Edmund Scholtz
Er entstammte einer evangelischen Familie aus Neudorf in der Zips, sein Vater war Förster. Scholtz besuchte die Schule in Iglau und Odenburg und studierte dann Theologie in Halle a. d. Saale und Berlin. 1891 kam er als Vikar nach Agendorf (mit Filialgemeinden Wandorf und Loipersbach), und 1893 wurde er dort zum Pfarrer gewählt. Er wurde auch Vorsitzender des Evangelischen Vereines für Äußere Mission und redigierte die „Missionsblätter", die in den westungarischen Gemeinden weit verbreitet waren und durch eine gewisse Zeit reges Interesse an der Völkermission hervorgerufen haben. Ferner gab er für die deutschsprachigen Gemeinden Ungarns ein monatliches Kirchenblatt mit dem Titel „Gotthold" heraus, dem er bald einen gleichnamigen Volkskalender an die Seite stellte. 1913 wurde Scholtz zum Senior des Oberen Ödenburger Seniorates gewählt und erhielt bei der Wahl des Bischofs im transdanubischen Kirchendistrikt im Jahre 1917 eine beachtliche Anzahl von Stimmen.
Als im Herbst 1918 die Frage der Staatszugehörigkeit Deutsch-Westungarns zur drängenden Aktualität wurde, engagierte sich Scholtz politisch, trat für eine Autonomie der deutschen Gebiete ein und schloss sich der christlichsozialen Bewegung an. Im Jänner 1920 wurde er auf der Liste der „Christlich-Deutschungarischen Integritätspartei" im Mattersburger Wahlbezirk - obwohl dieser überwiegend katholisch war - zum Abgeordneten der Ungarischen Nationalversammlung gewählt, wo er sich der Führung des Nationalitätenministers Jakob Bleyer anschloss. Er trat gegen den Anschluss des Burgenlandes an Österreich ein, da er in dem überwiegend katholischen Land eine schlechtere Stellung für die Evangelischen fürchtete. Auch teilte er Bleyers Angst, dass nach dem Verlust des Burgenlandes die in Ungarn verbleibende deutsche Minderheit geschwächt und weitgehend hilflos dem Druck der Magyarisierung ausgesetzt sein würde. In Ansprachen, Manifesten und Zeitungsartikeln und nicht zuletzt im „Gotthold" wirkte er in diesem Sinne. Als das Burgenland 1921 zu Österreich kam, blieb Scholtz weiterhin mit den Pfarren westlich der Grenze in Verbindung, auch wenn sich diese nun in erster Linie auf religiös-kulturelle Bereiche konzentrierte. „Gotthold" war weiterhin auch hier verbreitet und wurde erst allmählich durch den „Evangelischen Kirchenboten für das Burgenland" verdrängt. Andererseits blieb Scholtz wie seinem katholischen Mitstreiter Johannes Huber die Erfahrung nicht erspart, dass nach 1922 tatsächlich der magyarische Druck gegen das Deutschtum im verbleibenden Westungarn stärker wurde. 1924 gehörte er zu den Mitbegründern des „Ungarländischen Deutschen Volksbildungsvereines (UDV)", der die „Anhänglichkeit zum ungarischen Vaterland" ausdrücklich betonte, dennoch wurde Scholtz von ungarischer Seite immer wieder der Illoyalit verdächtigt. 1938 trat Scholtz in den Ruhestand und lebte in Ödenburg, politisch kaum mehr aktiv, wenn man von seinen Versuch, 1940 ein eigenes deutsches evangelisches Seniorat für Westungarn anzuregen, absieht. Dies ersparte ihm auch die Aussiedlung nach 1945.
Edmund Scholtz - Pfarrer, Abgeordneter und Kämpfer (von Michael Floiger)
Daten* 27.01.1869 in Szentjákáb (Korn. Abauj)
Theologe
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