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Urgeschichte und Römerzeit

1944, als man mit der Anlage des Südostwalles begann, stieß man auf einen Siedlungskomplex der Badener Kultur im Bereich der Grenzgasse. Dabei wurden freilich auch Kulturschichten zerstört. Auf dem Kalvarienberg wurden 1943 in einem bronzezeitlichen Grab zwei Goldringe entdeckt. 1947 wurden an der Hottergrenze zu Neusiedl zahlreiche Gefäße der Badener Kultur gefunden, am urgeschichtlichen Institut in Wien restauriert und in das Landesmuseum gebracht. Darunter waren drei große, innen verzierte Schüsseln und ein einzigartiges, großes und reich verziertes Vorratsgefäß. Wahrscheinlich war der Fund ein Depotfund. Aus der Wieselburger Kultur der Bronzezeit stammt ein in unmittelbarer Nähe gelegenes Grab. Es ist ein Hockergrab mit gut erhaltenen Gefäßen als Beigaben. Vermutlich gab es mehrere kleine Friedhöfe aus dieser Zeit. Aus der Hallstattzeit stammt eine Hügelgräbergruppe auf den Zitzmannsdorfer Wiesen. Sechs der zwölf bis dreizehn Hügel wurden 1929 geöffnet. Aus der Hallstattzeit stammten zwei der Hügel, drei waren frührömisch. Aus der La Tène-Zeit gibt es zwar keine Funde, eine weitere Besiedlung des Ortsgebietes durch die keltische Bevölkerung ist jedoch anzunehmen.

So wie in der gesamten Region entstanden auch auf Weidener Gebiet römische Gutshöfe. Ein Gutshof befand sich im Unterfeld, wo immer wieder Mauerreste zum Vorschein kamen. Die Münzen weisen auf das 4. Jahrhundert, doch dürfte die Villa Rustica schon im 2. Jahrhundert errichtet worden sein. Damit in Verbindung stand vielleicht der 1939 in der Unteren Hauptstraße gefundene Steinsarkophag. Er enthielt ein Körperskelett und interessante Beigaben: goldene Ohrringe, ein Glasfläschchen, mehrere Fibeln, eine Knochennadel und eine Silbermünze. Der Sarkophag wurde von R. Pittioni zeitlich an den Übergang vom 2- zum 3. Jahrhundert zugeordnet. Ein römisches Grabhügelfeld in den Oberen Neumahden gehörte nach Karl Kaus zu einem Siedelungskomplex in der Nähe der Florianikapelle. 1982 wurde in der Oberen Neumahd ein Grabstein ausgeackert, Teil eines Steinplattengrabes. Das spätrömische Grab wurde aus frührömischen Grabsteinen zusammengesetzt.

Auf den Kirchäckern stieß man 2012 auf Bauschutt und Mauerstrukturen, die sich als Reste eines römischen Langutes herausstellten. Erste Ausgrabungen ergaben eine überaus hohe archäologische Befunddichte. Zusätzlich zum Hauptgebäude der Villa Rustica und einem Badegebäude wurden 4000 archäologische Objekte aus mehreren Kulturepochen von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart dokumentiert. Es wurden 189 Gräber der Wieselburger Kultur aus der Frühbronzezeit entdeckt. Viele der Hockergräber enthielten Schmuckgegenstände wie Ösenhalsreifen, Spiralarmreifen, Gewandnadeln und Halsketten, die Männergräber auch Bronzedolche. Auch Tongefäße für Trank- und Speiseopfer enthielten die Gräber.

Die Villa Rustica war eine sehr große Anlage. Teile des Hauptgebäudes und Wirtschaftsgebäude wurden ausgegraben, Teile der Anlage durch Bodenradar erschlossen. Zwei Brunnenanlagen konnten, da sie mit hölzernen Brunnenhäusern versehen waren, dendrochronologisch auf das Ende des 2.   und das Ende des 3. Jahrhunderts datiert werden. Die einen Innenhof umschließenden vier Flügel des Hauptgebäudes wurden auf einer 50 x 50 m großen Fläche errichtet. An einer Seite befand sich ein Badegebäude. Als Vorläufer des Gutshofes wurde ein hölzernes Gebäude aus dem 1. Jahrhundert festgestellt. In mehreren Räumen des Hauptgebäudes gab es eine Fußbodenheizung. Farbenprächtige Putzfragmente und Teile von Fußbodenmosaiken lassen auf eine luxuriöse Ausstattung schließen. Der Gutshof könnte bis in das beginnende 5. Jahrhundert bewirtschaftet worden sein.

Aus der Völkerwanderungszeit stammen 15 regellos angeordnete, vermutlich slawische Grubenhäuser. Sie belegen die Besiedlung des Areals zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert.

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Nach der deutschen Kolonisation bildeten sich große Herrschaften aus, etwa die Herrschaft Ungarisch Altenburg (Grafen Poth, Grafen von St. Georgen - Bösing) und die Stiftsherrschaft Heiligenkreuz. Weiden war und blieb in diesem Prozess ein Sonderfall. Das Dorf gelangte in den Besitz des Raaber Domkapitels und blieb es von 1413 bis 1848 ohne Unterbrechung. Urkundlich scheint "Weyden" erstmals 1338 auf, war aber ohne Zweifel älter. Das um einen dreieckigen Schmalanger angelegte Dorf entstand vermutlich schon im 12. Jahrhundert. Erste Angaben über die Zahl der Lehen finden sich in den Steuerverzeichnissen (Dica-Konskriptionen). 1538 gab es 18 "Porten" und 7 "Pauperes" (Arme, von der Steuer befreit). Die Häuserzahl lag zwischen 25 und 100. 1544 weist das Steuerverzeichnis 25 Porten, einen Judex (Richter) und vier zerstörte Häuser sowie ein Haus des Raaber Domkapitels aus. Zwei Nachbardörfer, Zitzmannsdorf und Mühldorf, wurden Opfer der spätmittelalterlichen Wüstungsphase. Zitzmannsdorf gehörte zur Herrschaft Ungarisch Altenburg. Seine Gemarkung wurde zu Neusiedl/See geschlagen. Das Raaber Domkapitel versuchte, das Gebiet von Zitzmannsdorf zu gewinnen, verlor aber einen Prozess. Mühldorf hatte zu trockene Böden und kein Weinbaugebiet. Die Gemeinde fiel an Zurndorf. Zusammen mit einem Teil Weidens wurde sie Bestandteil der Ochsentrieb- und Mastzone.

Der Weinbau erlebte im 16. Jahrhundert eine Blütezeit. Schon im 13. Jahrhundert entstand am Abfall der Parndorfer Platte eine geschlossene Weinbauzone. Weiden gehörte mit den Rieden Bühel, Rosenberg, Kranowitzel, Setzen, Satzen, Neuberg, Alte Rain, Gaiten Wagats Peter und Ungerberg zur Kernzone dieser Weinbauregion. Schon im 14. Jahrhundert wird eine Ausdehnung von 120 ha vermutet. Nach der Krise des 14. Jahrhunderts, mit Pest, Grenzkämpfen und den Türkenzügen von 1529/31, die auch Weiden betrafen, setzte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Aufschwung ein. Aus dem Jahre 1547 sind die Namen der Weinbauern und der Söllner überliefert. Es gab 58 Weinbauern. Sie ernteten 1690 hl Wein. Auf dem Ungerberg, der zu Zitzmannsdorf und damit zur Herrschaft Ungarisch.Altenburg gehörte, kauften sich Weidener Weinbauern ein. Andererseits besaßen Auswärtige auch Weingärten in Weiden, etwa aus Neusiedl, Gols,Kaltenstein, Straßsommerein und Bruck. Auf die Auswärtigen entfielen 22,74 % der Weinernte. 1561 besaßen Personen aus 27 Gemeinden oder Städten Weingärten in Weiden.

Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung dank des florierenden Weinbaues beträchtlich an. Weiden wurde 1588 von Kaiser Rudolf das Marktrecht verliehen und das Wappen, das bis heute das Gemeindewappen ist. Im Jahre 1599 gab es 44 Lehensbauern, die meist 5 - 20 hl Wein ernteten. Einige aber wie Georg Maar, die Witwe des Stephan Reichart, Michael Wennes und Christoph Kestel ernteten über 60 hl. Neben den Bauern gab es 16 Söllner, die ebenfalls Weingärten hatten. Rupert Tierplacz erntete 40 hl. Besonders erstaunlich ist die große Zahl an Inwohnern, insgesamt 85. Auch sie hatten meist ein bis zwei kleine Weingärten und arbeiteten daneben als Taglöhner bei den Bauern. Die meisten auswärtigen Besitzer kamen 1599 aus Bruck, Kaltenstein, Straßsommerein, Nickelsdorf und Purbach. Von der Gesamterntemenge von 3085 hl entfielen 40 % auf Auswärtige.

Anfang des 17. Jahrhunderts setzte sich die Hochkonjunktur im Weinbau fort. Durchschnittlich wurden 1607 bis 1619 4281 hl Wein geerntet - und dies trotz der kriegerischen Ereignisse (Bocskai-Aufstand und Langer Türkenkrieg). 1605 zerstörten die Haiducken Bocskais die Wirtschaftsgebäude und das Haus des Domkapitels. Vor allem Brucker Bürger erwarben Weingärten in Weiden. Der Ernteanteil der Auswärtigen lag bis Mitte des 17. Jahrhunderts zwischen 40 und 48 %, zwischen 1645 und 1664 sogar über 50 %. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts sank er auf unter 30 %. Es kauften sich immer mehr Neusiedler Bürger ein. 1651 zählte man 99 Neusiedler Besitzer. Die Brucker durften ihren Eigenbauwein zollfrei über die Granze führen. Sie betrieben mit dem "Ungarwein" einen schwungvollen Handel. Ein Großteil des Weines ging in Geleitzügen von drei und mehr Wägen in die Oberländer Böhmen, Schlesien und Polen. Im 17. Jahrhundert gingen 70 % des Weines nach Schlesien.

1620 zerstörten die Truppen Gabor Bethlens den ganzen Ort. Immer wieder wurde auch der Zehentwein von durchziehenden Truppen beschlagnahmt. Es kam zu belastenden Einquartierungen besonders zwischen 1643 und 1645. Die Pest von 1644/45 forderte in Weiden anscheinend verhältnismäßig wenig Opfer. In den 1660er Jahren gingen die Erntemengen deutlich zurück. 1683 musste auch die Weidener Bevölkerung vor den Türken und den mit ihnen verbündeten Kuruzzen Tökölys Zuflucht suchen, in den befestigten Städten oder in Grubenverstecken. Vor kurzem wurde ein solches "Kuruzzenloch" entdeckt. 1927 wurde ein vergrabener Münzschatz aus dieser Notzeit gefunden. Weitere Belästigungen brachten die Kuruzzenkriege von 1704 und 1709, sowohl durch die ungarischen Aufständischen wie auch durch kaiserliche Truppen. 1710 bis 1715 starben 127 Personen an der Pest. Der Rückgang des Weinfernhandels trug zusätzlich zur Verarmung bei.

Im 17. Jahrhundert wurden in Weiden schon Ausbruchweine in Jahren mit besonders günstiger Witterung, wahrscheinlich aus der Furmint-Traube, produziert. Mit dem Ende der Hochkonjunktur im Weinbau ging auch die Zahl der Inwohner stark zurück, von 110 im Jahre 1617 auf 20 im Jahre 1689. Es wurden weniger Lohnarbeiter gebraucht. Die Betriebsgrößenstruktur änderte sich im 17. Jahrhundert ebenfalls erheblich. Die Betriebe wurden durch Erbschaftsteilungen immer kleiner. Die durchschnittliche Betriebsgröße sank von 1,2 ha im Jahre 1610 auf 0,54 ha im Jahre 1718. 1667 gab es in Weiden 42 Lehensbauern, 39 Söllner und 72 Inwohner.

So wie in anderen Gemeinden wurde der Richter auch in Weiden von den Bauern aus einem Dreiervorschlag der Herrschaft gewählt. Die unterlegenen Kandidaten wurden Geschworene, drei weitere Geschworene wählten die Bauern. Weitere "Ämter" waren der Zechmeister, vier Bergmeister, zwei Fasszieher, der Wachtmeister und ein Waldhüter. Die Zehentabnahme wurde von zwei Mitgliedern des Domkapitels, dem 13 bis 15 Personen angehörten, kontrolliert, der Betrag auf die Mitglieder des Domkapitels aufgeteilt. Das Domkapitel hatte in Weiden einen eigenen Keller. Von den Weingärten mussten das Bergrecht, der Zehent und das Neuntel entrichtet. Das Bergrecht war eine gleichbleibende Mostabgabe. Das Neuntel, 1351 anstelle des Bergrechtes eingeführt, betrug 10 % der jeweiligen Ernte. Zunächst zahlten es nur die Auswärtigen, ab 1740 zahlten auch die Weidener das Neuntel, wogegen sie heftig protestierten. Auch der Zehent wurde in natura - in Form von Most - gegeben.

18.und 19. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert verarmte der Markt immer mehr. Neben dem Niedergang des Weinbaues trugen auch die steigenden staatlichen Steuern dazu bei. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war das Dorf und auch viele Bewohner schwer verschuldet. Teure Kredite mussten bei reichen Bürgern aus Neusiedl, Preßburg sowie bei reichen Wirten und Fleischhauern in Zurndorf aufgenommen werden. 1740 wurde ein Kontrakt mit der Herrschaft zur Ablöse der laufenden Zahlungen geschlossen.

1768 wurde n auch in Weiden von einer Kommission gemäß den "9 Punkten" die wirtschaftlichen Verhältnisse erhoben. Es gab nur Halb- und Viertellehner, Söllner und Inwohner. Zum Halblehen gehörten 12 Joch Acker, 4 Pfund Weingärten, zwei Tagwerk Wiesen und ein halbes Joch Wald. Zu einem Söllnerhaus gehörte ein halbes Joch Ackerland und ein Weingarten mit 6 Pfund. Die Überlandweingärten waren auf 47 ha geschrumpft. Besonders beklagt wurde der Mangel an Wiesen, an Bau- und Brennholz. Da es im Dorf keine Mühle gab musste man den weiten Weg zu den Leithamühlen in Kauf nehmen. Nach der Urbarialliste von 1775 (Maria Theresianisches Urbar) gab es einen sieben Achtel Bauern, 31 fünf Achtel Bauern, 67 Söllner und 41 Inwohner. Im Besitz der Gemeinde befand sich ein 5 Achtel - Lehenshaus, das als Quartierhaus genützt wurde. Für eine ganze Session mussten 46 Zug- oder 92 Tage Handrobot geleistet werden. Anstelle der "langen Fuhren" mussten der Kornzehent auf die benachbarten Märkte und der Weinzehent nach Raab transportiert werden. An Hauszins musste jährlich ein Gulden bezahlt werden, die Viktualienabgaben wurden in Geld abgelöst. Im 18. Jahrhundert wurde der Getreideanbau immer wichtiger. Neben Weizen, Gerste und vor allem Roggen wurden nun vermehrt Kukurruz, Linsen und Wicken angebaut. Damit konnte die schmale Futterbasis für den geringen Viehbestand verbessert werden. An Vieh wurden etwa 180 bis 200 Zugochsen, 200 Kühe, 10 - 20 Stiere, 50 -80 Pferde und 250 Schafe gehalten. Die dürftigen Böden auf der Parndorfer Platte lieferten nur bescheidene Getreideerträge. Dort wurde noch Zwei - Felder - Wirtschaft betrieben, jeweils die Hälfte wurde als Viehweide benützt.

Der Weinbau war im 18. Jahrhundert auf einem Tiefpunkt. Erst ab 1790 begannen Kleinbauern und Söllner neue Weingärten in ebener Lage, außerhalb der alten Weinbaugebiete, anzulegen. Dort wurden weit höhere Erträüge erzielt. Die alten Weingärten wurden zunehmend zu Ackerland. Die neuen Weingärten waren für einige Jahre von Abgaben befreit. Die Erntemengen stiegen wieder an. 1831 wurden 5962 hl und 1842 4900 hl geerntet. Der vom Domkapitel in Eigenregie bewirtschaftete Besitz war bis Ende des 18. Jahrhunderts klein: 23 Joch Ackerland, 5 Joch Weingärten und 2 Joch Wiesen, die durch Roboten der Weidener bearbeitet wurden. So wie die anderen Grundherrschaften wollte aber auch das Domkapitel an den steigenden Marktpreisen profitieren und versuchte, Grund und Boden einzuziehen, was nur auf Kosten der Bauern geschehen konnte. Als 1805 mit dem Bau eines Schafhofes begonnen wurde wehrten sich die Bauern durch Störaktionen. Die Rädelsführer wurden verhaftet, der Hof ("Mohrhof" =Meierhof) wurde gebaut. Das Domkapitel nahm 420 Joch der gemeinsamen Hutweide in Anspruch. Eine Schaftrift zum See wurde angelegt. Die Rechte der Bauern wurden durch herrschaftliche Schafknechte immer wieder verletzt. Es kam zu offenen Auseinandersetzungen - die beiden Grasmeister und der Feldhüter der Gemeinde wurden nach Raab abgeführt. Die Herrschaft hatte die Haltung von 4200 Schafen angepeilt, kam aber maximal auf 2000 bis 2500 Schafe. Bald war die Hutweide durch Überweidung ruiniert.

1827 gab es 74 Bauern, davon 38 sechs-Achtel Bauern und 36 drei-Achtel-Bauern, 72 Söllner - 30 Groß- und 42 Kleinsöllner, und 12 Inwohner. Die Großsöllner bewirtschafteten ein Joch Ackerland und hatten ein Haus, die kleinsöllner hatten nur ganz wenig Hausgrund. Ab 1800 begann das Domkapitel gezielt, Überlandgründe der Bauern einzuziehen. 1817 forderte die Herrschaft Eigentumsnachweise, die oft nicht erbracht werden konnten. 1817 fand im Dorf ein Herrschaftsstuhl statt. Die Weidener wollten auf die Forderungen der Herrschaft nicht eingehen. Das Domkapitel ließ eine Schätzkommission den Wert der eingezogenen Grundstücke feststellen und zog immer mehr Gründe ein. 1827 wandten sich die Weidener deshalb mit einem Bittschreiben an Kaiser Franz I. Deputierte der Gemeinde wollten persönlich beim Kaiser vorsprechen. 1842 wurden schließlich die Kaufvorschläge des Domkapitels der Gemeinde unterbreitet und mussten von den betroffenen Bauern unterschrieben werden. Insgesamt 65 Joch wurden so enteignet. 1824 ließ das Domkapitel einen Schüttkasten im Dorf errichten, in dem das Getreide auch aus anderen Besitzungen der Domherrn gelagert wurde. Das Getreide wurde an Großabnehmer auch aus entfernteren Gebieten verkauft, der Rest wurde auf den nahen Neusiedler Getreidemarkt gebracht. 1827/28 nahm die Herrschaft daraus 34 782 Gulden ein. 1842 errichtete die Herrschaft einen Gutsbetrieb, den Neuhof. Nach dem Bau des Gebäudes riss man um den Gutshof die Hutweide auf und legte eine regelmäßige Blockflur aus 10 großen Tafeln an. Am Hof entstand ein Wohntrakt für eine kleine Arbeiterkolonie. Später wurden auch Saisonarbeiter aus dem Südburgenland beschäftigt. Es wurde ein intensiver Getreideanbau betrieben. Später wurden auch Kukuruzfelder angelegt, die gegen die Hälfte der Ernte an die Bauern verpachtet wurden.Auch Weingärten wurden von der Herrschaft angelegt und verpachtet.

In den Kämpfen von 1848/49 musste auch Weiden Einquartierungen erdulden. Trotz der Niederlage der Revolutionstruppen blieb es aber bei der gesetzlich beschlossenen "Bauernbefreiung" bzw. Grundentlastung. Die Urbarialgründe gingen in das freie bäuerliche Eigentum über. Die Herrschaft erhielt auf 40 Jahre hohe Entschädigungszahlungen aus dem Grundentlastungsfonds, der aus der Gundsteuer gespeist wurde. Das Domkapitel erhielt für eine sechs-Achtel Session 350 bis 450 Gulden, für eine drei-Achtel - Wirtschaft 175bis 225 Gulden, für einen Großsöllner 50 Gulden (den durchschnittlichen Abgabebetrag für 6 Jahre). Die den Bauern verbliebene Hutweide wurde nicht aufgeteilt, sie blieb im Besitz der "Urbarialgemeinde". 1858 verlangten 32 Weidener Bauern vergeblich die Aufteilung. Es folgte die Katastralvermessung und die Anlage des Grundbuches. Die Ablösezahlungen für die restlichen Überlandgründe (Weingärten) belasteten die Bauern schwer. Eine weitere Folge der Grundentlastung war die starke Besitzzersplitterung. Ein beachtlicher Grundbesitz blieb beim Domkapitel, insgesamt 335,35 ha. Die Gemeinde Weiden besaß 14 ha und 26 ha Überlandgründe, die Pfarrgemeinde 17,8 ha die Pfarrgründe waren 17,8 ha groß, die Kirchengründe 4 ha, die Schulgründe 2 ha.

Nach der Grundentlastung entwickelte sich der Weinbau positiv. 163 Weinbaubetriebe ernteten durchschnittlich ca. 1088 hl. Etwa ein Drittel davon wurden im Herrschaftswirtshaus und im Gassenschank konsumiert. 1865 betrug die Weingartenfläche 99 ha. Sie wuchs in den folgenden Jahren auf 166 ha. Diese Entwicklung kam durch die Reblauskrise zum Stillstand. 1888 trat die Reblaus auch in Weiden auf. Paul K. Vetter wurde zum Retter des Weinbaues. Der königl. ungarische Weinbauinspektor propagierte die Veredlung der Reben auf resistente amerikanische Unterlagsreben.

Nach dem Gemeindegesetz von 1871 wurde Wieden als Großgemeinde eingestuft. Weiden gehörte zum Wahlbezirk Zurndorf. Auf Grund des Zensuswahlrechtes zählten neben dem Domkapitel 11 Bauern aud Grund ihrer Steuerleistung zu den Wahlberechtigten. 1886 zählte die Gemeinde 183 Häuser und 1700 Einwohner. Die Gemeinderepräsentanz (Gemeinderat) betsnd aus 30 Mitgliedern, zur Hälfte aus den Höchstbesteuerten, zur Hälfte aus den Gewählten. Zur Gemeindevorstehung gehörten der Richter, der Vizerichter, vier Geschworene, der Kassier, der Gemeindenotär, der Waisenvormund und der Kreisarzt.

Immer wieder kam es zu Brandkatastrophen. 1572 brannten mehr als die Hälfte der Häuser. 1605 überfielen die Scharen Bocskais Weiden und steckten die Häuser in Brand. 1620 brandschatzten die Scharen Gabor Bethlens den Ort und zerstörten ihn fast zur Gänze. 1791 fielen einer Brandkatastrophe 65 Häuser zum Opfer. 1836 kam es zu einer Brandserie, wahrscheinlich gelegt von einquartierten Soldaten nach einer Rauferei mit den Burschen des Dorfes. 1856 gab es erneut einen Großbrand. 1859 brannten 18 Häuser ud 17 Scheunen ab. Der Brand wurde von einem Kind gelegt. . 1865 wurde der Bau von Ziegeldächern angeordnet. Man ging dazu über, Häuser und Scheunen aus Ziegeln und Steinen zu errichten. 1888 wurde eine erste freiwillige Feuerwehr gegründet, 1889 entstand erneut ein Feuerwehrverein. 1890 scheiterte eine dauerhafte Gründung an der Finanznot der Gemeinde. Erst 1893 wurden die Statuten der Feuerwehr genehmigt.

1897 konstituierte sich die Neusiedler See Bahn Actiengesellschft. Der Bahnbau erfolgte nach dem Plan des Koloman Radó. Die Bahnlinie führte von Celldömölk über Fertöszentmiklos/Esterhaza nach Neusiedl/See, wo sie Anschluss an die Preßburg - Ödenburger Bahn fand. Die Errichtung der Strecke 1896/97 wurde von der "Raaberbahn" beaufsichtigt. Die Bahnstrecke gewann bald große Bedeutung. 1917 wurden 500 000 Personen und etwa 300 000 t Güter befördert.

Weltkriege und Zwischenkriegszeit

Im 1. Weltkrieg dienten die meisten Weidener im Infanterieregiment 76 (Ödenburger Hausregiment). Der Ort hatte 50 Gefallene und 7 Vermisste zu beklagen. Im Herbst 1914 wurde in Neusiedl an der Grenze zu Weiden ein riesiges Internierungslager angelegt. Es war für 14 000 Personen, hauptsächlich Zivilinternierte, geplant. Die meisten Internierten kamen aus Serbien und Montenegro. Im Juni 1918 warwn 11 876 Personen, darunter auch 1154 Frauen und 822 Kinder, interniert. Die Insassen wurden als Arbeitskräfte den Bauern der Umgebung zugeteilt.

Am 10. November 1918 konstituierte sich in Mattersburg der Deutsche Volksrat für Deutschwestungarn. Bis Jahresende traten ihm 200 Gemeinden bei. Auch in Weiden wurde ein Deutscher Volksrat gewählt. Am 27. Jänner 1919 löste sich der "Nationalrat" Weidens auf. Seine Mitglieder traten in den Deutschen Volksrat über. In Neusiedl wurde die "Vierburgenländische Autonome Volkspartei" gegründet, unter der Führung von Dr. Karl Amon und Mag. Adalbert Wolf. Sie fand auch in Weiden große Zustimmung. Zu den Hauptprotagonisten gehörten Pfarrer Bittner, der Gutsverwalter Stefan Svaczina und der Gemeinderepräsentant Mathias Fuhrmann.

Am 21. März 1919 wurde die Räterepublik der Kommunisten und Sozialdemokraten ausgerufen. In Weiden übernahmen meist Kleinbauern, die vermutlich mit den Sozialdemokraten sympahisierten, die Führung in der Gemeinde und bildeten eine "Rat" ("Arbeiterrat"). Gemeindekommissar wurde Alexander Hareter, später ein prominenter Vertreter der Sozialdemokratischen Partei und Nationalratsabgeordneter, Provisorisch Beauftragter war Emmerich Huber, Lehrer und Kantor. Der neue Gemeinderat kam in Konflikt mit der Kirche. Unter den Bauern fand das Rätesystem naturgemäß wenig Anklang. Nach dem Scheitern der Räteregierung wurde am 7. August 1919 die Gemeindeverwaltung wieder an die alte Gemeinderepräsentanz übergeben. Der magyarische Widerstand gegen Österreich regte sich auch in Weiden, vertreten vor allem vom promagyarisch gesinnten Notar Karl (Karoly) Ehrengruber. Am 12. September 1919 hätte es zur Wahl der Gemeindevertretung kommen sollen. Es fanden sich aber nicht genügend Kandidaten. Mit den Funktionen mussten Vertreter der bisherigen Gemeinderepräsentanz betraut werden. Amts- und Protokollsprache war wieder Deutsch. Am 14. Dezember 1919 konstituierte sich eine "Volksorganisationsleitung" die eine Abstimmung über die staatliche Zugehörigkeit vorbereiten sollte. Eine "Trauerkundgebung" gegen das Friedensdiktat und gegen den Anschluss an Österreich wurde abgehalten, am 21. Jänner 1920. Eine "Protestresolution" wurde verfasst. Gegen die Anschlussfreunde, je selbst gegen die früheren Autonomisten begann der Terror und die Verfolgung, Mag. Wolf etwa wurde eingekerkert, die Autonomieorgane entgegen allen Versprechungen aufgelöst. Angesichts dieser Entwicklung wurden auch die früheren Autonomiebefürworter bei Verbleib in Ungarn immer mehr zu Befürworter des Anschlusses an Österreich. Im gesamten Komitat überwog die Pro- Österreich Gesinnung. Der Nationalitätenminister Jakob Bleyer wurde bei einem Auftritt in Neusiedl tätlich angegriffen. In Gols wurden Bleyer und der katholische Priester Johannes Huber, später Prälat, ein gebürtiger Donnerskirchener und entschiedener Anschlussgegner, zur Weiterfahrt gezwungen.

Trotz aller Proteste musste Ungarn schließlich am 4. Juni 1920 in Trianon den verheerenden Frieden unterzeichnen und damit auch die Abtretung Deutschwestungarns einschließlich Ödenburgs akzeptieren. Die Verbitterung war aber groß. Im November/Dezember kam es vermehrt zu Ausschreitungen gegen deutschgesinnte Personen. Ungarisches Militär wurde in die Grenzregion verlegt und es bildeten sich paramilitärische Formationen, die die Abtretung des Gebietes mit allen Mitteln verhindern wollten. Am 26. Juli 1921 trat der Vertrag von Trianon in Kraft, Deutschwestungarn einschließlich Ödenburgs gehörten damit offiziell zu Österreich. Die "Landnahme" durfte aber nicht durch das Bundesheer erfolgen. Die einmarschierende Gendarmerie wurde von den ungarischen Freischärlern, in der Bevölkerung Banditen genannt, zurückgedrängt. Die Freischärler stammten überwiegend aus Innerungarn und wurden von der Regierung heimlich unterstützt. Einige der Freischaren waren Legitimisten ("Karlisten"), die die Rückkehr König Karls von Habsburg nach Ungarn wollten. Ein erster Rückkehrversuch Karls scheiterte, die Legitimisten unter Major Ostenburg wurden entmachtet. Die Freischaren wurden von Paul Pronay und dem berüchtigten Oberleutnant Hejjas angeführt. Die Scharen des Hejjas, die "Rongyos Garda" (Lumpengarde) waren in der Bevölkerung besonders gefürchtet. Die österreichischen Gendarmen marschierten am 28. August 1921 in Neusiedl ein und wurden von einer großen Menschenmenge, darunter auch viele Weidener und Golser, begrüßt. Sie erreichten Halbturn, Frauenkirchen und Podersdorf, mussten dann aber vor den Freischärlern, die sich in den Mierhöfen gesammelt hatten, zurückweichen. Die deutschgesinnte Bevölkerung wurde nun - in Weiden vom 8. September bis 3. November - besonders drangsaliert. Alexander Hareter musste nach Wien flüchten, ebenso Alois Thier. Die Banditen plünderten und requirierten im Dorf.

In dieser ausweglosen Situation unterschrieb Österreichs Außenminister Schober schließlich die Venediger Protokolle, die als "Kompromiss" die Volksabstimmung in Ödenburg vorsahen, tatsächlich aber nur mehr eine Augenauswischerei für die Öffentlichkeit war. Der Verlust Ödenburgs war für das Burgenland ein furchtbarer und folgenschwerer Verlust. Am 5.Dezember 1921 wurde das Land von den Freischärlern geräumt und Österreich übergeben. Am 13. November zog das österreichische Bundesheer in Weiden ein. Die wenigen Magyaronen, die es im Dorf noch gab, der Notar Ehrengruber und der Pfarrer Ludwig Bittner, mussten sich damit abfinden. Der neuen Gemeindeverwaltungskommission gehörten Thier, Hareter, Johann Krikler, Emmerich Hareter und Johann Ullisch an. Bald darauf formierte sich eine neue Gemeindeverwaltungskommission mit Josef Fuhrmann als Vorsitzenden, Johann Schütz, Johann Huber und Leopold Hareter. Am 18. Juni 1922 fanden Landtagswahlen statt. Die Sozialdemokraten erhielten 238 Stimmen, die Christlichsozialen 73, die Großdeutschen 33 und der Burgenländische Bauernbund (Landbund) 227. In der gleichzeitigen Nachwahl zum Nationalrat wurde der Weidener Alexander Hareter in den Nationalrat gewählt. Die Gemeindeverwaltungskommission dankte ab, die neue wurde paritätisch von den Parteien besetzt, mit Vertretern des Bauernbundes und der Kleinbauern- und Kleinpächterpartei. Nachträglich kam auch ein Vertreter der Christlichsozialen hinzu. Am 25. März 1923 fanden die ersten Gemeinderatswahlen statt. Weiden war die einzige Gemeinde im Bezirk, in der eine Kleinbauern- und Kleinpächterpartei kandidierte. Der Bauernbund erhielt 250 Stimmen, die Kleinbauern 200. Der erste gewählte Bürgermeister wurde Mathias Fuhrmann, der Vizebürgermeister Johann Ullisch. Bei den Landtagswahlen 1923 bekamen die Christlichsozialen bereits 131 Stimmen, die Sozialdemokraten 211, die Großdeutschen 1 und der Landbund 157 Stimmen.1923 beschloss die Gemeinde den Ankauf von drei Kirchenglocken, finanziert überwiegend aus Spenden. 1924 kam eine neue Turmuhr hinzu. Ab 1925 wurde mit dem Elektrizitätswerk Frauenkirchen verhandelt. Zunächst wurden nur die öffentlichen Gebäude angeschlossen, bis 1936 gab es lediglich 92 Anschlüsse, wegen der hohen Kosten. Eine erste Ortsbeleuchtung entstand.

In der Gemeinderatswahl von 1927 wurde die Sozialdemokratische Partei mit drei Stimmen Vorsprung die stärkste Partei vor der Wirtschaftspartei. Zum Bürgermeister wurde der Sozialdemokrat Johann Ullisch gewählt. In der Landtags - und Nationalratswahl 1927 war Alexander Hareter wieder Spitzenkandidat der burgenländischen Sozialdemokraten und wurde in den Nationalrat gewählt. Im Herbst 1927 nahmen auch in Weiden die politischen Gegensätze zu. Am 21. Oktober 1927 gründete der Heimatschutzverband (Heimwehr) eine Ortsgruppe, im Jänner 1929 gründete der "Verband der sozialistischen Arbeiterjugend Deutschösterreichs eine Ortsgruppe. Am 9.Juni 1929 kam es vor dem Gasthaus Schütz zum Zusammenstoß: Sozialdemokratische Jugendorganisationen aus Jois und Neusiedl, die an einer Demonstration für Bodenreform teilgenommen hatten, und Burschen vom Christlichsozialen Reichsbund gerieten aneinander. Die Gendarmerie musste die Massenschlägerei beenden.

Bei den Landtags- und Nationalratswahlen am 5. November 1930 erhielt die Christlichsoziale Partei 346, die Sozialdemokraten 350, der Schoberblock 103, die Heimwehr 7 und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 2 Stimmen. Im Land wurden die Christlichsozialen die stärkste Partei und stellten mit Anton Schreiner den Landeshauptmann. Im Nationalrat wurden die Sozialdemokraten die stärkste Partei. Die Christlichsozialen und der Schoberblock bildeten jedoch eine Koalition. In den Gemeinderatswahlen am 3. Mai 1931 mischten die Nationalsozialisten schon kräftig mit. Am 26. April 1931 fand eine Großveranstaltung in Neusiedl statt. Auch in Weiden wurde eine Kundgebung abgehalten, obwohl die Nationalsozialisten hier nicht kandidierten. Die Christlichsozialen erhielten 311, die Sozialdemokraten 257, der Wirtschaftsbund 233 Stimmen. Im Gemeinderat stand es nun 5 :4 :4. Bürgermeister wurde Johann Ochs von der Wirtschaftspartei, Vizebürgermeister Anton Huber von den Christlichsozialen. Zur Angelobung des neuen Gemeinderates erschienen nur 8 der 13 Gewählten. Die Sozialdemokraten fehlten mit einer Ausnahme, zwei der Wirtschaftsbündler, Mathias Hareter und Karl Himmler, tendierten schon zu den Nationalsozialisten. Der Gemeinderat war nicht beschlussfähig. Die 5 Gemeinderäte nahmen bis zur Auflösung des Gemeinderates 1934 nicht mehr teil. Beschlüsse konnten nur mehr auf Grund eines Notparagraphen der Gemeindeordnung gefasst werden. Die Nationalsozialisten zogen in die Gemeinderäte von Bruckneudorf und Parndorf ein, in Neusiedl mit vier Mandaten. In Mönchhof wurden die Nationalsozialisten auf Anhieb die stärkste Partei und stellten bis zum Parteiverbot 1933 den Bürgermeister. Bis 1931 wurden sieben neue Ortsgruppen gegründet. Eine erste NSDAP-Versammlung in Weiden war gut besucht, 40 neue Mitglieder konnten gewonnen werden, 13 Burschen meldeten sich zur SA. Gols war bereits eine Hochburg der NS. Im September 1933, schon in der Verbbotszeit, kam es nach einer Propagandaaktion von SA - Anngehörigen zu Verhaftungen in Weiden. Die letzte Sitzung des gewählten Gemeinderates fand am 1. Feber 1934 statt.

Nach der Abschaffung der Demokratie durch Dollfuß wurde am 3. Mai 1934 Mathias Fuhrmann zum Gemeindeverwalter bestellt, mit 6 Beiräten. Man ernannte Dollfuß und etwas später auch Hans Sylvester zu Ehrenbürgern. Die illegalen Nationalsozialisten wurden nach dem Juliputsch verstärkt verfolgt, der SA - Führer Franz Himmler schwer misshandelt. Am 30 November 1936 wurde ein neuer Gemeindetag mit Leopold Fuhrmann an der Spitze ernannt. Im Gemeindetag saß nun auch Ulrich Sattler, ein Illmitzer, der nach Weiden eingeheiratet hatte. Er machte im "Ständestaat" rasch Karriere. Er wurde Landesführer des "Burgenländischen Jungvolks" und wurde zum Bundeswirtschaftsrat ernannt. Im Weidener Gemeindetag spielte er eine zwiespältige Rolle. Im Gemeindevorstand saß nun auch der Pfarrer Ludwig Preissegger. Ende Mai 1934 wurde die Staatsvolksschule ganz im Sinne der neuen "vaterländischen" Ideologie in eine konfessionelle Schule umgewandelt. Die Gemeinde wollte eine Gemeindevolksschule, der Pfarrer aber ernannte sofort einen katholischen Schulstuhl und setzte sich durch. Der bisherige Schuldirektor Karl Wimmer wurde abgesetzt, aus unbekannten Gründen. Mit dem Lehrer Hans Fasching wurde ein neuer Schulleiter ernannt.

In der wirtschaftlichen Entwicklung Weidens war in der Zwischenkriegszeit die Gründung zahlreicher Genossenschaften bemerkenswert. 1922 entstand eine Kellereigenossenschaft, 1922 ein Weinbauverein, 1924 eine Milchgenossenschaft und drei Druschgesellschaften, eine kurzlebige Tierzuchtgenossenschaft, 1927 ein Spar- und Darlehenskassen-Verein, ein Männergesangverein, Katholische Burschen- und Mädchenvereine. Die Deutsch-katholische Burschenschaft stellte eine Fußballmannschaft auf. Die Milchgenossenschaft baute im Dorf eine Milchhalle mit einem neuen Brunnen sowie eine Ladestelle an der Bahn. Die Milch wurde täglich abgeholt und nach Wien geliefert. Der Obstbaudirektor Dr. Fritz Bodo wählte Weiden zum Standort einer Bezirksbaumschule. Sie wurde auf sieben Joch Grund, vom Domkapitel gepachtet, angelegt. Volksschuldirektor Karl Wimmer wurde mit der Leitung betraut. Die Baumschule wurde von der Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg mit Edelreisern versorgt. 1930 kaufte die Gemeinde die Baumschule vom Domkapitel und verpachtete sie an die Burgenländische Landwirtschaftskammer. Neuer Leiter wurde Josef Zimmermann. Die Baumschule wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelassen.

Es gab in Weiden die damals in den Dörfern üblichen Handwerks- und Handelsbetriebe für den täglichen Bedarf. Das Angebot wurde ergänzt durch Hausierer, meist Juden aus Frauenkirchen. Einer von ihnwn, Adolf Popper, eröffnete in Weisen eine Filiale für Kurz- und Schnittwaren. Es gab einige Gemischtwarenhandlungen und zwei Gasthäuser.

Unter den vielen Kleinbauern herrschte extreme "Landnot". Das Weidener Domkapitel besaß 52 % der Hotterfläche. Die bäuerlichen Kleinstbetriebe wurden durch Teilung immer kleiner und immer mehr zersplittert. Die Bevölkerung aber wuchs ständig. 1869 hatte das Dorf 1033, 1920 schon 1412 Einwohner. Kein Wunder, dass auch in Weiden der Ruf nach Aufteilung des Großgrundbesitzes immer lauter wurde. Das Domkapitel bewirtschaftete 310 ha in Eigenregie. 25 Arbeiter waren als Deputatisten ständig beschäftigt, dazu kamen viele Saisonarbeiter, vor allem für die Rübenarbeit. Etwa 40 ha waren mit Zuckerrüben, 41 ha mit Mais bestellt. Eine erste Maßnahme zur Vergrößerung der Ackerflächen war, die Wiesen (Zitzmannsdorfer Wiesen) und das Weideland auf der Parndorfer Platte umzubrechen. Die Kleinbauern bildeten eine Pächtergemeinschaft und pachteten das Gemeindeland. 73 Pächter kamen so zu 71 Joch Ackerland. Die Hutweide wurde unter 120 Bauern- und 81 Söllner-Urbarialisten aufgeteilt. Dataus wurde Ackerland, später auch Weingärten. Die formelle Auflösung der Urbarialgemeinschaften konnte aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1949 erfolgen. Die "Bodenreform" wurde in Weiden vor allem von Nationalrat Hareter betrieben. 1929 wurden Verhandlungen mit dem Domkapitel über den Verkauf der Gutswirtschaft begonnen. Die Seelächen sollten nicht verkauft werden. Sie wurden um einen geringen Betrag an die Gemeinde verpachtet. Ebenso wurde die Seerandzone, die damals noch kleiner war, nicht in die Verkaufgespräche einbezogen. Sie erwies sich später für das Domkapitel als wertvolles Bauland. Gelöst werden musste auch das Problem der Patronatsverpflichtungen des Domkapitels. Sie gingen für 20 Joch Ackerland an die katholische Kirche über. Auf dem Neuhof standen 505 Joch Ackerland zum Verkauf, zu einem Preis von 1100 bos 1150 Schilling pro Joch. Das Käuferkonsortium erwarb außerdem den alten Meierhof, 9 Hausplätze und den Schüttkasten und schließlich auch den Neuhof mit Gebäuden und der umliegenden Hutweide. Für den Kauf musste von der Gemeinde rasch ein Kredit aufgenommen werden, da bei Abschluss des Vorvertrages schon eine höhere Summe fällig wurde. Am 26. November 1929 wurde der Kaufvertrag abgeschlossen und die Transaktionen über die Burgenländische Landesgypothekenanstalt abgewickelt. Von den Kaufwilligen wollten 43 % zwei Joch, 27 % drei Joch kaufen. Die meisten waren Kleinbauern, oft mit großen Familien. Aber auch Großbauern bewarben sich. Der alte Meierhof wurde um 20 000 Schilling an die dortigen Deputatisten verkauft. Auch die neun Deputatistenfamilien mussten einen Kredit aufnehmen. Der Schüttkasten und vier Hausplätze wurden versteigert. Die Gemeinde musste für den von ihr erworbenen Besitz einen Kredit aufnehmen und dafür ihren ganzen Besitz verpfänden. Die Gemeinde kaufte den Grund für Hausplätze. Das Seevorland musste die Gemeinde kaufen, da sich keine privaten Interessenten fanden.Insgesamt wurden 576 ha gekauft. Am 12. November 1930 fand eine große Abschlussfeier der ganzen Aktion statt, ein Gedenkstein wurde gesetzt. Die Grundkäufe hatten die Verschuldung vieler Familien zur Folge. Es kam zu Zwangsversteigerungen.

Angrenzend an Weiden, am Zurndorfer Hotter, mussten von der Güterdirektion Halbturn der <friedrichshof verkauft werden. Neben vielen Golsern erwarben auch Weidener Bauern 277,4 ha Grund. Größtenteils mittelbäuerliche Betriebe konnten ihren Besitz wesentlich aufstocken. Sie hatten das Glück, dass es einige gute Getreideernten gab und die Getreidepreise nach dem Anschluss an Deutschland stiegen. Auf Parndorfer Hotter lag der Haidhof, der 1949 aufgelassen wurde. Dort kauften Weidener Bauern aus dem Besitz der Grafen Harrach 400 ha. In der Nähe des Haidhofes lag der Flugplatz, der aufparzelliert wurde. Die Motorisierung der Landwirtschaft setzte ein. Erste Traktoren und Bindemäher wurden gekauft.

Die Erneuerung des Weinbaues nach der Reblauskrise setzte sich nach dem Ersten Weltkrieg fort, gefördert vom Weinbauverein, der vom Abgeordneten Hareter gegründet wurde. Schädlingsbekämpfungsmittel wurden gemeinsam eingekauft und erfolgreich eingesetzt. 1924 wurde ein Schnittweingarten angelegt, eine Versuchsbrennerei eingerichtet und an Weinverkostungen teilgenommen. 1927 wurde ein Beispielkeller eingerichtet, ein Beispielweingarten angelegt. Die Weinbaufläche wurde auf der Parndorfer Platte ausgeweitet. Die Erträge wstiegen. Während der Weltwirtschaftskrise ging der Weinabsatz zurück. Das Eikommen aus der Weinwirtschaft lag aber durchschnittlich schon bei 39 %, 1928 bei 37 %. Von März 1938 bis März 1945 stiegen die Weinpreise aber stark an.

Am Abend des 11. März 1938 war das Burgenland bereits in der Hand der Nationalsozialisten. Am 11. März brachen viele Parteigänger, vor allem aus Gols, aber auch aus Weiden zur großen Kundgebung nach Eisenstadt auf. In Weiden wurden einige Fensterscheiben der "Vaterländischen" eingeschlagen. Zu weiteren Übergriffen kam es nicht. Nach dem Anschluss fand auch in Weiden eine Siegesfeier mit einer Kundgebung und Fackelumzug statt. Karl Himmler wurde zum Bürgermeister ernannt. Ortsgruppenleiter war Martin Fuhrmann. Als erste Folge der antijüdischen Stimmung erhängte sich der Landarbeiter Gustav Nachliss, der jüdischer Abstammung aus der Ukraine war. Für das Geschäft Adolf Poppers in Frauenkirchen mit Filiale in Weiden wurde ein kommissarischer Leiter bestellt. Es war dies Friedrich Wagersreiter, ein illegaler Nationalsozialist, der das Geschäft kaufte. Popper wurde zum Verzicht auf sein Geschäft gezwungen. Die Familie Poppers lebte nach ihrer Vertreibung in Wien, wo Adolf Popper im Mai 1939 starb.

Die Volksabstimmung am 10 April 1938 ging auch in Weiden mit der gewünschten Eindeutigkeit aus. Von den 1000 abgegebenen Stimmen waren alle "Ja" - Stimmen. Vier Wahlberechtigte gingen allerdings nicht zur Wahl, sodass der Ort nicht zu den "100 %-igen" gehörte. Auch in Weiden lief die totale Erfassung der Bevölkerung in den NS-Organisationen an. Steigende Preise, vor allem für Wein, und die "Entschuldungsaktion" trugen zur Akzeptanz des Regimes bei. Die totale Kontrolle der landwirtschaftlichen Betriebe verunsicherte aber bald viele Bauern. Der Ortsbauernführer Josef Schütz, der dem Ortspfarrer Preißegger nach einer Sauschlachtung ein beträchtliches Ablieferungskontingent erließ, wurde abgesetzt und durch Alexander Hareter ersetzt. Die "Entschuldung" war eigentlich eine Umschuldung auf langfristige, niedrig verzinste Kredite und wurde nur von wenigen Personen in Anspruch genommen. Am 16. April konstituierte sich der neue NS - Gemeindetag aus ernannten Mitgliedern. Matthias Hareter wurde am 23. Feber 1939 zum Bürgermeister bestellt, Karl Himmler Vizebürgermeister. Der Bürgermeister berief als Beiräte die Parteimitglieder Karl Himmler und Anton Fuhrmann und den Parteianwärter Tobias Denk, an deren Meinung er aber nicht gebunden war. Ortsgruppenleiter war Josef Himmler. Die neue Gemeindeverwaltung plante ein großes Entwässerungsprojekt. Ein Sport- und Turnplatz wurde eingerichtet. Nach dem Ankauf eines Haues waren Umbauten für das Gemeindeamt mit Wohnungen geplant, wurden aber nicht realisiert. Im August 1939 sollte Weiden mit Neusiedl zusammengelegt werden. Dagegen wehrten sich Bürgermeister und Gemeinderat. Durch den Kriegsausbruch wurde dieses Vorhaben unterbrochen. Erst 1941 wurden die Bemühungen wieder aufgenommen. Eine gemeinsame Bürgermeisterei sollte errichtet werden. ERneut wehrten sich die Weidener. Ihr Protest war vergeblich. Die Zusammenlegung wurde per Verordnung durchgeführt. Bürgermeister Matthias Hareter trat zurück. Bürgermeister für beide Gemeinden war nun Josef Meinhardt, nach dessen Einziehung zur Wehrmacht Stefan Göschl. Insgesamt wurden in Weiden 433 Burschen und Männer zur Wehrmacht eingezogen. Ältere Jahrgänge wurden zur HIGA (=Hilfszollgrenzangestellte) verpflichtet. Im Juni 1939 wurde eine Fläche von 10 ha von der Kriegsmarine für die Errichtung einer Marinefunkstation gekauft. 1941 war der "Marinebau" fertiggestellt. Geplante Offizierswohnungen wurden nicht gebaut, die Soldaten wurden in einem Barackenlager untergebracht.

Das größte Problem während des Krieges war der Mangel an Arbeitskräften. Die größeren Betriebe hatten auch schon vor dem Krieg famlienfremde Arbeitskräfte, Knechte und Mägde, die meist aus anderen Dörfern der Umgebung kamen. Für saisonale Arbeitsspitzen mussten Taglöhner aus dem Ort oder Saisonarbeiter aufgenommen werden, etwa Schnitterpartien. 1937 waren in Weiden insgesamt 190 auswärtige Arbeitskräfte beschäftigt, die meisten aus der Umgebung. Von jenseits der Grenze kamen Arbeitskräfte aus den deutschen Dörfern Kroisbach (Fertörakos) und Wolfs (Balf). Schnitterpartien kamen etwa aus Oggau, Mörbisch und Kroisbach. 1938 strömten besonders viele Arbeitskräfte nach Weiden, 102 Personen, 36 % davon aus Kroisbach, ebenso 1939 - 73 aus Kroisbach, 34 aus Zanegg und 18 aus St. Johann. Der Zustrom aus den Dörfern der Umgebung ging stark zurück. Ab Dezember 1938 kamen erste Arbeitskräfte aus den besetzten polnischen Gebieten. Nachdem sich dort nicht mehr genügend Freiwillige fanden wurden Zwangsmigranten rekrutiert. Sie wurden geringer bezahlt als die heimischen Arbeitskräfte und ab 1940 herrschte Kennzeichnungspflicht. Die vielen einberufenen Soldaten, 1944 etwa 400, konnten aber nicht ersetzt werden. Über die Zuteilung der ausländischen Arbeitskräfte entschieden Ortsgruppenleiter, Ortsbauernführer und Bürgermeister. Im Dezember 1939 kamen 14 polnische Arbeiterinnen, 1940 weitere 26 Polen, ab Sommer 1940 Ukrainer. 1941 gab es in Weiden insgesamt 115 ausländische Arbeitskräfte,88 Männer und 35 Frauen. 85 Personen kamen aus Polen, 30 aus der Ukraine. 1943 gab es 210 ortsfremde Arbeitskräfte in Weiden, davon 177 aus dem Ausland. 1944 waren 148 zivile Zwangsarbeiter im Einsatz, dazu kamen etwa 80 Kriegsgefangene (Russen, Serben). In Kaisersteinbruch gab es ein großes Kriegsgefangenenlager. Die meisten Insassen waren im Arbeitseinsatz in den Dörfern. In Weiden waren sie in einem aufgelassenen Kino untergebracht. Nach der Einschätzung von Zeitzeugen wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene nicht schlecht behandelt. Die Zwangsarbeiter wurden nach einem im Jahre 2000 beschlossenen Gesetz entschädigt.

Mit dem Bau der Reichsschutzstellung (Südostwall), die auch durch Weiden führte, wurden durch Panzergräben und andere Anlagen große Verwüstungen auf den Feldern und in den Weingärten angerichtet. Im Oktober 1944 begannen die Arbeiten. Die arbeitsfähige Zivilbevölkerung wurde zu den Schanzarbeiten herangezogen. Dazu kamen Hitlerjungen aus Wien, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Sie wurden oft unter katastrophalen Verhältnissen untergebracht und verpflegt. Am schlimmsten war die Situation der ungarisch-jüdischen Zwangsrbeiter. Sie waren in Lagern in Engerau (Petrzalka), in Bruck und Neusiedl untergebracht. Die Verteidigung des Südostwalles sollte durch den Volkssturm erfolgen. In Weiden wurden Volkssturmmäner aus Niederösterreich, aus dem Raum Baden und Teile des Wiener Deutschmeisterregiments untergebracht. Beim Herannahen der Roten Armee sollte auch die Weidener Bevölkerung evakuiert werden. Nur wen8ige Familien kamen der Aufforderung nach. Ortsgruppenleiter Martin Fuhrmann und Ortsbauernführer Alexander Hareter blieben mit dem Großteil der Bevölkerung im Dorf. Am 2. April marschierten die Russen in Gols ein. Ihr Vormarsch wurde im Bereich des Ungerberges kurz gestoppt. Es kam zu heftigen Kämpfen. Am 3.April kamen die Russen vom Friedrichshof her auch nach Weiden. Die Keller, in denen die Weidener Zuflucht gesucht hatten, wurden durchsucht, ein Volkssturmmann erschossen. Nach dem Durchzug der Kampftruppen brach auch über Weiden das Unheil herein. Es wurde geplündert und vergewaltigt. Von Kaisersteinbruch her zogen Scharen von ehemaligen Kriegsgefangenen in Richtung Halbturn. Viele Gefangene wurden im Schüttkasten eingesperrt. Die Russen holten einige ältere Männer aus den Häusern, zwei von ihnen wurden nach Russland verschleppt. Sie kamen nach Zwangsarbeit aber schon im November 1945, völlig abgemagert, zurück. Anfang April 1945 starben neun Personen, zwei durch Granatsplitter, der Nachtwächter Thier wurde mit Stacheldraht erhängt, vermutlich von zivilen Zwangsarbeitern. Drei Buben wurden durch eine explodierende Panzerfaust getötet. In der Kampfzone fielen 42 Soldaten bzw. Volkssturmmänner, darunter auch ungarische Pfeilkreuzler. Die Gefallenen wurden zunächst in Massengräbern beigesetzt, später exhumiert und am Friedhof beigesetzt. 13 Soldaten wurden in einem Massengrab bestattet. Unter den russischen Gefallenen war auch ein Gardemajor, der mit militärischen Ehren am Friedhof bestattet wurde. Die Zerstörungen im Dorf waren enorm: zwei Wohnhäuser durch Artilleriebeschuss, zwei wurden vom Volkssturm in Brand gesteckt, das Feuerwehrhaus brannte nieder, die Kirche bekam 26 Artillerietreffer. 100 Häuser waren teilweise beschädigt. 300 Pferde, 180 Pferdewagen, 60 Kühe, 70 Schweine, Schafe und 1500 Hühner wurden von den Russen requiriert, ebenso Lebensmittel, 5300 hl Wein, Futter, Kleidung, Uhren, Radios, Fahrräder und Nähmaschinen, viele landwirtschaftliche Maschinen und Geräte. Etwa die Hälfte der Kirschbäume wurde vernichtet. Das Dorf hatte 74 Gefallene und 38 Vermisste zu beklagen. Der letzte Kriegsgefangene kam erst 1950 aus der Sowjetunion zurück.

Nachkriegszeit, Besatzungszeit und beginnender Aufschwung

Nationalrat a.D. Alexander Hareter bildete einen provisorischen Gemeindeausschuss, Er erreichte die Gemeindetrennung von Neusiedl, die im Oktober 1947 offiziell durchgeführt wurde. Das Hauptproblem war noch immer der Schutz der Bevölkerung vor den Übergriffen der Besatzungsmacht, die noch immer häufig vorkamen. Am 25. November 1945 fanden die ersten Nationalrats- und Landtagswahlen statt. Die ehemaligen Nationalsozialisten waren vom Wahlrecht ausgeschlossen. Die SPÖ bekam 387 Stimmen (52,3 %), die ÖVP 353 (47,7 %), die Kommunisten bekamen keine einzige Stimme. Auf der Grundlage dieses Wahlergebnisses wurde ein neuer provisorischer Gemeindeausschuss gebildet, mit 7 SPÖ- und 6 ÖVP-Vertretern. Bürgermeister blieb Alexander Hareter, Vizebürgermeister Leopold Fuhrmann von der ÖVP. Der Bürgermeister trat vorübergehend zurück.

1945/46 war ein Hungerwinter. Die Lebensmittelnot machte eine strikte Bewirtschaftung und Kontrolle notwendig. Ein Kontrollausschuss schrieb den Bauern die Ablieferungsmengen vor. Die hohen Ablieferungsmengen konnten trotz strenger Kontrollen nicht erfüllt werden. Die Panzergräben mussten durch die Dorfbevölkerung, vor allem jungen Burschen und ehemaligen Nationalsozialisten, zugeschüttet werden. Die vielen Minen und Sprengsätze mussten geräumt werden. Jeder Quadratmeter wurde nun wieder genutzt, Rinder und Stiere mussten gekauft werden. Ein großes Problem war das fehlende Brennmaterial. Vom Wirtschaftsamt erhielt die Gemeinde 15 t Kohle zugewiesen, vor allem für die Beheizung der Schule und der öffentlichen Gebäude. Für die Besatzungsmacht mussten auch die Weidener Holztransporte aus dem Leithagebirge zum Bahnhof Breitenbrunn durchführen. Auch Saatgut musste zugekauft werden. Ein Problem war das Auftreten des Kartoffelkäfers. Zur Bekämpfung wurden auch Schulklassen eingesetzt. Ein Problem war das Fehlen von geeigneten Zugpferden. Noch im Februar und März wurden viele Pferde von der Wehrmacht "gemustert", im April 1945 holte die Besatzungsmacht die restlichen Pferde. Der Schweinebestand war durch Requirierungen und zusätzlich durch die Schweinepest stark reduziert. Von den Gewerbebetrieben waren noch viele stillgelegt, da die Inhaber noch in Kriegsgefangenschaft waren, die bestehenden Betriebe arbeiteten ausschließlich für den dörflichen Bedarf. Die vier Wirtshäuser waren geschlossen.

1946 lebten in Weiden 1600 Einwohner. Bis Sommer 1946 waren 203 Soldaten, davon 36 krak, aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. Im Dorf lebten 97 Ausländer, darunter 40 "Ungarn", 46 Volksdeutsche aus Rumänien.

Die Erholung begann 1946 mit einer guten Weinernte. Es folgtenj bis 1954 acht gute Weinjahre. 1947 bis 1949 gab es trotz des Baustoffmangels eine rege Bautätigkeit. Allein 1948 wurden 140 Baubescheide für Neu- und Zubauten ausgestellt. Neue Straßenzüge entstanden. Das Gemeindegasthaus wurde renoviert und verpachtet. Auch der Kirchturm wurde renoviert und im September 1948 drei neue Glocken aufgezogen, Die Straßenbeleuchtung wurde wieder in Gang gesetzt und ausgebaut. Am Bahnhof errichtete die Gemeinde eine Verladerampe, ein Feuerwehrgerätehaus gebaut. Einige Straßen wurden verbessert.

Das Vorgehen gegen ehemalige Nationalsozialisten betraf auch den Oberamtmann Georg Babos, der Parteianwärter und ab 1943 Parteimitglied war. Er blieb zwar im Amt, wurde aber mit einer Süheabgabe belegt. Die Volksschullehrer wurden als Minderbelastete vorübergehend außer Dienst gestellt. Als "Belastete" wurden fünf Personen, vier Männer und eine Frau eingestuft, als "Minderbelastete" 68 Männer und 11 Frauen erfasst. 10 davon waren Parteimitglieder (7 Männer und 3 Frauen), 32 Parteianwärter (26 Männer und 6 Frauen). Mitglieder der NSDAP und der SA waren 3, Mitglieder ser SA 10 Männer. Die Minderbelasteten bekamen 1948 durch eine Amnestie ihre staatsbürgerlichen Rechte zurück. Am 26, November 1950 fanden die ersten Gemeinderatswahlen statt. Die ÖVP bekam 574, die SPÖ 310 Stimmen. Damit begann bis 1977 die lange Zeit der ÖVP- Dominanz im Dorf. Im Gemeinderat stand es 10:5. Zum Bürgermeister wurde mit 13 Stimmen Stefan HUber gewählt, Vizebürgermeister wurde Emmerich Hareter von der SPÖ. Altbürgermeister Alexander Hareter erhielt die Ehrenbürgerschaft. 1953 wurden die Pläne für ein neues Gemeindehaus vorgelegt (Architekt Friedrich Mostböck), mit Dienstwohnungen für den Amtmann, für den Gemeindediener und einer Ordination für den Kreisarzt. Zur Finanzierung wurde Gemeindegrund im Ausmaß von über 9 ha verkauft. 1955 wurde das neue Amtshaus bezogen. Neue Hausplätze wurden an volksdeutsche Familien, an vertriebene Siebenbürger Sachsen und aus ihrer Heimat vertriebene Deutsche vom Heideboden, etwa die Familie Nitsch aus Kaltenstein und die Familie Wachtler aus St. Johann, vergeben. Die Volksdeutschen waren als fleißige Arbeitskräfte äußerst willkommen. Sie erhielten bald die Staatsbürgerschaft und konnten rasch integriert werden. Wählerischer war man bei der Ansiedlung von landwirtschaftlichen Dienstboten.

Zeitgeschichte

Bei den Landtags- und Nationalratswahlen 1953 kandidierte erstmals der VdU und erhielt in Weiden 46 Stimmen. 1954 waren Gemeinderatswahlen. Die ÖVP erhielt 633, die SPÖ 330 Stimmen. 14 der 15 Gemeinderäte waren Bauern. Bürgermeister wurde Tobias Denk, Vizebürgermeister Josef Beidl von der SPÖ. 1955 sollte das desolate Gemeindegasthaus verkauft werden. Die Gebote waren aber zu niedrig. Im August 1955 verkaufte die Gemeinde der Kellereigenossenschaft ein großes Grundstück. 1955 wurde das "Seeprojekt" beschlossen, die Errichtung einer Zufahrtstraße zum See und in weiterer Folge ein Seebad. Die Gemeinde war aber noch hoch verschuldet und eine erhoffte Beihilfe des Landes blieb aus. Damit verzögerte sich das Vorhaben und konnte erst Ende der 1950er Jahre verwirklicht werden. Auf dem Gebiet des "Marinebaues" entstand auf rd. 7 ha der Landesforstgarten. Ein Teil der Grundstücke wurde von den ehemaligen Besitzern zurückgekauft. Der Forstgarten wurde an das Land verpachtet und 1969 an das Land verkauft.

Die 1960er und 1970er Jahre waren die Zeit des großen Aufschwunges, das "Goldene Zeitalter". Auch in Weiden entwickelte sich die Agrargesellschaft zu einer offenen, räumlich und sozial mobilen Dienstleistungsgesellschaft. Zunächst aber gab es Probleme im Gefolge einer Weinabsatzkrise. Die niedrigen Preise führten zu heftigen Protesten. Die Modernisierung der Landwirtschaft ging weiter. 957 gab es schon 131 Traktoren, 8 gezogene und 12 selbstfahrende Mähdrescher. Die Haushalte wurden zunehmend mit Elektrogeräten ausgestattet, die ersten Fernseher und Privatautos wurden angeschafft. Auch in Weiden brach das Zeitalter des Massenkonsums an. Von 1961 bis 1971 fiel der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten von 84 % auf 67 %, 1981 waren es nur mehr 43 %, 2011 sogar nur mehr 8,9 % der Erwerbstätigen. 75,2 % arbeiteten bereits in Dienstleistungsberufen. Die Zahl der Auspendler nahm ständig zu. In den 1970er Jahren betrug sie 198 Personen, die hauptsächlich in Neusiedl und in Wien beschäftigt waren. 2011 waren 74,4 % der Erwerbstätigen Auspendler. Das formelle Bildungsniveau stieg stark an. Die Maturantenquote lag 2001 bei 15,1 %; 2011 bei 26,4 %. Es gab im Ort 95 Gewerbe- und Handwerksbetriebe, 55 Handelsbetriebe, 33 Betriebe der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, 28 im Bereich Information und Consulting, 12 im Bereich Transport und Verkehr, einen Betrieb im Sektor Banken und Versicherungen.

Die Bevölkerungsentwicklung zeigte in früheren Zeiten erhebliche Schwankungen.1679 hatte das Dorf 732 Einwohner. 1689 war die Bevölkerung auf 396 abgesunken - eine Folge des Türkenzuges von 1683 und der Weinbaukrise, die die Abwanderung vieler Inwohner zur Folge hatte. Erst ab 1700 begann die Bevölkerung wieder langsam zu wachsen. Während der Kuruzzenkriege hatte das Dorf aber wieder 138 Tote zu beklagen. 1710 bis 1715 starben 186 Dofbewohner, 1711 und 1715 auch an der Pest. 1769 gab es 821, 1788 schon 864, 1833 957 Einwohner. Ein neuerlicher Einbruch erfolgte durch die Cholera (1834 40 Tote). Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung kontinuierlich: bis 1869auf 1033, 1880 1176, 1890 1301, 1900 1368, 1923 1475. Einen leichten Rückgang gab es um die Jahrhundertwende. 1885 - 1890 wanderten 7 Landarbeiterfamilien nach Amerika, nach St. Paul in Minnesota, aus. Insgesamt verließen zwischen 1860 und 1893 etwa 29 Personen den Ort. Das waren, verglichen mit anderen Orten in der Region, nur sehr wenige. 1939 hatte das Dorf 1704 Einwohner, 1981 ebenfalls 1704. Die Geburtenbilanz wurde zunehmend negativ und konnte durch leichte Zuwanderung zunächst nicht ausgeglichen werden. Dann aber setzte erneut eine Aufwärtsentwicklung ein: 1981 1704, 1991 1875, 2011 2262 und 2015 2302 Einwohner.

Der Weinbau war und blieb ein wichtiger Wirtschaftszweig. Bis 1985 wurde die Winzergenossenschaft gegründet, das Rebland mit Weißweinsorten stark ausgeweitet, besonders durch die Produktion von Prädikatsweinen, die Kulturen wurden auf Hochkulturen umgestellt. Damit verbunden war eine gesteigerte Motorisierung und Mechanisierung. Die durchschnittliche Betriebsgröße wuchs von 0,8 ha auf 2,1 ha. 1974 überwog bei den Weißweinen noch der "Gemischte Satz", 1984 war der Grüne Veltliner die Hauptsorte, gefolgt von Müller-Thurgau und Welschriesling. Die Winzergenossenschaft litt an zu geringen Ablieferungsmengen und machte Verluste.1985 brach der Markt für Qualitätsweine im Gefolge des Weinskandals zusammen. Der Glykolskandal, die "Aufbesserung von Weißweinen mit Glykol zu Süßweinen, hauptsächlich durch Großhändler, hatte schwerwiegende Auswirkungen, die heute aber eher positiv bewertet werden. Man setzte nunmehr auf Qualität und strenge Kontrolle. Auch in Weiden wurden verstärkt Rotweine ausgesetzt, allerdings nur in geringem Ausmaß. Nach dem Beitritt zur EU 1995 gab es auch für den Weinbau Förderungen. Die Struktur der Betriebe änderte sich. Die Weingartenfläche schrumpfte um 178 ha, die Zahl der Betriebe ging von 381 im Jahre 1992 auf 210 im Jahre 1999 zurück. Die Winzergenossenschaft kam durch den Konkurs der Firma Lenz Moser, eines langjährigen Großabnehmers, in Schwierigkeiten (Verlust von 700 000 Schilling). Das alte Problem, die Ablieferung von nicht unbedingt hochwertigen Trauben, blieb bestehen. Auch der Zusammenschluss der Winzergenossenschaften von Jois, Neusiedl, Weiden, Mönchhof und Apetlon zur Gebietswinzerkellnerei Neusiedl war keine Lösung. Diese musste schließlich liquidiert werden. Der Weidener Winzerkeller wurde 2003 an die Gemeinde verkauft und 2005 die Winzergenossenschaft aufgelöst. Heute leben 20 Vollerwerbsbauern vom Weinbau.

Die strukturellen und baulichen Veränderungen im Dorf waren in den letzten Jahrzehnten enorm und veränderten das Ortsbild radikal. Im bäuerlichen Ortskern entstanden vielfach neue "Stockhäuser". Die Streckhöfe, oft von mehreren Familien bewohnt, verschwanden weitgehend. Die zur Straße schauenden Giebelhäuser wurden durch traufseitig zur Straße orientierte aufgestockte Häuser ersetzt. Auch die Söllnerhäuser der Neustift mussten vielfach Neubauten weichen. Mit dem Zugang zum See entwickelte sich "Seeweiden" mit einem hohen Anteil an Zweitwohnsitzen. Ab 1971 entstanden 406 neue Häuser. Die Bauwelle, die in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt erreichte, war verbunden mit dem Bau der Ortswasserleitung (ab 1965) und der Ortskanalisation (ab 1969). Neue Straßen entstanden. Der Ortsrand wurde aufgewertet, der Dorfkern verlor an Attraktivität. Häuser standen leer oder wurden als Zweitwohnsitze vermietet oder verkauft. Die neuen Besitzer haben die vom Verfall bedrohten Häuser oft renoviert. Mit dem Seepark entstamd - nicht zur Freude aller Weidener - ein "Freizeit- und Tourismusghetto". Wichtig für die rege Bautätigkeit war die großzügige Umwidmung und die Baulandbeschaffung durch die Gemeinde, die Vergabe von "Sozialplätzen" an junge Weidener. Die Bauplätze, die der Gemeinde gehörten, wurden zu einem günstigen "Sozialtarif" an einheimische Käufer gegeben. Vor allem an der südöstlichen Peripherie, zwischen der Bundesstraße nach Gols und der Grenze zum Nationalpark, entstand ein "Neuweiden",Von 1961 bis 1980 entstanden 571 neue Gebäude, von 1981 bis 1990 359, bis 2000 130 und nach 2000 185 Gebäude. Auch größere Wohnhausanlagen wurden errichtet.

1956 wurde der erste Schritt zur Errichtung eines Seebades getan. Ein Problem waren die Besitzverhältnisse. Die Seefläche und der Schilfgürtel waren noch immer im Besitz des Raaber Domkapitels. Schließlich war das Domkapitel zu einem Grundtausch bereit. Es tauschte 11 ha See- und Schilffläche gegen 10 ha nutzbares Schilfgebiet. 1959 konnte das Seebad eröffnet werden. Hhe Darlehen mussten aufgenommen werden. Die Infrastrukturelle Ausstattung für einen bedeutenderen Fremdenverkehr lief nur langsam an. Vor allem an Fremdenzimmer mangelte es. Die Zahl der Gäste, vor allem aus Deutschland, nahm aber zu. Sie wurden meist in bescheidenen Privatquartieren untergebracht. Größere Pläne, etwa der Verkauf der "Insel" an einen Hotelier scheiterten. Unter Bürgermeister Karl Millner wurde die Badeanlage erweitert und umgebaut, ab 1965 nach einem Ausbauplan. Zu dieser Zeit gab es im Dorf bereits einige Beherbergungsbetriebe, Pensionen und Privatquartiere. 1970 wurden 11 831 Übernachtungen gezählt. 1967 wurde Weiden zur Fremdenverkehrsgemeinde ernannt. In den 1980er Jahren wurde der Seepark Weiden errichtet. Dagegen regte sich aber Widerstand. In einer Unterschriftenaktion wandten sich etwa 700 Weidener dagegen. In den 1980er Jahren bestanden im Seepark 400 Wohneinheiten, 300 davon im Besitz von Privatpersonen, meist Wienern. 100 Wohnungen wurden als Ferienwohnungen vermietet. Der Seepark bot Plätze für 1600 bis 1700 Personen. Von den 48 148 Nächtigungen im Jahre 1987 entfielen 34 364 auf den Seepark.. 371 Neben- und 55 Hauptwohnsitze waren gemeldet. 2013 gab es 26 Beherbergungsbetriebe mit 572 Gästebetten.

An den politischen Verhältnissen hat sich in Weiden über lange Zeit nur wenig verändert. Die ÖVP-Bürgermeister waren Tobias Denk und über lange Zeit Karl Millner. Auf 10 ÖVP-Gemeinderäte kamen 5 SPÖ - Vertreter bzw 4 nachdem 1967 ein Mandat an die Freiheitlichen gefallen war. 1972 wurde die Zahl der Gemeinderäte erhöht. Es stand nun 11 : 7. 1 Mandat ging an eine Liste der Bauern. 1977 fand ein Umschwung statt. Die SPÖ erhielt 10, die ÖVP 9 Mandate. Bürgermeister wurde Urban Hareter. 1982 könnten die ÖVP wieder 10, die SPÖ 9 Mandate erringen. Bürgermeister wurde Tobias Denk jun.   1987 errangen die ÖVP 10, die SPÖ 6 und eine Überparteiliche Bürgerliste 3 Mandate. 1992, in der ersten Direktwahl des Bürgermeisters, konnte sich Tobias Denk mit 55,2 % der Stimmen durchsetzen. Am Mandatsstand änderte sich nichts. 1987 erhielt die ÖVP 10 , die SPÖ 6 und die Bürgerliste ebenfalls 6 Mandate. Bürgermeister wurde im 2. Wahlgang Wilhelm Schwartz mit 53,17 % gegen Anton Stefan Ochs von der Bürgerliste. 2002 stand es 12:9, 2007 11:10. Schwartz wurde in beiden Wahlen Bürgermeister. In der Wahl von 2012 erhielten die ÖVP13, die SPÖ 7 und eine Liste "Grüne und Unabhängige" 3 Mandate. Schwartz wurde mit 61 % der Stimmen wieder Bürgermeister.

Kirche und Schule

Die Pfarre bestand schon im Mittelalter. Grund- und Patronatsherr war das Raaber Domkapitel. Trotzdem fasste auch in Weiden der Protestantismus Fuß.Noch 1635 gab es 10 Familien, die sich zur lutherischen Lehre bekannten. Sie wurden unter Androhung der Vertreibung gezwungen, katholisch zu werden. 1659 hieß es: "Die Bewohner sind Deutsche, gute und eifrige Katholiken". Die alte Kirche stand außerhalb des damaligen Ortsverbandes, erst im 17. Jahrhundert entstanden bei der Kirche die Söllnerhäuser der "Neustift". Die spätbarocke Kirche wurde 1782 bis 1786 gebaut. Sie ist der Hl. Dreifaltigkeit gewidmet. Zum Bau trug das Domkapitel erheblich bei. Die bemerkenswerte Inneneinrichtung - Hochaltar, Kanzel, Orgel und Gestühl - stammen von der 1790 abgebrochenen Klosterkirche der Augustiner- Eremiten in Bruck an der Leitha. Der Hochaltar wurde von Johann Lucas von Hildebrand entworfen. Im 19. Jahrhundert fanden Restaurierungsarbeiten statt, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche generalsaniert. Seither kam es zu mehreren Renovierungen. Seit 1993 bilden Neusiedl und Weiden einen Pfarrverband. Seit 2010 ist Weiden ohne Kaplan und wird von Aushilfspfarrern betreut.

Über eine ältere Schule ist nichts bekannt. 1659 wird erstmals ein Schulmeister erwähnt. 1797 waren ein Schulmeister und ein Hilfslehrer tätig. Sie unterrichteten 75 Schüler in deutscher Sprache. Der Schulbesuch war vor allem im Sommer sehr schlecht. Ab 1841/42 wurde zweisprachig unterrichtet. 1879 wurde Ungarisch Pflichtgegenstand, Deutsch blieb aber die Unterrichtssprache. Ab 1907 wurde auch in Weiden der Magyarisierungsdruck verstärkt. 1905/07 wurde ein neues Schulgebäude errichtet, mit vier Klassen und einer Lehrerwohnung. 1908 wurde die Schule Staatsvolksschule. 1971/72 wurde die Schule renoviert, 1985 erweitert. 2014 fand ein großzügiger Um- und Neubau statt. 2014/15 wurden 70 Kinder unterrichtet.

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Quellen

  • Huber, Hugo: Geschichte der Marktgemeinde Weiden am See. Mattersburg, 2016. 580 Seiten
  • Kriszt, Roman: Testamente aus Weiden am See. Burgenländische Heimatblätter 2021, Heft 1 & 2. S. 57-90