Nach dem Anschluss an Österreich musste auch die Frage der Vertretungskörper der Wirtschaft neu gelöst werden. Am 23. Feber 1919 berief das Landesverwaltungsamt einen Sprechtag für Gewerbe, Handel und Industrie ein. Dort wurde der Wunsch nach Einrichtung eines Beirates bis zur Schaffung einer eigenen burgenländischen Handels- und Gewerbekammer vorgetragen. Es wurde zunächst ein Ausschuss aus je vier Vertretern der drei Gruppen gebildet. Es folgten weitere Sprechtage in den Bezirksvororte abgehalten, die reges Interesse fanden. Am 28. Mai wurde die Krankenkasse für das Burgenland gegründet und schon am 8. Mai bestand eine leistungsfähige Einheitskrankenkasse für Arbeiter, Angestellte und auch Landarbeiter. Obmann des Vorstandes wurde Landeshauptmannstellvertreter Ludwig Leser, sein Stellvertreter der Industrielle Ing. Elsinger.1922 wurde vom Weinhändler Wolf die Errichtung einer burgenländischen Handels- und Gewerbekammer gefordert, da in Rechtsfragen ein hoher Beratungsbedarf bestand. Zunächst wurde aber nur ein Beirat für Handel, Gewerbe und Industrie beschlossen. Da dieser aber weder über die nötigen finanziellen Mittel, über geeignetes Personal und über Räumlichkeiten verfügte übernahm die Wiener Kammer die Geschäftsführung. Am 24.September 1922 ermächtigte der Zuständige Bundesminister die Landesregierung, einen Beirat einzusetzen, der aus je 5 Mitgliedern aus den Kreisen von Handel, Gewerbe und Industrie zu bestehen hatte. Er sollte Vorbereitungen für die Errichtung einer selbständigen Kammer für das Burgenland treffen.Im Oktober ernannte der Landeshauptmann folgende Personen: Handelssektion: Leopold Wolf, Weingroßhändler in Eisenstadt, Stephan Amon, Kaufmann in Neusiedl a.S., Johann Koronitsch, Kaufmann in Wiesen, Adolf Fleck, Kaufmann in Schlaining und Mchael Winkler, Kaufmann in Neumarkt a.d.R. Gewerbesektion: Johann Perl, Müller in Gaas, Felix Popp, Schlossermeister in Lockenhaus, Johann Paul, Gastwirt und Landtagsabgeordneter in Kemeten, Lorenz Derdak, Schuhmacher in Großwarasdorf und Michael Koch, Baumeister und Landtagsbgeordneter in Mattersburg Industriesektion: Max Baum, Generaldirektor der ersten ungarischen Jutespinnerei und Webereifabrik in Neufeld, Richard von Rothermann, Direktor der Zuckerfabrik in Hirm, Anton Schreiner, Gesellschafter der Walbersdorfer Dampfziegelei, Heinrich Walter, Gesellschafter der Firma Preis &Co in Neudörfl und Eugen Werner, Direktionsrat der Braunkohlenbergbaugesellschaft in Zillingdorf. Am 12. März 1923 fand die Eröffnungssitzung des Beirates in Wien statt. Zum Präsidenten wurde einstimmig Richard von Rothermann gewählt. Vizepräsideten wurden Leopold Wolf (Handel), Michael Koch (Gewerbe) und Heinrich Walter (Industrie). Ab 1927 bezeichnete sich der "Beirat" nach dem Vorbild der Arbeiterkammer nunmehr als "Handelskammer". 1931 wurde der Beirat auf 21 Mitglieder erweitert, je 7 pro Sektion. Rothermann blieb Kammerpräsident, Vizepräsidenten wurden Karl Varga (Handel), Michael Koch (Gewerbe) und Dr. Paul Stiaßny (Industrie).
1922 wurden die Bestimmungen der Arbeitslosenversicherung auch auf das Burgenland ausgedehnt. Zur Arbeitslosenfürsorge wurde eine Industrielle Bezirkskommission in Sauerbrunn aus Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer eingerichtet, ebenso fünf Arbeitsämter, die mit der Veranstaltung von Fortbildungskursen begannen. Mit Mitteln aus der produktiven Arbeitslosenfürsorge wurden zahlreiche öffentliche Arbeiten in Angriff nahmen. Am 1. September 1923 wurde eine Landwirtschaftskrankenkasse gegründet. Mit 10. Oktober 1923 trat das österreichische Gewerberecht im Burgenland in Kraft. Ebenfalls noch 1923 wurde die "Burgenländische Elektrizitätsgesellschaft" als Genossenschaft gegründet. 1928 wurde die Landeshypothekenanstalt gegründet.
Es bildeten sich Bezirksgewerbegenossenschaften, zunächst im Juni 1923 in Neusiedl. Andere Bezirksverbände folgten. Auch Fachgenossenschaften entstanden, etwa die der Baugewerbetreibenden oder der Bäcker. Am 30. November 1925 entstand Landesverband der gewerblichen Bezirksverbände . Bezirks- und Landesverband wurden Pflichtgenossenschaften. Er sah seine Aufgaben in der Lehrlingsausbildung, in der Beschaffung von Rohstoffen und Krediten und neuer Absatzmöglichkeiten. Damit war Die organisatorische Entwicklung des Gewerbes abgeschlossen. Landesobmann wurde der Gastwirt Ferdinand Eder aus Eisenstadt, der sich mit einer Stimme Mehrheit gegen Landesrat Michael Koch durchsetzte. Stellvertreter wurden der Wagnermeister Julius Fischl aus Güssing und der Schlossermeister Heindl aus St. Martin. 1925 wurde der Landesverband für Fremdenverkehr im Sanatorium Grimm in Sauerbrunn gegründet. In Eisenstadt wurde das Hotel "Zur Weißen Rose" (später Schwechaterhof) eröffnet. Am 13. August 1925 wurde das erste Motorschiff auf dem Neusiedler See in Betrieb genommen. Im Oktober 1925 konstituierte sich ein Beirat zur Arbeiter- und Angestelltenkammer. Im Betriebsförderungsgesetz von 1926 wurden die Lohnabgaben für neue Betriebe von 4 auf 2 % ermäßigt und die Betriebe auf 10 Jahre von der Grundsteuer befreit.
Probleme bereitete die weiterhin unregulierte Konzessionsvergabe und die Tätigkeit ungarischer Gewerbebetriebe im Burgenland. Auch die unzulänglichen Verkehrsverbindungen beschäftigten die Wirtschaftsverbände immer wieder. 1925 wurden erstmals größere Bundesmittel für den Ausbau der Nord - Süd - Verbindung genehmigt. Im November 1926 wurde die Bahnlinie Pinkafeld - Friedberg eröffnet. Es bestanden Pläne für den Bau einer Bahnlinie Mattersburg - St. Martin, da die Gütertransporte über Ödenburg hohe Kosten verursachten. Am 7. April 1929 wurden die Straßenverbindung Mattersburg - Weppersdorf und gleichzeitig das Krankenhaus Oberpullendorf feierlich eröffnet. Mit dem Bau des Krnakenhauses war 1926 begonnen worden. Es hatte 60 Betten.
Im September 1926 fand in Eisenstadt, in der Kaserne, die erste allgemeine burgenländische Landesausstellung statt. In Eisenstadt entstanden zahlreiche Neubauten, das Landhaus und die Zweiganstalt der Nationalbank. 1929 bis 1931 wurde das neue Gebäude der "Eisenstädter Elektrizitäts- AG auf der Osterwiese errichtet.
Die zunehmende Arbeitslosigkeit konnte 1927 etwas gemildert werden. Es gelang, 800 Bauarbeiter und 300 Landarbeiter nach Sachsen zu vermitteln, 1929 waren es schon 1500 Landarbeiter. 600 Personen, davon die Hälfte Hilfsarbeiter., die andere Hälfte Maurer, Zimmerer, Tischler und Schlosser, wurden in die Schweiz vermittelt.
Nach dem "Februaraufstand" erfolgten auch in den sozialen Verwaltungskörper tiefe Eingriffe. Für die Arbeiterkammer wurde eine Verwaltungskommission ernannt. "Präsident" wurde Michael Berthold, Sekretär der christlichen Gwerkschaften. Dr. Möbius, der langjährige Sekretär der Arbeiterkammer, wurde gekündigt. Er war Mitglied der sozialdemokratischen Partei. Auch die Landeskrankenkasse wurde einem Regierungskommissar unterstellt. Deren Obmann Ludwig Leser war geflüchtet, der zweite Obmann Hans Suchard und der Direktor Adolf Berczeller waren in Haft. 1935 wurde in der Landeskrankenkasse als Regierungskommissär der Landesstatthalter und Landesführer des Östrreichischen Heimatschutzes Walter Riehl eingesetzt. Auch im "Beirat" wurde ein Regierungskommissar eingesetzt. Es war dies Dr. Emil Garthofer. In den geschäftsführenden Ausschuss des Beirates wurden politisch verlässliche christlichsoziale Mitglieder berufen: für den Handel etwa Josef Brückler aus Jennersdorf, Demetrius Karall aus Großwarasdorf, Rudolf Röhrich aus Stegersbach, für das Gewerbe der Eisenstädter Hotelbesitzer Greger, Koch, Johann Kobor, Gastwirt aus Frauenkirchen, Heindl, Vörös, Friseur aus Oberwart und Johann Wagner aus Stegersbach, für die Industrie etwa Elsinger, Gustav Friedrich (Fa. Putsch), Anton Horvath (Neusiedler Dampfziegelfabrik), Dr. Robert Medinger, Dr. Offer (Hanf-Jute Neufeld), Karl Sattler (Rudersdorf). Präsident Richard von Rothermann schied aus dem Vorstand der Kammer aus. Ein Hauptausschuss aus Koch, Röhrich und Elsinger wurde mit der Geschäftsführung betraut. Gewerbereferent in der Landesregiierung war Graf Coreth. Die Zunftmeister wurden vom Handelsminister ernannt, ebenso die Vorstände der Bezirksgewerbeverbände. Im Bereich des Handels wurden Bezirksorganisationen gebildet und Funktionäre ernannt.
Auch die Gewerbeorganisation wurde im Sinne des "Ständestaates" umgebaut. Am 1. Juni 1934 wurde ein Landesgewerberat eingesetzt, die Industriellen Bezirkskommissionen wurden aufgelöst. Der Minister ernannte die Funktionäre des "Gewerberates". Landesrat Wagner wurde Landesgruppenobmann bzw. "Landesführer", Michael Koch sein Stellvertreter. Es entstanden Bezirksgewerberäte und Ortsgruppen. 1935 umfasste die Landesgruppe Burgenland des österreichischen Gewebebundes 8200 Mitglieder in 186 Ortsgruppen. 80 % der Handels- und Gewerbebetriebe waren damit in der Berufsorganisation der Vaterländischen Front erfasst. Landeshauptmann Sylvester richtete einen "Wirtschaftsbeirat" ein. Ihm gehörten für die Landwirtschaft Landesrat Bauer, für den Großgrundbesitz und die Zuckerfabrikanten Dir. Rigal, für die Forstbesitzer Graf Coreth, für das Gewerbe Landesrat Wagner, für die Industrie Ing, Sattler und dazu der Kammersekretär Dr. Rauhofer und Ing. Kromer.
Im November 1936 fand eine Vollversammlung des Landesverbandes für Fremdenverkehr statt. Landeshauptmann Sylvester wurde Ehrenpräsident,Präsident der Landtagsabgeordnete Greger, Vizepräsidenten Coreth und Abgeordneter Rigal, Generalsekretär war Prof. Eitler. Zu den Vorstandsmitgliedern gehörten Landtagspräsident Koch, Bürgermeister Stanics, Bürgermaeister Buchinger, Abgeordneter Ratz u.a.
Das Handelskammergesetz von 1937 beendete das bisherige Provisorium und damit auch die Zeit des "Beirates". In die Kammer sollten die drei Sektionen je 10, der Finanzbund 2 Kammerräte entsenden, insgesamt neben dem Präsidium 34 Kammerräte. Sie wurden auf 5 Jahre ernannt. Am 2. Feber 1938 fand in Wien die konstituierende Sitzung der Burgenländischen Handelskammer statt. Zum Präsidenten wurde Michael Koch gewählt, in das Präsidium Fritz Elsinger (Industrie), Hand Greger (Gewerbe) und Rudolf Röhrich (Handel). Als Vertreter des Finanzbundes wurde Staatsrat Dr. Lorenz Karall, Oberjkurator der Landes - Hypothekenanstalt, entsandt. Zum Kammeramtsdirektor wurde Dkfm. Dr. Otto Rauhofer bestellt.
Die neue Handelskammer bestand nur für kurze Zeit, denn unmittelbar danach erfolgte der Anschluss an das Dritte Reich. Die Handelskammer Burgenland wurde aufgelöst, ihre Aufgaben übernahmen die Gauwirtschaftskammern. Die Genossenschaftshäuser gingen in deren Eigentum bzw. in das Eigentum der Kreishandwerkerschaften über. Die Zünfte wurden neu gruppiert. Kreishandwerksverwalter für den Kreis Eisenstadt (Bez. Eisenstadt, Mattersburg) wurde Josef Berghofer, Maler- und Anstreichermeister aus Eisenstadt. In Eisenstadt wurde ein Arbeitsamt mit einigen Nebenstellen eingerichtet. Dessen Aufgabe war u.a. die Berufsberatung und Lehrstellenvermittlung. Auch die Krankenkassen wurden umorganisiert. Die Handwerker wurden in Kreishandwerkerschaften unter Kreishandwerksmeistern und Innungen. Der Gau Niederdonau erhielt eine eigene Industrie- und Handelskammer mit Sitz in St. Pölten bzw. Wien. Präsident der Kammer war Gauwirtschaftsberater und Landesstatthalter von Niederdonau, Ing. Heinz Adolf Birthelmer. Dieser war ab 1928 Generaldirektor der Eisenstädter Elektriziäts AG. Vom 1. Oktober 1938 bis zu seinem Tod am 31. Oktober 1940 war er Landeshauptmann - Stellvertreter bzw. Gauwirtschaftsberater in Niederdonau.