Ortsname
Nach Kranzmeyer - Bürger ist der Ortsname als "Dorf des Prodan" zu deuten. Prodan wäre ein slawischer Personenname. Auch Steinhauser führt den Ortsnamen auf slawisch Brodan (Furtwart) zurück.
1232 Castrum nomine Pordan; 1280: Prodensdorf; 1284: Brodambe, id est Brodensdorf; 1290: Prodeinsdorf; 1292, 1317: Pardan; 1412: Prodesdorff; 1651: Prodesdorff ad Leytam; 1773: Lajta Pordány
Urgeschichte und Römerzeit
Das Ortsgebiet ist an Bodenfunden überaus reich. Aus der ausgehenden Jungsteinzeit wurden Flachbeile aus Serpentin und Diorit gefunden. Aus der Frühbronzezeit stammen zahlreiche Hockergräber. 1950/51 wurden von A. Ohrenberger auf den Edelsee-Äckern nahezu 200 Gräber gefunden, mit Schüsseln und Tassen, Bronzearmringen und -blechröllchen, Ketten aus Schneckenhäusern und Muschelschalen als Beigaben. Nach diesen Funden ist eine Kulturgruppe (Leithaprodersdorf - Gruppe) benannt. Ein Teil der Gräber stammt aus der älteren Urnenfelderzeit: Brandgräber mit Schüsseln und Schalen, Trankbehältern und Tassen sowie reichem Bronzeschmuck (Nadeln, Fibeln, Armreifen, Bronzemessern und einem Bronzeschwert). Anders als im benachbarten Loretto gibt es keine Funde aus der Eisenzeit, hingegen überaus zahlreiche Hinterlassenschaften der Römerzeit. Darunter sind mehrere keltisch - römische Grabsteine aus dem 1. Jh. n. Chr. Bei der "alten Kirche" wurde z.B. der Grabstein des Kelten Octo, Sohn des Magarix, gefunden. 1925/26 wurden auf den Kreuzäckern 12 Steinplattengräber ausgegraben, mit Trachtenbestandteilen und Gefäßen, einem Glasfläschchen, Eisengeräten und Münzen. 1898 wurde auf den Kreuzäckern das Bruchstück einer Grabplatte aus dem 3. Jahrhundert für einen Aedil und seine Frau gefunden.
Auf den Edelbachwiesen wurden 1925 - 1928 131 Körpergräber aus der Zeit vom 7. bis zum 9. Jahrhundert ausgegraben, in denen sich typisch awarische Gürtelverzierungen in Gold, Silber oder Bronze und Waffenbeigaben (Axt und Schwert), besonders häufig aber eiserne Pfeilspitzen fanden. Die Frauengräber enthielten Spinnwirtel. Ohrringe, Zopfschmuck und Perlenketten. Die spätesten Gräber enthielten Keramiken, die den typisch karolingischen "Kugeltöpfen" ähnlich sind. Sie sprechen für eine deutsche Besiedlung im 9. Jahrhundert.
Besonders interessant ist das "G'schlössl" im Ortsbereich mit einem Kernwerk und drei konzentrischen Wassergräben bzw. Erdwällen. Die Ausgrabungen im Jahre 1971 haben gezeigt, dass im Kern der Anlage ein römischer Burgus, ein ummauerter Wachturm, aus dem 3./4. Jahrhundert stand. Er wurde im 13. Jahrhundert wieder aufgebaut und mit dem Wall - Graben - System, das für die damaligen Erdburgen typisch war, befestigt. Dabei handelt es sich um das "castrum Pordan", das wohl so wie schon der römische Burgus der Überwachung der Leithafurt diente. Diese bemerkenswerte Anlage steht heute unter Denkmalschutz. Im römischen Burgus wird die Straßenstation Muteum vermutet, die auf der Tabula Peutingeriana eingezeichnet ist.
Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1232: Palatin Dionysius spricht dem Petrus, Sohn des Mauricius, schuldig. Dieser habe Anklage gegen Poth erhoben, er habe ihn mit seinen Leuten und mit deutschen Rittern auf der Burg Leithaprodersdorf (Castrum nomine Pordan) überfallen, Er konnte seine Anschuldigungen aber nicht beweisen.
Die mittelalterliche Dorfsiedlung um einen Dreiecksanger am Fuße der Burg ist eine der ältesten des Burgenlandes. Die heutige Bergkirche war Mittelpunkt einer Stephanspfarre, die das Gebiet bis zum heutigen Mannersdorf und Sommerein umfasste. Zu Leithaprodersdorf gehörten auch die beiden Orte Stotzing und Loretto, die erst in der frühen Neuzeit entstanden. Die deutsche Siedlung Leithaprodersdorf entstand nach der Eroberung des Awarenreiches unter Karl d. Großen. Es könnte sein, dass schon in der Karolingerzeit eine Kirche bestand.
Nach der Eroberung durch die Magyaren wurden Petschenegen als Grenzwächter angesiedelt. Die deutsche Siedlung entstand im 12. Jahrhundert. Erste Grundherrn waren vermutlich die Gutkeled, eines der deutschen Adelsgeschlechter, die in ungarische Dienste traten. Aus diesem Geschlecht stammte der erwähnte Peter, Sohn des Moritz. Später wurde das Gebiet als Königsgut eingezogen, die Burg im Zuge der Grenzkämpfe von Premysl Ottokar zerstört.
1285 schenkte König Ladislaus IV. dem Stift Heiligenkreuz "villam nostram Brodambe, id est Brodersdorf" mit allen Weingärten, Äckern, Wäldern, Wiesen, Mühlen und Inseln. Zu dieser Schenkung kam unter König Karl I. Robert noch das Gut Barandande, das "einst die Szekler (Petschenegen) bewohnt hatten", hinzu. Es wäre möglich, dass die Zisterzienser ein zweites Dorf in unmittelbarer Nähe anlegten, ebenfalls um einen Dreiecksanger. Dass es ursprünglich zwei Dörfer waren würde auch die verhältnismäßig große Zahl an Höfen schon in frühester Zeit erklären. Im 15. Jahrhundert verdoppelte sich die Zahl der Höfe. Um 1335 kam Leithaprodersdorf durch Schenkung in die Hände der Grafen von St. Georgen - Bösing. 1377 verlor Graf Thomas von Bösing Leithaprodersdorf und Wimpassing. Sie wurden an Nikolaus von Kanizsai "zurückgestellt". Offenbar hatten die Kanizsai schon früher Rechte auf Leithaprodersdorf. Die Verdrängung der Zisterzienser steht vielleicht im Zusammenhang mit der Errichtung der Burg Hornstein 1340/41 durch Stefan Laczkfi, dem die Bauern von Leithaprodersdorf abgabenpflichtig waren. Jedenfalls gehörte der Ort nunmehr zur Herrschaft Hornstein. Um 1400 teilten die Kanizsai ihren Besitz in zwei Teile, in die beiden Herrschaften Eisenstadt und Hornstein. Neben Leithaprodersdorf gehörten Wimpassing, Müllendorf, Steinbrunn und das später gegründete Neufeld sowie Pöttelsdorf zur Herrschaft Hornstein. Der wichtigste Leithaübergang verlagerte sich von Leithaprodersdorf nach Wimpassing.
Als Teil der Herrschaft Hornstein befand sich Leithaprodersdorf 1463 bis 1648 im Besitz der Habsburger, die mit der Herrschaft die Pottendorfer, die Grafenegger, die von Fürst, die Stotzingen, die Nadasdy belehnten bzw. verpfändeten. 1691 kam die Herrschaft an Paul Esterhazy und blieb bis 1848 im Besitz dieser Familie. Die Zisterzienser versuchten, den Ort zurück zu bekommen. Sie argumentierten, dass sich Ulrich von Grafenegg, Herr von Hornstein, das Dorf 1504 angeeignet habe. 1636 verlangte Christoph, der Abt von Heiligenkreuz, vom damaligen Herrn von Hornstein, Kollonitsch, erneut Leithaprodersdorf. 1639 wurde dieser Anspruch in einem Prozess zurückgewiesen.
Die von Fürst versuchten anscheinend vergeblich, den Protestantismus durchzusetzen. Die folgenden Püchler und Stotzingen waren wieder katholisch.1583 legte Rupprecht von Stotzingen eine neue Siedlung auf dem Hotter von Leithaprodersdorf an. 1644 wurde unter Hans Rudolf von Stotzingen die Kirchensiedlung Loretto gegründet. Die Orte hatten unter den Bocskai-Wirren 1605 und dem Bethlen- Aufstaqnd 1619/20 zu leiden. Die Pest von 1645 betraf vor allem Stotzing, die von 1679 Loretto.Am 13, Juli 1683 wurde Leithaprodersdorf von den Tataren überfallen, am 24. August die Bergkirche verwüstet. 1705 überfielen die Kuruzzen den Ort. Die Bewohner flüchteten in das Leithagebirge, wo sie später aus Dankbarkeit für ihre Rettung die Dreifaltigkeitskapelle errichteten. Trotz der vielen Verwüstungen waren 1715 wieder alle Höfe bestiftet.
Nach dem Urbar von 1555 hatte Leithaprodersdorf 37 ganze Ansässigkeiten und 7 Hofstätten. Es gab 76 Häuser. Die meisten Bauern hatten ein halbes Lehen, vereinzelt gab es auch ganze und Dreiviertel - Lehen, seltener Viertellehen. Die Höfe waren also weit größer als in den Nachbargemeinden. Es gab eine Mühle. Die Brückenmaut an der Leitha brachte nur bescheidene Einkünfte. Das Fischwasser und ein Steinbruch waren verpachtet. Die gesamten Einkünfte der Herrschaft aus dem Dorf betrugen 219 Gulden, 6 Schilling und 10 Pfennig.
1674 gab es 3 ganze, 37 Dreiviertel-,14 halbe. 3 Viertellehen und 6 Hofstätten, insgesamt 38 1/2 ganze Lehen und drei Gemeindehäuser. Einj ganzes Lehen umfasste 32 Joch Acker, 14 Tagwerk Wiesn und zwei kleine Krautgärten. 1715: Die großen Höfe hatten 27 Joch Acker, einige bis 36 Joch.Die meisten Bauern hatten Weingärten in der Größenordnung von 3 bis 6 Tagwerk, nur ein Bauer hatte 12 Tagwerk.
1732 gab es 78 Bauern mit insgesamt 41 1/2 Ansässigkeiten, 13 Söllner und 33 Holden. 1767 (maria - Theresianisches Urbar): 81 1/4 ganze Sessionen, im Besitz von 75 Bauern. 21 Bauern hatten zwei Sessionen, 9 Eineinhalbsessionen, 19 hatten je eine halbe Session. Es gab 12 Söllner und schon 39 Inwohner. Das Dorf Leithaprodersdorf verfügte über ausgedehnte Hutweiden.
Ein großes Problem war die kaiserliche Jagd. 1671, nach der Hinrichtung Nadasdys, nahm Kaiser Leopold I. die Waldungen in Beschlag und setzte in Hornstein, Wimpassing und Loretto kaiserliche Jäger ein. Die Bauern wurden zu Robot, Wildtrieb, Wolfsjagden usw. gezwungen und von den Jägern, die sich wie Herrschaftsinhaber aufspielten, schikaniert. Auch wegen der Holznutzung gab es immer wieder Konflikte. 1791 bekam Esterhazy die Jagdrechte zurück.
1860 wurde das Mineralbad Leithaprodersdorf durch Fürst Nicolaus Esterhazy eröffnet. Es war über die Bahnlinie Wien - Ebreichsdorf in zwei Stunden erreichbar. Das Badehaus hatte ein geräumiges Vollbad mit Dusche und Wasserpumpe, acht Zimmer, davon zwei für Wannenbäder. Man konnte gemeinschaftlich oder auch einzeln in den Kabinen baden oder sich der Wannenbäder bedienen. Beim Badehause befand sich die Baderestauration mit Speisesaal und separaten Zimmern. Für das Bad wurde folgendermaßen geworben: "Eine englische Parkanlage, besonders aber die liebliche und abwechslungsreiche Umgebung von Weingärten, Feldern, Auen, Wiesen, Wäldern und die Nähe des Leithagebirges machen den Aufenthalt sehr angenehm. Durch die bequeme Fahrordnung der Züge von Wien nach Ebreichsdorf und zurück an Sonn- und Wochentagen Früh und Abends (Preis der Tour- und Retourkarten: zwei Tage gültig, fl. 1.10") ist den Bewohnern Wiens die Möglichkeit geboten, diesen reizend gelegenen, noch wenig bekannten Badeort Lajta-Pordany als Ausflugsziel und als Sommerfrische zu benützen. Samstag abends halb 8 Uhr und Sonntag Früh halb 8 Uhr erwarten Wagen (Sitz per Person 65 kr., hin und zurück fl. 1.30) die Fahrgäste in Ebreichsdorf, um dieselben nach Prodersdorf zu fahren. Retourfahrt von dort nach der Bahnstation Sonntag abends 7 Uhr, Ankunft in Wien 3/49 Uhr, dann Montag Früh 3/46 Uhr, Ankunft in Wien 3/48 Uhr. Wenn größere Gesellschaften die Partie machen, so wolle man gefälligst die Badedirektion früher verständigen, damit die nötigen Wagen beigestellt werden. Von der Eisenbahn Unter-Waltersdorf der Wiener-Neustadt-Grammatneusiedler Eisenbahn ist das Bad für Fußgänger leicht in einer Stunde zu erreichen".
Die seit Jahrhunderten bekannte warme Schwefelquelle enthält nach der vom Professor Joss aus Wien vorgenommenen Analyse vorzugsweise schwefelsauren und kohlensauren Kalk, schwefelsaure Bittererde, schwefelsaures Natron. Kali, dann Tonerde, Kieselerde, Eisen, Jod, Mangan und Quellsäure. ... Die eben da zu Tage tretende kalte Quelle wird in das große Bassin geleitet, so dass an dessen einer Seite das warme, an der anderen das kalte Wasser zufliesst und hat somit eine Temperatur von 19 Grad. Wirkung, Anwendung und Indication: Dieses Mineralwasser wirkt anregend und belebend auf die Haut und die Schleimhäute und stärkt das Nervensystem. Der Gebrauch dieser Quelle ist angezeigt bei Hautkrankheiten, bei chronischen Katarrhen, namentlich der Atmungsorgane, des Magens und des Darmkanals, bei Schleimflüssen, bei Rheumatismen, Gicht und Lungenentzündung, bei chronischen Blei, Mercur- und Jodvergiftungen, bei der Scrophel- und Bleichsucht. Audi als allgemeines Erfrischungsbad ist diese Quelle von Jedermann vorteilhaft zu benützen. Bei allen diesen krankhaften Zuständen ist das Baden mit dem Trinken zu verbinden, namentlich bei Kehlkopf-, Magen- und Darmkatarrhen, bei Bleichsucht, bei Hämorrhoiden etc. Neben der Mineralquelle fließt eine eisenhaltige frische Quelle, welche ein vortreffliches Trinkwasser bietet.Verköstigung und Wohnung: Für gute Speisen und Getränke, für bequeme Wohnung, prompte Bedienung bei billigen Preisen ist bestens gesorgt."
1863 wurde mit der Herrschaft ein Grundablösevertrag geschlossen. Vor allem die Ablöse für die Remanentialgründe war mit 22 895 Gulden sehr hoch. Der Hutweideanteil der Gemeinde betrug 519 Joch. Ein Teil davon wurde schon 1886 in Privateigentum überführt, 1941 ein weiterer Teil, der in Äcker umgewandelt wurde. 1975 wurde die restliche Hutweide aufgelöst. Der Urbarialwald umfasste 52 ha.
Der Weinbau spielte in Leithaprodersdorf immer eine wichtige Rolle. Die KOnskription von 1715 zeigt, dass viele Weingärten im Besitz von Auswärtigen waren (Dt. Prodersdorf, Wampersdorf, Unterwaltersdorf, Weigelsorf usw.). Damals umfasste die Weingartenfläche etwa 40 ha. Im Spätmittelalter und im 16. Jahrhundert war sie noch erheblich größer. Zwischen 1890 und 1920 wurden alle Weingärten von der Reblaus befallen und mussten in mühsamer Arbeit auf die neuen Rebsorten umgestellt werden. Ab 1972 wurden auch die Weingärten - im Jahre 1975 88 ha - kommassiert. Mitte der 1970er Jahre wurden die Weingärten neu ausgepflanzt. Seit 1947 besteht ein Weinbauverein. Der Absatz erfolgt zum Teil in Buschenschänken.
Die Landwirtschaft war weiterhin der wichtigste Wirtschaftszweig. 1904 wurde die erste große Dreschmaschine mit Dampfbetrieb aufgestellt, weitere Druschgemeinschaften folgten. Die Mechanisierung setzte aber erst in der Nachkriegszeit ein. 1956 wurde der Weidebetrieb eingestellt. 1923 wurde eine Milchgenossenschaft gegründet. Die Milch wurde in die Molkerei Baden geliefert.
Zwischenkriegszeit
Im Ersten Weltkrieg hatte das Dorf 30 Gefallene und 13 Vermisste zu beklagen. Nach 1918 spielte bis 1921 der Schmuggel über die Leithagrenze eine wichtige Rolle. 1921 kam es zu Schießereien zwischen österreichischen und ungarischen Gendarmen. Freischärler überfielen die österreichischen Gendarmen in Au.Das Dorf war geschlossen für den Anschluss an Deutschösterreich. 1929 wurde das Dorf elektrifiziert. In der Anschlusszeit und in der Zwischenkriegszeit blieb es in der Bauerngemeinde Leithaprodersdorf in politischer Hinsicht bemerkenswert ruhig. Bürgermeister Georg Reiter wirkte mäßigend auf die Heimwehrleute ein. Der Nationalsozialismus fand vor allem unter den Jungen Zuspruch. Sie versammelten sich zu illegalen Zusammenkünften im Forsthaus Rauhofer. 1934/35 wurde das Gemeindeamt gebaut, 1962 ein Zubau errichtet.
Im Zweiten Weltkrieg fielen 31 Lethaprodersdorfer, 17 waren vermisst.
Drei Leithaprodersdorfer wurden wegen Widerstandes unter dem Titel „Wehrkraftzersetzung“ am 16. Dezember 1944 verhaftet und am 19.2.1945 ins KZ Mauthausen überstellt. Martin Pöschl, Josef Menitz und Heinrich Radatz. Martin Pöschl und Heinrich Radatz kehrten im Mai 1945 zu ihren Familien zurück. Heinrich Radatz verstarb im Spital des KZ Mauthausen. In der Karwoche des Jahres 1945 lagerten in den Steinbrüchen zwischen Loretto und Stotzing einige tausend ungarische Juden. Am Karfreitag und Karsamstag wurden sie in Richtung Gramatneusiedl getrieben. Die Leichen der Getöteten wurden in der Schottergrube verbrannt.
Am 2. April 1945 wurde der Ort kampflos von den Russen besetzt. Zwei Männer wurden erschossen. Die Bevölkerung floh ins Leithagebirge, kehrte aber bald zurück. Russische Versorgungstruppen wurden einquartiert, beschlagnahmten Häuser und trieben Pferde, Rinder und Schweine weg. Die Männer wurden zur Zwangsarbeit herangezogen, etwa zum Brückenbau und zu Transportfahrten, die Frauen versuchten, den Übergriffen zu entgehen. Heiss diente als Dolmetsch, Georg Reiter wurde von den Russen als Bürgermeister eingesetzt. Der interimistische Gendarmeriepostenkommandant Leopold Wepper wurde von den Russen gefangen genommen und starb im September 1945 in einem Anhaltelager bei Ödenburg. Der Revierinspektor Karl Sommer wurde wegen Zugehörigkeit zur NSDAP außer Dienst gestellt.
Nachkriegszeit
Im September 1945 löste der Widerstandskämpfer Josef Menitz Reiter als Bürgermeister ab. Auf Menitz folgte 1947 Franz Kopinits. Der erste gewählte Bürgermeister war Georg Siffert. Die Selbstversorgung und die gemischten Landwirtschaften halfen der Bevölkerung, die ärgste Not der Nachkriegszeit zu überstehen. Nach der Währungsreform ging es wirtschaftlich aufwärts. Die Mechanisierung setzte in der Landwirtschaft ein, die ersten neuen Häuser wurden gebaut. Die Abwanderung aus der Landwirtschaft begann, erreichte aber nicht das Ausmaß wie in vielen Nachbargemeinden. Der Zuckerrübenanbau nahm zu, einige Betriebe spezialisierten sich auf Ferkelzucht und Putenmast.
Handwerk, Gewerbe und Handel waren in Leithaprodersdorf immer nur schwach entwickelt und ganz auf die Bedürfnisse der bäuerlichen Bevölkerung ausgerichtet. Noch 1971 waren 246 Personen in der Landwirtschaft, 368 in Gewerbe und Industrie und 69 im Handel und Verkehrswesen beschäftigt 1938 wurde eine Raiffeisenkasse gegründet, aber erst 1978 ein eigenes Kassengebäude errcihtet. Auf Grund der günstigen Verkehrslage konnten viele Ortsbewohner als Tagespendler in der Industrie und im Gewerbe des Wr. Beckens und in Wien Arbeit finden. Die beginnende Motorisierung verstärkte diese Tendenz.1950 wurde die 1945 gesprengte Leithabrücke neu gebaut. In der Gemeinderatswahl von 1954 erhielt die ÖVP 358, die SPÖ 167 Stimmen, 1958 die ÖVP 337, die SPÖ 184 Stimmen. Eine Fahrradbrücke nach Deutsch Brodersdorf wurde gebaut.1971 wurden Stotzing und Loretto mit Leithaprodersdorf zu einer Großgemeinde zusammen geschlossen. Bürgermeister wurde Sebastian Dinser aus Leithaprodersdorf, Vizebürgermeister Heinrich Tschank aus Stotzing. 1959 bis 1969 wurde das Gemeindegebiet Kommassiert, die Zahl der Grundstücke auf ein Drittel reduziert. In einem zweiten Verfahren wurden auch der Rest und die Weingärten kommassiert, das Wegenetz bis 1981 ausgebaut.
Wichtige und kostenintensive Aufgaben waren die Wasserversorgung und die Kanalisation. Die Wasserversorgung war besonders dringend, da die Hausbrunnen nur schlechte Wasserqualität lieferten.1956 wurde die Aufnahme in den Wasserleitungsverband abgelehnt, sodass 1959 einer eigenen Ortswasserleitung beschlossen wurde. Sie wurde von der Quelle im Thermalbad versorgt und 1962 fertiggestellt, 1979 erweitert. Ein zusätzlicher Tiefbehälter wurde gebaut. 1967 begann die Kanalisation und war 1969 abgeschlossen, 1975 wurde die Kläranlage in Betrieb genommen. 1978 wurden in allen drei Ortsteilen Leichenhallen errichtet. Die ärztliche Versorgung Leithaprodersdorfs war immer ein Problem. Erst 1900 wurde eine Kreisarztstelle geschaffen, 1908 bekam das Dorf einen eigenen Arzt. 1981 wurde ein neues Arzthaus gebaut. 1982 wurde Leithaprodersdorf zur Marktgemeinde erhoben.
Das Kulturleben wird von den zahlreichen Vereinen getragen. Schon im 19. Jahrhundert bestand eine Blasmusikkapelle. 1921 wurde die Kapelle neu gegründet, die 1946 wieder entstand. 1972 wurde eine Jugendmusikkapelle gegründet, aus der der Musikverein Leithaberg- Leithaprodersdorf hervorging. Feuerwehr und Sportverein spielen im dörflichen Leben eine wichtige Rolle. Der Fußballklub war zeitweise sehr erfolgreich ( Regionalliga Ost).
Die Gemeindepolitik ist stark von der ÖVP dominiert. 1997 erhielt sie über 81 % der Stimmen, bei den folgenden Gemeinderatswahlen durchwegs über 70 %. 2017 hatte sie 15 der 19 Gemeinderatsmandate inne. Bürgermeister ist seit 2007 Martin Radatz.
EU-Wahl 2014
ÖVP | 50,19% |
SPÖ | 19,13% |
FPÖ | 13,26% |
Grüne | 8,33% |
NEOS | 511% |
BZÖ | 0,57% |
andere | 3,41% |
2015 erhielten für ihr Engagement in der Gemeinde und Land
- Dr. Michael Graf das goldene Ehrenzeichen des Landes Burgenland.
- Mag. Hermann Frühstück das große Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Leithaprodersdorf wurde immer wieder von Katastrophen heimgesucht
- 1744 ein Brand, und ein Hochwasser
- 1882 und 1892 Hochwasser
- 1894 Brand
- 1899 und 1907 Hochwasser
- 1926 Hochwasser
- 1938 Erdbeben mit Schäden an den Häusern
- 1940 und 1941 Hochwasser
- 14.12.1961, 1965 Hochwasser
- 26.7.1966 Hochwasser
- weitere Überschwemmung. 2.7.1975 29.7. 1991, 1995, 1997, 13.8.2002, 20.3.2005, 8.9.2007, 25.6.2009, 8.1.2010
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Häuser | Einwohner |
1785 | 93 | 705 |
1828 | 109 | 803 |
1870 | 114 | 755 |
1900 | 140 | 909 |
1920 | 144 | 829 |
1934 | 166 | 832 |
1951 | 182 | 857 |
1971 | 224 | 973 |
1981 | 232 | 992 |
1991 | 1043 | |
2001 | 1181 | |
2011 | 1155 |
Kirchengeschichte und Schule
Die Gründung der Kirche wird auf die Zeit König Stephans d. Heiligen zurückgeführt. Leithaprodersdorf war eine der "Urpfarren" mit einem großen Einzugsbereich bis hin nach Mannersdorf und Sommerein. Vielleicht entstand sie an der Stelle, wo schon in der Karolingerzeit eine Kirche stand, die von Passau aus als Missionskirche errichtet wurde. Sie war dem Heiligen Erzmärtyrer Stephan, dem Patron des Bistums Passau geweiht. In einer karolingischen Königsurkunde aus dem Jahre 833 wird von einem Ort "Litaha, oberhalb der Quelle, die Sconibrunno genannt wird", gesprochen. Damit könnte der Geißbühel und die unweit davon entspringende Thermalquelle gemeint sein. Die Stephanskirche mit Friedhof wurde dann im 11. Jahhrundert oder zu Beginn des 12. Jahrhunderts dort errichtet.
Die Bergkirche ist jedenfalls eine der ältesten Kirchen im Burgenland. In der ersten Bauphase war sie eine einfache Chorquadratkirche. Die Reste einer romanischen Apsis sind noch erkennbar. Im 12. Jahrhundert wurde nördlich des romanischen Langhauses eine Stifterkapelle gebaut. Dem Saal vorgebaut wurde ein gewölbtes Sanktuarium mit einem Turm. Um 1300 ließen die Zisterzienser ein gotisches Seitenschiff errichten. Bis zur Zerstörung der Bergkirche im Türkenjahr 1683 war die Bergkirche die Pfarrkirche. Sie wurde nicht wieder aufgebaut. Die neue Pfarrkirche entstand aus einer Kapelle im Dorf und wurde um 1700 geweiht. Die Bergkirche wurde 1907 renoviert. 1972 fand eine Außenrenovierung statt. 1975 wurden in der Turmkapelle gotische Freskenreste entdeckt.
Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts wird erstmals ein Pfarrer namens Michell erwähnt. 1570 bis 1572 wirkte ein Pfarrer Michael Brotkowitz. In den Klosterratsakten wird 1582 bis 1584 ein Pfarrer Nenkel (ius) erwähnt. Eventuell ist er identisch mit Leonhard Menkel, der als evangelischer Pfarrer in Kleinhöflein wirkte. Der Ort dürfte aber - was für eine deutsche Gemeinde der damaligen Zeit die Ausnahme war - katholisch geblieben sein. 1659 werden sie alle als Katholiken bezeichnet. Ein Pfarrer Petrus Machay ersuchte 1613 Kaiser Matthias um eine Weinausfuhrgenehmigung. Er hatte 200 Eimer Wein. Die Visitationen im 17. Jahrhundert zeigen, dass schon 1641 eine Kapelle mitten im Dorf bestand. Sie war der Hl. Maria Magdalena geweiht. Die Bergkirche wurde immer mehr vernachlässigt. Um 1670 wurde die Dorfkirche anscheinend erneuert. 1683 wurden die Bergkirche und die Dorfkirche mit dem Pfarrhof von den Türken zerstört. Pfarrer war Robert Notius, ein Zisterzienser aus dem Oberelsaß, Abt in Michaelstein, von wo er flüchten musste. Später ging er nach Eisenstadt, wo er eine Zisterzienserniederlassung plante. Daraus wurde nichts, Notius wurde Abt des Wr. Neustädter Neuklosters. 1663 starb er dort im Rufe der Heiligkeit. Leithaprodersdorf wurde dann von einem Minoriten aus Wimpassing betreut. Unter einem Weltpriester Johannes de Plan, geboren in Bludenz, wurde die Kirche erweitert. Als Pfarrer folgten zwei Kroaten, ein Dulmonich aus Hornstein und ein Vitus Matthias Nakovics. Die Leithaprodersdorfer Pfarrkirche war sehr reich.1659 besaß sie 106 Pfund Weingärten, 1674 8 Weingärten mit zusammen 112 Pfund. Der Pfarrer verfügte über 34 Joch Grund und auch Weingärten.Der Pfarrhof brannte 1654 ab, wurde aber neu errichtet. Der Pfarrer hatte zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten das Weinschankrecht. Dafür wurde ein eigener Raum gebaut. Nach 1683 gab es für längere Zeit keine Schule und auch keinen Kantor.Unter Pfarrer Josef Seitz wurden 1774 ein neuer Hochaltar, 1775 auch eine neue Kanzel errichtet. Ein neuer Pfarrhof entstand 1718 unter Pfarrer Pallanits.. Er brannte 1768 nieder und wurde neu aufgebaut. Zur Bewirtschaftung der umfangreichen Besitzungen wurden drei Knechte und 3 Mägde beschäftigt, 3 Paar Ochsen und 2 Pferde standen zur Verfügung. Der Religionsunterricht wurde von Hilfspriestern gehalten. Es gab im Ort eine Christenlehrbruderschaft, die unter Josef II. aufgelöst wurde. Im Wald, bei der Dreifaltigkeitskapelle, bestand zeitweise eine Einsiedelei. Pfarrer Nakovics (1695 - 1711) war auch Magister der Philosophie und wurde vom Raaber Bischof Kollonitsch persönlich installiert. Seine Nachfolger waren Stefan Horvath, zuvor Pfarrer in Walbersdorf, dann Georg Pallanits (1715 -1746) und der Eisenstädter Dr. Karl Josef Wimmer. Unter Pfarrer Pinter (1875 - 1901) gab es Konflikte mit dem Notär. Pinter beklagte heftig den Verfall der religiösen Sitten. Auch einige Lehrer wurden "aufsässig". In die Zeit Pinters fallen die Magyarisierungsbemühungen an der Schule und im 1899 eröffneten Kindergarten, der aber bald wieder geschlossen werden musste. Die Einführung der Zivilehe und die staatliche Matrikelführung lehnte der Pfarrer entschieden ab. Den Badebetrieb sah der Pfarrer als "skandalös" an.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Dorf in einer schlechten wirtschaftlichen Situation, vor allem wegen der Reblauskrise. Die Umstellung auf reblausimmune amerikanische Unterlagsreben scheiterte an den hohen Kosten. Die Pfarre war hingegen noch immer sehr reich. 1869 besaß sie 78 Joch Grund, davon 559 Klafter Weingärten. Unter Pfarrer Schiebinger (1844 - 1860) wurde noch eine Viertelsession hinzugekauft. Die schweren Überschwemmungen, etwa im Jahre 1892, machten aber auch der Kirche schwer zu schaffen. 1907 wurde die Bergkirche renoviert und als Kapelle eingerichtet.
In der Anschlusszeit war Georg Ruschutz Pfarrer. 1934 wurden ein Burschenverein und ein Mädchenbund gegründet. 1934 wurde die neue Schule eingeweiht, 1936 begann die Kirchen- und Turmrenovierung. 1949 wurde ein Pfarrheim errichtet. 1952 fand ein Katholikentag statt. 1953 wurde der Pfarrhof gebaut, 1957 die Waldkapelle renoviert. 1971 kam Pfarrer Weishapl bei einem Autounfall ums Leben. 1972 fand eine Volksbefragung statt. Die Bevölkerung entschied sich für eine Renovirung der Kirche und gegen einen Neubau. Die Kirche und der Pfarrhof wurden bis 1978 renoviert.
Erster namentlich bekannter Schulmeister war laut Visitation von 1651 ein Peter Kharner aus Trier. Die Schule war ein Steinbau. 1685 lag der Unterricht darnieder, die Gemeinde wollte oder konnte keinen Lehrer erhalten. 1696 war der Österreicher Johann Adam Posch Lehrer, 1779 Paul Grossinger und danach sein Sohn und sein Enkel. Anton Grossinger (1850 - 1882) war auch ein guter Musiker und literarisch tätig. Die Schule war im alten Gemeindehaus auf dem Kirchplatz untergebracht und in einem sehr schlechten Zustand. 1856 wurde die neue Schule fertiggestellt, mit zwei Klassen und einer Lehrerwohnung (später Gendarmeriegebäude auf dem Hauptplatz). Die alte Schule wurde versteigert. Grossingers Nachfolger war Franz Berghofer, der eine Sammlung von Kirchenliedern, den "Liederkranz", bei Gustav Röttig in Ödenburg herausgab. Berghofer gründete eine Musikkapelle.
Am 24. Mai 1920 fand eine Sitzung des Schulstuhles statt. Es ging um den per Verordnung geforderten Amtseid auf die ungarische Verfassung. Sämtliche Mitglieder des Schulstuhles verweigerten diesen Eid und verließen demonstrativ die Versammlung.
In der Zwischekriegszeit machte die steigende Schülerzahl eine dritte Klasse erforderlich, der Wunsch nach einem neuen Schulgebäude wurde dringender. 1934 wurde schließlich unter Bürgermeister Georg Reiter ein neues Gebäude mit drei Klassen und einer Lehrerwohnung errichtet. Oberlehrer Binder wurde Ortsjugendführer des "österreichischen Jungvolks" der Vaterländischen Front. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Otto Karpf neuer Schulleiter, Binder wurde nach Großhöflein versetzt. Von 1945 bis 1957 war er wieder Schulleiter. Ab 1964/65 war Martin Siffert Schulleiter. 1980 wurde das Schulgebäude adaptiert.