In ungarischer Zeit gab es wohl landwirtschaftliche Vereine, aber keine Interessensvertretung der Bauern, die den österreichischen Kammern vergleichbar waren. Nach dem Anschluss an Österreich war zunächst die Landeskulturabteilung für die Landwirtschaft zuständig. Sie musste zunächst einmal erste Schritte im Hinblick auf die Rechtsangleichung setzen. Der Wunsch nach einer Interessensvertretung aller Bauen war aber gegeben. In einem ersten Schritt schlossen sich 1925 die landwirtschaftlichen Bezirksvereine, die sich bereits gebildet hatten, in Wr. Neustadt zum "Verband Burgenländischer Landwirte" zusammen. Durch ein Landesgesetz 1925/26 wurde schließlich die Errichtung einer burgenländischen Landwirtschaftskammer beschlossen, "zur Vertretung und Förderung der öffentlichen Interessen der Landwirtschaft und des landwirtschaftlichen Berufsstandes im Burgenland..."
Am 16.1.1927 fanden die ersten Kammerwahlen statt. 32 Kammerräte wurden gewählt. 14 bekam der christlich soziale Bauernbund, 10 der freiheitliche Landbund und 8 die sozialdemokratische Liste der Kleinbauern und Kleinpächter. Vor allem das gute Abschneiden letzterer war atypisch für Österreich und eine große Überraschung. Dem Wahlergebnis entsprechend setzte sich das Präsidium der Kammer zusammen. Alexander Kugler (St. Margarethen), Gottlieb Grabenhofer (Unterschützen) und Alexander Hareter (Weiden). Die Kammer hatte bis 1930 in Sauerbrunn, in der Villa Löwy, ihren Sitz. Am 1. Dezember 1930 wurde in Eisenstadt ein eigenes Gebäude bezogen. In jedem Bezirksvorort wurde - in angemieteten Räumen - ein landwirtschaftliches Bezirksreferat eingerichtet.
Die ersten Mitarbeiter waren großteils aus der Landesregierung abgeworbene Beamte. Viele waren keine Burgenländer, da es im Land nicht genug gut ausgebildete Agrarfachleute gab. Kammeramtsdirektor wurde der 43-jährige Jurist Dr. Walter Breitenfeld von der juridischen Fakultät der Universität Wien, der auch in Niederösterreich, im Bauernbund und in der Landwirtschaftskammer, verankert war. Die Kammer hatte nur wenig Personal, einige Fachreferenten mit dem Titel Inspektor, z.B. für Pflanzenbau, Obstbau und Tierzucht.Nur im Weinbau und in der Buchhaltung stand je ein Direktor an der Spitze. Die wenigen übrigen Mitarbeiter waren "Adjunkte". 1929 wurde Ing. Hans Sylvester, bisher Pflanzenbauinspektor, neuer Kammeramtsdirektor. Sein Stellvertreter war Dr. Hans Bruckner, der eigentlich die Geschäfte führte, da Sylvester ja Landesrat und schließlich Landeshauptmann wurde.
Am 12. April 1931 fanden Kammerwahlen statt. Der christlichsoziale Bauernbund konnte 16, der Landbund 9 und die sozialdemokratischen Bauern 7 Mandate erzielen. 1934 wurden die Mandate der Sozialödemokraten und der Nationalsozialisten für erloschen erklärt.
Der Personalstand wuchs kontinuierlich auf 27 Mitarbeiter, 1937 hatte die Kammer bereits 35 Angestellte: 7 Mitarbeiter in der Vertrwaltung, 13 in den Fachreferaten, 7 in den Bezirksreferaten, 4 Schuldirektoren, 2 Baumschulleiter und einen Obstbauwanderlehrer. Die Kammermitgliedschaft war noch nicht eindeutig geregelt. Wahlberechtigt waren Grundbesitzer mit über einem Katastraljoch Besitz, bei Wein- und Gartenbau auch weniger. Schon in der Zwischenkriegszeit, besonders im Gefolge der Weltwirtschaftskrise, nahm sich die Kammer der in Not geratenen Bauern an, ohne die strukturellen Probleme der Landwirtschaft auch nur annähernd lösen zu können. Immerhin gab es einige Bemühungen zur besseren Schulung der Bauern und zusammen mit Niederösterreich wurde ein landwirtschaftliches Arbeitsamt gegründet.
Nach dem Anschluss an das Dritte Reich wurde die Kammer so wie das Land aufgelöst, Präsidiumsmitglieder und leitende Angestellte abgesetzt, zum Teil verhaftet oder versetzt. Nur Mitglieder der NSDAP konnten zunächst noch auf ihren Posten bleiben. Dr. Bruckner, wahrscheinlich schon seit 1935 illegaler Nationalsozialist, führte gemeinsam mit Andreas Hutflesz, den der Gauleiter zum Präsidenten ernannt hatte, die Geschäfte der Kammer bis zu deren Auflösung am 21. Jini 1938 weiter. Kammeramtsdirektor und Landeshauptmann Sylvester wurde verhaftet und starb schon am 19. Jänner 1939 im Lager Dachau. An die Stelle der Kammer traten die Kreisbauernschaften, alle Organisationen wurden vom Reichsnährstand übernommen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzte die Rote Armee das Kammeramtsgebäude. Auch die Kommunistische Partei wurde dort untergebracht. Der Buchhaltungsdirektor Johann Schmit, der frühere Präsident Alexander Kugler und der Bezirksreferent von Mattersburg, Mad, verhandelten mit den Russen über die Rückgabe des Gebäudes. Schließlich konnte für die Kommunisten ein anderes Quartier gefunden werden und mit einigen Hilfskräften wurde das Kammeramtsgebäude, das in einem katastophalen Zustand war, wieder instand gesetzt.
Unter dem Agrarlandesrat Johann Bauer, der zugleich auch als Kammerpräsident auftrat, wurde die Landwirtschaftskammer wieder errichtet, zunächst ohne finanzielle Mittel, mit Unterstützung der niederösterreichischen Kammer. Das größere Problem aber war das fehlende Personal, da viele Mitarbeiter der Kammer gefallen waren, nach Niederösterreich und die Steiermark übersiedelt waren oder als Mitglieder von NS-Organisationen belastet waren. Selbst bei Wiedereinstellung mussten sie "Sühneabgaben" leisten.
1947 waren schon wieder 43 Personen angestellt, davon 22 in der Zentrale. Bedingungen für den Neubeginn waren äußerst schwierig. Maßgebende Persönlichkeit war Landesrat Johann Bauer aus Ritzing, zugleich Bauernbundobmann und Raiffeisenpräsident. Kammeramtsdirektor wurde Dipl. Ing.Johann Mad. Auch Dr. Bruckner wurde wieder bis 1953 als Kammeramtsdirektor- Stellvertreter angestellt. Die ersten Mitglieder der Vollversammlung wurden von der Landesregierung 1947 bestellt: 10 ÖVP, 6 SPÖ und ein Kommunist. Die ersten Wahlen fanden erst 1958 statt.
Wichtig für die Weiterentwicklung der Kammer war, dass sie Anteil an der Verteilung der ERP - Gelder hatte. Bis 1959 wurden 33 Millionen Schilling an nichtrückzahlbaren Beihilfen verteilt. Damit wurden auch acht landwirtschaftliche Fachschulen eingerichtet, von denen im Laufe der Zeit vier übrigblieben und 1986 vom Land übernommen wurden.
1954 kam es zu einer schweren Krise in der Genossenschaftsorganisation nach Fehlinvestitionen und Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Es gab heftige Kritik am mächtigen Landesrat innerhalb seiner Partei. Kammeramtsdirektor Mad war unter den Kritikern, konnte seine eigene Position aber nur als Präsident der "Katholischen Aktion" behaupten. Bauer legte sukzessive seine Ämter zurück. Bauer auch Sein Nachfolger in der Kammer wurde sein Stellvertreter und geschäftsführender Präsident Franz Kroyer aus Zemendorf. Mit 15. Dezember 1964 übernahm Johann Hautzinger aus Tadten die Präsidentschaft. Probleme gab es rund um den Kammeramtsdirektor. Es setzte sich schließlich Dipl. Ing. Josef Mollner durch, der mit 1. Feber 1962 Kammeramtsdirektor wurde.
Erst 1972 erfolgte die Neuregelung der Mitgliedschaft per Landesgesetz. Für das Kammerwahlrecht waren 0.57 ha Grundbesitz erforderlich. Als Hauptaufgaben der Kammer wurden Vertretung und Beratung festgeschrieben. Da eine eigene Landarbeiterkammer fehlt wurde auch die Betreuung der Land- und Forstarbeiter eine wichtige soziale Aufgabe.
Am 2. Feber 1972 wurde Reinhold Polster Präsident der Landwirtschaftskammer. Sein Amt als Landeshauptmannstellvertreter legte er zurück. Ab 1986 wurde nach der Pensionierung Mollners Dipl. Ing. Johann Kaipel neuer Kammeramtsdirektor. Er und Dr. Blasius Somogyi waren schon seit 1981 Stellvertreter. Am 5. März 1987 übergab Polster sein Amt an Landesrat Josef Wiesler, der aber schon 1990 diese Funktion nach heftiger Kritik an seiner Ämterkumulierung zurücklegte. Sein Nachfolger wurde der erst 36-jährige Vizepräsident Franz Stefan Hauzinger aus Halbturn. In seiner langen Amtszeit fanden schwerwiegende Veränderungen statt - die Vorbereitung und schließlich der Beitritt zur EU mit allen Folgen (siehe Kapitel Landwirtschaft), die Abstimmung über die Pflichtmitgliedschaft und der gravierende Umbau der Kammer zu einer Beratungs- und Servicestelle. Seit dem EU-Beitritt rückte die Förderberatung und die Förderabwicklung immer mehr in den Vordergrund. Die Kammer verfügte dabei nicht nur über EU-Gelder, sondern auch Fördergelder des Landes. Im Mai 1996 fand eine Mitgliederbefragung über die Pflichtmitgliedschaft in der Kammer statt. 94,55 % der Mitglieder, die an der Befragung teilnahmen, waren für die Beibehaltung der Pflichtmitgliedschaft. Im Jahre 1997 übergab Kaipel die Leitung der Kammeramtsdirektion an Dipl. Ing. Otto Prieler. 2009 wurde Dr. Somogyi pensioniert, 2011 Dr. Gerhard Mitrovits als neuer Stellvertreter des Kammeramtsdirektors bestellt. 2015 ging auch er in Pension.
2006 und 2007 wurden die Mittel aus der Landesförderung um 10 % gekürzt. Acht Mitarbeiter mussten gekündigt werden. Das unklare Rechtsverhältnis zwischen Kammer und Land und die daraus entstehende Unsicherheit machte Verhandlungen erforderlich, die 2007 mit einem Leistungsvertrag abgeschlossen werden konnten. 1985 hatte die Kammer noch 170 Angestellte, allerdings mit den Mitarbeitern an den landwirtschaftlichen Fachschulen. 1986 waren es nur mehr 120 Mitarbeiter. 2015 betrug die Mitarbeiterzahl 93,7 Vollzeitäqivalente. Etwas weniger als die Hälfte ist in der Zentrale beschäftigt. Die Bezirksreferate Mattersburg und Eisenstadt sowie Jennersdorf und Güssing wurden 2011 zusammengelegt. 1957 bestanden 11 Abteilungen, in den 1980er Jahren 15 Abteilungen und zwei Referate. Im Gefolge der Einsparungen mussten Abteilungen zusammengelegt werden, etwa Tierzucht und Milchwirtschaft oder 1985 Pflanzenbau und Pflanzenschutz. Wein-, Obst- und Gemüseanbau wurden zur Abteilung Sonderkulturen zusammengelegt. Bis 2007 wurde - gegen erheblichen Widerstand - ein Reformkonzept verwirklicht, das 6 Abteilungen und 5 Bezirksreferate schuf. 1986 kam es zu Problemen, da der Bundeszuschuss für Beratung gestrichen wurde. Die Schulen wurden verkauft, die Lehrer vom Land übernommen, eine Personalreduktion war erforderlich. Erst durch neue Geldmittel von Bund und Land und den EU - Beitritt, durch Beitragserhöhungen und Grundstücksverkäufen konnte die Situation bereinigt werden und neue Aufgaben in Angriff genommen werden, etwa die Ausstattung mit EDV- Hardware.
Ihre Informationspflicht erfüllt die Kammer mit ihrem Mittteilungsblatt. Ab 1927 erschienen "Landwirtschaftliche Mitteilungen" in vervielfältigter Form. ab 1928 gedruckt und monatlich als offizielles amtliches Nachrichtenorgan der Kammer. Erster Redakteur war Oberbauinspektor Dr.Ing. Fritz Bodo. Nach dem Krieg erschien ab 1957 das neue Mittteilungsblatt, seit 1988 vierzehntägig in einer Auflage von rd. 24 000 Stück. Zunehmend wichtiger wird die Internetseite der Kammer. In der Öffentlichkeitsarbeit spielen Presseaussendungen und Pressekonferenzen eine wichtige Rolle.
2002 wurde ein neues Landwirtschaftskammergesetz beschlossen. Die Kammern haben das Recht, Gesetze zu begutachten und können auch Gesetzesinitiativen setzen. Die Organe der Kammer sind der Präsident, die Vollversammlung mit 32 Kammerräten, der Hauptausschuss, der Kontrollausschuss. Die Vollversammlung wählt den Präsidenten und einen Vizepräsidenten und die Ausschussmitglieder. Die Funktionsperiode dauert fünf Jahre. Die Hauptarbeit an den agrarpolitichen KOnzepten und Entscheidungen erfolgt in den acht Ausschüssen: Präsidialausschuss, Hauptausschuss, Kontrollausschuss, Ausschuss ländlicher Raum,Betribsausschuss Tierzuchtausschuss, Pflanzenbauausschuss und Ausschuss für Sonderkulturen. Die Geschäfte der Kammer besorgt das Kammeramt, mit dem Kammeramtsdirektor an der Spitze. 1983 wurde ein Bäuerinnenbeirat geschaffen, mit den Bezirksbäuerinnen, den weiblichen Kammerräten und sieben kooptierten Mitgliedern. Jährlich finden Bezirksbäuerinnen- und Landesbäuerinnentage statt. Noch immer sind aber Frauen in den Gremien unterrepräsentiert. Schon früh wurden "Häuser der Bäuerinnen" in den Bezirksreferaten geschaffen, mit Vortragsräumen und zunächst auch Lehrküchen, die aber geschlossen werden mussten. Es gibt nur mehr zwei moderne Lehrküchen in Eisenstadt und Oberwart.
Die Finanzierung der Kammer erfolgt durch Kammerbeiträge und öffentliche Mittel des Landes, des Bundes und der EU. Teilweise ist auch die Beratung kostenpflichtig.
Einer der wichtigsten Aufgabenbereiche der Kammer war und ist die Fortbildung. Das landwirtschaftliche Schulwesen, das die Finanzen stark belastete, wurde 1985 an das Land übergeben. Die landwirtschaftlichen Schulen erreichten immer nur einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung. Umso wichtiger war die außerschulische Weiterbildung. In der ungarischen Zeit wurden im Winter von den Volksschullehrern entsprechende Veranstaltungen angeboten, etwa zur Bienenhaltung oder Obstbaumzucht. Nach dem Anschluss an Österreich wurden Volksschullehrer eigens dafür ausgebildet. Es standen aber auch schon Fachreferenten der Kammer zur Verfügung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden verstärkt Weinbaukurse (Rebveredlung, Kellerwirtschaft usw.) angeboten. Die Zahl der Kurse und der Teilnehmer stieg rasant an. 1951/52 etwa wurden 352 Kurse mit 11465 Teilnehmern und 306 Vorträge mit 38 000 Teilnehmer abgehalten. Eine wichtige Einrichtung wurde nach der Auflösung der Bauernschule Oberwart die dort eingerichtete Bildungsstätte. Die Kammer hielt dort Lehrlings- und Facharbeiter kurse sowie Meisterkurse ab. Auch agrartechnische Kurse waren beliebt.