Ortsnamensformen
- 1437 Zenthandras
- 1696 P.S. Andreae
- 1773 Szent Andras - St. Andre
Urgeschichte
Das Ortsgebiet von St. Andrä ist reich an archäologischen Funden aus nahezu allen Epochen der Urgeschichte. Am nsüdöstlichen Ufer des Zicksees wurden 1928 jungsteinzeitliche, hallstattzeitliche und römerzeitliche Funde gemacht. Besonders bemerkenswert ist ein römisches Falzziegelgrab 1929. Es wurden in den 1930er Jahren auch Funde aus der Bronzezeit, der Urnenfelderzeit und der La Tène- Zeit gemacht. Sehr reichhaltig sind die Funde aus der Hallstattzeit. Es dürfte im Uferrandbereich, wo bei einer Probegrabung Grubenhäuser angeschnitten wurden, eine bedeutende Siedlung gegeben haben. Aus der römischen Kaiserzeit belegen zahlreiche Münzfunde aus dem 2. bis ins 5. Jahrhundert eine intensive Besiedlung.
Mittelalter
Über die mittelalterliche Geschichte des Dorfes ist relativ wenig bekannt. Es wird angenommen, dass im Ort bereits eine mittelalterliche Kirche bestand. 1409 zog König Sigismund die Besitzungen des Johannes und Ugrinus, Söhne des Dominik, und die Besitzungen des Jakob und Peter, Söhne des Paul de Myhaly, im Komitat Weißenburg ein und entschädigte diese unter anderem auch mit St. Andrä. Das Dorf war zu dieser Zeit "deserta", also öde und von den Bewohnern verlassen. St. Andrä war also wie viele Orte im Seewinkel anscheinend ein Opfer der spätmittelaletrlichen Agrarkrise. 1437 war St. Andrä im Besitz der Gattendorfer (Katha). 1529 wurde das Dorf von den Türken zerstört, 1532 war es noch nicht wieder aufgebaut. 1546 scheint der Ort als Bestandteil der Herrschaft Ungarisch Altenburg auf "Sant Anndree ist gantz ödd. Mag man auch die waid oder Wiesmatt umb ein zins verlassen. Die Kirchenn ist Colman Wälaschen von Rab und seinen érben von Georgen des 42 jahrs auff zechenn jahr in bestandt gelassen". Das Kirchengut des Dorfes war also auf 10 Jahre verpachtet. Einige Zeit später wird dem Pächter zusätzlich zum geringen Zins Weidegeld für Schafe und Ochsen verrechnet. Es ist ungeklärt, ob und in welchem Umfang der Ort wieder aufgebaut war. Im Bocskai - Aufstand wurde er jedenfalls 1605 erneut zerstört. Im Bethlenaufstand scheint er jedenfalls nicht unter den zerstörten Orten auf, war also wahrscheinlich unbewohnt.
Frühe Neuzeit
1566 war St, Andrä - so wie Halbturn - noch völlig wüst. Erst 1696 wurde das Dorf neu besiedelt. Im Steuerverzeichnis 1696 wird erwähnt. dass damals 20 Häuser in Bau waren. In diesem Jahr gab es den Hof des Herrn Schadt, ein gemain hauß (Gemeindehaus) und 28 Bauern und 18 Söllner. Adam Xaverius Schad war der kaiserliche Administrator der Kameralherrschaft Ungarisch Altenburg, betrieb die Neugründung. Die Siedler, die angeblich aus Salzburg kamen, hatten 6 Freijahre zugestanden bekommen. Tatsächlich ist die Herkunft der Neuen Bewohner nicht zu eruieren. Die Familiennamen sind jedenfalls nahezu ausschließlich deutsch. Laut Vertrag der Ansiedler mit der Kameralherrschaft sollte ein ganzer Hof 42 Joch Ackerland und genügend Wiesen- und Weideland bekommen. Die Herrschaft konnte ihr Versprechen allerdings nicht einhalten, da Palatin Fürst Esterházy die Hälfte der Gemarkung für sich beanspruchte und an sich zog. Die Kameraladministration wagte nicht, gegen den mächtigen Palatin aufzubegehren. Die Siedler erhielten nur 21 bis 23 Joch Feld und wenig Wiesen. Nach Ablauf der 6 Freijahre wurden erneut Begünstigungen gewährt. Das Neuntel wurde auf weitere drei Jahre nachgelassen. Zehent mussten sie allerdings zahlen. Da Esterhazy weitere Wiesen beanspruchte kauften die St. Andäer aus eigenen Mitteln den Schafhof des Rittmeisters Sailer in St. Johann um 900 Gulden. Die Kolonisten erwiesen sich wirtschaftlich als außerordentlich tüchtig. Mit Stolz verwiesen sie auf ihre erfolreiche Urbarmachung des Heidebodens.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es auch in St. Andrä so wie in anderen Dörfern der Herrschaft Ungarisch Altenburg Unruheb, wenn sie auch nicht die Heftigkeit bis zur Abgabenverwegerung wie in den Batthyany-Dörfern des Eisenburger Komitats erreichten. 1770 verfassten die St. Andräer eine "Klageschrift" an die königliche Kammer, in der um die Eisetzung einer Kommission zur Untersuchung von Missständen ersucht wurde. Man klagte, dass sich die Herrschaft nicht an die Grenzen hält und diese zuungunsten der Bauern verschiebt und außerdem würden die herrschaftlichen Schäfer ihre Tiere nach der Abweidung der herrschaftlichen Weiden auf die Weideflächen der Bauern und Söllner treiben. Das Maria-theresianische Urbar, das 1773 von der Komitatsbehörde übergeben wurde, schuf Klarheit in den der Herrschaft gebührenden Leistungen.
1715 gab es im Dorf 68 Haushalte, 52 Bauern und 16 Handwerker und Taglöhner. Es gab 17 ganze und 29 halbe Lehen. Die Bauern bewirtschafteten 650, die Söllner 72 Joch. An Viehbestand gab es 126 Ochsen, 108 Kühe. 76 Pferde und 330 Schafe. Ein Problem war für den Ort, dass es zu wenig Wiesen gab. Zwar wurde von der Herrschaft die Kaiserwiese gepachtet, doch gab es dort - besonders am Kaiserbrunnen, wo die Tiere getränkt wurden - immer wieder Konflikte mit Frauenkirchen und den esterhazyschen Verwaltern. Die Fischerei hatte nur geringe Bedeutung. Die Fischereirechte waren verpachtet. Es kam zu einem Konflikt mit dem Pächter Franz Hopfner, einem Gutsbesitzer aus Niederösterreich, der, um ddas Abfischen zu erleichtern, den Wasserstand des Sees über den Hauptkanal absenken ließ. Dadurch wurde der Badebetrieb beeinträchtigt. Der Pachtvertrag konnte erst 1982 gelöst werden, nach langwierigen Prozessen.
Von den Bewohnern waren 57 Deutsche, 7 Kroaten und 4 Magyaren. 1821 hatte das Dorf 876 Einwohner. Deren Zahl sank 1833 im Gefolge der Choleraepidemie auf 669 ab ( auch noch 1836 starben von 1. August bis 28. Sptember 72 Personen in St. Andrä an der Cholera), stieg dann aber in der zweiten Jahrhunderthälfte stark an, 1869 auf auf 1038,1880 auf 1164, 1900 auf 1115 und 1920 auf 1303. 1951 hatte St.Andrä 1473 Einwohner. Seit 1951 geht die Bevölkerung leicht zurück. Die Auswanderung nach Amerka setzte schon vor dem 1. Weltkrieg ein, erreichte aber erst nach dem Krieg in der tristen wirtschaftlichenSituation einen Höhepunkt. Neben der deutschen Einwohnerschaft gab es in St. Andrä zwei Zigeunerfamilien, die vom Betteln und von Gelegenheitsarbeiten lebten, etwa vom Reinigen der Sickergruben. Die eine Familie hieß Sarközy, die zweite Rotter. Der Ort wurde auch von "deutschen Zigeunern" aufgesucht, die mit Sieben und Trögen handelten oder Kesselflicker und Scherenschleifer waren. Von den St. Anräer Roma überlebte nur eine Tochter der Gamilie Rotter die Verfolgungen in der NS-Zeit.
Kirche und Schule
1700 berichtete der Pfarrer von Ungarisch Altenburg dem Bischof von Raab, dass in St. Andrä noch immer kein Geistlicher sei. Die Franziskaner von Frauenkirchen betreuten die Bewohner seelsorgerisch.1703 wird in den Matriken bereits ein eigener Pfarrer erwähnt, 1713 in den Visitationsberichten eine eigene kleine Kirche angeführt, aus Lehm gebaut und mit einem Schilfdach versehen. Sie hat aber schon einen schönen Altar und ein Taufbecken. Die 606 Einwohner waren alle katholisch. 1713 war Albert Till Pfarrer, ein "hervorragender Theologe und Doktor beider Rechte". Die Kirche hatte beträchtlichen Grundbesitz, der von der Gemeinde bearbeitet wurde. Das Pfarrhaus galt als "ordentlich und bequem". 1724 wurde mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen, 1725 wurde sie geweiht. 1727 wurde sie vom Raaber Bischof Graf Philipp Ludwig Sinzendorf konsekriert. Richter Paul Roth ließ ein Hochalterbild malen. Der alte Friedhof lag bis 1785 um die Kirche. 1833 ließ der Patronatsherr eine Schule erbauen, Der Pfarrhof brannte 1835 ab. 1987 wurde der Pfarrhof neu gebaut. 1954 wurde ein neues Pfarrheim in der Nähe der Volksschule errichtet. 1992 wurde der Pfarrhof saniert. Die Kirche wurde bald zu klein. Unter Pfarrer Johann Hanifl wurde sie aberissen und 1937 die neue Kirche gebaut. Zur Finanzierung wurden Pfarrgründe verkauft. Von der Frömmigkeit der St.Andräer zeugen drei Kapellen aus dem 18. Jahrhundert und mehrere Bildsäulen auf dem Anger. Von den Pfarrern sind vor allem Johann Haas zu erwähnen, der 40 Jahre im Dorf wirkte, Georg Fetik, der auch ein tüchtiger Bauer war, Anton Weber von 1890 bis 1926 und ab 1932 bis 1954 Johann Hanifl sowie Heinrich Zistler von 1954 bis 1987. Der neue Friedhof wurde 1968/69 neu gestaltet, 1969/70 wurde die Aufbahrungshalle errichtet, die 1987 umgebaut und neu gestaltet wurde. Große Bedeutung hatte und hat das katholische Vereinswesen mit Männer- und Frauenbewegung, katholischer Jugend und Jungschar.
Im Vuisitationsprotokoll von 1713 wird ein Lehrer namens Andreas Röninger erwähnt. Die Dorfschule wurde meist einklassig geführt, auch als die Schülerzahl stark anstieg. 1893 wurde die Gemeinde aufgefordert, zusätzlich zum Kantorlehrer und einer Hilfskraft auch einen zweiten Lehrer anzustellen. Die Bezahlung war in St. Andrä schlecht, es stand für den Lehrer kein menschenwürdiges Quartier zur Verfügung. So hatte das Dorf zeitweise keinen Lehrer. Der Schulbesuch war unregelmäßig. Die Raumsituation zwang zum Unterricht in allen möglichen Ausweichquartieren.1914 wurde die konfessionelle Schule in eine Staatsvolksschule umgewandelt. 1935 wurde die Schule eine Gemeindeschule. Die Kirchengemeinde konnte die Kosten nicht mehr aufbringen. Ein Schulneubau war zwar geplant, kam aber wegen des 1. Weltkrieges nicht zustande. Erst in den 1920er Jahren wurde ein Schulneubau beschlossen. 1927/1928 wurde die Schule gebaut. Das alte Schulhaus und das Gemeindegasthaus daneben wurden verkauft. Die neue Schule hatte vier Klassen und zwei Lehrerwohnungen. In der Nachkriegszeit war die Schule wegen der hohen Schülerzahl schon wieder zu klein. Man musste zum Wechselunterricht übergehen. 1952 fand eine Generalsanierung statt, 1965 folgte ein Zu- und Umbau. 1982 wurde das Gebäude erneut saniert, aus einer der Lehrerwohnungen wurde ein Unterrichtsraum.
1954 wurde ein Kindergarten eingerichtet, der anfanags von geistlichen Schwestern betreut wurde, 1990 wurde ein Neubau errichtet.
Neuzeit und Zeitgeschichte
Die Landwirtschaft war der wichtigste Erwerbszwei der Bwohner von St. Andrä. Daneben gab es nur einige wenige Handwerksbetriebe. Die Bauern hatten große Bestände an Vieh. Neben Pferden, Rindern und Schweinen wurden auch viele Gänse und Enten gehalten. Die vielen Lacken boten günstige Voraussetzungen. Interessant ist, dass es neben dem Pferde-, dem Kälber- und Rinderhirten msowie Schweinhirten auch einen Gänsehirten gab. Die Weinbaufläche war immer klein, es konnten aber hervorragende Qualitäten erzeugt werden. Auch an der Heuwirtschaft im Waasen waren die St. Andräer beteiligt. Das Heu wurde in Wien und Wr. Neustadt verkauft. Einige "Heubauern" lieferten noch bis Mitte der 1930er Jahre Heu nach Wien. Mit der Drainagierung und der Umwandlung in Ackerland verlor die Heuwirtschaft an Bedeutung. In St. Andrä stand wie in vielen Seewinkelgemeinden eine Windmühle. Sie wurde um 1865 von der Müllerfamilie Seifert an der Gansllacke errichtet und 1870 in Betrieb genommen. 1941 stürzte die Mühle ein. Im Dorf stand eine Schrotmühle, die Kukurruz, Hafer und Gerste zu Futter für Schweine und Rinder schrotete. Sie wurde von einem Dieselmotor, später elektrisch betrieben. 1973 wurde sie eingestellt. Die Bauernkunstmühle wurde in den 1930er Jahren von den Familien Sohl und Regner errichtet. Sie wurde elektrisch angetrieben und wurde als Lohnmüllerei geführt. Sie arbeitete auch für die Gutshöfe und für Bauern aus den Nachbargemeinden und war gut ausgelastet. 1965 musste sie wegen familiärer Probleme eingestellt werden. 1979 wurde das Gebäude vom Baumeister Seilerbeck erworben und renoviert. Sie wurde für Ausstellungen, Vorträge und für ein pädagogisches Zentrum genützt. Seit 1994 ist dort ein Bioladen eingerichtet. 1929 wurde eine Milchgenossenschaft gegründet, die in den 1950er und 1960er Jahren noch von großer Bedeutung war, dann aber, mit dem Rückgang des Viehbestandes immer weniger Milch bekam und 1974 aufgelöst wurde. 1963 entstand eine Zweigstelle der Obst- und Gemüsebaugenossenschaft. In einem Gebäude beim Lagerhaus wurde die Gemüseernte gesammelt und transportfertig gemacht. Daneben gab es aber auch private Gemüsehändler. In jüngerer Zeit ging die Produktion von Freilandgemüse zurück, die Erzeugung in Folientunnels und Glashäusern nahm zu.
Im Dezember 1897 wurde die Neusiedler See - Bahn eröffnet. Für den Personenverkehr hatte sie zunächst wenig Bedeutung, auch weil der Bahnhof weit außerhalb des Ortes lag und die Zufahrtstraße sehr schlecht war. Die Bahn hatte hingegen große Bedeutung für die Zuckerrübenzubringung für die Zuckerfabrik in Petöhaza. Von den Gutshöfen in St. Andrä, dem Albrechtsfel mit Nebenhöfen, Erdei-Hof und dem Gögh-Hof, wurden Pferdebahnen zum Bahnhof in St. Andrä gebaut. Während des 1. Weltkrieges stieg dann die Bedeutung der Bahn, etwa für den Heutransport für das Militär. Durch den neuen Grenzverlauf wurde die Bahn zerstückelt. Sie wurde wieder an die ROeEE (Raaberbahn) zurückgegeben und grenzüberschreitend geführt. 1947 wurde der Zugsverkehr wieder aufgenommen. 1979 wurde auf ungarischer Seite der Bahnbetrieb zwischen Kleinzell (Celldömölk) und Fertöszentmiklos eingestellt. Der Bahnhof in St. Andrä wurde 1995 renoviert.
Auf dem Ortsgebiet von St. Andrä entstanden mehrere Meierhöfe. Der Erdeihof wurde von Stefan Erdei in den Jahren 1912 bis 1920 errichtet. Der Hof umfasste 600 Katastraljoch. 1934 hatte der Hof 49 Bewohner, 42 Magyaren und 7 Deutsche.- 1938 wurden 250 Joch an Einheimische verkauft, 1945 erlitt der Hof schwere Schäden, das gesamte Inventar wurde geplündert, 1953 lebten noch 26 Personen am Hof , davon 12 Deputanten. Der Hof wurde von den Geschwistern Erdei bewirtschaftet. Ein Meierhof stand an der Straße St. Andrä - Frauenkirchen. Er wurde um 1900 von Stefan Erdei errichtet und hatte verschiedene Besitzer. 1945 wurde er vollständig zerstört. Vom letzten Besitzer wurde das Land zu zwei drittel an die Bauern verkauft. Der größte Meierhof war das Albrechtsfeld. 1930 war der Fideikommiss in den Händen der Land und Trust Company. Er umfasste 874 Joch Acker, 1001 Joch Wiesen und 52 Joch Wald. 1934 hatte der Hof 293 Bewohner, 219 Magyaren und 73 Deutsche. In ungarischer Zeit bestand am Hof eine einklassige Volksschule, eine Schulexpositur. In österreichischer Zeit war diese sogar zweiklassig und hatte 1932 73 Schüler. Zum Albrechtsfeld gehörten der Westhof, 1894 mit 24 Personen, und der Osthof mit 13 Personen. 1934 lebten auf dem Westhof noch 52 Personen. Die Gebäude des Westhofes verfielen im Laufe der Zeit. 1971 ersteigerte die Familie Johann Pinek aus Frauenkirchen den Hof und baute ihn zu einem Beherbergungsbetrieb mit Reitstall um. Ein weiterer Meierhof war der Gögh - Hof. Die Familie Gögh siedelte sich um 1900 in St. Andrä an und kaufte ein Haus. 1918 erwarb sie das Areal um den Meierhof, etwa 150 ha. Die Bewirtschaftung erfolgte mit fortschrittlichen Methoden, mit Traktor, Mähbinder und später Mähdrescher. Die Zuckerrübenfelder wurden von Saisonarbeitern aus der Umgebung bearbeitet. In der Besatzungszeit hatte auch der Gögh-Hof zu leiden. Später wurden Teile des Grundes verkauft und Teile verpachtet und seit 1981 von Familie Hummel zu einem Reitstall umgebaut. Der Hof ist seit 1995 Sitz eines Reitclubs.
Im Ersten Weltkrieg hatte das Dorf 60 Gefallene zu verzeichnen. 1916 brannte ein Teil der Söllnergasse ab. Der Anschluss an Österreich wurde von der Bevölkerung begrüßt. Die wirtschaftliche Situation war allerdings im nahezu ausschließlich von der Landwirtschaft lebenden Dorf katastrophal. Auch aus St. Andrä mussten viele Männer am Bau in Wien arbeiten, die Frauen als Taglöhnerinnen auf den Gutshöfen, wo sie in der Rübensaison gebraucht wurden. Einige Dutzend Menschen wanderten aus.
Am 1./2. April 1945 wurde das Dorf von den Russen besetzt. Martin Glück wurde von den Russen erschossen, Ladislaus Erdei und Anton Nemeth von polnischen Zwangsarbeitern getötet. Viel Unheil konnte von Georg Schmidt, der gut Russisch sprach, durch seine Beziehungen zur Frauenkirchener Kommandantur verhindert werden. Schmidt war später Vizebürgermeister und Bürgermeister. Die letzten Kriegsgefangenen kehrten aus Russland erst in den Jahren 1948 bis 1851 zurück, Josef Reiner etwa, der später Bürgermeister war.
Es gab im Dorf zwei Gemeindegasthöfe, die verpachtet waren und für die Gemeinde eine Belastung darstellten. Erste Ansätze eines Fremdenverkehrs gab es schon vor dem Ersten Weltkrieg. Der Zicksee, die größte und tiefste unter den zahlreichen Lacken, bot dafür die Voraussetzung. Der See ist 1,8 qkm groß wovon 1,1 qkm schilffreie Wasserfläche sind. Von einem Umfang von 5,3 km sind 2,2 km Strand. Die Tiefe beträgt 1 bis 1,2 Meter. Der Schlamm des Zicksees hat Heilwirkung, besonders bei rheumatischen Erkrankungen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde diese Heilkraft erkannt. In den 1930er Jahren gab es einen regen Badebetrieb. 1925 wurde das Strandbad eröffnet, 42 Zimmer mit 80 Betten standen zur Verfügung. 1927 wollte St. Andrä den Status eines Kurortes erlangen, wurde aber wegen der fehlenden sanitären Einrichtungen abgewiesen. 1929 errichtete der Reichsbund der Kriegsopfer ein Kindererholungsheim. Neben 200 Plätzen für Kinder konnten auch 40 Erwachsene untergebracht werden. Ein Seerestaurant, im Besitz einer Gräfin von Hardegg, wurde eröffnet. Ab 1926 wurde Schlamm auch an Spitäler und Heilanstalten geliefert. Erste Wochenendhäuser entstanden. 1933/34 wurden nahezu 26 000 Übernachtungen gezählt.
Gegen Kriegsende und in der Besatzungszeit wurden alle Anlagen zerstört. Nur langsam kam der Badetourismus wieder in gang. 1957 wurde ein provisorischer Campingplatz eröffnet, 1961 eine neue Asphaltstraße zum See angelegt.1960/61 gab es 4533 Übernachtungen. 1962 erfolgte die Elektrifizierung. 1964 wurden Sanitäranlagen gebaut. 1968 wurde die Sonderkrankenanstalt des Kriegsopferverbandes eröffnet, die Zahl der Übernachtungen stieg auf 17 789. 1972 wurde ein neuer Campingplatz eröffnet. 700 Parzellen waren schon 1975 von Dauercampern belegt. 1975 wurde das Seebad ausgebaut. 1985 wurde der Campingplatz an die Kanalisation angeschlossen.1995 wurden die Sanitäranlagen saniert. 1955 übernachteten 90 787 Personen (einschließlich Camping und Zimmervermietung) in St.Andrä. 1992 wurde der Ortsnamen geändert, von St. Andrä bei Frauenkirchen auf St. Andrä am Zicksee.
1955 wurde ein neues Gemeindeamt gebaut, 1984 dort auch die Gemeindebücherei untergebracht, Die Raiffeisenkasse wurde 1928 gegründet, Nach dem 2. Weltkrieg nahm sie einen raschen Aufschwung, 1971 bezog sie ein neues Geschäftslokal. Seit 1979 gibt es eine Zweigstelle am Campingplatz. Das Lagerhaus Frauenkirchen hatte in St. Andrä eine Filiale. Wichtige Infrastrukturmaßnahmen waren der Ausbau der Gemeindestraßen und Feldwege. Dafür wurden gemeindeeigene Grundstücke verkauft. Andererseits kaufte die Gemeinde auch Grundstücke zur Vergrößerung der 'Liegewiese am See'. Ein großes Problem waren die Abwässer im Bereich des Zicksees 1968 wurde mit dem Bau einer Kläranlage und der Kanalisation am Zicksee begonnen, später wurde auch die Ortskanalisation gebaut. 1992 wurde der örtliche Tourismusverband gegründet und ein Tourismuskonzept erarbeitet. 1993 wurden einige Lacken unter Naturschutz gestellt.
Eine politische Karriere machte die St. Andräerin Katharina Pfeffer. Sie war Abgeordnete im Bundesrat und auch Landtagsabgeordnete der SPÖ. In der ÖVP spielte Ottilie Rochus eine wichtige Rolle. Sie wurde am 27. Juli 1938 in St. Andrä geboren. Bis in ihr 6. Lebensjahr lebte sie im Dorf, wo ihre Eltern ein Gasthaus betrieben. Sie besuchte nach der Volksschule eine Frauenoberschule und ein Bundesgymnasium in Wien und in Bruck. Sie wurde zur Lehrerin der Landwirtschaftlichen Hauswirtschaft ausgebildet und war 1950 bis 1985 Mitarbeiterin in der Landwirtschaftskammer, als Lehrerin und Schulleiterin. Sie war Direktorin der Abteilung Ländliche Hauswirtschaft in der Kammer und 1975 bis 1984 Abgeordnete im Landtag, Nationalratsabgeordnete und Mitglied der ÖVP Bundesparteileitung von 1978- 1987.
St. Andrä hat ein gut funktionierendes Vereinsleben. Ein Singverein wurde schon 1924 gegründet. Daraus wurde 1949 ein gemischter Chor.1992 entstand der neue Kirchenchor "St. Andreas". Neben den kirchlichen Organisationen besteht ein Fußballclub, ein Tennisverein und ein Judoclub.
Politisch hatte 2012 die SPÖ mit 50,83 % und 10 Mandaten die Mehrheit gegenüber der ÖVP mit 49,17 % der Stimmen und 9 Mandaten. Zum Bürgermeister wurde mit 59,60 % der Stimmen Goldenitsch gewählt. 2017 kam es zum parteipolitischen Umschwung. Die SPÖ hatte nur mehr 34,97 % der Stimmen und 7 Mandate, die ÖVP 49,18 % der Stimmen und 10 Mandate. Die Liste MIT bekam 14,30 % und 2 Mandate. ZUm Bürgermeister wurde mit 62,75 % Dipl. INg. Andreas Sattler gewählt.