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Kurzfassung!

Die Gerolte waren 1185/86 in Heiligenbrunn begütert. Gemeinsam mit den Güssingern bestifteten sie die Zisterzienserabtei St. Gotthard. 1183 stiftete König Bela III. die Zisterzienserabtei von St. Gotthard. 1183 wird ein Gyrolth (Gerold) erwähnt, nach dem der Ort benannt wurde. In der Urkunde von 1193 berichtet Belas III. Sohn Emmerich, dass die Zisterzienser von St. Gotthard "ad Sacrum  Fontem, in territorio vidilicet Novicastri", also beim Heiligen Brunnen, im Gebiet der Neuen Burg (Güssing), Weingärten besitzen, die sie mit Zustimmung Belas III. erworben oder geschenkt bekommen haben. Unter denjenigen, die Weingärten schenkten, war auch jener Gerolt.

 Zum  kleinen Herrschaftsbereich der Gerolte  gehörten neben Gerersdorf auch Limbach, Bocksdorf, Olbendorf und Heutal und Unter Neusiedl. In den Jahren 1444 bis 1447 bauten sie in Gerersdorf ein Kastell. Nicht bekannt ist, wie die Herrschaft Gerersdorf entstand. A. Ratz (Festschrift Kukmirn) vermutet, dass sie aus der Güssinger Herrschaft "herausgeschnitten" wurde, etwa durch Einheirat oder als Tochterviertel einer Güssingerin. 1345 war Laurentius Besitzer der Herrschaft, 1428 hatte Johannes de Girolth in Lympach 11 Portionen und in "Baxafalva" (Bocksdorf) 28 Portionen.

Interessant sind die Überreste einer Wasserburg in einem versumpften Gebiet am Zickenbach. Erhalten ist ein künstlich aufgeschütteter Rundling  (Taborriegel) mit 12 m Durchmesser, von einem Ringgraben umgeben, der vom Zickenbach gespeist wurde. Er muss ein turmartiges Gebäude getragen haben. Jedenfalls ist diese Anlage nicht mit dem Kastell der Gerolte identisch.

1444 nanntn sich die Girolt auch "de Zabai" (Zuberbach). Nach dem Aussterben der Gyrolth im Mannesstamm mit Johann de Girolth, Sohn des Jakob,  übertrug Ladislaus Posthumus 1455 Andreas Baumkircher die Herrschaft, der sie aber nicht auslöste. So wurde sie Farkas de Labanthan und Urban de Gozthon verliehen und auch die Töchter Gyrolths erhielten einen Anteil. König Mathias Corvinus schenkte die Kleinherrschaft 1465 Andreas Baumkircher.  1538 ist die Herrschaft noch im Besitz der Baumkircher - Erben, 1544 ist Franz Batthyány von Güssing Grundherr der Herrschaft Gerersdorf.  Er vermachte sie testamentarisch seiner Frau Katharina Svetkovits. Das Kastell wurde im 15. und 16. Jahrhundert zerstört. 1600 bis 1800 wird der Ort in den Urkunden Giroth oder Szent Groth genannt, ab 1800 nahezu ausschließlich Gerersdorf bzw. Nemethszentgroth.

Die Herrschaft Gerersdorf gehört zunächst der Herrschaft Schlaining an und wird dann der Herrschaft Güssing angeschlossen. . Die Türkenkriege dürften schwere Schäden verursacht haben. Der Weinbau spielte eine wichtige Rolle. Schon im Mittelalter wird das Weingebirge erwähnt. 1758 gab es 120 Weingartenbesitzer. In den Weingärten entstanden die für das Streusiedlungsgebiet typischen Söllnerhäuser. Die Söllner waren durch Abgaben und Robot weniger belastet. Im 19. Jahrhundert nahm der Weinbau ständig ab und fiel schließlich ganz der Reblauskrise zum Opfer. Bevölkerungsexplosion, Teilung des kleinen Grundbesitzes und Niedergang des Weinbaues hatten eine starke Verarmung der Bevölkerung zur Folge. Auswanderung war der einzige Ausweg. Vorübergehend versuchte sich der Ort im 18. Jahrhundert  erfolgreich im Tabakanbau.  Bis zum Jahr 1766 musste für den Tabakhandel ein Handelszins an die Herrschaft bezahlt werden. 1784 hatte  Gerersdorf ein  Marktrecht.
 

1894 begann mit Georg Wagner die Amerikawanderung in Gerersdorf. Er ging nach New York. Insgesamt folgten mehr als 480 Personen in die Neue Welt. Anfangs ging die Wanderung nach Pennsilvania, größtenteils aber nach New York.  1900 hatte Gerersdorf 1011 Einwohner. Die Auswanderung erreichte in diesem Jahr ein enormes Ausmaß: 106 Personen verließen den Ort in Richtung Amerika. Insgesamt gab es nur zwei Häuser von 190, aus denen niemand nach Amerika auswanderte. 

Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage in der Zwischenkriegszeit gab es doch einige "Fortschritte". 1922 wurde ein Männergesangsverein und 1937 eine Volkstanzgruppe gegründet.

Dominierende Persönlichkeit war schon in der Zwischenkriegszeit Andreas Nedwall. Der Kleinbauer trat der Christlichsozialen Partei bei und engagierte sich in der Raiffeisenbewegung. 1934 wurde er Ortsleiter der Vaterländischen Front. Nach 1945 war er maßgebend am Aufbau der ÖVP beteiligt und zog als Abgeordneter in den Landtag ein. 1949 bis 1956 war er Abgeordneter im Nationalrat. Er war Obmann der Güssinger Molkerei- und Lagerhausgenossenschaft und an der Errichtung der Landwirtschaftlichen Fachschule in Güssing beteiligt.

Das Kriegsende brachte in Gerersdorf schwere Schäden durch heftige Abwehrkämpfe. Mehrere Häuser brannten nieder, Kirche und Schule wurden beschädigt. Mehrere Personen kamen ums Leben. 

Nachkriegszeit

So wie in den meisten burgenländischen Gemeinden  waren die 1950er und 1960er Jahre durch eine rege Aufbauarbeit gekennzeichnet. Das Dorf war schon vor dem Krieg mit Strom versorgt, nun wurden auch die restlichen Siedlungsteile angeschlossen. Die Regulierung des Zickenbaches war dringend erforderlich, da es immer wieder zu Überschwemmungen kam. Für die Streusiedlungen war der Ausbau des Wegenetzes besonders wichtig.  1960 wurde mit dem Bau der Ortswasserleitung begonnen und ein neues Gemeindehaus errichtet.

Heute ist Gerersdorf eine typische Auspendlergemeinde. Die Nähe von Güssing wirkt sich positiv aus. Die meisten Berufstätigen - heute zunehmend im tertiären Sektor tätig - sind jedoch Fernpendler in den Grazer oder Wiener Raum. Die Bevölkerungsentwicklung zeigt das für den Güssinger Raum charakteristische Bild: einen ständige Rückgang. Hatte der Ort 1890 2078 Einwohner, waren es 2016 nur knapp  über 1000 Einwohner.

Sulz

Der westlich von Güssing gelegene Ort gehört heute zur Gemeinde Gerersdorf. Kirchlich gehörte Sulz immer zu Gerersdorf. Bekannt ist der Ort wegen seiner Mineralwasserquellen. Die archäologischen Funde  (Münzen, Statuen) zeigen, dass diese schon in der Römerzeit bekannt waren.

Im Jahre 1361 wird der Ort erstmals unter dem Namen Kapasfalua urkundlich erwähnt, allerdings nur in einer 1428 inserierten und umdatierten Urkunde. 1496 scheint Sulz unter dem Namen Soskwth alio nomine Kwpasfalwa auf. Bis in das 16. Jahrhundert herrschen die Bezeichnungen Soskuth, Sooskwth und Soskut vor, also "Salzquelle". Ab 1676 wird der deutsche Name Sulcz oder Sulz verwendet.

1539 sprach der Palatin dem Händler Sanko de Ragusio zu, 1541 ist er im Besitz des Benedikt Soskuty. 1543 scheinen die Adeligen Wolfgang und Matthias Jakabházy als Eigentümer auf. In der Folgezeit wechseln häufig die Besitzer. Unter ihnen findet man die Tarnok, Beythe und Fransics. 1683 erwirbt die Familie Saller den Ort, im 18. Jahrhundert die Familie Festetics. Unter ihr wurde um 1800 der alte Hof abgerissen und das neue Kastell  im klassizistischen Stil und der Gutsof  erbaut. Im 19. Jahrhundert wurden das Kastell und der gegenüber liegende Quellenhof zu einem beliebten Kur- und Badzentrum für die ungarische Oberschicht. Ab 1857 war Karl von Talosy Besitzer des Badebetriebes. Der Quellenbesitzer Alfred Stein versuchte den Ruf des Bades wieder herzustellen. Mit dem 2. Weltkrieg verfielen die Anlagen.

Der Ort wurde im 16. Jahrhundert mit Kroaten neu besiedelt. In wirtschaftlicher Hinsicht war der Steinbruch  bzw. der große Kalkofen von Sulz, der von den Batthyány betrieben wurde, von Bedeutung. Erst 1980 wurde der Schotterabbau eingestellt. Vorübergehend, während des 2. Weltkrieges, spielte auch der Tabakanbau eine Rolle. Ein großer Trockenschuppen wurde gebaut. 1953 wurde eine Schlachthalle der Burgenländischen Viehverwertungsgenossenschaft  gebaut (bis 1974 in Betrieb).

Die Abfüllung des Mineralwassers erfolgte ab 1956 durch die Montan AG für Bergbau und Kohle. Das Wasser der "Vita-Quelle" wurde offiziell als Heilwasser erklärt. Das vom Verfall bedrohte Gebäude wurde vom Kastellverein Sulz übernommen, renoviert und 1973 unter Denkmalschutz gestellt.

Die kommunalen Aufgaben umfassten in den 1950-er und 1960-er Jahren so wie in den anderen Gemeinden  der Bau der Wasserleitung und der Ausbau des Wegenetzes zu den Streusiedlungen, dazu kam der Neubau der Volksschule, Bau der Filialkirche.

Rehgraben

Einige Tondüsenfragmente lassen auf urzeitliche Eisenverarbeitung schließen.

1537 wurde das Gebiet erstmals urkundlich erwähnt. So wie in Sulz wurden auch in Rehgraben vermutlich in den Jahren 1535 bis 1545 kroatische Flüchtlinge angesiedelt, die 12 Jahre Abgabenfreiheit erhielten. Nach 1720 tauchen neben kroatischen und ungarischen auch deutsche Familiennamen wie Seier, Jost und Neubauer  auf. Bis ins 18. Jahrhundert wurde der Ort als Psastya, später Prasca oder Oraschevo bezeichnet, die Ungarn übersetzten den Ortsnamen mit Özgödör. In der Zwischenkriegszeit hong die kroatische Sprache immer mehr in den Tückzug und verschwand in den vergangenen Jahrzehnten vollständig.

1896 hatte Rehraben541 Einwohner in 85 Häusern. Dann setzte der starke Bevölkerungsrückgang auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Situation ein. Die Amerikawanderung war für viele Familien die einzige Rettung.

1930 entstand an der Stelle eines Glockenturmes die heutige Filialkirche. 1926 wurde ein Feuerwehrhaus erbaut und 1835 bis 1838 eine einklassige Volksschule. In der Zwischenkriegszeit bestand ein Ziegelofen. Er wurde 1964 stillgelegt. Am Zickenbach bestand eine Mühle mit Sägewerk. 1959 wurde die Wasserleitung in den Bergen, ab 1861 auch im Dorf errichtet.

Mit 1. Jänner 1971 erfolgte die Zusammenlegung mit Sulz zur Gemeinde Gerersdorf. Wegenetz, Straßenbeleuchtung und Aufbahrungshallen wurde errichtet, vor allem aber die Kanalisation in Angriff genommen. Die neue Volksschule entstand in Gerersdorf, die Volksschule in Sulz wurde zum Kindergarten. Die Volksschule in Rehgraben wurde zum "Dorfzentrum".

Politische Entwicklung

In der Gemeindepolitik dominiert die ÖVP. In der letzten Gemeinderatswahl 2012 erhielt sie 56,77 % der Stimmen und  9 Mandate, die SPÖ bekam 6 Mandate. In Sulz war der Anteil der ÖVP etwas geringer. Zum Bürgermeister wurde mit 58,83 %  Wilhelm Pammer gewählt.