Dr. Paul Esterházy
Er war der älteste Sohn von Fürst Nikolaus Esterházy und Margarethe Cziráky von Csirák. Er wurde zunächst von Privatlehrern ausgebildet und lernte viele Framdsprachen. 1919 maturierte er am Piaristengymnasium in Budapest, besuchte einen Lehrgang an einer Wiener Handelsakademie und studierte anschließend Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Budapest, wo er 1924 promovierte. 1920 starb sein Vater überraschend und er musste mit 19 Jahren als neuer Majoratsherr das riesige Erbe des Esterhazyschen Fidei - Kommisses übernehmen.
Mit dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich wurde der Esterhazybesitz auf zwei Staaten aufgeteilt. Etwa zwei Drittel des land- und forstwirtschaftlichen Besitzes ( 128 000 ha) lagen in Ungarn, ein Drittel (66 000 ha) in Österreich. Die beiden Teile wurden von Eisenstadt und Ödenburg aus verwaltet. Paul Esterhazy lebte in seinem Palais in Budapest. Die Pläne, im Burgenland eine Agrarreform durch Aufteilung der Großgrundbesitzungen durchzuführen, die von den Sozialdemokraten, den Großdeutschen und dem Landbund gefordert wurden, wurden von der Bundespolitik verhindert. In Einzelfällen, etwa beim Ausbau Eisenstadts zur Landeshauptstadt, kam die Güterverwaltung den Wünschen der Öffentlichkeit entgegen. Es wurden Gebäude und Bauland zur Verfügung gestellt. Der Verpflichtung als Patronatsherr vieler Kirchen kam er weiterhin nach und förderte auch das kulturelle Leben, etwa durch Öffnung der Forchtensteiner Sammlungen. Die Spannungen zwischen Esterhazy und der Politik verschärften sich mit dem Anschluss an das Dritte Reich. Esterhazy betrat das Burgenland nicht wieder, die Esterhazygüter wurden nach der russischen Besetzung als "deutsches Eigentum" von der Besatzungsmacht in Anspruch genommen und rücksichtslos ausgebeutet. Auch der Besitz in Ungarn wurde verstaatlicht. Erst mit dem Staatsvertrag 1955 wurde der Besitz in Österreich zurück gegeben.
Paul Esterházy heiratete 1946 die Schauspielerin und Prima Ballerina der Budapester Staatsoper Melinda Ottrubay. 1949 wurde er im "Mindszenty - Prozess" als Landesverräter und wegen Devisenvergehens angeklagt und und zu 15 Jahren Kerker verurteilt. In diesem Schauprozess musste Paul Esterhazy als Symbolfigur für die ungarische Aristokratie herhalten. 1956, während der ungarischen Revolution, wurde er aus dem Gefängnis befreit und heimlich mit Hilfe seiner Eisenstädter Bediensteten aus dem Lande gebracht. Er ließ sich mit seiner Frau in der Schweiz nieder, wo er sehr zurückgezogen lebte.
Die Güter im Burgenland wurden nach dem schlimmen Raubbau durch die Besatzungsmacht allmählich saniert. Forste, Weinbau und Schilfverwertung brachten entsprechende Einkünfte. Burgen und Schlösser wurden zum Teil an Private verkauft, etwa Lockenhaus, Kobersdorf und Deutschkreutz. 1963 wurden die Patronatsverpflichtungen über 78 Pfarren aufgelöst. Schwierig war die rechtliche Situation vieler Pächter, deren Verträge noch von der USA geschlossen wurden. Für Grundaufstockungsaktionen stellte Esterhazy etwa 9000 ha zur Verfügung.
Nach dem Tod von Paul V. 1989 wurde Melinda Esterházy Alleinerbin. Sie brachte das gewaltige Erbe 1996 in vier Stiftungen ein. Aus den Stiftungserträgen sollten die Baudenkmäler wie das Schloss Esterházy in Eisenstadt und die Burg Forchtenstein sowie die Kunstsammlungen erhalten werden. Die Stiftungen umfassten noch immer riesigen Landbesitz, Immobilien, ein Weingut, viele Unternehmungen und Beteiligungen. Ein Familienrat war zunächst als Kontrollorgan vorgesehen. 2002 wurde die
Managementgesellschaft Esterhazy Betriebe GmbH gegründet. Melindas Neffe Stefan Ottrubay übernahm die Leitung der Esterházyschen Domäne im Burgenland. Der Neffe Paul Esterhazys, Anton II. Esterházy, hat keinerlei Einfluss auf die Leitung der Betriebe und keine Kontrollrechte. Die Esterházy Betriebe GmbH erwirtschaftete 2010 einen Jahresumsatz von 37,8 Millionen Euro und hatte bis zu 300 Beschäftigte, 2013 46,8 Millionen. In die Erhaltung des Eisenstädter Schlosses und der Burg Forchtenstein wurden erhebliche Summen investiert.
Melinda Esterházy verstarb am 27. August 2014 in Eisenstadt.
Mit der Landespolitik kam es immer wieder zu Konflikten, etwa wegen der teilweisen Schließung des Schlossparkes in Eisenstadt und wegen des Eisenstädter Schlosses, das an die Landesverwaltung verpachtet war, in jüngster Zeit auch um die Veranstaltungen im Steinbruch von St. Margarethen. Zur Zusammenarbeit mit dem Land kam es bei der Einrichtung der Burgspiele in Forchtenstein, bei der Errichtung der biologischen Station Illmitz und der Errichtung des Nationalparks Neusiedler See.
Daten* 23.03.1901 in Eisenstadt
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