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Ortsname

  • 1271: Potl
  • 1427: Puthly
  • 1331: Pothlenstorf
  • 1369: Pothl
  • 1391: Pathly
  • 1503: Puchulstorffh
  • 1537: Petlstorf
  • 1598: Peczlstorf
  • 1681: Betelstorff
  • 1741: Petlsdorf
  • 1810: Pöttlsdorff
  • 1924: Pöttelsdorf

Ungarischer Ortsname: Petöfalva

Der Ortsname ist vom mittelhochdeutschen Pöttleinsdorf, dieser vom deutschen Personennamen Botelin abzuleiten.

 

Urgeschichte

Wie auf Grund der fruchtbaren Böden und der günstigen kleinklimatischen Lage nicht anders zu erwarten gab es in Pöttelsdorf eine durch bedeutende archäologische Funde belegte Siedlungskontinuität von der ältesten Jungsteinzeit bis ins Mittelalter. Die früheste Siedlung aus der Zeit von 6000 bis 5500 v. Chr. befand sich auf den Leonhardäckern, beim Walbersdorfer Friedhof. Dort wurden zahlreiche Tongefäßscherben und Steinwerkzeuge gefunden. 1992 wurde beim Straßenbau Teile eines 30 cm hohen, kugeligen Tongefäßes ("Bombe") der linearbandkeramischen Kultur gefunden. An anderen Stellen wurden etwas jüngere Scherben der notenkopfkeramischen Kultur gefunden. Aus der bemaltkeramischen Kultur (Lengyelkultur) der mittleren Jungsteinzeit (5000 bis 4000 v. Chr.) sind Siedlungsspuren nachweisbar.

Ein Dorf der Kupferzeit (4000 bis 2300 v. Chr.) lag nördlich des heutigen Ortszentrums am Wulkaufer auf den Krautäckern gegen Zemendorf. Davon zeugen viele Tongefäßscherben der Badener Kultur sowie eine Steinplatte, die als Getreidereibeplatte diente. Auch entlang der Straße nach Zemendorf wurden 1985 weitere Funde aus der Kupferzeit gemacht. Eine für die Badener Kultur typische Tasse mit hochgezogenem Bandhenkel wurde schon 1972 beim Bau eines Hauses gefunden. In der Bronzezeit (2300 bis 750) war der Ort vermutlich schon dicht besiedelt. Nördlich des Ortes, in der bezeichnenderweise Plutzeräcker genannten Ried, lag der Friedhof der Urnenfelderkultur. Dort wurden immer wieder Gräber gefunden. 1925 etwa wurden die Spitze eines Rasiermessers aus Bronze, eine Schmucknadel und ein Griffdornmesser geborgen. Auch aus der Hallstattzeit gibt es Funde, etwa aus dem Bereich um den alten katholischen Friedhof, wo Teile eines "Mondidols" gefunden wurden. Siedlungsgruben dieser Zeit wurden bei der heutigen Winzergenossenschaft 1956 gefunden.

Besonders wichtig und bemerkenswert sind aber die Funde aus der jüngeren Eisenzeit (La Tène - Zeit). 1926 wurde beim Graben eines Brunnens ein Skelett einer Frau mit einem Bronzearmreif und zwei Tongefäßen gefunden. 1984 wurde ein keltisches Männergrab gefunden. Dem Krieger war ein eisernes Schwert, eine Lanzenspitze, zwei Fibeln und mehrere Tongefäße beigegeben worden. Besonders interessant ist ein Bronzesieb und eine Tonflasche ("Linsenflasche"). Aus Sieb, Flasche und einer Trinkschale schloss Dr. Kaus auf Weinbau. Die Keltensiedlung befand sich südlich des Ortes, in der Ried Hochäcker, wo eine keltische Silbermünze gefunden wurde.

In der Römerzeit wurde das fruchtbare Ackerland um Mattersburg - Walbersdorf - Pöttelsdorf schon in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Christi, also schon bald nach der römischen Eroberung, an verdiente Veteranen vergeben. Ein römisches Landhaus lag südlich von Pöttelsdorf, in der Ried Hottergrund, am rechten Ufer der Wulka. Der Gutshof hatte - durch Münzfunde belegt -  bis um 380 n. Chr. Bestand. Auch beim Walbersdorfer Friedhof zeugen Mauerreste von einem römerzeitlichen Gutshof.

 

Mittelalter

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 1271. Das Kapitel von Raab beurkundete, dass Nikolausvon Schattendorf, Sohn des Keseud, seinen Besitz in Steinbrunn im Umfang von 210 Joch und sieben Lehen um 15 Mark Wiener Pfennige an Paul von Pöttelsdorf verkaufte. Sieben Weingärten und eine Wiese gehörten zu diesem Besitz. Pöttelsdorf gehörte also damals einer Sippe, die im Wulkabecken begütert war. Die Forschung vermutet, dass dieser Paul de Potl vom königlichen Dienstmann Csepan in der Burg Ödenburg abstammte. Die Sippe besaß Güter östlich des Neusiedler Sees und trug zunächst das Adelsprädikat "von Götsch" (de Keych). Um 1380 starb die Linie, der Paul angehörte, aus. Es erbten zwei andere Linien, die sich dann ebenfalls nach Pöttelsdorf benannten, die Lambert- und die Nikolauslinie. Lambert und Nikolaus waren wahrscheinlich Brüder von Paul.

Paul I. kaufte also von den Schattendorfern einen Teil von Steinbrunn. Sein Sohn Martin erwarb Pfandbesitz in Krensdorf, dessen Sohn Paul II. war über seine Mutter Elisabeth mit dem österreichischen Adelsgeschlecht von Pottendorf verwandt. Nach Pauls II. Tod gab es Erbschaftsstreitigkeiten. Sein Schwager Andreas von Trausdorf versuchte sich  mit Hilfe von Urkundenfälschungen in den Besitz von Steinbrunn zu setzen. Er wurde jedoch wegen Betrugs verurteilt und verlor seine Güter in St. Georgen, Wulkaprodersdorf, Trausdorf und Steinbrunn. Ein Drittel davon bekamen die Pöttelsdorfer zugesprochen. Pauls II. Sohn Nikolaus verkaufte die Hälfte seiner Besitzungen in Pöttelsdorf und 11 Lehen in Steinbrunn an die aufstrebende Familie Kanizsai. Auch nach dem Tod von Nikolaus gab es wieder Probleme. Hamul von Oslip, der dessen Schwester Moz geheiratet hatte, erhob Anspruch auf die Besitzungen, konnte sich aber gegenüber den Kanizsai nicht durchsetzen.

Die Angehörigen der Lambert- und Nikolauslinie waren zu Beginn des 14. Jahrhunderts Dienstleute der Grafen von Mattersdorf - Forchtenstein.  Auch sie  nannte sich später "von Pöttelsdorf". Ihr bedeutendster Vertreter war Thomas, auch Lombert (Lambert) genannt, dem 1340 die Erwerbung von Wulkaprodersdorf gelang. Auch in Neusiedl kaufte er zwei Lehen, ebenso Kleinadelsbesitzungen in Antau. In Antau wurde ihm die Hälfte des Dorfes zugesprochen, die andere Hälfte gelangte an die Zemendorf - Antauer. Johann I., der Sohn des Thomas, konnte eine andere Linie der Pöttelsdorfer, die Nikolauslinie, die 1491 ausstarb,  beerben, erwarb die zweite Hälfte von Bikifölde und weitere Anteile in Antau.

Martin II., Angehöriger eines anderen Zweiges der Pöttelsdorfer, geriet in einen heftigen Streit mit den Mattersdorf - Forchtensteinern um seine Besitzungen in Holling, Pöttelsdorf und Steinbrunn. Die Mattersdorf - Forchtensteiner wurden wegen der anscheinend schwerwiegenden Übergriffe vom Palatin sogar zum Verlust von Hab und Gut verurteilt. Vor dem Raaber Domkapitel kam es schließlich zu einem Ausgleich. Martin II. (Mertlein), so wie sein Vater Nikolaus auch Lambert genannt, erhielt eine Geldentschädigung von den Kanizsai, den Verwandten der Mattersdorf-Forchtensteiner. Nach dem Erlöschen dieser Linie erhielt ihr Erbe Johann I., Sohn des Thomas von Pöttelsdorf. Dieser Johann erwarb 1401 Oberillmitz. Dessen drei Söhne starben ohne Erben, 1410 wird Leonhard als letzter genannt. König Sigismund erklärte ihr Erbe für an die Krone heimgefallen. Dazu gehörte ein noch immer beträchtliches Vermögen: Apetlon, Oberillmitz, Martenhofen, Tard, Bikifölde sowie Besitzanteile in Pöttelsdorf, Steinbrunn, Zemendorf, Antau und Neusiedl, Weingärten in Kleinhöflein und Rust. (Dazu eine Karte  beim Artikel Die Pöttelsdorfer).  Der König überließ diese Besitzungen für 3032 Gulden den aufstrebenden Kanizsai. Diese kauften 1363/64 Burg und Herrschaft Hornstein und erwarben einen Teil des früheren Gutkeled - Besitzes. Pöttelsdorf war von Hornstein so weit entfernt, dass es vermutlich zunächst als eigene Kleinherrschaft verwaltet wurde.

1445 griff Friedrich III. in Westungarn ein und besetzte zahlreiche befestigte Plätze, darunter auch einen Ort Beller, wahrscheinlich Pöttelsdorf. Die Kanizsai konnten sich in Eisenstadt und Hornstein nicht halten. 1486 wurde der kaiserliche Söldnerführer Ulrich von Grafenegg mit der Herrschaft Hornstein belehnt. Bei dieser Gelegenheit wurde Pöttelsdorf wahrscheinlich an Hornstein angeschlossen und blieb bei dieser Herrschaft bis 1738. Erst unter den Esterhazy wurde der Ort zur Herrschaft Forchtenstein geschlagen.

 

Frühe Neuzeit

Aus dem Geschäftsbuch des Kaufmannes Alexius Funk in Wr. Neustadt aus der Zeit 1516 bis 1538  sind die Namen von Kunden aus Pöttelsdorf bekannt: Andre Schwartz, Andre Geltzknopff, Emrich Pliemyll, Hans Schach, Michell Groß, Anthon Grasnitt, Yörgg Frackh, Lamprächt, Nyematzfrewnd, Marx Schmid, Mathyß Schusster, Plassy Frühstyckhyll, Paul Pliemyll, Pangratz Schwartz, Veit Plemyll, Urban Löchner, Mathys Myller und Wasstian Lang.

Von den Grafeneggern kam die Herrschaft an die Familie von Fürst. 1554 wurde von Konrad von Fürst die Ablöse der Robot und auch des Getreidezehents in Geld zugestanden.  Von Hans Conrad Fürst wurde sie 1561 an den Hofkammerrat Leonhard Püchler von Weitenegg verkauft und dieser von Ferdinand  I. zusammen mit der Herrschaft Seibersdorf belehnt. 1561 wurde ein Urbar der Herrschaft Hornstein angelegt und in diesem auch die Bewohner von Pöttelsdorf namentlich aufgezählt. Sie trugen durchwegs deutsche Familiennamen, darunter die für Pöttelsdorf typischen Namen  Schwentenwein, Lang, Tschach, Prinner, Franck, Pleml, Bauschenwein usw. Es gab ein Haus mit zwei ganzen Lehen, zwei Häuser hatten Fünfviertellehen, 19 ganze 18 halbe Lehen und 10 Hofstätten, insgesamt 50 Häuser, drei Mühlen und eine öde Mühle.

1586 kam die Herrschaft an Christoph Colona von Fels. Die Herrschaft Hornstein kam an die Familie Stotzingen, Diese verpfändete 1641 Pöttelsdorf an den Ödenburger Bürger Jakob Rauch. 1647 erfolgte die "Reinkorporation" der Herrschaft nach Ungarn. Die Stotzingen wurden als "Ausländer"  enteignet, weigerten sich aber, die Herrschaft herauszugeben. Erst nach einem Vergleich im Jahre 1649 und der Zahlung von 140 000 Gulden an Rudolf von Stotzingen konnten die Herrschaften Seibersdorf und Hornstein  an Franz III. Nadasdy übergeben werden. 1650 war auch Pöttelsdorf wieder Teil der Herrschaft.  Nach der Hinrichtung und Enteignung Nadasdys 1671 kam die Herrschaft an den königlichen Fiskus und wurde an verschiedene Adelige verpfändet.1676 wurde wieder ein Urbar angelegt. Es gab 22 ganze, 23 halbe, 3 Viertellehen und 7 Hofstätten und 4 Inwohner. Die Leistungen wurden nach einem mit der Grundherrschaft abgeschlossenen Kontrakt in Geld  (1400 Gulden) abgegolten

Pöttelsdorf.  wurde schließlich 1702 an Palatin Paul  Esterházy  verkauft. Die Esterhazy schlossen Pöttelsdorf 1738 ihrer Herrschaft Forchtenstein an.

1650 wurden in Pöttelsdorf 52 Häuser gezählt. Es gab 22 ganze, 22 halbe und 5 Viertellehen und 7 Hofstätten, dazu 4 Mühlen und ein Söllnerhaus.  Das Dorf hatte an die Herrschaft 98 Eimer Bergrechtswein und das Robotgeld zu entrichten. Die Robotleistungen wurden also in Geld abgelöst. Außerdem musste das Dorf 45 Eimer Bannwein ausschenken.

So wie alle anderen Dörfer der Region hatte auch Pöttelsdorf schwer unter Einquartierungen in den 1670er Jahren - 1673 etwa 48 Mann mit Pferden -  und dann besonders unter den Übergriffen der Tataren und Türken während der Belagerung von Wien 1683 zu leiden. 1715 zählte das Dorf 42 Bauern und 16 Kleinhäusler.

1754 bzw. 1767 (Maria Theresianisches Urbar) gab es noch immer - anders als in den Nachbargemeinden - einige ganze und zahlreiche halbe Lehen. Vor allem der Pferdebestand zeugt vom relativen Wohlstand. Ein Lehensbauer übte das Schmiede-, ein anderer das Schneiderhandwerk aus. Unter den Söllnern mit Haus gab es viele Handwerker, von denen etwa der Wagner Andreas Ruszvurm 20 und der Fleischhauer Michael Prinner 15 Gulden, die Schneider Sebastianus Gandtner und Andreas Stainhoffer  ebenfalls 15 Gulden  Gewerbesteuer zahlten. Ruszvurm hatte auch einen bedeutenden Weingartenbesitz. Im Dienst der Gemeinde standen der "Erzieher" Georgius Vagner, Rinder- und Schweinehirten und ein Ochsenknecht. Die im Zuge der Reformen Maria Theresias durchgeführten  Erhebungen ("9 Punkte")  ergaben in Pöttelsdorf nach Auskunft des Richters Franz Stiglitz die bereits bekannten Fakten: Das Dorf löste die Robotverpflichtungen in Geld ab. Lediglich die herrschaftlichen Wiesen in Neufeld mussten sie mähen und die üblichen Taxen bei Abzug oder bei Grundkäufen leisten.

Nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 wurden  ab 1850 in Pöttelsdorf kaiserliche Soldaten einquartiert. Pöttelsdorf hatte ein Offiziersquartierhaus und eine Reitschule. Pöttelsdorf gehörte ab 1854 zum neu geschaffenen Bezirksnotariat Walbersdorf, zusammen mit Marz und Rohrbach (bis 1861). Erst 1871 entstand dann das Kreisnotariat Pöttelsdorf, dem aich Walbersdorf und Zemendorf angehörten.  Die Volkszählung von 1850 wies in Pöttelsdorf 99 Häuser mit 164 Wohnparteien aus. Von den Einwohnern waren 575 Deutsche, 11 Slawen (Kroaten) und 20 Juden. 454 Personen waren evangelisch, 132 katholisch und 20 Juden. Die Grundentlastung 1853 brachte den Bauern den uneingeschränkten Besitz der Urbarialgründe, 2857 und 1863 wurde in Verträgen mit der ehemaligen Herrschaft auch die Ablöse der übrigen Besitzkategorien (Rodungsgründe, Remanentialgründe) vereinbart. Über 191 Joch Rodungsäcker mussten um 80 Gulden pro Joch abgelöst werden. Bergrecht und Weinzehent wurden um 19 074 Gulden abgelöst, ebenso die Zinsgrundstücke, Hutweide und Wald zwischen Grundherrschaft und Gemeinde aufgeteilt. Von der Hutweide im Umfang von über 113 Joch behielt Esterhazy ein Viertel, trat davon aber einen Teil an die evangelische Pfarre und Schule, an die katholische Pfarre, an die beiden Lehrer, an die Baumschule und den neuen gemeinsamen Friedhof ab. Der Rest von nicht ganz 15 Joch wurde oberhalb der Mattersdorfer Straße in den Leonhardäckern kommassiert. Der Wald ging ganz in das Eigentum der Gemeinde (ab 1879 "Urbarialgemeinde") über.

1863 wurde der erste Pöttelsdorfer Männergesangsverein gegründet. Treibende Kraft war dabei der ebangelische Pfarrer Johann Georg Ratz. 1890 entstand der Freiwillige Feuerwehrsverein, erster Präses war der Richter Michael Pauschenwein. 1889 hatte der Ort 663 Einwohner, 128 Katholiken, 531 Evangelische und 5 Israeliten. Nach dem ungarischen Zensuswahlrecht waren 70 Personen wahlberechtigt. Im Ort gab es 3 Gemischtwarenhändler (Michael Kurz, Therese Hirsch, Heinrich Kohn), 1 Gastwirt (Carl Mozarits), 2 Schmiede (Andreas Reymayer, Georg Bauer), 2 Schuster (Georg Schandl, Franz Schmied), 1 Tischler (Johann Schandl), 1 Fassbinder (Johann Raymayer), 1 Bäcker (Michael Kurz). Als Müller werden die Gebrüder Prost und Georg und Matthias Lebinger erwähnt.

Der Ort war um 1900 noch immer sehr stark von Landwirtschaft geprägt. Von den 721 Einwohnern lebten noch 77,1 % von der Landwirtschaft, 13 % von Industrie und Gewerbe, 0,9 % vom Handel- Bis 1910 änderte sich daran nur wenig. Die Bevölkerung ging auf 700 Personen zurück, davon lebten 74,1 % von der Landwirtschaft und 12,1 % von Industrie und Gewerbe. 1915 wurde eine Posthilfsstelle eingerichtet und bis 1921 zu einem Post- und Telegraphenamt ausgebaut. 1920 wurde mit der Elektrifizierung begonnen. Den Strom lieferte die Dampfmühle der Gebrüder Prost.

 

Vom 1. zum 2. Weltkrieg

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde ein deutscher Volksrat unter Führung von Samuel Stöger geschaffen und eine Nationalgarde von 13 Mann aufgestellt. Der nach dem Anschluss an Österreich eingesetzten Gemeindeverwaltungskommission stand Samuel Stöger vor. Ihr gehörten Johann Lang, Johann Pöttschacher, Samuel Pöttschacher und Johann Pauschenwein an. 1921 wurden das Gemeindewirtshaus und die Fleischbank an Johann Handler verpachtet. Der Großteil der Bevölkerung war deutschbewusst. Die Gemeinderatswahl von 1923 brachte dem Großdeutschen Bauernbund 247 Stimmen und 8 Mandate, den Sozialdemokraten 56 Stimmen und 2 Mandate. Bürgermeister wurde Andreas Pöttschacher, Vizebürgermeister Samuel Pauschenwein, beide Großdeutsche, und Johann Jakob von den Sozialdemokraten, der aber bald von Andreas Pöttschacher abgelöst wurde. 1926 wurde das Gemeindewirtshaus umgebaut und erweitert. In der Gemeinderatswahl von 1927 erhielt der Landbund 256 Stimmen und stellten mit Johann Auer den Bürgermeister und Andreas Schandl den Vizebürgermeister, die Sozialdemokraten 83 Stimmen. 1929 wurde mit der Eisenstädter Elektrizitäts AG ein Vertrag über die Stromversorgung abgeschlossen. In der Gemeinderatswahl von 1931 erhielt der Landbund 176 Stimmen und 8 Mandate, die Sozialdemokraten 73 Srimmen und 3 Mandate. Die Christlichsozialen konnten in Pöttelsdorf nicht Fuß fassen, sie erhielten lediglich 3 Stimmen. Samuel Pauschenwein wurde Bürgermeister, Andreas Schandl Vizebürgermeister. 1934 verloren die drei sozialdemokratischen Gemeinderäte ihre Sitze. Schon in den frühen 1930er Jahren fassten die Nationalsozialisten in Pöttelsdorf Fuß. Der Ort würde früh zu einem wichtigen Stützpunkt der NS - Bewegung. 1933 gründete die Bauerntochter Frieda Lang eine Gruppe des "Bundes Deutscher Mädchen" (BDM). Im Mai 1937 wurden 13 Mädchen verhaftet. Schon am 13. März, dem Tag des Einmarsches der deutschen Truppen, berief Andreas Pöttschacher, Zimmer- und Müllermeister,  eine außerordentliche Sitzung des im Ständestaat eingesetzten Gemeindetages ein. Am 17. Mai 1938 wurde er von Landeshauptmann Portschy auch formell zum Gemeindeverwalter ernannt. Dollfuß und Otto Habsburg wurde die Ehrenbürgerschaft aberkannt. Im März 1941 erließ der Bürgermeister Vorschriften für die Ortsentwicklung und Baugestaltung.

 

Nachkriegszeit

Im 2. Weltkrieg waren 28 Gefallene und 6 Vermisste zu beklagen. Am 1. April 1945 wurde Pöttelsdorf von der Sowjetarmee kampflos besetzt. Ein älterer Mann wurde erschossen. Verglichen mit anderen Gemeinden kam es zu relativ wenigen Gewalttätigkeiten und Plünderungen, da eine kleine Sanitätseinheit in Pöttelsdorf stationiert war, die sich korrekt verhielt.  Die Bevölkerung musste Zwangsarbeit in Schattendorf und Wr. Neustadt leisten. Der Ort hatte unter Einrüchen durch ukrainische Zivilisten, die in Hirm untergebracht waren, zu leiden. Eine Ortspolizei konnte diese nicht verhindern. Die Sowjets setzten Samuel Pauschenwein als Bürgermeister ein.

Die ersten Nachkriegsjahre waren durch die Wiederherstellung der Infrastruktur geprägt: Straßen- und Wegebau, Sanierung des Gemeindewirtshauses und des Feuerwehrhauses und der Wulkabrücke, Errichtung einer Spritzbrühanlage (1949), erste Kanalisationsarbeiten, neue Milchsammelstelle usw.

In der politischen Entwicklung von Pöttelsdorf zeigte sich schon in der Gemeinderatswahl von 1950  eine Besonderheit. Es kam nicht zur Zweiteilung wie in den meisten Dörfern, sondern jene Pöttelsdorfer, die sich weder der ÖVP noch der SPÖ anschließen wollten, bildeten eine Namensliste, die mit 214 Stimmen 6 Mandate und damit die absolute Mehrheit erhielt. Die ÖVP erhielt 101 Stimmen und 3 Mandate, die SPÖ 68 Stimmen und 2 Mandate.  Die Namensliste und die ÖVP schlossen sich dann zur Ortsliste zusammen. Bürgermeister wurde Andreas Pöttschacher, Vizebürgermeister Johann Pöttschacher, beide von der Namensliste. Die Wähler der Namensliste waren, wie die Landtagswahlen zeigten, größtenteils dem dritten Lager zuzuzählen, wählten VdU und später FPÖ.  1951 und 1952  wurden beide Brücken und die Straßenbeleuchtung saniert und die Errichtung eines Feuerwehrspritzenhauses beschlossen. Weitere Kanalisationsarbeiten wurden in die Wege geleitet. In den Gemeinderatswahlen 1954 konnte die Namensliste ihre Position ausbauen. Sie erhielt 289 Stimmen und 9 Mandate, die SPÖ 90 Stimmen und 2 Mandate. Bürgermeister blieb Andreas Pöttschacher, Vizebürgermeister wurde Gustav Schneider. Die Kanalisationsarbeiten und der Wegebau wurden fortgesetzt. In der Gemeinderatswahl von 1958 erhielt die Namensliste 8 Mandate, die ÖVP konnte 2 Mandate und die SPÖ 1 Mandat erringen. 1960 wurde der Bau des Gemeindeamtsgebäudes mit 3 Wohnungen begonnen, das Gemeindegasthaus wurde verkauft, der Kindergarten umgebaut, die Ortswasserleitung eingerichtet. In der Gemeinderatswahl von 1962 zeichneten sich Veränderungen in der politischen Struktur ab. Die Namensliste erhielt nur mehr 6 Ma´ndate, die ÖVP 4 und die SPÖ 1 Mandat. Pöttschacher blieb aber weiterhin Bürgermeister, Vizebürgermeister wurde Andreas Pauschenwein. Das zweite Gemeindewirtshaus wurde abgetragen. Im Zuge der Kommassierung wurden 1963 und 1964 die Feldwege ausgebaut. Die Gemeinde förderte die Errichtung des Betriebes von Baumeister Biricz und stellte Otto Glatter ein Grundstück zur Erweiterung seines Futtermittelbetriebes zur Verfügung. In der Gemeinderatswahl von 1967 endete die lange Vorherrschaft der Namensliste. Ihre Wähler schlossen sich weitgehend der ÖVP an, die 6 Mandate erhielt und  wieder mit Andreas Pöttschacher den Bürgermeister stellte. Die SPÖ erhielt 159 Stimmen und 5 Mandate und stellte mit Karl Jakob den Vizebürgermeister. Ein gemeinsamer Schulbau mit Walbersdorf wurde beschlossen und die Planung der Wulkaregulierung in Auftrag gegeben.

Das Gemeindestrukturverbesserungsgesetz von 1971 brachte das Ende der Selbständigkeit der Gemeinde Pöttelsdorf. Sie wurde mit Zemendorf und Stöttera zusammengelegt. Die Gemeinderatswahl von 1972 brachte der ÖVP 726 Stimmen und 11 Mandate, der SPö 530 Stimmen und 8 Mandate. Bürgermeister wurde Franz Wrenkh von der ÖVP, Vizebürgermeister Johann Pöpperl (SPÖ) und Andreas Pöttschacher (ÖVP). Zemendorf wurde Sitz der Gemeindeverwaltung. Andreas Lang wurde Ortsvorsteher von Pöttelsdorf. Die drei Volksschulen wurden in Zemendorf zusammengelegt, Schulbusse eingeführt. Die Ortskanalisation wurde in allen drei Ortsteilen ausgebaut, die Gemeinde trat dem Abwasserverband Wulkatal bei.  In Kleinfrauenhaid wurde eine Aufbahrungshalle errichtet. Die Gemeinde trat dem Müllverband Mattersburg Rosalia bei. Straßen und Gehsteige wurden ausgebaut. In der Gemeinderatswahl von 1977 konnte die ÖVP mit 682 Stimmen gegenüber der SPÖ mit 529 Stimmen behaupten. Neuer Bürgermeister wurde Dipl. Ing. Josef Schmidtbauer, Vizebürgermeister wurden Manfred Stary (SÖ) und Gerd Pöttschacher (ÖVP). Andreas Lang blieb Ortsvorsteher in Pöttelsdorf. Im Ort wurde eine Aufbahrungshalle errichtet und in einem angemieteten Haus ein Heimatmuseum eingerichtet. Die Putenfarm des Herrn Glatter wurde ausgesiedelt. In der Gemeinderatswahl von 1982 konnte die ÖVP ihren Vorsprung behaupten. Bürgermeister blieb Schmidtbauer, Vizebürgermeister Stary, zweiter Vizebürgermeister wurde Friedrich Steiner. Ortsvorsteher in Pöttelsdorf wurde Gerd Pöttschacher. In der Gemeinderatswahl von 1987 bekam die SPÖ in der Gemeinde Zemendorf - Antau - Pöttelsdorf erstmals die Mehrheit mit 629 Stimmen. Manfred Stary wurde Bürgermeister. Die ÖVP erhielt 430 Stimmen, eine Namensliste 215 Stimmen. Harald Schuber wurde in Pöttelsdorf Ortsvorsteher. Im Anschluss an diese Wahl wurden die Diskussionen über eine Gemeindetrennung heftiger. Pöttelsdorf wurde an das Erdgasnetz angeschlossen. Ab Sommer 1988 wurde die Frage der Gemeindetrennung und Vermögensteilung in einem Ausschuss beraten und 1989 eine Volksbefragung beschlossen und am 19. November 1989 durchgeführt. In der Gesamtgemeinde stimmten 606 Personen für und 427 Personen gegen die Trennung, in Pöttelsdorf 168 für und 133 gegen die Trennung. Damit war die gesetzliche Voraussetzung für eine Auflösung des Zusammenschlusses gegeben. Die Trennung wurde folgendermaßen gegenüber der Landesregierung begründet: Der verordnete Zusammenschluss war seinerzeit schon gegen den Willen der Bevölkerung erfolgt; die "Mentalität" der Bevölkerung von Pöttelsdorf und Zemendorf-Stöttera sei "äußerst verschieden"; es hat sich kein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt; jeder Ortsteil fühlte sich benachteiligt; die wirtschaftliche Situation würde jedem Ortsteil das Überleben als eigenständige Gemeinde sichern. Tatsächlich waren ja starke strukturelle Unterschiede in der Zusammensetzung der Bevölkerung in konfessioneller wie auch in politischer Hinsicht gegeben.

Nach der Trennung musste 1991 eine Gemeinderatswahl durchgeführt werden. Die SPÖ erhielt 210 Stimmen und 6 Mandate, die Namensliste 211 Stimmen und 7 Mandate. Bürgermeister wurde Gerd Pöttschacher von der Namensliste, Vizebürgermeister Mag. Georg Schachinger von der SPÖ. Wichtigste Vorhaben der Gemeinde waren die Errichtung eines Sportplatzes und die Planungen für die Einrichtung einer Industrie- und Gewerbezone im Anschluss an die Putenschlächterei Glatter. Dafür werden entsprechende Grundstücke erworben. Die Dorfverschönerung begann mit einer Fassadenaktion. Das Gemeindeamt wurde umgebaut, die Ortsdurchfahrt im Rahmen der Dorferneuerung neu gestaltet und eine Wohnhausanlage errichtet. Im Wirtschaftspark siedelten sich immer mehr Betriebe an, etwa die Firma Heiss, die Isolier - Montage Ges. m.b.H., Fa. Schachinger,  usw.  Der Wirtschaftspark erhielt einen Erdgasanschluss. Eine Altstoffsammelstelle, eine Bauschuttdeponie und eine Tennisanlage wurden errichtet. Die alte Volksschule wurde zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Die Gemeinde legte und legt großen Wert auf eine einfühlsame Gestaltung des Ortsbildes und gewann mehrere Blumenschmuckwettbewerbe. Die finanzielle Situation ist vor allem wegen der vielen gelungenen Betriebsansiedlungen gut.

In der Gemeinderatswahl von 1997 verlor die ÖVP leicht an Stimmen und erhielt 7 Mandate, die SPÖ  konnte dazu gewinnen und bekam 3 Mandate, die FPÖ erhielt mit nahezu 8 % ein Mandat. Gerd Pöttschacher erzielte mit fast 64 % der Stimmen ein etwas besseres Resultat als seine Partei und wurde wieder Bürgermeister. 2002 schrumpfte der Vorsprung der ÖVP auf ein Mandat.  In der Bürgermeisterwahl konnte sich Gerd Pöttschacher mit 52,39 %  behaupten, aber sein Konkurrent Siegfried Leyrer bekam 45,11 % der Stimmen. . 2007 blieb der Mandatsstand mit 7 : 6. In der Bürgermeisterdirektwahl setzte sich Rainer Schuber von der ÖVP mit nahezu 57 % gegen Leyrer durch. 2012 konnte die ÖVP ihre Führung wieder stark ausbauen und erhielt 8 von 13 Mandaten.  Schuber erhielt sogar über 67 % der Stimmen.

Die Bevölkerungsentwicklung ist seit Beginn der Volkszählungen durch starke Konstanz gekennzeichnet, nur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch einen stärkeren Anstieg unterbrochen. Die Einwohnerzahl seit 1785: 1785: 524; 1828: 596; 1843: 462; 1851: 630; 1863: 920; 1880: 663; 1890: 647; 1900: 721; 1920: 661; 1934: 639; 1939: 616; 1946: 670; 1951:657; 1971: 584, 1981: 581; 1991:587; 2001: 638; 2011: 691. In jüngster Zeit steigt also die Einwohnerzahl deutlich an.

Nach der konfessionellen Zugehörigkeit überwiegen noch immer die Evangelischen. Während zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1828) auf 438 Einwohner noch 158 Katholiken kamen nahm deren Zahl bis zum Anschluss an Österreich auf 45 ab, die der Evangelischen stieg auf 622. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Katholiken durch Einheiratung - der Großteil der Ehen sind heute Mischehen - wieder an. 1991 waren 433 Pöttelsdorfer evangelisch, 146 katholisch.

 

Wirtschaft, Weinbau

Die sozialökonomische Struktur der Bevölkerung von Pöttelsdorf war die einer typischen Bauerngemeinde. 1951 lebten noch immer 321 der 406 Berufstätigen von der Landwirtschaft. Bis 1971 ging die Zahl der Bauern auf 271 zurück, die der in Industrie und Gewerbe Beschäftigten verdoppelte sich von 32 auf 60. Dieser Prozess setzte sich bis in die Gegenwart fort, wobei die Entagrarisierung stufenweise vor sich ging, also über Phasen des landwirtschaftlichen Zu- und Nebenerwerbs. Relativ gesehen haben aber Landwirtschaft und vor allem der Weinbau noch immer große Bedeutung. Das Handwerk spielte in Pöttelsdorf früher meist eine bescheidene Rolle, wenn man von den Mühlen absieht. An der Wulka bestanden  1561 drei, zeitweise 4 Mühlen. In späterer Zeit wurden sie nach den Besitzern Lebinger - Mühle, Prost - Mühle und Katzbeck - Mühle genannt. Die größte Mühle war im 18. Jahrhundert im Besitz des Johann Gruber. 1890 wurde Johann Prost Eigentümer. Er vergrößerte sie und stellte auf Dampfbetrieb um. 1952 wurde diese Mühle vol automaisiert. Die dritte Mühle gehörte zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Familie Handler. Später wurde sie nach dem Besitzer Katzbeck - Mühle genannt. Aus ihr wurde das Mischfutterwerk des Otto Glatter.

Im 13. und 14. Jahrhundert  war der Weinbau überaus bedeutend. 1570 war die Weingartenfläche 61,91 ha groß, das waren 14,4 % der Nutzfläche. 1650 wurden 98 Eimer Bergrecht an die Herrschaft abgeliefert. Pöttelsdorf musste 45 Eimer Bannwein der Herrschaft ausschenken. Im 18. Jahrhundert war eine deutliche Schrumpfungstendenz erkennbar, Bis 1865 ging die Weingartenfläche auf 17 ha zurück. Bezüglich Güte und Ertragsfähigkeit wurde 1847 der Pöttelsdorfer Weinbau in die vierte und letzte Klasse eingereiht. Erst mit der Übernahme der Sorte Blaufränkisch aus den Ödenburger Rebschulen begann ein neuerlicher, unglaublicher Aufschwung. Pöttelsdorf wurde Vorreiter in der Modernisierung des Weinbaues in der ganzen Region. 1926 gab es nahezu 40 ha, 1969 über 90 ha Weingartenflächen. Von großer Bedeutung war dabei die Gründung der Winzergenossenschaft im Jahre 1956 mit zunächst 35 Mitgliedern, denen sich aber rasch zahlreiche weitere Weinbauern anschlossen, bald aus der ganzen Region. An der Bundesstraße 50 wurde eine moderne Kelleranlage gebaut.

Großes Verdienst an der Gründung der Winzergenossenschaft hatte der langjährige Bürgermeister der Gemeinde, Andreas Pöttschacher. Der Markenname Fürst Bismarck wurde schon bei der Gründung geschützt. Angeblich hat Fürst Otto von Bismarck 1866 während  der Friedensverhandlungen in Nikolsburg den Pöttelsdorfer Rotwein kennen gelernt und ihn in der Folgezeit über die Eisenstädter Weinhandlung Wolf bezogen.  Die Genossenschaft erwarb von der römisch - katholischen Pfarre das Haus in der Hauptstraße und baute 1958/59 den Keller um und erweiterte ihn. 1959 hatte die Genossenschaft schon 127 Mitglieder, 1960 202 Mitglieder, jetzt auch schon aus den Nachbargemeinden Zemendorf, Walbersdorf und Mattersburg. 1961 war die Mitgliederzahl auf 356 gestiegen. 1957 wurde nahezu 1 Million kg Trauben angeliefert. Die Anlage erwies sich als zu klein und so wurde der Beschluss gefasst, außerhalb des Dorfes, an der B 50, eine ganz neue Kellerei zu bauen. 1968 wurden dort bereits 1,5 Millionen kg Trauben in eine hochmoderne Anlage übernommen. In den folgenden Jahren wurde eine vollautomatische Flachenabfüllanlage eingerichtet. Die Lagerkapazität wurde auf 4 Millionen Liter erweitert. Die Zahl der Mitglieder war auf 476 gestiegen. 1974 wurde der alte Winzerkeller an die Familie Glatter verkauft. 1978 wurden 3,8 Millionen kg, 1982 4 Millionen kg Trauben angeliefert. Der Einzugsbereich war nunmehr der ganze Bezirk. Da es zunehmend Probleme mit dem Absatz bekam versuchte man im Vertrieb  einen  neuen Weg durch eine gemeinsame Vertriebsorganisation mit der Winzergenossenschaft Donnerskirchen. 1985 stieg zwar der Flaschenweinverkauf, dann aber folgte der "Weinskandal" . Die Winzergenossenschaft Pöttelsdorf war zwar nicht beteiligt, litt aber unter dem totalen Einbruch des Exportes. Nach Turbulenzen in Donnerskirchen musste die gemeinsame Vertriebsorganisation  liquidiert werden. 1993 wurde die Traubenübernahme modernisiert. 1988 Übernahme des Vertriebs der Fürst Bismarck Flaschenweine
durch den Burgenländischen Winzerverband.1991: Errichtung einer Weinboutique im Gebäude der Kellerei. 1996: Schließung des Vertriebspartners Weinkellerei Burgenland. Der Vertrieb der
Flaschenweine wurde wieder selbst übernommen. 1998: Sanierung und Neugestaltung der Fassade im Bereich der Weinboutique und Umbau des Eingangs und Bürotraktes. 2002:
Umbenennung des Unternehmens in Domaine Pöttelsdorf

Die Firma Glatter und die Errichtung des Wirtschaftsparks

1961 wurde die Kotzbeckmühle an den damals 21 - jährigen Otto Glatter aus einer Müllerfamilie  verkauft. Dieser baute sie zu einer Futtermühle um und erweiterte sie. 1966 wurde ein neues Mischfutterwerk gebaut und neue Hallen errichtet. 1971 begannen die Arbeiten an der Pöttelsdorfer Putenfarm mit Masthallen, einer Brüterei und der Umbau des alten Winzerkellers zu einer Schlachtanlage. 1976 brannte die alte Mühle und ein Teil des Wohngebäudes ab. Das Mischfutterwerk wurde erweitert. 1978:Fusionierung des Futterwerks Otto Glatter in die Pöttelsdorfer Putenfarm GmbH und Umbenennung in Glatter Ges.m.b.H.
1980 wurde die neue Putenschlachtanlage an die Bundesstraße 50 verlegt. 1991 bis 1993 wurde ein neues Futtersilo errichtet, später der Verarbeitungsbetrieb erweitert. 1994 wurden 30 000 t Futtermittel produziert. Die Putenfarm schloss Verträge mit zahlreichen bäuerlichen Mästern. 30 Vertragsbauern liefern bereits 350.000 Puten pro Jahr, Verarbeitung von 50 to per Woche. Mitte der 1990er Jahre wurden 10 000 t pro Jahr produziert.   In der Schlachterei entstanden zahlreiche neue Arbeitsplätze. 2002 wurde Mag. Rudolf Simandl neuer Eigentümer der Glatter Ges.m.b.H.; Gleichzeitig  Gründung der Edelputen Züchter Ges.m.b.H. 2003: Die Glatter Ges.m.b.H. wird zur Pöttelsdorfer Putenspezialitäten GmbH. 2008: Übernahme durch Fa. WECH Beteiligungsverwaltung GmbH.

1991 wurde der Plan eines Gewerbegebietes erstmals erwogen. Auf Initiative von Bürgermeister Gerd Pöttschacher wurde im Anschluss an den Putenverarbeitungsbetrieb Glatter nördlich der Bundesstraße 50  ein großes Gelände gekauft und Aufgeschlossen, 1994 wurden Verträge mit ansiedlungswilligen Firmen geschlossen, die Beiträge zu den Aufschließungskosten zu leisten hatten. In jüngster Zeit siedelten sich neben den bereits bestehenden Betrieben  die Firmen Seal Maker  (hochwertige Kunststoffolien)  und die Firma Aigner Stahlbau aus Bad Vöslau an.

 

Kirche

Pöttelsdorf ist eine überwiegend evangelische Gemeinde und hat mit ihrer neugotischen Kirche ein imposantes Gotteshaus ("Dom im Wulkatal"). Die Katholiken gehören zur katholischen Pfarre in Walbersdorf, haben aber auch in Pöttelsdorf eine Kirche.

Im ausgehenden Mittelalter war Pöttelsdorf wahrscheinlich eine selbständige Pfarre. 1493 wurde ein Pfarrer erwähnt. Die Kirche könnte am Platz der katholischen Marienkirche gestanden haben und wurde vermutlich 1529 zerstört.

Zur Zeit der Reformation hatte Pöttelsdorf keine Kirche. Die Bevölkerung nahm an den Messen in Kleinfrauenhaid teil. 1588 setzte sich auch die Filiale Pöttelsdorf für die Freilassung des eingesperrten Kleinfrauenhaider Pfarrers ein. Nach den Visitationsberichten von 1597 und 1641 gehörte Pöttelsdorf als Filiale noch zu Kleinfrauenhaid. Die Grundherrenfamilie Stotzingen, die als eine der ganz wenigen in Westungarn katholisch geblieben war, hatte kein Interesse, einen evangelischen Pfarrer einzusetzen. 1641 kam das Dorf an die Ödenburger Familie Rauch, die wahrscheinlich evangelisch war. Die Visitation von 1651 zeigte, dass sich die Pöttelsdorfer "eigenmächtig" von der Pfarre Kleinfrauenhaid getrennt hätten und einen evangelischen Prediger beschäftigten. Wann genau die Kirche zwischen Pöttelsdorf und Walbersdorf von den Evangelischen gebaut wurde ist nicht bekannt. Als Pfarrer der beiden Dörfer Walbersdorf und Pöttelsdorf 1637 ein Johann Kern genannt.  Aus der Zeit nach 1650 gibt es auch Nachrichten über eine evangelische Schule. Nach einer späteren Nachricht sollen 1658 zwei Abgesandte der Gemeinde, Michael Schwendenwein und Thomas Zorn, im Hl. Römisch - Deutschen Reich Geld für diese Schule gesammelt haben.  Das Geld hätte für den Friedhof, den Gemeindekeller und ein neues Schulgebäude gereicht. Angeblich gab es damals im Dorf keinen einzigen Katholiken.   Dies geschah, obwohl der neue Grundherr Franz III. Nadasdy katholisch war und den "ganzen Unfug" abstellen wollte. Offenbar ohne Erfolg. Dass es evangelische Schulmeister gab wird auch durch zwei Eintragungen in den Agendorfer Taufmatriken belegt: Elias Fillibräm und Johannes Sinibel (Sinabel). Sinabel findet sich nach der Vertreibung 1662 in Loipersbach, wo sein "Raitt - Buch", sein Rechenbuch, nach dem er die Kinder angeblich unterrichtet hatte, erhalten blieb. Mit Johann Schneller (Schnellerus) oder Schuler hatte Walbersdorf - Pöttelsdorf einen bedeutenden Pfarrer(1649 - 1660). Dieser war zuvor Conrektor des Ödenburger Lyzeums.  Vertrieben wurde 1662 auch der evangelische Pfarrer Michael Marquart. Er war 1660 anlässlich einer Synode, die in Walbersdorf tagte, zum Pfarrer von Walbersdorf - Pöttelsdorf ordiniert worden. Ab 1662 wurden in Loipersbach zunehmend Kinder aus Pöttelsdorf und Walbersdorf getauft. Pfarrer Matthias Rosner, ein gebürtiger Ödenburger, taufte von 1662 bis 1664 63 Kinder. Im Dezember 1673 wurde aber auch die evangelische Gemeinde Loipersbach gewaltsam vernichtet. Nach der Visitation im Jahre 1674 war die Leonhardkirche jedenfalls katholische Pfarrkirche. 1683 wurde sie von den Türken verwüstet, 1685 und auch noch 1696 war sie laut Visitationsprotokoll eine Ruine. Erst 1713 wird von Reparaturarbeiten berichtet. 1792 wurde die Kirche dann abgerissen und 1794 bis 1797 im Dorf als katholische Pfarrkirche  neu gebaut.

Nach dem Übergang der Herrschaft Hornstein und damit auch von Pöttelsdorf an die niederösterreichische Kammer wurde der Verwalter der Herrschaften Pottendorf/Hornstein. Christopherus Seiwitz, beauftragt, die Pöttelsdorfer wieder für die katholische Religion zu gewinnen. Der Richter wurde 1673  nach Pottendorf vorgeladen und musste versprechen, dass er sich zum katholischen Glauben bekenne und die Kinder in Pöttelsdorf in die katholische Religion eingeführt werden. Nach seiner Rückkehr tat er aber nichts dergleichen und erwies sich als "sehr halsstarrig". Die Herrschaft machte den Vorschlag, ein oder zwei Kapuziner aus Wr. Neustadt nach Walbersdorf zu entsenden. Diese könnten die Pöttelsdorfer vielleicht bekehren. 1674 regte der Präsident der Hofkammer an, man sollte den in Walbersdorf eingesetzten Pfarrer, Pater Patritius, auch den Pöttelsdorfern als ihren Pfarrer präsentieren. Die Pöttelsdorfer sollten den katholischen Gottesdienst in Walbersdorf besuchen  und es wurde ihnen befohlen, sich "in den nächsten 14 Tagen zur katholischen Religion zu bequemen". Dies verweigerten die Pöttelsdorfer. Richter und Geschworene wurden erneut nach Pottendorf zitiert. Sie weigerten sich, katholisch zu werden, wurden über Nacht dort behalten und der kaiserliche Verwalter befahl, sie in "arrest" zu nehmen. Dem katholischen Schulmeister sollten sie eine hohe Strafe zahlen. Die Pöttelsdorfer richteten ein Gesuch an den Präsidenten der Hofkammer und baten, bei ihrem lutherischen Glauben bleiben zu dürfen. Die Kinder würden sie zur katholischen Christenlehre schicken. Wenn der katholische Pfarrer sich bemühe würde er auch die älteren Leute gewinnen. Mit dem katholischen Pfarrer wurde schließlich ein Vertrag geschlossen, der die Abgaben an diesen und an den katholischen Schulmeister  regelte und der vom Vertreter des Bischofs und einem kaiserlichen Beamten akzeptiert wurde. Schon bald zeigte sich aber, dass die Pöttelsdorfer weder gewillt waren den Anordnungen des Pfarrers zu folgen noch die Abgaben zu zahlen. Sie entschuldigten sich damit, dass die Gemeinde sehr arm wäre. Der Pfarrer klagte, dass weder die Kinder noch die Erwachsenen den Gottesdienst besuchten. Er verlangte, dass man den Dorfrichter Gillig, der die katholische Kirche hasse, zur Verantwortung ziehe. Mit der Verpfändung der Herrschaft an den Grafen Windischgrätz  im Jahre 1676 ließ der Druck auf die Pöttelsdorfer Protestanten nach.

1674 war Walbersdorf jedenfalls wieder eine katholische Pfarre, Pöttelsdorf eine Filiale. Pfarrer war ein Patricius Seywitz, später Nikolaus Kuchenitz. Katholischer Schulmeister ein Michael Vasonich aus Rohrbach.

Dass die Pöttelsdorfer evangelisch wurden und trotz der katholischen Grundherrn auch blieben war wohl zu einem wesentlichen Teil dem Umstand zu verdanken, dass im benachbarten Walbersdorf evangelische Pfarrer wirkten und eine hervorragende evangelische Schule bestand. Walbersdorf gehörte nur zu einem Teil den Esterházy, zum anderen aber Kleinadelsfamilien, die evangelisch waren und evangelische Pfarrer und Lehrer einsetzten. Die zwischen Walberdorf und Pöttelsdorf gelegene St. Leonhardkirche war lange Zeit eine Kirche der Protestanten.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Leonhardkirche wegen Baufälligkeit abgerissen und die neue katholische Kirche im Zentrum von Walbersdorf erbaut - sehr zum Ärger der Pöttelsdorfer Katholiken, die nun nach Walbersdorf gehen mussten. Sie leisteten heftigen Widerstand. Es musste ihnen zugestanden werden, dass an allen Marienfeiertagen und jeden vierten Sonntag, später an jedem dritten Sonntag,  in der Marienkapelle in Pöttelsdorf ein Gottesdienst abgehalten wurde. Die Kapelle wurde 1769 auf Veranlassung des Eisenstädter Rauchfangkehrers Pretari errichtet. In der Kapelle war ein Gnadenbild, die "Muttergottes vom Steinwurf", aufgestellt, das bald viele Wallfahrer anzog. 1797 wurde die Kirche neu gebaut. 1813 wurde die neue Kirche geweiht. Das Gnadenbild ist eine Kopie von Maria Steinwurf von Re im Tal Vigezzo im Piemont. In jüngster Zeit wurde in der Pöttelsdorfer Marienkirche eine monatliche Fatimafeier veranstaltet.

 Die Evangelischen in Pöttelsdorf überlebten die rabiate Gegenreformation der Esterhazy, weil Pöttelsdorf erst relativ spät in deren Besitz kam. In Walbersdorf wurden die Esterhazyuntertanen wieder katholisch, der andere Teil der Bevölkerung blieb evangelisch, auch nachdem die Esterhazy allmählich auch diesen Teil des Dorfes Stück für Stück aufkauften. Nach dem Toleranzpatent wandten sich die evangelischen Pöttelsdorfer 1782 an das Komitat um die Erlaubnis zur Errichtung einer eigenen Gemeinde. 1783 wurde die Genehmigung für die Evangelischen in Pöttelsdorf und Walbersdorf, 101 Familien, erteilt. Die Leistungen an den katholischen Pfarrer und Lehrer durften aber nicht geschmälert werden. Als erster Pfarrer wurde 1783 Samuel Semmelweis, Lehrer am evangelischen Gymnasium in Ödenburg, berufen. Lehrer wurde Ferdinand Atzendorfer. Sein Nachfolger war Matthias Hauer aus Loipersbach (1807 - 1839) Erst 1787 wurde die Erlaubnis zur Errichtung einer evangelischen Schule erteilt. Pfarrer und Lehrer wohnten zunächst zur Miete und auch die ersten Gottesdienste wurden in einem Privathaus abgehalten. Pfarrer Semmelweis blieb nur vier Jahre. Sein Nachfolger wurde der Ödenburger Johann Leopold von Wohlmuth (1786 - 1802).Auch seine Nachfolger Christian Tremmel  und dann Josef Kalchbrenner waren wieder aus Ödenburg. Kalchbrenner war sehr an Botanik interessiert. In Pöttelsdorf wurde sein Sohn Karl geboren, der in Agendorf, wohin Kalchbrenner berufen wurde, aufwuchs. Karl Kalchbrenner wurde ebenfalls Pfarrer und als Pflanzengeograph und Pilzkundler einer der berühmtesten Gelehrten seiner Zeit. 1810 wählte die Gemeinde Samuel Neudherr, Professor am Ödenburger Lyceum, zum Pfarrer gewählt. 1819 ging er nach Stoob. Pfarrer in Pöttelsdorf wurde Leopold Wilhelm von Artner, dann 1839 Johann Atzendorfer, Sohn des Pöttelsdorfer Lehrers. 1856 wurde, da Atzendorfer erkrankt war, der Oberschützer Johann Georg Ratz einen Administrator, 1867 Pfarrer. Auch Ratz war häufig krank und hatte mit seiner Gemeinde einige Probleme. 1884 legte er sein Amt nieder. Nachfolger wurden Johann Horvath, Karl Frank und schließlich Eugen Gura, unter dem die neue Kirche errichtet wurde. Nach Christian Hildebrandt wurde Josef Schroedel Pfarrer und blieb bis 1949 im Amt.  1785 wurde das Pfarrhaus errichtet. Es wurde erst 1975 umgebaut und den heutigen Bedürfnissen angepasst. 1798 wurde ein neues Schulhaus gebaut, 1807 die Lehrerwohnung ausgebaut.  1686 konnte ein Bethaus eingeweiht werden. Es war zunächst recht einfach. Erst 1818 wurde die Sakristei gebaut. Die Ausstattung der Kirche nahm noch Jahrzehnte in Anspruch. Den Taufstein spendete 1862 der Hirmer Zuckerfabrikant Rothermann. Eine Glocke wurde zunächst auf einem hölzernen Glockenstuhl angebracht.

1863 wurde ein Turmbaufonds gegründet, die Kirche aber war einsturzgefährdet. Ab 1884 wurden regelmäßig Beiträge für einen Kirchenbaufonds eingehoben. 1894 wurde der Bau einer neuen Kirche beschlossen. 1900 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt. Die Pläne zeichnete der Wiener Architekt Ludwig Schöne. 1901 wurde die neue Kirche eingeweiht. Das Erdbeben von 1972 richtete am Turm Schaden an. 1983 erfolgte die Außensanierung und in jüngster Zeit unter Pfarrer Holzkorn die beispielhafte Innensanierung. 1878 wurde ein neues Schulhaus gebaut, das heute als Gemeindehaus genützt wird. Der neue Friedhof war zunächst nur den Evangelischen vorbehalten. Die Gemeinde übernahm schließlich den Friedhof und errichtete eine Leichenhalle. 1932 wurde eine Predigtstation in Sauerbrunn eingerichtet. Daraus wurde die Tochtergemeinde Sauerbrunn. Eine wichtige Rolle im evangelischen Gemeindeleben spielten immer die Lehrer, etwa Karl Kondor, Friedrich Kappel und August Kleinrath, in jüngster Zeit die Religionslehrerin Ida Ferstl.

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Quellen

  • Landestopographie, Band III, Bezirk Mattersburg, 3. Teilband
    725 Jahre Pöttelsdorf. 1996