 verkaufte der Abt den Edelhof an die Gemeinde. An seiner Stelle entstanden zwei halbe Bauernlehen.

Nach dem Hotterplan von 1653 war Winden von einem Holzzaun umgeben, mit zwei Zugängen (oberes und unteres Tor). Zum Hotter von Winden gehörte auch Königshof. Mit den Joisern gab es weiterhin Hotterstreitigkeiten, Entlang der Grenze zu Breitenbrunn sind noch einige schöne Hottersteine erhalten. Im Streit mit Jois ging es um Waldanteile und um die Besitzungen am Hackelsberg. König Mathias Corvinus entsandte eine Kommission und erneut 1489. Das Stift setzte sich durch, es wurde ein Stein gesetzt, "genanth der Flygl". Der Streit war damit aber nicht beendet. 1565 kam es zum Streit um unklare Hottergrenzen im Wald. Verhandlungen blieben über Jahre ohne Einigung. 1570 nahmen die Joiser zwei Windener gefangen, 1591 und 1610 gab es weitere Gewalttätigkeiten. 1665 wurde erneut um die gemeinsame Weide am Hackelsberg gestritten. Die Joiser beschlagnahmten 70 Rinder. 1677 entschied eine Kommission, dass der Hackelsberg bei Jois blieb, die Windener durften ihn aber als Weide nutzen. Erst 1787 endeten die Streitigkeiten.

Nach dem Urbar von 1388 bestand der Ort aus zwei Häuserzeilen mit 49 Ansässigkeiten, davon waren 26 Halblehen, 1 Ganzlehen, 2 Dreiviertellehen, 14 Viertellehen und 6 Söllnerhäuser. 1699 bestanden 21 Halblehen, eines davon war öde, 12 Viertelhäusern und 16 Söllnerhäusern, zwei davon unbewohnt. Dazu kam das Haus des Richters und der Pfarrhof, an den 5 Halblehen und 3 Viertellehen Bergrecht und Zehent zahlen mussten. Ein Halblehenshaus bewirtschaftete 6 1/2 Joch Grund und 1 Tagwerk Wiesen.

Weinbau

Der Weinbau spielte in Winden immer eine wichtige Rolle. Dies beweist die Weinpresse aus der Römerzeit. Die Zisterzienser förderten den Weinbau besonders. Schon aus dem Mittelalter sind die Namen vieler Weinbauriede bekannt. In einer Windener Urkunde aus dem Jahre 1239 findet sich erstmals im burgenländischen Raum der Begriff "Bergrecht": zum Besitz des Palatins Potho gehörten "duas partes vini, qzod vulgo nominatur perchrecht". Das Bergrecht stand dem Stift Heiligenkreuz zu, ebenfalls der Zehent. 1709 etwa betrug das Bergrecht von 280 Weingartenbesitzern 137 Eimer, 3 Viertel und 2 Pindt, der Zehent von 28 Weingartenbesitzern 36 Eimer, 3 Viertel, 2 Pindt - das waren zusammen etwa 10 395 Liter Most. In besseren Jahren waren die Abgaben weit höher, 1688 etwa über 222 und 1753 sogar 353 Eimer (1 Preßburger Eimer =54,4 Liter). Insgesamt gab es 1699 853 Pfund Haus- und Überlendtweingärten. Von den Weingärten befand sich ein Großteil im Besitz von Auswärtigen: 1615 Pfund im Besitz von Brucker Bürgern, 42 Pfund hatten Breitenbrunner, 13 Pfund die Joiser und 31 Pfund die Neusiedler. Der Weinbau trug viel zum Wohlstand der Windener Bauern bei. Um 1700 gab es sehr reiche Weinbauern. Valentin Feigl etwa erntete 70 Eimer (3,8 hl) an Most, Thomas Tremmel, der 1615 Richter war, hinterließ 1625 ein beträchtliches Vermögen aus drei Bauernhäüusern, insgesamt 1 868 Gulden.

Erst im 19. Jahrhundert ging die Weingartenfläche erheblich zurück, von etwa 63 ha 1699 auf 33 ha 1869. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stieg sie wieder rasant an, auf 170 ha 1961, 289 ha 1982 und 198 ha 2009. In diesem Jahr gab es 79 Weinbaubetriebe.

Türken und Kuruzzen, Pest und Cholera

Da Winden an einer Durchzugsstraße lag war es immer wieder schweren Verwüstungen ausgesetzt. In der Bocskai-Rebellion von 1605 hatte der Ort als Heiligenkreuzer Besitz besonders zu leiden.1612 wurde berichtet, dass der Ort über zwei Jahre unbewohnt war. 25 Hausbesitzer fanden nachweislich den Tod. Schwere Lasten trug das Dorf infolge des Durchzuges von Soldaten. 1642 berichtete der Richter Peter Prager, dass das Dorf total verarmt war. Alle Lebensmittel und Pferde wurden den Dorfbewohnern abgenommen.

Im Türkenjahr 1683 wurde das Dorf am 8. Juli überfallen. 76 Menschen wurden getötet. 140 in die Gefangenschaft verschleppt, 50 starben auf der Flucht nach Trautmannsdorf. Der Windener Ortspfarrer Wolfgang Sieber, der nach Königshof geflüchtet war, kam dort bei einer Pulverexlosion ums Leben. 29 Häuser waren bgebrannt und mussten mit Hilfe des Stifts wieder aufgebaut werden.

1644 starben über 300 Personen an der Pest. Währen der großen Cholera - Epidemie 1831 wurde das Dorf unter Quarantäne gestellt. 1832 starben 65 Personen. Die Cholera brach erneut 1849 aus, 1856 starben 47 Personen, 1864 erkrankten 78 Menschen an Typhus, 8 starben.

Auch Winden hatte immer wieder unter Bränden zu leiden. Am 20. März 1834 brannten 40 Häuser ab, 6 Personen kamen ums Leben.Auch das Schulhaus und die untere Mühle brannten ab. Der Schaden betrug 51 261 Gulden. Noch im gleichen Jahr, im Herbst, brannte der Ort erneut. Weitere Brände gab es 1864, 1865 und 1869.

Das Maria-Theresianische Urbar

Nach dem "Topographisch - Statistischem Archiv des Königreiches Ungarn" von Johann von Csaplovics von 1821 hatte Winden 89 Häuser mit 697 deutschen katholischen Einwohnern und vier Juden. 47 Bauern bewirtschafteten 676 Joch Ackerland und über 1610 Tagwerk Weingärten, 94 7/8 Tagwerk Wiesen und zwei Mühlen. Der Viehbestand war beachtlich: 70 Zugochsen, 181 Kühe, 92 Zugpferde und 91 Schafe.

Die von einer Kommission erhobenen "9 Punkte" ergaben in Winden hohe Belastungen durch die Robot beklagt. Das Urbar weist 2 Fünfachtel-, 5 Vierachtel-, 16 Dreiachtel, 14 Zweiachtel- und 11 Einachtelhäuser aus, dazu 31 Hofstättler und 76 Inwohner. Neben dem Hauszins von einem Gulden mussten sie nunmehr auch das "Neuntel" bezahlen. Der "kleine Zehent" (Viktualienzins) wurde in Geld abgelöst. Die Robotleistungen lagen nun - ja nach Größe der Ansässigkeit - bei 6 bis 21 Tagen Zugrobot. Verglichen mit anderen Dörfern war dies relativ wenig.

1848 - Revolution und Grundentlastung

1848 wurde in Winden ein großer Trupp für den Landsturm rekrutiert. Auch der Pfarrer Franz Xaver Wennes sollte mitmarschieren, brachte sich aber im Wald in Sicherheit. Der Notar und Schulmeister Johann Amandus Walter konnte aber beim Kriegskommissar die Befreiung der Windener Bauern vom Landsturm durchsetzen. Der Pfarrer wurde von Husaren als Spion gefangen genommen und sechs Wochen in Preßburg und Budapest inhaftiert.

Die Grundentlastungskommission legte 1859 die Ablöseregelung für Winden vor. 1852 konnte schon die Hutweideregelung abgeschlossen werden. 150 Joch, ein Drittel der Weide, erhielt die Herrschaft. 268 Joch Remanentialgründe mussten um 5284 Gulden abgelöst werden. Das Stift überließ die Hälfte davon dem Dorf. Über die Zahlungsmodalitäten musste aber länger verhandelt werden. Auch die Zehentleistungen wurden abgelöst. Die Auswirkungen der Grundablöse waren in Winden ähnlich wie in den meisten Dörfern: Hohe staatliche Steuern, Erbteilungen und Verarmung der Bevölkerung, bei starkem Anstieg der Einwohnerzahl. Die Folge war eine starke Ab- bzw. Auswanderung.

Die Amerikawanderung setzte schon sehr früh ein. Zu den ersten Auswanderern gehörte der Maurer Michael Kloiber, der 1854 im Alter von 62 Jahren mit seiner Familie, seinem Sohn Michael, dessen Frau Elisabeth und ihrem Sohn auswanderte. Ihr Ziel war Texas. 1857 wanderten der Inwohner Martin Fuhrmann, seine Frau Anna, Geborene Tötschinger, mit drei Kindern nach Amerika, nach Baltimore, aus; ebenfalls 1857 Virgil und Beatrix Aninger, eine Taglöhnerfamilie, mit zwei Kindern und Jakob und Anna Maria Rößler mit drei Kindern, ebenfalls nach Baltimore. Insgesamt dürften etwa 70 Personen in die USA und etwa 40 nach Südamerika ausgewandert sein. Allein im Jahre 1923 gingen 33 Personen nach Argentinien.

Vom "Ausgleich" bis zum Ersten Weltkrieg

In den Jahren von 1865 bis 1870 trocknete der Neusiedler See vollständig aus.1968 wurde im Uferbereich Weizen und Rüben angebaut. Dann aber begann das Wasser wieder zu steigen. 1896 wurde die Konzession für die Neusiedler See - Bahn Ödenburg - Preßburg erteilt, an Koloman Radó, ehemaliger Obergespan des Komitates Eisenburg und Präsident der Raaber Bahn.1897 konnte die Strecke eröffnet werden. Winden erhielt zunächst keine eigene Haltestelle. Erst 1927 wurde ein Wartehäuschen errichtet. 1883 erhielt Winden auch ein eigenes Postamt (2002 aufgelassen).

Um die Jahrhundertwende wurde der Ort stark durch den Ortspfarrer Pater Adalbert Winkler geprägt. Er übernahm 1899 die Administration der Pfarre. Er ließ neue Glocken anschaffen, gründete einen Rosenkranzverein, war an der Gründung der Dampfdruschgemeinschaft beteiligt. Vor allem setzte er sich für die Erneuerung des durch die Reblauskrise schwer geschädigten Weinbaues ein. Er initiierte den Neubau der Schule, die von einer konfessionellen in eine Staatsvolksschule umgewandelt wurde. Widerstand gab es bei seinen Bemühungen um eine Regulierung des Ortsbaches. Ein "Bauernverein" blieb erfolglos und löste sich 1905 schon wieder auf. Die Bauern wollten nicht mit den Söllnern bzw. Kleinhäuslern zusammen gehen. Auch die von Winkler gegründete Milchgenossenschaft bestand nur kurz.1908 resignierte Winkler und übernahm die Pfarre Mönchhof.

Während des ersten Weltkrieges wurden ab 1915 etwa 500 russische Kriegsgefangene in Winden eingesetzt, für den Bau der Straße Winden - Steinbruch. In Kaisersteinbruch bestand eines der großen Gefangenenlager für bis zu 20 000 Italiener und Russen. Im Ersten Weltkrieg fielen 58 Windener.

Während der Rätezeit 1919 wurde Anfang April auch in Winden ein Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat gewählt. Dem Direktorium gehörten August Ernst, Matthias Niessl und Georg Seubart an. Die führenden Personen flohen nach dem Ende der Rätediktatur nach Österreich und kehrten erst im November 1921 zurück.

Unter dem Einfluss des Pfarrers wurden auch in Winden Loyalitätskundgebungen für Ungarn beschlossen. Als entschiedene Gegner des Anschlusses an Österreich erwiesen sich der Schulleiter Georg Hillinger und seine beiden Söhne. Aber schon 1920 wurde Deutsch wieder Unterrichtssprache. Die Stimmung in der Gemeinde neigte sich immer mehr zugunsten eines Anschlusses an Österreich.

Zwischenkriegszeit, Zweiter Weltkrieg und Besatzungszeit

Die wirtschaftliche Situation nach dem Ersten Weltkrieg war katastrophal. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es schon Auswanderer in die USA, nunmehr setzte die Auswanderung nach Südamerika ein. 1922/23 etwa verließen 30 Personen Winden in Richtung Argentinien. Etwa ein Drittel kehrte aber wieder zurück. Auch die Sicherheit im Dorf war nach den Jahren während der Anschlusswirren nicht mehr gegeben. 1923 musste eine Ortspolizei installiert werden. Nach der Volkszählung von 1923 hatte Winden 1064 Einwohner. Bürgermeister war 1923 Josef Hoffmann. 1923 wurden Schule und Kindergarten renoviert, im Oktober 1923 die elektrische Straßenbeleuchtung installiert. Die Nachfrage nach Bauplätzen war groß. Erstmals wurde die Regulierung des Baches erwogen. Das größte Problem des Dorfes war die Verunreinigung des Ortsbaches und die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser. 1929 wurde der Bau einer Wasserleitung beschlossen.1925 musste die Gemeinde die Ansiedlung von Zigeunern genehmigen. 1929 wurde der Kindergarten der Gemeinde unterstellt.

Ab 1934 mussten die Sozialdemokraten aus dem Gemeinderat ausscheiden. Bürgermeister wurde Anton Gritsch, Johann Schermann war Amtmann. 1938 wurde Franz Kornfeld zum Bürgermeister ernannt. Der Nationalsozialismus fasste auch in Winden Fuß. Angeblich gab es schon 1929 eine Gruppe der Hitler- Jugend. 78 Personen, darunter 9 Frauen, waren Mitglieder der NSDAP. Die Volksabstimmung über den Anschluss an das Deutsche Reich erbrachte 100 % Ja- Stimmen. Josef Gritsch wurde 1946 für einige Wochen im Anhaltelager Neusiedl inhaftiert. Im Krieg waren 38 Gefallene und 12 Vermisste zu beklagen.

In der Zwischenkriegszeit bestand eine Segelflug - Schule am Hackelsberg. Zwischen 1938 und 1945 wurde der Hackelsberg zur Übungsstelle des Nationalsozialistischen Fliegerkorps. Meist Angehörige der der Flieger HJ besuchten 3 - wöchige Kurse. Es wurde ein Hangar für 6 - 8 Segelflieger gebaut, dazu eine langgestreckte Holzbaracke mit Schlafräumen, Aufenthaltssaal und Küche. Nach Kriegsende wurde die Anlage zerstört.

Die NS- Zeit brachte das Ende der Zigeuneransiedlung in Winden. Die Anwesenheit von Zigeunern ist schon 1681 belegt. Die Roma lebten seit den 1880er Jahren in verlassenen Häusern in den Steinbrüchen, zwei Familien bekamen einen Wohnplatz im Ortsbereich. Nach dem Anschluss an Österreich erfolgte ein vermehrter Zuzug von Zigeunern. Die Gemeinde versuchte, sie abzuschieben. 1940 wurden die Zigeuner deportiert, die zwei Zigeunerhäuser wurden abgerissen. Nur sechs Personen überlebten den Holocaust.

Nach dem Einmarsch der Russen kam es auch in Winden zu den üblichen Übergriffen, Plünderungen und Vergewaltigungen. Am 11. Mai 1947 versuchten Besatzungssoldaten aus dem Lager Kaisersteinbruch Nahrungsmittel und Wein zu stehlen. Sie konnten daran gehindert werden. Ein besonders schwerer Zwischenfall ereignete sich am 18. Mai 1947, als russische Soldaten, darunter ein Oberst, beim Versuch, die Gritsch-Mühle zu plündern, schwer verprügelt wurden. Etwa 200 Personen versammelten sich. Noch in der darauffolgenden Nacht traf ein russisches Kommando mit 30 Mann ein und begann mit Verhaftungen, die am nächsten Tag fortgesetzt wurden. Neun der beteiligten Männer und Buschen wurden verhaftet und zu langjährigen Haftstrafen, zwei zu 25 Jahren, die übrigen zu 10 Jahren, in Sibirien verurteilt. Zwei der Verhafteten kamen ums Leben, vier kamen im Oktober 1953 und zwei erst am 20. Juni 1955 zurück.

Dorfentwicklung, Mühlen

Der geschlossene bäuerliche Ortskern aus zwei Häuserzeilen zu beiden Seiten des Baches wurde im 18. Jahrhundert an den Ortsrändern durch Söllnerhäuser und Kleinhäusl erweitert. Nach der Josephinischen Landesaufnahme bzw. nach einem Ortsplan im Stift Heiligenkreuz sind bereits Gebäude in der Kellergasse und Kirchengasse eingezeichnet. Eine Besonderheit Windens waren die Kreuzstadel. Bis 1910 gab es nur kleinflächige Siedlungserweiterungen in der Neusiedler Straße. Bachgasse und Stiftsgasse. 1910 bis 1946 wurden die Flächen zwischen dem Kellerviertel und dem Ortskern verbaut und das Dorf vor allem im Norden erweitert. Im Bauboom, der in den 1960er Jahren einsetzte, wurden neue Straßen angelegt und Baugründe, etwa am Kirchberg, aufgeschlossen. Auch weit außerhalb des Ortskernes liegende Siedlungen wie etwa Gruibert und Seeblicksiedlung entstanden, mit vielen Zweitwohnsitzen. In den 1990er Jahren wurde die Bebauung verdichtet und eine große neue Siedlung südlich der Bahn entstand. Nach der Jahrtausendwende kamen neue Siedlungen, auch Wophnblocks und Reihenhäuser, hinzu. Im alten Ortskern wurden viele Häuser abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Das Ortsbild änderte sich dadurch stark. Große Veränderungen im Ortsbild brachte auch die Regulierung und Verlegung des Baches. Der Bach wurde abgedeckt, die Hauptstraße vollkommen neu gestaltet.

Von den vielen Windener Mühlen wird die älteste schon 1388 erwähnt. Es war dies die in der Nähe der Kirche stehende Untere Mühle. Die Bausubstanz des Erdgeschosses weist auf das frühe 14. Jahrhundert hin. Dazu kam, vermutlich schon vor 1500, eine zweite Mühle, die Obere Mühle. Die Namen einiger Müllnerfamilien sind überliefert. 1605 wurden beide Müllner ermordet, ihre Frauen und Kinder verschleppt. Später kamen noch zwei weitere Mühlen hinzu. Die Obere Mühle (Janisch Mühle) wurde 1949 eingestellt, das Gebäude zu einem Wohnhaus. Es gab auch eine steinerne Windmühle, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Steinfundamenten der Unteren Mühle erbaut wurde. Um 1900 war sie bereits außer Betrieb. 1986 wurde das Gebäude an ein Künstlerehepaar verkauft. Die Gritschmühle wurde 1856 am Oberlauf des Mühlbaches erbaut. Die Familie Gritsch pachtete auch die Obere Mühle. 1965 wurde die Gritschmühle an den Bildhauer Wander Bertoni verkauft. Der "Mühlenhof" im Dorf wurde ab 1941 von Josef Gritsch als Mühle erbaut. Er war mit Dr. Helene Fekete- Gritsch verheiratet, eine der ersten Burgenländerinnen, die Philosophie studierte.

Wirtschaftliche Entwicklung

Traditionelle Wirtschaftszweige waren der Weinbau, der Getreideanbau, die Rohrgewinnung am See, die Fischerei, die Arbeit in den Steinbrüchen sowie die Holzarbeit im Heiligenkreuzer Wald (bis zum Verkauf von Königshof im Jahre 1912). Eine wichtige Einnahmequelle waren die Kirschen, die in "Kirschenbutten" mit Pferdefuhrwerken auf den Wiener Markt gebracht wurden. Mit der Umstellung der Weingärten auf Drahtkultur verschwanden allerdings viele Kirsch-, Pfirsich- und Mandelbäume. Die Kleinhäusler, die nur 3 oder 4 Joch Grund hatten, gingen als Taglöhner zu den größeren Bauern. Die Inwohner (Hulden) mussten ihren Zins bei den Quartiergebern - 3 bis 4 Tage monatlich - abarbeiten und dann ebenfalls als Taglöhner arbeiten. Die Viehweide wurde Anfang der 1960er Jahre eingestellt. Die Milch wurde von Händlern aufgekauft, dann an eine Milchgenossenschaft geliefert (1951 aufgelöst). Das Schilf des Sees wurde im Frühjahr als Jungrohr geschnitten und als Viehfutter verwendet. Im Winter wurde das Schilf für die industrielle Verarbeitung mit dem Stoßeisen geerntet. Heute werden Schilferntemaschinen eingesetzt. Die Fischerei wird nur mehr im Nebenerwerb betrieben.

Der Weinbau erlebte Ende des 19. Jahrhunderts eine schwere Krise. Ein Großteil der Kulturen war zerstört. Der neuerliche Aufschwung setzte erst in der Zwischenkriegszeit ein. An der Landesweinkost von 1933 beteiligten sich schon 10 Windener Weinbauern. 1935 bis 1938 befand sich in Winden die "Landes- Propagandastelle für Spitzenweine der Burgenländischen Landwirtschaftskamer".1938 zählte der Weinbauverein 106 Mitglieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die rasche Umstellung von Stock- auf Drahtkulturen sowie die maschinelle Bearbeitung. Schon seit dem 18. Jahrhundert gab es eigene Kellergebäude. Sie hatten ein Preßhaus und die eigentlichen Lagerräume für die Weinfässer. Die Kellergebäude befanden sich am Kirchberg und in der Ried Lehmgruber. 1924 wurde ein Weinbauverein gegründet, der, 1938 ruhend gestellt, 1948 reaktiviert wurde. 1950 errichtete der Verein eine Spritzbrühanlage. Heute sind nur mehr wenige Bauern Vollerwerbsweinbauern. Viele Weingärten befinden sich im Besitz auswärtiger Winzer.

Der einzige Industriebetrieb in Winden wurde von Rudolf Heinz gegründet. Der Wiener erfand eine Messing - Zimmerantenne. 1948 gründete er in Wien das Antennen- und Kabelwerk HEIRU. 1964 erwarb er in Winden ein großes Grundstück und errichtete dort ein zweites Werk. Für leitende Angestellte stellte der Betrieb gratis Baugrundstücke zur Verfügung. Zeitweise beschäftigte das Werk 100 - 150 Personen. 2003 wurde ein neues Werk im tschechischen Teltsch eröffnet, in Winden blieb nur ein Lager. 2016 wurde das Areal der Fabrik an die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft verkauft. Ein größerer Gewerbebetrieb wurde von der Familie Schrempel für Radio- und Fernsehtechnik ("Fernsehwilli") aufgebaut.

In früherer Zeit bestanden zahlreiche Gewerbebetriebe, die aber alle mehr oder weniger nur für den lokalen Bedarf arbeiteten, etwa mehrere Schmiede, Wagner und Sattler, Fassbinder, Zimmerer und Tischler. Mehrere Schuster und Stiefelmacher sowie Schneider gab es ebenfalls.. Auffallend ist, dass die meisten Gewerbetreibenden von auswärts kamen.

Größere Gasthöfe waren das Waldgasthaus der Familie Schratzentaler am Weg nach Bruck. Es musste aufgegeben werden, da es im Bereich des Truppenübungsplatzes lag. Das spätere Gasthaus Wolf wurde schon um 1780 vom Stift errichtet und an Gastwirte und Fleischhauer verpachtet. 1917 wurde es als "Gasthaus zur Goldenen Traube" von Franz Wolf gekauft. Zeitweise war es als "Stochennest" ein beliebter Jugendtreff. Das denkmalgeschützte Haus wird seit 2014 vom Weingut Leeb adaptiert. Der "Karl-Wirt" heute ein beliebtes Restaurant, entstand aus einem Würstelstand.

Die Entwicklung vom 2. Weltkrieg bis zur Gegenwart

Nach Kriegsende saßen im Gemeinderat 6 ÖVP-, 5 SPÖ- Gemeinderäte und zwei Kommunisten. Gegen Anton Gritsch als Bürgermeister erhob der russische Kommandant Einspruch. Gritsch musste ebenso wie der Amtmann Schermann zurücktreten. Bürgermeister wurde Anton Hoffmann von der ÖVP, Vizebürgermeister Georg Wagner von der SPÖ, neuer Amtmann Franz Frankl. In der Wahl vom 26. November 1950 behielt die ÖVP mit 308 Stimmen und 8 Mandaten gegenüber 203 Stimmen und 5 Mandaten der SPÖ die Mehrheit. Bürgermeister wurde Anton Prummer. 1954 wechselte die Mehrheit: die SPÖ erhielt 270 Stimmen und 6, die ÖVP 251 Stimmen und ebenfalls 6 Mandate. Bürgermeister wurde Anton Hoffmann, Vizebürgermeister Rudolf Kugler. 1958 konnte die SPÖ ihren Vorsprung ganz knapp behaupten ( 289 Stimmen und 7 Mandate, ÖVP 287 Stimmen und 6 Mandate. Leopold Schrett wurde Bürgermeister. 1962 wechselte die Mehrheit: die ÖVP bekam 290 Stimmen und 7 Mandate, die SPÖ 284 Stimmen und 6 Mandate. Bürgermeister wurde Anton Sterba. Über lange Zeit waren also die beiden Großparteien annähernd gleich stark. 1967 blieb Sterba Bürgermeister, die ÖVP hatte mit 309 Stimmen und 7 Mandaten gegenüber der SPÖ mit 290 Stimmen und 6 Mandaten eine Mehrheit. 1972 zeichnete sich erstmals eine stärkere Verschiebung im politischen Spektrum ab. Die SPÖ erhielt 336 Stimmen und 8 Mandate, die ÖVP 275 Stimmen und 7 Mandate. Bürgermeister wurde Andreas Huber. Die nächste Wahl 1977 brachte wenig Veränderung, der Mandatsstand blieb gleich, Huber blieb Bürgermeister. 1982 wurde der Abstand größer - die SPÖ erhielt 351 Stimmen und 8 Mandate, die ÖVP 306 Stimmen und 7 Mandate. Huber blieb bis Ende 1983 Bürgermeister und wurde dann von Emmerich Seubart abgelöst. 1987 erhielt die SPÖ 401 Stimmen und 9 Mandate, die ÖVP 283 Stimmen und 6 Mandate. 1992 änderte sich am Mandatsstand nichts. Die FPÖ erhielt 33 Stimmen. In der erstmals direkt erfolgten Bürgermeisterwahl aber wurde der ÖVP- Kandidat Johann Pfeller mit 51,1 % der Stimmen gewählt.

Die Gemeinderatswahl von 1997 brachte eine starke Verschiebung: die SPÖ erhielt 430 Stimmen und 10 Mandate, die ÖVP nur mehr 230 Stimmen und 5 Mandate, die FPÖ 41 Stimmen. Zum Bürgermeister wurde Erwin Preiner von der SPÖ mit 64,22 % gewählt. 2002 verstärkte sich diese Tendenz; die SPÖ erhielt 591 Stimmen und 11 Mandate, die ÖVP 208 Stimmen und 4 Mandate. Erwin Preiner wurde mit 82,57 % zum Bürgermeister gewählt. 2007 erhielt Preiner 74,10 % der Stimmen. Er war seit 2005 auch Mitglied des Bundesrates und wechselte 2010 in den Nationalrat. Die SPÖ erhielt 607 Stimmen und 14 Mandate, die ÖVP 233 Stimmen und 5 Mandate. 2012 wurde der Abstand noch größer: die SPÖ erhielt 693 Stimmen und 15 Mandate, die ÖVP 180 timmen und 4 Mandate. Preiner wurde nun mit 82,21 % wieder Bürgermeister.

Die wichtigsten Aufgaben der Gemeinde waren zunächst neben der Versorgung der Menschen mit ausreichend Nahrungsmittel die Instandsetzung der Infrastruktur. 1952 wurde der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses beschlossen, 1955/56 die Dorfstraße asphaltiert. 1959 begaqnn der Bau der Wasserleitung, 1960 der Bau eines Gemeindeverwaltungsgebäudes. 1964 wurde die Siedlung "Am Seeblick" elektrifiziert und die Kanalisation um 6,5 Millionen Schilling beschlossen, 1965 mit der Ortsbachregulierung begonnen, 1967 ein erster "Verbauungsplan" erstellt. 1968 wurde eine neue Straßenbeleuchtungsanlage errichtet und 1969 der Bau einer Kläranlage beschlossen. Die Güterwege wurden laufend ausgebaut. 1970 stellte Winden den Antrag auf Verleihung des neuen Gemeindewappens. 1975 trat Winden einem Müllverband mehrerer Orte bei, 1976 wurden die Aufbahrungshalle gebaut und die meisten Ortsstraßen asphaltiert. 1978 wurde das Dorf an das Gasversorgungsnetz und das Kabelfernsehnetz angeschlossen. 1984 wurde mit dem Bau des Kultur- und Vereinshauses begonnen, 1989 das alte Feuerwehrhaus abgebrochen. 1993 wurde das Vereins- und Kulturhaus eröffnet und die Sanierung der Volksschule beschlossen. 1995 trat Winden der "Abwasserreinigung Region Neusiedler See - Westufer bei, 1997 wurde ein Dorferneuerungskonzept beschlossen. Die Renovierung der Pfarrkirche wurde mit einer Subvention von 200 000.- Schilling unterstützt. 1998 wurde ein Regenrückhaltebecken gebaut und das Gemeindeamt renoviert, 1999 der Hochwasserschutz mit 5,67 Millionen Schilling ausgebaut. 2001 wurde ein Altstoffsammelzentrum und ein Bauhof um 5 Millionen S. errichtet. Die Gemeinde trat dem Regionalverband "Kirschblütenregion" bei. 2003 bis 2006 wurde die Kanalisation ausgebaut, 2005/6 eine neue Sportanlage errichtet, 2007 ein neues Feuerwehrhaus. 2007 wurde der Grundsatzbeschluss zum Bau einer neuen Schule gefasst, 2008 mit dem Bau begonnen. 2011 wurde die neue Schule eröffnet. 2009 startete ein Dorferneuerungsprojekt. Auf dem alten Sportplatz entstanden ab 2010 Wohnungen und Reihenhäuser der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft. 2016 wurde der Flächenwidmungsplan geändert, ein Betriebsgebiet an der S 50 eingerichtet. Hinter der Volksschule wurde ein neuer Kindergarten gebaut. 2017 wurden die Fassaden des Gemeindehauses und der Aufbahrungshalle sowie der Parkplatz beim Bahnhof saniert, für die Feuerwehr ein Tanklöschfahrzeug angekauft.

Vereinsleben, Kultur

Neben der Freiwilligen Feuerwehr bestehen zahlreiche Vereine: der FC Winden, ein Verschönerungsverein, ein Musikverein, die Musikgruppe "Bärenstark", ein Männerchor, ein Damenchor "Die Tontauben", ein Kirchenchor, der Verein "Linedancer", eine Volkstanzgruppe, ein Dartclub, die Piroflips (Modellflugzeugbauer).

Zahlreiche Kulturschaffende wohnen in Winden oder sind dort ansässig geworden, allen voran Wander Bertoni, der die Gritschmühle erworben und ausgebaut hat. Von ihm stammt die Skulptur "Sonnenanbeterin" am Kirchberg. Der Schriftsteller und Generalsekretär des burgenländischen PEN - Clubs, Helmut Stefan Milletich ist gebürtiger Windner, ebenso der Fotograph Wolfgang Prummer. In Winden leben die Fotographin Sabine König und zahlreiche andere Künstler und Künstlerinnen.

Bedeutende Persönlichkeiten aus Winden sind der Komponist Rudolf (Anton Maria) Klafsky, der Motorsportler Josef Kamper, der Historiker Dr. August Ernst und Helmut Stefan Milletich.

Pfarre, Kirche und Schule

Im 12. und 13. Jahrhundert bestand bereits eine Kirche. Das romanische Gebäude wurde 1725, vor Errichtung der prächtigen Barockkirche, abgerissen. Die neue Kirche wurde auf Initiative der Gemeinde unter Richter Lichtenhamer und Ortspfarrer Matthäus Schenk errichtet. Elias Hügel, Steinmetzmeister und Ortsrichter in Kaisersteinbruch, zeichnete den Plan und leitete den Bau. Hügel stand schon 1716 im Dienste des Barockbaumeisters Johann Bernhard Fischer von Erlach und hatte am Bau der Wiener Karlskirche mitgearbeitet. Vorbild für den Bau in Winden war die Kirche in Kaisersteinbruch. Das Stift gab unter Abt Gerhard Weixelberger die Zustimmung für den Bau und sagte Unterstützung zu. 1725 begann der Bau, der hohe finanzielle Aufwendungen erforderte, obwohl das Material aus den eigenen Steinbrüchen kam. Das Stift musste immer wieder helfend eingreifen. 1833 war eine erste Generalsanierung notwendig, 1898 eine Innenrenovierung, 1950 eine umfangreiche Innen- und Außenrenovierung. Weitere Renovierungen folgten 1997 und 2009.

1772 wurde auf dem Grundstück des Pfarrhofes eine Johann-Nepomuk-Kapelle gebaut.

Die Pfarre war in den ersten Jahrhunderten mit Weltpriestern besetzt. 1453 wird Ulrich Koll namentlich genannt. 1579 geriet der Ortspfarrer Lukas Modronowitsch mit dem evangelischen Ortsrichter von Jois in einen heftigen Streit. 1582 wird erstmals ein Zisterzienser als Pfarrverweser genannt. 1605 wurde der Stiftsgeistliche "in der rebellion niedergehaut". Danach wurde die Pfarre wieder für einige Zeit von Weltgeistlichen geführt. Im Besitz der Pfarre befanden sich beträchtliche Güter, 1615 etwa 60 Pfund Weingarten, 5 1/2 Joch Acker, Wiesen und Wald. Wein- und Getreidezehent bekam der Pfarrer von 5 Halblehens- und 3 Viertellehenshäuser. Ende des 17. Jahrhunderts übertrug das Stift alle Pfarrweingärten der Stiftsherrschaft Königshof. 1745 umfassten die Pfarrgründe 27 Joch Acker. Sie wurden den Bauern für die halbe Fechsung überlassen. Der Pfarrer hatte das Schankrecht zu den hohen Feiertagen, überließ dieses aber um 40 Gulden der Gemeinde. Von der Herrschaft Königshof bekam der Pfarrer jährlich 20 Eimer alten Weins, 20 Klafter Holz und 600 Bürtel, von der Gemeinde 6 Gulden vierteljährlich und Abgaben vom Pfarrsteinbruch. 1761 verkaufte das Stift einen Großteil der Pfarrgründe an ortsansässige Bauern. 1877 besaß die Pfarre aber bereits wieder 21 Joch Acker. Die Pfarre verfügte über hohe Stiftungseinlagen, die gegen Zins verliehen wurden. 1849 betrug das Stiftungskapital 4 065 Gulden, die Zinseinnahmen pro Jahr 203 Gulden.

1670 ließ Abt Clemens Schäffer einen Pfarrhof errichten, der aber 1683 von den Türken zerstört wurde. Danach musste er wieder aufgebaut werden. Der Pfarrhof wurde unter Pfarrer Pater Benedikt Gredler, der während der Choleraepidemie viel leistete, saniert. Von besonderer Bedeutung für die Pfarre war Pater Adalbert Winkler (1899 - 1908), der aber mit vielen seiner Erneuerungsideen scheiterte und schließlich resignierte. Pater Hieronymus Ethofer (1925 - 1939) gründete den katholischen Burschenverein und Mädchenbund, erwies sich aber in der Zeit des Ständestaates als geltungsbedürftig und demonstrierte die Macht der Kirche. Der letzte der Zisterzienserpfarrer war Pater Lambert Knieß.

Die Pfarre blieb beim Zisterzienserorden. Erst 1963 wurde die Pfarre Winden in den Diözesanverband übernommen.

1574 wurde erstmals ein Schulmeister erwähnt. Bis 1903 war die Schule konfessionell. 1696 -1704 war Johann Michael Hoffmann Schulmeister und Gerichtsschreiber, 1719 Sixtus Tultsch, 1768 1778 Laurenz Jakob Groschner, ab 1813 Johann Amandus Walter für nahezu 50 Jahre. Nach dem Brand von 1834 wurde das Schulgebäude notdürftig erneuert und war 1903 in einem desolaten Zustand. Für einen Neubau, der zur Diskussion stand, wollte die Gemeinde nicht aufkommen. Abt Seidlmann gab die Zustimmung für einen Neubau, die Gemeinde verweigerte jedoch die Zustimmung und vertrat die Meinung, nur das Stift sei zuständig. Daraus wurde ein Rechtsstreit. Der oberste Schuldirektor Josef Dresmitzer, Probst und Domherr in Raab, entschied, dass die Gemeinde zuständig sei. 1834 wurde der Neubau angeordnet und der Herrenstuhl verpflichtete die Gemeinde erneut zu einem Schulbau. Die Kosten wurden mit 1700 Gulden veranschlagt. 1835 wurde die neue Schule eingeweiht1870 bis 1903 war Alexander Klafsky Lehrer in der einklassigen Schule mit 100 bis 156 Schülern. Erst 1901 konnte Pater Adalbert Winkler die Gemeinderäte für einen Schulbau gewinnen. Kein Geldinstitut war aber bereit, der Gemeinde dafür einen Kredit zu geben. Die Gemeinde ersuchte daraufhin aus Kostengründen um Verstaatlichung, gegen den Einspruch Winklers. Das neue Gebäude mit zwei Lehrsälen musste aber trotzdem 1903 die Gemeinde errichten und sich verpflichten, das Gebäude instand zu halten. Die Gemeinde zahlte jährlich 800 Kronen als Schulgeld, die Schüler waren vom Schulgeld befreit.   Der Preis, der für die "Verstaatlichung" bezahlt werden musste, war ein starker staatlicher Einfluss und die Magyarisierung. Die "ungarische Lehrsprache" musste eingeführt werden. 1903 bis 1914 war Mátyás Mittermayer Schulleiter. Die Schule wurde ab 1903 zweiklassig, ab 1906 dreiklassig geführt. Die Magyarisierung hatte anscheinend Erfolg: 1903/4 sprachen 56 % der Schüler gebrochen, 34 % "annehmbar" ungarisch, 1908/9 sprachen schon 92 % ungarisch, davon 26 % fließend. Am 5. September 1920 beschloss die Gemeinderepräsentanz einstimmig den Unterricht in deutscher Sprache. Ungarisch wurde noch in zwei Wochenstunden unterrichtet. 1921 wurde die Schule eine Staatsvolksschule. Der Schulleiter Georg Hillinger und seine zwei Söhne erwiesen sich als entschiedene Gegner des Anschlusses an Österreich.

Der Kindergarten unterstand der Schulleitung. Ab 1929 wurde er in einen Gemeindekindergarten umgewandelt. Im Ständestaat ab 1. April 1935 wurde die Schule wieder eine Katholische Schule. Pfarrer Ethofer berief einen katholischen Schulstuhl ein. Die Lehrkräfte wurden der Aufsicht der Kirche unterstellt. Direktor war Johann Hölzl, der aber 1942 im Krieg fiel, nach ihm Anna Schwarz. Da die Kinderzahl stark anstieg - 92 Knaben und 104 Mädchen - wurde 1933/34 eine vierte Klasse eröffnet.

Nach dem Krieg war Paula Matkovits zunächst für 150 Schüler die einzige Lehrerin. , dann zusätzlich Balthasar Altenburger und Maria Königshofer. 1946 kamen Anton und Stefanie Sattler an die Schule. Anton Sattler wurde in die Landesschulbehörde berufen, 1957 wurde Josef Tuschl zunächst provisorischer, dann definitiver Schulleiter, Die Zahl der Schüler sank auf 93 im Jahr 1952/53. 1959 wurde die Schule renoviert. Ab 1969 gab es wegen Lehrermangels keine Oberstufe mehr. In den 1970er Jahren war die Schule teils zweiklassig, teils dreiklassig. 1977 wurde die Schule umgebaut. Schulleiterinnen waren Rita Klein, Charlotte Zelko und Anna Geyer.

2010/11 wurde ein neues, großzügiges Schulgebäude mit Turnsaal und Tagesheim errichtet.

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Winden 1933

Quellen

  • Festschrift 800 Jahre Winden am See. 1217 - 2017. Mattersburg 2017

  • Die Bernsteinstraße. Evolution einer Handelsroute. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 123. Eisenstadt 2008

  • Ployer, René: Der Bezirk Neusiedl am See in Ur- und Frühgeschichtlicher Zeit. In: Kunsttopographie für den Bezirk Neusiedl. Horn 2012

  • Ohrenberger, A.J.: Römische Quellenfassung und Weihestätte nördlich von Winden a. See. Burgenländische Heimatblätter 23, Eisenstadt 1961

  • Langmann, Gerhard: Ein Vividiarium in Winden. Burgenländische Heimatblätter 29, Eisenstadt 1967

  • Langmann Gerhard: Ein kelto-römischer Grabstein aus Winden am See. Burgenländische Heimatblätter 31, Eisenstadt 1969

  • Alzinger, W.: Ein Herkulesköpfchen aus Winden am See. Burgenländische Heimatblätter 22, Eisenstadt 1960