Ortsteile St. Michael, Gamischdorf, Schallendorf
Ortsname
- 1274 Scent Mikal
- 1428 Zentmyhal
- 1570 Zent Mihaly
- 1619 Pusztha Zenth Myhaly
- 1691 Puszta Sz. Mihaly
St. Michael ist ein Dreiecksangerdorf. Schon im 18. Jahrhundert bestand auch eine Bergsiedlung und ein kleiner Weiler, die Mühlhäuser. Die Mühlen sind schon im 16. Jahrhundert nachgewiesen. Weitere kleine Häusergruppen abseits des geschlossenen Ortes sind die Waldhäuser und die Lenzhäuser.
Gamischdorf: 1428 und 1599 Kamanyfalva, Kemynfalva, 1608 Kemenfalva andere Gamesdorf, 17. und 18. Jahrhundert: Gamersdorf, Gamischdorf. Der Ortsnahme ist vielleicht von Kémény = Kamin abzuleiten. Es könnte eine mittelalterliche Eisengewinnungs- oder Verabeitsungsstätte gewesen sein. Es wurden Eiosenschlacken gefunden. Auch der Weilername bzw. Flurname "Arisberg" = Erzberg weist darauf hin.
Schallendorf: 1528 Chalafalva, 1698 Soledorf. Erste urkundliche Erwähnung 1528 Ulrich de Chalafalva
Urgeschichte: In Gamischdorf wurden zwei jungsteinzeitliche Steinbeile gefunden
Mittelalter
1274 schenkte König Ladislaus IV. dem Comes Laurentius, dem Sohn des Peter, die Besitzung Scent Mihal, die seinerzeit schon sein Vater besessen hatte. Ob damit tatsächlich St. Michael im Burgenland oder Raab St. Michael gemeint ist ist ungewiss. In einer Urkunde von 1333 werden die Grenzen von Olbendorf beschrieben und dabei auch St. Michael erwähnt. 1391 übertrug König Sigismund Burg und Herrschaft Güssing an Ladislaus von Saró. 1427 war St. Michael Teil der Herrschaft Güssing. 1428 wurde ein erneuerter Schenkungsbrief Sigismunds an Peter Saró, Chek von Leva, ausgestellt und St. Michael unter den Dörfern der Güssinger Herrschaft aufgezählt. Mit der Herrschaft ging der Ort an die Ujlaki und schließlich 1524 an die Batthyany.
Die erste urkundliche Erwähnung von Gamischdorf erfolgte 1428, in der Schenkungsurkunde König Sigismunds für Peter Cheh de Leva. Im 16. Jajrhundert bestand der Ort aus 3 Pforten bzw. 12 Höfen.
Frühe Neuzeit
Von Franz Batthyany wurden auch in St. Michael Kroaten angesiedelt. 1538 bestand der Ort aus 4 Pforten und 5 Pauperes (Armen). 1549 besaß Franz Batthyany 5 Pforten, eine halbe Richter-Pforte und 12 neue Häuser. Imre Zambó hatte 3 Pforten und 2 Söllner. 1570 gehörten der Witwe von Franz Batthyany 6 Pforten, 4 Pauperes, 4 Söllner und 4 öde Pforten. Nach dem Urbar von 1576 gab es in St. Michael 4 deutsche, 8 ungarische und 14 kroatische Bauern und Söllner. 1577 schenkte Balthasar Batthyany zwei Sessionen dem Andreas Bagody. 1588 hatte Peter Francsics 5, Peter Lengyeli und Gregor Barazovics je eine Session. 1590 verpfändete Balthasar Batthyany 4, 1596 seine Witwe 6 Ansässigkeiten an Peter Francsics. Während der Bocskay - Rebellion 1605 brannte der Großteil des Dorfes ab. Damals erhielt der Ort wahrscheinlich die Zusatzbezeichnung "Puszta". 1608 wurde nur eine halbe Ansässigkeit erfasst, der Rest des Dorfes war noch immer niedergebrannt. 1622/23 werden 7 öde und 5 abgebrannte Höfe erwähnt, eine Folge der Zerstörung im Bethlenaufstand. 1634 besaßen Kaspar und Peter Francsics in St. Michael 4 ganze Sessionen, 20 Ansässigkeiten waren verpfändet. Adam Batthyany bestätigte 1639 die Verpfändung auf drei Generationen. Die Frau eines Martin Szigyárto besaß 1 1/2 Sessionen. 1648 hatten die Francsics 1 1/2 und Andreas Bagodi 1 Session. 1662, bei der Teilung des Batthyany - Besitzes, kam St. Michael zunächst an Paul, dann durch Tausch gegen Reinersdorf an Christoph Batthyany. 1676 bestätigte Christoph Batthyany erneut die Verpfändungen an die Familie Francsics. 1691 betrugen die Schuldigkeiten der Bevölkerung 391 Gulden. Im Rakocsi-Aufstand wurde das Dorf geplündert. Nach der Konskription von 1720 hatte sich das Dorf erholt. Die Familiennamen der 29 Bauern zeigen, dass die Bevölkerung gemischt war. Neben den deutschen gab es noch immer viele kroatische Namen. In den Weinbergen gab es 29 Besitzer, davon 9 aus Güttenbach. Nach dem Urbar von 1768 hatten folgende Grundherrn Anteile im Dorf: Die fürstliche Linie der Batthyany in Güssing, die Lippics, Szillágyi, Francsics, Bardinsky und Jobaggy. Szillagyi und Jobaggy waren in Güssing ansässig, Peter Francsics kaufte 1591 in Tatzmannsdorf ein Gut. Er war Präfekt der Güssinger Burg.. Mehrere Angehörige der Familie Francsics standen im Dienste der Güssinger Batthyany. 1691 wae ein Stefan Francsics Hauptmann des Christoph Batthyany. Die Francsics waren Lutheraner. 1668 bis 1673 verlangte Johann Francsics als Grundherr in St. Michael einen lutherischen Prediger. Kaspar Francsics war Burgvogt in Körmend. 1669 nahm Adam Francsics an der Versammlung der Protestanten in Bük teil. Bis 1848 ist die Familie in Güssing nachweisbar. An evangelischen Prädikanten sind in St. Michael nachweisbar: Matthias Visnyacz von 1616 bis 1619, Johann Vinicza, zuvor Pfarrer der Kroaten in Rechnitz 1623 und 1624 nahm er als Pfarrer von St. Michael an den kalvinistischen Generalsynoden in Szentlörincz und Körmend teil. Später war er Pfarrer von Schandorf. Auch der gebürtige Unterpullendorfer Thomas Gubanóczi war offenbar nur kurz, 1650, in St.Michael und anschließend in Schandorf. Johann Srorch war 1670 bis 1673 Prädikant in St. Michael. Er wurde auf Betrieben von Johann Francsiscs berufen, kam aber mit der Gemeinde nicht zurecht. 1674 endete auch in St. Michael die evangelische Periode.
Im 18. Jahrhundert teilte St. Michael das Schicksal der übrigen Batthyany - Dörfer. Die Abgaben wurden ständig erhöht, die Bauern waren verarmt, die Unzufriedenheit war groß. Im Jahre 1828 gab es 53 Lehensbauern, 6 Söllner und 3 Inwohner. Die Einwohnerzahl war also beträchtlich angewachsen. Es gab 72 Weingartenbesitzer, darunter auch weiterhin Bauern aus Güttenbach. Im Dorf bestand ein herrschaftlicher Meierhof. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde ein Getreideschüttkasten (Granari) errichtet. Im Gefolge der Grundentlastung bekamen auch die Bauern von St. Michael ihre Grundstücke als Eigentum.
Verwaltungsmäßig gehörte St. Michael 1853 bis 1860 und dann wieder ab 1873 zum Güssinger Stuhlrichteramt, ab 1860 zum Bezirk Stegersbach. Ab 1852 gehörte der Ort zum Bezirksgericht und ab 1853 zum Steueramt Güssing. Zum Kreissekretariat und Matrikelamt St. Michael gehörten die Orte Deutsch Tschantschendorf, Gamischdorf, Güttenbach, Kirchfidisch, Kroatisch Tschantschendorf, Neuberg, Rauchwart, Schallendorf, Tudersdorf und ab 1907 auch Harmisch. 1907 kamen Kroatisch Tschantschendorf und Tudersdorf zu Gerersdorf, Deutsch Tschantschendorf zu Güssing (bis 1909, dann Errichtung des Amtes in Tobaj). Harmisch und Kirchfidisch wurden 1938 an den Bezirk Oberwart angeschlossen.
Nach der Visitation von 1836 waren nahezu alle Einwohner sowohl der deutschen wie der kroatischen Sprache mächtig. 1869 wurden gezählt: 642 deutsch. 180 kroatisch, 15 ungarisch, im Jahre 1900 bekannten sich nur mehr 41 Personen zur kroatischen Muttersprache, 928 zur deutschen und 85 zur magyarischen Muttersprache. Bis 1923 ging die Zahl der Kroatischsprechenden auf 4, die der Ungarn auf 7 zurück.
Im 17. Jahrhundert hatte der Weinbau auf dem Hoheberg (St.Michael Bergen) noch eine beträchtliche Ausdehnung. Im 19. Jahrhundert wurden die Weingärten fast vollständig aufgelassen. 1804 gab es 51 Bauern und 72 Söllner, 1819 51 Bauern und nur mehr 44 Söllner. 1576 betrieb ein Lukas Haber eine Mühle. 1648 besaß Kaspar Francsics eine Mühle mit drei Steinen. Die Mühle des Georg Hoanczl war 1691 ebenfalls im Besitz der Familie Francsics.
In Gamischdorf verzeichnete das Urbar von 1576 sieben kroatische Lehensbauern und Söllner. Es erfolgte also auch dort eine Einsiedlung von Kroaten. 1576 bestand bereits eine Mühle. Nach dem Urbar von 1588 war der Ort etwa zur Hälfte von Deutschen und zur Hälfte von Kroaten bewohnt. 1608 wurde nur ein halber Hof verezichnet. Das Dorf wurde in den Bocskaywirren von 1605 niedergebrannt. Auch 1623 gab es noch zwei abgebrannte Häuser und vier Öden. 1635 war der Ort eine deutsche Siedlung mit einer kroatischen Minderheit.Die Kleinadeligen Radostics, die im Dienste der Güssinger Batthyany standen, erwarben 1604 eine Session. Sie besaßen ab 1633 auch noch zwei öde Sessionen in Rauchwart und ein gemauertes Haus in Güssing. 1659 verpfändete Christoph Batthyany mehrere Sessionen und bald darauf das ganze Dorf der Familie Radostics. Die Kleinadelsfamilie zeichnete sich im Türkenkrieg aus. In der Teilung von 1662 fiel Gamischdorf mit 6 ganzen, 3 1/2 öden und einer freien Session an Christoph Batthyany. 1691 war das ganze Dorf noch als Pfand in den Händen der Radostics. 1742 löste Ludwig Batthyany den Pfandbesitz aus. Der Besitz der Radostics wurde unter den Bauern aufgeteilt. Im Ort bestand ein gezimmerter Meierhof. 1745 waren die Bewohner überwiegend Deutsche. 1860 gab es in Gamischdorf 5 5/8 Ansässigkeiten und 18 Söllner. Auch in Gamischdorf gab es Weingärten, die in der Reblauskrise vernichtet wurden. Nur wenige Weingärten blieben erhalten.
Schallendorf: 1547 erhielt Michael Saffar die königliche Zustimmung für den Verkauf des Dorfes an Kaspar Erdely. 1555 wurde Anna Darabos in den Besitz des Dorfes eingewiesen. 1589 vermachte sie das Dorf den Batthyany. Im Urbar werden 8 ausschließlich kroatische Lehensbauern und Söllner aufgelistet. 1643 zahlten die Schallendorfer keinen Zins, sondern roboteten im Garten der Burg und im Weingarten des Neuberger Meierhofes. In der Teilung von 1662 fiel Schallendorf an Paul von der jüngeren Linie der Batthyany. 1662 wurde das Dorf an Stefan Szily verpachtet, 1689 war Sigismund Francsics der Pfandherr. Die Gemeinde war rein katholisch. In Schallendorf gab es auch einige Romahäuser. Die sechs Romafamilien wurden 1938 bis 1941 verschleppt. Die Amerikawanderung erfasste bis 1939 38 Personen. Die Einwohnerzahl erreichte 1900 mit 201 Personen den Höchststand und sank danach kontinuierlich auf 110 im Jahre 1991 ab. 1971 wurde auch Schallendorf der Großgemeinde St. Michael. 1992 entschieden sich 84,51 % für den Verbleib bei St. Michael.
Das Handwerk war in St. Michael hauptsächlich auf den lokalen Bedarf ausgerichtet. Es war Stz einer Leinweberzunft, Im Ort gab es 13 Meister. Ab 1871 bestand für St. Michael und Umgebung eine Gewerbegenossenschaft. 1929 hatte sie 35 wirkliche und 15 unterstützende Mitglieder. 1910 wurde auf Betreiben des Pfarrers Thomas eine Kunstmühle mit einem Dieselmotorantrieb errichtet. Sie musste 1914 versteigert werden und kam 1917 in den Besitz des Baumeisters Franz Schlögl. 1928 wurde sie vom neuen Besitzer Anton Thaler auf elektrischem Betrieb umgestellt. 1929 übernahm der Amerika - Rückkehrer Franz Kremsner die Mühle. Sie wurde in den 1970er Jahren modernisiert und ein Mischfutterwerk eingerichtet. 1989 wurde die Kremsner - Mühle stillgelegt. Aus einer Schmiede ging 1871 eine Maschinenhandlung des Franz Schuch hervor. Sie erzeugte mit mehreren Mitarbeitern Kaleschen, die wiederholt ausgezeichnet wurden. Josef Strauß erzeugte luftbereifte Wagen und Anhüänger, Lastwagenanhänger und Kipperaufbauten. Die Tischlerei Boisits entstand schon 1890, die Tischlerei Kremsner ebenfalls noch vor dem Ersten Weltkrieg. Etwa ab 1850 bestand in St. Michael ein Ziegelofen. 1893 eröffnete Johann Kunzier eine Ziegelfabrik. Das "Ziegelschlagen" wurde von italienischen Wanderarbeitern besorgt. Ein Ziegelofen der Herrschaft wurde 1918 von Anton Hirsch gekauft. Nach seiner Versteigerung wurde eine Genossenschaft gegründet. 1937 kaufte Samuel Latzer aus Güssing den Ziegelofen. 1959 wurde der Betrieb eingestellt. Einen weiteren Ziegelofen errichtete der Zivilgeometer Alexander Somogyi. Er musste 1938 emigrieren, der Ziegelofen verfiel. Ein bedeutender Betrieb im alten St. Michael war die Stechviehhandlung des Ignaz Oswald, die schon um 1880 bestandPro Woche wurden etwa 100 Schweine geschlachtet, das Fleisch zum Bahnhof St. Gotthard gebracht. 1923 wurde der Betrieb geschlossen. Fleischhauereien betrieben die Familie Potzmann und das Gasthaus Freislinger.
Das erste Sägewerk wurde von der Herrschaft Kottulinsky 1903 errichtet, aber 1913 abgetragen und nach Güssing verlegt. 1919 errichtete Franz Schöpfl an seiner Mühle ein Sägewerk. 1952 wurde es neu gebaut und modernisiert. Die Familie Kremsner betrieb das Sägewerk bis 1989. Auch die Wagnerei Antal wurde nach Güssing verlegt und in eine Karosseriebauwekstätte umgewandelt. Es gab in St. Michael mehrere Landmaschinenhändler und auch eine Hafnerei.
1832 eröffnete der aus Güssing stammende Jude Bernhard Stern einen Kaufaden. 1938 musste die Familie emigrieren. Das Kaufhaus wurde in den 1950er Jahren von der Familie Karlovits gekauft. 1870 richtete Heinrich Würzburger ein Geschäft ein. Max Würzburger musste 1938 sein Geschäft verkaufen. Er und seine Frau starben in Wien, der Sohn emigrierte nach Amerika. 1875 eröffnete Samuel Hirschl ein Gemischtwarengeschäft. 1919 kaufte Hugo Schlesinger das Geschäft. Er wanderte 1939 nach Amerika aus. 1892 eröffnete Paul Matisovits ein Kaufhaus. Das 1926 von Karl Strauss eröffnete Kaufhaus wurde nach dem Krieg von Familie Mosgöller weitergeführt. Die Familie Marx betrieb ab 1922 einen Landesproduktenhandel, ab 1936 bis 1966 einen Gemischtwarenhandel.
St. Michael war ein Herkunftszentrum landwirtschaftlicher Wanderarbeiter. Es wurden dort mehrere "Partien" organisiert. Sie arbeiteten hauptsächlich in Niederösterreich.
St. Michael gehörte mit den Dörfern der Umgebung zu den wichtigsten Auswandererorten. Ziele waren zunächst New Jersey mit den Städten Passaic, Clifton und Peterson. Der Höhepunkt der Auswanderung fiel in die Jahre 1920 bis 1923. 1922 und 1923 wanderten von den 932 Bewohner 32 Personen nach Amerika aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Kanada das wichtigste Zielland. Zwischen 1884 und 1939 wurden aus St. Michael 167 Auswanderer erfasst, nach einer anderen Zählung sogar 188. Einige Auswanderer waren sehr erfolgreich. Johann Kunzier gründete in Passaic eine Schmiede, Franz Oswald arbeitete in einer Gärtnerei und wurde später Teilhaber einer großen Firma. Die sehr kinderreiche Familie Jandrisovits wanderte vor dem 1. Weltkrieg aus und brachte es zu beachtlichem Wohlstand. Immer wieder gab es aber auch Rückwanderer.
Rätezeit und Terror der Freischärler
Am 25. März 1919 teilte Pfarrer und Dechant Thomas der Bevölkerung die Machtübernhame durch die Kommunisten mit. Das Dorf hatte anscheinend in der Rätezeit weniger zu leiden. Der Bezirkskommissar war der in St. Michael geborene Eduard Hafner, Er sorgte dafür, dass der Ort einen Kreisarzt bekam und schützte anscheinend auch den Pfarrer. Das Kirchenvermögen wurde in St. Michael nicht beschlagnahmt.
In der Zeit bis 1921, bis zum Anschluss an Österreich, war St. Michael ein Brennpunkt des Geschehens und Schauplatz mehrerer Zwischenfälle. Der Pfarrer und Dechant Franz Thomas war ein vehementer Befürworter des Verbleibes bei Ungarn, die Bevölkerung war anschlussfreundlich. Im Kreise ungarischer Offiziere soll die brutale Aussage gefallen sein: "Man kann den deutschen Schweinen den Kopf nur mit einer Kugel zurechtsetzen". An der ungarisch-nationalistischen Falludi-Feier am 26. Juni 1921 in Güssing waren auch Bewohner von St. Michael anwesend. Am 24. August 1921 kam es zu einem ersten Zwischenfall. Ungarisches Militär beschlagnahmte etwa 10 Pferdefuhrwerke und ließ damit etwa 119 Zentner Getreide aus der Mühle in St. Michael abtransportieren. Ein ungarischer Oberleutnant befahl den Fuhrwerken, zum Bahnhof nach Güssing zu fahren. Ein Auto der Entente - Kommission aus Güssing versuchte, den Transport aufzuhalten. Der Offizier erzwang mit Androhung von Waffengewalt die Weiterfahrt. Auch der Versuch der Kommission, die Zufahrt zum Bahnhof zu sperren, scheiterte. Die Bauern mussten das Getreide verladen und ebenso die gesamte Einrichtung des Krankenhauses Güssing.
Während des Einmarsches der österreichischen Gendarmerie besetzten die Freischärler bei St. Michael die Straße. Nach dem Scheitern der Landnahme besetzten ungarische Gendarmen und Freischärler den Ort. Personen, die für Österreich eintraten, wurden nun terroriosiert. Es waren dies der Mühlenbesitzer Franz Schlögl, der Schmiedemeister Franz Schuch und der Notar Josef Illés sowie der Richter Josef Potzmann. Schlögl wurde vom Postmeister vor seiner bevorstehenden Verhaftung gewarnt und konnte nach Burgau fliehen. Der Notar Illés, Schwiegersohn des Güssinger Bürgermeisters, wurde ermordet. Die Ungarn warfen ihm vor, mit österreichischen Behörden in Verbindung zu stehen, wegen eines harmlosen, privaten Briefwechsels mit Karl Renner. Illés konnte zunächst nach Güssing fliehen und sollte nach Fürstenfeld gebracht werden, kehrte aber nach St. Michael zurück, da die ungarischen Gendarmen den Ort verlassen hatten. Diese tauchten aber überraschend wieder auf und verhafteten Illés am 30. August 1918. Er wurde 48 Stunden lang verhört und dann den Freischärlern in Kohfidisch übergeben, wo man ihn schwer misshandelte. Er wurde vom berüchtigten Oberleutnant Bronayi verhört und geschlagen. Am nächsten Tag fand man den Leichnam des Notars abseits der Straße, in der Nähe der Mischendorfer Kreuzung. Die Bevölkerung von St. Michael vermutete, dass der Gemeindearzt Dr. Rettegi zu tun hatte. Dieser verschwand aus der Gemeinde. In der Folgezeit wurde die Bevölkerung von den Freischärlern drangsaliert, Fahrräder wurden konfisziert und Lebensmittel an die Freischärler in Kohfidisch abgeliefert werden. Besonders die Angehörigen jener Personen, die in die Steiermark geflohen waren, wurden terrorisiert. Nach dem Abzug der ungarischen Gendarmerie erhielten die Bauern ihr geraubtes Getreide zurück. Aber noch am 3. November kam es zu einem gefährlichen Zuwischenfall. Da der Müllermeister Schlögl das Getreidekontingent für 1921 an den Staat nicht abgeliefert hatte, forderte der Kommandant der Freischärler, Oberleutnant Verö vom Mühlenverwalter einige hundert Zentner Getreide oder eine hohe Ablösesumme. Als am 16. November Verö in Begleitung von bewaffneten Freischärlern erschien leistete die Ortsbevölkerung Widerstand. Sie nahmen die UNgarn gefangen und beschlagnahmten ihr Auto. Einige ortsfremde Bewohner, die man der Zusammenarbeit mit den Freischärlern verdächtigte, wurden ebenfalls gefangen genommen und sollten erschossen werden. Fies wurde jedoch von besonnenen Bewohnern verhindert. Die Gefangenen wurden nach Güssing gebracht und dort von der Entente freigelassen. Diese forderte das beschlagnahmte Auto. Ein nunmehr befürchteter Überfall der Freischärler auf das Dorf blieb aus. Am 28. November trafen die ersten Angehörigen des österreichischen Bundesheeres in St. Michael ein und wurden von der Bevölkerung mit einem Triumphbogen empfangen. Vorübergehend wurde der Ort vom österreichischen Militär besetzt.
Zwischenkriegszeit und zweiter Weltkrieg
1922 wurde der erste Gemeinderat gewählt. In der Gemeinde dominierte zunächst der Landbund. Neben einigen Christlichsozialen saß auch ein Vertreter der Sozialdemokraten im Gemeinderat. Bürgermeister war Josef Bischof, von 1924 bis 1927 Josef Matisovits und 1927/28 Josef Marosits von den Christlichsozialen.
1936 wurde eine Grundkaufs- und Parzellierungsgenossenschaft gegründet, die einen Teil des Rauchwarter Gutes des Anton Hirsch, Kaufmann aus Steinamanger, der in St. Michael 245 ha Grund besaß, aufkaufte. 384 Joch wurden im Versteigerungsweg erworben. 1923/24 wurde der Ort elektrifiziert, die Streusiedlungen allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Auch in St. Michael wurde eine Heimwehrformation aufgestellt. Am 27. Oktober 1927 hielt sie eine große Festveranstaltung unter verstärktem Gendarmerieschutz ab. Führer der Heimwehr war der Amtmann Eugen Gruhol. Schutzbund gab es im Dorf nicht. Am 27. Oktober 1928 drohte ein Zusammenstoß. Die sozialdemokratische Partei hielt in St. Michael und Rauchwart Versammlungen ab. Die Heimwehr versuchte, diese zu stören. Verstärkter Gendarmerieeinsatz konnte dies jedoch verhindern. Am 2. April 1934 wurde in St. Michael eine "vaterländische" und religiöse Kundgebung der Ostmärkischen Sturmscharen veranstaltet, mit 300 Sturmscharmännern und 2000 Teilnehmern. Landesführer Dr. Sattler forderte dabei die Abschaffung der Zivilehe. Anführer der Sturmscharen war Josef Siderits. Am 18. November 1934 fand die feierliche Weihe der Fahnen der Sturmscharen statt. Wieder waren neben Sattler zahlreiche Repräsentanten der Vaterländischen Front und kirchliche Würdenträger anwesend. Aber auch der Nationalsozialismus hatte Sympathisanten. 1937 wurden von der Gendarmerie vermehrt Kontrollen gegen Verdächtige vorgenommen. 1929 wurde ein Haus gekauft und zum Gemeindehaus umgebaut, 1930/31 wurde dort auch der Sitz des Kreissekretariats eingerichtet.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde mit einem Fackelzug gefeiert.Von 1938 bis 1943 war Franz Kremsner Bürgermeister, dann bis 1845 Franz Krammer als kommissarischer Leiter. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden am 11. Mai 1938 der Lehrer an der Volksschule Rauchwart, Anton Sattler, der Bürgermeister Josef Marosits und Dipl. Ing. Somogyi, ein Jude, verhaftet. Sattler wurde nach zweiwöchiger Haft entlassen, als Lehrer aber seines Dienstes enthoben. Die Juden, die in St. Michael Geschäfte betrieben, wurden enteignet. Schon 1832 hatte der Güssinger Jude Bernhard Stern ein Kaufhaus eröffnet, 1870 kam der Kaufmann Heinrich Würzburger und 1919 der Kaufmann Hugo Schlesinger hinzu. Die Familie Würzburger ging nach Wien, die Familie Schlesinger emigrierte 1939 in die USA. Nach 1945 wurden die Verkäufe der jüdischen Geschäfte als Zwangsverkäufe für ungültig erklärt. Die früheren Besitzer verkauften ihre Geschäfte aber.
Gegen Ende des Krieges wurden auch in St. Michael sowie eine Panzersperre gebaut. Dem Volkssturm gehörten auch Männer aus der Umgebung und aus der Steiermark an. Der Volkssturm stand unter dem Kommando von Franz Futterer, früher Kommandant des Gendarmeriepostens. In den ersten Apriltagen wurden die Stellungen bezogen. Am 8. April erreichten die Russen von Güttenbach her die Straße bei St, Michael. Die Volkssturmmänner waren nicht bereit, zu kämpfen. Der Kampaniechef machte Anzeige bei der Feldgendarmerie, die Verhöre durchführte und Verhaftungen vornahm. Die Volkssturmeinheit sollte nach Unterlimbach strafversetzt werden. konnte sich aber ihres Kompanieführers entledigen. Die Männer fanden im Wald Unterschlupf und konnten nach Abzug der deutschen Truppen heimkehren. Während der schweren Kämpfe an der Lafnitz wurden Bewohner von Burgauberg und Neudauberg in St. Michael untergebracht. Die Russen, die den Ort besetzt hatten, richteten in der Volksschule ein Lazarett ein. Auch in St. Michael waren Plünderungen, Zerstörungen und Vergewaltigungen durch die Besatzungstruppen an der Tagesordnung. Am 12. April wurde ein Einwohner von den Russen erschossen, eine Frau kam bei der Explosion einer Handgranate ums Leben. Im Jänner 1946 wurde der provisorische Kommandant des Gendarmeriepostens St. Michael, Johann Ziegler, unter nichtigem Vorwand von den Russen verhaftet, nach Ungarn gebracht, zum Tode verurteilt und dann zu 10 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien "begnadigt". Erst 1955 konnte er - körperlich und seelisch gebrochen - zurückkehren.
Ende November 1956 wurden auch in St. Michael 100 Ungarnflüchtlinge im Feuerwehrhaus und im Gemeindeamt untergebracht und versorgt. Am 1. Dezember kamen erneut 100 Flüchtlinge aus dem Auffanglager Moschendorf. Sie wurden am 10. Dezember nach Graz gebracht. Mitte Dezember kamen erneut 80 Ungarnflüchtlinge. 1991 wurden Flüchtlinge aus Kroatien aufgenommen. Ein Bosnier blieb in St. Michael und gründete dort einen Betrieb.
Nachkriegszeit
Mit dem Gemeindestrukturverbesserungsgesetz von 1970 wurde die Großgemeinde St. Michael gebildet: St. Michael 864 Einwohner, Rauchwart 560 Einwohner, Gamischdorf 211 Einwohner und Schallendorf mit 148 Einwohner.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte hauptsächlich die ÖVP die Bürgermeister, von 1959 bis 1967 Josef Strauß von einer unparteiischen Liste und ab 1994 Johann Strauß von der SPÖ. 1977 wurde St. Michael zur Marktgemeinde erhoben. 1981 wurde der Gemeindeverband mit Neuberg-Güttenbach aufgelöst. 1993 löste sich auch Rauchwart nach einer Volksbefragung 1992, in der 69,35 % der Bevölkerung für eine Trennung stimmten, von St. Michael.
1951 bis 1953 wurde ein Gebäude für den Gendarmerieposten errichtet. Im Dorf hatten die Güssinger Batthyany und die Francsics Mitte des 19. Jahrhunderts Wirtshäuser, die sie verpachteten. Aus den Herrschaftswirtshäusern gingen die Gasthäuser Freislinger und Plank/Unger hervor, aus dem Gemeindewirtshaus das Gasthaus Zarka, das bis 1961 bestand. Ein weiteres Gasthaus war das von Josef Bischof bzw. Richard Potzmann. 1978 eröffnete Hermann Ivancsics ein Gast- bzw. Rasthaus. Seit den 1960er Jahren besteht auch eine Konditorei.
St. Michael war ärztlich gut versorgt. Schon im 19. Jahrhundert, von 1857 bis 1894, gab es einen Arzt, den aus Württemberg stammenden Dr. Thomas Balluf. Nur für kurze Zeit, von 1919 bis 1921, war Dr. Imre Rettegi Gemeindearzt. Ab Juli 1922 ordinierte Dr. Rudolf Grabner. Er erhielt 1930 im neuen Gemeindehaus Ordination und Wohnung. 1926 wurde der Sanitätskreis St. Michael eingerichtet. 1945 wurde er daran gehindert, seine Praxis wieder aufzumachen. Ab Juni 1945 war der aus dem Banat geflüchtete Dr. Josef Landgraf Arzt. Er übersiedelte 1954 nach Kukmirn. 1949 eröffnete Dr. Stefan Stangl eine Ordination, 1950 wurde er Kreisarzt. 1984 folgte ihm Dr. Werner Schwarz als Kreisarzt. Im Gemeindehaus ordinierten auch Zahnörzte und Dentisten. 1992 eröffnete Dr. Anneliese Steindl eine Zahnarztpraxis, Von 1951 bis 1985 war der Tierarzt Dr. Karl Wenzel in St. Michael tätig, ab 1986 Dr. Charlotte Klement.
St. Michael hatte so wie die meisten Dörfer des Burgenlandes große und kostenintensive Arbeiten im Bereich der Versorgung und Entsorgung durchzuführen. Es gab immer wieder schwere Überschwemmungen, etwa in den Jahren 1910, 1925, 1927 und 1961, die hohe Schäden verursachten. Die ersten Kanalisationsarbeiten begannen 1956 und wurden bis 1970 weitergeführt. Erst 1980 konnten sie abgeschlossen werden. 1960 begann der Bau der Wasserleitung. Ein erster Hochbehälter und mehrere Brunnen wurden in Betrieb genommen. 1959 wurde auch St. Michael - Bergen mit Wasser versorgt. Größtes Problem waren zunächst die schlechten Verkehrswege. Erst in den späten 1950er und in den 1960er Jahren wurde die Ortsdurchfahrt asphaltiert, 1963 die Umdahrungsstraße gebaut. Dann folgetn die Seitenstraßen und die Güterwege zu den Streusiedlungen. Ab^1970 wurden auch die Gehsteige asphaltiert. Ab 1991 erfolgte der Rückbau der Ortsdurchfahrt, verbunden mit Verkabelungen und der ansprechenden Neugestaltung des Ortsbildes, besonders des Rathausplatzes.
In Gamischdorf wurde schon 1925 eine erste Wasserleitung gebaut, die jedoch nicht funktionierte. Erst 1964 wurde dann die Ortswasserleitung errichtet. Ebenfalls schon früh, 1932, wurde das Dorf elektrifiziert. Ein großes Problem war die Verkehrsanbindung. Der Güterweg bzw. die Straße nach St. Michael konnte erst 1949 gebaut werden, 1964 wurde sie staubfrei gemacht. Andere Seitenstraßen und Güterwege folgten. Gamischdorf litt immer wieder unter schweren Überschwemmungen. 1975 wurde der Ortskanal fertig gestellt. Die 1930 gegründete Feuerwehr erhielt 1955 ein Rüsthaus. 1989 wurde der Kulturkreis St. Michael - Gamischdorf gegründet, dem auch ein Singkreis angehört.
Die wirtschaftliche Entwicklung der Nachkriegszeit war durch das Auslaufen vieler Handwerksbetriebe gekennzeichnet. Neue Geschäfte wurden eröffnet, 1986 etwa Alfred Kovacs einen Handel mit Baustoffen und 1993 Hermann Leitner ein Fachgeschäft für Raumausstattung. Neue Betriebe entstanden im Bau- und Bauhilfsgewerbe, Baumeisterbetriebe, Spengler, Installateure und Elektriker. Betriebe rund um das Auto kamen hinzu, so die Autohäuser Strauss, Matisovits und das Autohaus St. Michael Ges.m.b. H. Sehr gut entwickelte sich das ehemalige Schmiedeunternehmen Strauß, das 1960 mit der Erzeugung von Stahlkonstruktionen für Hallen und Dächer begann. Ab 1962 wurde das Unternehmen fabriksmäßig betrieben, 1981 wurde der Betrieb geschlossen. Josef Nikitscher baute ein zukunfstreiches Unternehmen auf. Er erzeugte Fernsprechzellen, Kabelanschluss- und Schaltkästen. 1975 wurde die Nikitscher Metallwaren Ges. m. b. H. mit einem Zweigbetrieb in Pinkafeld gegründet, 1988 der gesamte Betrieb nach Pinkafeld verlegt. 1965 entstand die Damenkleiderfabrik des Hans Haug in einer provisorischen Unterkunft in einem Gasthaus. Es wurden etwa 50 Arbeiterinnen beschäftigt. 1966 wurde ein neues Fabriksgebäude errichtet. 1970 ging die Firma in Konkurs. Den Betrieb übernahm eine Schweizer Firma, die Heimtextilien herstellte. 1976 wurde auch dieser Betrieb der Niedriglohnbranche eingestellt.
Das Kulturleben des Dorfes wird vor allem von den Vereinen getragen. Schon 1922 entstand eine Laientheatergruppe, bis 1964 veranstalteten verschiedene Vereine Theateraufführungen. 1909 entstand ein Männergesangverein, 1946 wurde daraus ein gemischter Chor. Es gab mehrere Musikkapellen, Volkstanzgruppen und Sportvereine, u.a. ein Segelfliegerverein, der im Union Sportfliegerklub Punitz - Güssing aufging. 1973 wurde sogar eine Fluglinie Wien-Schwechat - Punitz eingerichtet, 1976/77 eine Start- und Landebahn angelegt. 1977- 83 entstand eine neue Sportanlage. Es gibt einen Sportfischer- und einen Tennisklub. 1955 entstand ein Verschönerungsverein, der an der Gestaltung der Ortsdurchfahrt beteiligt war. Von einem Verein wurde das Landtechnische Museum Burgenland in St. Michael in den ehemaligen Nikitscher - Werkhallen geschaffen und 1995 eröffnet.
Eine bedeutende Persönlichkeit des Wissenschaftsbetriebes war der St. Michaeler Dr. Stefan Plank, geb. 1949, der leider schon früh, im Jahre 1982, starb. Der bedeutende Naturwissenschaftler war Österreichischer Beauftragter für Umweltschutz im Europarat und Präsident der internatonalen Clusius - Gesellschaft.
Die Feuerwehr wurde 1903 gegründet, 1910 ein Rüsthaus errichtet, 1939/40 ein Zubau. 1928 wurden Feuerwehrauto und Motorspritze angeschafft. Nach dem Abzug der Russen musste das Haus renoviert werden und ein neues Auto angeschafft werden. 1989 wurde ein neues Feuerwehrhaus gebaut.
Auch in Gamischdorf war die Bevölkerungsentwicklung durch starke Ab- bzw. Auswanderung gekennzeichnet. 1832 hatte das Dorf 265 Einwohner, 1900 327, 1923 289, 1946 267, 1971 207 und 1991 nur mehr 187 Einwohner.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde in Gamischdorf unter Bürgermeister Rudolf Bauer ein Behelfsheim bzw. der Rohbau eines Gemeindehauses errichtet, aber erst nach dem Krieg fertig gestellt. Dort war auch die Milchsammelstelle untergebracht. Mit 1. Jänner 1971 wurde Gamischdorf in die Gemeinde St. Michael eingegliedert. 1992 fand eine Volksbefragung statt. Die Gamischdorfer entschieden sich mit 65, 38 % für den Verbleib bei St. Michael.
Kirchengeschichte und Schule
Nach der Visitation von 1698 gehörten zur Pfarre von St. Michael Schallendorf, Rauchwart, Neuberg und Güttenbach. Auf 382 Katholikn kamen immer noch 107 Evangelische. 1757 wurde die Pfarre als kroatisch - deutsch bezeichnet. Die Gottesdienstsprache war also zunächst kroatisch, in Rauchwart deutsch. Die Kirche wurde 1752 renoviert, 1744 der Holzturm durch einen gemauerten Turm ersetzt. In der ganzen Pfarre gab es 1711 Katholiken und nur mehr 4 Lutheraner. 1773 kamen zwei junge Männer während des "Wetterläutens" durch Blitzschlag im Turm ums Leben. 1812 sprachen die Einwohner von Schallendorf, Güttenbach und Neudorf kroatisch, die von Gamischdorf und Rauchwart deutsch. In St. Michael selbst überwog noch die kroatische Sprache. Die Gottesdienste wurden abwechselnd in beiden Sprachen gehalten. 1847 wurden Neuberg und Güttenbach eine eigene Pfarre. 1856 und nochmals um die Jahrhundertwende fanden Renovierungen statt. Die Kirche war für die Pfarrgemeinde längst zu klein. ein Umbau scheiterte aber immer wieder an den hohen Kosten.
Während der Zeit des Anschlusses an das Burgenland war Franz Thomas Pfarrer von St. Michael und Dechant. Er war für den Verbleib bei Ungarn und engagierte sich auch politisch. Er wurde Abgeordneter im Budapester Parlament. Mit den Freischärlern geriet er in Konflikt und floh über die steirische Grenze. 1921 bis 1922 bestellte ihn der Bischof von Steinamanger zum Generalvikar für die von der Diözese abgetrennten und an Österreich abgetretenen Gebiete, also das Südburgenland.
Unter Franz Magyar, der 1931 Pfarrer wurde, nahm man die Vergrößerung der Kirche in Angriff. Ein Teil der alten Kirche wurde abgerissen und mit der Erweiterung begonnen. Die neue Kirche wurde von Pater Lukas aus dem Stift Seckau ausgemalt. Im August 1833 wurde der Neubau von Kardinal Innitzer geweiht. 1965 wurde eine Orgel gekauft. 1961 errichtete die Pfarrgemeinde einen neuen Pfarrhof. 1977 wurde eine Aufbahrungshalle gebaut. 1980 mietete die Pfarrgemeinde die alte Volksschule und errichtete ein Pfarrzentrum. Auf Pfarrer Magyar folgte 1936 Johann Leibmann bis 1967, dann Josef Wessely, Aus St. Michael stammte die Leiterin des Theresianums in Eisenstadt, Dr. Ehrenfrieda Walits. Auch Dr.Gabriele Strausz, die ab 1978 Direktorin des Oberstufengymnasiums Güssing war, stammte aus S. Michael.
1643 wurde ein Schulhaus erwähnt, nicht jedoch 1698. 1757 gab es eine katholische Schule, Lehrer war ein Andreas Grimwald. 1864 wurde ein neues Schulhaus gebaut. 1909 entstand die neue katholische Schule neben der Kirche. 1897 wurde eine Staatsvolksschule eingerichtet, zunächst in gemieteten Häusern, ab 1905/6 in einem eigenen Schulgebäude. An der Staatsvolksschule wurde hauptsächlich ungarisch unterrichtet. Der Lehrer Alexander Szelestey war auch ein entschiedener Gegner des Anschlusses an Österreich. Ab 1925 wurde auch die Staatsvolksschule zweiklassig geführt. Die beiden Schulen stritten sich um die Schüler, die Staatsvolksschule hatte immer die größere Schülerzahl. Sie wurde von der betont katholischen Bevölkerung abgelehnt und wurde als "Judenschule" verunglimpft. Der Plan, im Gebäude der Staatsvolksschule eine Hauptschule einzurichten, scheiterte. In einer Versammlung der Ostmärkischen Sturmscharen 1934 wurde sogar die Schließung der staatlichen Volksschule verlangt. Man sah in ihr eine Benachteiligung der katholischen Schule, die von der Pfarrgemeinde erhalten werden musste. 1935 wurde die Staatsvolksschule der römisch-katholischen Schule eingegliedert. 1938 wurde diese schließlich verstaatlicht, viele Lehrer wurden versetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Richard Wiesinger und ab 1955 Stefan Plank Schulleiter, beide um das kulturelle Leben in der Gemeinde sehr verdient. Ab 1966 wurde im Hof des Gemeindehauses ein Neubau, der Schulpavillon, errichtet. Die Volksschulen in Schallendorf und Gamischdorf wurden aufgelöst. Die Volkschule St. Michael wurde von einer dreiklassigen zu einer sechsklassigen Schule1970 wurde ein Zubau errichtet.. Ab 1993/94 war die Schule wieder dreiklassig. Der Plan einer Hauptschule wurde 1956 wieder aufgenommen und diese 1965 eröffnet. Sie war zunächst im Volksschulgebäude untergebracht, 1987 begann man mit einem Schulneubau, der 1972 geweiht wurde. Er verfügte über 15 Klassenraäume. Direktor war ab 1981 Stefan Plank. 1951 - 1974 bestand auch ein Polytechnischer Lehrgang. Ebenfalls in der Hauptschule untergebracht wurde eine Expositur der Musikschule Güssing (Leiter Walter Franz). 1956 wurde ein Pfarrkindergarten im Gebäude der ehemaligen Staatsvolksschule eröffnet. 1975 wurde das Gebäude saniert, der Kindergarten in einen Gemeindekindergarten umgewandelt. 1981 wurde ein Zubau errichtet, 1992 der Kindergarten saniert.
2014 wurde das neu sanierte Rathaus eröffnet. In politischer Hinsicht wird St. Michael von der ÖVP dominiert. 1958 bis 1967 war Josef Strauß von einer unparteiischen Liste Bürgermeister. 1971 bis 1986 leitete der Landesbeamte Franz Marosits den Ort. Es folgte der Hauptschullehrer Helmut Quarits.
Ergebnis der Gemeinderatswahl von 2017
Partei | Stimmen 2017 |
ÖVP | 53,5% |
SPÖ | 35,2% |
FPÖ | 11,3% |
2012 hatte die ÖVP noch 63,3 %. Sie verlor von ihren 12 Mandaten 3. Zum Bürgermeister wurde mit 63,66 % Erich Sziderits von der ÖVP gewählt.
In Gamischdorf, das immer Filiale von St. Michael war, ließ Adam Radostics eine Kapelle erbauen. Daneben stand ein Glockenstuhl. 1846 wurde eine Kirche gebaut, 1865 wurden Kirche und Turm erneuert, 1923 und 1937 renoviert. Weitere Renovierungen fanden ab 1971, 1986 und 1994 statt. 1978 erfolgte der Bau einer Leichenhalle. 1833 wurde in Gamischdorf erstmals ein Lehrer erwähnt. 1849 wurde ein Schulhaus errichtet, 1949 renoviert und 1959 umgebaut. Anfang der 1960er Jahre gab es heftige Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und dem Schulleiter. 1966 wurde die einklassige Volksschule aufgelöst, 1969 das Schulgebäude versteigert.
Auch Schallendorf war eine Filiale der Kirchengemeinde St. Michael. 1840 wurde ein Glockenturm errichtet - er steht heute im Freilichtmuseum in Stübing bei Graz. Im Ort gab es eine Kapelle. 1968 wurde eine neue Kapelle gebaut, die ab 1975 auch als Leichenhalle dient. Bis 1924 besuchten die Kinder die Schule in St. Michael, 1925 wurden sie in der Staatsvolksschule eingeschult. 1929 wurde eine eigene Schule genehmigt, die man 1966/67 auflöste. Das Gebäude wurde der Feuerwehr übergeben. Es löste das 1954 errichtete einfache Feuerwehrhaus ab. Der Ausbau des Güterweges nach St. Michael wurde 1937 begonnen, aber erst 1952 fertig gestellt. 1992 bis 1994 wurde die Ortsdurchfahrt neu gestaltet, 1960 die Wasserleitung gebaut und in den 1980er Jahren folgte die Kanalisation.