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Johann Trattner

 

 

 

 

 

 

 

Zu den erfolgreichsten Unternehmerfamilien, die aus dem heute burgenländischen Raum stammten, gehörte die Buchdrucker- und Verlegerdynastie Trattner.

Johann Thomas Trattner, seit 1764 Edler von Trattnern, wurde am 20 Dezember 1717 in Jormannsdorf in einer evangelischen Bauernfamilie geboren. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, sein Vater zwei Jahre später. Er wurde von einer Tante in Wr. Neustadt aufgezogen und katholisch erzogen. Er erhielt nur eine einfache Schulbildung und arbeitete zunächst auf einem Bauernhof. 1735 konnte er mit 16 Jahren beim Buchdrucker Samuel Müller in die Lehre gehen. 1739 erhielt er auf Empfehlung seines Lehrherrn eine Anstellung als Schriftsetzer beim Hofdrucker Johann Peter van Ghelen in Wien und erwies sich als außerordentlich bildungswillig.

Nach einigen Jahren machte er sich selbständig und erwarb 1748 mit Hilfe eines Kredites des Gewürzhändlers Bilizotti die Druckerei von Johann Jakob Jahn im Schottenhof. . Er erwies sich als außerordentlich geschäftstüchtig. Durch seine Billigangebote konnte er vor allem den Jesuitenorden gewinnen, der alle seine Lehrbücher und Traktate bei ihm drucken ließ. Auf Fürsprache Gerard van Swietens ernannte ihn Maria Theresia 1752 zum Hofbuchdrucker, als Nachfolger van Gehlens. Damit erwarb er das Privileg, alle Schul- und Lehrbücher in Österreich herstellen zu dürfen. In der Vorstadt Lerchenfeld errichtete er einen Großbetrieb. In wenigen Jahren wurde die Trattnersche Druckerei zu einem Konzern, der Papiermühlen, Bleigießereien und Buchbindereien umfasste und Filialen in der gesamten Monarchie gründete oder aufkaufte.  Die Schriftgießerei war für alle Erblande privilegiert.

Er eröffnete  in Wien eine Buchhandlung  und weitere sieben in anderen Städten der Monarchie (darunter in Triest, Prag, Innsbruck, Linz).

1764 wurde er von Kaiser Franz Stephan von Lothringen  als Edler von Trattnern  geadelt. Er wurde Reichsritter, erhielt den ungarischen Adel und erwarb die  Liechtensteinische Herrschaft Ebergassing in Niederösterreich. In Franzensthal baute er 1767 - 1769 eine Papierfabrik  (100 Jahre später von der Neusiedler AG übernommen).  1759 kaufte er von der gräflichen Familie Mollard deren Besitz in Altlerchenfeld und errichtete dort eine Druckerei ("Typographischer Palast", 1816 von den Nachkommen an das k.k. Militärärar verkauft)

Trattner wurde aber auch heftig angefeindet. Er druckte in Billigausgaben die Werke deutscher Dichter wie Goethe, Schiller, Herder, Lessing, Wieland und anderer nach, ohne Tantiemen zu zahlen. Noch mehr regte auf, dass er viele Werke nach der österreichischen Zensur veränderte und entstellte. Vor allem die norddeutschen Verleger litten unter diesen Geschäftspraktiken. Vor allem der Leipziger Verleger Philipp Erasmus Reich versuchte vergeblich,  gegen Trattner vorzugehen. Trattner berief sich auf die Rechtslage in Österreich, die den Nachdruck erlaubte.  Aber auch österreichische Dichter und Schriftsteller litten bald unter Trattners Praktiken und begann sich zu wehren.

Trattner war auch durch die Protektion des Kaiserhofes geschützt. Seine Nachdrucke waren von der Regierung durchaus gewollt, sowohl aus wirtschaftlichen wie politischen Gründen. Auch die Ausbildung einheimischer Buchdrucker war gerne gesehen, denn dadurch konnte der Zuzug protestantischer Drucker aus Deutschland und den Niederlanden eingedämmt werden.

Ab 1773 wurde er als Verleger auch in Varasdin und ab 1776 in Agram tätig Dort gab er die deutschsprachige Zeitung Kroatischer Korrespondent heraus.

Trattner war in erster Ehe mit Anna von Retzenheim verheiratet, der Tochter eines adeligen Reichshofratspräsidenten. Diese Ehe trug zu seinem gesellschaftlichen Aufstieg bei. Diese starb 1775, wurde in der Schottenkirche beigesetzt und später in die Familiengruft in Wienerherberg, das zur Herrschaft Ebergassing gehörte, umgebettet. 1776 heiratete er Maria Theresia Nagel in der Pfarrkirche von Wienerherberg. 1773 kaufte Trattner in Wien am Graben den Freisingerhof  und fünf benachbarte Häuser und ließ dort den "Trattnerhof" erbauen, der bis 1911 bestand. In Ihm war eine Druckerei und eine Buchhandlung untergebracht. Trattner war der Taufpate von drei Söhnen Wolfgang Amadeus Mozarts.

Thomas von Trattner starb 81jährig  am 31. Juli  1798. Er wurde in der Grabkapelle, die er an die Kirche von Wienerherberg anbauen ließ, bestattet.

Daten

* 20.12.1717 in Jormannsdorf
† 31.07.1798

 

Buchdrucker, Verleger

 

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Quellen

  • Christof Capellaro: „Durch Arbeit und Gunst“. Zu den Geschäftsstrategien des typographischen Großunternehmers Johann Thomas von Trattner (18. Jahrhundert). Hausarbeit, Humboldt-Universität zu Berlin 2004
    https://www.yumpu.com/de/document/view/5342177/durch-arbeit-und-gunst-institut-fur-bibliothekswissenschaft
  • Hermine Cloeter: Johann Thomas Trattner. Ein Großunternehmer im Theresianischen Wien. Böhlau, Graz 1952, (mit falschem Geburtsdatum).
  • Ursula Giese: Johann Thomas Edler von Trattner. Seine Bedeutung als Buchdrucker, Buchhändler und Herausgeber. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens (AGB) 3, ISSN 0066-6327, 1961, Sp. 1013–1454
  • Ingeborg Jaklin: Das österreichische Schulbuch im 18. Jahrhundert. Aus dem Wiener Verlag Trattner und dem Schulbuchverlag. Edition Praesens, Wien 2003, ISBN 3-7069-0213-3, (Buchforschung 3).
 
 

trattner

 

 


  


Matthias Trattner

 1745-1828, war ein Sohn Thomas von Trattners, der sich in Pest niederließ. Auch er war  Buchdrucker und Verleger, ab 1779 Präfekt der Universitätsdruckerei von Ofen, ab 1789 Besitzer der Ofener Trattnerischen Druckerei. Er zog sich 1827 aus dem Geschäft zurück und übergab es Karl Stephan Trattner.


Johann Thomas Trattner der Jüngere

geb. 5. Dez. 1789 in Ofen, gest. gest. 24. März 1825

war ein Sohn Matthias Trattners und Enkel des großen Johann Thomas Trattner. Zusammen mit seinem Vater baute er eine Druckerei  auf. Er hat für das Publikationswesen Ungarns sehr viel geleistet. Er förderte und druckte die neue nationalungarische Literatur. Er selbst verfasste das Werk "Das ungarische Buchdruckerwesen im Jahre 1817" und trug damit wesentlich zur Kulturgeschichte seines Landes bei. Nach seinem frühen Tod übernahm sein Schwager Stephan Trattner - Károlyi die Druckerei.


Literatur:

Christof Capellaro: „Durch Arbeit und Gunst“. Zu den Geschäftsstrategien des typographischen Großunternehmers Johann Thomas von Trattner (18. Jahrhundert). Hausarbeit, Humboldt-Universität zu Berlin 2004
https://www.yumpu.com/de/document/view/5342177/durch-arbeit-und-gunst-institut-fur-bibliothekswissenschaft
 
Hermine Cloeter: Johann Thomas Trattner. Ein Großunternehmer im Theresianischen Wien. Böhlau, Graz 1952, (mit falschem Geburtsdatum).
 
Ursula Giese: Johann Thomas Edler von Trattner. Seine Bedeutung als Buchdrucker, Buchhändler und Herausgeber. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens (AGB) 3, ISSN 0066-6327, 1961, Sp. 1013–1454
 
Ingeborg Jaklin: Das österreichische Schulbuch im 18. Jahrhundert. Aus dem Wiener Verlag Trattner und dem Schulbuchverlag. Edition Praesens, Wien 2003, ISBN 3-7069-0213-3, (Buchforschung 3).