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Urgeschichte und Römerzeit

Der älteste Fund auf Golser Gebiet stammt aus der späten Kupferzeit um 3000 bis 2700 v. Chr. Es ist dies ein kleines Kupferbeil, dessen genauer Fundort leider unbekannt ist. Aus der Bronzezeit kamen in den Weingärten südlich des Ortes einige Keramikscherben ans Tageslicht. Ein Schwertklingenbruchstück wurde von einem Raubsammler verschleppt. Auf den Zitzmannsdorfer Wiesen nahe der Golser Gemeindegrenze wurde 1926 ein Gräberfeld mit mehreren Hügelgräbern aus der Hallstattzeit ausgegraben. Die dazugehörende Siedlung befand sich vermutlich auf Golser Gebiet. Einer der künstlich aufgeschütteten Hügel des Seewinkels ist der "Hollebühel" oder "Grundhübel" am Zusammenstoß der drei Gemeinden Gols, Podersdorf und Frauenkirchen. Er ist 1,6 m hoch und hat einen Durchmesser von 50 Metern. Er war ursprünglich höher und ist heute schon fast eingeebnet.

In der Römerzeit wurden auch auf Golser Gebiet mehrere Gutshöfe angelegt. Zwar wurde keiner von ihnen ausgegraben, Kleinfunde aber lassen Rückschlüsse auf deren Lage zu. 1980 wurden südlich des Ortes interessante Kleinfunde gemacht, darunter zahlreiche Münzen und ein Lot aus Blei. 1968 wurden in der Ried Innere Hochluß Scherben und Ziegel gefunden, eindeutig Überreste einer villa rustica. Kurios ist ein Dachziegel mit dem Abdruck einer Hundepfote. Der Gutshof war vermutlich sehr groß, hatte verschiedene Nebengebäude, wahrscheinlich auch eine Schmiede und ein Heiligtum. Die Schmiede wird durch einen Amboss beugt. Ein 75 cm hoher Weihestein wurde von einem Soldaten der 10. Legion, die in Vindobona stationiert war, errichtet. An der Gemeindegrenze zu Neusiedl kam ein weiterer römischer Altar zum Vorschein. Er wurde dem Gott Merkur geweiht, von einem Veteranen der 14. Legion, der zum Dienst beim Statthalter von Pannonien abkommandiert war und für die öffentliche Sicherheit und die Straßenerhaltung zuständig war, also vermutlich der Kommandant einer Polizei- oder Straßenstation.

Am bekanntesten ist jedoch der Grabstein der Matta, der im burgenländischen Landesmuseum ausgestellt ist. Er wurde schon 1781 erstmals beschrieben. 1923 kam der Grabstein in die Sammlung Wolf. Matta ist in keltischer Frauentracht abgebildet, mit boischem Pelzhut, mit einem Umhang, einem Ärmelgewand mit breitem Gürtel und Zierband, mit Flügelfibeln auf den Schultern. In der linken Hand hält sie wahrscheinlich eine Spindel- Matta, die Tochter des Cato, war 75 Jahre alt, das Grabmal wurde von ihren Kindern errichtet. Sie war eine frei geborene Einheimische. Der Trachtenhut kommt auch auf anderen Grabstelen vor, etwa in Au am Leithagebirge, in Hornstein und Jois. Die ungewöhnliche Sitzdarstellung scheint auf eine hervorragende soziale Stellung, etwa als lokale Boierfürstin, hinzudeuten.

Literatur:

  • Karl Kaus, Gols in Urgeschichte und Römerzeit. In: Gols. Geschichte einer Marktgemeinde. Gols 2006

 

Mittelalter

Gols war die Gründung eines  wahrscheinlich aus dem österreichischen Raum stammenden Vornehmen namens Gallus. Der Ortsname ist sicher nicht von einem Kirchenpatron, dem Hl. Gallus, abzuleiten. Die hochmittelalterliche Kirche war dem Hl. Jakobus geweiht. Die Flurnamen zeigen, dass das Dorf vom Anfang an deutsch besiedelt war. Die ersten Familiennamen aus dem frühen 14. Jahrhundert sind ebenfalls deutsch, 1503 etwa Wallner, Umathum, Felseisen, Lehner. Türken- und Kuruzzenzüge und die Pest forderten zwar auch in Gols viele Menschenleben, doch konnten diese Verluste rasch wieder ausgeglichen werden. Eine gelegentlich behauptete Zuwanderung aus dem schwäbischen Raum ist quellenmäßig nicht zu belegen. Auch zu einer Zuwanderung aus den benachbarten Orten in das evangelische Gols kam es nicht. Die Familiennamen lassen auch über das verlustreiche Türkenjahr 1683 hinweg eine bemerkenswerte Kontinuität erkennen. Zuwanderung gab es vereinzelt aus den evangelischen Orten Bernstein - Pinkafeld - Oberschützen, aus dem Ödenburger Raum, aus Rust und Preßburg. Die Geistlinger (Geißlinger) stammten wohl ursprünglich aus der Stadt Geißlingen- Im Zuge der Rekatholisierung durch Paul Esterházy verließen relativ viele  Golser, etwa 24 Familien,  den Markt und siedelten sich in der benachbarten Herrschaft Ungarisch Altenburg, etwa in Zurndorf, Nickelsdorf, Dt. Jahrndorf, Ragendorf, oder in Preßburg an.

Anders als die meisten Nachbargemeinden war Gols während seiner gesamten Geschichte im Besitz mehrerer Grundherrn, darunter Familien des Hochadels, aber auch Kleinadeliger. Das macht die Herrschaftsgeschichte etwas kompliziert.

1217 wurde der Ort erstmals als "Villa Galus" urkundlich erwähnt, in einer Urkunde König Andreas II. für das Kloster Heiligenkreuz. Sie betraf die Schenkung des früher von Petschenegen bewohnten Ortes "Leginthov" (Mönchhof). In einer "verunechteten" Urkunde, die später ausgefertigt wurde aber wohl inhaltlich der Urkunde von 1217 entsprach, werden die Granzen von Mönchhof genauer beschrieben. Danach hatte westlich von Mönchhof, also in Gols, ein gewisser Matthias ein Haus und Grundbesitz. Nach ihm trug Gols auch den Namen Mátéháza. 1278 ist im Bereich von Gols der Besitz eines Philipp von Zerk nachgewiesen (nach Zerk, Szerk in der Umgebung von Ragendorf).  Zwei Linien der Familie Zerk hatten um 1300 Besitzanteile, insgesamt 18 1/2 ganze Bauernlehen. Etwas später war Gols in den Händen der Herrn von Gahling (Kálnoki), die von den Kimlingern abgelöst wurden, und der Tompek von Karlburg (Oroszvár, Rusovce). Die Kimlinger (Hauptsitz Kimle) hatten auch in Wüstsommerein (Sommerein in der Wies) , in Breitenbrunn, Oggau, Schützen u.a. Besitzungen, auch in Pahlendorf, einem im 16. Jahrhundert aufgelassenen Dorf südlich von Gols. Die Familie Tompek (Thannpeck) leitete sich von einem Perlup (Berthold) von Walbersdorf ab. Dessen Enkel Johann und Georg "de Oroszvár" (von Karlburg) spielten als Günstlinge König Sigismunds eine wichtige Rolle. Georg wurde in der Schlacht von Nikopolis gegen die Türken 1396 von einem Pfeil getroffen, der sechs Jahre lang in seinem Kopf stecken blieb. Er bekam 1401 Burg und Herrschaft Schlaining. Neben der Herrschaft Karlburg hatten die Tompek Besitzungen in Gols, Walbersdorf, Loipersbach und Agendorf. Die Schlaininger Tompek verloren ihre Besitzungen unter Friedrich III. an Andreas Baumkircher.Die Besitzungen im Norden fielen über Johann Tompeks Tochter Magdalena an die Joláth de Jaár, dann über deren Tochter Ursula an Wolfgang Jósa de Vassan. 1484 schenkte König Matthias Corvinus nach dem Rückfall der Besitzungen der Kimmlinger deren Anteil seinem Schatzmeister Urban Dóczy de Nagylucse, Bischof von Raab, und an Valentin de Thankhaza, dessen Erben ihren Anteil an Urban verkauften. Die Dócsy bzw. Nahylucsei wurden also die Nachfolger der Kimlinger in Gols. Unter dem Namen Lipcsei besaßen sie bis in das 17. Jahrhundert den größeren Teil des Dorfes. Nach ihrem Aussterben fiel ihr Anteil an die Lippay. Der Anteil der Karlburger gelangte in weiblicher Erbfolge an Sebastian Rauscher aus einer Adelsfamilie, die in Gattendorf und Kaltenstein Güter besaß. Sebastian Rauscher war 1550 Vizegespan von Wieselburg.

Durch die spätmittelalterliche Agrarkrise war der reiche Weinbauort Gols wohl weniger betroffen. Die Bwohner von Pahlendorf übersiedelten nach Gols. Auch das Dorf Vogeldorf zwischen Frauenkirchen, Gols und Mönchhof wurde teilweise eingegliedert.

Frühe Neuzeit

Zwischen 1598 und 1601 ging die Zahl der bewohnten Häuser stark zurück, eine Folge der Pest. 1622, nach Bocsky und Bethlenaufstand, wurden in Gols 10 öde Bauernsessionen und 6 Verarmte gezählt. Wahrscheinlich wurde der Ort so wie die Nachbardörfer von den polnischen Truppen Bethlens verwüstet. Gols erholte sich aber schnell. 1626 gab es nur mehr 3 öden Häuser.

Neben den Rauscher und den Lipcsay gab es vorübergehend noch andere Teilbesitzer in Gols, etwa Balthasar I. Batthyany und Stefan Dersffy sowie Pfandbesitzer. Besonders wichtig unter ihnen war Nikolaus Istvánffy, königlicher Protonotar und Geschichtsschreiber der Türkenkriege. Zwar besaß er in Gols nur einen kleinen Besitzanteil, hatte aber am Königshof großen Einfluss. So trug er maßgeblich zur Markterhebung und Wappenverleihung durch Kaiser Rudolf II. im Jahre 1582 bei.Gols bekam 3 Jahrmärkte und einen Wochenmarkt verliehen.  1576 stellte Istvánffy neben Sebastian Rauscher dem Ort ein Privileg aus, das einen frei gewählten Richter vorsah, dem die Richter der einzelnen Herrschaftsteile unterstanden und als Geschworene tätig waren. Auch an der schriftlichen Fixierung eines Banntaidings (Rechtsvorschriften) 1584 sowie eines Bannbuches und eines Waisenbuches war er maßgeblich beteiligt. Leider sind weder Banntaiding noch das Waisenbuch erhalten.  Istvánffy war in jungen Jahren Sekrtär von Nikolaus  Oláh, Erzbischof von Gran und Reichskanzler. Später wurde er kaiserlicher Rat und Vizepalatin. Rudolf II. erhob ihn 1582 in den Freiherrnstand. Seine Tochter Eva heiratete Johann Draskovich, den späteren Palatin,die zweite Tochter Ursula Johann Lipcsey, deren Tochter Elisabeth heiratete Nikolaus Malakóczy. Die Anteile der Draskovich und Malakóczy gingen 1697 über Bischof von Neutra an den Fürsten Paul Esterházy. Vorübergehend war auch ein berühmter Kriegsheld, Ladislaus Majthényi von Kesselökeö Grundherr in Gols. Er kämpfte an der Seite von Nikolaus Zrinyi und Markus Horvath-Stansith gegen die Türken. Kaiser Maximilian II. machte ihn zum Hauptmann der Festungen Klein-Komorn, dann von Papa und von Altsohl.

Die größten Grundherrn in Gols waren die Rauscher und die Lipcsey, daneben besaßen die Batthyany-Dersffy und Istvánffy sowie die Nadasdy de Petned kleinere Anteile. 1596 scheint Margaretha Choron von Devencser, die Witwe von Christoph Nadasdy, als Golser Grundherrin auf. Die Nadasdy verpfändeten ihren Besitz an ihren Hofbeamten Petrus Eörsy und dessen Kindern. Palatin Nikolaus Esterhazy sprach 1530 diesen Besitz Sigismund Eörsy zu. Die Tochter seiner Schwester vermachte 1674 ihren Pfandbesitz ihrem Gatten Georg Hamerla. Dieser übertrug testamentarisch den Golser Besitz  - 20 Bauern-und Söllnerhäuser - sowie eine Kurie in Neusiedl 1686 dem Paulinerorden. 1689 wurde das Kloster in Neusiedl eingeweiht. Der Golser Besitz blieb bis zur Aufhebung des KLosters 1786 im Eigentum der Pauliner und wurde dann der ungarischen Hofkammer unterstellt. Um 1818/19 wurde er der Herrschaft Ungarisch Altenburg des Erzherzogs Karl angeschlossen. 1847 ging er an dessen Sohn Albrecht über. Der Rauscher-Besitz wurde weiter geteilt. In weiterer Erbfolge gelangten Teile an die Familie Rumy und an Daniel Esterhazy. Der Anteil des Tompek-Nachkommen  Benedikt Josa de Savol - 32 Untertanen - fiel nach dem kinderlosen Aussterben der Familie an die Krone zurück. 1613 wurden damit Martin Grimmel, Doktor der Philosophie und Medizin, und Paul Mauroch, kaiserlicher Zollbeamter, belehnt. Dem widersprachen aber mit Erfolg zahlreiche Verwandte.

1649 hatte Gols insgesamt 78 Viertellehen. 1767 72 Viertellehen, daneben eine große Anzahl von Söllnerhäusern. Ihre Hofstätten bestanden nachweislich schon im 16. Jahrhundert. 1648 hatten die Docsy den größten Anteil, gefolgt von Daniel Esterhazy und den Semnyey. Kleinere Anteile hatten die Perneszy, Eörsa, Amade, Draskovich und Lypthay. Die Güter der Docsy gingen bis 1654 an die gräfliche Familie Lippay über. Georg Lippay wurde Erzbischof von Gran und Kanzler. Auch sein Bruder Caspar, Pfandherr von Jois und Neusiedl am See, war Präsident der ungarischen Hofkammer. Georg Lippay musste aber zahlreiche Besitzungen seiner Familie verpfänden. Johann Gubasóczy, Bischof von Neutra und später Erzbischof von Kalocsa und Kanzler, lieh ihm Geld und wurde so Pfandherr der Lippay-Besitzungen in Gols. Gubasóczy kaufte weitere Kleinanteile hinzu. 1686 trat er seinen Anteil an Gols dem Collegium Pazmaneum der Jesuiten in Wien ab. Die Stiftung sollte der Heranbildung von katholischen Geistlichen in der Diözese Neutra dienen, die einst mit "haeretischen Praedicanten gefüllt gewesen", von ihm aber schon zum Teil "gesäubert" worden war, Durch die Übergabe an die Jesuiten sollte wohl auch die Gegenreformation in Gols, dessen Einwohner noch überwiegend evangelisch waren, vorangetrieben werden. Die Jesuiten setzten ihre Untertanen durch hohe Abgaben unter Druck.

Am 24. März 1704 marschierte der kaiserliche Feldmarschall Heister von Neusiedl aus nach Gols, um die etwa 600 Kuruzzen, die sich dort verschanzt hatten, zu vertreiben. Die Kuruzzen verteidigten sich einen ganzen Tag lang, Heister ließ die Kirche mit zwei Kanonen beschießen. Dabei ging fast der gesamte Markt in Flammen auf. Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder Übergriffe der Soldateska beider Seiten. Die Weinvorräte wurden immer wieder geplündert.

Vor dem Türkenkrieg 1683 bestanden 144 Häuser, davon 60 Bauern- und 84 Söllnerhäuser. Davon unterstanden 56 den Doczy, 22 den Rauscher-Nachfolgern (Rumy, Esterhazy u.a.) , 20 den Amadé und 17 den Eörsy, der Rest kleineren Grundherrn. Schon 1618 wurden außerdem der Pfarrhaus, das Schulhaus, ein Wirtshaus und zwei Salpetersiedereien erwähnt. 1697 unterstanden den Fürsten Esterhazy 39 Bauern- und 61 Hofstättenhäuser, die Pauliner besaßen 10 Viertellehensbauern und 12 Söllner, Gräfin Maria Esterhazy 3 Viertellehensbauern und 4 Söllner, der Pfarrer von Rust, Baron Aleexander Sennyey, besaß 4 Hofstätten. Die Gesamtzahl der Häuser betrug 139. Der Ort hatte sich noch nicht ganz vom Türkenzug erholt. Insgesamt lagen von den Häusern noch 37 öde. Die Auswirkungen des Türkenkrieges waren also katastrophal.

Gegen die Errichtung eines Meierhofes durch die Grafen Lippay setzten sich die Golser erfolgreich zur Wehr. Im 18. Jahrhundert mussten sie aber einen Teil der Weide, der an Frauenkirchen grenzte, an die fürstliche Herrschaft abtreten. Große Probleme hatten die Golser mit den Jesuiten des Pazmaneums, seit 1686 Pfandinhaber eines großen Teils des Marktes. Diese vermehrten die langen Fuhren und erhöhten die Abgaben. Die Golser weigerten sich , eine Wiese in Zitzmannsdorf zu mähen. In einem Prozess wurden ihnen hohe Strafzahlungen auferlegt.Es ist zu vermuten, dass es sich dabei auch um Maßnahmen zur Disziplinierung der "unkatholischen" Untertanen handelte.

Paul Esterházy versuchte den reichen Weinbauort Gols an sich zu bringen und seiner neuen Herrschaft Frauenkirchen anzuschließen. Es gelang ihm, über gewährte Darlehen an die verarmten Lippay Rechtsansprüche zu erwerben. 1697 befand sich bereits der größere Teil von Gols in seinem Eigentum. 1702 wurde sein Golser Besitz der Herrschaft Frauenkirchen angeschlossen. Zahlreiche Einsprüche gegen diese Transaktionen blieben vergeblich. König Leopold I. erteilte seine Zustimmung. Anschließend versuchte Esterhazy auch die übrigen Besitzportionen mit Ausnahme der der Pauliner in Neusiedl zu erwerben. Auch die Nachkommen des Daniel Esterhazy verkauften ihre Golser Besitzungen.

Paul Esterházy verschärfte das Vorgehen gegen die Evangelischen und drangsalierte diese durch Einquartierungen von Militär. Die Soldaten verlangten täglich acht Speisen, im Sommer sogar Eis zur Kühlung des Weines. Das hatte die Auswanderung von 24 Familien zur Folge. Sie gingen nach Zurndorf, Dt. Jahrndorf, Ung. Altenburg, Preßburg. Auf den Druck antworteten die Golser mit Scheinkonversion, die jedoch keinerlei Dauerwirkung hatte.

Der Markt Gols wurde besonders häufig von Bränden heimgesucht. Die dichte Bebauung und die Stroh- und Schilfdächer begünstigten die Ausbreitung. 1721 brannten Pfarrkirche und Pfarrhof ab, 1722 in einem gelegten Feuer über 80 Häuser, Kirche, Schule. Es gab drei Tote. 1747 vernichtete ein Großfeuer den ganzen Markt. 1749 brannten 42 Söllnerhäuser ab, 1779 64 Bauernhäuser. Weitere Brände gab es 1789, 1813 und 1818, als innerhalb einer halben Stunde 179 Häuser abbrannten, darunter die evangelische Kirche, Pfarr- und Schulhaus, Der Schaden betrug 371 816 Gulden. 1838 war wieder ein Großteil des Ortes betroffen. Weitere Großbrände gab es 18391840, 1841. 1841 wurden die in Quartier liegenden Ulanen der Brandstiftung beschuldigt. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung mit den Bauern. Als Gegenmaßnahme wurden viele Scheunen an den Ortsrand verlegt und die Dächer immer mehr mit Ziegeln gedeckt sowie die Rauchfänge aus Ziegeln gemauert. Im 19. Jahrhundert wurden schon Feuerversicherungen abgeschlossen. Feuerordnungen wurden erlassen und Löschübungen abgehalten. Die vielen Brände verursachten auch den Verlust wertvoller Dokumente, etwa der Pfarrmatriken und der Gemeindebücher sowie von geistlichen Büchern der Evangelischen (Bibeln, Gebetbücher).

Zur Zeit der Abfassung des Maria Theresianischen Urbars (1767 - 1773) besaß in Gols die fürstliche Linie der Esterhazy 246 Untertanen, davon 75 behauste Bauern und 127 behauste Söllner sowie 44 Inwohnerfamilien. Die Pauliner besaßen 53 Untertanen  - 17 behauste Bauern, 29 behauste Söllner und 7 Inwohner, die Witwe von Karl Esterházy (gräfliche Linie) 11 Untertanen, davon 3 Bauern, 4 Söllner und 4 Inwohner, Genral Emmerich Esterhazy 1 Bauern, 3 Söllner und 3 Inwohner, Baron Paul Barbocsay 9 Bauern, 4 Söllner und 2 Inwohner. Die vielen Söllner und Inwohner fanden im Weinbau Arbeit. Nach der Markerhebung dürfte auch das Handwerk eine Belebung erfahren haben. Es gab 15 Wohnhäuser für Salpetersieder (Salitterer), einen Herrschaftskeller, ein Militärquartierhaus, ein Gemeindewirtshaus, eine Fleischbank und ein Halterhäuschen. Insgesamt waren es 290 - 295 behauste Wohnparteien. Die Bevölkerung des reichen Markt- und Weinbauortes wuchs also rasch.

Ein Viertellehenshof besaß 1702 11 - 12 Joch Hausacker, eine Hauswiese und 7-14 Pfund Hausweingärten (Satzl, Alte Satz, Satzweingarten), also  an das Haus gebundene Weingärten. Dazu kamen die Überlandgründe und vor allem die ausgedehnten Überländweingärten. Trotz der stetigen Verkleinerung der Hofeinheiten zu halben Höfen bis ins 16. Jahrhundert und zu Viertelhöfen im 17. und 18. Jahrhundert verfügte ein Golser Viertelbauer aber noch immer über mehr Grund als ein ganzer Lehensbauer in anderen Dörfern. Dazu trug auch die Eingemeindung von Pahlendorf bei. Nach dem Maria Theresianischen Urbar wurden zu einer ganzen Session 22 Joch Ackerland und 10 Tagwerk Wiesen gerechnet. Insgesamt wurden 105 Bauernhöfe mit zusammen 54 ganzen Sessionen gezählt, darunter ein ganzer Hof, 34 Sechsachtelhöfe, 9 Fünfachtelhöfe, 37 Dreiachtel- und 4 Einachtelhöfe. Dazu kamen 167 Hofstätten und 60 Inwohner. Insgesamt lebten im Dorf 332 Familien in 272 Häusern. Durch Rodungen ehemaligen Weidelandes  zwischen 1773 und 1785 wurden die Ackerflächen stark ausgeweitet. Dazu trug auch das Absiken des Grundwasserspiegels, auch durch den "Golser Kanal", einem im Jahre 1832 angelegten Entwässerungsgrabens, bei. Infolge der Verringerung der Wiesen- und Weideflächen ging die Viehhaltung zurück.

Die Abgaben waren in den einzelnen Herrschaftsanteilen unterschiedlich. Zum Teil konnten sie in Geld abgelöst werden. Insgesamt waren die Geldabgaben der Golser ungewöhnlich hoch, wohl eine Folge der günstigen wirtschaftlichen Lage und der vielen Möglichkeiten, die die Golser für den Verkauf ihrer Produkte auf den großen Märkten  (Neusiedl. Bruck, Hainburg, Preßburg, Wr. Neustadt) hatten. Für ein halbes Lehen waren etwa zu Georgi und Michaeli 19 Gulden und 60 Denare Hauszins zu zahlen. Als regelmäßige Robot fiel die Bearbeitung der herrschaftlichen Eigenweingärten und die Bearbeitung einer herrschaftlichen "Breite" in Frauenkirchen an. Eine schwere Belastung waren die vielen "weiten Fuhren" in die diversen Herrschaftszentren. Von den Weingärten wurde das Bergrecht, eine feststehende Mostabgabe, eingehoben, im Lipcsey - Teil das "Neuntel". Der der Kirche gebührende Zehent wurde ebenfalls von den Grundherrn eingehoben. Durch die unterschiedliche Einhebung der Abgaben kam es immer wieder zu Konflikten. Für die KLosteruntertanen liegen umfangreiche Robotverzeichnisse vor: Jede Viertelsession musste 71 Tage in den Klosterweingärten und -feldern arbeiten, dazu 40 Tage mit Zugvieh. Jährlich mussten sieben Wagen Mist in die Klosterweingärten gebracht werden. Jedes halbe Söllnerhaus musste 150 Tage in den Klosterweingärten  roboten, dazu 100 Tage auf den Feldern, im Garten und im Kloster. Nach dem Maria Theresianischen Urbar mussten die Bauern 56 1/2 Tage Zugrobot oder 113 Tage Handrobot leisten, 5 1/2 Pfund Gespinst und 1 Gulden 8 Kreuzer statt der Hühner zahlen. Die Inwohner mussten 12 Tage Handrobot leisten. Das Maria Theresianische Urbar brachte erhebliche Erleichterungen. Insgesamt mussten 2882 Tage Zug- und 9491 Tage Handrobot geleistet werden.

Seit dem 16. Jahrhundert wuchs der Viehbestand stark an. Als Zugtiere wurden Pferde und Ochsen verwendet. Die letzte große Erweiterung des Ackerlandes fand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts statt. Frühere Weideflächen wurden gerodet. 1767/73 war die Ackerfläche 1959 Joch groß, 1823 schon 3742  Joch. Allmählich fand die Nutzung neuer Kulturarten wie Mais und Erdäpfel Eingang.  Man ging zur Fruchtwechselwirtschaft mit neuen Düngungsmethoden über. Das Rebland war schon im 13. und 14. Jahrhundert stark ausgeweitet worden. Neben den Hausweingärten  wurden viele Überländweingärten, die nicht zur Urbarialsession gehörten, angelegt. Im 18. Jahrhundert umfasste das Weingebirge rund 260 ha. Damit war Gols die flächenmäßig größte Weinbaugemeinde des gesamte Komitates Wieselburg. Nach der "Bauernbefreiung" wurden wieder neue Weingärten angelegt, die Weingartenfläche stieg auf 370 ha. Durch das Auftreten der Reblaus kam es vorübergehend zu einem Rückschlag, den man aber schon in der Zwischenkriegszeit überwinden konnte. Die Mechanisierung im Weinbau setzte erst nach dem 2. Weltkrieg ein. Im Golser Weingebirge hatten auch die Grundherrn viele Eigenweingärten. Diese wurden von den Golsern bearbeitet. Die Herrschaften hatten in Gols auch eigene Keller. Die Herrschaftsweingärten wurden überwiegend in Robotarbeit bewirtschaftet, vereinzelt auch in Lohnarbeit. Gemeinde und Pfarren besaßen ebenfalls Weingärten. 1884 umfasste der Besitz der Herrschaft Frauenkirchen 7,8 ha Weingärten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie verkauft. Der angeblich schon 1551 erbaute "Fürstenkeller", 19 mal 6 m groß und mit einem Steingewölbe,  wurde 1923 verpachtet, 1927 verkauft.

1752 brach zwischen den Bauern, die das Dorf beherrschten, und den Söllnern ein offener Streit aus. Die Söllner beschwerten sich beim Fürsten über die Unterdrückung durch das Marktgericht. Sie fühlten sich bei der Steuereinhebung und bei den Einquartierungen benachteiligt. Ihnen wurde auch der Einblick in die Gemeindefinanzen verwehrt. 1753 wurden nach langen Verhandlungen die Streitigkeiten beigelegt. Die Söllner sollten zur Richterwahl und zur Rechnungslegung zugelassen werden, nicht aber zum Richteramt. Die Befriedung war jedoch nicht endgültig. Es gab auch weiterhin Klagen gegen das Marktgericht. Ein Konflikt entstand etwa auch, als 1768 der katholische Ortspfarrer Kiesling wegen der Berufung eines neuen evangelischen Marktschreibers aus Preßburg auftrat. Der Frauenkirchner Verwalter Pohl warnte aber davor, die Golser Volksseele unnötig zu reizen. Gefährlich für Gols war der Versuch der Esterházy in der Mitte des 18. Jahrhunderts ganz Pahlendorf als herrschaftliches Eigengut zu beschlagnahmen, um große Viehmeierhöfe zu errichten. Die Golser konnten sich durchsetzen. Auch um die freie Wahl des Marktrichters gab es weiterhin schwere Konflikte mit der Esterhazy - Herrschaft.

Von der Siedlungsform her ist Gols ein Straßendorf mit einem linsenförmig erweiterten Anger. Am Anger lagen die Pfarrkirche, der Pfarrhof und das Schulhaus. Der Friedhof musste nach außen verlegt werden. Die Pfarrkirche wurde schon im 13. Jahrhundert gebaut, 1482 wird ein Pfarrer genannt. Die Feuergefahr bedingte die Verlegung vieler Stadel an den Ortsrand. Noch im Mittelalter entstand die Neustift, im 19. Jahrhundert die Kleinhäuslersiedlung "Am Anger". Im 17. Jahrhundert wurden zwei Tore errichtet, die aber bald wieder verfielen.

Trotz des Jahrmarktes und der Wochenmärkte lebten in Gols relativ wenige Handwerker, zumeist in Hofstätten. Die Konkurrenz der nahen  Märkte - Neusiedl und Frauenkirchen - war zu groß. Die Handwerker waren meist Katholiken. 1734/35 gab es in Gols 2 Kürschner, 6 Schuhmacher, 2 Schmiede, 2 Wagner4 Schneider, 1 Weber, 1 Seifenmacher, 5 Fassbinder, 1 Tischler, 1 Bäcker und einen Wundarzt. Auch mehrere Musikanten wurden erwähnt. 1807 kamen etwa 1 Schlosser und 1 Bürstenbinder hinzu. In der damaligen Landeskonskription wurden 24 Handwerksmeister genannt, die meisten arbeiteten allein. Von größerer Bedeutung waren nur die Fassbinder. Der Wein wurde ja zumeist im Gebinde verkauft. Es gab nur eine Mühle, eine Rossmühle, 1866 eine Windmühle, die später in eine Dampfmühle umgebaut wurde. Neben den ansässigen Bauern und Söllnern hielte sich im Marktort Gols vorübergehend auch zugewanderte Handwerker, Landarbeiter und Händler auf. Viele Zigeuner, die aus der ganzen Umgebung kamen, ließen in der katholischen Pfarrkirche in Gols ihre kirchlichen Handlungen vornehmen und scheinen entsprechend oft in den Matriken auf. Für die Offiziere der sehr häufig in Gols einquartierten Soldaten wurde im 18. Jahrhundert ein eigenes Quartierhaus errichtet.

Wie in vielen anderen Orten des Seewinkels war die Salittererzeugung ein wichtiger Wirtschaftszweig. Ausgangsmaterial für die Salpeterherstellung waren die Böden  und Wände der Ställe. Salitterwerke wurden wegen der Brandgefahr am Dorfende angelegt. 1618 wurden in Gols zwei Salitterer erwähnt. Die Salittererzeugung wurde kontinuierlich bis ins 18. Jahrhundert betrieben. Die Arbeiter waren anfangs Inwohner, bauten sich später aber bei den Siedereien kleine Häuschen. Sie bildeten eine eigene Rechtsgemeinschaft mit einem "Salitter - Richter". Im Zuge der Reformen Maria Theresias wurden die 16 Salittererhäuschen den Söllnerhäusern zugerechnet und bekamen kleinen Grundbesitz. Die Salitterer weigerten sich jedoch, Hauszins zu zahlen und Robot zu leisten. Schließlich verkauften die Salitterer die beiden Sudhütten dem Fürsten Esterhazy. Auch in Frauenkirchen und Pamhagen errichtete die Herrschaft neue Salittereien. Eine der Golser Siedereien wurde aufgelassen. Das große Problem der Golser Werke war immer der Holzmangel. 1789 wurde für alle drei Salittereien ein Pachtvertrag mit Johann Georg Lippingerm Zicksodafabrikant aus Illmitz, abgeschlossen.  1808 wurde die Golser Salitterei stillgelegt, das Gebäude für Wohnzwecke verwendet und nach dem großen Brand von 1818 abgerissen. 1839 wurden Bohrversuche auf Ziegelerde vorgenommen und bald darauf die Ziegelerzeugung aufgenommen. Ein neuer Ziegelofen mit Lehmgrube, Brandofen und Trockenschuppen entstand außerhalb der Marktsiedlung. Die "Ziegler" kamen aus Mähren und aus dem Veneto.

Die Golser hatten also das Privileg erhalten, einen gemeinsamen Dorfrichter für alle Besitzanteile zu wählen. Durch sollten die Streitigkeiten zwischen den einzelnen Besitzer-Portionen beseitigt werden. Anders als in den meisten Dörfern, wo der Schulmeister die schriftlichen Arbeiten erledigte, hatte Gols schon früh einen "hauptberuflichen" Marktschreiber. Diese Marktschreiber  stammten oft aus bürgerlichen Kreisen und hatten teilweise Universitätsbildung. Z. B. studierte der gebürtige Preßburger Johann Matthias Roßler an der evangelischen Universität Jena, die Marktschreiber Kleinrath und Wrapp kamen aus wohlhabenden Ruster Bürgerfamilien, Johann Ulrich von Frankenberg stammte aus einer adeligen schlesischen Ritterfamilie. Nur Georg Portschy stammte aus einer Golser Familie. Neben dem Amt des Marktrichters und seiner Geschworenen war das Amt des Bergmeisters und der Berggeschworenen besonders wichtig. Sie waren für alle Weingartenangelegenheiten zuständig. Dann gab es einen Zechmeister oder Kämmerer für alle Wirtschaftsangelegenheiten der Gemeinde, den Kirchenvater, den Waisenvater, den Zimenter, den Fleischbeaschauer usw. In Gols gab es Hebammen, Bader (Chirurgen, Wundärzte). 1844 wird sogar ein Tierarzt erwähnt. Der Markt hatte das Weinschankrecht. Zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten stand dieses jeweils für drei Tage dem katholischen Pfarrer zu. 1774 errichtete die Herrschaft Frauenkirchen in Gols ein Bierschankhaus, das Bier kam aus der Frauenkirchener Brauerei. Dagegen wehrte sich die Gemeinde vergeblich. 1798 errichtete der Markt ein neues Wirtshaus. Das Schankrecht wurde 1850 durch einen Vertrag geregelt.

Literatur:

  • Prickler Harald, Gols vom Hochmittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Ortschronik, S. 49 - 195

 

Von 1848 bis 1918

1850 hatte Gols 1656 Einwohner und 310 Häuser, 1920 aber schon 2393 Einwohner und 421 Häuser. Der Marktort wuchs also rasch, hauptsächlich wegen der hohen Geburtenraten. 1851 waren von den 1656 Einwohnern 1408  evangelisch und 248 katholisch. 1861 waren 9 Einwohner Juden, die der Kultusgemeinde Frauenkirchen angehörten. 1868 gab es 2129 Einwohner, 328 katholisch, 1634 evangelisch, 15 Juden. 1886 hatte der Ort 2277 Einwohner, 1733 evangelisch, 520 katholisch, 24 Juden.  In der Volkszählung von 1880 wurde die Muttersprache erhobe. 1927 waren Deutsche, 187 Magyaren und 34 sonstige. 1900 hatte der Ort 2318 Einwohner, 2124 waren deutschsprachig. 83,3 % waren in der Landwirtschaft, 8,3 % in Gewerbe und Industrie, 1,4 % im Handel. 1,1 %  im öffentlichen Dienst und in Freien Berufen beschäftigt. Bis 1910 änderte sich daran nur wenig. Im Zeitraum von 1860 bis 1893 wanderten 322 Personen aus.  Es gab zwei konfessionelle Volksschulen. Ab 1868 wurde die evangelische Schule zweiklassig geführt, das Schulgebäude aufgestockt.  1871 wurde ein Postamt eingerichtet.

Mit den Gesetzen von 1848 änderte sich auch in Gols sehr viel. Die Grundherrschaft und die grundherrliche Gerichtsbarkeit wurden abgeschafft., die allgemeine Steuerpflicht  und ein neues Wahlrecht - freilich noch immer ein Zensuswahlrecht - wurden eingeführt. Im Komitat Wieselburg, das zwei Abgeordnete zu wählen hatte, gab es zwei Wahlkreise. Gols gehörte zum Wahlbezirk Zurndorf bzw. Neusiedl a.S. Der Zehent an die Kirche wurde aufgehoben. Ein geplantes Gemeindegesetz konnte wegen der ausbrechenden Revolution nicht mehr verwirklicht werden. Der Marktrichter, fünf Geschworene blieben im Amt.

Am wichtigsten war natürlich die Bauernbefreiung (Grundentlastung, Urbarialregulierung). Die Grundherrn wurden aus Landesmittel für alle bisherigen Urbarialleistungen entschädigt. Schon 1846 war die gemeinsame Hutweide zwischen der Herrschaft und der Bauerngemeinde aufgeteilt worden. 1862 wurden die Überländgründe abgelöst. Insgesamt mussten von den drei Herrschaften etwa 1125 Joch Grundabgelöst werden. 12 Jahre hindurch hatten die Bauern beträchtliche Zahlungen zu leisten. Anfang der 1870er Jahre wurden einige Riede, besonders Wiesen, aufgeteilt. Ein großer Teil der Hutweide blieb ungeteilt und gehörte der bis ins Jahr 2000 bestehenden Urbarialgemeinde. 1893 verwaltete sie 38 ha Acker, 293 ha Weide und 12 ha Wald. Bis 1978 wurden aber alle Grundstücke verkauft.

 Der Krieg gegen die aufständischen Ungarn war mit Abgaben verbunden. Im Oktober 1848 mussten die Truppen von Jellachich versorgt werden, bald daruaf auch die ungarische Armee, im Dezember die kaiserlichen Truppen. Einquartierungen, Fuhrwerksleistungen und Vorspanndienste waren an der Tagesordnung.

1949 wurde eine provisorische Verwaltungsorganisation geschaffen. Drei Bezirkskommissariate (Neusiedl, Ragemndorf, Wieselburg) wurden eingerichtet. Gols gehörte zum Kommissariat Neusiedl. Ab November 1849 wurden Richter, Geschworene und Notar vom Komitatsvorstand auf Vorschlag des Bezirkskommissars eingesetzt. Der Gemeinderichter hieß nun offiziell Gemeindevorstand. 1876 wurde eine Kreisarztstelle Gols - Mönchhof geschaffen. Katastralvermessung und Grundbuchanlage waren die wichtigsten administrativen Vorhaben. 1856 wurde die erste Katastralmappe in 29 Blättern verfasst. 1888 entstand die Freiwillige Feuerwehr.  Als 1890 der Vizegespan Statuten und Kommandosprache in Ungarisch verlangte wehrten sich die Golser vehement.

Gols war nach wie vor trotz der Märkte nahezu ein reines Bauerndorf, 1851 waren 23 Handwerker tätig, die vor allem für den lokalen Bedarf arbeiteten. Die Ziegelei trug dazu bei, dass die Stroh- und Schilfdächer ersetzt werden konnten. 1860 waren 8 Arbeiter beschäftigt und erzeugten 210 000 Mauer- und 300 000 Dachziegel. Gols blieb auch in den 1850er und 1860er Jahren der bedeutendste Weinbauort des Komitates. In den 1870er und 1880er Jahren erfolgte eine Intensivierung des Ackerbaues und des Weinbaues. Wiesen und Weiden wurden aufgeteilt, vermehrt Mais, Kartoffel, Futterrüben, Zuckerrüben und Raps angebaut. 1898 wurde die Neusiedler Seebahn eröffnet, Gols erhielt einen Bahnanschluss. Der Reblausbefall verursachte auch in Gols ab 1891 schwere Schäden. Erst ab 2904 gab es eine leichte Erholung. Mit den neuen reblausimmunen Unterlagsreben konnten die Weingärten rekultiviert werden. Diese Maßnahmen wurden von Paul Karl Vetter, ab 1896 Weinbaukulturinspektor des Ödenburger und Wieselburger Komitates und Direktor der Weinbauschule in Ödenburg, besonders gefördert. 1932 ließen ihm die Golser an der Straße nach Weiden ein Denkmal errichten.

Literatur:

  • Seedoch Johann, Gols von 1848 bis 1918. In: Ortschronik Gols

 

Zwischenkriegszeit

1923 hatte Gols 2606 Einwohner, davon nur mehr 28 Ungarn. Die Bevölkerung nahm von 1923 bis 1934 um 12 % zu. 1939 hatte Gols 3023 Einwohner.  Die Auswanderung ging weiter, allerdings nur in geringem Ausmaß. Noch immer war der Ort eine fast reine Agrargemeinde. 90% der Bevölkerung waren in der Landwirtschaft tätig, im Gewerbe nur 7-8%.

In der Anschlussfrage war - so wie in den meisten Orten - die Dorfintelligenz ungarnfreundlich, vor allem die Notare Ennst Bekessy und Ernst Gömbös waren magyarische Nationalisten.  Auch der katholische Pfarrer Stefan Békeffy wirkte für Ungarn. 1919 war Lorenz Schmelzer Bürgermeister, Lorenz Göschl und Michael Schreiner Vizebürgermeister. Sie waren proösterreichisch und wurden ihrer Funktion enthoben. Vor allem die Notare kämpften mit allen Mitteln für Ungarn. Nach dem Anschluss an Österreich quittierte Gömbös freiwillig seinen Dienst. Die dreißigköpfige Gemeinderepräsentanz blieb zunächst im Amt, 1921 wurde als Gemeindeverwaltungskommissar der bisherige Richter Matthias Gmall eingesetzt. Nach der Landtagswahl von 1922 blieb der Großdeutsche Gmall weiterhin im Amt. In der Gemeinderatswahl von 1923 erhielt die Vereinigte Bürgerpartei (Großdeutsche und Landbund) 450 Stimmen, die Soziademokraten 233 Stimmen. (Mandatsverhältnis 10:4)- Bürgermeister wurde Mathias Bernthaler, ab 1924 Lorenz Schmelzer. Nach heftigen Konflikten mit dem Sozialdemokraten Mathias Fleischhacker mussten 1924 Bezirkshauptmannschaft und Landesregierung eingreifen. Bernthaler trat zurück, in einer Neuwahl wurde Lorenz Schmelzer gewählt, Vizebürgermeister wurde Johann Achs. 1927 erhielten die Sozialdemokraten 290 Stimmen und 4 Mandate, die Wirtschaftspartei (Großdeutsche und Landbund) 729 Stimmen und 11 Mandate. 1931 kandidierten auch die Christlichsozialen , erhielten aber nur ein Mandat, der Landbund hingegen 10, die Sozialdemokraten 6. Bürgermeister wurde Paul Achs. Da es in Gols keine Wehrformationen gab blieb es bis 1931 ruhig. Zu Beginn der 1930er Jahre spitzten sich die Gegensätze im Gefolge der Wirtschaftskrise und der hohen Arbeitslosigkeit zu. Ab Herbst 1931 erhielten die Nationalsozialisten starken Zulauf und entfalteten eine rege Versammlungs- und Veranstaltungstätigkeit. Im Sommer 1931 bauten sie eine Organsation auf. Einer der Redner war der Wiener Gauleiter Frauenfeld. In einer großen Bauernversammlung im November 1931 trat der Kreisleiter der NDAP, Mag. Walter Rentmeister, als Redner auf und fand vor allem unter den Jungen regen Zuspruch. Eine SA - Ortsgruppe wurde gegründet. Die Raufereien häuften sich, trotz hoher Strafverfügungen, Ein Vorfall im Gasthaus LUnzer vor Weihnachten 1031 forderte mehrere Verletzte. In Gols wurden auch Podersdorfer Heimwehrleute, die von der Türkenjahrgedenkfeier in Wien zurückkehrten, angegriffen. NSDAP - Ortsobmann war Lorenz Weiss, SA - Sturmführer Johann Wurm.  Sie wurden verhaftet. NS - Anhänger aus Gols und Weiden zogen nach Neusiedl, um ihre Freilassung zu erzwingen. Militär musste eingesetzt werden. Nach dem Parteiverbot entfalteten die Golser Nationalsozialisten eine rege illegale Tätigkeit. Auch die Kommunisten wurden in Gols aktiv, eine Ortsgruppe kam jedoch nicht zustande. Auch Gemeinderäte des Landbundes neigten der illegalen NSDAP zu. Drei von ihnen verloren ihre Mandate, zwei protestierten erfolgreich gegen die Aberkennung. Während der Februarunruhen 1934 blieb es in Gols ruhig, ebenso während des Juliputsches, obwohl bereits ein Großteil der Bevölkerung mit den Nationalsozialisten sympathisierte. 1934 wurde eine Ortsgruppe der Vaterländischen Front gegründet, 1937 wurde der "Gemeindetag" gebildet. Der evangelische Pfarrer Friedrich Geistlinger sollte ihm angehören, lehnte jedoch ab. Andreas Schmelzer übernahm das Bürgermeisteramt.

1925 wurde der Golser Weinbauverein gegründet, 1926 eine Kellereigenossenschaft. Ein Musterkeller wurde eingerichtet und erhielt eine Presse mit hydraulischem Druckwerk. 1931 ein Musterweingarten, 1932 ein weiterer Musterweingarten mit Drahtrahmensystem.  Durch Teilnahme an Ausstellungen sollte der Weinabsatz verbessert werden. Neue Weinsorten wurden erprobt. Das Denkmal für Vetter wurde 1932 in Anwesenheit von Bundeskanzler Dollfuß und des burgenländischen Landeshauptmanns Dr. Alfred Wahleim vorgenommen. Der Weinbau litt in den 1930er Jahren unter einer starken Überproduktion mit Preisverfall.

Neben dem Weinbau spielte die Viehhaltung noch immer eine R9lle. 1926 wurde eine Viehzuchtgenossenschaft gegründet, die leistungsstarke Muttertiere beschaffen sollte. Sie wurde jedoch schon 1934 wieder aufgelöst. Eine Golser Milchgenossenschaft gab es schon seit 1901. Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges musste der Betrieb eingestellt werden. Erst 1923 wurde er wieder aufgenommen, mit täglichen Milchtransporten nach Wien. Eine Tiefkühlanlage wurde errichtet. Die Elektrifizierung erfolgte durch das Elektrizitätswerk Dressler & Klier in Frauenkirchen.  1927 wurde ein Spar- und Darlehensverein gegründet, aus dem später die Raiffeisenkasse wurde. 1926 wurden die Märkte wieder aufgenommen. Die Jahrmärkte waren auch VIehmärkte- Von den 4 Gasthöfen boten drei auch "Fremdenzimmer" an. Die kleinen, für den örtlichen Bedarf arbeitenden Gewerbebetriebe und Geschäfte waren vor allem während der Wirtschaftskrise zum Teil verschuldet.

Markanteste Persönlichkeit der Zwischenkriegszeit war Lorenz Schmelzer. Er bewirtschaftete 42 Joch, darunter 5 ha Weingärten. Im öffentlichen Leben wie im Vereinsleben war er stark engagiert. 1924 bis 1931 war er Bürgermeister, Bezirksobmann des Landbundes, seit 1930 Kammerrat, 1932 Ökonomierat. Er war die treibende Kraft bei der Errichtung des Gemeindekellers.

Literatur:

  • Tobler, Felix, Gols 1918 - 1938. Ortschronik Gols S. 221-262

 

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

In Gols gab es große Sympathien für den Nationalsozialismus. Vom Regime des katholischen Ständestaates fühlte man sich diskriminiert.Aber ea gab auch wirtschaftliche Gründe. Viele Weinbauern waren in einer Existenzkrise. Im Herbst 1937 wurden 20 bis 30 Burschen verhaftet, nachdem es immer wieder Aktionen der illegalen NSDAP gegeben hatte (Hakenkreuzschmierereien an den Hauswänden, Plakate usw.).

Am 11. März 1938 waren viele Golser an der "Machtübernahme" in Eisenstadt beteiligt. Am 12. März verhafteten die Nationalsozialisten die Gemeindefunktionä#re der Vaterländischen Front, ließen sie aber am Abend wieder frei. Die Abstimmung über den Anschluss an das Deutsche Reich erbrachte nur "Ja" - Stimmen. Am 25. April fand die erste Sitzung des neuen Gemeindetages statt. Lorenz Weiss wurde zum Gemeindeverwalter bestellt. Ihm zur Seite standen drei Beigeordnete und 8 Gemeinderäte. Im Feber 1939 wurde Andreas Leitner Bürgermeister, von Oktober 1940 bis 1945 übernahm Andreas Nittnaus das Amt. Ortsgruppenleiter war Johann Wurm.

Die jüdischen Familien wurden am 26. März 1938 .aus Gols vertrieben. Die Familie Roth führte im Ort ein Kaufhaus und eine Bau - und Brennstoffhandlung  Die Familien Brock, Spira, Friedmann flüchteten über Zurndorf nach Ragendorf in Ungarn. Da sie weder Ungarn noch die Tschechoslowakei aufnehmen wollte mussten sie Monate auf einem Schleppkahn auf der Donau verbringen. Schließlich bekamen sie die ERlaubnis zur Weiterreise nach Palästina. Die jüdischen Vermögen wurden beschlagnahmt, durch Treuhänder verwaltet und arisiert. Das Geschäft des Eduard Roth wurde von kommissarischen Leitern verwaltet uns schließlich verkauft. Der jüdische Grundbesitz wurde an Kleinhäusler verpachtet. Die Schnittwarenhandlung des Koloman Brock und die Gemischtwarenhandlung der Magdalena Friedmann wurden liquidiert.

Im Frühjahr 1943 wurden mehrere Männer und Frauen verhaftet. Im November wurden sie des Hochverrates angeklagt. Bald nach dem "Umbruch" im März 1938 hatte sich eine Widerstandsgruppe aus Kommunisten, ehemaligen Sozialdemokraten  und Schutzbündlern gebildet, die Verbindung nach Wien hatte.  Ihr gehörten die Familien Georg Wurm jun. und Georg Wurm sen. an. Auch Eisenbahner aus Mönchhof gehörten ihr an. Von April bis Mai 1943 kam es zu einer Verhaftungswelle. Georg Wurm wurde zum Tode verurteilt und im Mai 1944 in München hingerichtet, ebenso der Schumachermeister Johann Karner. Die anderen erhielten langjährige Zuchthausstrafen: Georg Wirm senior, Gregor Wurm, Stefan Gaal, ein Maurer, der Bauer Paul Bacher, Theresia Spiess, geborene Wurm, Susane Allacher, geborene Wurm, Michael Gredinger.

Mit großem Propagandaaufwand wurde die Entschuldung der Bauern verkündet. Sie bekamen langjährige Kredite zu niedrigen Zinsen. Insgesamt waren 41 Bauern von Zwangsexekutionen betroffen. Die Entschuldungskredite wurden aber wenig angenommen. Die Modernisierung der Landwirtschaft wurde gefördert, die ersten Traktore angeschafft, der Bau von Silos und Gärfutterbehältern gefördert. Am wichtigsten waren aber die Veränderungen im Weinbau. In kürzester Zeit konnten die Lager zu akzeptablen Preisen geleert werden. Schon im Sommer 1938 machte sich in der Landwirtschaft Arbeitskräftemangel bemerkbar. Während des Krieges erzielte der Wein Höchstpreise. Trotzdem ging die Weingartenfläche zurück. Männer mssten einrücken, Pferde mussten an die Wehrmacht abgegeben werden. Es gab immer wieder Schwierigkeiten, da die Golser die vorgeschriebenen Lebensmittelmengen nicht abliefern konnten. Ab 1940 kamen polnische Arbeiter nach Gols. 1941 waren 298 Golser eingerückt; als Ersatzarbeitskräfte kamen 10 polnische und 13 französische Kriegsgefangene, ab 1942 auch verstärkt "Ostarbeiter". Letztere wurden bezahlt und konnten sogar eine Leistungszulage erhalten. 1943 waren 29 "Ostarbeiter" in Gols beschäftigt. Anfang November 1944 wurde auch in Gols mit dem Bau des "Südostwalls"  (Reichsschutzstellung) begonnen. Einige Hundert Zwangsarbeiter waren in Scheunen und Ställen untergebracht.

Beim Herannahen der Front wurde in Gols eine Zwangsevakuierung organisiert. Viele Familien verließen schon Ende März den Ort. Am 2. April, Ostermontag, rückte die Rote Armee ohne Kampfhandlungen in Gols ein. In den ersten Tagen kam es auch in Gols zu zahlreichen brutalen Übergriffen, 13 Menschen begingen Selbstmord. Über 50 Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden zerstört. Am 4. April wurden vom Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch tausende sojetische Kriegsgefangene durch Gols nach Halbturn transportiert. Es gab keine Lebensmittel mehr, kaum Zugvieh, keine Traktoren und keinen Treibstoff. Besonders schlimm war der Mangel an Brennmaterial. Wilde Plünderungen und Requirierungen waren an der Tagesordnung, nicht nur durch Sowjetsoldaten, sondern auch durch "Hamsterer" aus Wien. Von den Russen wurde immer wieder Wein requiriert.  1845 lagen etwa 2500 ha unbebaut, es gab kein Saatgut. Die fehlenden Arbeitskräfte, die noch in Kriegsgefangenschaft waren, wurden zum Teil durch 1ß2 ausländische Arbeitskräfte, davon 83 Batschkadeutsche, durch Volsdeutsche aus Ungarn und Rumänien ersetzt. Auch einige Frauen aus der Ukraine und Polen waren in Gols geblieben.

Von der Besatzungszeit bis zur Gegenwart

1946 hatte Gols 2920 Einwohner, darunter auch viele heimatvertriebene Volksdeutsche, besonders aus den grenznahen Dörfern des Heidebodens. 1947 lebten in Gols 55 Volksdeutsche aus Ungarn, 15 aus Pressburg und Umgebung. 1947 waren noch 89 Golser  hauptsächlich in sowjetischer in Kriegsgefangenschaft, 43 Personen wurden noch vermisst.

Die große Not vieler Familien konnte durch verschiedene Hilfsaktionen etwas gemildert werden, etwa durch Spenden für Kinder. 99 Kinder wurden von der Gemeinde namhaft gemacht, darunter 29 Waisen und 1 Vollwaise. Langsam begann der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude und des Stromnetzes. Schon ab 1946 wurden vermehrt Neubauten errichtet, Parzellen für die Verbauung freigegeben. Von 1945 bis 19951 wurden 157 Häuser neu aufgebaut, allein 1949 gab es 51 Neubauten. Auch die Straßen wurden saniert. Schon 1946 wurde eine erste Weinkost veranstaltet.

Das Verbotsgesetz vom 8.Mai 1945 sah die Registrierung der Nationalsozialisten vor, Mitte Mai wurde eine entsprechende Verordnung erlassen. Wer sich nicht registrieren ließ sollte mit Kerker von 1 bis 5 Jahren bestraft werden. In Gols wurde bei einer Hausdurchsuchung eine Liste gefunden, die die Namen von 170 "Illegalen" enthielt. 103 Mitglieder hatte die SA. Vom Gemeindeamt Gols wurden jene Personen gemeldet, die für eine gerichtliche Verfolgung in Betracht kamen: 10 Personen, davon 9 Illegale. Sie wurden beschuldigt, sie hätten am 13. März 1938 die Schüler veranlasst, Bürgermeister Andreas Schmelzer, Kammerrat Lorenz Schmelzer und Ortsbauernrat Johann Nittnaus zu bespucken und mit Steinen zu bewerfen. Als "Kriegsverbrecher" wurden Ende Oktober 1945 drei Personen registriert, darunter der Ortsgruppenleiter und der Kreisbauernfü+hrer.  Sie wurden verhaftet und in das Kreisgericht Bruck, dann in das Landesgericht Wien eingeliefert. Zwei Personen wurden beschuldigt, als Denunzianten gedient zu haben. Die Erfassung der Nationalsozialisten erfolgte schließlich durch die sowjetische Ortskommandantur Neusiedl. Die Gendarmerie legte eine Liste vor, in der 264 Personen als registrierpflichtig erfasst wurden, 185 davon waren Parteimitglieder. Gemeindebedienstete und einige Lehrer wurden entlassen, einige Geschäfte und Trafiken wurden geschlossen. Viele Golser Nationalsozialisten, meist "Illegale", wurden in das Zwangsarbeitslager Neusiedl eingeliefert. Nach dem Nationalsozialistengesetz von 1947 wurde erneut eine Registrierung angeordnet und eine Einteilung in "Belastete" und "Minderbelastete" vorgenommen. Es wurden Sühneleistungen verlangt, etwa Berufsverbote und Einkommenskürzungen. "Belastete" wurden vom aktiven und passiven Wahlrecht ausgeschlossen. Als "Belastete" galten nur mehr jene, die eine politische Funktion in der NSDAP innegehabt  hatten - in Gols 13 Personen. 1948 wurde eine Amnestie für Minderbelastete erlassen. Die Maßnahmen gegen die "Belasteten" wurden erst 1957 aufgehoben.

Georg Schmelzer wurde zunächst provisorischer Bürgermeister, dann erster demokratisch gewählter Bürgermeister. Die Gemeinderatsmandate wurden nach den Ergebnissen der Wahl von 1931 verteilt. Im Ende Mai eingesetzten provisorischen Gemeindeausschuss saßen Vertreter der ÖVP, SPÖ und der Kommunisten. Auf Drängen der Kommunisten wurden gegen Schmelzer polizeiliche Untersuchungen eingeleitet und er wurde abgesetzt. Vom russischen Kommandanten und den Kommunisten wurde Georg Toth als Bürgermeister eingesetzt. Die ÖVP zog sich aus dem Gemeinderat zurück und dieser wurde im Oktober 1946 vom russischen Kommandanten aufgelöst. Der neue Gemeinderat setzte sich nur aus Kommunisten und Sozialisten zusammen. Georg Toth war wieder Bürgermeister, Matthias Allacher (KPÖ) und Georg Holzhammer waren Vizebürgermeister. Im Jänner 1947 wurde Lorenz Schmelzer von der ÖVP als Bürgermeister eingesetzt. Das Verhältnis zur Besatzungsmacht wurde immer wieder gestört, etwa durch Wildereien der Besatzungssoldaten vom Flugplatz Parndorf. Die Bevölkerung sah sich in ihrer Sicherheit beeinträchtigt.

Im November 1947 kam es zu heftigen Unruhen, die einen Toten und vier Schwerverletzte forderten.  Die Golser hatten das ihnen vorgeschriebene Kontingent an Brotgetreide nicht abgeliefert. Am 31. Oktober 1947 fand daher eine Visitation der dortigen Steegmühle durch Beamte des Österreichischen Brauwirtschaftsverbandes statt. Es wurden Schwarzvermahlungen und verbotene Mengen an Getreide festgestellt. Daraufhin wurde der Müller im Auftrag der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl von der Gendarmerie verhaftet und in das Bezirksgericht Neusiedl eingeliefert. Am 5. 11. kam ein Beamter der Bezirkshauptmannschaft zu weiteren Untersuchungen zur Mühle, wo er von einer größeren Menschenmenge wenig freundlich empfangen wurde. Diese verlangte die Herausgabe ihres Mehls. Er lenkte den Zorn auf den Bürgermeister, der angeblich die Mahlkarten nicht hatte ausstellen lassen. Das half aber nicht viel. Der Beamte wurde von etwa zehn Burschen verprügelt. Nur unter Gendarmerieschutz konnte er die Mühle verlassen. Der Bezirkshauptmann ließ daraufhin die Schulabteilung der Gendarmerieschule Rust ausrücken. Am 6.11.1947 gelang es, drei der Burschen zu verhaften. Dies hatte nun einen regelrechten Aufruhr zur Folge. Die alarmierte Ortsbevölkerung, angeblich 1200 Personen, eilte herbei. Die Gendarmerie drohte den Waffengebrauch an, was aber nicht viel nützte. Die Gendarmen wurden verhöhnt und beschimpft.  (Chronik des Landesgendarmeriekommandos Burgenland). Lorenz Schmelzer wurde seines Amtes enthoben, Stefan Zwölfer aus Halbturn als "Regierungskommissär" eingesetzt. Erst im Juni 1949 gab es wieder einen provisorischen Gemeindeausschuss, der auf der Grundlage der Ergebnisse der Nationalratswahl von 1945 15 Mitglieder hatte. Georg Schmelzer wurde wieder Bürgermeister. In den Wahlen von 1954 entfielen auf die ÖVP 10 Mandate, die SPÖ 5 und auf die KPÖ zwei Mandate. 1949 dürften die deutschnational gesinnten Golser erstmals wieder wählen. Der VdU erreichte auf Anhieb 220 Stimmen.

Von 1960 bis 1990 erfolgten massive Veränderungen im sozialen und wirtschaftlichen Gefüge. Die geschlossen Agrargesellschaft wandelte sich zu einer offenen, sozial und räumlich mobilen Gesellschaft (Huber, Ortschronik S. 338). 1951 hatte Gols 3126 Einwohner. Davon waren 74 %  in der Landwirtschaft, 10 % in Industrie und Gewerbe und 16 % im Dienstleistungsbereich beschäftigt. Der Weinbau war noch immer der wichtigste Wirtschaftszweig. Das größte Problem war der zu geringe Weinabsatz. Viele kleine Weinbauern gerieten in aussichtlose Situationen. 1950 etwa gab es fünf Selbstmorde. Die Absatzkrise von 1959 hatte Demonstrationen zur Folge, es wurden Preisregulierungen verlangt. So setzte die Flucht aus der Landwirtschaft ein. Zudem waren keine Arbeiter zu bekommen. Kleinbauern nahmen Arbeit in der Industrie an. Die Direktvermarktung des Weines schien den einzigen Ausweg zu bieten. Allmählich wurde die Landwirtschaft modernisiert und motorisiert. Das Ergebnis dieser Entwicklung war eine starke Veränderung des Lebensstils (Elektrogeräte, Fernseher, Autos ...).

1961 hatte der Ort 3120 Einwohner, 77 % in der Landwirtschaft, 14 % in Industrie und Gewerbe und 9 % in Dienstleistungen. Der große Strukturwandel folgte in den 1960er und 1970er Jahren. Die Bevölkerung stieg an, 1971 lebten in Gols 3287 Menschen, um 5,4 % mehr als vor zehn Jahren, vor allem als eine Folge der positiven Geburtenbilanz. Das dörfliche Handwerk wurde weitgehend von den Massenprodukten verdrängt. Der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung sank bis 1971 auf 52 % - ein Prozess, der sich bis in die Gegenwart fortsetzte. 1991 waren es nur mehr 29 %. Der Dienstleistungssektor stieg auf 47 %. Gols wurde zu einer Auspendlergemeinde2001 gab es 943 Auspendler.

Die Bevölkerung wuchs weiterhin, vor allem durch Zuwanderung. Auch die Zusammensetzung änderte sich. 2001 gaben  93,7 % Deutsch als Umgangssprache an, 1,8% Ungarisch und 1,5 % Türkisch. Nach der Religion waren 70,8 % evangelisch, 23,6 % katholisch, 1,6 % islamisch.

 1971 waren schon 73 % der Rebfläche auf Hochkultur umgestellt. 1951 bis 1971 stieg die Rebfläche von 562 ha auf 1379 ha, 1960 bis 1985 kamen etwa 1000 ha Rebfläche hinzu, hauptsächlich Weißweinsorten. Die Zahl der Weinbaubetriebe stieg 1961 bis 1971 von 437 auf 610. Einige Betriebe bewirtschafteten bereits über 10 ha.   Diese explosionsartige Ausweitung wurde dann durch den Weinskandal, durch Überproduktion und Absatzkrise, beendet. Die Winzergenossenschaft, der ohnedies nur ein kleiner Teil der Weinbauern angehörte, musste 1977 zusperren. Eine Folge des Weinskandals war die Trendwende von der Massenproduktion zur Erzeugung von Qualitätsflaschenweinen. Die Rotweinfläche wurde immer stärker ausgeweitet. 2004 waren  schon nahezu die Hälfte der Produktion Rotweine (20,7 % Zweigelt, 13 % Blaufränkisch). Eine junge und gut ausgebildete Winzergeneration übernahm die Führung und ist heute auch international sehr erfolgreich.  In der Betriebsgrößenstruktur kam es durch Zukauf und Pachtung  eine Konzentration auf Betriebe über 10 ha. Es entstanden große, plantageartige "Weingüter", die zunehmend aus dem Dorf hinaus verlagert wurden.

Die räumliche Entwicklung des Dorfes war und ist durch eine enorme Ausdehnung der verbauten Flächen gekennzeichnet. Schon in den späten 1940er und in den 1950er Jahren entstanden zahlreiche Neubauten. In den 1960er und 1970er Jahren folgte ein Bauboom, begleitet von entsprechenden Infrastrukturmaßnahmen. Neue Straßenzüge wurden angelegt. 1971 wurde ein Flächenwidmungsplan erlassen. In den 1990er Jahren stammten nur mehr 12,3 der Gebäude aus aus der Zeit vor 1944. 1991 bis 2001 wurden weitere 121 Gebäude fertig gestellt, hauptsächlich Einfamilienhäuser in offener Bebauung, vereinzelt auch Wohnungsanlagen. Neue Winzerhäuser entstanden in bevorzugter Lage, etwa am Goldberg.  In Richtung Mönchhof wurde ein Gewerbegebiet aufgeschlossen.

In den 1950er Jahren begann der Ausbau der Infrastruktur, des Stromnetzes, der Straßen und Wege. Eine neue moderne Schule sollte Volks- und Hauptschule beherbergen. Deren Verwirklichung sollte sich aber noch über viele Jahre hinziehen. In der Gemeinderatswahl von 1958 kandidierte erstmals die FPÖ, die 222 Stimmen und drei Mandate erlangte. Die ÖVP blieb stärkste Partei, verlor aber 248 Stimmen und ein Mandat. Die SPÖ erhielt 6 Mandate, die KPÖ stürzte von 202 auf 77 Stimmen und ein Mandat ab, Mathias Achs wurde zum Bürgermeister gewählt. 1958 bis 1962 wurden die Feldwege verbessert, die Schule fertig gestellt und der Umbau des Kindergartens durchgeführt. 1960 wurde der Volksschulneubau eröffnet. In der Wahl von 1962 gewann Matthias Achs mit der ÖVP wieder die absolute Mehrheit.  (12 Mandate, SPÖ 5, FPÖ 2 Mandate). Er wurde mit 14 Stimmen wieder zum Bürgermeister gewählt. 1963 begann der Bau der Ortswasserleitung, Gols trat dem Wasserleitungsverband nördliches Burgenland bei. Der Bau einer Leichenhalle wurde beschlossen und die Kommassierung abgeschlossen. 1967 /68 begann der provisorische Unterricht in der Hauptschule, ein neues Gebäude mit Sportanlagen wurde beschlossen. In der Gemeinderatswahl 1967 kandidierte Matthias Achs nach innerparteilichen Streitigkeiten mit einer eigenen Liste. Seine Heimatliste erhielt 761 Stimmen, die ÖVP nur 340 Stimmen, die SPÖ 397 Stimmen. Die FPÖ gewann ein Mandat dazu. Achs wurde Bürgermeister, die Zusammenarbeit klappte aber nicht. Die ÖVP und die FPÖ unter Lorenz Schreiner waren eine scharfe Opposition. Der Streit ging vor allem um die Gemeindeschulden (Hauptschulneubau, Kanalisation, Kläranlage). Trotz des Streites wurden der Bau eines Schwimmbades und die Veranstaltung des Golser Volksfestes beschlossen. Das Volksfest war eine Idee des Schuldirektors Meixner, der diese bald sehr erfolgreiche Veranstaltung organisierte. Am 10. Feber 1970 wurde gegen Bürgermeister Achs  in einer turbulenten Gemeinderatssitzung ein Misstrauensantrag gestellt. Sowohl von seinen Gegnern wie auch von eigenen Parteifreunden wurde ihm ein eigenmächtiger Führungsstil vorgeworfen. Neuer Bürgermeister wurde der zweite Vizebürgermeister Klenner, nachdem sich zwei Mandatare der Heimatpartei bereit erklärt hatten, weiter zu arbeiten. In der Gemeinderatswahl von 1972 wurde die SPÖ mit Ferdinand Klenner erstmals stärkste Partei. Die Hauptschule wurde - nur für Gols - fertig gestelt, das Gemeindegasthaus verkauft und die Errichtung eines neuen großen Amtsgebäudes beschlossen.

1977 erreichte die SPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten Matthias Achs einen Erdrutschsieg Sie bekam 52,51 % der Stimmen und 13 Mandate, Die ÖVP 24,93 % und 6 Mandate, die FPÖ 8,84 % und zwei Mandate. Altbürgermeister Achs bekam mit seiner "Parteilosen Liste" ein Mandat, Altbürgermeister Klenner, aus der SPÖ ausgetreten, mit seiner Bürgerliste Klenner ebenfalls ein Mandat. Der neue Bürgermeister war um Konsens bemüht, ein "Mann mit Dynamik, Engagement, Durchsetzungskraft und Visionen" (Huber, Ortschronik S.400). Matthias Achs war in den folgenden sechs Gemeinderatswahlen Spitzenkandidat und gewann jeweils Stimmen hinzu. Er machte auch auf Landesebene Karriere (Landtagsabgeordneter, Bundesrat). Wichtigste Aufgaben waren zunächst Ortskanalisation, Müllbeseitigung  und das neue Amtsgebäude (mit Sparkasse, Gendarmerie und Post). In der Gemeinderatswahl 1981 konnte die SPÖ 56,96 % der Stimmen, die ÖVP 31,6 % und die FPÖ 10,79 % erzielen. Das größte Problem war die Trassenführung der Ostautobahn. 1987 erreichte die SPÖ erneut die absolute Mehrheit, 1992 wurde Matthias Achs mit 67,46 % der Stimmen direkt gewählt. Im Gemeinderat gewann die FPÖ stark hinzu. Wichtigste Aufgaben waren in dieser Zeit das Sozialkonzept, die Altenbetreuung , die Renovierung der Schulen und die Errichtung von Wohnanlagen. Ein Erlebnisbad wurde gebaut, der Kanalausbau erwies sich als besonders kostspielig. Bei der ersten Europawahl 1996 erhielt die FPÖ 33,73 %, 1999 30,32 %, 2004 aber nur mehr 11,26 % der Stimmen. In der Gemeinderatswahl 1997 wurde Achs erneut mit 68,11 % bestätigt. Im Gemeinderat stand es 14 : 6 : 3. Ein Verein errichtete das Weinkulturzentrum.. 2004 wurde das  Diakoniezentrum eröffnet. 2002 wurde Achs mit 64,98 % der Stimmen wieder gewählt, die SPÖ erhielt 57,22 %.. 1989 bis 1999 war Achs Nationalratsabgeordneter. Im Mai 2011 starb Matthias Achs. 2012 wurde Hans Schrammel, Hauptschuldirektor,  von der SPÖ  mit nahezu 72 % zum Bürgermeister gewählt.

Kirchengeschichte

Erst 1482 wird ein Pfarrer in Gols erwähnt. De Kirche hat eindeutig wehrkirchlichen Charakter und wurde spätestens im 13. Jahrhundert erbaut. An der Südfront findet sich romanisches Quadermauerwerk. Der Kirchhof (Friedhof) um die Kirche spricht dafür, dass es sich um eine alte Pfarrkirche handelt.   Zumindest seit dem 17. Jahrhundert ist sie dem Hl. Jakobus geweiht. Die Kirche stand etwas erhöht abseits des Dorfangers und war mit einer Wehrmauer umgeben.

Im Besitz der evangelischen Kirche befindet sich ein altes Altarbild, das die Darbringung der Geschenke durch die Weisen aus dem Morgenland zeigt. Das Bild wurde im frühen 16. Jahrhundert nach einem Holzschnitt Albrecht Dürers angefertigt. 1544 wird ein Pfarrer Christophorus erwähnt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Bevölkerung wohl schon "evangelisch". 1579 beklagte sich der katholische Priester Stephan Reitter, dass ihm die Gemeinde Goyß die Pfarre aufgekündigt hatte, den Pfarrhof verfallen ließ und sich die Kirchengründe angeeignet hatte. 1583 wird ein Bartholomäus Renner als Pfarrer genannt, den die Gemeinde gewählt hatte. Unter dem Prediger Johann Heilmann und dem Marktrichter Gregor Peck wurde die Kirche saniert. Die Visitation von 1659 stellte eindeutig das evangelische Bekenntnis der Golser fest. Bis 1673 gab es auch evangelische Schulmeister. 1672 erhielt der Markt von Bischof Leopold Kollonitsch den Befehl, den Pfarrer Johann Heilmann binnen fünf Tagen zu entlassen. Dieser musste sich aus dem Komitat entfernen. Die Golser beriefen aber an seiner Stelle einen anderen evangelischen Prediger. Kollonitsch erschien daraufhin persönlich, begleitet von zwei Kompanien Soldaten. Er zwang die Bevölkerung, an der Messe teilzunehmen. 1674 stellte die Visitation eine katholische Pfarrer fest. Dieser gab an, dass außer zwei Hausbesitzern in Gols niemand katholisch war. Bis 1702 gab es keine einzige Bekehrung zum Katholizismus. Die Visitationsprotokolle lassen erkennen, dass die Pfarre gut ausgestattet war (1659: 24 Pfund Weingärten, 9 Joch Ackerland, Wiese, Wald und Fischerei). Das Schulhaus war 1659 eng und ruinös, die Kirche war schon renoviert, sie Hatte einen Turm mit drei Glocken und einer Turmuhr. An Sonn- und Feiertagen kamen auch die Lutheraner aus Neusiedl und Breitenbrunn nach Gols zum Gottesdienst. 1680 hatte der Ort einen katholischen Pfarrer, die Bevölkerung war aber nach wie vor lutherisch. Pfarrer war der Wr. Neustädter Johannes Trarli, katholischer Schulmeister Samuel Scharner. 1696 lebten im Ort 120 Katholiken und 730 Lutheraner. 1713 gehörten 5 Weingärten zum Zechvermögen, 30 Joch Äcker waren verpachtet. Pfarrer war Thomas Siber, Schulmeister Johannes Ertl. Es gab 226 Katholiken und 1248 Akatholische. 1697 wurde erneut eine systematische Katholisierung durch die Ödenburger Jesuiten in Angriff genommen. Paul Esterhazy schickte einen deutschen Capitän mit 25 Musketieren und einen Jesuitenpater dem Pfarrer zur Hilfe. Die Golser drohten mit der Abwanderung. Sie richteten ein Schreiben an den englischen Gesandten, dessen Sekretär beim Fürsten in Forchtenstein vorstellig wurde. Der Capitän verlangte noch mehr Militär und besetzte den Ort an verschiedenen Stellen. Die Golser, die nicht konvertieren wollten, sollten gebunden nach Forchtenstein geführt werden. Daraufhin gaben die Golser nach, eine Familie floh, drei Familien bekamen für sehr viel Geld eine Fluchterlaubnis. Tatsächlich konvertierte nur ein ganz kleiner Teil der Ortsbewohner. Ein oder mehrmals im Jahrbesuchten die Golser in Gruppen die evangelischen Kirchen in Preßburg oder Ödenburg. Gottesdienste im Ort fanden ohne Pfarrer, mit Bibellesen, Singen und Beten statt, auf dem Gotts-Anger oder in einer Scheune. Manchmal wurden diese Versammlungen von Katholiken aus anderen Orten gestört.

Gegen einige Bauern, die sich weigerten, den Jesuiten Robot zu leisten, wurden empfindliche Geldstrafen verhängt. Ab 1703 leitete die Esterhazy - Herrschaft erneut Katholisierungsmaßnahmen ein. 1702 beschwerten sich die Golser gegen den Einsatz von Soldaten. Diese stellten hohe Forderungen an die Bauern, etwa zahlreiche Mahlzeiten, unbegrenzt Wein und als besondere Schikane "Schnee" (Eis) im Sommer.  Sie standen unter der Leitung eines Grafen Csáky, 2 Jesuiten und zwei Franziskanerpatres waren im Einsatz. Der Hauptmann erpresste zudem Geldzahlungen. Einige Bauern wurden schwer bestraft. Es kam zu Scheinbekehrungen. 1702 wanderten 5 Bauern und 18 Söllner sowie der Fleischhacker in das Komitat Tolnau aus, in ein Gebiet. das eben von den Türken zurückerobert worden war.  1711 spitzte sich die Situation zu, die Bauern verweigerten die Robot. Weitere Benachteiligungen und Einschüchterungen der Evangelischen waren die Folge. Die Herrschaft versuchte, Katholiken als Richter einzusetzen, was aber meist nicht gelang, da es keine geeigneten Personen gab.

In den Jahren nach 1769 häuften sich die Konflikte, etwa wegen der Ansiedlung katholischer Handwerker. 1757, unter Pfarrer Kießling, brach ein Streit um die Anstellung eines Schulmeisters aus, der in einen Tumult zwischen Evangelischen und Katholiken ausartete. 10 Jahre später gab es ähnliche Probleme um die Bestellung eines Marktschreibers.

1722 vernichtete ein Feuer neben 80 Häusern auch Kirche, Pfarrhaus und Schule. 1817 waren Kirchturm, Kirchenschiff und Dach des Pfarrhauses in einem beklagenswerten Zustand. Die Reparaturen zogen sich über Jahre hin.

Das Toleranzpatent Josefs II. ermöglichte auch in Gols, das weit mehr als die vorgesehenen 100 evangelischen Familien aufwies, die Gründung einer Kirchengemeinde. Der Marktrichter ergriff bald nach Neujahr 1782 die Initiative und man holte die notwendigen Genehmigungen ein. Am 12. 6. 1783 traf der evangelische Prediger mit seinem Schulmeister in Gols ein, ein Bauplatz wurde gekauft (das ehemalige Herrschaftswirtshaus)  und am 20. 8. 1783 wurde der Grundstein zum Bethaus gelegt, das schon am 4.7.1784 eingeweiht werden konnte. Zuvor hatte man die Gottesdienste in der Scheune abgehalten. Erster Prediger war Johann Freyßmuth, Kantor und Schulmeister Michael Fabry. 1785 wurde das Pfarrhaus errichtet, 1787 musste es aber neu gebaut werden. Gols gehörte zum Preßburger, ab 1800 zum kleinen Wieselburger Seniorat. Zu Gols gehörte die Filiale Tadten- 1890 gab es in Gols 1258, in Tadten 81 und in Neusiedl 1 Evangelische. Dem Brand vom 23./24. Juli 1818 fielen auch das Bethaus und Schule, Pfarrhaus und Kantorwohnung zum Opfer. Umfangreiche Spenden ermöglichten aber den raschen Wiederaufbau, der schon nach einem Jahr abgeschlossen war. In die Kirche wurden große, weit vorgezogene Emporen eingebaut und ein neuer Atar aufgestellt. Noch fehlte aber ein Turm. 1876 wurde ein Turmbaufonds gegründet. Der Architekt war Ludwig Schöne aus Wien. 1888 wurde der Turm unter Pfarrer August Schuh eingeweiht. Er überragte den Turm der Katholischen Kirche beträchtlich. 1973 wurde ein großer Umbau der Kirche begonnen, mit großzügiger Gestaltung des Vorplatzes. 1976 war diese Renovierung abgeschlossen. 2000 bis 203 fand erneut eine Renovierung statt. Der Pfarrhof, an der Hauptstraße vor der Kirche gelegen, war in der Zwischenkriegszeit nicht im besten Zustand. Erst 1963/65 wurde das neue Pfarrhaus an der Stelle der alten Schule erbaut, musste aber 1982 wieder saniert werden. Ab 1976 gab es Überlegungen, ein neues Gemeindezentrum zu errichten. Es konnte erst 1989 fertig gestellt werden. 2ßß4 wurde das Diakoniezentrum eröffnet. Die evangelische Schule bereitete bis 1937/38  immer wieder große Probleme, da ständig Platzmangel herrschte. Sie war in insgesamt drei Gebäuden untergebracht.