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Ortsnamensformen: 1209 - 1212: Pothfolwa sive Chedusfeldy; 1217 villa Potesdorf; 1317: Potesdorf; 1324 Pooth; 1345 Potesdorf, 1431: Prodresdorff; 1497: Potezdorff; 1550: Pothosdorff; 1649 Potesdorff. Ab 1898 Patafalva oder Pátfalu. Der Ort wurde nach dem Palatin Poth (Bodo) aus dem Grafengeschlecht der bayrischen Aribonen benannt.

 Urgeschichte und Römerzeit

Die Besiedlung in der Urzeit war stark vom Klima und besonders vom schwankenden Wasserspiegel des Sees, abhängig. Steinzeitliche Besiedlung ist jedenfalls anchgewiesen, etwa durch eine Unterlagsplatte und kugelförmige Klopfsteine zum Zermahlen des Getreides sowie durch eine Lochaxt aus Serpetinschiefer. 1961 wurde eine Obsidianknolle entdeckt. Obsidian wurde in der Lengyelkultur in der mittleren Jungsteinzeit zur Herstellung scharfer Steinklingen verwendet. Aus dieser Zeit stammt auch ein kleines steinernes Flachbeil. Mehrere Keramikbruchstücke können vielleicht schon in die Kupferzeit gehören. Weniger häufig sind Funde aus der Bronze- und Eisenzeit. Die dünne bäuerliche Bevölkerung und Bewirtschaftung dürfte durch Weidewirtsschaft abgelöst worden sein. Zu den zahlreichen urzeitlichen Grabhügeln des Seewinkels könnten aber der Hollebühel oder Grundbühel oder auch die "Zwei Löwen". heute durch Schottergewinnung eingeebnet, gehören. "Löwen" hat mit den Großkatzen nichts zu tun. Es ist von Lebern oder Löwer, althochdeutsch "Hleo" = Grenzhügel abzuleiten.

 Sehr zahlreich sind auf Podersdorfer Hotter hingegen die Funde aus der Römerzeit. 1927 wurde ein "Stilus" aus Bronze, ein Schreibgriffel, gefunden. 1963 wurde in der Ried Neubruch ein römisches Gräberfeld entdeckt. Die Ausgrabungen 1964 brachten fünf Gräber aus dem 3. und 4. Jahrhundert ans Tageslicht. Es waren dies einfache Erdgräber, aber auch Steinplattengräber, die aber schon vor langer Zeit geplündert worden waren. Trotzdem wurden noch einige bemerkenswerte Funde gemacht, etwa zwei seltene, um 300 n. Chr. geprägte Münzen. In einem andren Grab blieben ein großer Henkelkrug und andere Keramik fast unversehrt erhalten. 1974 wurde ein weiteres Grab mit einem interessanten Grabstein gefunden. Der Grabstein ist älter und wurde ein zweites Mal verwendet. Die Inschrift ist gut lesbar. Adegius und Bononia sind keltische Personennamen, die beiden Söhne tragen bereits lateinisch-römische Namen. Aber nicht nur die Gräber, auch Reste mehrerer dazugehörenden Siedlungen wurden gefunden. Sie belegen eine dichte Besiedlung des Gemeindegebietes.

 Man kann annehmen, dass die Germanen der Völkerwanderungszeit die römischen Gehöfte übernahmen. Und auch die Awaren siedelten hier. Aus der Awarenzeit stammen die archälogisch wertvollsten Funde in Podersdorf, so etwa ein 1974 entdecktes und im Folgejahr ausgegrabenes awarisches "Fürstengrab". Die auch hier tätigen Grabräuber haben einige Gegenstände übersehen, darunter fünf wertvolle Teile eines Gürtels. Die Gürtelbeschläge sind aus Bronze gegossen und vergoldet. Sie zeigen die Darstellung von Greifen - für die Awaren des 8. Jahrhunderts typisch.

 Mittelalter

Die Schenkung an Poth aus dem Geschlecht Györ efolgte zwischen 1209 und 1212. Zuvor war der Ort Chetusfeldy vermutlich eine Petschenegen - Grenzwächtersiedlung. 1217 schenkte König Andreas II. die "villa Potesdorf iuxta lacum Ferthev", also Podersdorf am See, dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz.

 König Andreas II. von Ungarn schenkte der Abtei Heiligenkreuz das Gut Mönchhof Leginthow, das früher von den Petschenegen (bissenern) besiedelt war. Die Mönche wurden durch den Grafen Potto in ihren Besitz eingeführt. In der Schenkungsurkunde von 1217 wird auch Podersdorf erwähnt. Da der Ortsname in deutscher Sprache geschrieben ist kann man annehmen, dass das Dorf bereits von Deutschen besiedelt war. Vermutlich hat also schon der Palatin Graf Botho III. die Siedler ins Land geholt. Botho übertrug seine Anteile an Podersdorf einem Gefolgsmann Rat und nach dessen Tod ebenfalls an das Stift Heiligenkreuz.

 Das Geschlecht der Poth stammte von Konrad von Altenburg ab, der schon zur Zeit König Salomons als einer der ersten deutschen Adeligen nach Ungarn kam. Die Bezeichnung Poth leitet sich angeblich von der Vermittlungstätigkeit (Bote) zwischen Kaiser Konrad und den ungarischen Königen ab. Botho und sein Bruder Aribo mussten aus Bayern fliehen, da sie an einer Fehde des Bayernherzogs Konrad mit Bischof Gebhard von Regensburg, dem Oheim Kaiser Heinrichs III., beteiligt waren. Im Kampf zwischen König Andreas und seinem Burder Béla standen sie auf Seiten des unterlegenen Königs, traten dann aber in die Dienste Belas. Sie konnten sich in den Thronkämpfen behaupten und ihre Besitzungen ausdehnen. Botho I., der 1104 starb, erwarb zusammen mit seinem Sohn Botho II. Besitzungen in den Komitaten Preßburg Valko. Der Aufstieg der Familie erfolgte unter den Königen Emmerich und Andreas II. Sie bekamen Besitzungen im Komitat Wieselburg, die sie erfolgreich ausweiteten und daraus die Herrschaft Ungarisch - Altenburg formten. Die Poth bezeichneten sich verschiedentlich auch als de Györ" - von Raab, obwohl sie nie im Besitz dieser Stadt waren. Maßgebend für diesen Aufstieg war die bedeutendste Persönlichkeit der Familie in dieser Zeit, der Kleriker Saul, später Erzbischof von Kolocsa. 1183 war er Protonotar König Bélas III. Er wurde Kanzler und damit die einflussreichste Person am Hof. Als solcher verschaffte er seinen vier Brüdern ebenfalls einflussreiche Ämter. Csepan I, wurde Obergespan der Komitate Ödenburg und Bács, später sogar Palatin. Alexander II. war Obergespan von Wieselburg, Botho III. Obergespan von Preßburg, später von Wieselburg und ebenfalls Palatin. Maurus I. war ebenfalls Obergespan von Wieselburg. Unter König Andreas II. stieg das Ansehen der Familie noch mehr. Dessen erste Gemahlin, Gertrud von Meran, förderte sie und den ganzen deutschen Adel. Vor allem im Wieselburger Komitat konnten sie große Besitzungen erwerben. 1208 erhielt die Familie das Dorf Hof am Leithagebirge und wahrscheinlich auch Mannersdorf. Gemeinsam mit der Abtei Leiden besaßen sie Pama. Auch die beiden Dörfer Ungarisch und Kroatisch Kimling besaßen sie. Zu den königlichen Schenkungen gehörte Podersorf, das seinen Namen nach Botho III. erhielt. Ihre dortigen Besitzungen und in Winden schenkten die Poth dem Kloster Heiligenkreuz. Mit dem Tod der Königin Gertrud schwand zwar ihr Einfluss. 50 Jahre später konnte aber Konrad von Ungarisch Altenburg, Enkel des Maurus, diesen wieder erneuern. Konrad wurde Obermundschenk des Königs Andreas III. Konrad I. und sein Bruder Maurus III. überlebten den Tatarensturm. König Bela IV. erlaubte ihnen den Bau einer Burg in Ungarisch Altenburg und übertrug ihnen den Zoll an der Leitha. Konrad schloss sich König Ottokar vonBöhmen an, wurde als Landesverräter verurteilt und verlor alle seine Besitzungen. Im Streit zwischen Bela IV. und seinem Sohn Stephan V. konnte er sie aber wieder zurückgewinnen. Er war in zahlreiche Streitigkeiten und Fehden mit seinen Nachbarn verwickelt. Eine davon betraf Podersdorf. 1273 überfiel Herbord aus dem Geschlecht Osl das Dorf, trieb Pferde und Ochsen weg und richtete beträchtlichen Schafen an, obwohl das Dorf zu dieser Zeit bereits teilweise den Heiligenkreuzern gehörte. Der Ausgang des Prozesses vor dem königlichen Hofgericht ist unbekannt. Vermutlich wurde Herbord verurteilt. Auch Konraads Sohn Jakob I. bekleidete das Amt des Obergespans von Wieselburg. Seine Nachkommen mussten ihren Besitz, darunter die für die Grenzcerteidigung wichtigen Burgen Wieselburg und Ungarisch Altenburg, unter König Karl Robert von Anjou aufgeben. Burg und Herrschaft Ungarisch Altenburg waren 1324 bereits königlich.

 Der Zisterzienserorden hatte in Ungarn von den Königen, besonders von Belá III., Emmerich und Andreas II., und einigen Adeligen besonders gefördert, bald große Bedeutung erlangt. Im Raum um den Neusiedler See besaßen sie Königshof mit Winden und das spätere Kaisersteinbruch sowie die Orte Mönchhof und Podersdorf. Weitere Orte wurden im Türkenzug von 1529 zerstört und nicht wieder aufgebaut: Pellendorf, Vogeldorf, Katzendorf, Zatschen, Mühldorf, Michldorf und andere. 1217 kam Mönchhof an die Zistertienser. In der Schenkungsurkunde wird auch "alia villa Potesdorf vocata iuxta lacum Ferthev" erwähnt. Der Podersdorfer Meierhof wurde von Mönchhof aus bewirtschaftet. Mönchhof entwickelte sich, anders als Königshof, zum Dorf. 1222 erhielt das Kloster dort "für dreißig Behausungen Kolonen" Steuerfreiheit. Die Siedler kamen aus Österreich. Unter Bela IV. wurde im Zuge einer nationalen Reaktion in Ungarn auch das Stift Heiligenkreuz enteignet. Die magyarische Opposition richtete sich gegen den deutschen Grenzadel im Westen Ungarns. Auch die Zistertienser wurden als "Ausländer" gesehen. Die Besitzungen wurden wieder der Burggespanschaft unterstellt. Die Heiligenkreuzer versuchten, ihr rechtmäßiges Eigentum durch eine Urkundenfälschung zu beweisen. Papst Gregor IX. intervenierte und 1236 erhielten die Zisterzienser Königshof zur Gänze und Mönchhof zur Hälfte zurück. 1256 bestätigte Béla IV. diese Besitzungen. Podersdorf waranscheinend als Schenkung des Adels von der Enteignung nicht betroffen. Der noch relativ kleine Klosterbesitz in Podersdorf wurde allmählich durch weitere Schenkungen vergrößert, etwa 1316 durch eine Schenkung eines Güssinger Grafen. Entscheidend war aber eine große Schenkung König Karl Roberts von Anjou im Jahre 1317. Er schenkte der Abtei alle Güter, die "Vogeldorf und Podersdorf genannt werden". Eine Urkunde des Raaber Domkapitels con 1324 beschreibt die Grenzen des <prädiums Poth. Es entsprach dem heutigen Hotter von Podersdorf. Vogeldorf , ursprünglich Burgland, war 1314 durch eine Schenkung des Palatins Johann in die Hände des Stiftes gekommen. Der König stimmte der Schenkung zu. Auch Katzendorf gelangte durch kleinadelige Schenkungen an das Kloster. 1529 wurde das Dorf durch die Türken zerstört. die Bewirtschaftung von den Podersdorfern übernommen. Pellendorf war bis zur Zerstörung 1529 ebenfalls eine blühende Siedlung, die zum Stiftsgut Mönchhof gehörte. Im 100-jährigen Streit wischen Gols und Mönchhof wurden die "Pahlenäcker" 1835 Gols zugewiesen. Erworben wurde auch das Dorf Lendorf (zwischen Andau, St. Johann und Wüst- Sommerein). Dort wurde nur Heuwirtschaft betrieben. Das Stift überließ den Großteil der Wiesen den Gemeinden Mönchhof und Podersdorf. Umstritten war der Zehent von Podersdorf. 1359 schenkte Bischof Koloman von Raab den Zehent dem Stift. Seine Nachfolger erkannten diese Schenkung nicht an. Auch die Abgabenfreiheit der Heiligenkreuzer wurde angegriffen. König Ludwig bestätigte diese aber und befreite das Stift auch vom Ausfuhrzoll (Dreißigst). Bischof Augustus belegte 1453 Podersdorf sogar mit dem Interdikt, da sich das Dorf weigerte, den Zehent nach Raab zu zahlen. König Ladislaus griff ein und schenkte den Zehent dem Kloster. Nach dem Tod des Königs musste das Stift den Podersdorfer Zehent jährlich in Geld ablösen. Zu Übergriffen auf die Stiftsuntertanen kam es durch die neuen Grundherrn von Ungarisch Altenburg, die Tompek und dann besonders durch die Grafen von St. Georgen - Bösing, die die Vogtei über die Stiftsherrschaft beanspruchten. Nach Überfällen und Verwüstungen entzog König Matthias Corvinus schließlich den Bösingern die Vogteirechte.

Neuzeit

 Der Türkenzug von 1529 brachte den Untergang der Dörfer Vogeldorf, Pellendorf. Katzendorf. Mühldorf und Lendorf. Die übrigen Dörfer wurden verwüstet, die Menschen getötet oder verschleppt. Das Stift musste neue Siedler aus Österreich herbeirufen. Das schwer verschuldete Stift musste seine Dörfer an seine Kreditgeber, die Stadt Bruck an der Leitha, verpfänden. Diese Verpfändung verhinderte den bereits geplanten Verkauf aller ungarischer Güter des Stifts. König Ferdinand setzte die Annulierung des Verkaufs- und des Verpfändungsvertrages durch. Die potentiellen Käufer, die Brüder Stamp, konnten sich aber noch einige Zeit behaupten. Die Stadt Bruck musste auf einen Teil der Pfandsumme verzichten. 1567 war das Stift wieder im Besitz von Mönchhof und Podersdorf. 1553 ersuchte König Ferdinand I. den Abt Konrad um Unterbringung der Pferde seines Sohnes Maximilian II. in Mönchhof. Erst 1660 kamen die Wiesen, die in Anspruch genommen wurden, wieder an Mönchhof. Der Besitz der Heiligenkreuzer wurde von allen Seiten beschznitten. Graf Draskovich, der neue Besitzer von Ungarisch Altenburg, spielte sich als Herr der Stiftsgüter in Mönchhof auf, Gols erhob Anspruch auf Vogeldorf.

 In Podersdorf hatte das Stift im Jahre 1554 50 Grundholden. Zum Pfarrhof gehörten 2 Joch Grund und vier Viertel Weingärten, die Kirchenzeche besaßß 1 Joch Grund und drei Viertel Weingärten. In dieser Zeit war der Wasserstand des Sees hoch, es bestanden sieben große "Zuseen". Zu einem Bauernhaus gehörten 18 Joch Acker und 4 Tagwerk Wiesen sowie 12 . 16 Pfund Weingärten. Ihr Vieh trieben die Podersdorfer auch auf die Pellendorfer Wiesen, die ab 1620 aber auch von den Golsern in Anspruch genommen wurden. Der Versuch einer Streitbeilegung scheiterte, der Streit eskalierte in Gewalttätigkeiten. 1650 ließ Abt Michael eine Hotterrevision vornehmen. Richter war damals Urban Lentsch, die ältesten Bewohner wurden als Zeugen herangezogen. Das Ergebnis wurde im "March- oder Hotter - Büchl" festgehalten, das im Stiftsarchiv aufbewahrt wird. Da die Grenzen auch weiterhin nicht respektiert wurden wandte sich der Abt an Paul Esterhazy. 1673 nahm der Stiftsverwalter erneut Verbindung mit Graf Paul auf, der persönlich erschien und in die Grenzstreitigkeiten eingriff. 1767 wurde eine "Hotterung" zwischen Frauenkirchen und Podersdorf vom fürsdtlichen Verwalter und vom Mönchhofer Verwalter vorgenommen.

 1683 floh der Pfarrer Pater Georg Strobl vor den Türken. Ein Teil der Dorfbevölkerung mit dem Richter Matthias Lentsch und dem Lehrer Jakob Raith ging mit ihm nach Trautmannsdorf. Diejenigen, die zurück blieben, flohen vor den Tataren in die Kirche. Das Dorf wurde niedergebrannt, 19 Menschen verbrannten im Kirchturm, 10 weitere ertranken im See. 106 Männer wurden getötet oder verschleppt, Frauen und Kinder teils getötet oder verschleppt. 21 Podersdorfer starben in Trautmannsdorf, 21 nach ihrer Rückkehr an Krankheiten oder Hunger. Abt Klemens unterstützte den Wiederaufbau des Dorfes mit 800 Gulden. Zwei Mädchen, denen es nach mehreren Jahren gelang, aus der Gefangenschaft zu fliehen, stifteten angeblich die Floriani- und die Rochuskapelle. 1705 musste das Dorf 300 Gulden Kontribution an die Kuruzzen zahlen. 1713 war ein Pestjahr mit 120 Toten, 1834 brannten 70 Häuser, die Kirche, der Pfarrhof und das Schulhaus ab. 1842 brannte der ganze Ort nieder, 1872 erneut 30 Häuser.

 1770 wurde die Verwaltung von Königshof und Mönchhof getrennt. In den dazugehörenden Meierhöfen entstanden vorbildliche Schäfereien. 1772 wurde ein neues Urbar eingeführt. Es gab 63 Bauern mit ganzen und halben Lehen, 34 Söllner mit Grund und 11 Söllner ohne Grund (Inwohner). Eine ganze Session umfasste 24 Joch und 4 Tagwerk Wiesen. Nach dem Urbar betrug das Bergrecht - sowohl für Haus- wie für Überlandweingärten, pro Pfund 4 Halbe. Insgesamt besaßen die Bauern 452 Pfund Überlandweingärten. Die Gemeinde hatte das ganzjährige Weinausschankrecht, musste aber 50 Eimer Herrschaftswein ausschenken. Ein halbes Lehen musste jährlich mit drei Stück Zugvieh 12 Tage roboten. Dazu kamen 7 Handarbeitstage. Nach dem neuen Urbar mussten 40 Zugtage oder 80 Handarbeitstage gerobotet werden. Dazu musste die Gemeinde 20 langen Fuhren leisten.

 1844 kam es zu einem Grundtausch. Erzherzog Karl, der neue Herr von Ungarisch Altenburg, bekam Lendorf, das Stift erhielt einen Teil des Gutes Wittmannshof. Dieser Teil wurde zu Ehren des damaligen Abtes Edmundshof genannt. Der Hof wurde bis 1938 an den Diplomlandwirt Ludwig Engel verpachtet. Ein Teil des Landes von Königshof wurde an das Militärlager Bruckneudorf verkauft, 1912 schließlich auch das ganze Gebiet von Königshof und Kaisersteinbruch. 1853 bis 1871 wurden die Zinsgründe abgelöst, 1852 die Hutweide geteilt. Der Gemeinde Podersdorf wurden 400 Joch überlassen, dem Stift blieben 224 Joch, die meist an die Podersdorfer verpachtet wurden. Die Aufteilung der Hutweide zwischen den Bauern und den Söllnern bzw. Kleinhäuslern war mit Reibereien verbunden. Letztere bekamen 124 Joch.

 Die Urbarialweingärten wurden von den Bauern mit dem 20fachen Betrag der jährlichen Schuldigkeit abgelöst. Die Ablöse konnte aus der Landeskasse bezahlt werden und in 22 Jahren abbezahlt werden. Erst 1890 waren alle Schulden getilgt. Auch das Bergrecht der von 35 Söllnern neu ausgesetzten Weingärten wurde abgelöst. Im "100- jährigen Hotterstreit mit den Grundherrn von Gols kam es immer wieder zu neuen Prozessen, zu Grenzbegehungen, Versetzung von Hottersteinen und zum Aufwerfen neuer Grenzhügel. Die Grundherrn von Gols, allen voran die mächtigen Esterhazy, setzten sich letzten Endes durch und das Stift musste seine Ansprüche 1935 aufgeben. 1846 schloss das Stift als Grundherr mit den Podersdorfern einen Verrag, der vor allem die "langen Fuhren" regelte. Die Anrechnung der verschiedenen Wegstrecken und auch die zu ladenden Gewichte wurden festgelegt. Im Frühjahr 1851 wurden in Podersdorf die Grundbuchsvorarbeiten vom Grundbuch - Instruktor Langendorf in Angriff genommen. Der Ortsrichter war Martin Steiner, der Geschworene Lorenz Gisch. Schriftführer war der Notär Melchior Schappler. Mit jedem Besitzwerber wurde ein schriftliches Protokoll verfasst. Mit dem 15. Mai 1853, nach einer Einspruchsfrist am Bezirksgericht Neusiedl, traten die Besitzrechte in Kraft. Nur das Bergrecht war zunächst noch weiterhin im Besitz der Grundherrschaft und wurde erst 1868 abgelöst. Mit 1. Jänner 1856 trat das Grundbuch nach umfangreichen Vermessungsarbeiten in Kraft. Die Aufhebung der Robotpflicht brachte für die Zisterzienser auf ihrem Gutshof Podersdorf große Probleme mit sich. Abt Komaromy verkaufte daher den Gutshof zwischen 1852 und 1854 an Graf Camillo Nimptsch. Er war ein pensionierter Offizier aus einer schlesischen Familie. 1875 starb er ohne Erben, der Gutshof fiel an den Staat. Er wurde von Michael Dorner, Getreidehändler aus Raab, und seiner Frau Franziska, Tochter des Eisenwarenhändlers Gruber aus Groß Becskerek gekauft. Ihre Tochter Cornelia heirtete den Juristen Johann Gruber, der bei den Staatsbahnen angestellt war. 1917 heiratete in das Dorner - Gruber - Haus der Windmüller Lorenz Lentsch ein. 1934 wurde der Großteil des Anwesens an den Gastwirt Josef Lentsch verkauft. Er eröffnete das "Gasthaus zur Dankbarkeit". Ein Teil des Gebäudekomplexes kam durch Heirat an den Bauern Franz Haider, dessen Nachkommen ihn noch heute besitzen. Zeitweise wurden imk Gutshof Soda und Streusand erzeugt.

 Der Abtei verblieb folgender Besitz: insgesamt 1842 ha, davon 5,75 ha Weingarten, 56,96 ha Landwirtschaft, 26,09 ha Sumpf und 1753,33 ha Wasser (Seeanteil). 1927 verkaufte die Abtei 300 Joch an Podersdorfer Bauern. 300 ha verpachtete die Abtei 1999 an den Nationalpark Neusiedlersee - Seewinkel.

 Ein Problem war im ausgehenden 19. Jahrhundert die Frage eines Neubaues der Schule. Das alte, rohrgedeckte Gebäude reichte für 192 Kinder längst nicht mehr aus. Die Behörden forderten immer wieder einen Neubau. Zwischen 1886 und 1893 wurde in unzähligen Sitzungen und mehreren Volksversammlungen die Schulfrage heftig diskutiert. Schließlich baute die Gemeinde zwischen Kirche und Pfarrhof eine neue dreiklassige Volksschule auf von der Kirche gepachtetem Grund. 1893 wurde die Schule eingeweiht. Die Schule war eine konfessionelle Schule, belastete die Gemeinde finanziell schwer, konnte aber zumindest teilweise die deutsche Unterrichtssprache beibehalten.

 Zwischenkriegszeit

In der Zeit der Räterepublik kam es offenbar auch in Podersdorf zu einem "Umsturz". Dazu ist das Sitzungsprotokoll des Gemeinderates vom 22. Feber 1919 aufschlussreich. Die Sitzung wurde zwar noch vom Ortsrichter Stefan Gisch einberufen, das Protokoll aber nicht mehr von ihm unterschrieben. Unter Johann Steiner trat ein "Arbeiterrat" an die Spitze der Gemeinde. Die kommunistische Bezirksleitung ernannte Michael Steiner zum Richter, "Politisch Betrauter" war Johann Steiner. Bezirkssekretär für den Neusiedler Bezirk war der aus Frauenkirchen stammende Ignaz Till. Wie eine am 4. Juni 1919 abgehaltene Sitzung des "Arbeiterrates" zeigt, gab es in der Gemeinde Probleme. In Anwesenheit von Bela Barócz, Politischer Beauftragter des Komitates, Buczko, Mitglied des Gaurates für Deutschwestungarn, Ignaz Till, des Richters sowie der "Arbeiterräte" wurde von den Parteifunktionären festgestellt, dass in Podersdorf die nötige proletarische Harmonie fehlte, da auch mehrere Christlichsoziale in den Arbeiterrat aufgenommen worden waren. Anscheinend traten diese wegen der Maßnahmen gegen die Kirche im Arbeiterrat auf. Es wurde eine Neuwahl des Arbeiterrates angeordnet. In der Rätezeit erlitt die Gemeinde erheblichen finanziellen Schaden. Dazu kam, dass der neue Notar Viktor Puszter sich mit einem hohen Geldbetrag aus der Gemeindekasse nach Ungarn absetzte. Bald darauf war aber der Spuk der Räterepublik beendet und im September hatte schon eine neue Gemeinderepräsentanz unter Richter Josef Steiner die Leitung des Dorfes übernommen.

 Der Anschluss an Österreich ging in Podersdorf ohne größere Probleme vor sich, da die Bevölkerung eindeutig proösterreichisch war. Das zeigte sich auch in der ersten Gemeinderatswahl am 25. März 1923, in der die beiden deutschbewussten Parteien die große Mehrheit erlangten. Der Landbund (Bauernbund) bekam 250 Stimmen, die Großdeutschen 88, die Christlichsozialen 208 und die Sozialdemokraten 56 Stimmen. Franz Steiner wurde Bürgermeister. Neuer Gemeindesekretär wurde Franz Silberbauer.

 Im 19. Jahrhundert fanden der See und Podersdorf wenig Beachtung. Lediglich in Neusiedl und in Wolfs (heute Balf) gab es Besucher. Erste Ansätze eines Fremdenverkehrs sind in der Zwischenkriegszeit feststellbar. Ein beschleunigter Perwsonenzug wurde von Wien nach Nuesiedl geführt und Autobussonderfahrten kamen auch nach Podersdorf. Eine Motorschiffsverbindung zwischen Neusiedl, Rust und Podersdorf wurde eingerichtet. Die örtlichen Gasthäuser Groller, Jandl und Lentsch boten Fremdenzimmer an. 1925 bekam Balthasar Karner eine Konzession für ein Restaurant und ein Hotel am Strand sowie die Verwaltung des Strandbades. 1927 errichtete er erste Fremdenzimmer. Die Zahl der Tagesausflügler nahm zu, zunehmend wurden auch Privatzimmer vermietet und bis zu 15 000 Übernachtungen gezählt. Als 1927 ein besonders starker Zustrom einsetzte baute der Verschönerungsverein die Strandanlagen aus, Bdekabinen und WC-Anlagen sowie Bottsstege wurden errichtet. 1926 bis 1928 verdoppelte sich die Zahl der Übernachtungen. 1928 wurde die Windmühle in eine Jugendherberge umgebaut. Um 1930 wurden etwa 100 Privatzimmer angeboten. Im Strqqandbereich entstanden erste Wochenendhäuser, Mit der Wirtschaftskrise und dem jahrelangen Niedrigstand des Wasserspiegels von 1928 bis 1936 brachen diese ersten Ansätze aber vollständig zusammen. 1930/31 sank die Zahl der Übernachtungen stark ab, Verschönerungsverein und Gemeinde kamen in finanzielle Schwierigkeiten. In den ersten Jahren der Besatzungszeit wurden die Strandanlagen völlig verwüstet.

 Das Seeufer gehörte aber noch immer bis 1926 zum Golser Hotter, obwohl die Grundstücke im Besitz der Podersdorfer waren. Die Gemeinde Podersdorf beantragte die Änderung der Hottergrenze. Per Landtagsbeschluss wurde diese am 28. Mai 1926 mit Zustimmung der Golser durchgeführt. In der Gemeinderatswahl von 1927 bekam die Einheitsliste 321, die Sozialdemokraten 136 Stimmen. Bürgermeister wurde Johann Haider. 1925 wurden die "Milchbreiten" vom Stift Heiligenkreuz gekauft. Im Herbst 1926 verkaufte das Stift 129 ha an 280 Podersdorfer Interessierte. Ein Antrag auf Einhotterung blieb jedoch erfolglos, da Gols Einspruch erhob. Die Milchbreiten blieben bei Gols.

In den Landtagswahlen gewannen die Christlichsozialen aber immer mehr die Oberhand, 1930 etwa erhielten sie 442 Stimmen, die Sozialdemokraten 93, Nationaler Wirtschaftsblock und Landbund nur mehr 72 Stimmen, die NSDAP erhielt 10 Stimmen. Im Mai 1931, in den letzten Gemeinderatswahlen, erhielt die Einheitsliste 352 Stimmen, die Sozialdemokraten 103 und der Landbund 134 Stimmen. Bürgermeister war Franz Steiner, der sich nun dem Heimatschutz Fürst Starhembergs anschloss und dort eine prominente Position hatte. In Podersdorf und Pamhagen befanden sich die stärksten Gruppen der Starhemberg - Heimwehr im Neusiedler Bezirk.Im Mai 1933 nahmen an einem Großaufmarsch der Heimwehren auch Podersdorfer teil.  1934, nach dem "Februaraufstand", wurden den beiden sozialdemokratischen Gemeinderäten Franz Altenburger und Martin Roiss ihre Mandate entzogen. Franz Steiner wurde von Landeshauptmann Sylvester auch in den ständischen Landtag berufen. Er starb schon 1935. Er hat ohne Zweifel viel für den Ort, besonders für die Entwicklung des Fremdenverkehrs, geleistet. Sein Nachfolger wurde sein jüngerer Bruder Georg Steiner. Auch er wurde in den Landtag berufen. In Podersdorf versuchte er besonders den Gemüse- und Weinbau zu fördern. Auch Karl Ratzenböck, der Pächter der Meierhöfe Edmundshof, Csardahof, Zeiselhof und Paulahof wurde nach Max Graf Coreth in den Landtag berufen. Mitte der 1930er Jahre ereignete sich ein schwerer poltischer Zwischenfall. Die Vaterländische Front hielt in Podersdorf eine Versammlung ab, bei der Bundeskanzler Dollfuß sprach.Uniformierte SA - Leute stürmten den Saal und erzwangen die Unterbrechung der Rede. Sie wurden von der Gendarmerie aus dem Saal gedrängt. Unter den SA- Leuten waren auch viele Fremde, vermutlich aus Gols. 1926 wurde die Elektrifizierung durch die Eisenstädter Elektrizitäts AG beschlossen. Auf Ersuchen des Lorenz Lentsch wurde die Zigeunersiedlung aus der Mühlgasse in die Trift verlegt.

An der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Eisenstadt waren auch etwa 20 SA - Leute aus Podersdorf beteiligt. Die Machtübernahme feierten sie im Dorf mit einem Fackelzug. Der NS - Mann Jakob Eger nahm den Bürgermeister Georg Steiner in Schutzhaft nach Frauenkirchen. Der Amtmann Michael Hebaus, der für die Heimwehr tätig war, wurde von der Kreisleitung Bruck strafversetzt. Zum neuen Bürgermeister wurde Lorenz Zeiss ernannt. Er stellte Eugen Graf als Amtmann ein. 1940 musste Zeiss einrücken. Von 1940 bis 1944 war Johann Steiner Bürgermeister, dann Jakob Eger. Sowohl unter Zeiss wie unter Eger kam es zu keinen Repressionen gegen die politischen Gegner. Ortsgrupenleiter der NSDAP war Josef Steiner, später Josef Klinger, Josef Steiner Bauernführer. Nach dem Einmarsch der Russen wurde Eger verhaftet. Am 1. April überschritten Einheiten der Roten Armee die Grenze bei Andau und Halbturn und besetzten schon am 2. April weitgehend kampflos den Seewinkel. Erst an der Leitha leistete die 6. Deutsche Panzerarmee kräftigen Widerstand. Damit blieb auch Podersdorf von Zerstörungen verschont, nicht aber vor den Übergriffen der Besatzungssoldaten, vor allem gegen Mädchen und Frauen. Angeblich beteiligten sich an den Plünderungen auch Einheimische, vor allem aus den Meierhöfen. in russischer Uniform. Am 20. Juni wurde Fabian Waba erschossen, am 11. November 1948 wurde der Tischlermeister Michael Steiner von den Russen verschleppt. Er starb 1952 in der Gefangenschaft. Der von den Russen eingesetzte Bürgermeister Georg Steiner intervenierte für den verhafteten Jakob Eger und konnte seine Freilassung erwirken. Der Krieg kostete dem Dorf 63 Gefallene und 47 Vermisste.

Nachkriegszeit

1945 bis 1947 war Georg Steiner wieder Bürgermeister, gefolgt von Johann Haider bis 1949 und Lorenz Ettl bis 1954. Ettl wurde 1950 bei der ersten freien Wahl mit großer Mehrheit gewählt. Im Gemeinderat dominierte die ÖVP. Die Kleine Landwirtepartei der Kommunisten erhielt nur 36 Stimmen. Auch in den ersten Landtags- und Nationalratswahlen erzielte die ÖVP eine starke Mehrheit. 1954 bis 1958 war Johann Lang Bürgermeister. Schon 1950 wurden am See ein Landesteg und eine Badeanlage mit 10 Kabinen errichtet. 1952 wurde der Seestrand ausgebaut, eine Parkanlage geschaffen.1952 errichtete man ein Feuerwehrgerätehaus.   1957 wurde ein neues Gemeindehaus eingeweiht, in dem auch Post und Gendarmerieposten untergebracht waren. Ein Sportplatz wurde gebaut. 1958 bis 1962 war wieder Lorenz Ettl Bürgermeister. Die Straßen wurden instand gesetzt, neue Bauplätze aufgeschlossen. Ab 1949 war Michael Hebaus wieder Amtmann. 1952 wurde am See ein Campingplatz errichtet. 1954 wurde das Gemeindegasthaus verkauft. Das Geld diente dem Bau des neuen Gemeindeamtshauses. 1960 begann die Kommassierung. 1960 erhielt die Gendarmerie den Platz für ein Bootshaus. Im Seegelände wurden Aufschüttungen durchgeführt und eine Minigolfanlage gebaut, ein Teilregulierungs- und Flächenwidmungsplan für das Seegelände erstellt. 1962 wurde im zweiten Wahlgang Martin Lentsch gegen Franz Steiner zum Bürgermeister gewählt. 1964 beschloss die Gemeinde einen Orts- und Seegeländeverbauungsplan. 1964 gab es einen heftigen Konflikt zwischen Lentsch und der ÖVP-Gemeinderatsfraktion wegen der Errichtung eines Gemeindekindergartens. 1965 wurde ein Misstrauensantrag gegen den Bürgermeister abgelehnt. Unter Lentsch wurde eine Zimmervermietungsstelle eingerichtet, Gehsteige und Grünanlagen geschaffen und der Bootshafen ausgebaggert. Das Gemeindeamtshaus erhielt einen Zubau. 1966 wurde die Ortskanalisation in Angriff genommen und 80 Badekabinen geschaffen. 1967 stellte Podersdorf den Antrag auf Erklärung zur Fremdenverkehrsgemeinde. In der Wahl von 1967 wurde Alois Gisch Bürgermeister, ebenso 1972 und 1977. 1980 legte er sein Amt zurück. Unter Alois Gisch wurde die Ortskanalisation ausgebaut, eine Kläranlage errichtet, der Campingplatz ausgebaut. 1972 traqt Podersdorf dem Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland bei, 1973 wurde die Leichenhalle errichtet, 1974 ein Flächenwidmungsplan erstellt. 1975 erfolgte der Neubau der Volksschule. Straßen und Gehsteige wurden ausgebaut, Bootsliegeplätze geschaffen und der Campingplatz erneut erweitert. Die Windmühle wurde restauriert.

Der Weinbau spielte auch schon früher in Podersdorf eine wichtige Rolle. Die Reblauskrise betraf auch Podersdorf. 1897 waren nahezu alle Weingärten befallen. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber setzte eine ungeahnte Entwicklung ein. Die Rebfläche wurde stark ausgeweitet, von 256 ha im Jahre 1947 auf 364 ha 1959, 456 ha 1963, 628 ha 1966 1240 ha 1987, am Höhepunkt dieser Expansion. Ein Pionier der Umstellung von der Stockkultur auf die Hochkultur war Stefan Gisch. Im Gefolge des Weinskandals und der Überproduktionskrise sank sie dann bis 2002 wieder auf 470 ha ab, Die Podersdorfer stellten auf Qualitätsweinbau um. 1972 erreichte Johann Lang bei der Weinweltprämierung in Budapest mit einer Trockenbeerenauslese einen Spitzenplatz

Podersdorf weist besonders günstige Voraussetzungen für den Fremdenverkehr auf. Der Schilfgürtel fehlt hier, ein vier km langer Strand mit ca. 40 ha Liegewiesen steht zur Verfügung. Heute leben etwa 70 % der Bevölkerung vom Tourismus. Es gibt etwa 3000 Gästebetten und Campingplätze mit etwa 800 Stellplätzen, einen Mobilheimplatz mit 355 Parzellen. Die Gemeinde musste allerdings hohe Investitionen tätigen. Heute verzeichnet der Ort 350 000 bis 400 000 Nächtigungen pro Jahr.

 Die Voraussetzungen für einen verstärkten Fremdenverkehr wurden erst ab 1949/1950 geschaffen. Ein Damm und ein Bootssteg wurden errichtet. 1950 wurden Strandflächen aufgeschlossen, 1953 ein erster Campingplatz errichtet, den man 1957 nach Süden verlegte. Mitte der 1950er Jahre wurde der Vorkriegsstand von 15 000 Übernachtungen wieder erreicht, die Zahl der Tagesgäste stieg im Zuge der Motorisierung besonders stark. ie Gemeinde baute die Infrastruktur aus. Wasserleitung und Kanalisation, Gehsteige und Zufahrtstraßen wurden errichtet, ein Bootshafen ausgebaggert. Immer mehr Versorgungseinrichtungen entstanden m Strand. 1961 gab es schon 260 Privatbetten, aber auch Frühstückspensionen und Hotels entstanden. Diese Entwicklung, vor allem aber der Bau von "Sommerhäusern", rief aber auch Kritik an der Verbauung und Landschaftszerstörung hervor. Zwischen 1960 und 1970 stieg die Zahl der Übernachtungen besonders stark1973 wurden 300 000 Übernachtungen gezählt. Der Großteil der Gäste kam aus der Bundesrepublik Deutschland - 1970 waren es 85 %. 1969 wurde ein zweiter Campingplatz errichtet, der 1984 zu einem Mobilheimplatz umgebaut wurde. 1996 wurde das Strandbad umgebaut bzw. neu gebaut, 1997 wurde ein Teil des neuen Familien- und Erlebnisbades fertig gestellt., 1999 entstand das neue Seebad Südstrand. Zahlreiche Sportanlagen wurden errichtet. Außerhalb des Strandes wurde der 4,5 ha große Seepark errichtet und mit hohen Investitionskosten auch die Campingplätze modernisiert.Für die Segler wurden zwei Bootsanlegeplätze geschaffen. Podersdorf wurde Austragungsort vieler internationaler Segler- und Surfwettbewerbe, 2006 etwa der Segelweltmeisterschaft.

Von 1951 bis 1973 wurden 2323 Fremdenbetten geschaffen, die Übernachtungszahlen stiegen auf 153 000. Erst mit der Errichtung der Ortswasserleitung 1959 konnten die einfachen und sehr billigen Zimmer mit sanitären Einrichtungen ausgestattet werden. Es begann ein rasanter Ausbau der Gästequartiere, begleitet von hohen Investitionen in die Strandanlagen durch die Gemeinde. Auf den Campingplätzen stieg die Besucherzahl bis 1973 auf 147 000 Personen. Es begann der Wandel des Bauern- Weinbauerndorfes in eine Fremdenverkehrsgemeinde, der nicht nur die wirtschaftliche Struktur erheblich veränderte. Auch das Ortsbild wurde immer stärker dadurch geprägt.

1982 wählte man Johann Ettl zum Bürgermeister, Vizebürgermeister wurde der Bezirksschulinspektor Franz Fischer. Beide machten sich um den Ausbau des Fremdenverkehrs verdient. 1983 wurden Minigolf- und Kinderspielplätze geschaffen, die Campingplätze saniert, 1986 ein Zentealgebäude für Post, Gendarmerie und Feuerwehr errichtet. 1986 beschloss die Gemeinde einen endgültigen Flächenwidmungsplan mit Enwicklungs- und Gestaltungskonzept. Radwanderwege wurden angelegt. 1992 wurde Podersdorf zum Markt erhoben und ein Wappen verliehen. 1994 erhielt das umgebaute Amtshaus einen Zubau. 1994 wurde der Nationalpark eröffnet. Der Platz für Mobilheime wurde erweitert. 1996 wurde der Kindergarten neu gebaut, 1997 das Strandbad ausgebaut, 2000 ein Altenwohn- und Pflegeheim errichtet.

 Die Bevölkerungsentwicklung von Podersdorf ist durch einen kontinuierlichen Anstieg der Einwohnerzahl gekennzeichnet, mit einem kleinen Rückgang in der Nachkriegszeit: 1821: 725; 1863: 908; 1880: 1126; 1900: 1185; 1920: 1310; 1934: 1431; 1939: 1523; 1946: 174; 1951: 1566; 1961: 1624; 1971: 1814; 1988: 1859; 2000: 2044. Die Zahl der Häuser stieg von 104 im Jahre 1821 auf 463 1965 und auf 838 im Jahre 2004. Die sozialökonomische Struktur änderte sich von einer nahezu reinen Bauerngemeinde zur Dienstleistungs. und Fremdenverkehrsgemeinde. 1001 waren nur mehr 7,6 % in der Landwirtschaft, hingegen 12,5 % im Beherbergungs- uns Gaststättenwesen tätig. 2004 gab es 9 Hotels davon 4 in der Kategorie 4/5 Sterne, 53 Pensionen 14 gewerbliche und 55 private Ferienwohnungen und 56 Privatzimmer.

 Die räumliche Entwicklung des Dorfes spiegelt die Bevölkerungszunahme, vor allem aber den steigenden Wohlstand und wachsenden Lebensstandard wider. Der älteste Teil des Dorfes ist die Seestraße, wo die ursprünglichen Bauernhäuser stehen. Die Hauptstraße entstand erst nach 1800. Der südliche Teil der Neusiedler Straße war ursprünglich eine Söllnersiedlung aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert, der nördliche Teil wurde zwischen 1900 und 1930 verbaut. Nach 1930 wurde auch die Straße in Richtung Illmitz verbaut, die Mühlstraße entstand. Die Windmühle ist allerdings älter. 1849 erbaute Lorenz Lentsch die Mühle nach holländischer Art an der Stelle einer älteren Bockmühle. Sie ist heute die einzige noch stehende Windmühle des Seewinkels. Die neuere Siedlungserweiterung ließ die Weinberggasse und die Neubaugasse entstehen, die Frauenkirchenerstraße und ab 1936 die Strandgasse. In der Nachkriegszeit wurden neue Bauplätze geschaffen, in der Julagasse und Seegasse. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren entstanden zahlreiche neue Häuser, meist Einfamilienhäuser. 1956/57 wurden Plätze auf Besitz der Urbarialgeminde in der Franz Lisztgasse und auf Pachtflächen der Urbarialgemeinde hinzu, die 1992 an die Pächter verkauft wurden.1969 wurden die Seeweingärten zu Bauparzellen 1970 und 1973 folgten weitere Bauland widmungen  (Edelgrund, Jula), 1974 am Steinbruch , 1981 in der Florianigasse und Satzgasse. 1986 und 1996 wurden die Hofäcker und auch die Hausgärten umgewidmet.Die früheren Wirtschaftsgebäude wurden zum Teil funktionslos und zu Fremdenzimmer umgebaut. Aus den alten Streckhöfen im Dorfzentrum wurden quergestellte, oft aufgestockte Straßentrakte. Das Ortsbild wurde dadurch erheblich verändert.

Schon in den 1950er Jahren begann die Aufschließung der Strandflächen. Der erste Seedamm wurde gebaut und eine Bootsvermietung eingerichtet. 1953 entstand ein provisorischer Campingplatz, der 1957 nach Süden verlegt wurde. Die entsprechenden baulichen Einrichtungen geschaffen. 1980 wurden die Verwaltungs- und die zwei Sanitätsgebäude abgebrochen  und durch Neubauten ersetzt. 1969 wurde der Campingplatz erweitert und 1984  in einen Mobilheimplatz umgebaut. Vor dem Mobilheimplatz wurde ein Bootshafen für den Segelverein und das Gendarmeriebootshaus gebaut. 1976 erhielt der Yachtclub eine Yachthafen, ein Clubgebäude und Wohneinheiten. Schon ab 1964 wurde der Nordstarnad aufgeschlossen, mit Sanitäranlagen und Bootsvermietung, für Tagesbesucher und Zimmergäste. 1998 wurde die gesamte Strandanlage neu gestaltet, mit Erholungs- und Liegeflächen. Am Ende des Dammes wurde ein Leuchtturm gebaut.Am Damm befindet sich die Station der Passagierschiffe.Der Ort wurde vom Durchzugsverkehr durch eine direkte Zufahrt zum Strand entlastet.

 Politisch war die Gemeinde Podersdorf in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg stark durch die ÖVP und die von ihr gestellten Bürgermeister dominiert. Sie stellte meist über 10 Gemeinderatsmandate, erst in den 1990er Jahren konnte die SPÖ mit 6-7 Mandaten aufholen. Die Freiheitlichen stellten meist mit an die 10 % 1 bis 2 Mandate, erreichten aber in den Nationalratswahlen weit höhere Anteile (1999: 22,5 %). In der Gemeinderatswahl von 2012 erhielt die ÖVP 63,1 % und 13 Mandate, 2017 57,78 und 12 Mandate. Die SPÖ bekam 2012 36,9 % und 8 Mandate, 2017 37,41 und 8 Mandate. Die Gründen erhielten ein Mandat. In der Bürgermeisterdirektwahl konnte sich Michaela Wohlfart mit 60,49 % der Stimmen durchsetzen.

Kirchengeschichte

Nach Rittsteuer, 750 Jahre Podersdorf, wäre es möglich, dass schon Konrad I. von Ungarisch Altenburg vor 1300 in Podersdorf eine Kirche gegründet hätte. Die Bewohner, vor allem die Laienbrüder, wurden von Mönchhof aus seelsorgerisch betreut. Mit dem Wachstum der Bevölkerung wurde ein eigener Pfarrer erforderlich, bis in das 16. Jahrhundert ein Weltpriester. 1577 wird ersmals ein Podersdorfer Pfarrer erwähnt, wahrscheinlich Pankratius Reschitz, der 1579 an der Synode von Steinamanger teilnahm. Der Protestantismus gewann - anders als in den Nachbargemeinden - in den zum Stift gehörenden Dörfern Podersdorf, Winden und Mönchhof keinen Einfluss. Ein Pater Georg war der erste Zisterzienserpfarrer 1583 bis 1598, der auch Mönchhof betreute. Zeitweise blieben beide Pfarren unbesetzt, die Gläubigen wurden vom Weidener Pfarrer Jakob Krepsmeyer mit betreut. Er wurde ab 1607 Pfarrer von Zurndorf - Nickelsdorf. Die beiden Pfarren Podersdorf und Mönchhof übernahm ein Benediktiner namens Hyieronymus Wochner bis 1619, danach Pater Johannes König, ein Zisterzienser aus dem Kloster Hauterive in der Schweiz. Er wurde von den Bethlenrebellen gefangen genommen und bis nach Güssing verschleppt. Vorübergehend hatten die beiden Orte eigene Pfarrer. Es wirkten einige aus ihren Klöstern im Verlauf des 30-jährigen Krieges vertriebene Zisterzienser, die in Heiligenkreuz Zuflucht gefunden hatten. In Heiligenkreuz lebte auch ein um 1570 in Podersdorf geborener Zisterzienser, Pater Ulrich Bauer. 1640 bis 1645 war Pater Johann Wilhelm Schaffer Pfarrer in Podersdorf, 1651 Pater Ferdinand Wattinger, der zuvor in Mönchhof war und dort von einem Beamten des kaiserlichen Gestütes misshandelt worden war. 1669 übernahm Pater Leopold Fidelis, zuvor Prior in Heiligenkreuz, die Pfarre. Pater Georg Strobl floh 1683 mit einem Teil der Ortsbevölkerung vor den Türken. Die Kirche wurde ausgeraubt und total zerstört, ebenso der Pfarrhof. Erst 1689 findet sich in Podersdorf wieder ein Pfarrer. Ab 1695 wirkte P. Gerhard Weixelberger, der 1705 zum Abt von Heiligenkreuz gewählt wurde und Generalvikar der österreichischen Zisterzienser wurde. P. Gottfried Holzer musste im Pestjahr 1713 120 Personen begraben. Zur Zeit des Pfarrers P. Hieronymus Rößler 1780 bis 1792 und 1796 bis 1804 wurde die alte Kirche abgerissen und vollkommen neu aufgebaut. Rößler war sehr angesehen. Er war auch schriftstellerisch tätig und verfasste u.a. ein Annalenwerk über Heiligenkreuz. Der Dorfbrand von 1834 zerstörte die gesamte Inneneinrichtung und das Dach der Kirche, die Glocken schmolzen. Auch der neue, erst 1828 erbaute Pfarrhof brannte ab. Unter P. Daniel Hafenecker 1884 bis 1887 wurde die Kirche vergrößert. Unter P. Adalbert Winkler 1889 bis 1899 konnte die drängende Schulfrage gelöst werden. Ein Teil der Podersdorfer glaubte, die hohen Kosten für einen Schulneubau nicht tragen zu können und trat für die Errichtung einer Staatsvolksschule ein. Winkler setzte schließlich den Neubau einer dreiklassigen katholischen Schule durch. 1912 musste die Kirche nach einem Blitzschlag renoviert werden. 1967 fand unter P. DDr. Leo Waldherr eine Generalsanierung statt und ein Pfarrkindergarten wurde errichtet. Waldherr, der aus St. Johann am Heideboden stammte, war 43 Jahre lang 1950 bis 1994, Pfarrer in Podersdorf. Es folgten P. Mag. Josef Riegler und ab 2001 P. Maurus Zerb. Unter Riegler wurde ab 2001 das neue Pfarrzentrum gebaut. Vor allem der Fremdenverkehr machte eine Vergrößerung notwendig. Neben der alten Kirche entstand eine neue, ein Sonntagsmesseraum, mit Pfarrzentrum. Die alte Volksschule und die Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofes wurden abgerissen. 2002 wurde das neue Pfarrzentrum eingeweiht, 2003 die alte Kirche renoviert.

Besonders interessant ist das neue Pfarrzentrum. Der moderne und schlichte Bau wurde 2001/ 2002 an die Barocke Kirche angebaut. Die Fassade besteht aus vorgesetzten, sieben Meter hohen Glasscheiben, an denen Bibelzitate angebracht sind. Fer Bau wurde errichtet, weil die Kirche zu klein geworden war. Neben dem Messraum gibt es einen großen Pfarrsaal mit angeschlossener Küche. Das neue Pfarrzentrum wurde mit Architekurpreisen ausgezeichnet

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Quellen

  • Brettl, Herbert: Podersdorf. Das Grado am Neusiedler See. Aspekte zur Entdeckung des Neusiedler Sees. Bgld. Heimatblätter 2017, Heft 3/4, S.87 - 108
  • Theuer Franz: Chronik Podersdorf am See. 2005